Argh - hab kaum Zeit - darum nur ein kurzer Dank an alle Reviewer! Heißt genauer:

An Viviann, AlyshaNemesis, SweetVanilla, AmyBlack, meinen reumütigen Schwarzleser ;) , Silithiel, anarai, kraecker, moony, Draco1990, natsucat, zissy und Mitsuki-Chin!

Die Stelle mit Hermine und der Schweiz hat euch wohl gefallen - schön, dass zu hören! Hatte schon die Befürchtung, die Idee wäre ein wenig dämlich.. Aber war ja unbegründet! Schön, schön:D

XXX

Am nächsten Morgen hatte er Ringe unter den Augen, war müde und gähnte unaufhörlich. Er hatte schlecht geschlafen und die Nacht größtenteils damit verbracht, sich den Kopf über Malfoy - Malfoy, bei Gott! - zu zerbrechen. Leider ohne Ergebnis, was ja eigentlich auch zu erwarten war.

Beim Frühstück turtelten Ron und Hermine ununterbrochen, was Harry in seiner derzeitigen Lage nicht unbedingt als hilfreich empfand. Außerdem sah Malfoy wie immer aus als hätte sich ein Dutzend Schönheitselfen stundenlang nur um ihn gekümmert und trug so seiner guten Laune nicht unbedingt im positiven bei. Harry warf ihm einen bösen Blick zu und beschäftigte sich grummelnd mit seinem Frühstück. Was zwischen ihm und Cho vorgefallen war hatte natürlich längst die Runde gemacht, doch zu Harrys großem Bedauern schien seine Beliebtheit bei dem weiblichen Teil der Zurückgebliebenen dadurch nur noch zu steigen, woran auch sein verschlafenes Äußeres nichts ändern konnte.

Von allen Seiten hagelte es scheue Blicke und Harry wünschte sich sehnlichst den Umhang seines Vaters herbei. Hätte Dumbledore doch die Tage nach Weihnachten mit irgendetwas Sinnvollem verbracht, anstatt sich diese dämliche Mistelzweigsache auszudenken! Jetzt würde er keinen Schritt mehr tun können, ohne dass nicht irgendein Mädchen versuchen würde ihn unter eines dieser dusseligen Nadelbaumstückchen zu bringen. Was für lustige Aussichten.

Irgendwann - Harry war gerade dabei, den bitterbösen Blicken vom Ravenclaw-Tisch auszuweichen - stieß Ron ihm unsanft mit seinem Ellenbogen in die Rippen. "Psst", wisperte er leise, "hattest du jetzt übrigens eine charmante Begegnung unter einem Mistelzweig?"

Wie von selbst glitt Harrys Blick zum Tisch der Slytherins und begegnete dort einem silbergrauen Augenpaar, das ihn unter hochgezogenen Augenbrauen spöttisch betrachtete. Er wandte hastig den Blick ab und versenkte seine Nase tief in seinem Saftglas. "Ähm", sagte er, als er das Glas schließlich wieder auf den Tisch stellte und seine Röte wieder abflaute, "nein." Nicht mal eine Lüge. Als charmant konnte man den Kuss zwischen ihm und Malfoy wohl kaum beschreiben, viel eher als -- nun ja -- spannungsgeladen.

"Hmm", machte Ron nachdenklich, bevor ein breites Grinsen sein Gesicht überzog, "kommt bestimmt noch. So wie bei mir und Hermine." Sein Lächeln wurde eine Spur weicher und Harry erwiderte es leicht. Zu niedlich, seine beiden besten Freunde so verliebt zu sehen. "Und wenn es passiert, ist es das schönste auf der Welt."

Hermine, die Rons letzte Worte mitbekommen hatte, errötete leicht und ihre Augen fingen an zu strahlen. Harry seufzte innerlich - sicher, er freute sich für die beiden... Aber wo war sein Glück, seine Liebe? Alles, was er bekam, waren dämliche Blicke von Mädchen, die ihn absolut nicht interessierten. Und, nicht zu vergessen, die andauernde und penetrante Aufmerksamkeit Malfoys.

Seine Gedanken schweiften zum gestrigen Tag zurück. War es tatsächlich möglich, dass Malfoy... ?

Der Gedanke machte ihn ganz unruhig und er stand abrupt vom Tisch auf. "Ich ... äh...", sagte er nach Worten suchend, als Hermine und Ron ihn etwas verwirrt ansahen.

"Potter", rief ihn da eine schneidende Stimme von der Tür her und er wandte automatisch den Kopf zu der Störenquelle um, "Strafarbeit."

Dort stand er, Malfoy, der Grund seiner unabwendbaren Verströtheit, seine grauen Augen im Licht des kühlen Dezembertages so kalt und silbrig glänzend wie Münzen in einer Pfütze und genauso wenig aussagend über was auch immer in seinem Kopf vorging. Harry hingegen war sich sicher, dass alle seine in ihm Achterbahn fahrenden Gefühle deutlich in seinem Gesicht abzulesen sein müssten, holte tief Luft und nickte bloß, während Hermine sich heimlich fragte wieso Harrys Gesicht nur so verschlossen wurde sobald Malfoy auftauchte. Sie zumindest konnte ihm seine innere Zerrissenheit nicht ansehen.

Malfoy wies einladend auf die Tür. "Wir wollen ja nicht zu spät kommen", sagte er mit einem ironischen Funkeln in den Augen, woraufhin Harry schluckte und stumm an ihm vorbeiging. Fieberhaft suchte er in seinem Kopf nach Worten, doch nichts schien ihm irgendwie logisch. Schließlich fragte er schwach: "Wieso eigentlich schon jetzt, Malfoy?" Und hing dann an, wobei ihn sicherlich seine Vernunft verlassen hatte: "Sehnsucht?" Irgendwie schaffte er es zwar, die Frage sarkastisch klingen zu lassen, aber sich selbst konnte er nur schwerlich belügen. Sein Herz hämmerte wild und Malfoys Gegenwart machte es nicht unbedingt besser.

"Nein, Potter", erwiderte dieser gelassen und strich sich eine Strähne zurück, "ich habe nur später noch etwas vor."

Harry schwieg und ballte unbewusst die Fäuste. Na schön, dann hatte der große Malfoy eben ein Date - wen wunderte es. War ja auch lange genug her, dass sich der große Mädchenschwarm mal wieder der Meute zum Fraß vorwarf. Vermutlich hatte er gestern unter diversen Mistelzweigen schon einige ermunternde Erfahrungen gehabt und dabei den kleinen, unbedeutenden Kuss, den sie austauschen mussten, schon längst wieder vergessen.

Er marschierte ohne zu grüßen an der Bibliothekarin vorbei und machte sich mit einer an Verbissenheit grenzenden Arbeitswut ans Werk, Staub aufwirbelnd wie ein Sandsturm in der Wüste und alle Blicke, die Malfoy ihm fragend rüberwarf, geflissentlich ignorierend. "Potter", sagte Malfoy schließlich und sah ihn mit seinem typisch halbspöttischen Lächeln an, "wirf nicht so mit Staub um dich. Ich will nicht aussehen wie der letzte Penner, wenn ich gleich gehen muss." Ein leiser Hauch von Belustigung schwang in seinen Worten mit und wieder einmal kam sich Harry von dem anderen vorgeführt vor.

Er kniff zornig die Augen zusammen und erwiderte kalt: "Tut mir leid, Mr. Hochwohlgeboren, aber Staub lässt sich beim Entstauben nun mal nicht verhindern. Und mit wem auch immer du dich gleich treffen willst - ich bin sicher, die Person pflückt dir nur zu gern jedes Staubkörnchen einzeln vom Körper."

Ein meterbreites Grinsen zog sich über Malfoys Lippen. "Eifersüchtig, Potter?"

Harrys Augen weiteten sich und er lief rot an. "Auf wen denn bitte? Deine neueste Mistelzweigbekanntschaft?" Die letzten Worte rutschten ihm ungewollt heraus und er biss sich auf die Unterlippe, als sie seinen Lippen entschlüpft waren.

Zu Harrys Verwunderung milderten sich Malfoys Züge und ein fast sanftes Lächeln stahl sich auf sein Gesicht. "Ich habe gestern nur eine Person unter Mistelzweig geküsst, Potter", sagte er leise und eine hauchzarte Röte legte sich auf seine blassen Wangen, "nur zu deiner Information."

Diese Äußerung stachelte Harry in seiner urplötzlichen und albernen Wut - denn dass sie albern war wusste er selbst - jedoch nur noch mehr an. "Ach", erwiderte er spitz, "den Rest hast du wohl in irgendwelchen anderen dunklen Ecken des Schlosses verführt oder wie?"

Malfoy schnaubte und antwortete ruhig: "Die einzige Person, mit der ich derzeit das Vergnügen einer dunklen Schlossecke teile, bist du, Potter." Er machte eine kleine bedeutungsvolle Pause und legte den Kopf schief. "Und es sieht nicht so aus, als würde ich hier irgendwen verführen, oder?"

Harry schluckte und wandte sich wieder den Büchern zu. "Nein", meinte er mit belegter Stimme, "wohl nicht."

Sich innerlich fragend, welchen Wert er auf einer Lächerlichkeitsskala durch diesen Auftritt wohl bekommen würde, machte er sich wieder an die Arbeit und entstaubte seufzend Buch nach Buch, arbeitete sich allmählich durch das ganze Regal bis er schließlich bei der untersten Reihe angekommen war und auf die Knie niedersank. Plötzlich hörte er ein ersticktes Geräuch hinter sich und er drehte sich fragend um.

Malfoy hatte mitten in seiner Wischbewegung angehalten und starrte ganz ungeniert auf Harrys Hintern, grade so als hätte er gerade das Tor zum Schlaraffenland entdeckt. Harry fand das - zu seiner eigenen Überraschung - eher witzig als peinlich und räusperte sich vernehmlich. "Malfoy", fragte er in einem süßen Ton, als dieser sich schließlich von seinem Anblick losreißen konnte und ihm ins Gesicht sah, "das ist nur ein Hintern. Nicht mehr und nicht weniger. Alle haben einen. Und ich wäre dir dankbar, wenn du es lassen könntest meinen anzustarren als wäre er der Gral oder etwas ähnliches."

Malfoy fing sich rasch wieder und lächelte ihn katzenhaft an. "So schüchtern, Potter?"

Harry richtete sich wieder auf - zu lange wollte er dann doch nicht in dieser entwürdigenden Stellung bleiben - und antwortete im gleichen Ton: "So notgeil, Malfoy?"

Dessen Augen zogen sich kurz zusammen und das flüssige Silber verfestigte sich zu kaltem Eis. Das Lächeln blieb jedoch bestehen, wenn es auch einen unnahbaren Zug annahm. "Muss ja, nicht wahr, wenn ich sogar deinen knochigen Hintern anstarre!"

In Harrys Magen entflammte ein kleines, loderndes Feuer, dass seine Eingeweide versengte und unter seinen Nägeln brannte. "Knochig, was? Na, du musst es ja wissen - soviele, wie du schon gesehen hast!"

Malfoys Augen funkelten fröhlich. "Mich würde wirklich interessieren, wieso du mir zurzeit so oft meine zahlreichen Freundinnen vorwirfst, Potter!"

Harry zuckte nicht einmal mit der Wimper sondern sah ihn nur hassglühend an. "Ich werfe dir nicht deine Freundinnen vor, ich verweise nur auf deine ausschweifende Erfahrung, was Hintern betrifft! Anscheinend bist du da ja Experte!"

"Natürlich", erwiderte Malfoy grinsend, "und du meinst, dein Hintern wäre nicht knochig?" Er trat einen Schritt nach vorn und überbrückte so die Distanz zwischen ihnen. Seine Hand legte sich sacht auf Harrys Po, und Harry schnappte empört nach Luft. "Hmm", machte Malfoy nachdenklich und ließ seine Finger über die Rundung wandern, "vielleicht doch nicht knochig?"

Harry versetzte ihm einen Stoß, der ihn gegen die Regale poltern ließ. "Bist du noch ganz dicht, Malfoy? Was soll der Scheiß? Hör auf, deine dämlichen Spielchen mit mir zu spielen!" Sein Herz spielte ein astreines Trommelsolo und er konnte die Fingerspitzen seines Gegenübers noch immer auf sich fühlen. Er bekam fast keine Luft.

Zorn flammte in Malfoys Augen auf und färbte diese eine Spur heller in ein gleißendes Grau, das die Luft zwischen ihnen mit Elektrizität aufzupumpen schien. "Spielchen?" wiederholte er heiser, "wer spielt denn hier Spielchen!"

Harry sah ihn verständnislos an und fuhr sich mit den Händen durch seine Haare, mehr zur eigenen Beruhigung.

"Du meinst, ich würde mit dir spielen?" Er rappelte sich auf und trat wieder auf Harry zu, packte dessen Handgelenke und stieß ihn mit aller Kraft gegen das Regal, das hinter ihm stand. Die Bücher wankten bedrohlich hin und her. "Soll ich dir mal zeigen, wie Spielchen aussehen?", fragte er, und sein warmer Atem strich über Harrys Nasenspitze.

Harry konnte sich nicht rühren, erstens natürlich weil Malfoy ihn in seinem Klammergriff mehr oder weniger bewegungsunfähig gemacht hatte - und zweitens weil er sich in der unmittelbaren Nähe des Blonden plötzlich so schwach und verletzlich fühlte wie noch nie. "Lass mich los, Malfoy", flüsterte Harry zurück, und ärgerte sich über sich selbst, dass seine Stimme so bittend und leise klang. Malfoy lachte bloß. "Nein", erwiderte er kurz, beugte sich vor und streifte Harrys Lippen kurz mit seinen. Dann ließ er ihn los und Harry sank wie ein Häuflein Elend zu Boden.

"Die zwei Stunden sind um", verkündete Malfoy, von dem Harry von seiner Haltung aus nur die Schuhe sah und der auch gar keine Lust hatte, sein flammendrotes Gesicht dem Anderen zu präsentieren, "ich muss weg." Sprachs, und war zwischen den Regalen verschwunden als wäre nichts passiert.

Harry lehnte den Kopf in den Nacken und starrte trübsinnig zur Decke der Bibliothek hinauf. Na herrlich, dachte er, ich bin schwul und auch noch in Malfoy verliebt. Herzlichen Glückwunsch, Mr. Potter, Sie sind verloren.