Kapitel 11/11
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11. Am Ziel?
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Lucius war nach Hogsmeade appariert und hatte sich von dort eine Kutsche hoch zur Schule genommen. Nun stand er vor der großen Schulpforte und wartete. Schon vor einer halben Ewigkeit hatte er die Klingelschnur gezogen. Schwere Schritte waren schließlich hinter der Tür zu vernehmen. Lucius holte tief Luft. Sein Gesicht verwandelte sich in eine kalte, überheblich ausschauende Maske. Sein Mund wurde von einem überheblichen Lächeln umspielt. Er hatte die Angewohnheit einen Mundwinkel etwas höher zu ziehen als den anderen, was seine Mimik noch arroganter wirken ließ.
Rubeus Hagrid, der etwas zu groß geratene Wildhüter Hogwarts ließ Lucius mit einem gebrummelten Gruß herein. Lucius hielt es nicht für nötig zu antworten. Stattdessen meinte er nur: "Ich wünsche, Professor Dumbledore zu sprechen!"
Hagrid rief einen der vorbeieilenden Schüler herbei und bat diesen, Mr Malfoy den Weg zu zeigen. Dann brabbelte er irgendetwas in seinen Bart und verschwand hinaus auf das Gelände. Lucius ignorierte diesen Mann meistens. Seiner Ansicht nach war er ein Dummkopf, nicht mehr.
Vor den Wasserspeiern, die der Zauber noch aus seiner eigenen Schulzeit kannte, machte der Schüler halt und meinte: "Professor Dumbledore wird wissen, dass Sie hier sind. Ich muss zum Quidditchtraining." Der Junge verschwand. Lucius musste sich nicht lange gedulden. Der Eingang erschien und gab den Weg auf die Wendeltreppe frei, die hinauf zum Büro des Schulleiters führte. Dumbledore kam auf Lucius zugestürmt,herzlich und familiär begrüßte er ihn und bat ihn Platz zu nehmen. Lucius war verblüfft. Sein Misstrauen war geweckt. So unauffällig wie es ging, suchten seine Augen das Büro nach einem Hinweis auf das Schwert ab. Er konnte nicht wissen, dass er der Waffe sehr nahe war. Dann blieb sein Blick an der Vitrine hängen und eine leichte Röte überzog sein blasses Gesicht.
"Ich habe, offen gesagt, nicht so früh mit Ihnen gerechnet, Lucius. Wie geht es Narzissa? Mahct Draco Fortschritte?", fragte Albus Dumbledore und zauberte eine Tassen frischen Tees für den Gast herbei. Seine munteren Augen beobachteten den blonden Zauberer aufmerksam und schienen jede auch nur so kleine Gefühlsregung anhand der Gesichtsfarbe aufzunehmen. Albus musste schmunzeln. Er fragte sich, wie lnge Lucius seine Aufregung würde beherrschen können.
Lucius ließ sich auf das Spiel "Smalltalk" ein, obwohl das Objekt der Begierde ihm so nahe war.
"Danke vielmals, es geht ihr gut. Draco zaubert wie alle Kinder seines Alters unkontrolliert herum, aber er macht Fortschritte." Dann war es mit seiner Geduld vorbei. "Sie fragen sich sicher, warum ich hier bin, Dumbledore. Ich ..."
"Nein, Lucius, ich frage mich nicht, ich weiß es bereits", unterbrach der Schulleiter seinen Gast. Lucius Miene verfinsterte sich.
Dumbledore erhob sich und trat an die Vitrine. "Es ist atemberaubend schön. Nicht wahr?" Er beobachtete die Reaktion seines Gastes im Glas der Vitrine. "Ein Meister hat es geschmiedet, ein Meister hat es geführt."
Ruckartig drehte sich der weise Zauberer herum und musterte seinen Gast. Lucius Kiefer arbeiteten. Er fixierte den Griff des Schwertes. Er war so nahe am Ziel. Er konnte das Schwert fast ergreifen. Doch scheinbar war ihm kein Glück vergönnt.
"Lucius, dass gerade Sie an eine solche Geschichte glauben, hätte ich nie für möglich gehalten! Ich bitte Sie, ein Kinderreim", banalisierte Dumbledore.
"Das muss doch eine Freude für Sie sein, dass ich...", Lucius schluckte und blickte dem Schulleiter direkt ins Gesicht, "dass ich an eine... an dieses Märchen geglaubt habe."
Dumbledore strich sich über den weißen Bart und erwiderte ernst: "Nein, es freut mich nicht. Sie haben für die Zauberwelt wertvolle Gegenstände aus ihren sicheren Aufbewahrungsorten entfernt. Sie haben, das Portrait der Schwarzen Dame gestohlen, aus dem Louvre wohl gemerkt, haben die beiden Geister der ermordeten Prinzen verschreckt. Sind in eines der sichersten Museen der Welt eingebrochen... nein, nein, ich würde sagen, dass es nicht im Geringsten eine Freude für mich ist."
Der junge Mann fixierte erneut das Schwert.
"Ja, das Schwert ist hier, das letzte Artefakt, auf dem angeblich ein Hinweis auf das Laboratorium steht, in dem der Trank der Macht gebraut werden kann. Nicht wahr Lucius? Den wollten Sie doch, oder?"
Lucius setzte seinen arrogantesten Blick auf und zischte verächtlich: "Um es zu vernichten, wollte ich es finden. Glauben Sie ich wollte noch einmal unter einem... Monster... wie dem Dunklen Lord leiden? Dieser... dieser Zauberer hatte mich unter dem Imperiusfluch gestellt. Er hat es gewagt, meinen Willen zu beeinflussen. Ich wollte verhindern..."
Aber Dumbledore winkte ab. "Sparen Sie sich ihre Ausführungen für den Minister. Mir genügt, was ich höre. Auf Wiedersehen, Lucius. Ah, Sie werden verstehen, dass Hogwarts gerne die Hinterlassenschaften der Gründer für sich beansprucht."
Lucius erhob sich und erwiderte: "Leider, Herr Professor befinden Sie sich nicht mehr in meinem Besitz. Ich wäre ein Dummkopf hätte ich sich bei mir aufbewahrt."
Der Schulleiter reagierte nicht überrascht. "Wenn Sie das sagen, Lucius? Tun Sie nichts, was Ihre momentan sichere Stellung gefährden würde. Die Erinnerung an Voldemort ist noch zu frisch, um... unvorsichtig zu sein."
"Das werden Sie büßen, Dumbledore!", flüsterte Lucius heiser vor Wut. Dann drehte er sich um und verließ mit wehendem Umhang und dem klackenden Geräusch seinen Stocks das Büro des Direktor. Albus Dumbledore starrte eine Weile auf die geschlossene Tür um dachte über die Worte des jungen Mannes nach. Er ahnte, dass ihn alle unterschätzt haben, so auch er. Ich befürchte, wir gehen gefährlichen Zeiten entgegen, überlegte Dumbledore und machte sich wieder an seine Arbeit. Auf dem Tisch lag das Buch, in dem die zukünftigen Schüler Hogwarts verzeichnet wurden. An dem Namen Harry Potter blieb sein Blick haften. Liebevoll strich er über den Namen. Ich wünschte, ich könnte die Bürde für dich tragen.
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Am 1. November, einen Tag und ein Jahr nach dem Sturz des Dunklen Lords.
Im Kerker seines Anwesens, verstaute Lucius das letzte, ihm verbliebene Artefakt. Das Buch seines Vorbildes konnte und wollte er nicht aus der Hand geben. Die anderen Gegenstände hatte er in der Knockturngasse verkauft. Das Bildnis der Schwarzen Dame hatte er wieder verstummen lassen. Nun lag es unter vielen anderen verstummten Bildern auf dem Dachboden seines Stadthauses.
Das wirst du büßen, Dumbledore. Ich werde Ihm wieder zur Macht verhelfen. Denn er lebt, was du nicht weißt. Er lebt und er wird wiederkommen. Und ich werde an seiner Seite sein. Triumphierend glitt sein Blick über ein leeres ledernes Buch, ein Tagebuch. In seinem Gedanken sah er den jungen, starken Voldemort wieder auferstehen...
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° Ende °
