Die schwere Tür von Vivane´s Schlafgemach öffnete sich beinahe lautlos. Die ersten fahlen Strahlen der Morgensonne fielen durch das Fenster und erleuchteten den Raum mit einer beruhigenden Stille, abgesehen von einem unwirsch grausamen Morgenraunzer der dunkelsten Töne, welcher sich Richtung Badezimmer schlich. Vengari schaute hinter ihrem Schreibtischplatz auf und starrte auf ihre Zimmergenossin.
„GUTEN MORGGGÄÄÄÄÄN... HERZ!"
Mit weiteren Geräuschen, die sich verdächtig nach Crucio und halt´s Maul anhörten, verschwand diese ins Badezimmer.
„NA, REIZENDE LAUNE, DARLING?"
Es bedurfte einer kompletten Brieflänge bevor eine perfekt aussehende (ganz zu schweigen von dem wutverzerrtem Gesicht) Viviane zurück ins Kaminzimmer stürmte.
„STINKY! KAFFEE! SOFORT!"
Im nächsten Augenblick erschien eine schüchtern lächelnde Stinky mit einem dampfenden Kaffeebecher in der Hand und reichte es ihrer Herrin, welche ihren perfektesten du-niedrigstes-Fussvolk-ich-unerreichte-Göttin-Blick auf die kleine Hauselfe legte.
„GRINS NICHT SO UND JETZT MACH DICH AUS MEINEM BLICKFELD!"
„Ahhh mein liebstes Pureblood, ich sehe du bist wieder in einer besseren Stimmung."
Viviane bevorzugte die Aussage mit einem weiteren strafenden Blick zu beantworten und liess sich ebenfalls am Schreibtisch nieder.
„Hier Schätzchen, nimm erst einmal eine Zigarette und dann kompensiere deine morgendliche Boshaftigkeit auf dem leeren Papier, wir brauchen einen weiteren Brief. Ich mach schon mal die Kameras fertig, die müssen wir vor dem Unterricht noch unbemerkt installieren. Was hatten wir sonst noch so auf der Liste für heute?"
„knuurrrr Weiss´ nich!"
„Verfallen wir wieder in die einsilbige Konversation?"
„Halt´s Maul!"
Ein breites Grinsen ließ die Gesichtszüge von Vengari schadenfroh entgleisen und sie freute sich schon innerlich, an welchem unwürdigen Lebewesen Viviane ihre schlechte Laune heute auslassen würde. Wie es sich schnell rausstellte, definitiv fürs Erste am unschuldigen Papier, welches zweifelsohne aufgeschrien hätte, wenn es nur könnte.
Nach Beendigung der Pergamentvergewaltigung, lächelte Vengari zufrieden auf.
„Dann mach du schon mal die Post klar, ich hole die Kameras."
Die schwarzhaarige Frau räusperte sich, um ihre nächsten Worte mit Nachdruck ausspeien zu können.
„ALLAN! EDGAR! ANTANZEN!"
Zwei tiefschwarze gefiederte Tiere erschienen im Kaminzimmer und setzten sich, nachdem sie eine Extrarunde um den Schreibtisch gedrehten hatten, auf die Tischplatte und sahen Viviane arrogant gestreckt an. Die beiden Raben wirkten genervt, doch ohne Widerworte liessen sie sich die Pergamentrollen an die Beine binden und nickten kurz nach Verkündung der Adresse. Ein Fensteröffnen später verschwanden sie majestätisch schwingend aus dem Raum.
„So Vengari, was steht als erste Unterrichtsverschwendung auf dem Plan?"
„Ohhh, es redet!"
„Fordere dein Glück nicht heraus... Fräulein!"
Beide Frauen funkelten sich raubkatzengleich an, um kurz danach ein übereinstimmendes Augenbrauenheben aufzulegen.
„Ich glaube DAS willst du gar nicht wissen!"
„Los raus mit der Sprache!"
„Wahrsagen!" entgegnete Vengari in einer monotonen Stimmlage.
„Errrgggghhhh."
„Ganz deiner Meinung, aber vorerst auf zu fremden Duschräumen, mit einer gewissen Vorfreude läßt sich fast alles überstehen."
Ein Fakt, dem Viviane nur zustimmen konnte. Die beiden Frauen stolzierten aus ihren Räumen in Richtung Slytherin-Gemeinschaftsgrube, um einen ersten Eindruck über die Lage zu bekommen und ihren zweiten offiziellen Schultag zu beginnen.
„Sag mal Viv, hast du irgendwas von diesem Wahrsage-Quatsch mitbekommen?"
„Wenig. Sehr wenig. Diese Räucherstäbchen im Raum sind schlimmer als jeder Schlaftrank."
„Du sagst es."
„Aber wie ich das mitbekommen habe, kann die Schrakeltante von Wahrsage-Lehrerin richtig witzig sein."
„Ja klar, ihre Klamottenzusammenstellung ist ein einziger Witz!"
„Das meinte ich nicht, eher ihre Voraussichten. Die hat den Tod der halben Klasse in diesem Jahr prophezeit."
„Cool. Ich glaube ich muss beim nächsten Mal wach bleiben."
Die beiden Frauen nickten sich lachend zu, während sich Viviane akribisch an einer massiven Schranktür zu schaffen machte.
„So, was haben wir als nächstes?", fragte die schwarzhaarige Frau sichtlich genervt und schloss die Tür zur Besenkammer endlich ab, in die sie gerade zwei Hufflepuff-Viertklässler eingesperrt hatte. Den Schlüssel kickte sie mit formvollendeter Eleganz aus dem nächstgelegenen Fenster.
Vengari besah sich den Plan und ihr Augenlid zuckte verdächtig, bevor sie zischte: „VERTEIDIGUNG gegen die Dunklen Künste!"
Viviane sah sie mit erhobener Braue an.
„Bitte? Das geht ja so wohl nicht! Verteidigung? Gegen dunkle Künste? Was soll der Scheiss denn? Dagegen verteidigt man sich nicht – das BENUTZT man!" Sie regte sich sichtlich auf. „Das ist eine Frechheit! Das lasse ich nicht auf mir sitzen! Vengari – ich fühle mich persönlich beleidigt!"
Ihre Freundin nickte wütend.
„Dagegen muss man was tun!"
„Man? Du meinst – Frau! Wir beide geben jetzt eine offizielle Beschwerde ab!"
„Und wo?", fragte die Braunhaarige interessiert.
„Na zu dem alten Graubart können wir nicht gehen – der ist ja eh hinüber! Hm... lass mich nachdenken...", sie starrte die Tür an, hinter der die beiden Hufflepuffs lautstark jammerten. „Ruhe ihr Gören – bei dem Krach kann man ja seine eigenen Gedanken nicht verstehen!" Sie zog die Brauen zusammen, dann, schlagartig, erhellte sich ihr Gesicht wieder. „Na klar – ich weiss!"
Bevor ihre Freundin nachfragen konnte, zerrte Viviane sie auch schon am Arm in Richtung der Kerker.
„Wohin gehen wir?", verlangte Vengari zu wissen.
Viviane grinste. „In unsere Räume, Schätzchen! Wir machen uns hübsch! Das Flohpulver ist in dem Glas vor dem Kamin, oder?"
Ein älterer Mann stürzte durch die Flügeltüren direkt in die (praktischerweise gerade stattfindende) Konferenz der Schulräte. Sein Gesichtsausdruck wirkte leicht gehetzt und er sah aus, als hätte man ihm gerade den Cruciatus angedroht (was der Wahrheit entsprach). Die sieben Männer und fünf Frauen sahen überrascht von ihrer Diskussion über neue Pflanzen im Eingangsbereich der Schule und deren mögliche Finanzierung auf und starrten ihn an.
Der Mann hechelte ein wenig vom Rennen und griff sich an die Hüfte. Dann endlich war er in der Lage zu sprechen.
„Verehrte Schulräte, dort draussen warten zwei Schülerinnen von Hogwarts und möchten sie in einer dringenden Angelegenheit sprechen."
Nach diesem langen Satz knickte er sichtlich zusammen und wartete schnaufend auf Antwort.
Nachdem sie die Neuigkeiten verdaut hatten, richtete sich ein unglaublich gutaussehender, hinreissend charismatischer ™ Mann, Ende Dreissig, mit langem weissblondem Haar und kalt glitzernden grauen Augen in seinem Stuhl auf.
„Ich denke nicht, dass wir die Zeit haben, uns mit ein paar Jugendlichen abzugeben. Wir haben hier elementare Dinge zu besprechen und sind nicht gewillt..."
Viel weiter kam er nicht, da die Tür zum zweiten Mal aufflog und die beiden selbsternannten Verteidigerinnen der dunklen Magie hereinstolziert kamen.
Schlagartig verstummte der (unglaublich gutaussehende, hinreissend charismatische ™) Mann und liess seine eisigen Blicke wohlgefällig über die beiden jungen Frauen wandern.
„Hörst du, Ven? Er ist nicht gewillt, sagt er..."
„Was für eine Schande! Aber ich glaube, er hat es nicht so gemeint..."
„Hätte ich gewusst was sich hier versteckt, hätte ich schon früher eine Beschwerde abgegeben!"
„Darauf kannst du einen Cruciatus sprechen!"
„Ich neige momentan eher zu einem Imperius!"
Ein älterer Herr sah sie missbilligend an. „Meine Damen, darüber macht man keine Scherze!"
„Wer scherzt denn hier?"
Der Mann wollte wieder etwas sagen, wurde aber von dem (unglaublich gutaussehenden, hinreissend charismatischen ™) blonden Mann unterbrochen, der während des kleinen Schlagabtausches ein winziges Lächeln auf seinem aristokratischen und vollständig faszinierenden ™ Gesicht hatte erscheinen lassen.
„Schon gut, Mr Finch-Fletley! Ich denke, wir können uns kurz die Zeit nehmen, die beiden jungen Damen anzuhören, schliesslich haben sie sich ja einen langen Weg hierher gemacht, also wird es sich wohl um etwas von Bedeutung handeln?"
Die beiden nickten eifrig.
„Wir wollen uns beschweren", meinte Viviane, die sich wieder erinnerte, warum sie hergekommen waren, da der Gedanke beim Anblick des (unglaublich gutaussehenden, hinreissend charismatischen ™) Mannes recht schnell geschwunden war.
„Ja", setze Vengari hinzu, die den (unglaublich gutaussehenden, hinreissend charismatischen ™) Mann seit Betreten des Zimmers mit ihren Blicken und im Kopf bereits komplett entkleidet, mit Sahne eingerieben und wieder gesäubert hatte (natürlich mit der Zunge) und ihm jetzt eindeutig zweideutige Blicke zuwarf, die er selbst dann nicht hätte ignorieren können, wenn er KO in Askaban gelegen hätte.
„Wir fühlen uns schwer beleidigt und diskriminiert", führte Viviane die Konversation verbal weiter, da Vengari sich offensichtlich auf schnelles Augenbrauenheben und laszives Lächeln verlegt hatte, was von dem (unglaublich gutaussehenden, hinreissend charismatischen ™) Mann mit Interesse höchster Priorität verfolgt wurde.
„Tatsächlich?", räusperte sich der (ihr-wisst-schon) Mann und riss sich, wenn auch widerwillig, von den verheissungsvollen Blicken der braunhaarigen Frau los. „Nun, bevor wir uns damit befassen, wollen Sie sich nicht erst einmal vorstellen?"
Den Blicken der Frauen nach, stellten die sich bereits eine Menge vor. Trotzdem waren sie so gnädig, der Aufforderung nachzukommen.
„Mein Name ist Viviane Gauloises", klärte Viviane auf und fügte aus einer Eingebung hinzu: „Slytherin, Abschlussklasse!" Dabei sah sie ihn geradeheraus an und machte klar, dass sie ausschliesslich zu ihm sprach.
Er lächelte sie gefällig an, während er sie von oben bis unten betrachtete.
Vengari hielt sich nicht lang mit grossen Umgangsformen auf, sondern ging auf ihn zu und hielt ihm den Handrücken hin. „Vengari Zelina Alias", schnurrte sie, „Ebenfalls Slytherin, ebenfalls Abschlussklasse, aber du darfst mich Vengari nennen, Süsser!"
Er betrachtete sie anerkennend.
„Lucius Malfoy, auch Slytherin, früher mal in der Abschlussklasse", lächelte er dann, nahm ihre dargereichte Hand und küsste sie formvollendet.
„Ah, das erklärt alles", grinste Vengari und sah zu ihrer schwarzhaarigen Freundin. „Viv, das ist Dracos Daddy!"
„Daher der Lecker-Effekt!"
„Ganz genau!"
Viviane versank für einen Moment in der faszinierenden Ausstrahlung des (unglaublich gutaussehenden, hinreissend charismatischen ™) Mannes, fortan Lucius-ich-will-dich-Malfoy genannt, rappelte sich dann aber auf, um auf den Grund ihres Besuches zurückzukommen. Da Vengari offensichtlich an alles mögliche dachte, nur nicht daran, sich zu beschweren (was ja auch kein Wunder war, stellt euch vor Lucius Malfoy würde EURE Hand halten), machte Viviane mit einem subtilen Hinweis auf sich aufmerksam.
„Fahr deinen Trieb auf Null, Ven, wir haben zu arbeiten!"
Vengari sah sie unwillig an und machte eine spezielle, eindeutige Geste in ihre Richtung, trat dann aber einen Schritt von Malfoy senior zurück und seufzte schwer.
Der ( ™ ) blonde Mann verfolgte den Wort- und Gestenwechsel mit gesteigerter Neugier und verbarg nicht, dass er von den beiden Frauen geradezu hingerissen war.
„Richtig", murmelte Vengari, noch immer etwas abwesend. „Arbeit! Beschwerde!" Sie starrte Lucius an. „Jetzt und hier!"
Viviane kicherte in sich hinein.
Lucius Malfoy räusperte sich vernehmlich und atmete einmal tief durch, bevor er wieder das Wort an die beiden wandte.
„Und was ist nun der...", er grinste die beiden unverschämt an, „... andere... Grund für ihr Hiersein?"
Da Viviane es leid war, das Wort „Beschwerde" noch einmal zu erwähnen, ging sie gleich in die Vollen.
„Es geht um das Fach „Verteidigung gegen die Dunklen Künste", welches wir zu belegen gezwungen sind", erklärte sie, mit einem gewissen abfälligen Unterton in der Stimme.
„Wenn es um die vielen Lehrerwechsel geht", begann ein braunhaariger Mann am anderen Ende des Tisches, wurde aber von Vengaris Blick förmlich aufgespiesst, der nur zu deutlich sagte: Wer zum verfuckten Henker redet mit dir, du Niete? Woraufhin er schlagartig verstummte.
„Nein", führte Vengari die Anklage fort. „Es geht nicht um die scheiss Lehrerwechsel!" Elf von den vierzehn Personen im Raum atmeten erschrocken ein. „Es geht um den Namen des Faches. Im Besonderen um das Wort „Verteidigung"!"
Lucius Malfoy hob erstaunt, aber nichtsdestotrotz interessiert eine Braue und deutete den beiden an, fortzufahren.
„Wir fühlen uns in unserer Eigenschaft als Schwarzmagier diskriminiert", stellte Viviane klar, während Vengari heftig nickte. „Verteidigung impliziert, dass Schwarzmagier alle nur darauf aus sind Leute zu killen...", sie verstummte und erkannte für eine Sekunde den Fehler in ihrer Überlegung, was sie aber nicht daran hinderte, weiter zu reden. „Wie auch immer... kein halbwegs intelligenter Schwarzmagier, würde dieses Gestrüpp, das Hogwarts Schüler nennt umbringen..."
„Zu wenig Ruhm", erklärte Vengari.
„Genau! Trotzdem gibt es dieses hirnrissige Fach!"
„Blödsinnig", warf Vengari ein.
„Korrekt! Schwarze Magie ist nichts Schlimmes..."
„...für uns..."
„... sie hält lediglich die Welt im Gleichgewicht..."
„... eine schwierige und mühevolle Aufgabe..."
„... aber wird das anerkannt?"
„Nein!"
„Werden Schwarzmagier belohnt, wenn sie mal einen von den Guten wegputzen?"
„Nicht mal ein Orden ist drin!"
„Statt dessen wird man verfolgt..."
„... verleumdet..."
„... und dann muss man sich noch demütigen lassen, indem man „Verteidigung" gegen sein eigenes Handwerk lernen muss?"
„Unerhört!", murrte Vengari.
„Und deshalb verlangen wir, dass das Fach entweder umbenannt oder ein weiteres Fach bereitgestellt wird und zwar „Verteidigung gegen die weisse Magie"!", beendete Viviane den Vortrag und die beiden Frauen nickten sich zustimmend zu.
Schweigen...
Grosse Augen und stumm geöffnete Münder von elf der zwölf Schulräte. Lucius Malfoy dagegen sah aus, als müsste er sich sehr zusammenreissen, um nicht in brüllendes Gelächter auszubrechen. Er sah die beiden mit zuckenden Lippen und anbetenden Augen an und wusste offensichtlich nicht, ob er offen seine Begeisterung für ihren Vorschlag bekunden oder weiterhin den seriösen Schulrat geben sollte.
Verächtlich liessen Vengari und Viviane ihre Blick über die restlichen Elf gleiten.
„Was für Versager!"
„Aber echt!"
Sie sahen zu Lucius und Viviane hob eine Augenbraue.
„Also?"
Er hatte für eine Sekunde den Kampf gegen das Lachen verloren und hustete nun, um das Missgeschick zu übertünchen. Dann blickte er zu den anderen Schulräten.
„Nun, da dies eine offizielle Beschwerde ist, müssen wir natürlich darüber sprechen." Er sah wieder zu den beiden Frauen. „Wir geben Ihnen dann Bescheid, sobald wir entschieden haben!"
Vengari trat einen Schritt nach vorn und noch während bei Viviane ein verheissungsvolles Lächeln in Richtung des (unglaublich gutaussehenden, hinreissend charismatischen ™) Mannes aufblitzte, warf ihm die braunhaarige Frau einen Schlüssel auf den Tisch.
„Du kannst jederzeit vorbeikommen, Schatz! Um uns über die ... Fortschritte auf dem Laufenden zu halten!" Sie warf einen Blick auf den am Stuhl lehnenden Gehstock und grinste ihn wieder an. „Interessanter Stab. Den würde ich mir bei Gelegenheit gern mal genauer ansehen!"
Die beiden Frauen warfen sich einen siegessicheren Blick zu und stolzierten genauso arrogant aus dem Raum, wie sie ihn betreten hatten. Zurück blieben elf teils verwirrte, teils wütende Schulräte und ein Schulrat mit äusserst schmutzigen Gedanken.
„Und jetzt?", fragte Viviane, in der Annahme der Tag sei nicht mehr zu toppen, als sie wieder aus dem Kamin stiegen und in Richtung des Gemeinschaftsraumes aufbrachen.
Vengari sah sie mit merkwürdigem Ausdruck in den Augen an. „Jetzt?", fragte sie. „Jetzt gehen wir in den Unterricht, Schätzchen!"
„In den Unterricht? Aber dieses Verteidigungsding läuft doch noch!", mokierte die Schwarzhaarige.
„Ja", grinste Vengari, „das schon, aber denkst du, ich gebe mich mit einem Umbenennen des Faches zufrieden? Nein Liebes, da hab ich andere Pläne! Also würde ich mir ganz gern den Lehrer dieses „Faches" ansehen, verstehst du?" Sie zog eine Braue hoch und Viv verstand offensichtlich.
„Na dann, auf in den Kampf!"
Als sie am Klassenzimmer angekommen waren, riss Viviane die Tür auf und die beiden marschierten stracks hinein. Die Schüler drehten sich mit überraschten Mienen um, doch Vengari und Viv marschierten rüber zur Slytherinseite, wo – als hätten sie es geplant – Draco und Blaise saßen. Es waren zwei nebeneinanderstehende Zweiertische, wobei Draco rechts aussen saß und Blaise links aussen. So liessen sich die beiden Frauen auf den einzigen freien Plätzen zwischen ihnen nieder und alle vier sahen dabei sehr zufrieden aus.
Der Lehrer hob inzwischen den Kopf und betrachtete die Neuankömmlinge. Er war mittelgross, mittelschlank, mittelinteressant und mittelgutaussehend. Also nichts, wofür sich die beiden Verrückten interessiert hätten.
„Ich nehme an sie sind Ms Vengari und Ms Viviane? Sie kommen spät", sagte er nach einem Blick auf seine Anwesenheitsliste, mit einer Stimme, die genauso mittelmässig war, wie der Rest von ihm. „Genaugenommen kommen Sie über eine Stunde zu spät. Aber es freut mich, dass Sie die restlichen knapp 20 Minuten noch mit uns verbringen möchten!"
Sein Versuch von Sarkasmus verpuffte recht... mittelmässig. Als unerreichte Königinnen des Sarkasmus, ging der Seitenhieb etwa eine Meile an den beiden vorbei und sie gaben sich keine grosse Mühe, ihre Verachtung zu verbergen.
„Tststs", machte Viv, „stellt sich nichtmal vor! Wie unhöflich!"
„Wie recht du hast, Liebes", erklärte Vengari und sah den Professor missbilligend an.
Dieser wirkte etwas verärgert, blieb aber ruhig. „Ich bin Remus Lupin, ihr Lehrer in „Verteidi..."
„Sie sind der Werwolf", unterbrach Viviane ihn aufgeregt und beäugte ihn von oben bis unten, als wäre er ein interessantes Tier auf einem arabischen Basar. Vengari stellte ihr Abchecken von Draco unter Hinsicht auf ihr neuerworbenes Wissen über dessen Vater ein und musterte den Professor ebenfalls von oben bis unten, wie ein unbekanntes Insekt.
Der Professor, inzwischen deutlich zornig, zwang sich zu einem Lächeln.
„In der Tat, das bin ich. Jedoch zöge ich es vor, Sie würden mich mit Prof. Lupin ansprechen!"
„Wirklich?", gab Vengari, abgelenkt von Dracos kühlem Lächeln, uninteressiert zurück und Viviane, die inzwischen das Lehrbuch gefunden hatte, nahm nicht wahr, dass der Lehrer etwas gesagt hatte.
Lupin knirschte ein wenig mit den Zähnen, machte dann aber mit dem Unterricht weiter.
Als das Stundenende da war und die Schüler sich zum Ausgang begaben, rief der Professor nochmals nach den beiden. Sie drehten sich, gestört im Pläneschmieden, zu ihm um.
„Ich möchte sie noch einmal kurz sprechen!"
Sie sahen sich an. „Keine Zeit", schnappten sie gleichzeitig und warfen die Tür hinter sich zu.
„Fünfzig Punkte Abzug von Slytherin", hörten sie ihn schreien und hielten inne.
„Das war nicht nett von ihm, oder?", fragte Vengari stirnrunzelnd.
„Nein, war es nicht", stimmte Viviane ihr zu.
„Das können wir uns nicht gefallen lassen."
„Da hast du vollkommen recht!"
„Ich glaube, der Professor benötigt einen Grundkurs in „Wie behandle ich meine zukünftige Herrscherin richtig?".
„Wie wahr!"
Sie hoben beide verstehend eine Braue und verschwanden in Richtung des Abendessens.
In der großen Halle herrschte noch reges Treiben während des Abendessens, ein Zustand der sich auf das zarte Nervenkostüm der beiden Frauen alles andere als positiv auswirkte. Sie hatten wenig Verlangen noch länger mit dieser Masse an nichtswürdigen Losern einen Saal zu teilen, folglich verließen sie frühzeitig die Szenerie, um die Umgebung des Slytherin-Lagers zu erkunden. Ihre Schritte halten durch die noch leeren Gänge, während sie gelangweilte Blicke auf die Suche schickten.
„Ven, ich habe vorhin Allan und Edgar auf Dienstbotengänge geschickt."
Vengari´s Mundwinkel schoben sich unweigerlich nach oben, sie wußte genau was Dienstbotengänge bedeutete.
„Schätzchen, du kannst Gedanken lesen. Was hast du bestellt? Zwei Kisten Martini, unendlich viel Tequila, abartige Mengen an Pitú und eine Handvoll weiterer ausgesuchter Spezialitäten?"
„Alles was das Herz begehrt! Ich denke es wird Zeit für eine Willkommensparty mit ausgesuchten Gästen!"
In diesem Augenblick stach den beiden Frauen eine ihnen unbekannte Tür ins Auge, welche nicht verschlossen war - was vieles erleichterte - und die neuen Slytherins schnell eintreten liess.
„Treffer! Ich denke, Liebes, die Location haben wir soeben gefunden!"
„Grandioses Ambiente, ich rieche förmlich stechende Arroganz und perverses Selbstbildnis ... mmmhhhhh", bemerkte Vengari anerkennend. „Muss kaum was gemacht werden!"
„Ja, nur ein paar Änderungen am Mobiliar, eine verderbliche Getränkebar und einige Abschirmzauber, wir wollen ja nicht gestört werden."
Viviane und Vengari schauten sich zutiefst zufrieden an, nachdem sie noch einmal einen freudigen Blick auf die vielen Trophäen im Slytherinpokalzimmer, welche den Wänden kaum eine freie Fläche gewährten, geworfen hatten.
„Wir lassen Stinky und Grotty walten und präparieren schon mal unser Federvieh."
Nach einem kurzen Nicken schlugen die beiden Frauen mit High-Five ein und verliessen das Pokalzimmer in Richtung Gemeinschaftsraum. Das unansehnlichen Grinsen auf ihren Gesichtern, konnten sie schwerlich unter Kontrolle bringen.
„Da fällt mir ein, wen laden wir eigentlich ein?"
„Blaise er-weiß-noch-nicht-das-er-in-mein-Bett-gehört Zabini."
„Draco geile-Schnitte-kein-Wunder-bei-dem-Vater Malfoy, ganz bestimmt dabei!"
„Bei den beiden Schätzchen brauchen wir kaum lange nachdenken, aber der Rest?"
„Laß uns in den Gemeinschaftsraum auf Gästejagd gehen und schauen."
„Die gut aussehen sind dabei."
„Gebongt!"
Geräuschlos glitt der Blutige Baron aus der Wand. Die von ihm ausgehende Kälte ließ die Fackeln in seiner Umgebung unruhig aufflammen. Trotz der Präsenz des Todes belebten die dunklen Schattenspiele den Gebäudetrakt. Der Baron erblickte die Frauen und versuchte sie restlos zu ignorieren, was ihm bezüglich dieser Gestalten nicht im Geringsten gelang. Viviane kreischte hysterisch auf.
„Ven – schau wen wir da haben!" Süffisant stützte sie ihre Hände in die Hüfte und nickte betont gestreckt in die Richtung des Geistes, der immer noch versuchte die beiden zu mißachten.
„Unser Schnuffihäschen."
„Er ist so knuffig."
„Ein Goldstück, ich würde ihn am liebsten in den Arm nehmen."
„Und sein Bösi-Bösi Blick, so süüüüüüüüß!"
„ICH BIN NICHT SÜSS! ICH BIN DER GRAUSAME BARON DES SCHRECKENS! UND LASS MIR NICHT VON ZWEITKLASSIGEN DAMEN WIE IHNEN ERZÄHLEN..."
Weiter kam der vor Wut kochende Baron bei seiner Unterbrechung der Nettigkeiten seitens der beiden Frauen nicht. Sie brachen in grelles Gelächter aus, welches sich in Form eines ohrenbetäubenden Echos an den nackten Steinwänden vervielfältigte.
„Ist er nicht niedlich, wenn er sich aufregt?"
„Bezaubernd"
Unbeeindruckt und einen völlig sprachlosen Baron hinter sich lassend setzten Viviane und Vengari ihren Weg fort.
„Was meinst du, wie lange noch Viv?"
„In spätestens drei Wochen."
„Mmmm... drei Wochen Nettigkeiten und unser hübsches Maskottchen sitzt beim Psychiater."
„Ganz bestimmt!"
Viviane und Vengari betraten die Schlangengrube, wo sie sich einem Grossteil ihrer Hausgenossen gegenübersahen.
„Perfekt", flüsterte Vengari und stupste ihre Freundin an. „Du klärst die Besetzungsliste, ich mach den Raum klar!"
Viviane nickte ihr zu und Vengari verschwand in Richtung ihres Zimmers. Die Schwarzhaarige stiess einen kleinen Pfiff aus und in Windeseile kam ihr Rabe Allan angeschossen und liess sich auf ihrer Hand nieder. Sie flüsterte ihm etwas zu und befestigte einen Geldbeutel an seiner Kralle, woraufhin er nickte und davonflog, seiner Herrin das Gewünschte zu besorgen. Dann drehte sich Viviane ihren Hausgenossen zu.
„Heute abend", begann sie theatralisch und reckte eine Hand zum Gewölbehimmel, „findet eine einzigartige Party in Hogwarts statt." Augenblicklich war aller Aufmerksamkeit die ihre. Sie grinste und fuhr fort: „Nur die Auserwähltesten der Auserwählten, also Slytherins, dürfen an ihr teilnehmen. Es wird ein Erlebnis, dass niemand...", ihr Tonfall wurde eine sinnliche Stufe tiefer, „... jemals wieder vergessen wird."
Alle Slytherins flüsterten los und man sah bei jedem Einzelnen die Hoffnung, eingeladen zu werden.
„Natürlich", sprach Viviane weiter, „werden ausschliesslich Schüler der 6. und 7. Klassenstufe eingeladen...", enttäuschte Gesichter bei den Jüngeren, „... und auch dort nur diejenigen, die es wert sind. Ich werde jetzt also herumgehen und denjenigen das Passwort für die Feier sagen."
Gesagt, getan, Viviane marschierte los. Gleich die ersten beiden, die da standen, Draco und Blaise nämlich, erfuhren das Passwort, auf welches hin sie zweideutig zu grinsen begannen und sich wissend zunickten. An Millicent Bulstrode, die hoffend und bangend dastand, schlenderte Viviane ohne einen Ton vorbei und beugte sich dann zu einem weiteren Jungen. Dann erhielten zwei Mädchen das Passwort. So ging es weiter. Wie eine Fürstin, die zum Tode Verurteilte inspizierte und diesen oder jenen freisprach, pflügte sie durch die Reihen.
„Du, du nicht, du auch nicht, iiieh, bist du wirklich ein Slytherin? Zeig mal deinen Stammbaum! Nein, du nicht, du nicht, du nicht, du ja, du auch, du nicht..."
Vengari machte sich sogleich auf in ihre privaten Räumlichkeiten. Beherzt schmiß sie die Tür hinter sich zu und blickte innerlich freudig auf den bevorstehenden Abend.
„GROTTY! STINKY! HERKOMMEN!"
Einen Wimpernschlag später standen die Hauselfen vor der braunhaarigen Frau, die ihnen mit theatralischen Gesten die Pläne für das heutige Ereignis mitteilte. Sie sollten gefälligst dafür sorgen, dass alles nach ihrer vollsten Zufriedenheit abläuft, sonst gäbe es tiefgreifende Folgen für die beiden Geschöpfe. Mit einem enthusiastischen Crucio unterstrich Vengari ihre Sätze ein weiteres Mal.
Ihre Aufmerksamkeit wurde auf einen wiederkehrenden Raben gelenkt, der eine silberne Flasche mit sich brachte.
„Ahh... Allan, du kannst gleich hier bleiben. EDGAR! MACH ´N ANFLUG!"
Aus dem Nichts tauchte ein zweiter anmutig erscheinender gefiederter Geselle auf und setzte sich zu dem anderen Raben auf den Schreibtisch. Spielerisch schwang Vengari mit ihrem Zauberstab, während sie sich geschmeidig auf die beiden Raben zubewegte.
„So ihr beiden Hübschen, heute nacht brauchen wir eure Dienste in Menschengestalt."
Die Vögel rührten sich keinen Millimeter und starrten auf die Bewegungen der Frauen. Einige Schwenker und Zaubersprüche später, lächelte sie beim Anblick der beiden Göttlichkeiten auf ihrem Schreibtisch.
„Ich bin genial. Ich bin einfach nur genial."
Auf der massiven Tischplatte saßen zwei menschlich gewordene, identische Skulpturen der männlichen Gattung. Tiefschwarze Haare reflektierten die Lichtquellen des Raumes. Die Männlichkeit umhüllt von hauchzarter schwarzer Seide, gab einen starken Kontrast zur restlich entblößten milchig-weißen Haut. Zwei Paar abgrunddunkle Augenpaare fixierten Vengari und ließen sie für kurze Zeit ihre Umgebung vergessen. Sie trat näher auf die beiden Männer zu. Ihre linken Fingerspitzen berührten die zarte Haut von Edgar, die sich über die muskulösen Körperteile spannte. Er fühlte sich unverwechselbar menschlich an, was dazu führte, dass Vengari ihrem Anflug von Verlangen nachgab und mit der Zunge langsam über die Oberlippe von Edgar fuhr, immer noch in seine schwarzen Augen blickend. Ihre Lippen versiegelten für einen kurzen Moment voller prickelnder Begierde den Mund der eben erschaffenden Gestalt, bevor sie unterbrochen wurde, weil Viviane in den Raum gestürmt kam und beim Anblick der Szenerie amüsiert den Kopf schüttelte.
„Räusper... Vengari Zelina Alias! Könntest du bitte die Finger vom Personal lassen! Die beiden halbnackten Zuckerstücke brauchen wir noch zum Cocktailmixen, Darling!"
Etwas widerwillig wand sie sich von den beiden Männer ab und lächelte Viviane zu.
„Gästeliste komplett?"
„So kann man es sagen. Es wird definitiv ein spannender Abend. Wir haben eine Stunde uns fertig zu machen."
„Perfekt" entgegnete Vengari und nahm endgültig ihre Hände von dem stählenden Oberkörper des Mannes.
„Ach... Viv, die beiden sind einfach hinreißend. Wir sollten sie öfter in die menschliche Gestalt verwandeln."
„Nur die Klappe müssen sie halten."
„Dafür habe ich diesmal gesorgt. Es wird ihnen kein Wort über die Lippen kommen."
„Mmmmm... nicht mal einige, sagen wir mal raunende Geräusche aus der Kehlengegend?"
„Ich sagt lediglich Worte, Liebes!"
Mit dem eindeutig zweideutigen Lächeln trennten sie sich von ihren männlichen Raben und machten sich in den Ankleideraum.
... to be continued ...
Vengari: Ich würde jetzt gern noch mal auf unsere hinreissenden Raben in Menschengestalt eingehen.
Viv (schüttelt herablassend den Kopf): seufz – Weiber mit gesteigertem Hormonhaushalt!
Vengari: WAS SOLL DAS DENN HEISSEN?
Viv: Bei Merlins Arsch – dass einer deine Gedanken aus der Gosse holen soll!
Universum: Das kann ich machen, gar kein Problem!
Viv&Ven (brachen in lautes Gelächter aus): Du – sicher! blacker und die Erde ist eine Scheibe und Männer können immer!
Universum: NATÜRLICH KANN ICH DAS! ICH BIN DAS UNIVERSUM!
Vengari: Du bist ein NICHTS!
Universum: jammer – das ist überhaupt nicht wahr!
Viv&Ven (sichtlich genervt): CRUUUUCCCCCIIIIIOOOOO...
Viv: Das sich dieses absurde Abbild eines Universums immer einmischen muß – pfffffhhhh
Universum: schmollBis zum nächsten Mal! teehee
Viv&Ven
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