Kapitel 37.

ame - Regen

Schwindelig war ihr als sie nun auf Baran saß und noch immer eine Hand vor ihren Mund hielt. Hätte sie in einen Spiegel schauen können hätte sie dort etwas Käsegrünes mit Augen, Mund und Nase sehen können, aber nicht ihr Gesicht. Starr saß sie da und wippte im Takt mit Barans Schritten auf und ab.

Ihr Magen drehte sich noch immer, vor allem wenn sie an diesen Geruch zurückdachte… dieser Geruch… dieser alles überdeckende Geruch...

Natürlich hatte sie sich übergeben müssen, nach so etwas konnte man einfach nicht anders als sich zu Übergeben, vor allem wenn man diesen Stress und diesen Anblick nicht gewohnt war.

Taumelnd war sie aufgestanden, unter den besorgten Blicken der Hobbits, und hinter dem Gasthaus verschwunden während sie sich mit einer Hand den Magen hielt und mit der anderen Hand ihr Frühstück daran hinderte zu früh den Weg nach draußen zu finden.

Die Geräusche, die sie verursacht hatte, hatte die Hobbits davon abgehalten ihr hinter das Gasthaus zu folgen.

Jetzt, wo sie aus Bree heraus waren und der alten Oststraße Richtung Auenland folgten und den Geruch nach verdorbenen Tomaten langsam hinter sich ließen, war ihr wieder wohler in ihrer Haut.

Mit Frodo und Sam hatte sie seit dem kein weiteres Wort mehr gewechselt. Irgendwie schämte sie sich ihrer eigenen Ängstlichkeit und nur zu Gut wusste sie, dass sie sich die Blöße gegeben hatte. Große Worte… doch nichts dahinter… und zum Ausgleich hatte sie nun auch noch einen widerwärtigen Geschmack auf der Zunge und im ganzen Mund.

Mit noch immer fahrigen Bewegungen zog sie den aus Leder bestehenden Wasserbehälter, der einer Feldflasche sehr ähnlich sah, aus ihrem Rucksack heraus und schraubte den Verschluss mit schweißnassen und kalkweißen Händen auf.

Nachdem sie ein paar Schlucke genommen hatte verging der ekelhafte Geschmack im Mund ein wenig. Sie war fest entschlossen sich nicht anmerken zu lassen wie angespannt sie wirklich war. Ihr war nämlich noch ein dunkler Gedanke gekommen… was war wenn es in Hobbingen und im ganzen restlichen Auenland genauso aussah? Konnte sie einen solchen Anblick noch einmal ertragen?

Sie schluckte und blickte zu den beiden schweigenden Hobbits herüber, die sich tief in ihre Umhänge gehüllt hatten und eine halbe Pferdelänge neben ihr ritten. Sie konnte ihre Gesichter nicht sehen, sie waren unter den Kapuzen verschwunden. Ob beide das gleiche dachten wie sie selbst?

Leichter einsetzender Nieselregen brachte sie aus ihren Gedankengängen und zerstreut verschloss sie ihren Wasserlederbeutel.

Schummrig legte sich eine leise Nebelschwade über den Boden und begann um die Beine der Pferde herumzuwabern. Unruhig schnaubten sie während es langsam begann immer dunkler um sie herum zu werden. Ein leichtes Frösteln überkam Feli während sie noch einmal zurück blickte. Die Straße hatte einen leichten Bogen beschrieben und lag nun hinter einem kleinen Wäldchen, das am Rande von Bree stand. Sie war erleichtert dass ihr der Anblick der Geisterstadt erspart blieb.

„Hier werden wir die Straße verlassen und über die Wiese reiten. Tom Bombadils Haus liegt abseits der Straße."

Feli schrak zusammen. Die Stimme drang dröhnend in diese laute Stille hinein. Schnell drehte sie sich wieder herum und bemerkte dass Frodo sich halb zu ihr herumgedreht hatte und ihr das Gesicht zuwandte.

„Du solltest deine Kapuze überziehen. Der Nieselregen wird Stärker." meinte er tonlos und drehte sich wieder herum.

Feli war so verdutzt, dass sie den Ratschlag Frodos sogleich befolgte und die Kapuze über ihren Kopf zog. Er sollte Recht behalten. Der Regen wurde schlimmer während sie ihre Pferde von der Straße lenkten und die Hufe der Pferde in aufgeweichtes Grasland hinabtauchten… beinahe lautlos.

Sie blickte zu Boden und konnte die Hufe der Pferde nicht sehen. Sie konnte sie kaum noch hören, außer wenn das Gras unter ihren Hufen Laut gab.

„Ist es nicht gefährlich bei diesem Nebel und dem Regen durch das Gras zu reiten?" warf Feli, beinahe wie von selbst in die Stille hinein und dieses Mal war es Sam er sich herumdrehte, sie anblinzelte ehe Frodo sprach: „Es ist gefährlich, aber wenn wir noch mehr Zeit verlieren könnte es für das Auenland zu spät sein…"

Somit bestätigten sich Felis Gedankengänge in einem einzigen Satz…

Der Regen wurde noch stärker und leichtes Grollen war in der Ferne zu hören. Ein leichtes Frühlingsgewitter, hatte Sam es genannt, aber so ganz sicher war Feli sich da nicht. Es zog immer schneller heran und der Nebel wurde auch immer dichter. Die Hufe der Pferde versanken immer tiefer in dem matschigen, aufgeweichten Boden und Feli fühlte sich ein bisschen an ihre Kindheit zurück erinnert, wenn sie mit ihren Gummistiefeln durch den größten Matsch gepatscht war. Dieses hier hörte sich so ähnlich an. Damals war es ein herrlicher Spaß gewesen. Jetzt war es alles andere als ein Spaß.

Um sie herum begann sich, wie um einen Kontrast zu bilden, die Dunkelheit auszubreiten während vom Boden der Nebel empor stieg.

„Das ist nicht die heraufziehende Nacht, es sind die Gewitterwolken vor uns." meinte Sam erläuternd während Feli nach vorn schaute und bereits einige Wetterleuchten in der Ferne sehen konnte. Das Grollen des sich langsam nähernden Donners löste nicht nur in Feli ein spinnennetzartiges Unbehagen aus.

Der Hunger und die Müdigkeit nagten nun in allen von ihnen. Nachdem sie sich eigentlich vorgenommen hatten in Bree die Nacht zu verbringen und auch dort zu essen, war ihnen der Hunger gründlich vergangen als sie Bree durchwandert hatten. Jetzt, nachdem sie das vor sich hin faulende Dorf weit hinter sich gelassen hatten, kehrten der Hunger und die Müdigkeit zurück und jetzt war sogar Feli bereit zu hoffen dass Tom Bombadil da war, mitsamt seinem Haus. Sie sehnte sich nach einem Bett, einem Bad, etwas zu Essen und vor allem Ruhe.

Ihr Magen meldete sich zu Wort und ihr Körper bebte im Takt. Seit dem es sich ihr Essen anders überlegt hatte war ihr Magen leer geblieben. Bis jetzt war das auch kein Problem gewesen, doch die Anspannung war gewichen und der nagende Hunger breitete sich aus. Irgendwie hatte sie das dumpfe Gefühl dass die nächste Mahlzeit noch in weite Ferne lag…

Frierend schlang sie ihren freien Arm um ihren Körper während der andere unablässig Barans Zügel hielt. Sie wechselte die Hände ab. Die nasse Kälte um sie herum ließ die Hände rot werden und schmerzen.

Darum, dass sie jetzt noch nicht nach Hause wollte würde sie sich später kümmern, jetzt waren die niederen Bedürfnisse erstmal wichtiger.

Außerdem wollte sie aus diesem verdammten heraufziehenden Gewitter heraus. Jedes Kind wusste dass es gefährlich war sich bei einem Gewitter auf einem Feld oder Wiese oder sonst irgendeiner offenen Fläche aufzuhalten und zu Pferd waren sie sogar noch ein selbst ernanntes Ziel. Ein Blitz zuckte gespenstisch von einer Wolke zur nächsten, das Grollen des Donners näherte sich.

„Wie lange brauchen wir noch bis wir Tom Bombadils Haus erreichen?" fragte sie leise und hoffnungsvoll in die Stille hinein. Irgendwie überkam sie ein Paranoiatisches Gefühl wenn sie daran dachte Laut zu reden… so als könnte sie mit der lauten Stimme das Gewitter in ihre Richtung locken.

„Noch etwas weniger als eine Meile…," wisperte Sam ohne sich herum zu drehen.

„Bete darum dass, wenn Tom Bombadil schon nicht da ist, wenigstens sein Haus noch steht und…," ein gewaltiges Krachen erfüllten die Luft und schnitt Frodos Satz ehe er ihn beenden konnte. Doch Feli und auch Sam konnten sich bereits denken was er sagen wollte.

Der Nebel, vom aufkommenden Wind angetrieben, stob wie eine Herde aufgescheuchter, weißer Hühner nach allen Seiten davon. Die Pferde wieherten ängstlich und auch Feli war nicht wohl in ihrer Haut.

Sie bemerkte dass sie am ganzen Leib zitterte. Nichts wünschte sie sich sehnlicher als irgendeinen Unterschlupf in den sie sich verkriechen konnten und warten bis das Schlimmste vorbei war. Die niedersten Instinkte meldeten sich immer dann wenn der Verstand hinderlich war.

Unruhig blickte sie sich aus der Kapuze heraus und fröstelte wieder. Der Wind hatte den Nebelteppich beinahe vollständig vertrieben,

Die weißen Hühner sind im Stall… , dachte sie Zusammenhangslos,

und die feste Masse der erdrückenden Dunkelheit schnürte ihr beinahe die Kehle zusammen.

Wieder krachte es, dieses Mal noch näher und sie wusste, wenn sie nicht bald das Haus von Tom Bombadil erreichten, würden sie noch vom Blitz getroffen werden.

Inmitten im Schein des nächsten Blitzes sahen sie etwas aufflackern. Die Pferde wieherten während Sam rief: „Da vorne ist es… das Haus von Tom Bombadil…"

So schnell es der aufgeweichte Boden den Hufen der Pferde erlaubte, ritten sie voran und erreichten den windschiefen Gartenzaun als ein Blitz alles Erhellte. In diesen kurzen Moment erhaschte Feli einen Blick, der ihr gar nicht gefiel. Der Gartenzaun war ja schon in einem erbärmlichen Zustand, aber das Haus selbst sah noch Verwahrloster aus. Einige Fensterläden hingen schief in ihren Angeln. Einige Ziegel auf dem Dach fehlten… ( Es wird sehr Nass darin sein! ) … der Putz hatte Risse, die Tür stand sperrangelweit auf… und noch während der Blitz das ganze erhellte sah sie, wie die Tür wie von Geisterhand zurück schwang.

Im nächsten Moment, in der Dunkelheit, krachte die Haustür in die Angeln hinein und bildete einen mürben Kontrast zu dem immer stärker werdenden Regen um sie herum. Sie alle drei zuckten zusammen. Eines der Pferde wieherte ängstlich und Feli hatte Mühe Baran an seinen Zügeln zu halten. Er war drauf und dran auszubrechen.

„Der Wind hat nur die Tür zugeschlagen." sagte Sam, mehr zu sich selbst, in den mittlerweile tosenden Wind hinein während er hinter Frodo von Miril stieg und dieser es ihm gleich tat.

An den Zügeln führend kämpfte er sich durch den vom Wind gepeitschten Regen zur Tür herüber, die wieder mit einem lauten Krachen kundtat, dass sie noch existierte.

Feli selbst stieg hastig von Baran und ihre Turnschuhe patschten in den morastigen Boden. Kaltes Wasser floss ihr in die Schuhe hinein und mit einem angewiderten Laut begann sie mit quietschenden Schuhen und Baran an den Zügeln den Hobbits zu folgen.

„Hier ist schon lange niemand mehr gewesen." murmelte Sam und Miril schnaubte leise. Er war froh aus dem peitschenden Regen und dem Gewitter, dass ihm solche Angst bereitet hatte, raus zu sein. Feli und Frodo folgten sogleich mit Baran ins Haus hinein.

Normalerweise hätten die Pferde in den Stall gehört und normalerweise hätten sie auch gar nicht in den Eingangsbereich gepasst, wegen der ganzen Möbel, aber als ein zuckender Blitz alles erhellte, ehe Sam die Tür hinter ihnen schließen konnte, sahen sie alle dass es außer einer dicken Staubschicht und ein paar kleineren Rinnsalen nichts gab. Die Dielenbretter hatten sich bereits verbogen, durch die stetige Feuchtigkeit die durch die undichten Stellen im Dach verursacht wurden.

Eine nass-feuchte Luft schlug ihnen alle entgegen. Feli schoss bei dem Geruch ein einziges Wort durch den Sinn: Moder.

Soviel stand fest, das Haus von Tom Bombadil war da, aber er selbst war es nicht. Und auch von Goldbeere, seiner liebreizenden Frau, so wie es die Hobbits ihr berichtet hatten, war nichts zu sehen.

Der Regen peitschte gegen die Wände und die Balken ächzten unter der Last. Überall knirschte und knackte es… Tropfen fielen zu Boden an den Stellen, wo das Dach undicht war.

Die Pferde wieherten während die Hobbits und Feli sie aus dem Eingangsbereich herausführten und vorsichtig von einer offenen Tür zur nächsten glitten. Sie spähten in alle Räume und zogen die Türen zu, wenn sie feststellten dass auch sie unmöbliert waren und die Fensterscheiben zerschlagen. Der Wind ließ die Fensterläden immer wieder gegen die Wand krachen und tauchte alles in dieser Dunkelheit in eine unheimliche Atmosphäre.

„Ich werde uns Licht machen." meinte Sam als er die vierte Tür hinter sich zugezogen hatte und das spärliche Licht, das durch die beiden Fenster an der Front nicht mehr ausreichten. Ein Blitz zuckte und erhellte den Korridor während Sam aus dem Rucksack eine Fackel zog und sie entflammte. Wie zur Antwort gellte noch ein Blitz zum Fenster herein und ein Donner krachte ganz in ihrer nähe ein. Der Boden unter ihren Füßen vibrierte.

„Das Gewitter ist nun direkt über uns… Valinor sei Dank sind wir hier einigermaßen sicher." meinte Sam während die entflammte Fackel in seiner Faust vibrierte.

Im flackernden Schein der Fackel sah Feli dass die Hobbits genauso angespannt waren wie sie selbst. Fröstelnd schlang sie einen Arm um ihre Taille und Baran rieb seinen Kopf an ihren.

„Schon gut, hier sind wir sicher…" murmelte sie etwas unsicher und schluckte als die Hobbits ihrem Blick auswichen und sich der letzten offenen Tür zuwandten.

„Hier ist nur ein zerbrochenes Fenster, es regnet nicht so stark herein. Hier können wir bleiben." meinte Sam erleichtert und führte Miril in das Zimmer hinein.

Feli folgte mit Baran und Frodo. Gespenstisch flackerte die Fackel und warf unheimliche, zuckende Schatten an den Wänden wider. Frodo schloss die Tür hinter ihnen und der Durchzug ließ sofort nach. Ein Stoßseufzer der Erleichterung entglitt Feli während die Pferde unter knirschenden Dielenbrettern langsam in das Innere des Raumes vordrangen. Es würde gerade für sie drei und die beiden Pferde ausreichen.

Feli fühlte sich unwohl in ihren nassen Schuhen und setzte sich auf den Boden um sie auszuziehen. Eigentlich hätten sie jetzt alle ein Bad gebraucht, sie riskierten alle eine ziemlich heftige Erkältung, aber in dieser Situation ein Bad zu nehmen glich dem Wunschdenken mit dem Handy telefonieren zu können…

„Wo ist nur Tom Bombadil…?" flüsterte Frodo und lehnte sich an Miril, der auf dem Boden hockte wie im Stall und die Hufe halb unter den Körper geschoben hatte. Sam, der gerade dabei war die Fensterläden mit einem Seil zu verbinden, damit wenigstens der ärgste Regen draussen blieb, drehte sich leicht herum. Das Feuer, das sie in der Mitte des Raumes entfacht hatten, knackte bedrohlich.

„Es ist wie ich es gesagt habe… er ist in meiner Welt…" stellte Feli fest und wrang ihre nassen Socken aus. Ihre Turnschuhe hatten schon bessere Tage gesehen. Einer ihrer Schnürsenkel war zerrissen und sie fragte sich wie sie das wohl flicken sollte. Hier gab es keine Geschäfte wo man mal eben hingehen konnte und sich so etwas besorgen…

Sie selbst lehnte an Baran und genoss die Wärme die das Tier abgab. Von zeit zu zeit stieß er sie mit der Schnauze an und wieherte leise während sie dem Pferd über die Flanken strich.

„Aber wenn die Elben doch berichtet haben dass sein Haus verschwunden ist… wieso ist es jetzt wieder da?" warf Sam in die Runde hinein doch da waren beide, Feli und Frodo überfragt.

„Vielleicht haben die Elben das Haus einfach nicht gefunden?" mutmaßte Feli, doch die Hobbits schüttelten entschieden die Köpfe. Die Elben kannten ihn schließlich schon länger als sie selbst. Sie hätten das Haus garantiert nicht übersehen.

„Was ich nur nicht verstehe ist, wieso bringt er dich mit dem Ring in diese Welt und lässt dich dann hier?" Feli blickte erstaunt auf und in Frodos Fragendes Gesicht.

„Vielleicht schickt er ja gerne Leute in andere Welten... wer weiß...", zuckte Feil gleichgültig mit den Schultern. Ihr war das im Moment egal. Zwar wollte sie nach wie vor nach Hause, aber sie war froh dass es doch noch etwas verschoben worden war. Immerhin hatte sie vorher eine Schuld zu begleichen.

„Deinen Zynismus kannst du dir sparen!" stieß Frodo erbost in ihre Richtung und Feli blickte getroffen auf. Ja, sie war damit zu weit gegangen. Aber andererseits, wer war es denn gewesen der sie auf diesem Wege zurückschicken wollte? Sie oder die Hobbits!

Trotzdem senkte sie den Kopf und murmelte: „Entschuldigung, war nicht so gemeint."

„Du hast doch gesehen was in Bree passiert ist!" begann Frodo, der jetzt aufgestachelt worden war. „Du hast es doch mit eigenen Augen gesehen und dein Magen hat sich auch nicht gerade Positiv dazu geäußert…außerdem…"

Ein Donnergrollen durchzog die Luft und der Blitz zirkulierte durch die Luft.

Feli war es nun zu Bunt, immer wieder dieselbe Diskussion. Hier als Frau durch die Landen zu reisen und ein bisschen zu helfen war wohl nur Ortsansässigen und Elben gestattet, oder wie sah das aus!

Erbost knallte sie die nassen Socken auf den Boden, wo sie mit einem patschenden Geräusch liegen blieben.

Sam, der die Fensterläden zusammengebunden hatte und sich gerade zu ihnen gesellte, zuckte zusammen.

„Dir war doch, genauso wie mir klar, dass es auch sein kann dass Tom Bombadil nicht hier ist und dass er mich nicht zurückschicken kann…!"

„Mir kommt es fast so vor als hättest du dir genau DAS gewünscht!" stieß Frodo zurück. „Du hast immer noch nicht begriffen wo du hier eigentlich bist!"

„Natürlich habe ich das begriffen. Ich kann helfen… gebt mir doch mal eine Chance! Bis jetzt hatte ich ja nicht mal die um mich zu beweisen! Oder soll ich hier zurückbleiben?"

Ein weiterer Blitz zuckte ums Haus herum und sie sah wie Frodo den Kopf leicht schräg neigte. Sie konnte sogar sehen wie seine Zähne hinter den Lippen auf und ab mahlten.

Spiegeleiergroß waren ihre Augen und ungläubig schüttelte sie ihren Kopf.

„Das kann… nicht dein Ernst sein…" murmelte sie, beinahe wäre es im dröhnen des Regens untergegangen. Wie von selbst erhob sie sich, eine drohende und dennoch enttäuschte Person stand nun vor ihnen, auf tropfnassen Füßen, die die Farben von frischen Kirschen angenommen hatten. Sie wusste nicht ob sie lachen oder weinen oder wütend sein sollte.

„Und was hätte ich hier dann deiner Meinung nach tun sollen?" rief sie in die Stille hinein. Selbst der Regen schien für einen Moment ausgesetzt zu haben.

„Wir hätten Gandalf eine Nachricht zukommen lassen dass du dich hier befindest und er hätte dich abgeholt." warf nun Sam in den Raum hinein und Feli blinzelte. Sie war fassungslos.

„Ich bin doch kein Hund den ihr einfach an den nächsten Pfahl binden könnt wenn ihr nicht mehr weiter wisst was ihr mit ihm tun sollt!" rief sie erbost.

„Natürlich bist du das nicht, aber anders verstehst du es doch nicht. Wir wollen dir nichts böses, wir wollen dich nur vor dem Bösen bewahren…", rief Frodo und Sam fügte hinzu „…und schließlich, ist da ja auch noch der Ring."

„Der Ring, der Ring… immer nur der verfluchte Ring…", stieß sie hervor und rieb sich hektisch die Schläfen. In ihrem Kopf pochte es, das Verlangen schlug über ihr zusammen wie eine gewaltige Welle und begann sie unter Wasser zu drücken, ihr die Luft abzuschnüren und langsam ertrinken zu lassen. „Ich dachte diese Diskussion hatten wir schon zur genüge, oder etwa nicht?"

Ein krachendes Geräusch riss alle aus der brodelnden Luft, die sich gerade im Zimmer breit machte. Ein Zischen folgte und ein ächzen schloss sich dem an.

„Was…?" begann Sam und drehte sich zum Fenster herum. Genau in diesem Augenblick schlugen die beiden Fensterläden, die er gerade mühsam zusammengebunden hatte, nach innen und zerschmetterten durch die Wucht an der Wand. Ein peitschender Sturm erfüllte den Raum. Der Regen und das Gewitter waren nicht vorbei, es hatte sich nur in einen Orkan verwandelt, der nun den gesamten Raum einnahm. Feil riss ihre Arme empor und versuchte ihr Gesicht vor dem peitschenden Sturm zu schützen während die Hobbits aufsprangen.

Die Pferde wieherten aufgeregt, sprangen auf und rannten auf die Tür zu, traten sie ein und rannten in wilder Panik auf den Flur hinaus. Ein gewaltiger Durchzug entstand, riss an ihrem Umhang und ihren Haaren…

Feli war die einzige die bemerkt hatte, dass die Pferde aus dem Raum gestürmt waren. Die Hobbits waren sofort aufgesprungen und hatten mittels wilden Rufen sich beide zu verstehen gegeben, dass sie das Fenster abdichten mussten wenn sie nicht davon geweht werden sollten. Also waren sie nun damit beschäftigt ein paar Dielenbretter, die aufgeweicht vom Regen, aus dem Boden herausragten, heraus zu brechen um damit das Fenster abzudichten. Es war ein unterfangen wie der Kampf gegen Windmühlen.

„Nein… nicht… wir müssen hier raus…!" schrie Feli als sie langsam näher taumelte und im nächsten aufflackernden Blitz etwas erblickte, dass ihr förmlich das Blut in den Adern gefrieren ließ.

Die Pferde hatten es gespürt und Feli hatte es gesehen… jetzt lag es an ihr zu handeln.

„Wir müssen hier raus!" schrie sie gegen das Tosen an und taumelte zu den beiden Hobbits herüber, die nahe am Fenster standen.

Bedrohlich schwankte der Baum, der in direkter Richtung zum Fenster hin stand. Die wenigen Blätter, die er wohl schon getragen hatte, waren ihm allesamt herausgerissen worden. Die Äste waren beinahe wie Fangarme, die immer wieder in Richtung des Fensters stießen. Der ganze Stamm schwankte mit. Der Boden war aufgeweicht… es blieb nicht mehr viel Zeit.

„Lasst das Holz, wir müssen hier raus!" schrie sie gegen das Tosen des Windes an und griff nach den Hemdkragen der beiden Hobbits.

„Lass uns los… wir müssen das hier zu Ende bringen… fang lieber die Pferde wieder ein…!" stieß Sam hervor, der das verschwinden der Pferde wenigstens registriert hatte, aber nicht mit einer drohenden Gefahr in Verbindung bringen konnte.

Ärgerlich biss Feli die Zähne aufeinander als der Baum vor dem Fenster ein ächzendes und stöhnendes Geräusch von sich gab. Das war das Geräusch, das selbst über den tosenden und peitschenden Regensturm noch hinweg zu hören war und sie drehten ihre Köpfe herum.

Wie in Trance blickten die beiden Hobbits auf, ihre weit aufgerissenen Augen starrten wie hypnotisierte Kaninchen in den Lauf einer Waffe… nur war das hier keine Waffe, sondern ein vier Meter hohes Baumgeschoss.

Ein Blitz zuckte gespenstisch und jeder einzelne Ast wurde zu einem greifenden Fangarm, der sich in Richtung Fenster ausstreckte und nach ihnen greifen wollte.

Feli war es nun die ihre Nerven behielt und wenigstens eine wage Vorstellung von dem hatte, was sie nun tun musste. Sie verfestigte ihren Griff um die Kragen der Hobbits und riss sie rückwärts zu sich herüber, weg vom Fenster. Genau in diesem Augenblick wankte der Baum noch einmal zurück, wie um noch einmal Schwung zu holen, und begann, angetrieben durch den peitschenden Sturm, direkt in ihre Richtung zu fallen…

Die alte Wand gab sofort, und ohne nennenswerten Widerstand, dem gewaltigen Schwung des Baumes nach und breitete nun seine Äste in den Raum hinein aus. Krachend stürzte das Holz der Wand auf den Boden und polternd folgte der Stamm des Baumes.

Äste streiften an den Wänden entlang, Donner rollte über das Haus hinweg und ein Blitz warf Funken sprühend seine Anwesenheit dazu.

Feli, die nun durch zwei kleinere Gewichte belastet wurde und gleichzeitig noch gegen den peitschenden Orkan ankämpfen musste, rutschte auf einer kleinen Pfütze nahe der Tür aus. Sie schaffte es nicht mehr ihr Gleichgewicht zu halten und stolperte Rückwärts durch den Türrahmen, genau an den zersplitterten Resten der Tür vorbei und glitt mit den beiden Hobbits hindurch, gerade in dem Augenblick, dass die Äste hart den Boden berührte auf dem sie gerade noch gestanden hatten.

Keuchend flog sie rückwärts in den Korridor hinein, das wiehern der beiden Pferde stach ihr ins Ohr hinein während sie mit dem Hinterkopf auf den harten Boden aufschlug.

Sterne tanzten ihr vor den Augen herum und die ganze dunkle Welt schien sich vor ihren Augen zu drehen.

Wie von selbst ließen ihre Hände die Hemdkragen los um sich nun endlich um ihren eigenen Kopf zu kümmern. Ein dumpfer Schmerz meldete sich noch zu Wort und gesellte sich zu den Kopfschmerzen auf dem Hinterkopf…

Ein paar Schläge auf den Hinterkopf erhöhen die Denkfähigkeit ,

Er kam von ihren Fusssohlen, doch darum konnte sie sich im Moment nicht kümmern.

Benommen richtete sie sich ein Stück auf, der peitschende Sturm und der Regen traf sie immer wieder im Gesicht und rissen an ihren Haaren, peitschten ihr in die Augen und versperrten ihr die Sicht, die sich im nächsten Moment vertrübte und schließlich in Dunkelheit hinab glitt….

Sie erwachte weil etwas ihren Kragen hinab kroch… etwas kaltes… glitschiges, Nasses…

Sofort riss sie ihre Augen auf und spürte wie das eiskalte Wasser langsam in den Kragen ihrer Kapuze hinein floss, an ihren Schultern vorbei und den Rücken hinab wanderte.

Erst im nächsten Moment merkte sie, dass es heller Tag war.