Betadank: wie immer an Laren

Kommentar: Hab grad keine Zeit, viel zu schreiben, aber auch hier möchte ich mich nochmal bei allen bedanken, die mir nen Kommie geschrieben haben, egal ob hier oder per mail. Danke!!!! 'knuddel'


Kapitel 6
Duo POV

Ich warf einen Seitenblick auf Heero, der auf dem Sofa saß und sein Müsli in sich hineinschaufelte. Und dabei völlig gebannt irgendeiner Zeichentrickserie zusah, die gerade im Fernsehen lief. Ich lächelte leicht und konzentrierte mich dann wieder auf mein eigenes Müsli. Natürlich drehten sich meine Gedanken weiterhin um die Person neben mir.

Heero war mir ein völliges Rätsel. Er faszinierte mich. Und das hatte er von Anfang an getan, vom ersten Moment als er im 'Planet' ohnmächtig in meine Arme gesunken war – ok, das war vielleicht etwas übertrieben dargestellt, eigentlich war er zusammengebrochen und ich hatte ich nur rechtzeitig aufgefangen, aber hey, ein Kerl wird ja wohl noch träumen dürfen!

Doch je besser ich ihn kennenlernte umso mehr faszinierte er mich. Und nicht nur wegen dem großen Geheimnis, das ihn umgab. Ein umwerfend gutaussehender Typ, ohne Familie oder Freunde, der auf der Flucht vor irgendetwas war – das allein würde schon ausreichen um die Aufmerksamkeit einer weniger neugierigen Person, als ich es bin zu, erregen.

Und glaubt jetzt nur nicht, mir wäre damals nicht aufgefallen, dass Heero am ersten Morgen der Frage, was er von uns wollte, ausgewichen war. Ich habe es sehr wohl bemerkt, schließlich bin ich selbst der Meister im Umgehen unangenehmer Fragen, ohne dabei zu Lügen. Und ich denke, genau das hat Heero getan.

Er hat mit Sicherheit nicht gelogen, als er gesagt hat, das er sich versteckt hatte. Schließlich war er ja auf der Flucht, wie er uns selbst verraten hatte. Aber es war genauso offensichtlich, daß er etwas von uns gewollt hatte. Er war direkt auf uns zugekommen und wenn er nicht in genau diesem Moment umgefallen wäre, hätte er uns auch mit Sicherheit angesprochen. Und so was tat man eigentlich nicht wenn man auf der Flucht war und unauffällig bleiben wollte.

Und wenn ich schon nicht auf seine ausweichende Antwort reingefallen bin, dann ist es Quatre mit Sicherheit auch nicht. Ich muß zugeben, es hat mich wirklich erstaunt das Quatre nicht sofort weiter nachgebohrt hat, sondern Heero stattdessen einfach damit hat durchkommen lassen. Er war garantiert genauso neugierig wie ich es war.

Vielleicht ist das auch mit einer der Gründe, warum er so schnell bereit gewesen war, Heero bei uns bleiben zu lassen. Immerhin, Heero war ein völlig Fremder für uns. Woher sollten wir eigentlich wissen, ob er nicht vielleicht ein entlaufener Axtmörder war? Nicht das ich das etwa dachte, aber man wußte ja schließlich nie.

Ich hatte wirklich erwartet, das ich mit Q erst ewig rumdiskutieren hätte müssen. Stattdessen hatte er nur diesen grübelnden Blick aufgesetzt und mir sofort zugestimmt, das Heero bleiben dürfte. Und Heeros anschließender Blick hatte mich dann für alles entschädigt – ok, wenn es etwas zu entschädigen gegeben hätte, dann hätte dieser Blick mich eindeutig dafür entschädigt.

Es lag soviel Erstaunen darin. Soviel Erleichterung. Und gleichzeitig Entschlossenheit. Ich denke, wenn ich nicht sowieso völlig aufmerksam auf jede von Heeros Reaktionen gelauert hätte, dann hätte ich diesen Funken Entschlossenheit vielleicht sogar übersehen. Aber er war eindeutig da. Und ich fragte mich, was er bedeutete.

Wozu war Heero so entschlossen? Hatte es etwas damit zu tun, weswegen er sich uns überhaupt erst genähert hatte? Es gab wirklich eine Menge, die ich über 'nur Heero' herausfinden wollte. Und deshalb behielt ich ihn jede wache Sekunde im Auge.

Ok, das ist gelogen. Ich behielt ihn jede wache Sekunde im Auge, weil ich mich höllisch von ihm angezogen fühlte. Ich gebe es zu. Heero ist der attraktivste Kerl, den ich je gesehen hab – ich glaube er ist sogar die attraktivste Person überhaupt, egal ob Frau oder Mann. Und ich fühlte mich hingezogen zu ihm wie noch niemals zuvor zu irgendjemand. Und deshalb konnte ich verständlicherweise meine Augen kaum von ihm lassen. Aber wenn es den positiven Nebeneffekt hatte, das ich dabei gleichzeitig mehr über Heero erfahren würde, dann konnte das doch nicht so schlimm sein, oder?

Und so behielt ich ihn also im Auge. Und ließ mich von Minute zu Minute mehr von Heero faszinieren. Es waren nicht einmal so sehr die großen Dinge, sondern vielmehr die kleinen.

Die Art und Weise, wie Heero völlig selbstverständliche Dinge mit Erstaunen, Unglauben oder nahezu kindlicher Freude wahrnahm. Zum Beispiel das Fernsehen. Nach dem ersten gemeinsamen Frühstück waren Quatre und Wufei wieder in ihre Zimmer verschwunden – wollten wohl noch etwas Schlaf nachholen. Heero und ich hatten uns eine Weile nur angestarrt, dann war er mir auf meine Aufforderung hin schließlich ins Wohnzimmer gefolgt.

Dort hatte ich mich auf die Couch vor dem Fernseher geworfen und begonnen, mich durch etliche Programme zu zappen. Was gibt es gemütlicheres als sich an einem Sonntag Morgen auf die faule Haut zu werfen und fernzusehen? Doch als ich dann bemerkt hatte, wie Heero sich zögernd der Couch genähert und den Fernseher mit großen Augen angestarrt hatte, da hatte meine Aufmerksamkeit mit Sicherheit nicht mehr dem sowieso nicht allzu tollen Fernsehprogramm gegolten.

Immer noch den Fernseher anstarrend hatte er sich vorsichtig neben mich gesetzt und war dann völlig abgetaucht in die Welt der bunten Bilder. Er wirkte fast so, als hätte er noch niemals so etwas gesehen. Was natürlich Unsinn war, denn wie konnte jemand heutzutage schließlich noch aufwachsen, ohne das Fernsehen zu kennen?

Und doch... er sah sich die hunderste Wiederholung irgendeiner uralten Fernsehserie an als ob er sie das erste Mal sehen würde. Schien derart hingerissen zu sein von all dem was das Fernsehprogramm so zu bieten hatte – vor allem von Cartoons und Science-fiction Serien.

Oder wenn es etwas zu essen gab – egal was ich ihm vorsetzte, er sah mich immer mit diesem Blick an – der Blick der besagte 'Kann ich das ohne Gefahr in den Mund stecken oder versucht dieser langhaarige Idiot mich zu vergiften?'. Am zweiten Morgen hatte ich ihm Müsli vorgesetzt – hey, ich koche zwar gern und gut, aber das heißt noch lange nicht, das ich jeden Morgen so ein Luxus-Frühstück zubereite wie beim ersten Mal.

Jedenfalls hatte er es erstmal mißtrauisch beäugt – vor allem die Milch – dann vorsichtig daran gerochen, und erst nachdem er gesehen hatte, daß ich es ebenfalls aß hatte er zögernd den Löffel zum Mund geführt. Ich nehme an, das es ihm wohl geschmeckt hatte, denn er hatte es ohne zu zögern aufgegessen und es seitdem auch jeden Tag als Frühstück verspeist.

Aber am erstaunlichsten ist seine Reaktion auf jede Art von Musik. Ich habe glaube ich schonmal erwähnt das ich eigentlich ständig vor mich hinsumme oder –singe. Und jedesmal wenn ich das tat traf mich einer von Heeros Blicken. Es lag immer ein unglaubliches Staunen in diesem Blick. Und Ehrfurcht. Und Angst. Diese Blicke verunsicherten mich total. Es war direkt ein Wunder, das ich den gestrigen Abend im 'Planet' wie gewohnt durchgestanden habe, denn ich konnte die ganze Zeit über spüren, wie Heeros Blick auf mir lag.

Warum war er nur so erstaunt mich singen zu hören? Und was sollte die Ehrfurcht? Und verflucht nochmal, wieso hatte er Angst? Und komischerweise reagierte er nur so, wenn ich sang. Wenn Musik im Radio lief, oder ich eine meiner CDs laufen ließ, so hörte er zwar ebenfalls immer aufmerksam zu, doch es fehlte dieser Unglauben, diese Ehrfurcht, mit der er mich immer betrachtete.

Ich wurde einfach nicht schlau aus ihm. Manchmal wollte ich ihn am liebsten packen und solange schütteln, bis er mir alles erzählte, was ihn bedrückte – aber glücklicherweise setzte in solchen Momenten immer rechtzeitig mein Verstand ein. Denn ich glaube nicht, das es sonderlich gut gewesen wäre, Heero tatsächlich zu schütteln. Nicht gut für meine Gesundheit, meine ich.

Denn Heero ist stark. Unglaublich stark. Wenn ich es nicht mit eigenen Augen gesehen hätte, ich hätte es nicht geglaubt. Die letzten paar Tage hatte ich ihn immer mit zu Howard genommen. Heero hatte unbedingt darauf bestanden, dass er sich seinen Aufenthalt bei uns verdienen müsste. Wir konnten ihn gerade noch mit Mühe und Not davon abhalten, das gesamte Haus zu putzen. Nicht das Heero überhaupt wußte wie er das tun sollte, aber das schien ihn nicht daran zu hindern.

Bevor er uns also noch das ganze Haus auf dem Kopf zusammenbrechen lassen würde, hatte ich beschlossen, in mit zu meinem alten Freund Howard zu nehmen. Howard besaß eine Werkstatt, in der er einfach alles reparierte. Klar, meistens waren das Autos, aber er hatte auch den Ruf, sich um wirklich ausgefallene Sachen zu kümmern – und er konnte einfach für alles Ersatzteile besorgen. Ich wollte gar nicht wissen wie er das tat, aber ich half ihm so oft aus wie ich konnte. Es machte mir einfach Spaß an Maschinen herumzubasteln.

Jedenfalls hatte ich gedacht, das Heero bei Howard nicht halb soviel kaputt machen könnte, wie in unserem Haus – ihr hättet mal sehen sollen, was er mit dem armen Staubsauger, möge er in Frieden ruhen, gemacht hatte, ich sage euch, es war kein schöner Anblick. Und ich war mir sicher gewesen, daß ich Howard auch dazu überreden konnte, Heero ein paar Laufarbeiten aufzutragen und ihm ein kleines Gehalt dafür zu zahlen, so daß dieser sich nicht ganz so nutzlos vorkam.

Doch ich mußte Howard zu gar nichts überreden. Heero erwies sich als erstaunlich kompetent. Auch wenn er scheinbar noch niemals Autos oder ähnliches repariert hatte, so mußte man ihm nur einmal etwas erklären oder zeigen, und er konnte es fehlerfrei ausführen. Nahm man seine unglaubliche Kraft hinzu – ich hatte gesehen, wie er etliche wirklich schwere Maschinenteile einfach so hochgehoben hatte – so war er Howard eine wirkliche Hilfe. Und Howard hatte Heero ohne zu zögern sogar weitaus mehr als nur eine kleine Summe gezahlt.

Ich muß sagen, es hatte mir wirklich gefallen, mit Heero zusammen unter irgendeinem Auto zu liegen und daran herumzuwerkeln. Es hat sich wirklich gut angefühlt. Und am meisten hatte mir gefallen, Heeros ruhigen, ernsten Blick auf mir zu spüren, wenn ich ihm etwas erklärt hatte. Die Tatsache, das Heero meinem und dem Beispiel der anderen gefolgt war und sich im Laufe des Tages sein T-Shirt ausgezogen hatte – was mir einen ziemlich guten Blick auf seinen unglaublichen Oberkörper gewährt hatte – hatte mir natürlich am besten gefallen. Wen störte es schon, das Howard kurz davor war mich zu erwürgen, weil ich ständig was falsch machte, nur weil ich zu sehr damit beschäftigt war, Heero heimlich anzustarren? Mich jedenfalls nicht.

Hatte ich schon erwähnt, wie anziehend ich Heero fand? Und ich wäre ganz sicher nicht ich, wenn ich deswegen nicht etwas unternommen hätte. Ich hatte beschlossen, wenn ich Heero schon so unglaublich anziehend fand, dann würde ich das auch weiterverfolgen und mal sehen, ob Heero nicht vielleicht ebenso empfand, was mich betraf. Und so flirtete ich mit ihm auf Teufel komm raus.

Aber zu meinem Leidwesen reagierte Heero überhaupt nicht auf mich. Oh, nicht das er mich etwa nicht mochte oder mich hatte abblitzen lassen. Er reagierte nur einfach nicht auf meine Flirtversuche. Manchmal hatte ich das Gefühl, er würde sie überhaupt nicht als solche erkennen können. Ich weiß selbst nicht, wieso ich es nicht schon längst aufgegeben hatte.

Vielleicht lag es daran, daß Heero sich in meiner Nähe tatsächlich wohl zu fühlen schien. Das ich der einzige war, bei dem er wenigstens ein bißchen auftaute und mehr als ein, zwei Worte am Tag sprach. Der einzige, dem er ab und zu ein scheues Lächeln schenkte. Oder daran, das ich von ihm geradezu besessen war. Ihr könnte es euch aussuchen.

Jedenfalls, während ich aus den Augenwinkeln beobachtete, wie Heero gebannt eine Folge von 'Spiderman' verfolgte, reifte in mir der Entschluss, meine Anstrengungen noch zu verstärken. Möglich das Heero sich nicht zu mir hingezogen fühlte – verdammt, ich wußte noch nicht einmal, ob er überhaupt auf Männer stand – aber ich würde erst dann aufgeben, wenn Heero mir klipp und klar zu verstehen geben würde, das ich keine Chance hätte. Und keine Sekunde eher.

Aber weiter in meinem grandiosen Plan, Heero zu verführen. Heute war Sonntag, und Heero war schon eine Woche hier bei uns – das heißt, seit einer Woche schon flirtete ich wie wild mit ihm und noch keine Reaktion. Ein absoluter Tiefpunkt, so was war mir bisher noch nie passiert. Ich war mehr als frustriert, das könnt ihr mir glauben.

Ich nahm Heero seine inzwischen leere Müslischale aus der Hand und stellte sie zusammen mit meiner zur Seite. Dann räusperte ich mich – laut, denn Heero hatte scheinbar gar nicht registriert, dass seine Schale weg war, geschweige denn, das ich hier neben ihm saß. Wie konnte man nur so fasziniert von einer Zeichentrickserie sein? Hatte ich schon erwähnt, wie frustriert ich inzwischen war?

„Also Hee-chan," sagte ich als er endlich seine Aufmerksamkeit mir zugewendet hatte, „was wollen wir heute tun?"

„Gehen wir nicht zu Howard?"

Ich lachte auf. „Nein, natürlich nicht. Heute ist Sonntag, kein Mensch arbeitet am Sonntag." Ok, das war natürlich etwas übertrieben, natürlich gab es eine menge Menschen die am Sonntag arbeiteten, aber ich gehörte glücklicherweise nicht dazu.

Heero legte seinen Kopf leicht schief und sah mich wieder mit diesem Blick an, so als hätte er gerade etwas für ihn völlig neues gehört. „Und was macht man dann am Sonntag?"

Ich starrte ihn an. Er hörte sich fast so an, als hätte er tatsächlich keine Ahnung, was man denn so am Sonntag alles tun könnte.

„Hm..." überlegte ich. Was könnten wir tun, das meinem Vorhaben dienen würde? „Ich weiß!" rief ich, „Wir fahren zum Strand!"

„Zum Strand?" fragte Heero erstaunt.

„Genau! Es ist schon warm genug, wir können den ganzen Tag in der Sonne liegen, schwimmen und einfach nur faul sein." Und gleichzeitig könnte ich so gut wie unbekleidet vor Heeros Nase herumspazieren, so daß er mich in all meiner Pracht bewundern würde können – und umgekehrt ich natürlich auch ihn. Ein wirklich hervorragender Plan!

„Habe ich da eben etwas vom Strand gehört?" mit diesen Worten spazierte Noin ins Wohnzimmer.

Ich stöhnte leise auf. So hatte ich das eigentlich nicht geplant. Ich wollte mit Heero allein am Strand sein, vielleicht in einer kleinen, geschützten Ecke, nur wir beide. Aber nachdem Noin jetzt von unseren Plänen wußte, konnte ich das wohl vergessen. Verdammt, sie schlief doch sonst immer so lang! Hätte sie das heute nicht auch einmal tun können?

Doch ich fügte mich seufzend in mein Schicksal. „Das hast du allerdings."

„Klasse!" rief sie, „Ich hol nur schnell meine Badesachen, dann können wir los!"

Ich versuchte erst gar nicht zu widersprechen. Noin war eine absolut fanatische Surferin, und da wir eine gute dreiviertel Stunde bis zum Strand fahren mussten, konnte nichts und niemand sie davon abhalten, mitzukommen. Aber ich hatte ja noch die Chance, das sie die ganze Zeit im Wasser sein würde, so daß ich Heero letzten Endes doch noch für mich allein haben würde.

Doch heute schien einfach nicht mein Tag zu sein. Denn nicht nur Noin, sondern auch Quatre und Wufei hatten beschlossen, heute früh aufzustehen, und sobald sie von unseren Plänen erfahren hatten, schlossen sie sich uns ebenfalls an. Ich konnte so viele böse Blicke um mich werfen wie ich wollte. Sie ignorierten mich einfach. Und so quetschten wir uns alle in Q's Cabrio, schnallten Noins Surfbrett auf die extra dafür vorgesehene Halterung auf dem Kofferraumdeckel und machten uns auf den Weg zum Strand.

Ich war natürlich ein wenig enttäuscht. Ich wäre viel lieber mit Heero auf meinem Motorrad zum Strand gefahren – ich liebte es, wie er sich immer an mich presste, wenn ich mal etwas schneller fuhr. Was natürlich jedesmal dazu geführt hatte, das ich erst recht schneller gefahren war, wenn wir zu Howard unterwegs gewesen waren.

Aber immerhin saß ich mit Heero und Noin hinten auf der Rückbank, so das ich mich wenigstens seitlich an Heero pressen konnte. Und das beste, als Quatre mal so richtig Gas gab, klammerte Heero sich sogar an meine Hand! Im ersten Moment konnte ich nur glückselig lächeln, doch dann bemerkte ich, das Heero scheinbar tatsächlich Angst vor der Geschwindigkeit hatte, denn er blickte mit schreckgeweiteten Augen auf die vorrüberziehende Landschaft.

Sofort legte ich einen Arm um seine Schulter und streichelte seinen Arm beruhigend. Heero drehte seinen Kopf zu mir, und ich beugte mich zu seinem Ohr vor.

„Hab keine Angst," flüsterte ich ihm zu, „Q ist ein guter Fahrer, es wird schon nichts passieren."

Heero nickte zwar, sah aber trotzdem nicht weniger ängstlich aus als vorher. Ich bekam leichte Schuldgefühle. Hatte er sich etwa nur deshalb an mich geklammert, wenn wir mit dem Motorrad unterwegs gewesen waren, weil er Angst vor der Geschwindigkeit gehabt hatte? Und ich Idiot war noch absichtlich schneller gefahren! Ich kam mir unendlich mies vor.

„Mach einfach die Augen zu, dann ist es nicht so schlimm," flüsterte ich wieder.

Erneut nickte Heero, schloß die Augen und legte seine Stirn auf meine Schulter. Ich seufzte leise, lehnte meinen Kopf an Heeros Kopf und streichelte weiter beruhigend seinen Arm. Von mir aus hätte die Fahrt zum Strand noch Stunden dauern können.

Doch leider dauerte die Fahrt zum Strand nur 45 Minuten, so wie immer. Dort angekommen stiegen wir aus und machten uns mit Sack und Pack auf die Suche nach einem relativ ungestörten Plätzchen. Es war vielleicht nicht wirklich die beste Idee gewesen, ausgerechnet an einem Sonntag hierher zu kommen, wo der Strand von Familien mit ihren kreischenden Kindern geradezu überlaufen war, aber der Tag war trotzdem geradezu ideal für einen Strandbesuch.

Als Heero hinter uns den Strand betrat und sein Blick auf den Ozean fiel, klappte sein Unterkiefer herunter und er starrte mit offenem Mund auf das Wasser. Aus seinem erstaunten Gesichtsausdruck zu schließen hatte er noch nie das Meer gesehen. Also konnte er noch nicht lange hier in der Gegend sein. Meine Vermutungen und Spekulationen über ihn liefen wieder auf Hochtouren und so folgte ich den anderen ziemlich schweigsam.

Endlich fanden wir ein Stück Sand, wo es nicht ganz so überlaufen war und ließen uns dort nieder. Wir breiteten unsere Handtücher aus, zogen uns aus und ließen uns nur mit unseren Badesachen bekleidet in die Sonne fallen. Noin schnappte sich wie immer sofort ihr Brett und zog los, aber wir anderen entschieden uns dazu, erstmal etwas Sonne zu tanken.

Wir alle, das heißt, außer Heero. Er sah uns wie immer erstmal konzentriert zu, was wir denn taten, bevor er es uns haargenau nachmachte. Das war so eine Eigenart von ihm. Fast so, als wolle er auf keinen Fall etwas falsch machen. Nachdem er unsere Bewegungen ausgiebig studiert hatte, zog er sich ebenfalls bis auf die Badeshorts aus. Er trug eine von meinen, die ich ihm für den heutigen Tag geliehen hatte – wie er überhaupt immer noch Kleidung von mir trug.

Eigentlich hätten wir schon längst mal einkaufen gehen sollen, immerhin besaß Heero jetzt ja etwas eigenes Geld, das er bei Howard verdient hatte. Wir hatten ihn praktisch mit körperlicher Gewalt davon abhalten müssen, uns einfach das gesamte Geld zu geben – scheinbar fürchtete er, das wir ihn rauswerfen würden, wenn er uns irgendwie zur Last fallen würde. Aber nach etlichem hin und her – Heero konnte mindestens ebenso stur sein wie ich – hatte Heero endlich nachgegeben und einen Teil des Geldes behalten. Ich würde ja gerne sagen, das er sich meinen logischen Argumenten gebeugt hatte, aber wie immer war es Quatres scheinbar unschuldiger Blick gewesen, der Heero umgestimmt hatte.

Aber wie auch immer, bisher waren wir noch nicht dazu gekommen, Heero mit einer eigenen Garderobe auszustatten, und so lief er immer noch in meinen Klamotten herum – nicht das ich etwas dagegen gehabt hätte. Es gefiel mir wirklich sehr, ihn in meinen Sachen zu sehen. Und außerdem konnte ich so dafür sorgen, daß er immer möglichst enge Shirts und Hosen bekam – natürlich völlig ohne Hintergedanken.

Und wie bei allen meinen Sachen sah Heero auch in den Badeshorts einfach umwerfend aus. Die blauen Flecken und Prellungen waren schon lange verschwunden, und Noin hatte ihm auch schon vor Tagen den Verband entfernt. Sie hatte noch irgendwas gemurmelt von wegen, das sie sich wohl geirrt hatte und Heeros Rippen doch nicht gebrochen gewesen sein konnten, weil so schnell hätten sie niemals verheilen können, aber im Grunde war es mir egal – Hauptsache ich hatte einen freien Blick auf Heeros wirklich tollen Oberkörper.

Und das war er, glaubt es mir ruhig. Er hatte die herrlichste Haut, glatt und weich und ohne den geringsten Makel. Seine Muskeln zeichneten sich geschmeidig darunter ab – wohlproportioniert und nicht im geringsten übertrieben. Mit einem Wort, perfekt. Am liebsten würde ich ihn von oben bis unten abschlecken. Aber mein Verstand hielt mich in letzter Sekunde davon ab. Ich hasse meinen Verstand.

Vorsichtig ließ Heero sich neben mich auf das Badelaken sinken und blickte mich fragend an. Ich lächelte leicht und holte die Tube Sonnencreme aus der Tasche.

„Dreh dich um," sagte ich zu Heero.

Er sah mich verwirrt an. „Warum?"

„Damit ich dich eincremen kann." Ich hob die Tube Sonnencreme und schüttelte sie leicht. Und hoffte, das Heero sich darauf einlassen würde. Ich konnte es kaum noch erwarten, meine Hände auf ihn zu legen.

Heero sah mich immer noch fragend an. „Warum?" fragte er wieder.

Ich starrte etwas verblüfft zurück. „Na damit du keinen Sonnenbrand bekommst, darum."

Heero starrte mich ein paar Sekunden lang an, als müsse er erst verarbeiten, was ich da gerade gesagt hatte. Dann blickte er hinauf in die Sonne, blinzelte kurz und drehte sich anschließend um, so daß er mit dem Rücken zu mir saß.

Ich muß zugeben, meine Hände zitterten leicht, als ich die Sonnencreme öffnete und etwas davon auf meine Hand gab. Dann streckte ich sie aus und legte sie endlich auf Heeros nackten Rücken. Ich ließ meine Hände über wirklich jeden Millimeter wandern, massierte die Sonnencreme gründlich ein und achtete darauf, daß ich auch kein Fleckchen übersah. Es wäre doch wirklich zu schade gewesen, wenn diese wunderschöne Haut von einem Sonnenbrand verunziert würde, oder?

„Duo?" riß mich Quatres Stimme aus meiner Versunkenheit.

„Hm?" fragte ich abwesend, hielt aber mit meiner Tätigkeit nicht inne.

„Wenn du schon dabei bist, kannst du mir ja auch gleich den Rücken eincremen."

Ich warf ihm einen bösen Blick zu, doch Quatre lächelte nur dieses unschuldige Lächeln. Hah, als ob ich ihm das abnehmen würde!

„Machs dir selber," knurrte ich nur. Ich hatte ihm noch immer nicht verziehen, daß er so gar nicht auf meine dezenten Hinweise, das ich ihn, Wufei und Noin lieber nicht auf diesem Ausflug dabei haben wollte, reagiert hatte. Und das sein Lächeln zu einem – immer noch unschuldigen, verdammt wie machte er das nur? – Grinsen wurde, half da auch nicht gerade. Ich würde mich von nichts und niemandem dabei stören lassen, Heero einzucremen.

Heero schien es zu gefallen, denn ich konnte fühlen, wie er sich spürbar unter meinen Händen entspannte. Und da er sich nicht beschwerte, dauerte es wirklich ziemlich lange, bis ich mit dem Eincremen fertig war. Ich hörte erst auf, als ich merkte, das sich in meiner Badeshorts etwas regte, was sich an einem solch öffentlichen Ort und in der Nähe meiner Freunde wohl besser nicht regen sollte. Verdammt! Jetzt bekam ich schon einen Steifen, wenn ich Heero nur den Rücken massierte! Und dieser dabei völlig passiv blieb und nicht im geringsten auf mich reagierte. Hatte ich schon mal erwähnt, wie frustriert ich war?

Hastig nahm ich meine Hände von Heeros Rücken, und als dieser sich fragend zu mir umdrehte, reichte ich ihm die Sonnencreme und murmelte, „Hier, die Vorderseite kannst du selbst machen."

Mist, Mist, Mist. Ich hockte mit angezogenen Beinen neben dem wohl heißesten Kerl des ganzen Planeten und sah ihm zu, wie er sich selbst äußerst sorgfältig mit der Sonnencreme einrieb, sich dabei quälend langsam über seinen Oberkörper und die Brustwarzen strich. Ihr könnt euch sicherlich vorstellen, dass es meinem 'Zustand' nicht gerade geholfen hat, Heero dabei zuzusehen.

Endlich schien Heero mit seiner Aufgabe fertig zu sein, denn er hob den Kopf und blickte mich fragend an. „Duo?"

„Was?"

„Soll ich dir jetzt auch den Rücken einreiben?"

Ich konnte ihn nur anstarren. War das jetzt ein völlig unschuldiges Angebot, einfach nur eine Gefälligkeit zu erwidern, oder war es ein Vorwand, mich anzufassen? So wie ich Heero kannte wohl eher das erstere. Ich konnte in seinen Augen auch nicht das kleinste bißchen verschleierte Lust oder etwas in der Art erkennen. Nur ehrliche Aufrichtigkeit. Verdammt.

Ich seufzte, zog meinen Zopf nach vorne und drehte ihm meinen Rücken zu, damit er mich eincremen konnte. Hey, selbst wenn er nicht vorhatte, mich zu verführen, so würde ich mir die Gelegenheit, seine Hände auf mir zu spüren ganz sicher nicht entgehen lassen! Ich war schließlich kein Idiot. Oder vielleicht doch.

Heeros Hände fühlten sich einfach wunderbar auf mir an. Ich seufzte erneut, schloß die Augen und ließ meinen Kopf auf meine immer noch angezogenen Knie sinken. Hätte ich es mir nicht eigentlich schon vorher denken können, das es mich nur noch mehr erregen würde, wenn Heero über meinen Rücken streicheln würde? Eigentlich schon, aber ich war ja schließlich ein Idiot. Oder ein Masochist. Wobei das eine das andere nicht unbedingt ausschloß.

„Duo?" fragte Heero wieder leise, während er meinen Rücken ebenso gründlich bearbeitete wie vorher den seinen.

„Hm?"

„Warum machen wir das hier?"

Ich hob erstaunt meinen Kopf und drehte ihn leicht zur Seite, um Heero besser sehen zu können. „Was meinst du?"

„Warum sind wir hier am Strand? Warum setzen wir uns absichtlich der schädlichen UV-Strahlung aus, schützen uns aber gleichzeitig davor? Das ist nicht logisch."

Ich blinzelte erstaunt. Was sollte ich bitteschön darauf erwidern? „Ähm... Auch wenn die UV-Strahlung schädlich ist, tut es doch gut, die warme Sonne auf der Haut zu spüren. Deshalb sind wir hier. Und um zu schwimmen. Um sich einfach einen faulen Tag zu machen." Als Heero mich immer noch unverständlich ansah, setzte ich noch hinzu, „Um zu entspannen."

Heeros Gesicht nahm einen nachdenklichen Ausdruck an, den ich schon an ihm kannte. Er würde jetzt alles, was ich gesagt hatte genau verarbeiten und analysieren. Manchmal war ich wirklich erstaunt, wie sehr sein Verstand einem Computer glich. Ich glaube, Heero würde niemals irgendetwas vergessen, was er jemals gesehen, gehört oder gelernt hatte.

Nun ja, ein gutes hatte diese seltsame kleine Unterhaltung jedenfalls gehabt, mein kleines Problem hatte sich inzwischen wieder verflüchtigt und ich konnte mich ebenfalls in der Sonne ausstrecken. Quatre lag auf einer Seite neben mir und betrachtete mich mit diesem spöttischen Funkeln in den Augen, das ihm wieder nur einen bösen Blick einbrachte – den er aber wie immer ignorierte.

Auf Quatres anderer Seite lag Wufei, der glücklicherweise nicht allzusehr an mir und meiner Frustration interessiert schien. Nun ja, schließlich mußte Wufei sich ja der überaus anstrengenden Aufgabe widmen, eine perfekte Bräune zu bekommen. Seine Badehose war erschreckend knapp geschnitten – ich bin sicher, in einigen Staaten war sie sogar gesetzlich verboten – und wehe demjenigen, der einen Schatten auf ihn warf!

Und auf meiner anderen Seite lag Heero, auf dem Bauch, den Kopf in seinen Armen vergraben, die exakte Kopie von Q's Haltung. Schon wieder seufzend – ich schien in letzter Zeit wirklich eine Menge zu seufzen – schloß ich mich ihnen an.

Ich muß wohl eingedöst sein, denn ich merkte gar nicht, wie Noin sich an mich anschlich. Das eiskalte Wasser, das sie allerdings auf meinen Rücken spritzte, bemerkte ich sehr wohl. Mit einem lauten Aufschrei stand ich senkrecht auf dem Badelaken.

„Aaaaahhh!!!! Lu!!!! Ich bring dich um!!!!!" Mit diesen Worten stürzte ich der lachenden Noin hinterher, die sich wieder ins Wasser rettete. Doch so leicht ließ ich mich nicht aufhalten, und unter den amüsierten Blicken von Q und Wufei, und dem leicht verwirrten bis besorgten Blick von Heero stürmte ich hinter Noin ebenfalls ins Wasser.

Eine Weile balgten wir herum, ich schaffte es, sie einzuholen und tunkte sie unter. Natürlich ließ Noin das nicht auf sich sitzen, sondern revanchierte sich umgehend. Im Handumdrehen hatten wir die schönste Wasserschlacht am laufen, an der sich auch Quatre beteiligte. Es dauerte eine Weile, bis ich bemerkte das Heero nicht dabei war. Ich hielt inne und blickte mich suchend um.

Ich entdeckte ihn am Ufer des Wassers. Er stand genau am Rand der Wellen und sah besorgt und ein wenig sehnsüchtig zu uns rüber. Ich schwamm zu ihm hin und watete das letzte flache Stück auf ihn zu.

„Was ist los, Hee-chan?" rief ich. „Komm doch rein, das Wasser ist herrlich!"

Heero warf mir einen unsicheren Blick zu und schwieg. Ich legte den Kopf schief und lächelte ihn an.

„Was ist? Keine Lust? Oder hast du Angst vor dem Wasser?"

Er ließ seinen Kopf hängen und lief leicht rot an. Verwundert blickte ich ihn an. Was konnte nur los sein? Dann kam mir die Erleuchtung.

„Hee-chan?" fragte ich und ging noch näher an ihn heran, damit ich seine Reaktion besser sehen konnte, „Kannst du nicht schwimmen?"

Immer noch mit gesenktem Blick schüttelte er den Kopf. Ich lächelte ihn breit an.

„Das ist doch kein Grund sich zu schämen. Wenn du willst, dann bring ich es dir bei."

Er hob den Kopf und blickte mich überrascht an. Ich lächelte noch breiter und streckte ihm meine Hand hin.

„Es ist wirklich ganz einfach. Du wirst es im Nu lernen. Und ich lass dich auch nicht untergehen, versprochen. Vertraust du mir?"

Heero sah mich eine ganze Weile forschend an, dann lächelte er mich scheu an, nickte und ergriff meine Hand. Ich lächelte strahlend zurück und zog ihn hinter mir her ins tiefere Wasser. Ich konnte es kaum erwarten, ihm das Schwimmen beizubringen. Ich war glücklich, Heeros Hand halten zu dürfen. Ich war glücklich weil er mir so sehr vertraute. Und ich war noch glücklicher, weil ich ihn in der nächsten Zeit an allen möglichen Körperteilen anfassen durfte. Schließlich war enger Körperkontakt nötig, damit er nicht untergehen würde. Es würde also alles im Sinne der Sache sein. Und ich wollte nicht mehr Duo Maxwell heißen, wenn ich nicht heute Nachmittag noch eine Reaktion aus Heero herausholen würde!