Mission: Ravenclaw

„WIE SCHEISSE SIEHST DU EIGENTLICH AUS! DIESE SCHATTEN UNTER DEN AUGEN SIND JA..."

„FUCK YOU!"

Vengaris Stimmung war mit der ersten akustischen Begebenheit an diesem Morgen sogleich auf dem Nullpunkt angelangt und versuchte dort krampfhaft die Stellung zu halten, um nicht noch tiefer zu rutschen.

„Ja Schätzchen, schau doch mal genau hin!"

„SCHNAUZE! Wer bist du eigentlich?"

„Dein Abbild."

„Klar und Merlin hatte drei Eier! PISS OFF!"

„Merlin hatte drei Eier!"

„WOHER WILLST DU DAS WISSEN DU DRECKSAAS?"

„Ich häng hier schon seit 1000 Jahren rum."

„AARRRRGGGGGG, na dann erleichtere ich dir hiermit dein Schicksal... CRUUUUCCCCCIIIIOOOO!"

Wutentbrannt rannte die braunhaarige Frau aus dem Raum und knallte die Tür mit einem ohrenbetäubenden Krachen hinter sich zu. Ängstlich drehte sich ihr kleiner Hauself um und blickte zitternd in das zornige Gesicht seiner Herrin.

„WAS MACHST DU ABSCHAUM HIER? HABE ICH DICH GERUFEN?"

Unbemerkt vom Elfen zückte Vengari ihren Zauberstab.

„AVADA KEDAVRA!"

Grüne Blitze stoben aus der Spitze des Stabes (Rosenholz, Drachenherzfaser, 11 Zoll) hervor, welche das kleine Geschöpf zielgenau trafen und ihn mit aufgerissenen Augen leblos zu Boden warfen. Auf dem Gesicht der Frau breitete sich das erste Mal an diesem Morgen der Ansatz eines Lächelns aus.

Das Geräusch eines Türöffnens bemächtigte sich ihrer Aufmerksamkeit. Als sie aufschaute und ihren Blick zu der gegenüberliegenden Tür richtete, lehnte eine undefinierbar grinsende Viviane am Türrahmen. Ihre Augen funkelten dunkel mit mehr als nur einer Nuance Irrsinn.

„Hörte ich da soeben Schwarze Magie?"

„Ja!", rauh und gelangweilt antwortete Vengari und wand sich von ihrer Freundin, mit einer herablassend winkenden Handbewegung zu ihrem Hauselfen, ab, um zum Schuhschrank herüberzugleiten.

„Tzzz tzzz Darling, nicht schon wieder Grotty. Dein wievielter Grotty war das jetzt? Der 5. oder 6.?"

Vengari verdrehte ausgiebig ihre Augen und schaute die schwarzhaarige Frau mit einem Blick weit unter der Erdoberfläche an.

„FUCK Morgen und jetzt komm du mir nicht von der Moralapostelseite! Im übrigen der 6. SCHÄTZZZZZZ – CHEN!" das letzte Wort ließ Vengari zischend über ihr Lippen. „Ausserdem wen juckt´s? Die sehen doch eh alle gleich aus!" Drohend bewegte sie sich auf Viviane zu, während sie nach der übrig gebliebenen Hauselfe schrie.

„STINKY HER HIER! Zwei Kaffee und danach beseitige den Abschaum von einem Elfen, aber flott, sonst kannst du dich gleich in derselben Position daneben legen!"

Stinky tat in Windeseile, wie ihr geheißen. Nachdem beide Frauen ihre ersten Koffeineinheiten im Blut hatten, entspannte sich die Situation und die Schwarzhaarige richtete neugierig ihren Blick auf Vengari.

„Sag mal, was hat dir denn gerade die Magie verdorben?"

„Dieser FUCK Zauberspiegel im Bad, der soll mir noch einmal sagen, dass ich scheisse aussehe und ich werde ihn nicht nur zerstückeln, sondern schmelzen und aus ihm eine Zahnprothese für Filch formen!"

Viviane lachte laut auf und nickte zustimmend in ihre Richtung, während sie sich an den niedrigen Holztisch vor dem Kamin setzten.

„Verständlich. Was liegt eigentlich heute an?"

„Erinnere mich nicht an den Unterricht. Der einzige Höhepunkt des Tages wird die Strafarbeit bei unserem Professor-der-noch-nicht-weiß-wie-fällig-er-eigentlich-ist-Snape."

„Mmmhhhh – das nenne ich mal einen Wochenendstart."

Viviane bekam ein Funkeln in den Augen, welches förmlich durch ein optischen Geistesblick, welcher sich in ihren Pupillen widerspiegelte, abgelöst wurde. Sie erhob sich vom dunkelgrünen Sofa, stellte sich vor ihre sitzenden Freundin und ließ sich auf ein Knie nieder. Ihre Hände suchten in ihrem Umhang – und fanden sogleich ein kleines Samtkästchen, welches sie Vengari vor die Nase hielt. Diese riß die Augen auf und konnte die Situation nicht im Geringsten deuten. Erstarrt blickte sie auf Vivianes Lippen, die erneut Worte formten.

„Holde... geliebte Vengari... erteilst du mir die Ehre und wirst mei..."

„VIV! WAS SOLL DAS?"

Die schwarzhaarige Frau ließ sich lachend zur Seite fallen. Ihren Atem kaum unter Kontrolle haltend wischte sie sich vor Lachen die Tränen aus den Augenwinkeln. Sie richtete sich wieder auf und auch der nächste Versuch wieder regelmäßig zu atmen gelang ihr nur nachlässig.

„Schätzchen... dein Gesicht war... Gold... wert..."

„FUCK was sollte der Scheiss? Wirst du jetzt sentimental?"

„Sentimental? SENITMENTAL? ICH? DARÜBER MACHT MAN KEINE WITZE!"

Jetzt mußte auch Vengari lachen und zeigte auf die kleine schwarze Samtbox in Viviane´s Hand.

„Nun sag schon, was hast du da in der Hand?"

„Das ist der Ring, den du geordert hast. Er wurde vorhin von Edgar abgeholt. Der Rabe kam gerade in die Kerker geflogen, als du dieses nette Wortgefecht mit dem Spiegel hattest."

Vorsichtig übergab Viviane ihrer Verbündeten die Box. Vengari´s Finger umschlossen wissend das kleine Objekt. Auf ihrem Gesicht entwickelte sich ein Lächeln, welches ein tiefes Interesse mit sich führte. Sie öffnete die Box und ein schlichter Ring, bestehend aus einer zierlichen silbernen Fassung und einem kleinen Smaragd, kam zum Vorschein. Der grüne Edelstein brach atemberaubend das Morgenlicht im Kaminzimmer und bannte Vengari´s gesamte Aufmerksamkeit.

„Glitzer – funkel – MEINS!"

„Eine andere Reaktion von dir hätte mich glatt enttäuscht, Schätzchen." gab Viviane leicht amüsiert als Antwort und strich dabei verheissungsvoll über ihren silbernen Schlangengürtel, der sich mit feinen Gliedern um ihre Hüfte schlang und Edelsteine der gleichen intensiven grünen Farbe in Form von Augen aufwies.

„Erster Schritt für unsere Machtübernahme wäre dann vorbereitet, aber da laß uns in aller Ruhe später noch einmal drauf zurück kommen. Erstmal müssen wir Projekt – Schüler-Entblössung vollenden."

Viviane nickte zustimmend.

„Auf die Reaktionen bin ich jetzt schon gespannt. Es ist ein Wunder, das wir gestern nach der leicht ins alkoholisierte Delirium abdriftenden Willkommensparty, noch in der Lage waren die Kammeras aus den Duschräumen zu holen."

„Du sagst es. Trotz alledem sind die Fotos einfach erstklassig geworden. Hast du deine Zeitung fertig?", fragte Vengari mit einem breiten Grinsen.

„Aber immer doch", erwiderte ihre Freundin und hielt ein blaues Hochglanzmagazin in die Luft, auf dessen Frontseite die Rückansicht eines nackten jungen Mannes zu sehen war.

Die Braunhaarige hielt als Antwort ein weiteres Magazin hoch, welches in rot gehalten war und ein äquivalentes Bild von einer jungen Frau enthielt. Die beide grinsten sich an.

„Na dann wollen wir unsere kleinen Zeitungen mal unter die Leute bringen!"

Sie liefen in entgegengesetzten Richtungen durch den Gemeinschaftsraum und liessen hin und wieder eines der Magazine fallen. Dann banden sie den Rest ihren beiden Raben an die Beine und befahlen ihnen die Zeitungen im Schloss zu verteilen.

„Das war ein netter Anfang", grinste Viviane und wurde von einem hysterisch lachenden Slytherinmädchen, das in diesem Moment in den Gemeinschaftsraum gestürmt war, unterbrochen. Das blondhaarige Mädchen stützte die linke Hand fest in ihre Hüfte und versuchte lachend ihre Atmung unter Kontrolle zu bekommen. Nur halbwegs erfolgreich begann sie Töne über ihre Lippen zu pressen und zog sogleich jegliche Aufmerksamkeit auf sich.

„Leute... ihr glaubt nicht... was ich gerade mitbekommen... habe." Nach diesen Worten machte sie eine kleine Pause und trat weiter zur Mitte des Raumes.

„McGonagall und die Hufflepufftröte Sprout haben gerade diese nervig stöhnende Myrte, die die Mädchentoilette im 3. Stock belagert nach St. Mugos geschickt."

„Was ist mit der den los?", fragte ein Drittklässler äusserst amüsiert.

„Die muß in die Spezialabteilung zur psychologischen Pflege desolater Geister. Ich habe selten so etwas Abgedrehtes bei einem Geist gesehen. Schizophren würde ich sagen, weil sie seit zwei Tagen Heuler bekommt, abwechselnd mit Voldemort, Tom Riddle oder Fuge unterschrieben. Da hat sich einer so richtig einen Spass gemacht." Mit einer nächsten Welle eines aufkommenden Lachanfalls ließ sie sich in den nahestehenden Sessel fallen.

Viviane und Vengari sahen sich triumphierend an und versuchten, ihr zufriedenes Lächeln nicht zu sehr zur Schau zu tragen. „Haben sich die morgendlichen Wutanfälle – ausgelassen an unschuldigen Pergamentrollen – also doch gelohnt", flüsterte die schwarzhaarige Frau. „Davon kannst du ausgehen, Liebes. Mal sehen, wann wir den nächsten Geist in die Klatsche schicken!"

„Klasse, dann können wir wieder in aller Ruhe die oberen Toiletten benutzen", hakte Pansy nach und unterbrach hiermit kurz den halblauten Gedankengang der beiden Frauen, die sich plötzlich mit großen Augen anstarrten und ein großes FUCK ausspien. „Klasse dann können wir uns nach einer anderen ruhigen Ecke zum Rauchen umschauen."

Nachdem sich alle Schüler auf den Weg zu den einzelnen Unterrichtsstunden gemacht hatten holte Viviane ihren Stundenplan heraus. „Hmmm, Ven, du wirst es kaum glauben, wir haben jetzt „Geschichte der Zauberei". Hatten wir das schonmal? Ich erinnere mich nicht!"

Vengari hob eine Braue. „Kein Wunder dass du dich nicht erinnerst! Du hast geschlafen!"

„Ach sooo... das war das... verstehe! Man, der Unterricht war aber auch öde! Das könnte man doch bestimmt ein wenig interessanter gestalten, findest du nicht?"

„Wie ich dich kenne, schwebt dir da bereits was vor?"

„Naja, ich glaube es ist an der Zeit, dass wir mal unsere kleine Freundin ins Spiel bringen! Was denkst du?"

„Wollten wir die nicht für Trelawny aufheben?"

„Ja schon, aber für die fällt uns bestimmt noch was anderes ein."

„Auch wieder wahr!"

„Na dann hol ich sie mal schnell und dann können wir zum Frühstück!"

Mit einem irren Lächeln auf den Lippen eilte Viviane in die Gemächer, welche sie mit ihrer Verbündeten teilte und öffnete eine Truhe.

„Hallo meine Schöne!", summte sie zufrieden, „Hast du Lust ein wenig zu spielen?"

Ein Geräusch ertönte und Viviane lachte. Dann griff sie in die Truhe und holte etwas hervor, was sie sofort unter ihrer Robe verbarg.

„Sei brav und bleib ruhig meine Schöne, deine Zeit wird kommen!"

Damit kehrte sie zurück in den Gemeinschaftsraum und schenkte Vengari ein strahlendes Lächeln, woraufhin sich die Braunhaarige bei ihr einhakte und sie gemeinsam in Richtung der Grossen Halle aufbrachen.

Nach dem Frühstück schlenderten sie zu ihrem Klassenraum, als Viviane plötzlich stehenblieb.

„Ist es soweit?", fragte Vengari und erntete ein Nicken von Viviane. Diese öffnete ihre Roben und liess etwas längliches zu Boden gleiten. Ein Zischen ertönte und das längliche etwas verschwand in den Schatten.

Auf einmal begann Vengari zu grinsen.

„Was ist?"

„Ich hab ne Idee", eröffnete Ven und ihre Augen glänzten genauso wie Vivianes, wenn diese mal wieder kurz vorm Wahnsinn stand. „Wir könnten das noch besser machen. Wenn schon, denn schon!"

„Spann mich nicht auf die Folter, Süsse! Was hast du in deinem hübschen Köpfchen zusammengebraut?"

„Das wirst du gleich sehen", lächelte diese, holte ihren Zauberstab hervor und schwang ihn träge, während sie leise murmelnd in die Luft starrte.

Wie von Zauberhand (muhahahahahaha) manifestierte sich eine steinerne Skulptur, die einen Jungen von etwa 15 Jahren darstellte, vollständig in die Schuluniform von Hogwarts gekleidet und mit einem Ausdruck absoluten Entsetzens auf dem Gesicht, vor welches er wie in Abwehr seine Hände gehoben hielt.

Viviane begann haltlos zu kichern, während ihre Hände zustimmend applaudierten und sie trampelte auf der Stelle herum, wie ein kleines Kind.

„Genial, genial, du bist einfach genial, Süsse! Das hätte ich nicht besser machen können!" Ein Funklen schlich sich in ihre Augen,nals sie sich an den Morgen erinnerte und sie setzte hinzu: „Aus diesem Grund liege ich dir immer wieder zu Füssen!"

„Ich weiss, ich weiss", winkte Vengari gnädig ab, begann dann aber auch zu lachen und hüpfte auf und ab.

„Die schmeissen uns raus, die schmeissen uns raus", gluckte sie enthusiastisch.

„Nee, glaub ich nicht", meinte Viviane und wischte sich eine imaginäre Träne aus dem Augenwinkel. „Das hätten sie schon billiger haben können! Ich glaub Dumbledoof hat zu sehr die Hosen voll, was wir anstellen würden, wenn er uns nicht „im Auge" behalten könnte!"

Bei der Phrase „im Auge" hob sie Hände und machte mit Mittel- und Zeigefinger Gänsenoten ( ´´ ).

„Ja", grinste Vengari, „der hat Panik wir würden uns ich-nenne-mich-du-weißt-schon-wer-weil-ich-zu-doof-bin-mir-meinen-Namen-zu-merken anschliessen."

„Pffffff", machte Viv empört. „Als ob wir uns diesem Loser anschliessen würden. Mr. Ich-bin-zu-dämlich-ein-Kind-zu-killen. HA! Der Typ ist Asche unter meinen Füssen. Irgendwann erwischen wir den mal und dann kicke ich ihn persönlich nach Askaban."

„Aber echt", fauchte nun auch Vengari. „Wie der zum Schrecken der Zaubererwelt werden konnte, ist mir wirklich unbegreiflich! Ich verlängere hiermit unsere to-do-Liste um einen weiteren Punkt!"

„Und der wäre?", fragte Viviane neugierig.

„Lord-fuck-it-all muss uns die Füsse küssen! Dann kannst du ihn nach Askaban fluchen oder was auch immer sonst. Aber zuerst will ich ihn im Staub sehen!"

„Das ist gut, das machen wir! So, nachdem das geklärt ist, sollten wir in den Unterricht gehen!"

„Korrekt!"

„...und der Koooboldaufstand von 16 - 42 führte zum Aaaufstand von 16 - 43, an welchen sich der von 16 - 44 aaanschloss. Wie Siiiie sich sich - er vorstellen können..."

Eine monotone, näselnde Stimme schleppte sich wellenförmig durch den Raum, wellenförmig daher, weil sie sowohl die Ohren der aufrecht sitzenden Schüler traf, als auch die derer, die bereits lagen und von vielen kleinen hüpfenden Kobolden träumten, von einer Wiese und einem Zaun.

Viviane und Vengari kämpften gerade ihren eigenen Kampf, einmal den gegen den Schlaf und dann gegen die Versuchung einfach mal auszuprobieren, wie viele Flüche der Dunklen Magie es benötigte, um einen Geist ins Koma zu hexen.

Mit einem Mal durchdrang ein schriller Schrei die Korridore ausserhalb des Klassenzimmers. Sofort wachten alle auf und sprangen von ihren Stühlen auf, in heilloser Panik. Vengari und Viviane warfen sich einen Blick purer Erleichterung zu. Die Tür zum Raum flog auf und eine der Ravenclaw-Vertrauensschülerinnen kam hereingestürmt.

„Professor Binns", schrie sie. „Sie müssen ihre Schüler sofort alle in die Grosse Halle begleiten! Es ist ein Basilisk im Schloss!"

Als ob die Worte einen Katalysator enthalten hätten, verdoppelte sich das Chaos und Hals über Kopf rannten die Schüler aus dem Raum und in Richtung der Halle.

„Beweise", murmelte Vengari in einem Singsang und Viviane nickte. Als sie aus dem Raum schlenderten, schwang Vengari ihren Zauberstab und die Statue des versteinerten Schülers, der sich in eben diesem Moment auf dem Weg zur Krankenstation befand, löste sich in nichts auf, was nicht eben dazu beitrug, die ohnehin schon grassierende Paranoia abzuschwächen.

Lächelnd schritten sie langsam die Gänge entlang, während alle anderen Schüler an ihnen vorbei rasten, ohne sich einmal umzusehen. Durch ihre fehlende Panik kamen sie in den Mittelpunkt von einem Paar schwarzer Obsidianaugen.

„Ms Alias, Ms Gauloises!" Die Stimme, erst fast ein Flüstern, wurde zunehmend zu einem wütenden Knurren. Die beiden drehten sich, mit einem jeweils breiten Grinsen im Gesicht, auf dem Absatz um.

„Professor Leckä...äh, Snape", gurrten sie im Einklang, wobei ihnen die Namensverwechslung nicht wirklich unbeabsichtigt über die Lippen gekommen schien. Jedenfalls wirkten sie nicht besonders reumütig. Beide warfen sich in Pose und strahlten dem näherkommenden Mann entgegen. Dessen Augen glitten kurz – nur für eine Sekunde – über die beiden, bevor sich sein Blick wieder in ihren Augen verankerte. Das Taxieren war aber zu seinem Pech nicht unbemerkt geblieben und so glänzten ihn die Augen der beiden Frauen hungrig an, als wäre er ein ganz besonders ausgefallener schwarzmagischer Fluch.

„Was können wir für Sie tun, Professor?", schnurrte Viviane, während Vengari neben ihr einen catcall machte.

Er schien für einen Moment aus dem Konzept zu kommen, blitzte sie aber dann an.

„Ich weiss, dass sie beide etwas damit zu tun haben und ich werde es beweisen", schnarrte er drohend während er um sich auf die ängstlichen Schüler zeigte, was die beiden noch mehr zum Grinsen brachte. „Und dann können sie etwas erleben!"

„Wirklich?" Jetzt gurrte Viviane tatsächlich. „Wenn das so ist, dann geben wir es gleich jetzt und hier zu, nicht wahr, Ven?" Ihre Freundin nickte und leckte sich über die Lippen.

Snape starrte die beiden verwirrt an, dann zog er seinen Umhang mit einer beeindruckenden Bewegung um sich und verliess wehend und schreitend den Ort des Geschehens.

„BIS HEUTE ABEND, PROFESSOR", riefen sie ihm hinterher und sahen noch wie er, in Erinnerung an die erneute Strafarbeit, einen Zahn zulegte.

Viviane seufzte auf. „Warum muss er es uns so schwer machen?"

Vengari schüttelte den Kopf. „Er ist ein Mann, Viv. Männer wollen erobert werden, dass weiss doch nun wirklich jeder!"

Viviane zog ein imaginäres Schwert und wedelte damit in der Gegend herum. „Ich werde alles tun, um diesen Mann in mein Bett zu bekommen oder wo auch immer er es sonst tun will! Ich werde Jungfrauen erschlagen und Drachen retten, Königreiche vernichten und das Chaos aufrechterhalten, ich werde es Frösche regnen lassen und mich betrinken, solange bis..." Sie stockte, steckte das unsichtbare Schwert wieder weg und sah ihre Freundin entschuldigend an. „Ich schweife schon wieder vom Thema ab, oder?"

Vengari zuckte die Schultern. „Bin's nicht anders gewohnt!"

„A pro po Binns... „

„Japp, Grosse Halle!"

„Na dann..."

Die beiden waren in der Tat die letzten, die in die Grosse Halle eingeritten kamen. Langsam und betont gelangweilt liefen sie zu ihren Plätzen am Slytherintisch, wo sie sich niederliessen und lautstark ihren Unmut darüber äusserten, dass es keine Drinks gab.

Dumbledore stand am Lehrertisch auf und das Geflüster und Geraschel in der Halle stoppte abrupt.

„Es gehen Gerüchte um", begann er mit seiner ehrfurchtsgebietenden Stimme, „das sich ein Basilisk im Schloss aufhalten soll. In der dritten Etage soll ein versteinerter Schüler gefunden worden sein. Allerdings ist dieser Schüler verschwunden."

Leises Murmeln begann und die ersten Blicke am Slytherintisch legten sich auf Viviane und Vengari, die mit unschuldigen, höflich-gelangweilten Gesichtsausdrücken dasaßen und zuhörten.

„Allerdings wollen ein paar Schüler tatsächlich ein schlangenähnliches Wesen gesehen haben, welches sich im dritten Stock herumtrieb. Wir haben Mr Potter, der ja bekanntermaßen Parsel spricht, gebeten, sich mit dem Tier in Verbindung zu setzen, allerdings scheiterten alle bisherigen Versuche."

Viviane und Vengari begannen hämisch zu feixen.

„Die Lehrer und ich möchten euch bitten so lange in der Halle zu verbleiben, bis Mr Potter und zwei weitere Lehrer untersucht haben, ob die sogenannte „Kammer des Schreckens" tatsächlich wieder geöffnet wurde: Auch wenn der darin befindliche Basilisk eigentlich tot sein sollte, kann es durchaus sein, dass sich dort noch ein zweiter befindet. Wir möchte euch alle also darum bitten Ruhe zu bewahr..."

„Kammer des Schreckens, was für ein blöder Name", liess sich Vengari vernehmen. „Wie pathetisch! Wer war denn der Blödmann der hier die Namen verteilt? Gibt's hier auch sowas wie den „Besenschrank des Grauens"?"

Viviane und ein paar einzelne Schüler grinsten. Dann meldete auch sie sich zu Wort.

„Ich würde ja gern wissen, wie diese Kammer aussieht! Ich meine heute morgen sind wir auch über was Komisches gestolpert. Das war so eine runde Tür aus Eisen mit Schlangen und die haben gezischt und sich bewegt und dann ist die Tür aufgegangen und dahinter waren massenweise Skulpturen von riesigen Schlangen! Das sah ziemlich öde aus, da sind wir wieder gegangen!"

Es war also die Zeit angehalten worden wäre. Alle Schüler erstarrten und starrten die beiden an, selbst die Lehrer hatten grosse Augen bekommen.

„Sie haben WAS getan?", presste Dumbledore hervor. „Sie beide haben die Kammer geöffnet?"

Sie zuckten die Schultern.

„Ich hab Bock auf n Martini", meinte Vengari und stand auf. „Sollen die ihren blöden Basilisken suchen - ICH hab keinen Bock hier rumzusitzen!"

„So wahr, so wahr", schluchzte Viviane und legte demonstrativ den Arm über ihre Augen, während sie aufstand. Dann lugte sie zu ihrer Freundin. „Ich mag aber lieber n Tequila Sunrise!"

„Sollst du haben", versprach Vengari gönnerhaft und hakte sich bei ihr unter. Dann schwebten sie, elegant wie kaukasische Bergziegen, in Richtung der Flügeltüren, als ein Donnerwetter auf sie herniederbrach.

„WAS FÄLLT IHNEN EIN? WIE KÖNNEN SIE ES WAGEN? ES IST UNERHÖRT! WENN SIE DIE KAMMER WIRKLICH GEÖFFNET HABEN SOLLTEN, DANN GNADE IHNEN MERLIN, ICH WERDE SIE HÖCHSTPERSÖNLICH VON DER SCHULE WERFEN!"

„Nana Minerva", versuchte Dumbledore die aufgebrachte McGonagall zu beruhigen, die wie eine Katze mit gesträubtem Fell hinter dem Lehrertisch stand und auf die beiden Frauen einfauchte. „Niemand wird von der Schule geworfen...", er schien sich ein wenig unbehaglich zu fühlen, „... ich glaube, die beiden Damen haben sich nur einen Scherz erlaubt, nicht wahr? Ich glaube mich an eine ähnliche Begebenheit in Durmstrang zu erinnern?"

Jetzt war es an Viviane und Vengari, unbehaglich dreinzuschaun.

„Was meint er damit, Ven?"

„Ich glaube, er hat gesagt, wir wären nicht kreativ und würden uns wiederholen!"

„Das ist gemein!"

„Das stimmt!"

„Ich hab mir solche Mühe gegeben!"

„Ich weiss, Darling!"

„Aber wenn er es nicht gut fand, dann werde ich mir für das nächste Mal halt was Besseres überlegen!"

Während einige Schüler anfingen zu kichern (besonders am Slytherintisch), sahen andere definitiv ängstlich aus und auch am Lehrertisch konnte man (ausser bei Hagrid, der zu doof war und Flitwick, der sich ausschliesslich für sein Essen interessierte und dem alles andere absolut egal war) einige nicht besonders begeisterte Gesichter sehen. Dumbledore hob abwehrend eine Hand. „Mein Damen, ich denke, das ist nicht nötig!"

„Oh, ich denke schon, schliesslich wollen wir ja nicht, das man denkt, wie würden uns selbst plagatieren, nicht wahr?"

„Wagen sie es ja nicht", begann McGonagall von vorne, wand sich dann aber an Snape. „Severus, gebieten ihnen Einhalt, du bist schliesslich der Kopf ihres Hauses! Tu was, verbiete es ihnen!"

„Kaum einer hörte das Murmeln, welches daraufhin von dem düsteren Tränkemeister kam.

„Wenn ich das könnte, hätte ich es bereits getan."

Viviane und Vengari (begabte Lippenleserinnen) grinsten breit und während sie die Halle verliessen, riefen sie über ihre Schultern: „Bis heute abend, PROFESSOR!"

Viviane und Vengari waren so ziemlich die ersten beim Abendessen und beäugten kritisch die Situation. Die Lage hatte sich nach der ganzen Mittagsaufregung - wegen eines gewissen Basilisken – alles humorlose Ignoranten – wieder beruhigt, was die beiden Frauen nicht gerade freudig stimmte.

„Diese ganzen Arschkriecher hier sind uns nicht mal mehr böse", schmollte Vengari, als ihre Augen über den Lehrertisch streiften und letztendlich interessiert an dem Tränkemeister hängenblieben.

„Du sagst es, Liebes. Aber warte mal ab, ich denke die Show kann gleich beginnen."

Grinsend wand sich Vengari zurück zu ihrer Freundin.

„Na hoffentlich hast du recht, es sind noch 2 Stunden bis zur Strafarbeit mit Professor-mach- mit-mir-was-du-willst-Snape und die Stunden ziehen sich, wenn man gelangweilt wartet."

„Schätzchen – ich habe immer recht", seufzte Viviane teilnahmslos, während sie gelassen ihre langen schwarzen Haare nach hinten warf.

„Ich weiss."

Die große Halle füllte sich allmählich, bis auf der Gryffindortisch, der noch immer nur vereinzelt Schüler aufwies. Empörte und belustigte Geräusche wechselten sich lautstark ab und verwirrten sich in einem hitzigen Tonnebel, der sich über das Geschehen legte. Auf den Gesichtern der beiden Frauen entwickelten sich von einer Sekunde auf die andere zufriedene Züge, die ihre Erscheinungen ums Schärfste arrogant unterstrichen.

„Da haben wir´s ja."

Zwei Gryffindormädchen kamen mit Tränen in den Augen in die Halle gestürmt und machten sich unbeirrt zum Lehrertisch auf, um Prof. McGonagall unter mitleiderregenden Schluchzen ein Heft vor die Finger zu legen. Die Augen der Professorin verengten sich zu Schlitzen und spiessten Viviane und Vengari von weiten förmlich auf. Die beiden Frauen setzten ihren ICH?-meinen-sie-etwa-mich-neeeeeee-Blick auf und bissen sich dabei vergnüglich auf die Unterlippe, um nicht vor Genugtuung zu zerplatzen.

„Wieso denken nach nicht einmal ganz einer Woche immer alle gleich, dass wir das waren?" fragte Vengari ihre Verbündete nicht ohne einen gewissen Funken Stolz.

„Weil wir die einzigen wahren brillanten Hirne hier sind?"

„Du hast recht."

„Wie immer."

„Wir können uns gratulieren, Herz."

„Richtig, nach dem senilen Dummbart wäre Professor-warum-habe-ich-eigentlich-Falten-wenn-ich-den-Dutt-doch-immer-so-fest-ziehe-Mäcci die zweite Person auf der Hogwarts-Ezfeind-Liste."

„Was ist mit Potter?"

„Piss Pott Potti?"

„Mmhhh"

„Der Junge der verfuckt nochmal nur Glück hatte? Und genau wie Tante Voldy zu dämlich ist? Merlins Eier nochmal, die sind doch echt zu behindert sich gegenseitig zu killen."

„Schon klar, der ist mit drauf!"

Die Diskussion über den abartigsten Abschaum dieser Schule wurde von einem großen Schatten, der auf die beiden Frauen fiel gestört. Beide blickten auf und verfingen sich in der eisgrauen Farbe von Draco´s Augen. Der junge Mann stützte seinen anmutigen Oberkörper auf der massiven Holzplatte ab, kurz bevor er den beiden Frauen zwei Zeitschriften auf den Tisch warf. Seine seidigen Gesichtszüge verzogen sich zu einem amüsierten Lächeln. Auch die anderen Slytherins trafen endlich in der großen Halle ein und wischten sich noch vor lachen die Tränen aus den Augenwinkeln.

„Nun?" begann Draco.

Viviane und Vengari griffen sich je eine Zeitschrift – eine rot die andere blau und mit auffälligen Gryffindorsymbolen bestückt - und lasen gelassen die Zeilen über den nackten Rückenansichten der Schüler laut vor.

„Herz? Wie hast du die Zeitschrift der Jungs noch mal genannt?"

„Hogwarts Heat! Selbstverständlich mit einer persönlichen Widmung an meinen treuesten Abonnementen, Mr A. F. dem HM aus H. bei H. und seiner liebreizenden Katze Mrs N. aus H. bei H.! Und wie heisst deine, Ven?"

„Girls auf Bestellung!"

Vengari peilte Draco an.

„Schon bestellt, Darling?"

Draco lachte laut auf und noch bevor er die Gelegenheit hatte einige prägnante Untertitel etwaiger weiblicher Nacktaufnahmen von besagten Gryffindormädchen vorzulesen, wurden ihm die Zeitschriften aus der Hand gerissen. Professor Snape war lautlos und unbemerkt - auf Kommando von Dumbledore besagte skandalöse Broschüren von den Tafeln zu entfernen – an sie herangetreten und entwendete das Zeitschriftenmaterial rabiat aus den Händen der Schüler. Es war kaum auszumachen, ob er wütend war wegen der Aktion, oder weil er Nanny spielen mußte und Slytherinspass zu unterbinden hatte. Die beiden neuen Slytherinschülerinnen entschieden sich stumm nickend fürs Zweite.

Miiiaaaauuuu – rabiat durchgreifend – männlich – unauschöpfliches Potential!" bemerkte Viviane.

„Rrrrrrrrrr – dominant – willenstark – leckaaaa!" ergänzte Vengari.

„Bis gleich Professor!"

Dieser verdrehte genervt die Augen, machte betont ergreifend kehrt und liess – dramatisch wie man es von ihn schon verlangte – seine Robe hinter sich her fliegen.

„Mein Meister..." seufzten Viviane und Vengari gleichzeitig und handelten sich teils amüsierte, teils zustimmende Blicke von ihren Slytherinanhängern – zumindest von den Heranwachsenden – ein.

„Verschwendung", seufzte Vengari, während sie ihre Kleidung über die dunkelrote Seidenunterwäsche streifte. „Reinste Verschwendung!"

Viviane steckte ihren Kopf in den gemeinsamen, begehbaren Kleiderschrank und betrachtete die Braunhaarige. „Schätzchen, das ist eine geniale Idee! Was dagegen, wenn ich das passende Gegenstück dazu anziehe?"

Vengari grinste ihre Freundin an. „Nicht im Geringsten!" Sie starrte überlegend zur Decke des Schrankes. „Das wird ein schwieriger Abend für den schnuckeligen Potionmaster, falls er sich wieder mit dem Gedanken tragen sollte, uns rauszuschmeissen! Ich schätze, diesmal wird er seine gesamte Willenskraft benötigen."

„An seiner Willenskraft bin ich eher zweitrangig interessiert", versetzte Viviane mit einem Blick, vor dem selbst der Predator geflohen wäre. Sie begann auf der linken Seite des Schrankes zu wühlen und zog schliesslich das Gesuchte hervor.

„Strafarbeit, die Zweite?"

Mit einem schon fast familiär wirkenden Krach flog die Tür zum Büro von Severus Snape auf und Vengari und Viviane betraten das dunkle Reich der schimmernden Tränke. Snape sah sie mit finsterem Ausdruck an, sagte aber nichts, da er inzwischen genau wusste, dass dies die beiden Frauen nur noch anspornen würde. Er hoffte von ganzem Herzen, dass die beiden diesmal tatsächlich Kleidung unter ihren Umhängen tragen würden, wagte aber nicht, sie zum Ablegen der Mäntel aufzufordern.

„'N Abend, Professor", lächelte Vengari und pflanzte sich in einen Sessel, während Viviane neugierig den Raum durchstreifte.

„Fühlen Sie sich ganz wie zu Hause", knurrte Snape mit giftigem Unterton und verdrehte innerlich gleich darauf die Augen, denn offensichtlich nahmen die beiden sein Angebot für bare Münze. Vengari streifte den Mantel ab und die Schuhe von den Füssen und zog sie unter sich auf den Sessel, während Viviane ihren Mantel hinter sich zu Boden gleiten liess. Snape fror für eine Sekunde ein, als seine Blicke über die beiden glitten. Nun, offensichtlich hatten sie diesmal wirklich etwas an, aber das machte die Sache nicht besser.

„Was genau ist das?", fragte er zischend.

Viviane, die Hände im Rücken verschränkt, drehte sich lächelnd zu ihm um und kreuzte dabei die Beine, während sie sich ein Stück vorlehnte.

„Das sind Schuluniformen, Professor! Gefallen Sie, Ihnen?"

Snape erfand gerade die Ambivalenz neu. Einerseits „jajajaja", andererseits „nein, nein, schmutzig, böse, nein". Er starrte auf die Schuluniformen der beiden. Faltenröcke, die eher Gürteln glichen, zumindest von der Länge her, enge Jacken, mit durchgehender Knopfleiste, welche sich auf den Millimeter an die Körper der beiden schmiegten, Krawatten aus Samt, Netzstrumpfhosen und Lackschuhe. Die beiden trugen haargenau die gleichen Uniformen, ausser das die von Vengari rot war und die von Viviane schwarz.

„Sie sollten so etwas nicht tragen", brachte er mit etwas heiserer Stimme gerade noch heraus.

Die beiden tauschten einen kurzen Blick, während sich ihre Hände automatisch an den ersten Knöpfen der Jacken zu schaffen machten, bei denen man sehen konnte, dass sie nichts weiter darunter trugen.

„Was immer Sie wünschen, Professor!"

„Sie müssen es nur sagen!"

Auf Snapes Stirn bildeten sich leicht Schweisstropfen. „Hören Sie damit auf", fauchte er wütend und die beiden hielten enttäuscht inne.

„Willenskraft kann etwas äusserst nerviges sein", zischte Viviane ihrer Freundin zu und diese nickte.

Snape hatte sich mittlerweile hinter seinen Schreibtisch gerettet, wo er sich niederliess und tief durchatmete, dann richtete er seinen altbekannten, eisigen Blick auf die beiden, die sich dadurch allerdings nicht im Mindesten abgekühlt fühlten.

„Sie sind hier, um ihre Strafarbeit zu leisten. Da sie sich beide in der letzten Stunde als absolute Versager in der Kunst des Tränkebrauens bewiesen haben, habe ich entschieden, dass sie den Verschwindetrank jener Stunde erneut brauen werden – und zwar fehlerlos."

Viviane warf Vengari einen Blick zu, der eindeutig eine Idee signalisierte. Vengari verstand sofort was ihre Freundin vorhatte und deutete ein Nicken an.

„Naja Professor", schnurrte die Schwarzhaarige. „wir würden das natürlich gerne machen, aber leider wissen wir nicht mehr genau, was in den Trank hineingehört! Könnten Sie uns das vielleicht nochmal genau erklären?"

Snape sah sie verwirrt an, entschied dann aber, dass in der Aussage keine erneute Anmache enthalten zu sein schien und schlug sein Buch auf. Dann begann er darüber zu referieren, was man beim Brauen des Trankes beachten müsse.

Seine tiefe, vibrierende Samtstimme durchdrang den Raum und genauso die Körper der beiden Frauen. Viviane liess sich mit einem leisen Stöhnen in den Sessel neben Vengari fallen, welche bereits nach der zweiten Minute begonnen hatte, sich mit einem Stück Papier Luft zuzufächeln, während ihr Blick den schwarzhaarigen Mann nicht einmal verliess. Viviane begann sich auf ihrem Sessel hin und her zu räkeln und auch ihre Blicke hielten den Professor gefangen, der das zunehmende Steigen der Libido der beiden nicht registrierte.

Er war gerade bei einem Absatz über das Umrühren des Trankes angekommen, während dieser über dem offenen Feuer köcheln musste, als sich Viviane an Vengari wand.

„Kann – nicht – atmen..."

Ein zustimmendes Knurren erfolgte.

„Ich glaub, ich muss auch umgerührt werden, köcheln tue ich schon..."

Wieder ein zustimmendes Knurren.

„Fuck it!"

Mit diesem letzten Kommentar erhob sich Viviane aus ihrem Sessel und schritt langsam auf den Schreibtisch zu, hinter dem Snape saß und vorlas. Er bekam nicht mit, wie sie vor dem Tisch zu stehen kam und auch nicht, wie sie sich langsam auf diesen gleiten liess. Sie legte sich auf den Rücken, und winkelte ein Bein an, während sie mit der rechten Hand langsame Kreise auf der Tischplatte zog.

Da Snape nicht so aussah, als würde er bemerken, was die Schwarzhaarige da auf seinem Tisch machte, hob diese die Hand, schob sich ein wenig näher an ihn heran und liess die Finger geniesserisch in sein Haar gleiten. Snape stockte und hob den Blick. Viviane schenkte ihm ein raubtierhaftes Lächeln und ihre Hand rutschte tiefer durch die seidigen Strähnen. Vengari war inzwischen aufgestanden und näherte sich mit vielversprechendem Blick dem zunehmend schneller atmenden Professor. Neben ihm angekommen liess sie sich auf die Kante des Tisches nieder und ihre Hände machten sich am Kragen seines Jacketts zu schaffen. Sie nestelte spielerisch daran herum, öffnete dabei allerdings auch schon die ersten drei Knöpfe, bevor er überhaupt einen klaren Gedanken fassen konnte, was ihm aber ohnehin ziemlich schwer zu fallen schien. Viviane rutschte näher an ihn heran, bis ihr Gesicht kaum noch einen Zentimeter von seinem entfernt war. Snape schloss die Augen und ihre Lippen berührten die seinen. Vengari liess die Hand zwischen den Aufschlägen seiner Jacke verschwinden und ihr zischend eingezogener Atem machte klar, dass sie auf blankes Fleisch gestossen war.

„Was für ein unartiger Professor", gurrte sie und begann ihre Hand auf seiner Brust zu bewegen. Vivianes Hand hatte inzwischen seinen Hinterkopf umfasst und presste seinen Kopf enger zu sich, während ihre Lippen seine animierten und ihn dazu brachten, den Mund zu öffnen.

Plötzlich sprang Snape wie vom Blitz getroffen auf und machte ein paar schnelle Schritte von den, ihn lüstern anstarrenden, Frauen weg. Das Bild, wie sie auf seinem Schreibtisch saßen, bzw. lagen, liess ihn schwer atmen und seine Hände schlossen sich krampfhaft zu Fäusten.

„Sie", zischte er keuchend, „verlassen sofort mein Büro! SOFORT!"

Viv und Ven sahen ihn vorwurfsvoll an, standen dann aber auf und strichen ihre Kleidung glatt. Dann gingen sie langsam auf die Tür zu. Dort angekommen wandten sie sich um.

„Wir sehen uns in ihren Träumen, Professor!"

Dann öffneten sie die Tür und schlüpften hinaus. Nachdem sie dir Tür geschlossen hatten, hörten sie einige deftige Flüche und dann das Klappen einer weiteren Tür.

„Das wird eine heftige halbe Stunde für ihn", meinte Vengari mit einem dreckigen Grinsen und einer eindeutigen Bewegung.

„Nun, für uns könnte es auch noch ein interessanter abend werden", orakelte Viviane und als Vengari sie mit erhobener Braue ansah, grinste sie und hielt ihre Faust hoch.

In der gleich darauf geöffneten Hand befanden sich ein paar schwarze Haare.

„FUCK!"

„Du sagtest es bereits... aber du hast verdammt noch mal recht: FUCK!"

Frustriert und mit einer unbändigen Hitze in den Tiefen ihrer Körper gingen sie die kargen Gänge zurück zu ihren Räumen. Die enttäuschende Wut war ihnen in den Gesichtern geschrieben, liess jedoch nicht ihre Lust abflauen, die sich noch immer wie die vibrierende Stimme ihres Professors in jede einzelne Faser ausbreitete und sich in glühende Feuchte umwandelte.

„Beim nächsten Mal ist er einfach fällig!"

„So was von fällig!"

„Und was nun Ven?"

Die braunhaarige Frau schob zur gleichgültigen Anwort ihre Schultern nach oben und blieb im selben Moment stehen, legte ihre Hand auf Vivianes Arm und zwang sie ebenfalls zum Stillstand. Ihr Kopf nickte zum anderen Ende des Ganges, wo zwei männliche Gestalten an den kühlen Steinwänden lehnten. Vengari nickte unter Beobachtung ihrer Freundin in dessen Richtung.

„Denkst du das Gleiche wie ich?"

„Da meine Gedanken ebenfalls in der Gosse sind, gehe ich davon aus."

„Besser als gar nichts."

„Korrekt."

Sie richteten gleichzeitig ihre Röcke – soweit man imstande war diese Gürtel zu richten – und bewegten sich grazil auf die beiden, wie sie bemerkten Ravenclawschüler zu. In kürzester Zeit widmeten diese ihre ganze Aufmerksamkeit der beiden Damen – aufgrund armseliger Teenagerhomone kein Problem.

„Das wird zu einfach", zischte Viviane durch ihr zähnezeigendes Lächeln, kurz bevor sie sich lasziv vor den Gestalten aufbauten.

Die beiden jungen Männer, mit den entzückenden Haarfarben straßenköterblond und aschbraun, überragten die Frauen in ihrer Grösse kaum und machten zwar einen sehr vielversprechenden Eindruck, waren jedoch in den Frauenaugen eher auf mittelmässig einzustufen.

Vengari ließ ihren Zeigefinger langsam vom Ohr des blonden Mannes hinab zum Schlüsselbein gleiten und schaute ihm dabei durchdringend in die Augen.

„Hallo Süsser, ich bin Vengari und die hinreissende Dame neben mir ist Viviane. An eurer Stelle würde ich mir diese Namen merken, damit ihr sie nachher stöhnen könnt."

Den Männern fielen die Kinnladen herunter und sie konnten die gesagten Sätze weder deuten noch glauben. Sie wiederholten lediglich die Namen der beiden Frauen, in dem sie sie flüsternd über die Lippen brachten. Vengari löste sich etwas von dem Jungen und nickte in Richtung ihrer Räume. Viviane grinste und schüttelte leicht den Kopf zu einfach!

„MITKOMMEN!"

Ohne den leisesten Hauch eines Zögerns gingen die Ravenclaws triumphierend den Frauen nach.

Ohne weitere Umwege schoben sie die jungen Männer in ihren Hauptsitz allen Übels. Die Begleiter der Frauen schluckten geräuschvoll, es tat sich ihnen ein ganz anderes Bild auf, als sie von den gewöhnlichen Einraum-Schlafstätten gewöhnt waren. Neugierig musterten ihre Augen jeden Quadratzentimeter im Raum. Vengari drückte sie – nicht gerade sanft – was soll man erwarten – in Richtung der großen Couch vor dem Kamin, wo sie sich niederliesssen.

„Boooaaa - wie habt ihr so´ne geilen Räume bekommen?", fragte der blonde Ravenclaw immer noch sichtlich erstaunt.

„Wir haben mit dem Hausmeister geschlafen!", konnte sich Viviane nicht verkneifen. Die Jungs verstummten und den Gesichtsausdruck auf ihren Zügen konnte man beim besten Willen nicht mehr deuten.

„Sagt mal für wie dämlich haltet ihr uns eigentlich? Wir hatten lediglich einen guten Innenarchitekten und jetzt laßt uns zu dem angenehmen Teil des Abends kommen."

Ein breites Grinsen huschte über das Gesicht der schwarzhaarigen Frau, während sie sich, mit den Händen in der Hüfte stützend vor den männlichen Geschöpfen aufbaute. Vengari tat es ihr gleich und beäugte ihre Objekte wie eine Raubkatze ihr Opfer.

„Ja Schätzchen, ich nehme den Braunhaarigen."

„Das denke ich nicht Vengari!", entgegnete Viviane monoton gelassen.

„Und ob ich den nehme!"

Die schwarzhaarige Frau drehte sich zu Vengari und blickte dieser mit einem Todesfunkeln in die Augen, welches jedes andere Geschöpf auf der Stelle hätte verkriechen lassen.

„FUCK YOU!"

„Ich denke heute Nacht nicht, dort sitzt meine braunhaarige Hilfe!" Mit einem grimmigen Zähneknirschen schnitt Vengaris Finger die von Streitlust bestückte Luft und zeigte starr auf ihr auserkorenes Objekt.

„Zwing mich nicht DIR WEH ZU TUN!"

„Da hast du doch gefallen dran, meine Liebe!"

„Das tut hier nichts zur Sache!" zischte Viviane

„Eigentlich ist es doch egal, die sehen in kürze ohnehin gleich aus!"

„Gut bemerkt, dann kannst du ja auch den Blonden nehmen."

„PISS OFF VIV! Ich will den anderen, der hat die dunklere Stimme, ich habe kein Bock auf irgendein Gefiepe!"

Unbeachtet der beiden Damen, beobachteten ihre Opfer mit gemischten Gefühlen die Szenerie. Während der blonde Junge leicht beleidigt die Arme vor seiner Brust verschränkte, versuchte sich der Braunhaarige vorsichtig in das Gespräch zu mischen.

„Sagt mal ihr beiden Hübschen, wir könnten ja zwischendurch tauschen."

„Süsser, halt du dich da raus!", winkte Vengari herablassend ab, ohne den Jungen auch nur ein Blick zu schenken.

„Ich meinte, man könnte ja..."

„WAS HAT VEN GESAGT? HALTS MAUL!", Vivianes Blick durchbohrten die Augen des Störenfriedes. Doch der konnte es nicht lassen und setzte erneute zum Gespräch an. Die Schwarzhaarige verdrehte, in einer Phase der tiefsten Genervtheit, die Augen und richtete mit einer unglaublichen Schnelligkeit ihren Zauberstab auf den braunhaarigen Jungen.

„CRUCIO!"

Grün-silberne Blitze schossen aus dem Ende ihres Zauberstabes. „Und du, blondes Schätzchen, halt dich lieber ruhig." Dann sah sie wieder zu Vengari.

„Wo waren wir stehengeblieben, Liebes?" flötete Viviane

„WENN DU SO WEITER MACHST KANNST DU DEN BRAUNEN GERNE HABEN! DER IST OHNEHIN GLEICH ZU NIX MEHR FÄHIG!"

Der soeben vom Cruciatus getroffene Junge stellte allmählich sein Wimmern ein. Der Schock des andern Jungen, förmlich auf seinem ganzen Körper abgezeichnet, bröckelte und die Gewissheit was geschehen war machte sich breit. Der Blonde sprang auf und zog seinen Freund, der mittlerweile auf dem Boden lag, zurück auf die Couch.

„IHR HABT SIE JA NICHT MEHR ALLE! IHR BEIDEN SEID EINFACH NUR KRANK!"

Die beiden Frauen ließen schwer atmend die Schultern sinken und warfen für einen Moment ihren Kopf in den Nacken, um ungläubig zur Decke zu starren. Leise murmelten sie Worte die sich stark nach das wissen wir anhörten. Von einem gemeinsamen Gedanken getroffen zogen sie beide gleichzeitig ihre Zauberstäbe und richteten sie blitzschnell jeweils auf ein männliches Objekt.

„IMPERIO!"

Ruhig sanken die Getroffenen zurück ins Sofa und sahen apathisch, dennoch mit einem Hauch von Freude auf dem Gesicht, die beiden Frauen an.

„Mmmhhh – endlich Ruhe!"

„Du sagst es."

„Ich bereite schon mal den Trank vor – bin gleich wieder da!"

Mit diesen Worten verschwand Viviane im Badezimmer, während ihre Freundin mit einem Blick auf die Jungs schielte, der nichts Gutes verkündete. Es bedurfte nur einiger Minuten und die schwarzhaarige Frau kam, mit zwei Gläsern in der Hand zurück ins Kaminzimmer. Sie musste bei dem Anblick, der ihr geboten wurde laut auflachen.

„Küss die Spitze meines Lackschuhs!"

Der blonde Ravenclaw kniete nieder und nahm Vengaris Fuß behutsam in die Hand.

„Hey Viv, schau mal – das ist witzig. Mir hat schon lange keiner mehr die Schuhe geküsst." Freudestrahlend richtete sie ihren Blick zurück auf den jungen Mann vor ihr.

„Genug gespielt Schätzchen, hier der Vielsafttrank und jetzt sieh zu das dein Spielzeug auch alles schluckt."

„Die Haare sind drin?"

„Logisch."

„Wie lange hält er an?"

„Ich habe die Hammermischung, ich schätze 5 – 6 Stunden. Ist es nicht schön solch praktische Tränke immer auf Vorrat zu haben?"

Grinsend flößte Vengari dem blondhaarigen Jungen den dickflüssigen Trank ein. „Schön schlucken Süsser."

Zufrieden sahen die Frauen auf die Reaktionen und brauchten auch nicht lange auf erste Veränderungen warten. Die Gestalten vor ihnen wurden augenscheinlich größer, ihre Haare wuchsen und verdunkelten sich zu einem schillernden Schwarz. Die Gesichtszüge verhärteten sich und ihre Blicke verloren sich zu schwarzen stillen Mitternachtsgewässern, die keine Sicht auf den Grund zuliessen. Lächelnd nickten sie in die Richtung ihrer nächtlichen Träume.

„Guten Abend, Professor Snape."

Die Augenbraue von Vengari schellte nach oben, nach zweitem Betrachten der beiden – mittlerweile identischen – Objekte, kam sie etwas ins Stocken. „Irgend etwas stimmt noch nicht!", stellte sie fest. „Steht mal auf ihr beiden."

Snapes Abbilder erhoben sich und ihre Größe überragte um etliche Zentimeter die der Frauen. Die beiden mußten beim Anblick der Hochwasserhosen und der viel zu kleinen Schuluniform am Körper ihres Tränkemeisters loslachen.

„FUCK – Snape in Schulkleidung sieht einfach scheisse aus", mit einem Schwung des Zauberstabes hatten die beiden die traditionelle schwarze viktorianisch angehauchte Kleidung des Slytherinkopfes an. Vengari strich mit ihren Hand die Gesichtskonturen des dunkelhaarigen Mannes nach, hinab am Hals und liess ihre flache Hand auf seiner Brust ruhen.

„Hallo Schätzchen, wie wäre es wenn wir beiden Hübschen jetzt im Schlafzimmer verschwinden würden?"

„Alles was Sie wünschen!", entgegnete der ehemals blonde Junge mit einer für Snape sehr untypisch hohen Stimme, die ganz und gar nicht zu der Gestalt passte. Viviane und Vengari sprangen erschrocken zurück und rümpften die Nasen, denn akustisch gesehen gaben die Objekte nicht das her, was sie optisch versprachen.

„Naja, wenn sie die Klappe halten, müßte es funktionieren."

„Das denke ich auch." Entgegnete Vengari und beide schnappten sich ihren Snape und verschwanden in ihre Schlafräume.

Es dauerte keine zehn Minuten bis die Türen der beiden Schlafzimmer simultan aufsprangen und zwei äusserst verärgerte Frauen herausstürmten. Sie sahen sich mit zornglühenden Augen an und zischten gleichzeitig: „DAS – FUNKTIONIERT – SO – NICHT!"

Sie fuchtelten mit ihren Zauberstäben und die beiden Abbilder von Snape kamen aus den Zimmern geflogen und landeten unsanft auf der Couch.

„Der fühlt sich anders an", zischte Vengari vorwurfsvoll, während sie auf einen der beiden Snapes zeigte.

„Die Augen haben nicht den gleichen Ausdruck", wütete Viviane und blitzte zu dem Zweiten.

„Da steckt kein Geist dahinter!"

„Irgendwas fehlt einfach!"

„Merlins Arsch nochmal, ich will das Original!"

„Dito...!"

Sie sahen sich an. „Und jetzt? Der Trank hält noch ein paar Stunden."

„Sie sind noch unter dem Imperio, lassen wir sie hier sitzen, bis es vorbei ist und dann kriegen sie einen hübschen kleinen Obliviate!"

„Genau! Inzwischen können wir ja ne Runde schlafen!"

„Gute Idee und ab morgen ist die „Snape-Saison" eröffnet!"

„Der entkommt uns nicht!"

Sie grinsten sich verstehend zu. Dann glitten sie in Richtung ihrer Schlafzimmer, während die beiden Ravenclaw-Snapes mit leeren Gesichtern auf der Couch saßen.

„Nacht, Viv!"

„Nacht, Ven!"

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