Titel: Enjoy the Silence
Autor: Zanna
Disclaimer: siehe Kapitel 1
Betadank: wie immer Laren 'knuddel'
Kommentar: So, wieder ein neues Kapitel – und wenn ihr Glück habt gibt's das nächste Kapitel vielleicht schon bis Dienstag – mal sehen wie ich mit dem Schreiben vorankomme.
Alec: natürlich haben Laren und ich noch mehr Hobbys! Zum Bleistift die Leser leiden lassen. Und Cliffhanger. Wobei das glaub ich ein und dasselbe ist, oder? 'g' Aber hier in der Geschichte bin ich völlig unschuldig, das haben sich Heero und Duo völlig allein eingebrockt! Ein solches Missverständnis ist in der Ursprungsidee überhaupt nie nicht vorgekommen, aber kaum haben sich Heero und Duo der Geschichte angenommen, hat es vor Herzschmerz nur so gewimmelt! Ich sags doch, die beiden sind im Grunde ihres Herzens echte Drama Queens!
Lena: Jep, das werden garantiert noch ne Menge Kapitel. Das wusste ich von Anfang an. Schließlich hab ich seit Jahren an der Grundstory gefeilt, die ist wirklich sehr detailreich. Aber ich hoffe, das freut dich jetzt eher. -)
Touya, Pale, MiyakoYamada und FurinChan: danke für eure Kommis! 'knuddel'
Kapitel 11
Heero POV
„Ist es noch weit?" fragte Wufei.
„Nein," antwortete Duo, „Nur noch ein kurzes Stück."
Quatre lenkte das Auto langsam über den holprigen Feldweg, der durch den Wald führte. Ich hatte inzwischen keine Ahnung mehr, wo wir uns befanden, denn mir kam dieser Teil des Waldes überhaupt nicht bekannt vor.
Aber ich nahm an, das Duo schon wußte, wo er uns hinführte. Es war natürlich klar, das wir mit dem Auto nicht denselben Weg nehmen konnten wie bei der wilden Jagd von gestern Abend. Schließlich hielt Quatre auf Duos Zeichen hin an und wir kletterten alle aus dem Wagen.
Schweigend folgten wir Duo, der uns ebenfalls schweigend voranging. Ich fröstelte. Eigentlich war es ein sehr schöner Tag, die Sonne schien und ab und zu reichten die Strahlen durch die Bäume hindurch sogar bis zum Boden. Es war warm. Aber dennoch, für mich lag über allem ein düsterer Schatten. Ich wußte, das sich von nun an alles verändern würde. Und ich hoffte sehr, das diese Veränderungen nicht auch so negativ wären, wie die des gestrigen Abends.
Wir mußten gar nicht so weit gehen, um die kleine Lichtung zu erreichen. Ich konnte Wing schon lange vorher durch die Bäume schimmern sehen und bemerkte, das wir uns von der anderen Seite näherten. Und dann traten wir alle hinaus auf die Lichtung.
Ich blickte neugierig in die Gesichter meiner drei Freunde. Ich war wirklich gespannt auf ihre Reaktion. Wufei hatte die Augen weit aufgerissen, ebenso wie seinen Mund und er hatte einen Ausdruck von absoluter Verblüffung, ja fast sogar schon Schock auf dem Gesicht.
Quatres Augen waren ebenfalls weit offen, doch er wirkte nicht wirklich schockiert. Eher neugierig und freudig erregt. Und Noin hüpfte vor Aufregung fast auf und ab.
„Es ist wahr!" rief sie immer wieder. „Oh mein Gott, es ist wirklich wahr!"
Wir liefen um das Schiff herum zur Einstiegsluke und betraten das Schiff.
„Hallo Wing," begrüßte Duo das Schiff sofort während er zum Cockpit lief. „Da sind wir wieder. Ich hoffe du hast nichts dagegen, das wir ein paar Freunde mitgebracht haben."
„Nein."
Wie immer fielen Wings Antworten kurz und knapp aus. Aber das allein reichte schon aus um die anderen zu aufgeregten Ausrufen zu verleiten.
Doch nach einer Weile beruhigte sich selbst Quatre wieder und wandte sich an mich. „Also Heero, was müssen wir denn jetzt alles reparieren, bevor wir starten können?"
Duo blickte Quatre bei diesen Worten verblüfft an. „Wir?" fragte er.
Quatre zog eine Augenbraue hoch. „Natürlich wir. Hast du etwa geglaubt, das du den ganzen Spaß für dich haben und dich allein in dieses Abenteuer stürzen kannst? Wir werden natürlich mitkommen. Zum einen weil wir eure Freunde sind, zum anderen wer würde sich so eine einmalige Gelegenheit schon entgehen lassen?" Er sagte das, als wäre es beschlossene Sache, und Wufei und Noin nickten bestätigend. Ich war erstaunt. Wann hatten die drei denn Zeit gehabt das zu besprechen?
Langsam stahl sich ein Lächeln auf Duos Gesicht und dann umarmte er seinen Freund stürmisch. „Q-man, du bist der beste! Ich bin so froh das ihr mitkommen wollt. Ich hätte euch schrecklich vermisst!"
Quatre erwiderte die Umarmung lächelnd. „Schon gut, Duo. Wir sind doch eine Familie, da ist das doch selbstverständlich. Jetzt müssen wir uns nur noch ausdenken, was wir meinem Vater und meinen Schwestern erzählen. Oh, und dem Besitzer des 'Planet'. Wir werden sicherlich ne ganze Weile weg sein, oder Heero?" Er blickte fragend zu mir.
„Ich war ungefähr eine Woche unterwegs, bevor ich die Erde gefunden habe," antwortete ich auf seine Frage.
Quatre nickte. „Das macht dann also mindestens zwei Wochen für die Hin- und Rückreise. Und wer weiß wie lange wir brauchen werden, um Trowa zu befreien. Es könnte also gut sein, das wir fast nen ganzen Monat weg sind. Und wir wollen ja nicht, das irgendwer eine Vermißtenanzeige aufgibt während unserer Abwesenheit. So sinnlos das natürlich auch wäre."
Duo der sich während Quatres Worten von diesem gelöst hatte grinste seinen Freund breit an. „Das ist der Grund warum ich dich liebe, Q. Du denkst immer an all diese kleinen Details, die ein Normalsterblicher übersehen würde."
Wufei schnaubte. „Seit wann kann man dich bitteschön als 'normal' bezeichnen?"
„Oh, Wuffie, danke, was für ein nettes Kompliment! Du hast mich also doch lieb!" Duo legte einen Arm um Wufeis Schulter und zerzauste diesem das Haar. Es versetzte mir einen kleinen Stich, diese Szene zu sehen. Vor noch 24 Stunden hatte Duo mich genauso behandelt, aber jetzt...
„Duo!" rief Wufei und schüttelte dessen Arm ab. „Ich heiße WufEI. Und lass meine Haare in Ruhe!" Er öffnete seinen kurzen, nach Duos Attacke völlig unordentlichen Zopf, glättete seine Haare und raffte sie wieder zu einem straffen Zopf zusammen.
„Lasst den Unsinn, Kinder," sagte Noin und verabreichte sowohl Wufei als auch Duo einen kleinen Klaps auf den Hinterkopf. Sofort riefen beide synchron „Au!" und rieben sich den Kopf. Quatre schmunzelte und sogar mir war bei dieser Szene beinahe zum lachen zumute.
„Wir haben jetzt wirklich dringendere Dinge zu erledigen," sagte sie und wandte sich anschließend an Wing. „Hallo Wing, verzeih bitte den Unsinn dieser Kindsköpfe, die beiden müssen erst noch erwachsen werden."
„Hey!" riefen Duo und Wufei wieder synchron und diesmal lachte Quatre tatsächlich laut auf.
„Mein Name ist Noin. Duo und Heero kennst du ja schon, und die anderen beiden sind Wufei und Quatre."
Ich war ein wenig verblüfft, das Noin sich und die anderen dem Schiff so förmlich vorstellte, aber scheinbar schien nicht nur Duo dazu zu neigen das Schiff wie eine eigenständige Persönlichkeit zu behandeln.
Wing schien meine Verblüffung zu teilen, denn es dauerte eine ganze Weile bis sie antwortete, „Seid gegrüßt, Noin, Wufei und Quatre."
„Kannst du uns einen Schadensbericht geben, Wing?" fragte Quatre und wandte sich nun ebenfalls an die KI. Wing bejahte diese Frage und nach einer Weile waren wir alle über den Schadensbericht gebeugt und beratschlagten, was zu tun war.
Wing war glücklicherweise nicht allzu schwer beschädigt. Am meisten hatte die Hülle abbekommen, und selbst dort waren die Risse minimal. In den folgenden drei Tagen arbeiteten wir alle praktisch ständig an dem Schiff. Duo lieh sich von Howard die nötigen Geräte aus, und mit Wings Hilfe war er in der Lage die Geräte dahingehend zu verbessern, daß sie eine Reparatur in dem Standard möglich machten, die für Reisen im Vakuum des Weltalls von Nöten waren.
Die Arbeit am Schiff ging gut voran, und auch wenn mir Duos Ablehnung noch immer schwer zu schaffen machte, so muß ich doch sagen, das mir diese drei Tage wirklich gut gefielen – zumindest meistens. Duo hatte ein Radio mit raus zu Wing gebracht, in dem ständig Musik lief. Es herrschte eine fröhliche, fast partyähnliche Atmosphäre.
Immer wenn ein Song kam, der Duo, Quatre, Wufei oder Noin besonders gut gefiel, sangen diese den Text laut mit. Ständig schwirrte Shini fast fröhlich durch die Gegend und sorgte so ebenfalls für eine Menge Unterhaltung. Es gab viel Gelächter und neckisches Geplänkel, vor allem zwischen Duo und Wufei, aber auch mir gegenüber schien sich Duo wieder etwas geöffnet zu haben, wenn auch nur nach außen hin.
Denn obwohl er wieder mit mir sprach, so gab es doch ein sehr deutliches Detail – zumindest für mich – dafür, daß er mich immer noch nicht wieder akzeptiert hatte. Er nannte mich ständig 'Heero'. Seit er die Wahrheit kannte, hatte er meinen Namen kein einziges Mal mehr abgekürzt. Er hatte mich kein einziges Mal mehr 'Hee-chan' gerufen. Und das zeigte mir mehr als deutlich, das er mich nicht mehr als seinen Freund betrachtete. Und dieser Gedanke tat so unsäglich weh.
Ich hatte bis dahin nicht gewußt, das ein Mensch, der weder krank noch verletzt war, derartige Schmerzen verspüren konnte. Er war ständig bei mir, ein konstantes Pulsieren, und jedesmal wenn ich Duo anblickte oder ihn mit den anderen Lachen hörte, dann verschärfte dieser Schmerz sich um ein vielfaches. Ich wunderte mich selbst, dass ich mich noch aufrecht halten konnte. Die Schmerzen nach einer von J's Strafen waren im Gegensatz dazu geradezu lächerlich gewesen.
Ich hatte nicht gewußt, das es so weh tun konnte, einen Freund zu verlieren. Wenn es jedesmal so weh tat, wie konnte es überhaupt jemand ertragen, Freundschaften zu schließen? Aber vielleicht tat es ja nicht immer so weh, vielleicht war es nur deshalb so schmerzhaft, weil ich so wenige Freunde hatte? Oder vielleicht weil Duo der erste gewesen war, der mir hier auf der Erde selbstlos seine Freundschaft angeboten hatte? Ich wußte es nicht.
Und selbst Nachts war es mir nicht vergönnt für kurze Zeit zu vergessen. Denn egal was ich auch getan und wie sehr ich es auch versucht hatte, ich hatte seit vier Nächten nicht mehr geschlafen. Seit dem Moment als ich Duos Freundschaft verloren hatte. Als der Schlaf auch in der zweiten Nacht nicht kommen wollte, hatte ich am nächsten Tag versucht, mich so sehr zu verausgaben, das ich einfach vor Erschöpfung zusammenbrechen mußte.
Aber auch das hatte nichts geholfen. Ich hatte trotzdem die ganze Nacht mit offenen Augen an die Decke gestarrt und nicht schlafen können. So seltsam es auch klang, obwohl ich nur so kurze Zeit das Bett mit Duo geteilt hatte, vermisste ich ihn. Ich vermisste es, seine Atemzüge neben mir zu hören, seine Körperwärme zu spüren und seinen Duft zu riechen.
Inzwischen lief ich eigentlich nur noch auf Autopilot. Ich fühlte mich wie gerädert, meine Augen brannten praktisch ständig, und ohne die Mengen von Kaffee, die ich beim Frühstück in mich hineinschüttete, wäre ich wahrscheinlich überhaupt nicht in der Lage gewesen, tagsüber irgendetwas zustande zu bringen. Was für ein Glück das ein solch starkes Aufputschmittel frei zugänglich war.
Inzwischen war es Samstag und wir alle waren der Meinung, das wir heute mit den Reparaturen fertig werden könnten. Ich schleppte mich zu den anderen hinaus ins Auto. Quatre, Wufei, Noin und Duo schienen alle ziemlich aufgeregt zu sein, doch ich konnte mich dem nicht anschließen. Ich war dazu einfach viel zu erschöpft.
Wieder bei Wing angekommen begrüßten wir das Schiff wie immer erst einmal. Auch ich hatte mir in den letzten Tagen angewöhnt, Wing mehr wie eine Person zu behandeln und weniger wie eine Sache. Zum einen kam es fast automatisch – meine vier Freunde behandelten Wing wie ein Person und ich hatte mich einfach angeschlossen. Und zum anderen war es wirklich schwer, jemanden mit dem man sich unterhalten konnte weiterhin als leblose Sache zu betrachten.
Und in den letzten Tagen hatte ich mich wirklich oft mit Wing unterhalten. Und obwohl ich nicht singen konnte, redete Wing mit mir und gehorchte sogar meinen Befehlen. Ich nahm an, das Duo oder einer der anderen Wing den Befehl gegeben hatte, auf mich zu hören. Wie auch immer, es machte die Interaktion mit dem Schiff um ein vieles einfacher, wenn ich nicht ständig einen der anderen holen mußte, um dem Schiff Befehle zu geben.
Ich denke, es war nur zu natürlich, das Wing und ich in jenen Tagen praktisch Freundschaft schlossen. Erstens einmal hatten wir den selben 'Hintergrund' um es mal so zu sagen. Wir beiden kamen von L1, kannten die OZ und hatten früher J gehört. Das gab uns Gemeinsamkeiten, die die anderen, die nie in der Sklaverei gelebt hatten nicht verstehen konnten.
Und zweitens lag es daran, das ich mich absichtlich von den anderen etwas ferner hielt. Immerhin, sie waren zuerst einmal Duos Freunde. Und Duo fühlte sich in meiner Gegenwart nicht mehr wohl, das konnte ich an all seinen Gesten sehen. Und Duo war ständig in der Nähe seiner Freunde. Deshalb hatte ich mich etwas zurückgezogen. Ich wollte nicht, das Duo sich wegen mir Unwohl fühlen mußte.
Inzwischen bereute ich es, Duo darum gebeten zu haben, mir zu helfen, Trowa zu befreien. Doch als ich die Bitte ausgesprochen hatte, hatte ich noch nicht gewußt, wie sehr sich Duos Meinung von mir verändert hatte. Ich hatte Duo dieses Versprechen praktisch abgezwungen, und Duo würde dieses Versprechen niemals brechen, auch wenn er mich nicht mehr mochte. Das entsprach einfach nicht seinem Charakter.
Also würden wir diese Mission durchziehen. Und sobald wir Trowa gerettet und wieder zur Erde zurückgekehrt wären, würden Trowa und ich uns einen eigenen Platz zum Bleiben suchen. Wir würden Duo und seinen Freunden nicht länger zur Last fallen.
Ich seufzte tief auf und ließ mich in einen der Cockpitsessel fallen. Am besten wäre es wohl, wenn wir uns einen Ort suchen würden, der möglichst weit weg von Duo sein würde. Ich glaubte nicht, das ich es ertragen würde können, in Duos Nähe zu sein und zu wissen, daß ich ihn und seine Freundschaft für immer verloren hatte. Vielleicht irgendein Ort auf der anderen Seite des Planeten. Mit Wing war es kein Problem, einen solchen Ort zu finden. Aber oh, wie schmerzhaft allein die Vorstellung war, Duo niemals wiederzusehen! Ich seufzte erneut.
„Was ist los, Heero?" fragte mich Wing.
„Nichts," antwortete ich. „Ich denke nur darüber nach, was ich machen soll, wenn wir wieder zurück auf der Erde sind. Kannst du mir ein paar Orte auf der anderen Seite des Planeten raussuchen, Wing? Ein paar große Städte, in denen man gut untertauchen kann."
„Warum willst du auf die andere Seite des Planeten, Heero?"
Ich drehte mich erschrocken um. Das war nicht Wings Stimme gewesen, die mich das gefragt hatte, sondern die von Quatre. Und tatsächlich, er stand nur ein paar Schritte hinter mir.
„Heero?" fragte er wieder, kam näher und setzte sich neben mich in den anderen Pilotensitz. Ich schwieg.
„Heero, was ist los?"
„Nichts," murmelte ich und senkte meinen Blick.
„Das stimmt nicht, Heero. Etwas ist los. Es ist mir schon früher aufgefallen. Du siehst schon seit Tagen nicht mehr gut aus."
Ich hob meinen Blick wieder und sah Quatre überrascht an. Er lächelte leicht.
„Du hast dicke, schwarze Ringe unter den Augen. Und manchmal, wenn man dich anspricht reagierst du erst beim dritten oder vierten Mal. Bist du krank? Soll Noin dich vielleicht mal untersuchen?" Quatre sah mich besorgt an.
Ich schüttelte schnell den Kopf. „Nein. Ich bin nicht krank. Ich... ich hab nur nicht gut geschlafen..."
„Oh." Quatre legte den Kopf schief. „Das ist doch aber noch nicht alles, oder?"
Wieder sah ich ihn erstaunt an. Es war wirklich unheimlich, wie Quatre oft wußte, was in mir vorging, obwohl ich nichts gesagt hatte. Es war mir schon vorher aufgefallen.
„Es ist nichts," wehrte ich ab.
„Heero, ich bin dein Freund. Vielleicht kann ich dir ja helfen, wenn du mir sagst was dich bedrückt."
Wieder schwieg ich nur. Ich wollte nicht das Quatre mich für undankbar hielt, oder dachte ich wollte Duo vor seinen Freunden schlecht machen.
Quatre seufzte. „Hast du dich mit Duo gestritten?"
Ich riß meine Augen weit auf. Quatre gluckste leicht.
„Denkst du denn, das wäre uns nicht aufgefallen? Duo schläft seit Tagen im Wohnzimmer auf der Couch, und außerdem sprecht ihr so gut wie gar nicht mehr miteinander. Was ist passiert?"
Ich schluckte. „Wir haben uns nicht gestritten."
„Was ist es dann?" Quatre legte seinen Kopf schief.
„Ich..." Ich schluckte, doch dann sprudelte es aus mir heraus. „Duo verabscheut mich!"
„Was? Duo verabscheut dich?"
Ich nickte.
Quatre runzelte die Stirn. „Das kann ich gar nicht glauben. Warum sollte er das tun?"
„Weil ich... weil ich ein Alien bin."
„Hat er das etwa gesagt?"
Ich schüttelte den Kopf. „Nein... aber warum spricht er denn sonst kaum noch mit mir? Warum sieht er mich nicht mehr an? Und warum zuckt er immer zurück, nur um mich nicht berühren zu müssen? Er verabscheut mich." Ich schluckte schnell und versuchte meine Tränen zurückzuhalten.
„Ich weiß es nicht," sagte Quatre und schüttelte hilflos den Kopf. „Aber ich kann es mir wirklich nicht vorstellen, das Duo so etwas unsinniges denken sollte."
„Ich auch nicht," flüsterte ich und ließ meinen Kopf hängen. „Aber er benimmt sich so seit ich ihm erzählt habe wer ich wirklich bin und woher ich komme."
Quatre schwieg eine Weile nachdenklich. Schließlich sagte er, „Ich weiß auch nicht, was das zu bedeuten hat, aber ich werde es herausfinden, Heero. Und sollte Duo tatsächlich etwas derart Dummes denken, dann werde ich ihm seinen Kopf schon zurechtrücken, glaub mir Heero."
Ich hob meinen Kopf und sah Quatre aus weit aufgerissenen Augen an. „Nein! Bitte Quatre, tu das nicht! Ich will nicht, das ihr euch meinetwegen streitet! Duo ist doch dein Freund!"
Quatre lächelte und tätschelte beruhigend mein Knie. „Mach dir keine Sorgen, Heero. Natürlich ist Duo mein Freund, selbst wenn wir uns streiten sollten. Und im Grunde glaube ich auch nicht, das er sich deshalb so verhält. Aber ich werde mit ihm darüber reden und das alles aufklären. Denn du bist auch mein Freund, und ich mag es nicht, dich so verletzt zu sehen."
„Nein, bitte Quatre!" rief ich wieder. Ich wollte nicht, das Duo sich gezwungen fühlte, mich wieder als Freund zu sehen. Wenn er mir seine Freundschaft nicht freiwillig gab, dann wollte ich sie lieber überhaupt nicht haben. „Versprich mir, das du nicht mit ihm darüber redest!"
Quatre sah mich eine Weile schweigend an, dann seufzte er. „In Ordnung. Ich verspreche, das ich ihn nicht darauf ansprechen werde."
Erleichtert ließ ich mich wieder in den Sessel zurückfallen. Nach einem letzten aufmunternden Lächeln stand Quatre schließlich auf und ließ mich im Cockpit wieder allein.
„Heero?"
„Hm?" wandte ich mich an Wing.
„Bist du – traurig?"
Inzwischen überraschte es mich nicht mehr, Wing solche Fragen stellen zu hören. Sie – aufgrund der leicht weiblichen Stimme kam ich nicht umhin Wing als 'sie' zu betrachten – hatte in den letzten Tagen eine Menge Fragen gestellt. Sie schien unglaublich neugierig zu sein, was Menschen anging. Ich war anfangs darüber etwas verwundert gewesen – aber andererseits, Wing war eine noch relativ junge Schiffseinheit. Möglich das sie sich vorher nie dafür interessiert hatte – und warum auch? Vorher hatte sie nur alles tun müssen, um J zufrieden zu stellen. Die Wünsche und Vorlieben der Sklaven waren da irrelevant gewesen.
„Ja," seufzte ich.
„Warum?"
„Weil... weil ich Duo vermisse."
„Du vermißt ihn? Aber er ist doch hier."
„Ich vermisse ihn nicht so. Sondern als Freund. Ich will das er wieder mein Freund ist, so wie vorher."
Wing schwieg eine Weile und schien diese Antwort zu verarbeiten.
„Vielleicht ist er mir ja auch böse, weil ich ihn angelogen habe?" überlegte ich laut weiter. „Vielleicht hätte ich ihm von Anfang an alles erzählen sollen." Doch dann schüttelte ich den Kopf. Ich sollte wirklich aufhören, mir Dinge einreden zu wollen. Wäre es nur das gewesen, dann würde Duo sich anders benehmen. Vielleicht hätte er mich angeschrien oder etwas in der Art. Aber er würde mich nicht meiden als hätte ich eine ansteckende Krankheit.
„Heero," unterbrach mich Wing wieder in meinen Gedankengängen.
„Ja?"
„Die Reparaturen sind abgeschlossen."
Und tatsächlich, in der nächsten Sekunde kamen auch schon Duo, Quatre, Noin und Wufei hineingestürmt. „Wir sind fertig!" rief Duo aus und warf sich in den zweiten Sessel, in dem vor kurzem noch Quatre gesessen hatte. Wie immer vermied er es, mich direkt anzusehen.
„Wann können wir los?" fragte ich und bemühte mich um eine möglichst neutrale Stimme.
„Theoretisch... sofort," antwortete Duo. „Wir haben Quatres Familie und dem Besitzer des 'Planet' erzählt, wir würden zu einer Tournee aufbrechen. Sie werden uns also nicht vermissen. Wir müssen vielleicht noch ein paar Sachen von zu Hause holen, aber dann können wir praktisch sofort los."
„Ich würde dazu raten, erst Nachts aufzubrechen," ließ sich Wing vernehmen.
Quatre nickte. „Du hast Recht. Da ist die Wahrscheinlichkeit, das uns jemand sieht viel geringer."
Wir alle nickten.
„In Ordnung, dann ist es also beschlossene Sache. Wir fahren nochmal heim und holen ein paar Sachen, dann kommen wir heute Abend wieder und brechen auf."
„Wir haben noch gar nicht darüber geredet, wie wir die Kabinen unter uns aufteilen," ließ sich Noin hören.
Ich blickte zu ihr hinüber. Das war tatsächlich etwas, das wir uns überlegen mußten. Wing war nur ein kleines Schiff, mit zwei Kabinen. Die eine Kabine war vorher J's gewesen, sie war mit einem großen, breiten Bett ausgestattet. Die andere Kabine war wohl für Gäste oder andere Begleiter gedacht. Sie hatte zwei Einzelbetten, und ein drittes ließ sich noch aus der Wand herunterklappen. In dieser Kabine hatten Trowa und ich geschlafen, als J uns damals auf die Konferenz mitgenommen hatte. Nach meiner Flucht hatte ich allerdings in J's Kabine geschlafen. Wieso sollte ich mich schließlich in ein enges Bett zwängen, wenn ich der einzige an Bord war?
„Also, da das Schiff Heero gehört, kriegt er natürlich die große Kabine," bestimmte Quatre. „Wufei, Noin und ich nehmen die andere Kabine, und Duo kann bei Heero schlafen."
„Was?" rief Duo und setzte sich aufrecht hin. „Wieso ich? Wieso schläfst du nicht mit Heero in der großen Kabine?"
Ich saß völlig still auf meinem Sessel. Duos letzte Worte hatten mich wie ein Messerstich mitten ins Herz getroffen. Obwohl ich schon vorher gewußt hatte, das er mich verabscheute tat es dennoch unendlich weh, es aus seinem eigenen Mund zu hören.
„Sei nicht albern, Duo. Ihr habt euch doch schon öfter ein Bett geteilt, ihr werdet schon zurechtkommen. Du kannst ja wohl kaum erwarten, das sich jemand mit Noin ein Bett teilen muss, sie klaut ständig die Bettdecke."
„Hey!" rief Noin und stemmte die Arme empört in die Hüften.
„Und Wufei ist ein Strampler," fuhr Quatre ungerührt fort und ließ Duo gar nicht erst zu Wort kommen.
„Quatre!" rief Wufei und funkelte den kleinen Blonden wütend an.
„Und was ist mit dir?" fragte Duo beharrlich.
Quatre zuckte nur mit den Schultern. „Ich hab einfach keine Lust. Ich hab es ganz gern, wenn ich ein Bett für mich allein habe."
Duo klappte den Mund auf und zu wie ein Fisch an Land. Schließlich schloß er ihn mit einem lauten Klack, verengte seine Augen zu Schlitzen und starrte Quatre wütend an. Doch er sagte nichts mehr.
Ich hatte mich immer noch nicht gerührt. Ich wußte genau, was Quatre vorhatte. Er hatte gesagt, er würde alles zwischen Duo und mir in Ordnung bringen, und ich schätze, das war die Art und Weise auf die er es durchziehen wollte.
Am liebsten hätte ich gerufen, das ich auch nicht wollte, das Duo mit mir die Kabine teilte. Aber erstens wäre das gelogen, denn ich wünschte mir nichts mehr als das, auch wenn ich es nicht so wollte. Ich wollte nicht, das man Duo dazu zwingen mußte, sondern das er es von sich aus wollte. Und zweitens wollte ich nicht noch mehr Aufmerksamkeit auf die Angelegenheit lenken.
Ich schloß die Augen und wandte mein Gesicht ab. Verdammt, ich hatte Quatre doch gebeten, nichts zu sagen! Wußte er denn nicht, wie weh es mir getan hatte, das Duo sich so vehement dagegen gewehrt hatte, in meiner Kabine zu schlafen? Quatre hatte es mir doch versprochen!
Doch dann fiel mir der genaue Wortlaut ein. Quatre hatte es wirklich ganz geschickt gemacht, er hatte nur gesagt, er würde Duo nicht darauf ansprechen. Und das hatte er auch nicht getan. Stattdessen versuchte er uns beide zu manipulieren. Verdammt! Dieses unschuldige Äußere war wirklich gefährlich, wie ich langsam herausfand. Es führte dazu, daß man Quatre unterschätzte.
Ich hörte, wie die anderen sich von Wing verabschiedeten und öffnete die Augen wieder. Schweigend folgte ich ihnen nach draußen und zum Auto. Es war sicherlich gut gemeint von Quatre, aber ich wollte es nicht. Nicht so. Ich wollte keine erzwungene Freundschaft von Duo. Schließlich hatte auch ich noch so etwas wie Stolz. Und ich hoffte, das dieser Stolz es mir ermöglichen würde, die nächsten Tage und Wochen durchzustehen.
Ich seufzte erneut. Das Bett war mehr als groß genug für zwei Menschen. Es war sogar für OZ-Verhältnisse ein großes Bett, und die mußten immerhin noch einen langen Schwanz unterbringen. Duo und ich würden uns also nicht berühren müssen. Ich wollte ihm die Situation nicht noch unangenehmer machen, als sie ohnehin schon war. Und vielleicht würde ich wenigstens wieder schlafen können, wenn Duo neben mir im Bett lag.
