Guten Abend

Also in letzter Zeit bin ich echt von mir selbst überrascht wie schnell alles so von der Hand geht. Dieses Kapitel ist nicht mal eine ganze Stunde alt und ich habe nur einen halben Tag gebraucht es fertig zu stellen stolzis

Es ist auch mit abstand eines der etwas besseren Kapitel, vor allem gegen Ende des Kapitels wird es sehr bedrückend und traurig, aber lest lieber selbst ehe ich alles vorher schon ausplaudere.

Kapitel 34.

sógi – Streit, Zwist

„Nein… wartet… ihr könnt nicht…" murmelte Feli, doch die beiden Hobbits hatten es nicht gehört. Selbst wenn sie noch im Raum gewesen wären hätten sie es nicht gehört. Felis flüstern war so leise, dass es einem Windhauch glich. Das rennen der zwei Fußpaare über den Korridor entfernte sich immer schneller, wurde leiser und erstarb schließlich, als hätte jemand den Ton an einer Anlage auf Lautlos gedreht.

Das durfte doch alles nicht wahr sein, was hatte sie nur gesagt? Aber viel schlimmer war die Frage nach dem was sie ANGERICHTET hatte mit dem was sie gesagt hatte?

Der kalte Boden unter ihr konnte ihr keine Antwort darauf geben, aber er konnte dafür sorgen langsam wieder in die Realität zurück zu finden.

Hektisch begann sie ihre Schläfe zu Massieren während die andere Hand nach der Bettkante tastete. Sie hatte mal wieder alles Falsch gemacht ohne wirklich etwas dafür zu können oder nur im Ansatz dies gewollt zu haben. Die Hand spürte nun den groben Stoff der Decke und fest klammerte sie sich daran, krallte sich regelrecht in ihn hinein während sie begann ihre Beine zu ordnen.

„Fräulein Feli, bitte, ich helfe euch…" murmelte Elrond, der seinen ausgestreckten Arm wieder zurückgezogen hatte und sich nun nach ihr herumdrehte. Er streckte eine Hand vor und griff unter ihre Achseln.

Feli wurde schwarz vor Augen als sie die Füße endlich unter ihren Körper schob und versuchte ihre Beine zum Aufstehen zu zwingen. So schlimm war es beim letzten Mal nicht gewesen, bemerkte sie nebenbei – aber beim letzten Mal hatte sie auch nicht solche Schmerzen ausstehen müssen. Aber um Himmels Willen es waren doch nur Schmerzen aus der Erinnerung heraus, wieso konnte sie diese überhaupt spüren? War das überhaupt wichtig in anbetracht der Situation? Feli entschied das es nicht wichtig war und sie hier nicht in einem Kursus war in dem die Frage nach dem Schmerz und seinem Ursprung diskutiert wurde.

Ihre Beine waren wie Pudding und nichts wünschte sie sich sehnlicher als sich jetzt auf das weiche Bett setzen zu können, aber dafür blieb keine Zeit.

Elrond, der seinen griff um ihren Arm verstärkte und sie damit noch immer stutzte, dirigierte sie zu Pippins Bett.

„Nein… nein… sie müssen den beiden nach… bitte… sie laufen… laufen in ihr verderben." murmelte Feli während der Raum sich um sie drehte und sie gegen das Verlangen ankämpfen musste sich zu setzen. Aber wenn sie sich jetzt hinsetzte würde sie so schnell nicht mehr aufstehen können.

Elrond hörte nicht zu und baute sich stattdessen vor ihr auf, wollte sie zum Hinsetzen zwingen.

„Setz dich erstmal, Fräulein Feli. Du bist bleich wie das Laken."

Aus den Augenwinkeln konnte sie erkennen wie Bilbo sich näherte, mit besorgtem Blick. Nein nein, das war doch alles ganz falsch. Sie musste den beiden dummen Hobbits nach die Hals über Kopf hinaus gerannt waren.

„Lassen … lassen sie mich, Herr Elrond. Helfen sie den beiden… helfen sie nicht mir… Sie müssen ihnen nach… sie laufen in ihr verderben" murmelte Feli verzweifelt und ließ endlich die Decke los. Kraftlos wanderte ihr Arm empor und ihre Finger schlossen sich um sein Handgelenk. Sie keuchte bei dieser Anstrengung, doch sie war eisern nicht eher Ruhe zu geben als bis Elrond endlich ihrem Wunsch entsprach. Entschlossen blickte sie nun empor, ihre Knie begannen bereits einzuknicken und sich aufs Hinsetzen einzustellen, doch diese Ruhe gönnte Feli ihnen nicht.

„Lassen sie mich los, ich werde sie jetzt von dieser Dummheit abhalten…" zischte sie während der kalte Schweiß in ihr ausbrach.

Die Macht des Ringes hatte sehr an ihren Kräften gezehrt, aber sie war dennoch fest entschlossen die beiden Hobbits von ihrem ersichtlichen Vorhaben abzubringen.

„Was meinst du damit, Fräulein Feli?" murmelte nun Elrond während Feli unter Aufwendung ihrer sämtlichen Kräfte seinen Arm von ihren Achseln entfernte.

Mit einem einzigen Ruck drückte sie ihre Knie durch und stand aufrecht vor dem Bett während Elrond einen Schritt zurücktaumelte.

„Fräulein Feli, du kannst doch nicht…" rief er erschrocken als diese sich langsam und bedächtig in Bewegung setzte, langsam auf das Ende des Bettes zutaumelte und schließlich dort zum stehen kam, keuchend Luft holte und die Tür ins Visier nahm.

Die Entschlossenheit und diese kurze Strecke ließen ihren Kreislauf wieder einigermaßen anlaufen und das Schwindelgefühl ließ nach.

„Fräulein Feli, bitte… ich werde ihnen nacheilen, aber bitte setzt euch hin…" begann er, legte eine Hand auf ihre Schultern, die sie jedoch rüde abschüttelte.

Sie fühlte sich miserabel, denn sie war Schuld an dem ganzen, aber sie konnte die Hobbits nicht einfach in der Nacht gehen lassen… weil… weil ihr etwas eingefallen war, das sie, während sie in die Gedanken Pippins hinein blickte, erkannt hatte. Sie bereute nicht zum ersten und bestimmt nicht zum letzten mal diesen Ring überhaupt jemals erhalten zu haben aber noch mehr bereute sie dass sie sich von ihm hatte hinreissen lassen ihn zu benutzen…

Mit einem schwerfälligen Ruck stieß sie sich von der Bettkante ab und richtete ihren Blick auf die Tür zu, die noch immer halb geöffnet das Licht der flackernden Fackeln hinein ließ während die Kerzen hier in diesem Raum leicht flirrten. Es war bereits dunkel.

Schlafenszeit! Alle Kinder müssen jetzt ins Bett. glitt es Zusammenhangslos durch Felis Gedanken hindurch. Bilbo beobachtete sie während er auf seinem Stock gestützt ein paar Meter neben ihr stand.

Mit jedem weiteren taumelnden Schritt wurden diese fester und sie fühlte sich nicht mehr so matt. Es war tatsächlich so dass ihr Kreislauf sehr weit runter gegangen sein musste als sie mit Hilfe des Ringes in die Gedanken von Pippin eingetaucht war. Vielleicht lag es daran dass sie dieses Mal sich so sehr auf einen einzigen Gedanken konzentrierte, vielleicht lag es an den Schmerzen… ach zum Teufel damit woran es lag… es gab im Moment wichtigeres.

Sie erreichte den Türrahmen und hielt sich daran fest. Sie keuchte nicht mehr, aber das Schwindelgefühl war wieder zurückgekehrt.

„Bitte, Herr Bilbo, halten sie sie auf!" meinte nun Elrond doch Bilbo schüttelte nur mit dem Kopf während der Elb nun schnellen Schrittes näher kam.

„Lasst sie gehen, sie will es so… sie will ihnen helfen und ich weiss auch warum sie es will."

Er stellte sich den verdutzten Elben in den Weg während Feli langsam aus dem Raum heraus glitt, mit jedem Schritt festigte sich ihre Entschlossenheit ebenso wie ihr Kreislauf. Ihr Herz schlug nicht mehr so schnell und ihr Atem normalisierte sich.

„Ich verstehe das alles nicht. Warum?" rief Elrond nun und wollte an Bilbo vorbei, doch dieser stellte ihm den Spazierstock in den Weg.

„Hier geht es um Schulden begleichen und sie will sich dabei nicht helfen lassen. Es ist ihre Entscheidung." Raunte nun Bilbo während Feli gänzlich auf den Flur verschwand und der Schatten mit ihren tapsenden Schritten kleiner und leiser wurde…

Feli hörte draußen auf dem Korridor noch das Wortgefecht dass sich im Krankenzimmer abspielte, aber sie achtete nicht auf das was gesprochen wurde. Sie konzentrierte sich darauf so schnell wie möglich ihr Zimmer zu erreichen und die beiden Hobbits von ihrem Vorhaben abzubringen, aber in diesem Tempo würde sie es niemals schaffen.

Noch immer hangelte sie sich an der Wand entlang, die kühle spendende Wand und die kühle die durch ihre dünnen Schuhe hindurch glitt… und die kühle die um ihre Beine und Arme herumwaberte und sie zwickten und angriffen und ihre Glieder wieder belebten.

Aber es reichte bei weitem noch nicht aus.

Der kalte Schweiss rann ihr an den Schläfen entlang und sie sah ein dass es keine andere Möglichkeit gab.

Alle Vöglein fliegen hoch… glitt es ihr wieder zusammenhangslos durch den Sinn während sie eine Hand von der Wand löste und sich mit der anderen so weit wie es nur ging in den Gang hinein schubste. Wieder wurde ihr schwindelig, kurz flackerte eine Fackel an der Wand und sie dachte: Der Ring liegt noch im Krankenzimmer, ehe sie den freien Arm hob und in den Unterarm hinein biss.

So hatte sie es oft schon getan, besonders früher als sie ein kleines Kind gewesen war. Es war eines der besten Methoden inneren Schmerz zu bekämpfen, aber heute wollte sie etwas anderes erreichen, nämlich aus diesem Dämmerzustand erwachen.

Und es klappte. Sofort rissen ihre beiden Augen weit auf während sämtliche Glieder erwachten und die Kälte um sie herum mehr als Wirklichkeit wurde.

Sie spürte jetzt sogar den Schweiss wie er auf ihrer Haut perlte und herabrollte.

Sie spürte wie die Nervenenden in ihrem Kopf Alarm schlugen und sie nahm den Arm aus dem Mund. Tiefe dunkle spuren zeichneten sich in der Haut ab, aber sie achtete nicht darauf, löste die andere Hand von der Wand und beugte ihren Oberkörper nach vorne. Wie ein 100-Meter Sprinter, der einen Kaltstart hinlegte setzte sie sich in Bewegung…

„Sam, warte auf mich, bitte bleib stehen!" rief nun Frodo der während des Laufens wieder zur Besinnung gekommen war. Er hatte mühe seinem Freund zu folgen, denn der war aufgrund seiner gärtnerischen Aktivitäten schon seit jeher in besserer Form gewesen als er.

So war es auch jetzt. Beinahe sechs Hobbitlängen vor ihm rannte Sam als wäre ein leibhaftiger Ork hinter ihm her.

Es war bereits das vierte oder fünfte Mal dass er Sam zum Anhalten bewegen wollte, doch dieser hörte nicht auf seinen Freund und lief immer weiter, immer schneller, schien sogar ein Ziel vor Augen zu haben.

Sie kamen der großen breiten Treppe näher, genau die über die Feli noch bis vor nicht einmal einer ganzen Stunde mit Pippin im Arm verzweifelt nach oben gelaufen war.

Sam drehte sich herum, behielt aber aus den Augenwinkeln die Treppe im Blick.

„Bitte, Herr Frodo, ihr müsst mir verzeihen… ich kann nicht anders… ich muss zu meiner Rosie und meiner Elanor…"

Frodo verstand was Sam meinte, vermutlich sogar noch besser als sein Freund glaubte, aber trotzdem wollte er hingegen seiner ersten Reaktion nichts überstürzen.

„Bitte Sam, bleib stehen. Du weißt doch gar nicht ob es wirklich im Auenland passiert ist. Vielleicht ist Pippin auf seiner Reise hierher einer Horde Orks begegnet…" begann Frodo zu vermitteln. „Bitte, bleib stehen, hör dir doch erstmal an was Feli zu sagen hat…"

Doch damit hatte er einen wunden Punkt bei Sam getroffen. Am oberen Ende der Treppe blieb er stehen, so abrupt stehen, als wäre er gegen eine Wand gelaufen. Leicht taumelte er zurück, wäre beinahe über die erste Stufe hinaus getreten und wäre somit die Treppe hinunter gefallen.

Mit einem mehr als wütenden Gesichtsausdruck drehte er sich zu seinem Freund und Herrn herum während er seine Hände zu Fäusten ballte und sein Brustkorb sich schnell auf und ab bewegte.

Solch einen Anblick war er von Sam nicht gewohnt, deshalb blieb Frodo nur zwei oder drei Hobbitlängen von seinem Freund entfernt stehen und keuchte erschrocken, seine Augen weit aufgerissen.

„Bitte nennt mich nicht unhöflich, Herr Frodo, aber so langsam kann ich es nicht mehr hören! Immer heisst es nur Fräulein Feli hier und Fräulein Feli da… es ist zum aus der Haut fahren! Seit dem dieses Mädchen von was weiss ich wo her gekommen ist tanzt alles nach ihrer Pfeife. Für mich ist sie lediglich ein Unglücksmagnet der euch mehr schadet als nützt, Herr Frodo und ich wäre euch sehr dankbar, wenn ihr euch nicht gegen mich stellt und mich stattdessen unterstützt. Was wollt ihr denn noch mehr hören? Wie sehr das Auenland schon zerstört ist? Wie viele Todesopfer es bereits gegeben hat während wir hier herumsitzen und… und ihr euch nicht entscheiden könnt ob bleiben oder gehen? Es ist doch zum aus der Haut fahren, Herr Frodo! Sie geht uns nichts an und wir gehen sie nichts an und genau deshalb werden wir heute Nacht das erstmal seit langem etwas tun was wirklich etwas bringt, uns ein Pferd nehmen und zurück ins Auenland reiten um zu helfen. Vom Herumsitzen habe ich noch nie was gehalten, genauso wie von unbekanntem Zauber … und das Fräulein vereint beides zugleich in sich!" Sam schnaufte bei diesen harschen Worten und Frodo konnte seine Zähne im flackern der Fackeln sehen. Sein Haar hing ihm wirr ins Gesicht, der Schatten warf sich lang über den ganzen Boden hinweg.

Frodo blickte seinen Freund mit traurigen Augen an und flüsterte erschüttert: „Bitte Sam, das kann nicht dein ernst gewesen sein was du gerade gesagt hast…"

Der Hobbit stampfte erbost mit dem Fuß auf und rief: „Und ob es mein ernst war, Herr Frodo!" seine Arme vibrierten im Takt mit seinen panikartig weit aufgerissenen Augen. Die Angst stand ihm quer über das Gesicht geschrieben.

„Sam ich kann dich verstehen dass du Angst um deine Frau und deine Tochter hast, aber es rechtfertigt nicht dieses Urteil über Fräulein Feli. Sie hat sich selbst angeboten uns zu helfen, sie selbst hat Pippin gefunden und ihn hergebracht, sie selbst hat in die Gedanken von Pippin hinein gesehen und die gleichen Schmerzen erlitten wie er selbst… ist das denn gar nichts?"

Sam beleckte seine Lippen schien kurz zu schwanken unter den Worten seines Herrn, doch schließlich lichtete sich sein Blick und er seufzte einmal laut auf während er die steile Treppe hinab blickte.

„Herr Frodo… das was ich sage werde ich nur einmal sagen und danach könnt ihr entscheiden ob ihr mich begleiten wollt oder zu eurem Fräulein zurückkehren wollt…" er drehte sich herum und sein Blick war eiskalt. „Ist euch denn noch gar nicht aufgefallen dass die ganzen Probleme erst anfingen als das Fräulein hier aufgetaucht ist? Ist euch schon mal in den Sinn gekommen dass sie der Auslöser für diese ganzen Probleme ist? Ich für meinen Teil glaube das… und genau deshalb misstraue ich ihr nach wie vor. Der zustand in der letzten Zeit war nur eine art Waffenstillstand, euch zuliebe… aber ich kann nicht mehr schweigen… ich habe Angst um meine Frau und mein Kind." Sams Blick schwankte zwischen Trauer und Verzweiflung. „Habt ihr denn keine Angst um Merry und um die anderen aus dem Auenland?"

Und mit diesen Worten drehte sich Sam herum und glitt ohne sich noch einmal umzusehen die Treppe hinab, ließ seinen Herrn oben stehen und schnell verschwand er aus seinem Gesichtsfeld.

Frodos Hände hatten sich zu Fäusten geballt und er spürte wie sich alles um ihn herum drehte. Hatte er sich so sehr in seinem Freund getäuscht, oder war sein Freund der einzige der erkannt hatte was es mit dem Fräulein wirklich auf sich hatte? Seine Gefühle schwankten zwischen Angst, Hilflosigkeit, Verzweiflung und einer unbändigen Wut die in ihm aufgekeimt war. Was sollte er nun tun? Er drehte sich herum blickte den Weg zurück den sie beide gekommen waren, erst danach glitt er auf die Stufen zu und blickte seinem Freund nach. Er hatte bereits die Hälfte des Weges geschafft.

Sie hatten so vieles durch gestanden, hatten so vieles Vollbracht… damals, während er den Einen bei sich getragen hatte, hatte er so gut wie nie auf seinen Sam gehört. Unruhig biss er sich auf die Unterlippe und entschlossen zogen sich seine Augenbrauen zusammen.

Vielleicht, vielleicht sollte er nur ein einziges Mal auf seinen Freund hören und ihnen beiden dieses Mal eine Menge Ärger ersparen. Vielleicht war es ja so wie Sam sagte: sie war vielleicht das Medium, der Auslöser für all diese Probleme und vielleicht war es am besten ihr den Rücken zu kehren.

Ein letztes Mal dachte er nach, und seine Gedanken kreisten um das Auenland, das gab ihm den letzten Stoß in die vermeidlich richtige Richtung.

„Warte Sam! Warte auf mich!" schrie er die Treppe hinab, sein Freund hatte das untere Ende fast erreicht als er selbst sich in Bewegung setzte und die ersten Stufen hinab stieg.

Schon wenige Augenblicke später erreichten beide die Ställe und überraschten den Elb, der sich gerade um das verletzte Pferd von Pippin kümmerte.

Ein vielstimmiges Wiehern empfing sie, der Geruch nach Pferd, Heu und Holz war durchdringend.

„Hey, bitte nicht so stürmisch, ihr verschreckt das arme Tier." flüsterte der elbische Stallmeister mit dem Namen Roch. Er war ein wirklich friedlicher und angenehmer Zeitgenosse, aber wenn jemand einem Pferd schadete konnte er zu einer Bestie werden.

Die Hobbits taten als hätten sie es nicht gehört und kümmerten sich nicht darum, aber immerhin waren sie nun leise.

Der Stallmeister schüttelte den Kopf als die beiden Halblinge an ihm vorüber glitt und zu den Boxen mit ihren eigenen beiden Ponys gingen.

„Ich finde es gut dass ihr es euch noch einmal anders überlegt habt, Herr Frodo."

Die Erleichterung war deutlich aus Sams Worten herauszuhören, doch seinen Freund beschlich immer mehr das undeutliche Gefühl sich in etwas verrannt zu haben. Doch die Angst um das Auenland und die vielen Freunde dort ließen dieses Gefühl in seinem inneren klein und unbedeutend aussehen.

Quietschend öffnete sich die erste Stalltür. Sam hielt Frodos Pony Calen an den Zügeln und führte es aus seiner Box heraus.

„Hier, nehmt es und führt es raus, ich kümmere mich um mein eigenes." murmelt Sam und öffnete flink die Stalltür direkt daneben während Calen an Frodos Zügeln leise schnaubte und anscheinend alles andere als begeistert war nachts aus seinem Stall geholt zu werden.

Sein Gefühl war mittlerweile angeschwollen zu einem bitteren Geschmack auf der Zunge und machte sich so bemerkbar. Er wollte noch ein letztes Mal einlenken.

„Sam… bitte versteh mich nicht falsch, aber meinst du es ist eine gute Idee ohne Proviant und Waffen einfach so los zu reiten?" murmelte Frodo und er sah aus den Augenwinkeln dass der Stallmeister einen prüfenden Blick zu ihnen herüber warf.

Sam drehte sich ruckartig herum und seine Augen funkelten im Licht der flackernden Fackeln. Frodo wich, ohne es zu bemerken, leise ein Stück zurück.

„Glaub mir, ich war auf so etwas vorbereitet…" er griff in den Stall seines Ponys hinein und zog zwei Kurzschwerter und zwei Umhänge hervor.

Frodos Augen zogen sich wieder zusammen.

„Sam…das sieht ja aus als hättest du es geplant…" entsetzt blickte er seinen Freund an. Dieser konnte sich ein lächeln nicht verkneifen und zog seinem Pony das Zaumzeug auf.

„Bitte versteht mich nicht Falsch Herr Frodo, aber ich beobachtete Fräulein Feli schon seit einer ganzen Weile. Sie hat heimlich Essen und Waffen hier bei den Ställen in einen kleinen Rucksack verstaut. Ich hab sie eines Tages zufällig dabei beobachtet. Da ich mir dachte dass sie früher oder später davon reiten will, hätte ich euch dann spätestens davon berichtet und wir hätten ihr gleich folgen können, denn etwas anderes hättet ihr ja sowieso nicht im Sinn gehabt." die letzten Worte kamen etwas erbost und giftig hervor was wohl auf die letzten Ereignisse zurück zu führen war.

Aber es bewirkte immerhin dass sich Frodos Blick erhellte und seine Augen sich stattdessen weiteten. „Sam…du… du hast es gewusst… und mir nichts davon erzählt?"

Dieser seufzte ergeben und griff nach den Zügeln seines Ponys, es schnaubte noch erboster als Frodos Pony und trat unruhig von einem Huf auf den anderen.

„Ja… ich habe davon gewusst, aber ich wusste wie ihr reagieren würdet, deshalb habe ich nichts gesagt. Ihr hättet sie zur Rede gestellt und dadurch wäre alles nur noch schwieriger geworden, versteht ihr? Aber jetzt ist es sowieso egal…jetzt ist es nicht mehr Wichtig!" sagte er mit Nachdruck. Er schob sich an seinem Herrn vorbei ohne ihn anzusehen und zog das Pony hinter sich her, steckte das Kurzschwert in seinen Gürtel und warf sich den Umhang über die Schultern.

Der Stallmeister hatte aufgehört sich um das Pferd zu kümmern und starrte den kleinen Hobbit an, der ruhigen Schrittes an ihm vorüber glitt und ihn nicht weiter beachtete.

„Hat Herr Elrond euch erlaubt so spät noch auszureiten?" fragte er schließlich weil er ein Neugieriger Elb war der seine Neugierde selten zügeln konnte. Mit dieser Frage stieß er jedoch bei Sam auf taube Ohren. So drehte er sich Frodo entgegen der starr vor erstaunen und Überrumpelung seinem Freund hinterher blickte. Er hielt noch immer das Kurzschwert und seinen Umhang in der einen und die Zügel des Ponys in der anderen Hand.

Langsam setzte er sich in Bewegung… mit den Zügeln des Ponys in der Hand während er mit der anderen erst das Kurzschwert in den Gürtel steckte und mit der anderen umständlich seinen Umhang umwarf.

Er konnte es nicht fassen, war er denn von allen auf der Welt der einzige der immer erst ganz zum Schluss erfuhr was Sache war? Alle hatten anscheinend alles gewusst, nur er nicht… seine Wut steigerte sich und er folgte Sam… jetzt aber nicht mehr aus dem Grund ihn ins Auenland zu begleiten sondern um ihn zur Rede zu stellen…

Draußen stand bereits, eingehüllt in den dunklen Mantel der Nacht, Elrond mit einer Fackeln in der Hand um die Nacht zu vertreiben und unweit hinter ihm konnte er Bilbo erkennen, der sich aber eher durch sein drittes Bein bemerkbar machte als alles andere.

„Bitte, ihr dürft es nicht überstürzen… bleibt doch noch, wartet wenigstens bis morgen früh… ich werde inzwischen eine Depesche entsenden und um Hilfe bitten…" begann Elrond, doch Frodo konnte erkennen dass Sam seinen Kopf empor reckte und den hohen Herrn der Elben anstarrte.

„Bitte, Herr Elrond, geht mir aus dem Weg… ich muss ins Auenland, ich kann nicht mehr länger warten!" die Entschlossenheit und Härte in seiner Stimme ließ den hohen Elben zurückweichen und Frodo näher heranrücken.

„Bitte Sam, überlege es dir doch noch einmal…" er verschob das klärende Gespräch auf später, erstmal musste er ihm diesen Irrsinn aus dem Kopf treiben. Es war Wahnsinn bei Nacht los zu reiten.

Sam ließ seinen Kopf kreisen und drehte sich halb zu ihm herum. Sein blick war flehendlich, beinahe ängstlich, als wolle er sagen: Bitte steh du mir wenigstens bei, sonst habe ich niemanden mehr…

Frodo schluckte schwer an dem Bitteren Geschmack in seinem Mund während er langsam auf Sam zukam.

Dieser griff bereits nach dem Sattel und schwang sich auf den Rücken seines Ponys. Erst als er bereits oben saß drehte er sich herum. „Wirst du mich begleiten und mir beistehen oder wirst du hier bleiben und weiter warten und nachdenken?" diese Worte waren wieder so untypisch für Sam das Frodo erneut schluckte und die Zähne aufeinander biss.

„Bitte… Sam… bei Nacht…los reiten…" begann er stockend, doch die Angst in seinem Inneren um das geliebte Auenland keimte wieder auf, brachte frischen Wind in die Segel die bereits halb gesetzt war und Richtung Heimat wiesen.

„Tut was ihr nicht lassen könnt, ihr törichten Hobbits, aber glaubt ja nicht dass es niemanden hier gibt der es nicht mit deiner Sturheit aufnehmen könnte, Samweis Gamdschie!"

Bilbo hatte gesprochen. Alt und gebrechlich wirkte er als er nun so klein und unbedeutend neben dem hohen Elben stand, schwer auf sein drittes Bein gestützt, aber seine Augen verrieten unnachgiebige Härte.

Frodo blickte unschlüssig von einem zum anderen, was überwiegte, der Verstand oder die Angst? Verstand oder Angst? Verstand oder Angst… Seine Augen glitten immer wieder von Bilbo zu Sam und wieder zurück.

„Mein Junge, wieso reitest du wild drauf los wenn du noch nicht einmal die ganze Geschichte kennst…? Von Samweis habe ich nichts anderes erwartet, aber du…" begann nun Bilbo mit dem festen Blick auf Frodo gerichtet.

Dieser zuckte etwas zusammen und wich dem Blick davon. So genau wusste er es ja selbst nicht und letztendlich schwankte er auch zwischen Zweifel und Verstand…

Sein Blick glitt wieder zu Sam herüber und sein Verstand schwankte im schweren Sturmwind, verlor den Kampf, die Angst überwiegte… die Angst um das Auenland, dass es schon wieder dem Erdboden gleich gemacht wurde, wie damals, nachdem Saruman sich dort eingenistet hatte wie eine fette Made in den unverdorbenen Speck. Er führte sich das Bild von damals vor Augen als sie begonnen hatten alles wieder aufzurichten, alles wieder aufzubauen und gerade erst alle Felder wieder bestellt werden und alle Trümmer beseitigt werden konnten und natürlich dass jetzt erst alles was vorher Grün gewesen war erst jetzt wieder Grün geworden war.

Er wollte nicht noch einmal durch das grausam entstellte Auenland wandern und von heftiger Wut und Traurigkeit gepackt werden… er wollte das alles so blieb wie es jetzt war.

Entschlossen griff er nach dem Sattel, glitt mit dem Fuß in den Steigbügel hinein und schwang sich auf den Ponyrücken.

Auf Sams Gesicht breitete sich Triumph und auch Erleichterung aus.

„Danke Herr Frodo, ich wusste dass auf euch Verlass sein würde."

Mit diesen Worten begann er sein Pony Richtung Torbogen zu lenken, genau der gleiche Torbogen den Legolas, Gimli und all die anderen Freunde noch vor wenigen Wochen durchschritten hatten.

Frodo folgte ihm, doch der bittere Geschmack blieb in seinem Mund.

Elrond und Bilbo blickten den beiden traurigen, aber dennoch zu allen entschlossenen Gestalten hinterher ohne noch einen weiteren Versuch zu unternehmen sie aufzuhalten. Es würde sowieso keinen Sinn ergeben. Bilbo, der alte und ergraute Hobbit stöhnte gequält auf und schwankte in seiner Standhaftigkeit. Gerade wollte er losgehen und seinen geliebten Neffen aufhalten, aber dieses Mal war es Elrond der ihn aufhielt, eine Hand in seinen Weg stellte. Erstaunt blickte der alte Hobbit empor und der Elb schüttelte leicht den Kopf.

Seine Hand glitt nun empor und wies auf etwas bei den Ställen, das Bilbo aber nicht erkennen konnte, weil es zu dunkel war. Aber immerhin hörte er ein Knirschen und sah etwas Schemenhaftes vorbei huschen…

„Wenn wir jetzt aufbrechen, Herr Frodo, dann werden wir wohl das schlimmste noch verhüten können." sagte Sam zuversichtlich und schaute sich nach seinem Herrn um der betrübt im Sattel saß und sich überhaupt nichts mehr sicher war.

Seine Gedanken und Gefühle trudelten durcheinander wie in einem Wirbelsturm. Teils war er wütend auf sich selbst, teils war er wütend auf Sam, weil er ihn überrumpelt hatte, und auch angelogen…

Er hob langsam seinen Kopf empor und sein Blick heftete sich auf Sams. Die Pferde schnauften, sie waren dem letzten Torbogen nicht mehr fern, nur noch ein paar Hufschläge. Dunkler schien es dort draußen zu sein, aber es konnte natürlich auch Einbildung sein, weil es nur noch zwei Fackeln am Torbogen gab und dann war Bruchtal zu Ende…

Frodo setzte nun an etwas zu sagen, ihn, seinen Freund zur rede zu stellen, als mit einem mal der Busch neben dem Torbogen heftig anfing zu Schütteln. Sie hörten das Rascheln der Blätter wie eine giftige Natter die auf Beutezug aus war und nun ihren Opfern auflauerte, dabei unbeachtet ließ dass die Opfer sie hören konnten.

Die Ponys wieherten erschrocken und wichen rückwärts aus, versuchten auszubrechen, doch die beiden Hobbits waren gute Reiter und so hielten sie die Ponys am Zaumzeug fest während aus dem Busch eine Gestalt auftauchte und sich vor den Torbogen aufbaute.

„Bitte ich flehe euch an, geht nicht… ihr seit nachts ausgeliefert und wie auf dem Präsentierteller." Schnaufte die Gestalt die sich als Feli entpuppte. Ihre Brust hob und senkte sich, sie hatte sich wirklich beeilt, aber das Schwindelgefühl und die Kraftlosigkeit waren erst gewichen als sie sich zum fünften Mal selbst biss.

Beide Armen waren nun mit Kratz und bisswunden übersäht, aber sie hatte jetzt endlich ihre alte Stärke zurück gewonnen. Die Zeit ihre Kleidung zu wechseln hatte sie sich nicht gegönnt, obwohl sie darin schwitzte und aussah als hätte sie jemanden Umgebracht.

Wirr hingen ihr die schwarzen Haare ins Gesicht und in ihr Blickfeld hinein, durchtränkt vom Schweiß. Ihre Augen vibrierten ängstlich und glitten von einem zum anderen. Ihre Arme waren nach beiden Seiten ausgestreckt und bildeten eine unüberwindliche Mauer zwischen Bruchtal und der tiefen schwärze der Nacht.

Sams Griff um die Zügel herum verstärkte sich und er drehte seinen Kopf, blickte zu Elrond und Bilbo herüber.

„Deshalb habt ihr uns nicht aufgehalten. Ihr habt gewusst dass sie kommen wird…" schrie er erbost und sein Kopf drehte sich wieder nach vorne, er beleckte die Zähne und stierte auf Feli herab.

„Geh weg da, du verstehst das nicht, Fräulein!" fauchte er unnachgiebig. Die Angst um seine Familie hatte ihn blind werden lassen für alles… selbst sein Anstand war ihm abhanden gekommen und Frodos Blick glitt verwirrt von einem zum anderen.

„Oh und ob ich das verstehe!" schrie Feli entschlossen zurück. „Ihr beide rennt Hals über Kopf in euer verderben und das lasse ich nicht zu!"

Frodos hilfloser Blick glitt zu Sam herüber dessen Augen nun funkelten vor Zorn.

„Geh aus dem Weg oder ich vergesse mich!" schrie er entschlossen.

„Aufhören, sofort aufhören…" schrie nun Frodo dazwischen und wurde beinahe wahnsinnig. Beide waren seine Freunde, beide hatte er ins Herz geschlossen, aber jetzt benahmen sie sich wie Feinde… nein so ganz stimmte das nicht, nur Sam benahm sich so merkwürdig.

Sein Freund glitt mit dem Blick zu ihm herüber und er wurde weicher. An seinen Augen konnte er ablesen dass es ihm Leid tat wie er gerade gesprochen hatte.

„Nein, bitte Sam, du verstehst nicht. Ihr könnt nicht bei Nacht los reiten, ihr wisst doch gar nicht was ich genau gesehen habe und deshalb erzähle ich es euch sofort: Ich sah wie die Orks hinter Merry und Pippin her waren, sie es beide mit letzter Kraft zu den Ställen schafften bei dem…" ,sie überlegte kurz, "Brandyschloss… ja so hiess es. Dort setzte Merry Pippin auf ein Pferd und sagte ihm er solle Hilfe holen, hier in Bruchtal, doch leider wurde er von drei Orks verfolgt und einer von ihnen verschoss einen Pfeil und der traf Pippin und ab da endeten die Erinnerungen. So wie es aussieht haben sie ihn verfolgt und beinahe getötet, aber er schaffte es bis hierher. Aber der Grund warum ihr nicht gehen dürft ist dass das alles nachts geschah und … und soweit ich mich erinnere sind Orks nachts stärker aktiv als Tagsüber… bitte, ihr wisst doch nicht ob einer oder gleich mehrere Pippin gefolgt sind, seine Blutspur verfolgt haben und es bis hierher schafften. Vielleicht lauern sie ja gleich hinter dem Torbogen, vielleicht lauern sie auch ein paar Meilen weiter… aber das könnt ihr nicht wissen! Bitte, wartet doch wenigstens noch bis morgen, bis zum Tageslicht, ich flehe euch an!" wimmerte sie zum Schluss und man sah wie all ihre in den letzten Minuten gesammelte Kraft sich entlud. Ihre Arme wurden lahm, ihre Haltung gebeugt. Sie glich der Feli die sie eines Tages einmal sein würde, verbraucht, eine alte Frau. Es fehlten nur noch die grauen Haare…

Frodo lief ein Schauer über den Rücken, er selbst hatte gar nicht an diese Möglichkeit gedacht. Da musste erst das Fräulein kommen und sie beide aufklären. Sein blick glitt zu Sam herüber der mindestens genauso erschrocken dreinschaute wie er selbst.

Aber das erschütternste war wohl für Sam dass er sich mal wieder in ihr getäuscht hatte… und Frodo um ein Haar ebenfalls, so dachte Frodo jedenfalls. Sein Freund dachte ganz anders über die Sache und wie Frodo schon vermutete war der Blick im angesichts der Angst um seine Familie für Sam getrübt.

So schrie er nun erbost: „Ich glaube dir kein einziges Wort, Fräulein! Geht endlich beiseite und lasst uns passieren!"

Frodo konnte regelrecht spüren wie in Felis Gesicht alles in sich zusammenfiel, sämtliche Hoffnungen, zerstreut im Wind wie ein Blätterhaufen.

„Sam, ich bitte dich, sie hat natürlich Recht. Lass uns bis morgen früh warten…" meinte er nun und Felis Hoffnung erblühte wieder auf ihrem Gesicht, ein Seufzer entglitt ihr.

Sam, der nun absolut seine Felle davon schwimmen sah und hektisch seinen Kopf von einem zum anderen gleiten ließ, stieß nun hervor. „Sind hier denn alle Verrückt geworden?" Sein Blick glitt zu Feli herüber und diese wich vor diesem Blick sogar zurück, denn er war eiskalt und gleichzeitig lodernd wie ein prasselndes Feuer.

„OK, du hast es nicht anders gewollt, Fräulein!" rief er, lenkte sein Pony zu Frodo herüber und nahm es bei den Zügeln.

„Sam, nein, lass los… ich will nicht mitkommen, du bist ja des Wahnsinns!" rief Frodo erschrocken und auch einigermaßen erschüttert während er versuchte Sams Hand abzustreifen, doch sie war um so vieles Stärker als seine eigene, er war machtlos.

So ritten sie nun gemeinsam auf Feli zu die aber nicht tatenlos dastand. Sie nahm die kraftlosen Arme herab und glitt auf den Rücken und erst jetzt bemerkten die Hobbits dass ein Band einmal quer über ihre Brust gespannt war.

Schon im nächsten Augenblick hatte sie einen großen Bogen in der einen und einen langen Pfeil in der anderen Hand.

„Ich habe mir schon gedacht dass du meinen Worten keine Bedeutung und keine Beachtung schenkst, deshalb habe ich mich der gleichen Mittel wie du, Samweise, bedient." flüsterte sie erbost, spannte den Bogen und zielte nun auf den erschrockenen Hobbit.

Die Ponys wieherten, spürten die angespannte Situation die sich angebahnt hatte.

Sam hielt sofort mit den Zügeln beide Ponys an, jetzt trennten sie und Feli nur noch 5 Meter, durchaus eine angemessene Strecke um ein Ziel auch bei schemenhaftem Licht zu treffen.

Felis Arme und Hände vibrierten, niemals hätte sie sich träumen lassen dass die ersten Ziele die sie jemals ins Visier nahm, ihre Freunde sein würden…

„Bitte, ich will dir nicht wehtun, aber du lässt mir ja gar keine andere Wahl mehr!" murmelte sie ehrlich bedauernd, hielt den Pfeil aber geradewegs gegen Sam gerichtet, unnachgiebig und unbarmherzig.

„Fräulein Feli… bitte nehmt den Pfeil herunter…" flüsterte Frodo erschrocken, Sam selbst war dazu nicht mehr in der Lage.

„Bitte, bevor ein Unglück passiert." Diese Worte waren beinah gefleht und er sah wie Sams Hand endlich die Zügel seines Ponys losließen, er schien endlich nachzugeben.

Frodo blickte erfreut zu Feli herüber, die noch immer auf Sam zielte und ihn nicht aus den Augen ließ.

„Ich nehme den Pfeil erst herunter wenn du, Samweis, vom Pony steigst. Ich glaube dir deine Ehrlichkeit, aber jemand der Verzweifelt ist greift zu jedem Mittel und lässt keine Gelegenheit ungenutzt." murmelte Feli voll konzentriert und erklärte so ihren Standpunkt. Ehe Sam also nicht vom Pony herabgestiegen war, würde sie den Pfeil nicht herunter nehmen.

Aber sie wusste nicht wie lange sie dies noch durchhalten konnte. Ihre Arme und Hände schmerzten, ihr Herz schlug wie wild gegen ihre Brust und ihr Verstand schrie ihr ständig zu dass das hier alles Wahnwitz war, das sie verrückt geworden war, genauso verrückt wie Sam in seiner Verzweiflung aber sie durfte jetzt nicht nachgeben, sonst würde sie ihn wohl nie wieder sehen…

„Bitte Sam, ich weiß wie dir zumute ist... ich kann dich besser verstehen als du glaubst…" murmelte sie und um den Worten noch Nachdruck zu verleihen flüsterte sie: „Ich habe selbst diese Erfahrung gemacht…"

Sams Kopf neigte sich herab und sein Blick blieb unter seinen Haaren verborgen, aber Frodo spürte das Sam in seinem Entschluss schwankte und wohl nun nur noch Reue zeigte.

„Sam… bitte, alter Freund… lass uns vom Pony steigen und endlich reingehen. Es ist kalt hier und so sollten Freunde nicht miteinander umgehen…" er blickte mitleidig zu Feli herüber deren Arme jetzt stark unter der Anspannung des Bogens zitterten. Schweiß stand ihr auf die Stirn geschrieben. Es war besser für sie, aber auch für sie alle, wenn das hier so schnell es ging vorbei war.

Langsam glitt er vom Pony herunter und hielt die Zügel fest während er zu Sam empor sah und seine Hand ausstreckte um nach seiner zu greifen. Doch soweit kam es nicht, denn nun richtete sich Sam auf, wie ein wilder Löwe der in Lauerstellung gehockt hatte riss er nun den Kopf herum und zog die Zügel straff.

„Es tut mir Leid, aber ich habe keine andere Wahl!" schrie er und seine Beine gaben dem Pony die Sporen.

Felis Augen weiteten sich, das Pony kam näher, Frodo schrie etwas, aber sie hörte es nicht. Alles geschah wie in Zeitlupe als sie ängstlich ihren Kopf etwas drehte und dabei aber der Spannung des Bogens nachgeben musste. Der Pfeil holte sich den Schwung den er bekam vom Bogen und schoss empor, in die Höhe, gewann immer mehr Schub und hielt direkt auf Sam zu.

Dieser riss nun seinerseits die Augen weit auf und hielt die Zügel seines Ponys wieder straff ehe der Pfeil ihn erreichte und geradewegs an der Wange vorbei streifte.

Mit einem zischen entschwand der Pfeil in der Dunkelheit der Nacht. Alle Anwesenden hörten noch wie er in einen nahen Baum einschlug, aber niemand würde kommen um ihn zu holen, am allerwenigsten diejenige die den Pfeil verschossen hatte.

Ängstlich und schreckerstarrt glitt ihr Blick empor und streife Sam, der jetzt dem Anblick eines lebenden Toten annahm. Seine Pupillen waren zu kleinen Nadelköpfen zusammengeschrumpft und seine Hände vibrierten während er die Zügel des Ponys noch immer fest umklammert hielt. Ein klein wenig Blut tropfte aus der Schürfwunde an der Wange heraus, aber in ein paar Tagen würde sie verschwunden sein…

Frodo trat nun näher heran, sein Pony noch immer an den Zügeln haltend während Elrond und Bilbo an ihm vorbei hasteten.

Feli indessen verließen die Kräfte gänzlich und ohne jede Gegenwehr setzte sie sich auf den Hosenboden, ließ den Bogen einfach neben sich ins Gras fallen und ihre Augen vibrierten, glitten von einem zum anderen während sie stammelte: „Ich habe doch nicht wirklich vor gehabt einen Pfeil zu verschiessen, ich will doch niemanden verletzten.. bitte dass müsst ihr mir glauben, bitte… ich will niemanden wehtun, ich hab doch nur so getan als ob… bitte..mir ist die Hand abgerutscht, mich hat die Kraft verlassen… es tut mir Leid… es tut mir Leid, es tut mir Leid…" wimmerte sie.

Elrond und Bilbo glitten zu ihr herunter während Frodo sich um Sam kümmerte der noch immer starr und kerzengerade auf dem Pony saß.

Er zuckte zusammen bei der ersten Berührung Frodos. Die Hände, die ihm nun vom Pony halfen und die Zügel in die Hand nahmen, taten gut und lösten endlich den Tränenfluss der so lange hinter der Mauer und der Fassade des unbeugsamen, rücksichtslosen Sams verborgen geblieben waren. Die Mauer war eingerissen die Fassade bis auf die Grundmauern abgebrannt und machten nun einem Meer aus Traurigkeit platz.

Ohne dass Sam oder auch Frodo sich noch einmal umdrehten gingen sie zurück nach Bruchtal zu ihrem verletzten Freund Pippin.

Diese Szene ist beinahe schon so alt wie die Idee an der Story selbst. Es war eines der ersten Ideen und ich wollte sie unbedingt mit einbauen... und ich glaub es ist mir recht gut gelungen... Jetzt ist nur die frage werden sie sich wieder versöhnen, ist Sam nachtragend? und wie geht das überhaupt alles weiter?

Fragen über fragen

im nächsten Kapitel werden sie vielleicht geklärt

cu chibi