Der Ball und das Kartenspiel

Den Gemeinschaftsraum bevölkerten bereits nur noch wenige Erst- und Zweitklässler, denen nicht erlaubt war, auf den Ball zu gehen, als Harry und Yuri schwer atmend in den Gemeinschafts-

raum trotteten.

„Dann bis gleich", verabschiedete sich Yuri leicht atemlos.

„Ja, bis gleich", sagte Harry ein wenig geistesabwesend und stieg mühsam die Treppe hinauf. Seine Beine fühlten sich unglaublich schwer an.

Als er die Tür öffnete, geriet er mitten in eine übergroße Umkleidekabine; so kam es Harry jedenfalls vor. Jeder zog sich seinen Festumhang über und versuchte sie so zu verzaubern, dass sie wie neu aussahen, denn wie es schien, hatten sich nicht gerade viele einen neuen Umhang für den Ball zugelegt.

Viele neidische Blick streiften Rons neuen Umhang. Er war schwarz und recht schlicht geschnitten, und am unteren Ende des Stoffes war eine schillernde Bordüre angebracht, die dem Ganzen einen Hauch von Festlichkeit verlieh. Doch das Beste an ihm war wohl, dass es tatsächlich nach Männermode aussah, was wahrscheinlich das Beneidenswerteste an Rons neuem Festumhang war. Es war das erste Mal, dass jemand neidisch auf Ron war, weil er etwas hatte, was sonst keiner außer ihm besaß.

Ron schien diese ungewohnte Situation in vollen Zügen zu genießen und schlenderte gerade demonstrativ an den anderen vorbei, wobei er seinen Umhang elegant hinter sich her flattern ließ, als Harry zu ihm trat.

„Hallo", begrüßte er ihn würdevoll und verbeugte sich grinsend, „wohin bist du abgehauen?"

Harry beudeute Ron, dass er sich zu ihm beugen sollte und erzählte ihm flüsternd, was er im Verbotenen Wald getrieben hatte. Am Schluss seiner Erzählung war Ron in haltloses Prusten ausgebrochen und musste es in seinem Umhang ersticken.

„Ein Geschenk für einen Riesen... eine Wagenladung Süßigkeiten... ich glaub's nicht", presste Ron zwischen den Zähnen hervor und bemühte sich mit Leibeskräften, seinen Lachanfall abzuwürgen.

„Du hättest ihn sehen sollen", wisperte Harry, „Grawp war sanft wie ein Lämmchen -"

„Du lügst", warf Ron ungläubig ein.

„Es war aber so", widersprach Harry bestimmt und öffnete seinen Koffer, „vielleicht kannst du auch mal mitkommen, und dann wirst du sehen, dass ich recht habe."

„Danke vielmals für das Angebot", erwiderte Ron angewidert und machte ein seltsames Geräusch, das einem Würgen sehr nahe kam.

Harry zog seinem grünen Umhang hervor, den ihm Mrs Weasley vorletztes Jahr besorgt hatte, und warf ihn sich über.

Als er sich im Spiegel begutachtete, hob erst gar nicht die Hand, um sein verstrubbeltes Haar zu glätten; es wucherte schon seit eh und je vor sich hin und ließ sich nicht verändern, so sehr man sich auch anstrengte.

„Fertig ?", fragte Ron ungeduldig. „Wir sind spät dran, in zehn Minuten wird die Große Hallle geöffnet."

„Ich glaub schon", sagte Harry und wandte seinen Blick vom Spiegel ab.

Im Gemeinschaftsraum wimmelte es wie zu erwarten von bunten Umhängen, umherschweifenden Schülern und suchenden Blicken, zu denen auch die von Harry und Ron gehörten.

„Wo steckt Hermine?", fragte er und spähte hektisch umher. „Ah, da drüben -"

Von einem Sessel am Kamin winkte ihnen Hermine lächelnd zu. Ihr Haar war nicht buschig, sondern gleichmäßig gelockt und fiel sanft auf ihre Schultern. Sie trug einen weinroten Umhang, und an ihrem Hals baumelte der Katzenanhänger, dessen Augen im Licht des Feuers hell funkelten. Es war ein seltsamer Anblick, sie so vollkommen anders zu sehen, und Harry brauchte einige Sekunden, um zu realisieren, dass es tatsächlich Hermine war, die dort gerade zu Ron trat, der anscheinend nicht bemerkte, dass sein Mund halb offen stand.

„Ich dachte, ich mache mir meine Haare dieses Mal nicht so glatt", teilte sie ihnen nüchtern mit, „das passt nicht so zu mir."

„Wieso nicht?", fragte Harry verdutzt.

„Da bist du ja, Harry. Ich dachte schon, ich finde dich in diesem Gewusel nicht..."

Harry wirbelte herum und trat Ron unsanft auf die Füße, doch er schien es nicht einmal gemerkt zu haben.

Yuri stand vor ihm. Sie hatte ihr langes Haar zusammengesteckt, sodass nur noch ein paar Strähnen ihr Gesicht herabfielen. Sie trug ein elfenbeinfarbenes Kleid, an das hellrosa Blüten gespinnt waren, sowie unzählige kleine Perlen, die wie Seifenblasen in der Sonne glänzten. Ihr Umhang war ebenfalls von der Farbe des Kleides.

„Du –du siehst –ähm –hübsch aus", nuschelte Harry verlegen und achtete nicht auf Parvati und Lavender, die ganz in der Nähe standen und sich flüsternd unterhielten, wobei sie Yuri untrügbar finstere Blicke zuwarfen.

„Oh, danke!", sagte Yuri strahlend und ein Hauch Rosa trat auf ihre Wangen.

Als Harry, Ron, Hermine und Yuri in der Eingangshalle ankamen, waren die Flügeltüren der Großen Halle noch geschlossen. Viele Schüler in verschiedenfarbigen Umhängen wuselten umher, einige warteten mit ungeduldig wippendem Fuß oder plauderten angeregt mit anderen.

Von einer Treppe, die aus dem Kerker herausführte, kamen die Slytherins hereinmarschiert. Malfoy führte sie wie üblich an, hinter ihm Crabbe und Goyle, die wie zu erwarten allein kamen – sie waren seit dem letzten Ball nicht besser aussehend geworden, und ihr Gesichtsausdruck hatte immer noch den Intellekt eines Flubberwurms. Pansy Parkinson lief mit recht grimmiger Miene neben Malfoy her und trug ihren üblichen, rüschenüberladenen Festumhang, sodass sie einem überfütterten Schwein noch mehr ähnelte als sonst.

Während Malfoy an ihnen vorbeischritt, warf er Yuri einen äußerst kaltblütigen Blick zu und zog Pansy Parkinson so schnell wie möglich an ihr vorbei.

„Vertrauensschüler zu mir, bitte!", schallte Professor McGonagalls Achtung heischende Stimme plötzlich durch die Eingangshalle.

„Komm, Ron!", wies ihn Hermine an und zog ihn hinüber zu den anderen Vertrauensschülern; Harry sah Justin Finch-Flechtley ein wenig nervös an seinem Umhang herumwerkeln.

„Augen zu und durch", hörte Harry Ron murmeln, als er von Hermine davongeschleift wurde.

Nachdem Professor McGonagall den Vertrauensschülern mit unüberhörbar eindringlichem Ton ihre Anweisungen gegeben hatte, öffneten sich endlich die Türen der Großen Halle.

Die Schüler strömten hinein, einem Schwall Wasser gleich, und bestezten die besten Plätze ganz in der Nähe des Gangs.

Auch Harry und Yuri stürzten auf einen der runden Tische von denen aus man besonders gut auf den Lehrertisch und den langen Gang schauen konnte.

„Sollten wir Ron und Hermine nicht zwei Plätze freihalten?", fragte Yuri und setzte sich vorsorglich auf zwei Stühle. „Oder müssen sie woanders sitzen?"

Harry prüfte den langen Lehrertisch nach zusätzlichen Stühlen ab, doch er konnte nichts entdecken.

„Nein, sieht nicht so aus", sagte Harry.

Yuri hexte zwei unübersehbar große, tragbare Vogeldreckflecken hervor und legte sie gut zu sehen auf die Stühle.

„Ich glaube, es wird sich keiner um diese Plätze reißen", meinte sie zufrieden grinsend. „Oh, es geht los..."

Das allgemeine Plappern erstarb, und die vier Paare, an der Spitze Professor McGonagall, marschierten auf den langen Lehrertisch zu.

Harry sah, wie Ron mit leicht grün angelaufenem Gesicht hinter Professor McGonagall herschritt und sein Bestes gab, sich gerade zu halten. Hermine lächelte ein wenig nervös und, so glaubte Harry, zerquetschte Rons Hand beinahe, die sie fest umklammerte.

Malfoy lief hinter den beiden, auf dem Gesicht ein süffisantes Grinsen. Panys Parkinson kaute unablässig an einem ohnehin stark beschmutzen Fingernagel herum und ließ ihre kleinen Augen durch die sitzenden Schüler huschen. Anthony Goldstein kam mit einem Mädchen, das Harry nicht kannte, und sah recht selbstsicher aus. An Ernie Macmillans Seite ging Hannah Abbott her.

Als sie vor dem Tisch angekommen waren, blieben sie prompt stehen, und Dumbledore erhob

sich. Er strahlte in die Runde und breitete sie Arme aus.

„Es freut mich, alle Häuser versammelt zu sehen", sagte er mit einem glücklichen Lächeln, „einig und ohne Zwietracht, so wie es sein soll. Ihr alle wisst, dass der Sprechende Hut letztes Jahr davor gewarnt hat, dass der innere Zerfall größere Ausmaße haben wird als die Zerstörung durch die Feinde von draußen. Wir sollten gewarnt sein."

Als Dumbledore sich setzte, tauschten nicht wenige ratlose Blicke und wagten nicht, auch nur ein Wort zu sagen. Erst als Dumbledore seine Speisekarte gründlich studiert hatte und laut „Rumpsteak mit Knoblauchbrot!" zu seinem Teller rief, hob das Geschwätz wieder an. Die ganze Halle war erfüllt von Essensrufen, die sich ohne Verzögerung erfüllten.

Auch Yuri las ihre Karte gründlich durch, bis sie schließlich den Kopf hob, da Ron und Hermine zu ihnen kamen.

„Ist doch gut gelaufen!", sagte sie grinsend.

„Ich dachte die ganze Zeit, ich stolper gleich über meine Füße", erzählte ihnen Ron, immer noch mit einem Hauch von grün auf dem Gesicht.

„Wir haben euch was freigehalten", sagte Yuri und wies auf die zwei freien Stühle.

„Danke, aber ich sitze lieber auf dem Fußboden", tat Ron ab und beäugte angwidert den Vogeldreck.

„Oh, tut mir Leid", sagte sie und ließ die Flecken rasch verschwinden. „War nur eine Vorsichtsmaßnahme..."

Hermine schien während des Essens bestens gelaunt. Sie redete angeregt mit Ron und lachte ungewöhnlich viel; tatsächlich hatte Harry sie schon seit längerer Zeit nicht mehr in so guter Stimmung gesehen.

Harry unterhielt sich mit Yuri die meiste Zeit über das kommende Quidditchspiel und die Holyhead Harpies, ihre Lieblingsmannschaft, die ausschließlich aus Hexen bestand.

„Warst du eigentlich auf der Quidditchweltmeisterschaft?", fragte Harry und gabelte seine Tomaten auf.

„Nein, ich durfte nicht", antwortete Yuri finster. „Aber ich hab ein Video gesehen."

„Ihr habt einen Fernseher?", fragte Harry verblüfft.

„Ja", bestätigte sie, „eigentlich haben wir ein ganz normales Haus mit Muggelsachen." Sie machte eine Pause und grinste. „Irgendein Muggelliebhaber hat die ganze Weltmeisterschaft gefilmt, und deshalb konnte ich sie sehen. Ich glaube, die Muggel sind gar nicht so dumm, wie viele immer sagen... na ja, vielleicht in machner Hinsicht schon..."

Nachdem alle genug gegessen hatten, wies Dumbledore sie an, aufzustehen und reihte die Tisch entlang den Wänden an. Dann zauberte er eine Bühne hervor, die er mit einer Reihe von merkwürdigen Instrumenten bestückte, die Harry noch nie gesehen hatte.

Unter tosendem Beifall sprangen unheimlich leuchtende Skelette auf die Bühne und stürzten sich gierig auf die bereitliegenden Instrumente.

Ron und Hermine wurden von Professor McGonagall herbeigewinkt, die sie zu den anderen Vertrauensschülern zerrte.

Ohne weitere Ansagen begannen die Skelette, ihre erstes Lied zu spielen. Die Klänge waren seltsam und fremd, doch Harry gefielen sie. Sie erinnerten ihn ein wenig an den Gesang von Fawkes.

Harry kreuzte die Finger in seiner Tasche und verfolgte Ron und Hermine mit seinem Blick.

Hermine fasste mit ihrer rechten Hand Rons linke, die andere legte sie auf seine Schulter. Ron schluckte und legte seine einzige freie Hand an Hermines Hüfte.

Ron und Hermine bewegten sich ohne einen einzigen Fehler über die Tanzfläche, und schon bald war sie erfüllt von anderen Mitschülern, sodass er die beiden aus den Augen verlor.

Harry warf einen Seitenblick auf Yuri, die recht gleichmütig die tanzende Menge betrachtete.

„Ähm - möchtest du tanzen?", fragte Harry.

„Ja, klar", entgegente Yuri strahlend.

Harry merkte, dass das Tanzen sogar Spaß machen konnte, wenn man nicht damit beschäftigt war, über die Köpfe seiner Mitschüler hinwegblicken zu müssen, um den ihren auszuweichen.

„Yuri! Yuri!"

Harry und Yuri wirbelten herum und sahen Professor McGonagall eilig auf sie zuhasten. Sie schien völlig aufgelöst, ihr Haarknoten löste sich allmählich auf und in ihren Augen stand blanke Angst geschrieben.

„Was ist passiert?", fragte Harry; ihm schwante nichts Gutes.

„Kommen Sie mit, schnell", wisperte sie eindringlich und zerrte sie aus der Großen Halle. „Sie sind hier nicht mehr sicher", fügte sie an Yuri gewandt hinzu und sah dabei noch ein wenig besorgter aus.

„Wohin gehen wir?", fragte Yuri.

„In Dumbledores Büro", antwortete sie knapp und schleifte sie weiter zu den Wasserspeiern.

Zischende Wisbies", flüsterte Professor McGonagall und schubste Harry und Yuri die Treppe hianuf, sobald der Spalt breit genug dazu war.

Oben angekommen drückte Professor McGonagall eilig die Klinke hinunter.

Im Büro saßen Lupin, Moody und Dumbledore an seinem Schreibtisch.

Selbst Moody schien recht aufgekratzt und klopfte unaufhörlich mit seinem Holzfuß auf den Fußboden. Als die Drei sie erblickten, standen Lupin und Moody wie von der Tarantel gestochen auf und gingen zur Tür.

„Wir warten", sagten sie im Chor und gingen rasch hinaus, ohne Harry noch einmal anzugucken.

„Was...", fing Harry an, doch Dumbledore hob die Hand und bedeutete ihm zu schweigen.

„Es ist nicht die Zeit langer Erklärungen", sagte er mit ernster Stimme und wandte sich an Yuri, „aber du bist hier nicht mehr sicher, Yuri. Wir müssen dich sofort in den Grimmauldplatz bringen-"

„Was ist das?", fragte Yuri und schien plötzlich verunsichert.

„Sobald du dort bist, werde ich dir alles erklären", antwortete Dumbledore, „aber jetzt pack deine Sachen."

„In Ordnung", sagte Yuri ohne Widerstreben und senkte den Kopf. „Kann ich mich noch von Ron und Hermine verabschieden?", fügte sie leise hinzu.

Dumbleodre lächelte. „Keine Sorge, du wirst sie jederzeit sehen können",beruhigte er sie und führte Harry und sie zur Tür. „Pack jetzt rasch deine Sachen. Harry, hilf ihr dabei bitte."

Als Harry mit Yuri durch die Gänge und über die Treppen eilte, hörte er die Musik aus der Großen Halle durch das Schloss hallen.

Was hätte er dafür gegeben wenn sie auch unten mit den anderen sein könnten, sorglos und froh...

Yuri sah besorgt aus, doch sie eilte zielstrebig weiter.

„Was ist bloß los?", fragte Harry.

„Ich weiß es nicht... ich hoffe nur, es ist nicht allzu schlimm", erwiderte Yuri und stoppte vor der Fetten Dame ab. „Aber ich muss zugeben, dass es sich nicht allzu rosig angehört hat –Stinkbomben."

Eine Gruppe Erstklässler staunte nicht schlecht, als Yuri sie fast überrannte, die Treppe hochhastete und sofort wieder im Türrahmen erschien, ihren Besen in der Hand.

„Fang, Harry!", rief sie und warf ihm den Besen zu.

Harry begriff, stieg auf und und stieß sich vom Boden ab. Yuri hielt ihm die Tür des Mädchenschlafsaales auf, schlug sie sofort zu und schloss ab; glücklicherweise befand sich keine andere Mitschülerin in dem Raum.

Der Schlafsaal der Mädchen sah nicht viel anders aus als der der Jungen, auch dort waren Himmelbetten mit roten Samtumhängen angebracht und Koffer standen vor ihnen.

Yuri ging zu einem großen Schrank hinüber und öffnete die Türen.

„Meinst du, ich brauche meinen ganzen Kram?", fragte sie ratlos und begann, einen Stapel T-shirts und Pullover auszuräumen.

„Nimm lieber alles mit", riet ihr Harry und machte sich daran, ihren riesigen Koffer einzuräumen, in dem bereits ordenlich gestapelt alle ihre Schulsachen lagen.

„Warum musst du nur so viel Kleidung besitzen?", seufzte Harry, als er bereits den neunten Rock einräumte. „Wir sollen uns schließlich beeilen", setzte er hinzu und warf einen Blick auf seine Uhr.

„Das reicht", entschied Yuri und ließ den Deckel des Koffers zuklappen. „Danke für deine Hilfe... und –", begann sie zaghaft und zog etwas hervor, das sie fest umklammerte. „So lange ich weg bin... könntest du darauf aufpassen?". Sie öffnete die Hand und das schimmernde Windherz kam zum Vorschein.

„Kein Problem", sagte Harry und nahm es entgegen.

„Danke", sagte Yuri und lächelte matt. „Oh, sieh mal..." Sie schaute aus dem Fenster.

„Da unten sind Ron und Hermine... hoffentlich sehe ich sie wieder."

„Das wirst du schon", beruhigte Harry sie, „die beiden dürfen immerhin in den Grimmaulplatz kommen."

„Du kennst den Grimmauldplatz?"

„Ja", antwortete Harry knapp. „Komm jetzt."

Es dauerte eine Weile, bis sie die Tür von Dumbledores Büro erreichten, da es nicht einfach gewesen war, Yuris übermäßig großen Koffer über die schmalen Wendeltreppen und durch die engen Gänge zu bugsieren.

Dumbledore stand eilig auf, als Harry die Tür aufstieß, Yuri und ihr Gepäck im Schlepptau.

„Ihr werdet bald alles erfahren", sagte er sanft und holte ein zerrupftes Kartenspiel aus der Schublade seines Schreibtischs heraus.

Harry starrte sie an; war Dumbledore etwa der Ansicht, dass ausgerechnet jetzt der richtige Zeitpunkt zum Kartenspielen sei?

Portus", murmelte Dumbledore und zielte auf den vergilbten Karton der Karten.

„Ein Portschlüssel bringt mich dorthin?", fragte Yuri leise.

„Genau", sagte Dumbledore. „Halt deinen Koffer fest, wenn du deine Hand darauf legst, dann wird er gleich mit dir transportiert."

Harry stand etwas teilnahmslos neben dem Schreibtisch. Sein Kopf fühlte sich merkwürdig schwer an, und er hatte das Gefühl, dass ihm etwas Wichtiges genommen wurde... wie damals, als Umbridge seinen Feuerblitz beschlagnahmt hatte.

Yuri drehte ihren Kopf zu ihm und sah ihn mit ihren dunkelblauen Augen durchdringend an.

„Hmmm... Harry? Kommst du –kommst du mich begleiten?", fragte sie zaghaft.

„Ja, klar", erwiderte Harry ein wenig überrascht, freute sich jedoch zugleich.

„Macht euch bereit", sagte Dumbledore und nickte zu dem Portschlüssel hinüber, „ihr habt nicht mehr viel Zeit." Auch er legte seine knochige, runzelige Hand auf das Kartenspiel; Harry und Yuri taten es ihm gleich.

„Drei, zwei, eins..."