Sooo, und weiter gehts im Text.
So fies fand ich den letzten Cliff übrigens gar nicht... Und das Ende diesmal ist äußerst freundlich, also bitte keine Beschwerden:D
Die Wette war übrigens ein von Malfoy initiiertes Spiel... Sie stellen sich gegenseitig Fragen, und der andere muss ehrlich antworten. Tut er es nicht oder verweigert die Antwort, hat der andere gewonnen und einen Wunsch frei! (Ich weiß, dämliche Gedanken, aber was einem beim Schreiben halt so einfällt...)
Mein großer Dank gilt diesmal: SweetVanilla, wobbeltierchen, Draco1990, anarai, AlyshaNemesis, Vivann, oAmyBlacko, Juliet, Luna-chan, Qesse, Severina35, daughter-of-deep-night, mary87, Reiko-Yamaoka, garfieldsg08, TheDarkAngelRisa, Silithiel und natsucat! Was würde ich nur ohne euch tun... Unter den Tisch kriechen und sterben wahrscheinlich (sowie Juliet, nicht wahr ;-))
Soo, und nun Vorhang auf für Mistelzweig Nummer 3 - obwohl dessen großer Auftritt noch etwas auf sich warten lässt :D
XXX
Der Schulmeister bemerkte natürlich nichts von Harrys Befürchtungen sondern redete fröhlich weiter. "Es ist der wohl bekannteste und meiner Meinung nach auch schönste Zauber", erklärte er strahlend und warf einen verklärten Blick zur Decke, so als würde er sich gerade an die goldenen Zeiten seiner Jugend erinnern, als er selbst noch unter Mistelzweigen stand, "dieser Zauber nämlich bringt denjenigen, der unter ihm steht, dazu, die Person zu küssen, mit der er das nächste Jahr verbringen will." Seine Augen wandten sich wieder den Gesichtern der Schüler zu. "Und glauben Sie mir, verehrte Schüler, das ist ein Unterschied zu dem vorherigen Zauber! Ein Jahr mit jemandem verbringen zu wollen zeugt von viel tieferen Gefühlen, weitaus mehr Liebe, als das bloße Begehren und Verlangen des letzten Zaubers. Ich wünsche Ihnen ein gesegnetes Neues Jahr - lassen wir den Ball beginnen!"
Harry sank in sich zusammen, während Ron und Hermine einen verliebten Blick austauschten. Hoffentlich, betete er still vor sich hin, hoffentlich begegne ich ganz einfach keinem Mistelzweig. Um gleich darauf frustriert zu seufzen - als hätten solche Wünsche und Erwartungen bisher irgendetwas gebracht.
Grummelnd lief er mit Ron und Hermine zum Buffet, sich seinen Teller mit allerlei Neujahrsleckerein füllend - Frikadellen in Glücksklee-Format sowie Kartoffelsalat, dessen Kartoffelscheiben eifrig von den Hauselfen in Schornsteinfeger geschnitzt wurden. Er warf einen zögernden Blick auf Hermine, aber die war zu sehr mit Ron beschäftigt als diesen Frevel an Arbeitskraft-Missbrauch überhaupt zu registrieren.
"Potter", hörte er plötzlich hinter sich, und er seufzte innerlich bevor er sich abwartend umdrehte, "ich habe noch eine Frage an dich."
"Ach ja, Malfoy?" entgegnete er scheinbar gelangweilt, während er sich an dem Blonden vorbeischob und unwillkürlich zusammenzuckte, als ihre Finger sich kurzzeitig berührten, "und was ist, wenn mich das absolut nicht interessiert?" Er musste an sich halten, um überhaupt in relativ normalem Ton mit dem Slytherin zu reden - viel lieber hätte er ihm den Teller samt Inhalt in sein Gesicht gedrückt und dann den Anblick genossen, wie der Kartoffelsalat langsam weiße Spuren auf seiner schwarz-grün schimmernden Robe hinterließ - die ihn, zugegebenermaßen, sehr gut kleidete. Seine Robe dagegen war eher schlicht, ein sattes Flaschengrün, eben die Farbe seiner Augen. Immerhin besser als nichts, aber nicht zu vergleichen mit dem seidenartigen Stoff, der Malfoy umhüllte.
Er zwang sich, wegzusehen und stakste steif zu einem freien Tisch hinüber, an dem er sich murrend niederließ. Malfoy folgte ihm, sich elegant durch die Schülerschar schlängelnd, und setzte sich ihm gegenüber hin. "Wieviele Leute hast du bisher geküsst, Potter?"
Harry blieb buchstäblich die Frikadelle im Hals hängen und er bekam einen knallroten Kopf, während er verzweifelt um Atem rang. Köpfe wandten sich zu ihnen um und verwirrte Blicke streiften sie. Malfoy grinste bloß und lehnte sich etwas zurück, sodass seine Robe verrutschte und den Ausblick auf sein Schlüsselbein freigab.
Beinahe wütend weil er noch weiter errötete - dieses Mal allerdings nicht vor Atemnot - schluckte Harry den Bissen herunter, legte bedächtig die Gabel auf seinen Teller und funkelte Malfoy wütend an. "Was genau hast du eigentlich an dem Satz "Ich will dich nie wieder sehen" nicht verstanden, Malfoy?"
Dieser hob ansatzweise eine Augenbraue. "Du vergisst die Wette, Potter. Wir haben immernoch unsere Wette."
"Deine Wette kannst du dir sonstwo hin stecken!" blaffte Harry empört und stand auf, "ich spiele nicht mehr mit!"
Malfoy erhob sich gelassen und hielt sanft Harrys Ärmel fest. "Damit hab ich dann gewonnen", erklärte er, "und habe einen Wunsch frei." Er lächelte überlegen. "Ich wünsche mir, dass du..."
Wütend zog Harry seinen Arm weg, bevor Malfoy seinen Satz beenden konnte und warf ihm einen kalten Blick zu. "Das kannst du vergessen", entgegnete er, "du wirst niemals gegen mich gewinnen."
Malfoy zuckte scheinbar ungerührt mit den Schultern. "Nun dann, Potter", meinte er lächelnd, "wieviele Leute hast du schon geküsst?"
Harry knurrte drohend, aber der Blonde ließ sich überhaupt nicht von ihm beeindrucken. Genervt sank Harry auf seinen Stuhl zurück, und auch Malfoy setzte sich wieder. "vier", antwortete er dann mit deutlichem Unmut in der Stimme, "genau vier." In Gedanken lief er noch einmal alle durch und bemühte sich dabei um ein neutrales Gesicht - Cho, Ginny, das Ravenclaw-Mädchen - ja, und Malfoy selbst.
"So", murmelte Malfoy leise, "vier also." Er schien zu überlegen und dabei zu einem zufriedenstellenden Ergebnis zu kommen, denn ein fröhliches Glitzern trat plötzlich in seine Augen. "Und wieviele davon hast du aus Liebe geküsst?"
Harry war ihm einen spöttischen Blick zu. "Aus echter Liebe?" Er machte eine kleine, bedeutungsvolle Pause. "Keinen."
Malfoy schluckte trocken und seine Züge wurden kaum merklich etwas abweisender. "Und aus Lust?" Seine Augen funkelten in einem betörenden Silber und Harry musste hart mit sich kämpfen, um nicht doch wieder in die Zuneigung der letzten Tage zurückzufallen.
"Warte mal, Malfoy", entgegnete er, "das war jetzt schon deine dritte Frage. Erstmal bin ich dran."
Malfoy schnaubte ein wenig enttäuscht und sah ihn dann abwartend an. "Na?"
"Bin ich der erste, dem du so ein Armband geschickt hast, oder läuft halb Hogwarts damit herum?" fragte Harry wie aus der Pistole geschossen.
Die Lippen des Slytherin kräuselten sich leicht. "Du meinst, ob ich schon einmal etwas ähnliches getan hab? Ob ich so etwas schon mal", er zögerte eine Sekunde und hing dann an: "... nötig gehabt habe?" Seine Mundwinkel hoben sich amüsiert. "Nein, Potter. Noch nie. Du bist der erste."
"Welch Ehre", erwiderte Harry ironisch, obwohl sich tatsächlich sogleich Schwärme von Schmetterlingen durch seine Blutbahn ausbreiteten - aber eigentlich hatte er diese Antwort kommen sehen, schließlich war Malfoy nicht umsonst der begehrteste Junge der Schule und konnte jedes Mädchen ohne irgendwelche Tricks in sein Bett locken. Hrmpf.
Malfoy senkte rasch den Blick und räusperte sich. "Nun ja", setzte er an, "aber du weißt noch nicht alles über das Armband."
Harry lupfte eine Augenbraue. "Ach", machte er spöttisch, "sollte das eigentlich darauf hinaus laufen, dass ich mit dir im Bett lande? So ein Pech aber auch."
Trotz blitze in Malfoys Augen auf. "Unter anderem", entgegnete er zweideutig und ignorierte Harrys daraufhin einsetzenden entsetzten Blick wohlweisslich, "aber vor allem sollte das eigentlich darauf hinaus laufen, dass du erkennst, was du wirklich bist."
"Was ich wirklich bin?" echote Harry zweifelnd und noch immer ein wenig empört, "und was soll das bitte sein?"
Malfoy grinste breit und deutete auf einen Mistelzweig. "Stell dich darunter und antworte dann."
Harry wandte den Blick ab. Das würde er ganz sicher nicht tun. "Ich bin deine Spielchen müde, Malfoy", erklärte er stattdessen, "man, was waren das noch für Zeiten, als du mich bloß beleidigt hast und beim Quidditch gegen mich verloren hast."
Malfoy schüttelte müde lächelnd den Kopf und ging nicht auf die Provokation ein. "Die Zeiten haben sich geändert, Potter", meinte er, "oder siehst du das nicht so?"
Harry seufzte nur. "Also, Malfoy, da du mich ja anscheinend nicht in Ruhe lassen willst kann ich dir ja auch genauso gut eine weitere Frage stellen." Er zögerte einen Moment aus Angst vor der Antwort, streckte dann trotzig sein Kinn hervor und fragte: "Warum? Warum hast du es mir geschickt?"
Ein wahrhaft Malfoy-typisches Grinsen zog über dessen Lippen. "Was meinst du denn, Potter? Ist doch ziemlich eindeutig, oder?" Er beugte sich ein Stückchen vor, näher zu Harry hin. "Ich wollte dich."
Harry erstarrte und war zu keiner Bewegung mehr fähig, wagte kaum zu atmen.
"Du faszinierst mich, Potter", schnurrte Malfoy leise, "mehr, als du dir vorstellen kannst."
Endlich kam wieder Bewegung in seine Glieder und Harry rutschte aus Gewohnheit ein Stück zurück und maß Malfoy mit einem wilden Blick. "Das bin ich für dich?" fragte er heiser, "ein Studienobjekt?"
Malfoys Gesichtszüge entglitten ihm. "Nein", rief er bestimmt, "so hab ich das nicht gemeint!"
"So hast du es aber gesagt", erwiderte Harry und presste fest die Lippen aufeinander, "Und ich hätte fast geglaubt, du wärst doch nicht nur ein mieser Bastard."
"Verdammt, Harry!", fluchte Malfoy aufgebracht, packte Harry am Handgelenk und zog ihn ohne Rücksicht auf seine lautstarken Proteste und die neugierigen Blicke der umstehenden Schüler und Lehrer in eine dunkle Ecke, "versteh doch nicht immer alles falsch, was ich dir sage!"
"Flamisco", dachte Harry mit einem ärgerlichen Blick auf die ihn packende Hand, und Malfoy ließ ihn mit einem Schmerzensschrei los. "Ich hab dir gesagt, dass du mich nicht mehr anfassen sollst", zischte Harry gefährlich.
Malfoy rieb sich seine sich rötende Handfläche und sah ihn säuerlich an. "Das ginge auch sanfter, du musst nicht immer den Obermagier raushängen lassen und mich entweder quer durch das Schloss schleudern oder die Hand verbrennen!"
"Anders hörst du ja nicht auf mich", erwiderte Harry spitz und drehte sich von Malfoy weg.
Dieser knurrte ungehalten und schob Harry unsanft an die Wand, seine Arme neben Harrys Körper platzierend, sodass er nicht mehr gehen konnte. "Du hörst mir jetzt zu, Potter, verstanden?" befahl er ärgerlich und funkelte sein Gegenüber herausfordern an. Seine Augen glänzten hell wie die ersten Sterne in der Abenddämmerung und Harry hielt unwillkürlich den Atem an. Verdammt, er konnte einfach nicht vernünftig denken wenn der Slytherin ihm so nahe war. Der Geruch von Regen und Eis vernebelte seine Sinne.
"Ich habe dir das Armband geschenkt, weil ich wollte, dass du etwas von mir trägst", zischte er, "weil ich allen zeigen wollte, dass du einem Malfoy gehörst!"
"Ich gehöre niemanden", zischte Harry zurück und seine grünen Augen leuchteten gefährlich auf, "niemandem, verstanden?"
Malfoys Augen verengten sich. "Ich weiß", erwiderte er, und ein Hauch von Frustration schwang in seinen Worten mit, "je mehr ich versuche, dich zu besitzen - umso mehr verliere ich mich." Er ließ erschöpft seine Hände nach unten sinken und murmelte: "Verstehst du nicht, Potter? Du gehörst nur mir, wenn ich dir gehöre. Und..." Er lachte bitter, "du willst mich nicht."
Harry stand ganz still und wagte es nicht, sich zu rühren. Was hätte er auch tun sollen?
"Du willst wissen, welcher Zauber auf dem Band liegt, richtig?" Malfoy legte den Kopf ein wenig in den Nacken und starrte die Decke an. "Nichts schlimmes. Ein Erkenntnis-Zauber, nichts weiter. Wir haben ihn letzlich bei Flitwick gehabt, erinnerst du dich? Blaise hat seinen an mir ausprobiert. Und mit einem Schlag war es mir klar - ich hasse dich nicht, Potter, so sehr mir das auch gefallen würde und so gut das in meine Familiengeschichte hineinpassen würde, nein - viel mehr begehre ich dich, mehr als irgendetwas anderes." Er schluckte. "Erkenntnis wollte ich dir bringen... Aber anscheinend hat dich das nur in deinem Eifer bestärkt, mich von ganzem Herzen zu hassen und zu verabscheuen. Vermutlich wirst du allen von dieser ganzen peinlichen Geschichte erzählen, nicht wahr?" Der Anflug eines Lächelns zeigte sich auf seinen Lippen. "Obwohl, das passt nicht zu dir. Du bist zu sehr gryffindor, zu edel, zu gut, zu... zu sehr du selbst." Er seufzte wieder. "So, Potter, jetzt weißt du es. Bitte, suhl dich in deinem Ekel, aber glaub nicht ich hätte dich zu irgendetwas zwingen wollen. Ich mag ein Slytherin sein, aber ich habe meinen Stolz."
Er ging einen Schritt zurück, blickte Harry endlich wieder in die Augen und machte einen kleine, ironische Verbeugung. Dann drehte er sich um und ging, Harry in der Ecke mit seinen sich überschlagenden Gedanken alleine lassend.
