Tja, also wenn ihr schon das letzte Ende fies fandet.. wahrscheinlich boykottiert ihr nach diesem Schluss die FF!
Nya, wenn es euch tröstet - ich hab es einfach nicht hinbekommen, die weitere Stimmung zu halten. Aber ich bin eifrig am Schreiben und es geht voran! Also, durchhalten!
Ein ganz großes Danke geht an Vivian, Mitsuki-Chin, Draco1990, AmyBlack, AlyshaNemesis, Sara Potter, Severina35 und Silithiel! Danke, danke, danke! Eure Kommis spornen mich immer an, vergesst das nicht...
XXX
Sein Appetit verging ihm schlagartig und er bekam kaum noch einen Bissen runter. Das wurde noch schlimmer, als Dumbledore plötzlich sanft mit einem Messer an sein Glas klopfte und so die Aufmerksamkeit der Schüler auf sich zog. Die Gespräche verstummten und der alte Zauberer stand mit einem Lächeln auf.
"Liebe Schüler", begann er und blickte einmal in die Runde, "es geht mit großen Schritten auf das neue Jahr zu und wie ihr sicherlich alle wisst, gibt es zu diesem Anlass einen ganz besonders schönen Brauch, den wir auch in diesem Winter nicht vernachlässigen wollen!"
Oh nein, dachte Harry, was kommt nun schon wieder.
Als hätte Dumbledore seine Gedanken gehört glitt sein Blick zu ihm herüber und Harry meinte, ein belustigtes Funkeln in seinen Augen zu sehen. "Mistelzweige", verkündete er dann, "wir haben Mistelzweige im Schloss verteilt."
Harry stöhnte innerlich laut auf. Na herrlich. Mistelzweige. Wie schön, dass er damit so gute Erfahrungen gemacht hatte.
"Wir haben verschiedene Mistelzweige mit unterschiedlichen Wirkungen, die wir nacheinander verteilen werden. Übermorgen ist Silvester - es findet der alljährliche Ball statt und bis dahin werdet ihr die drei bekanntesten Mistelzweigzauber erlebt haben. Die heute aufgehängten Mistelzweige zwingen das darunter befindliche Paar, egal welchen Hauses oder welchen Geschlechts, sich zu küssen - ansonsten können sie den Ort des Mistelzweiges nicht verlassen."
Einige der Mädchen fingen beglückt an zu kichern und fingen, sehr zu Harrys Missfallen, an, Malfoy verstohlene Blicke zuzuwerfen, die dieser jedoch völlig ignorierte sondern stattdessen mit einem untypischen, zufriedenen Lächeln Dumbledore betrachtete.
"Die anderen Mistelzweigzauber lernt ihr später kennen - für heute rate ich euch daher nur: Seht an die Decke, damit ihr nicht den oder die Falsche küsst!" Er lächelte noch einmal in die Runde und setzte sich dann unter allgemeinem Gemurmel wieder hin.
Ron stieß Harry mit dem Ellenbogen in die Seite. "Jetzt heißt es aufpassen, Harry", meinte er grinsend, "wer auch immer dir das Band geschickt hat, wird alles daran setzen, möglichst unauffällig einen Kuss von dir zu bekommen - also achte darauf, wer dir demnächst unter einem Mistelzweig auflauert!"
Harry sah ihn gequält an. Genau das befürchtete er auch - allerdings versetzte ihn das nicht in die gleiche Euphorie wie Ron. Es machte ihn eher befangen.
Außerdem hatte Ron ihn mit seiner Bemerkung wieder daran erinnert, dass er das Armband, dass ihn erst in diese ganze Bredoullie gebracht hatte, verloren hatte - und er fühlte sich deswegen, als hätte er ein Stück von sich selbst verloren. Er verzog das Gesicht - hatte Sirius ihm nicht mal gesagt, er würde sein Herz zu sehr an irdische Dinge hängen? Tada, da war der Beweis.
Er fühlte sich beobachtet und hob den Blick. Zu seiner Überraschung wurden ihm fast genauso viele verstohlene Blicke wie Malfoy zugeworfen, was seiner Laune nicht unbedingt zuträglich war. Befanden sie sich auf der Fleischbeschau oder hatte irgendwer einen riesigen leuchtenden Pfeil über seinem Kopf befestigt? Er warf einige wütende Blicke in die Runde, was die Mädchen jedoch nur zum Kichern anstachelte anstatt sie davon abzubringen, ihn mehr oder weniger sexy anzulächeln.
Dann fiel sein Blick auf Cho, die ihn ebenfalls mit diesem fast raubtierhaften Zug beobachtete und ihm ihr süßestes Lächeln schenkte.
Er wandte hastig den Kopf ab und sah über die Tische der anderen Häuser hinweg in Draco Malfoys Augen, der ihn ebenfalls anlächelte. Er hob grüßend sein Glas als wolle er Harry zuprosten ob diesem ach-so-wunderbaren Einfall Dumbledores, und Harry kräuselte säuerlich die Stirn. War er denn nur von Irren umgeben?
Angestrengt begann er, auf seinen Teller zu starren und seine Erbsen zu zählen. Er war bei 43, als Ron ihm äußerst unsanft gegens Schienbein trat. "Au", sagte Harry empört und sah ihn wütend an, woraufhin Ron nur vielsagend grinste und bezeichnend in Richtung der Tür blickte. Dort stand Cho, umgeben von dem üblichen Ring ihrer Freundinnen, die alle ehrfürchtige Blicke auf Harry warfen um gleich darauf zur Decke zu grinsen, an der - sehr zu Harrys Missfallen - unübersehbar ein Mistelzweig hing.
Er überlegte kurz, ganz einfach sitzen zu bleiben und zu warten, bis Cho gegangen war - entschied sich dann aber dagegen. Schließlich war er ein Gryffindor, die nicht zuletzt für ihren Mut berühmt waren. Er seufzte innerlich - in diesen Momenten war mit seinem Mut allerdings nicht viel los. Lieber hätte er sich nochmal mit einem Drachen um ein dusseliges Ei gestritten, als durch diese Mädchenmeute zu gehen - unter einem Mistelzweig hindurch - aber er hatte wohl kaum eine Wahl, ohne sich total lächerlich zu machen.
Langsam stand er auf, ignorierte die Anfeuerungsrufe Rons und die skeptischen Blicke Hermines, von den geballten Ladungen an Verachtung, die vom Tisch der Slytherins (und ganz besonders von einem bestimmten Slytherin) herüberwehte und ging mit schleppenden Schritten auf Cho zu, sich wie ein französischer Adliger auf dem Gang zur Guillotine fühlend.
Die Mädchen teilten sich zu beiden Seiten vor ihm auf wie das Rote Meer vor Moses und er kam sich unglaublich bescheuert vor, wie er da auf das bestaussehendste Mädchen der Schule zustolzierte, die Blicke aller im Rücken, während sie ihn glückselig anlächelte und wohl darauf wartete, dass er sie hollywood-ähnlich unter dem Mistelzweig in seine Arme nahm, nach hinten beugte und leidenschaftlich küsste.
Das Lächeln auf seinem Gesicht wirkte festgefroren, als er in sicherem Abstand von der Bedrohung Mistelzweig stehenblieb und einladend auf den Ausgang deute. "Kommst du, Cho?"
Sie sah ein wenig enttäuscht zu dem Mistelzweig auf, nickte dann aber und ging ihm voraus. Er folgte ihr auf dem Fuße und verhinderte so, dass sich die anderen Mädchen anschlossen - doch leider konnte er wohl kaum verhindern, dass sie hinter der nächsten Ecke Stellung bezogen und jedes Wort und jede Bewegung genau verfolgen würden. Es war zum Verzweifeln.
Schließlich hielt sie an und drehte sich mit einem erwartungsvollen Glitzern zu ihm um. "Nun, Harry?" fragte sie, "was wolltest du mit mir besprechen?"
Er schluckte. Sie war so hübsch, so anziehend, in jeder Hinsicht genau das, was er von einem Mädchen erwartete... Und jetzt sah es so aus, als würde sie ihn wollen. Warum zur Hölle konnte er sich nicht einfach über sein unfassbares Glück freuen und es einfach genießen?
Nein, stattdessen fühlte er nichts, rein gar nichts, erstickte alles sofort im Keim und führte sich auf wie der letzte Vollidiot. Wirklich großartig. Der Oskar für besonders schlechte Leistungen in allen Bereichen geht in diesem Jahr an Harry Potter! Standing Ovations und Blumenregen!
"Ähm", sagte er und überlegte krampfhaft, wie er ihr auf besonders nette Art sagen konnte, dass sie zwar vermutlich der Traum fast jeden Jungen der Schule war, sie aber absolut nicht interessierte, "du... ich... Wir... Also, ich meine... " Er machte eine Pause und holte tief Luft. Dann ratterte er wie eine Maschine herunter: "Du bist eins der unglaublichsten Mädchen, die ich kenne - hübsch und klug - und vor einigen Jahren war ich unsterblich in dich verliebt." Ihre Augen begannen zu leuchten, was er geflissentlich übersah und hart hinzufügte. "Aber jetzt nicht mehr. Es tut mir leid, wenn ich irgendwie den Eindruck erweckt habe - ich habe dich wirklich gern, aber nicht mehr auf diese Art." Sie blinzelte und Unverständnis stand ihr ins Gesicht geschrieben. "Aber", meinte sie schwach, "der Kuss... Ich meine..."
Harry kam sich zwar völlig unbarmherzig vor und es behagte ihm überhaupt nicht, sie auch noch so vor ihren Freunden - die natürlich alles mithörten und erschrocken ihr Tuscheln eingestellt hatten - blosszustellen, aber wenn er jetzt nicht damit anfing würde er sich alsbald in einer völlig emotionslosen Beziehung mit der schönsten und gleichzeitig unpassensten Person von ganz Hogwarts wiederfinden. "Du hast mich geküsst", stellte er klar, "ich habe dich nicht darum gebeten."
Ihr schoss die Röte in den Kopf und sie funkelte ihn wütend an. "Und warum hast du mich dann überhaupt angesprochen?" wollte sie aufgebracht wissen und warf ihr Haar zurück, "nur wegen diesem dusseligen Armband?"
Er bemühte sich um Ruhe, während es in ihm anfing zu brodeln. "Ja", erwiderte er ruhig, "nur deswegen."
Sie starrte ihn sprachlos an und ging einen Schritt von ihm weg. "Gut", sagte sie dann mit aller Kälte, die sie aufbringen konnte, "dann weiß ich ja Bescheid." Sie drehte sich auf dem Absatz um und verschwand, gefolgt von einer Horde von Mädchen, die sich lautlos aus dem Schatten einer Säule löste. Harry sah sie mit einem leisen Gefühl der Belustigung an. Kein Spion könnte besser sein.
Was er allerdings weitaus weniger lustig fand, war, dass die Freundinnen Chos allem Anschein nach nicht die einzigen gewesen waren, die seiner Diskussion mit ihr gespannt gelauscht hatten. Mit einem Gesicht, das gleichgültiger nicht hätte sein können, trat Draco Malfoy aus den Schatten auf Harry zu, der im gleichen Maße wie Draco auf ihn zu ging zurückwich, ihn angespannt beobachtend.
"Malfoy", sagte er knurrend, sich heimlich darüber ärgernd, dass er nicht stehenbleiben konnte - aber er wollte einfach nicht riskieren, dass Malfoy ihm noch einmal so nahe kam wie erst kürzlich vor dem Porträt, "verfolgst du mich oder ist dir nur langweilig?"
Draco bewegte sich mit einer katzenhaften Eleganz auf ihn zu, völlig lässig und sich trotzdem jedes Muskels in seinem Körper bewusst. "Wie kommst du darauf, Potter, dass ich deinetwegen hier bin?"
Harrys Augen verengten sich kurz. "Ach, du hattest nur keinen Hunger mehr oder wie? Oder wolltest du mit Cho sprechen? Du hast sie verpasst, so ein Pech für dich." Unwillkürlich streckte er sein Kinn hervor und warf Draco einen fast slytherinhaften, arroganten Blick zu. Malfoy lächelte milde.
"Ich habe etwas von einem Armband gehört", bekannte er, ohne auf Harrys Antwort einzugehen, "du meinst doch nicht zufällig dieses hier, oder?" Er zog aus der Innentasche seiner Robe ein schwarzes Lederarmband mit silberner Verzierung - Harrys Armband.
Der starrte das Armband verwirrt an. "Woher hast du das?"
Malfoy lächelte noch breiter und hörte endlich auf, weiter auf Harry zuzugehen. "Gefunden", erklärte er knapp, "willst du es zurück?" Er wedelte es auffordernd hin und her.
Harry machte einen Satz auf ihn zu und riss es Malfoy fast aus der Hand, was dieser lediglich mit einem belustigten Schnauben quittierte. Als Harry sich danach jedoch wieder von Malfoy entfernen wollte, hielt ihn eine unsichtbare Macht an seinem Platz fest. Er sah sich verwirrt um und entdeckte ein überbreites Grinsen in Malfoys Gesicht. "Tja, Potter", flüsterte er, "guck mal nach oben."
Harry tat wie ihm geheißen, obwohl er schon erahnte was ihn von der Decke herab anstarren würde.
Und er hatte recht. Dort hing er, einer von Dumbeldores vermaledeiten verzauberten Mistelzweigen.
