Sooo, der nächste Teil - extra für wobbeltierchen, weil sie heute ihr DELF-Examen hat! Ich schreib heute auch noch Klausur, wir sitzen also im selben Boot... Als kleine Ablenkung dieses Kapitelchen für dich:D
Dies Kapitel ist euch vermutlich wieder mal viel zu kurz... Aber ich wollte es unbedingt heute on stellen, und mehr war ganz einfach nicht drin! Also bitte keine Beschwerden:D
Ich danke allen fleißigen Reviewern... die da wären: AlyshaNemesis, Draco1990, TheDarkAngelRisa, oAmyBlacko, garfieldsg08, Reiko-Yamaoka, LittleWhisper, Nobody's Dream, natsucat, Severina35 und wobbeltierchen!
Viel Spaß beim Lesen.. Und bitte keine Morddrohungen wegen des Endes! sich versteck
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Hatte er sich gerade verhört oder hatte Malfoy tatsächlich mehr oder weniger gerade zugegeben, dass er ihn - nun, wie hatte er es noch gleich ausgedrückt? - begehrte? Harry schoss bei dem Gedanken das Blut in den Kopf und er zwang die vor seinem inneren Auge aufleuchtenden Bilder aus seinem Kopf. Dazu war jetzt wirklich nicht der richtige Zeitpunkt... Er musste über wichtigeres nachdenken.
Was hatte Malfoy noch gesagt? Erkenntniszauber? Richtig, er erinnerte sich - er hatte diesen Zauber bei Ron ausprobiert, aber die einzige Erkenntnis, zu der dieser gekommen war, war, dass er seine Zaubertränke-Hausaufgaben nicht gemacht hatte. Nicht annähernd so dramatisch wie Dracos Erkenntnis...
Und zu welcher Erkenntnis war er selbst gekommen? Dass er tatsächlich in Draco Malfoy verliebt war? Lieber Gott, der Gedanke, dass Malfoy ihn manipuliert hatte, war weitaus glaubwürdiger gewesen... Und hatte ihm viel besser gefallen.
Gut, betrachtete man es objektiv, so hatte er eigentlich keinen Grund sich zu beschweren - die Person, die mehr als alles andere seinen Geist beherrschte, wollte ihn anscheinend auch. Aber was für eine Zukunft hatten sie? Bei Merlin, wie würden seine Freunde - von der restlichen Zaubererwelt mal ganz abgesehen - reagieren, wenn er plötzlich mit dem Malfoyspross durchs Schloss lief, allem Anschein nach in inniger Verbundenheit?
Harry stöhnte leise und horchte tief in sich hinein. War es das wert? Verdammt, wollte er Malfoy tatsächlich so sehr, dass er dafür alles riskieren würde - seinen Ruf, seine Freunde, einfach alles?
Nein, entschied er sich, das plötzliche Ziehen in seiner Magengegend konsequent ignorierend, dazu war er einfach nicht bereit.
Er holte tief Luft - ihm war gar nicht aufgefallen, dass er sie angehalten hatte - und trat aus dem Schatten der Ecke heraus. Kaum hatte er jedoch einen Schritt gemacht, wurde er schon wieder zurück in die Ecke gedrängt. "Es tut mir leid, Potter", hörte er noch erstickt, dann pressten sich heiße Lippen auf seine, eine fordernde Zungenspitze fuhr zart an seinen Lippen entlang und kundige Hände glitten selbstvergessen über seinen Körper.
"Malfoy!"
Harry schob den anderen von sich, und ihre Körper trennten sich bevor ihre Lippen den Kontakt aufgaben, fast so als würden sie magnetisch aneinander hängen. "Was...?"
Malfoy wandte unwillig den Kopf ab. "Mistelzweige", murmelte er leise, anscheinend über seine eigene Machtlosigkeit gegen den Zauber frustriert.
Harrys Augen begannen zu leuchten, während er aufmerksam Malfoys Gesicht betrachtete. Mistelzweige? Konnte das wirklich stimmen? Bedeutete er Malfoy soviel - wollte dieser tatsächlich das gesamte nächste Jahr mit ihm verbringen?
"Ich hätte es bestimmt nicht freiwillig getan", redete Malfoy weiter, "und werde es auch sicherlich nicht wieder tun. Ich will mich deinem kleinen Fanclub gewiss nicht anschließen und werde in näherer Zukunft auch keine T-Shirts mit deinem Kopf drauf tragen." Er stockte und sah Harry dann ärgerlich an. "Würdest du aufhören, mich so blöde anzustarren? Verdammt, tu doch nicht so, als wärst du noch nie im Leben geküsst worden oder als hätte sich gerade die Erde vor dir aufgetan!"
"Halt die Klappe", murmelte er zurück, zog den Blonden eng an sich heran und küsste ihn sanft hinters Ohr, "halt einfach die Klappe."
Der Slytherin versteifte sich kurz, dann entspannte er sich völlig in Harrys Armen und ließ seinen Kopf auf dessen Schulter sinken. Harry hatte das Gefühl, flüssiges Silber zu umarmen.
"Oh Merlin", flüsterte Draco heiser, "weißt du, was du hier tust?"
Harry lächelte unmerklich. "Nein", gab er zurück, "eigentlich nicht."
Malfoy begann seine Hände durch Harrys Haare fahren zu lassen und legte seinen Mund ganz nah an dessen Ohr. "Das hier, Potter", sagte er leise und sein warmer Atem strich sengend über Harrys Ohrmuschel und versetzte ihm einen wohligen Schauer, "kann sehr gefährlich werden." Er blickte kurz in Harrys Augen und dieser vermeinte, in dem kühlen Silber zu erstarren, und legte dann seine Lippen auf die Harrys.
Es war ein zarter Kuss, nicht zu vergessen mit dem heftigen, fast ungewollten Kuss von vor wenigen Augenblicken, beinahe zaghaft, und als Draco sanft an Harrys Unterlippe sog entglitt ihm ein kleiner Seufzer. Ihre Zungen trafen sich, umspielten einander wie zwei Wellen auf der See, gefangen in einem Meer aus unendlicher Sehnsucht. Wie von selbst zog Harry Draco enger an sich heran, ließ seine Finger über dessen Rücken gleiten und verlor sich völlig in diesem Kuss, der nicht enden wollte.
"Hmmm", machte Draco genießerisch, als sie sich schließlich voneinander lösten und beide etwas außer Atem nach Luft ringen, "du bist sicher, dass du erst vier Leute geküsst, hast, Potter?"
Harry grinste nur. "Ziemlich", erwiderte er fröhlich, "deine Liste ist wohl etwas länger?"
Malfoy lächelte vieldeutig. "Etwas", antwortete er vage, und Harry schoss ein kleiner, giftiger Pfeil der Eifersucht durch sein Herz. Die Vorstellung, dass Draco in den Armen irgendeines anderen Menschen lag, gefiel ihm ganz und gar nicht. Der Slytherin bemerkte das und seine Augen, die während des Kusses etwas dunkler geworden waren, begannen amüsiert zu funkeln. "Etwa eifersüchtig?"
"Das hättest du wohl gerne", knurrte Harry ungehalten und rückte etwas mehr von Draco ab. "Mit wievielen Frauen warst du schon im Bett?"
Draco schnappte hörbar nach Luft. "Wie zur Hölle kommst du denn plötzlich darauf?" fragte er überrascht, und seine Stimme hatte ihren verführerischen Schmelz eingebüßt.
Harry zuckte mit den Schultern. "Es interessiert mich", antwortete er ruhig, und fügte in Gedanken an: "... brennend."
Draco schluckte und wurde leicht rot, was Harry unter normalen Umständen in Zustände der Verzückung gebracht hätte, ihn jetzt aber nur beunruhigte. Bei Merlin - waren es so viele gewesen?
"Ähm", druckste Malfoy herum und ließ seinen Blick unstet in alle Richtungen schweifen, "nun ja..." Er strich sich nervös eine Strähne aus dem Gesicht. "Es klingt sicherlich nicht besonders gut, wenn ich das jetzt sage - aber um ganz ehrlich zu sein: Ich weiß es nicht."
Harry klappte der Unterkiefer herunter. "Du... weißt es nicht?" brachte er mühsam hervor und starrte den Slytherin entsetzt an.
Dieser zuckte unbehaglich mit den Schultern und wich seinem Blick aus. "Ich habe den Überblick verloren", flüsterte er leise, "und ich hab nicht gezählt."
"Den Überblick verloren?" krächzte Harry entsetzt, "und was bin ich bitte? Der nächste auf deiner Liste?"
Malfoy hob ironisch eine Augenbraue. "Sicher, Potter", antwortete er spöttisch, "und dir davon zu erzählen ist meine ganz besondere Verführungsstrategie. Man sieht ja, wie gut das ankommt." Er rollte mit den Augen und drängte Harry dann plötzlich an die Wand. "Du bist etwas besonderes", flüsterte er und ließ seine Lippen leicht über Harrys Hals wandern, "du bist der Erste, den ich für mein Herz und nicht für meine Hose erobere. Naja, sagen wir lieber für beides."
Harry konnte das Slytherin-Grinsen deutlich bei diesen letzten Worten hören und war sich nicht ganz sicher, ob er den Blonden dafür verprügeln oder umarmen sollte. Er seufzte leise, legte seine Hände auf die Seiten von Malfoys Kopf und zog diesen wieder auf Augenhöhe. "Und mit wievielen... Männern?" fragte er ganz leise, und Malfoy errötete wieder.
"Das ist einfach, Potter", erwiderte er, "keinem." Er lächelte leicht. "Die Idee, schwul zu sein, hat mich nie sonderlich berührt. Ich war mir meiner Heterosexualität sogar ziemlich sicher... Naja, bis zu diesem Erkenntniszauber." Er sah Harry in die Augen. "Also, ich schätze, auf dem Gebiet sind wir uns ebenbürtig." Er zögerte, strich dann Harrys Hände von seinem Kopf und ging einen Schritt zurück. Prüfend legte er seinen Kopf schief. "Hast du schon mit einem Mädchen geschlafen?"
Wie auf Kommando nahm Harrys Kopf die Farbe einer erblühten Pfingstrose an. "Äghs", machte er unartikuliert, "ääh... Nun ja..."
"Na komm schon, Potter", sagte Malfoy ungeduldig und sah ihn auffordernd an, "was nun? So schwer ist die Antwort nicht."
Harry holte noch einmal tief Luft. "Ja", erwiderte er dann ehrlich, "ja, habe ich." Er schluckte angestrengt und richtete seinen Blick auf seine Schuhspitzen.
"Wirklich", meinte Malfoy überrascht, "und? Mit wem?"
Harry wurde, wenn möglich, noch eine Spur roter. "Also", begann er und fuhr sich mit der Hand durch die Haare, während er sich im Stillen fragte wie genau er es geschafft hatte, in diese unmögliche Situation zu kommen - bei Gott, nicht mal Ron wusste von dieser Sache und hier stand er nun und plauderte mit Malfoy (!) über sein erstes intimes Sexualerlebnis... Er musste träumen - ganz sicher träumen, "das ist etwas verworren..."
Malfoy lupfte zweifelnd eine Augenbraue. "Was kann denn daran verworren sein? Rauf, rein, raus, runter - ganz einfach!" Ärger schwang in seiner Stimme mit und ein kleiner Teil in Harry freute sich heimlich darüber.
Ein anderer Teil hingegen reagierte weitaus Gryffindor-typischer und war zu Recht empört. "Ganz einfach, hä?" erwiderte er schnippisch, "du musst es ja wissen, Mr. Ich-hatte-so-viele-ich-hab-aufgehört-zu-zählen!"
Malfoys Wangen färbten sich rot und Wut loderte in seinem Blick auf. "Was war verworren?" fragte er mit unterdrücktem Zorn und ballte angestrengt die Fäuste.
Harry seufzte wieder. "Ich weiß nicht, wer es war", antwortete er dann wahrheitsgemäß, "es war Nacht... Ich hatte meine Brille nicht auf... Es war dunkel... Und sie war plötzlich in meinem Bett." Er wurde bei der Erinnerung rot und kratzte sich verlegen an der Nase.
"Was?" platzte Malfoy aufgebracht heraus, "so war das?" Er schien unter Schock zu stehen, während Harry praktisch dabei zusehen konnte wie hinter der Stirn des Slytherin die wirrsten Bilder auftauchten. Draco schnaubte wütend. "Wenn es so einfach ist, dich ins Bett zu kriegen, hätte ich mir den ganzen Ärger mit dem Band ja sparen können!"
In Harry zerriss irgendetwas, diese Äußerung tat weh - und das nicht nur, weil Malfoy der erste war, dem er davon überhaupt erzählte... Nein, auch weil ein kleiner Teil Wahrheit darin steckte, den er zu gern vergessen hätte.
"Du bist ein Mistkerl, Malfoy", entgegnete er kalt, "ein unglaublicher Vollidiot!"
Unsanft schob er sich an dem Blonden vorbei und ging zurück in Richtung des Stimmengewirrs, und erst einige Sekunden später wurde ihm klar, was da in ihm zerrissen war: Das Vertrauen zwischen ihnen, die Verbundenheit, die sich in den letzten Tagen gebildet hatte und die sie so mühsam aufgebaut hatten.
Zerstört, weil er ganz einfach erkannt hatte, dass Malfoy dieses Vertrauen nicht verdiente - es nie verdient hatte.
Verdammt, es tat weh, sich das einzugestehen - es schmerzte mehr, als Harry gedacht hätte. Aber er war froh, es jetzt erkannt zu haben, bevor es zu spät war und er sich hoffnungslos in den Slytherin verliebte.
