Titel: Enjoy the Silence
Autor: Zanna
Disclaimer: siehe Kapitel 1
Betadank: wie immer Laren 'knuddel'

Kommentar: Tja, es hat leider etwas länger gedauert als ich gedacht hab dieses Kapitel zu schreiben. Aber ich bin da völlig unschuldig dran, die Erklärung dafür wird jeder bekommen, der die Storys verfolgt, die ich mit Laren zusammen schreibe 'mega Schleichwerbung mach'. Ein böses Plotbunny hat uns gebissen. Ok, genug gejammert, sagt mir wie ihr das Kapitel fandet, ok? 'knuddel'


Kapitel 25
Trowa POV

Ich lehnte mich in die Kissen zurück und ließ meinen Blick erneut durch die Kabine wandern in der ich mich befand. Ich kannte diese Kabine. Oh ja, ich kannte sie.

Ich war wirklich froh dass ich nicht allein gewesen war als ich vor einiger Zeit mein Bewußtsein wiedererlangt hatte. Denn für eine kurze Schrecksekunde nachdem ich meine Augen geöffnet und die mir bekannte Umgebung gesehen hatte, hatte ich gedacht ich hätte alles nur geträumt. Heeros Flucht, meine Rettung, alles.

Doch dann war mein Blick auf einen blonden Schopf neben mir auf dem Bett gefallen. Quatre. Und da hatte ich gewußt dass alles echt war. Denn wenn ich mir Quatre nicht eingebildet hatte, dann mußte auch alles andere wahr sein.

Und im nächsten Moment hatte ich mir auch schon einiges zusammengereimt. Es war nur logisch daß ich mich auf J's altem Schiff befand. Immerhin war Heero mit diesem Schiff geflohen, und wenn ich nicht vor lauter Schmerz so benommen gewesen wäre hätte ich die Zusammenhänge sofort erkennen können als Quatre das 'Schiff' erwähnt hatte.

Allerdings wunderte ich mich doch etwas. Die Gelegenheit zur Flucht hatte sich so schnell ergeben, daß Heero und ich gar nicht dazu gekommen waren alles Material über die Schiffe und deren KI's durchzulesen. Erst nachdem Heero weg gewesen war hatte ich erfahren, daß die Schiffe nicht dazu bestimmt waren lange ohne KI zu fliegen. Aber offensichtlich hatte Heero eine Möglichkeit gefunden.

Ich war ungefähr soweit gelangt in meinen Überlegungen als ich von dem Langhaarigen – Duo – darin unterbrochen wurde. Und sobald ich ihn gesehen hatte waren meine Gedanken sofort wieder zu dem zweiten Fremden gewandert, der noch immer schlafend mit dem Kopf auf der Matratze neben dem Bett saß.

Und ich stellte mir erneut dieselben Fragen wie zuvor auf L1. Wer waren diese beiden? Wo kamen sie her? Und wie hatte Heero sie gefunden? Und die kurze Unterhaltung mit Duo hatte nicht im mindesten dazu beigetragen meine Fragen zu beantworten. Im Gegenteil. Ich hatte jetzt noch mehr Fragen als zuvor.

Wieso war dieser Duo so böse auf mich gewesen als er mich unten auf dem Planeten gesehen hatte? Und das war er, ich hatte zwar schlimme Schmerzen gehabt aber ich war nicht blind oder taub gewesen. Er war aus irgendeinem Grund wütend gewesen. Und ich konnte mir nicht erklären warum, denn schließlich waren wir uns gerade erst begegnet.

Und doch, als er sich eben mit mir unterhalten hatte, da hatte er überhaupt nicht mehr wütend gewirkt. Er war zwar nicht übermäßig freundlich gewesen, aber das hatte ich auch gar nicht erwartet. Schließlich war noch niemals irgendjemand freundlich zu mir gewesen – außer Quatre. Ich hatte ja zuerst gedacht das Duo hier wäre um mit Quatre zu sprechen – aber als er nach einer Weile immer noch da war, obwohl Quatre schlief hatte ich ihm schließlich meine Aufmerksamkeit zugewendet.

Und das Gespräch war interessant gewesen. Ich hatte einiges erfahren. Heero kannte Duo schon seit drei Wochen – das bedeutete das er höchstens eine Woche unterwegs gewesen sein konnte bevor er auf Duo und Quatre getroffen war. Rechnete ich die selbe Zeit für den Rückweg blieben immer noch zwei Wochen die Heero offenbar in deren Gesellschaft verbracht hatte. Und ich war nur zu gespannt mehr davon zu erfahren.

Was hatte Heero in den letzten Wochen alles erlebt? Und wie hatte er diese beiden nur dazu gebracht ihm zu helfen? Ich konnte nicht wirklich glauben das Heero sie einfach nur darum gebeten hatte. Beziehungsweise, dass sie ihm einfach nur so geholfen hatten. Wieso hätten sie das tun sollen? Sie hatten ihn seit höchstens zwei Wochen gekannt und waren einfach so mit ihm losgezogen?

Es klang unglaublich – und doch, wieso hätte Duo nicht die Wahrheit sagen sollen? Oh ich konnte es kaum noch erwarten endlich mit Heero zu sprechen und die ganze Geschichte zu erfahren.

Ich weiß nicht wie lange ich dort lag und meinen Gedanken und Vermutungen nachhing. Obwohl ich bis vor kurzem noch geschlafen hatte war ich immer noch müde, und doch wagte ich es nicht, einfach wieder einzuschlafen. Da war diese irrationale Angst daß das nächste Mal wenn ich aufwachen würde alles verschwunden wäre und ich mich in meinem Bett auf L1 wiederfinden würde. Und so kämpfte ich darum wachzubleiben.

Glücklicherweise fing Quatre schließlich an sich zu rühren, und dann schlug er blinzelnd die Augen auf. Sein Blick wanderte für eine Sekunde ziellos umher, bis er schließlich auf mir zu liegen kam.

„Hallo," sagte Quatre, lächelte breit und setzte sich auf.

„Hallo," antwortete ich und blickte Quatre ernst an.

„Geht es dir besser?" fragte Quatre, immer noch lächelnd.

Ich nickte.

„Das ist gut," sagte Quatre, „Wir haben uns wirklich Sorgen gemacht. Heero meinte daß es schlimmer war als jemals zuvor."

Ich zuckte mit den Achseln.

Quatre runzelte die Stirn. „Du solltest das nicht so auf die leichte Schulter nehmen, Trowa. J hat kein Recht dir oder irgendjemandem so etwas anzutun. Und auch wenn dein Körper eine verbesserte Heilungsrate hat, so ist doch nicht auszuschließen das J irgendwann einmal etwas anrichtet das nicht einfach so verheilt. Sobald wir wieder mit den anderen zusammentreffen sollte Noin dich sicherheitshalber untersuchen."

„Noin?" fragte ich. Ich konnte mich erinnern, das Quatre diesen Namen schon vorher erwähnt hatte.

„Stimmt ja, ich habe dir ja versprochen ich würde dir alles erzählen sobald wir auf dem Schiff sind," antwortete Quatre und lächelte jetzt wieder. „Also, was willst du wissen?"

Ich sah Quatre kurz forschend ins Gesicht. „Alles," sagte ich schließlich.

Quatres Lächeln vertiefte sich. „Ok. Wufei, Noin, Duo und ich stammen von einem Planeten, den die OZ noch nicht entdeckt haben. Vor ungefähr drei Wochen ist Heero mit diesem Raumschiff dort abgestürzt. Als wir ihn trafen war er völlig erschöpft – er hatte immerhin seit einer Woche nichts mehr gegessen und war zudem auch noch auf der Flucht vor einem Jäger – und er ist direkt vor unseren Füßen zusammengebrochen. Also haben wir ihn mit zu uns nach Hause genommen und uns um ihn gekümmert.

Anfangs wußten wir das alles natürlich nicht. Wir sind technologisch noch nicht so weit fortgeschritten wie ihr – worauf Heero uns auch immer wieder gern hinweist," Quatre grinste schief, „Jedenfalls, obwohl uns die Idee der interstellaren Raumfahrt nicht fremd ist, sind wir technologisch noch nicht in der Lage sie auch zu betreiben. Deshalb waren wir doch etwas überrascht als Heero uns schließlich erzählte wer er wirklich war und woher er kam. Aber als er uns dann Shini und Wing gezeigt hat, da hat ihm selbst Wufei geglaubt."

Ich runzelte die Stirn. Auch diese zwei Namen hatte ich von Quatre bereits schonmal gehört, doch ich konnte mir nichts darunter vorstellen. Wer oder was waren Shini und Wing, und wie hatte Heero damit seine Geschichte beweisen können?

Quatre mußte meine Verwirrung aufgefallen sein, denn er lächelte leicht und erklärte, „Shini ist der Jäger, du hast ihn ja schon gesehen. Und Wing ist das Raumschiff."

Ich starrte Quatre verblüfft an. Sie hatten dem Jäger und dem Raumschiff Namen gegeben?

„Das war Duos Idee," sagte Quatre und grinste mich an. Ich blickte ihn erschrocken an – woher hatte Quatre gewußt was ich gedacht hatte?

Quatre lachte auf. „Keine Sorge, ich kann keine Gedanken lesen," beruhigte er mich grinsend. „Aber Heero hat genauso reagiert wie du als Duo dem Jäger und dem Schiff Namen gegeben hat. Er hat ziemlich lang gebraucht um die beiden auch damit anzusprechen."

Ich schüttelte leicht den Kopf. Dieser Duo schien ein wirklich – interessanter Charakter zu sein, wenn er einem Killer – und nichts anderes waren Jäger meiner Meinung nach – einen Namen gab. Andererseits schien ihm dieser Jäger auch aufs Wort zu gehorchen – wie Quatre übrigens auch, wie mir gerade einfiel. Gespannt lauschte ich weiter der Geschichte.

„Nun ja, nachdem Heero uns seine Geschichte erzählt hat, hat er uns gebeten ihm bei deiner Rettung zu helfen," fuhr Quatre fort. „Wir haben zugestimmt, das Schiff repariert und sind losgeflogen. Und das war's so im groben."

Ich blinzelte. Das beantwortete zwar einige meiner Fragen, aber noch lange nicht alles. „Wer sind Wufei und Noin?" fragte ich leise.

Quatre lächelte. „Wufei und Noin sind zwei Freunde von Duo, Heero und mir. Sie sind mit Treize und Zechs auf deren Schiff und warten hoffentlich beim vereinbarten Treffpunkt auf uns. Treize und Zechs – nun, ihre Geschichte ist ebenfalls lang und Heeros nicht unähnlich, aber du solltest sie selbst danach fragen. Jedenfalls waren sie früher auch einmal Sklaven der OZ und sie haben es sich jetzt zum Ziel gesetzt andere Menschen zu befreien. Sie haben uns bei deiner Rettung geholfen indem sie die Schiffe im Orbit von L1 abgelenkt haben."

Ich nickte kurz. Diese Frage war also beantwortet. Quatre legte den Kopf schief. „Hab ich noch irgendwas vergessen? Willst du noch etwas wissen?" fragte er.

„Ja," sagte ich und blickte ihn direkt an. „Wieso gehorcht der Jäger dir und Duo? Erklär mir das."

Das war die Frage die mich am meisten beschäftigte. Die Kernfrage. Wie hatten sie das geschafft? Ich hatte mir inzwischen zusammengereimt, daß Heero diese Menschen nicht zufällig gebeten hatte ihm bei meiner Rettung zu helfen. Er mußte es getan haben, weil er gewußt hatte, daß die Rettung mit ihrer Hilfe tatsächlich möglich war.

Quatre sah mich eine Weile schweigend an, dann fing er langsam an zu lächeln. „Vielleicht sollte ich es dir besser zeigen."

Ich sah Quatre fragend an, doch er machte nicht die geringsten Anstalten mir irgendwas zu zeigen. Stattdessen saß er weiterhin einfach nur vor dem Bett und lächelte mich an. Ich wollte ihn schon fragen was das ganze sollte, als ich es hörte. Töne.

Im ersten Moment war ich mir nicht so sicher gewesen, doch dann wurde es deutlicher. Es hörte sich so ganz anders an als die Töne die die OZ von sich gaben – und doch war es klar als Musik zu erkennen.

Ich sah mich suchend um, doch natürlich war kein OZ hier in der Kabine. Woher also kamen diese Töne? Und dann machte ich die Quelle aus. Quatre.

Mit einem erschrockenen Aufschrei setzte ich mich im Bett auf und starrte fassungslos auf Quatre. Ich konnte nicht glauben was ich gehört hatte – und doch waren diese Geräusche eindeutig von Quatre gekommen.

„Trowa!" rief Quatre erschrocken, stand vom Boden auf und setzte sich neben mich auf das Bett. „Was ist los?" fragte er besorgt und legte mir eine Hand auf die Schulter.

Ich schüttelte abwehrend den Kopf. Es konnte nicht sein. Ich hatte mir das sicherlich nur eingebildet. Quatre konnte nicht singen. Das war unmöglich.

„Trowa, es tut mir leid!" rief Quatre und sah mich immer noch so besorgt an. „Ich wollte dich nicht erschrecken!"

Ich starrte Quatre erschrocken an. „Dann..." stammelte ich, „... dann habe ich mir das nicht nur eingebildet? Du hast wirklich... gesungen?"

Quatre nickte. „Ja. Naja, nicht wirklich gesungen, nur gesummt, aber ja, das war ich," sagte er und blickte beschämt auf die Bettdecke hinab. „Es tut mir wirklich leid, Trowa. Ich... ich dachte es wäre einfacher es dir zu zeigen statt es nur zu erklären. Ich hab gar nicht darüber nachgedacht was das für ein Schock für dich sein muß. Es tut mir so leid!"

„Du... du kannst singen?" fragte ich, noch immer völlig fassungslos.

Quatre nickte. „Wir alle können es."

„Ihr alle?"

Wieder nickte Quatre. „Ja. Jeder Mensch auf der Erde kann es. Manche besser, andere nicht so gut. Meine Stimme ist nicht mal so etwas besonderes, du solltest Duo mal hören. Aber ja, wir können singen."

Ich schüttelte erneut ungläubig den Kopf, sagte jedoch nichts. Meine Gedanken rasten. Langsam setzten sich die Puzzleteilchen zusammen. Auch wenn ich es noch immer kaum fassen konnte, so machte es dennoch Sinn. Deshalb hatte Heero diese Menschen gebeten ihm bei meiner Rettung zu helfen. Deshalb waren sie in der Lage den Jäger und das Schiff zu kontrollieren. Deshalb hatte Quatre keine Angst gezeigt bei der Möglichkeit eines uns verfolgenden Jägers.

„Trowa?"

Ich drehte den Kopf langsam in Quatres Richtung. Quatre saß noch immer neben mir auf dem Bett, hatte eine Hand auf meine Schulter gelegt und sah mich besorgt an.

„Ist alles in Ordnung?"

Ich erwiderte Quatres Blick stumm. Ich wußte ehrlich nicht, was ich darauf antworten sollte – einfach weil ich nicht wußte, ob alles in Ordnung war oder nicht. Ich hatte ein fast unwirkliches Gefühl – so als würde das alles gar nicht wirklich geschehen, als würde ich das alles nur träumen.

„Das ist alles ziemlich überwältigend, nicht wahr?" fragte Quatre leise. Ich nickte stumm. „Mach dir keine Sorgen," sagte Quatre und drückte meine Hand ermutigend. „Das wird schon. Immerhin," wieder schlich sich dieses wunderschöne Lächeln auf sein Gesicht, „bist du nicht in Ohnmacht gefallen so wie Heero." Das Lächeln war nun eindeutig ein breites Grinsen.

Ich zog eine Augenbraue hoch und spürte, wie meine Mundwinkel begannen zu zucken. Es war unglaublich – noch niemals war ich so sehr versucht gewesen zu lächeln oder zu grinsen – und nun war es mir schon zweimal innerhalb von 24 Stunden passiert. Und alles nur wegen Quatre.

Quatres Grinsen vertiefte sich noch. Eine Weile saßen wir einfach nur so da, dann sagte Quatre, „Wie wäre es mit etwas zu essen? Du mußt inzwischen doch hungrig sein, oder?"

Ich nickte.

„In Ordnung," sagte Quatre und stand vom Bett auf. „Ich hol dir was. Bin gleich wieder zurück." Und damit verschwand er aus der Kabine.

Ich blieb für eine Sekunde dort sitzen, dann stand ich langsam auf. Glücklicherweise waren die Schmerzen inzwischen verschwunden, und obwohl ich mich noch immer etwas schwach fühlte, so hatte ich nicht vor im Bett liegen zu bleiben.

Zögernd verließ ich die Kabine und ging langsam nach vorne zum Cockpit. Ich hatte während der kurzen Zeit als J Heero und mich zu dieser Konferenz mitgenommen hatte kaum einen Blick darauf werfen können, und ich war neugierig. Und vielleicht würde ich ja auch Heero dort finden.

Das Cockpit war leer. Langsam ging ich auf die beiden Pilotensitze zu und warf einen Blick aus dem Cockpitfenster. Das Schiff schien sich nicht sonderlich schnell zu bewegen, aber es stand auch nicht still.

„Trowa?" hörte ich Quatre rufen, und im nächsten Moment betrat er auch schon das Cockpit.

„Oh hier bist du also," sagte er und stellte sich neben mich. „Ich hab mir schon Sorgen gemacht. Solltest du nicht besser im Bett bleiben?"

„Es geht mir gut," sagte ich.

Quatre sah mir prüfend ins Gesicht, dann nickte er. „In Ordnung. Hier," sagte er und hielt mir einen Teller hin, „dein Essen. Ich war mir nicht sicher ob du Essen von der Erde magst, deshalb hab ich Wing gebeten dir etwas zu replizieren, daß du kennst."

Ich nickte ihm dankbar zu und nahm den Teller entgegen. Quatre lächelte mich leicht an, nahm einen Schluck aus der Tasse, die er in seiner anderen Hand hielt und setzte sich in einen der Sessel.

„Wing," sagte Quatre und ich warf ihm einen fragenden Blick zu. Doch Quatre bemerkte es gar nicht und sprach weiter, „wie lange noch bis wir die anderen treffen?"

„Wir werden die Koordinaten des Treffpunkts in ungefähr dreissig Minuten erreichen," antwortete eine fremde Stimme plötzlich wie aus dem Nichts. Mit einem erschrockenen kleinen Ausruf ließ ich mich auf den zweiten Pilotensessel fallen und starrte Quatre mit großen Augen an.

„Was...?" stammelte ich.

Quatre drehte seinen Kopf in meine Richtung und sah mich fragend an.

„Das war Wing," sagte plötzlich Heeros Stimme hinter mir und ich drehte meinen Kopf in diese Richtung.

Direkt hinter den beiden Pilotensesseln stand Heero, zusammen mit Duo und sah mich mit einem winzigen Lächeln an.

„Was?" fragte ich erneut.

„Wing. Die KI dieses Schiffes," wiederholte Heero und kam näher. Duo folgte ihm dicht auf, und ich bemerkte nebenbei das die beiden sich an ihren Händen festhielten. Ich war jedoch viel zu verwirrt um über diese Tatsache weiter nachzudenken.

„Glaub mir, ich war genauso erstaunt als ich Wing das erste Mal sprechen gehört habe," fügte Heero hinzu als er endlich neben meinem Sessel ankam.

/Alles in Ordnung/ fügte Heero in unserer Zeichensprache hinzu.

/Ja... Ich bin zwar ziemlich verwirrt, aber ansonsten geht es/ antwortete ich ebenso.

„Hey Q, hat Wing eben gesagt das wir noch eine halbe Stunde brauchen bis wir auf Wu, Lu und unsere beiden Superrebellen treffen?" fragte Duo und lenkte meine Aufmerksamkeit von Heero wieder auf die Aussage des Schiffes.

„Ja," antwortete Quatre.

Duo runzelte die Stirn. „Wie lang sind wir jetzt eigentlich schon wieder unterwegs seit wir von L1 weg sind? Ich bin ein paar Mal eingeschlafen, ich hab mein Zeitgefühl total verloren."

„Wir sind seit etwa zwei Stunden unterwegs und liegen genau im Zeitplan," antwortete erneut diese fremde Stimme, die mich vorhin so erschreckt hatte und die offenbar zur KI des Schiffes gehörte.

Ich warf Heero einen fragenden Blick zu, doch er schien mich gar nicht mehr wahrzunehmen. Denn Duo war inzwischen noch näher an Heero herangetreten und stand nun so dicht hinter ihm daß die beiden sich berührten. Außerdem hatte er einen Arm um Heeros Taille geschlungen und sein Kinn auf Heeros Schulter abgestützt.

Ich blinzelte verwirrt. Heeros Gesichtsausdruck nach zu schließen schien er nicht das geringste gegen diesen wirklich engen Körperkontakt zu haben. Im Gegenteil, ein feines Lächeln umspielte seine Lippen – verblüfft registrierte ich, daß ich Heero in den letzten Stunden öfter Lächeln gesehen hatte als in all den Jahren zuvor – sein Arm lag über Duos Arm den dieser um Heero geschlungen hatte so als wollte Heero ihn dort festhalten und mit dem Daumen streichelte er leicht über Duos Handrücken.

Fassungslos schüttelte ich leicht den Kopf. Ich war fast versucht zu fragen wer denn dieser junge Mann war der mir da gegenüberstand. Denn er benahm sich so gar nicht wie der Heero den ich kannte. Der Heero den ich kannte hatte nie gelächelt. Der Heero den ich kannte hatte niemals so gelöst und glücklich gewirkt.

Verwirrt drehte ich meinen Kopf zu Quatre, der Heero und Duo mit einem kleinen Lächeln betrachtete, bevor er sich an mich wendete, „Ich habe dir doch schon erzählt, daß noch ein zweites Schiff an deiner Rettung beteiligt war. Treize und Zechs haben für das Ablenkungsmanöver gesorgt. Und da wir sichergehen wollten, daß uns niemand folgt – weder ihnen noch uns – haben wir einen Treffpunkt ziemlich weitab von L1 ausgemacht, und wir nähern uns diesen Koordinaten außerdem auch noch nicht auf direktem Weg."

„Gab es denn Verfolger?" fragte Duo, der immer noch in der selben Position auf Heero gestützt dastand. „Bist du ohne Probleme vom Planeten runtergekommen, Wing?"

„Es gab keine Schwierigkeiten den Planeten zu verlassen," antwortete das Schiff. „Und soweit ich feststellen kann hat auch niemand unsere Verfolgung aufgenommen."

„Weißt du, irgendwann mußt du mir mal erzählen wie du das gemacht hast, Wing," sagte Duo nachdenklich, doch diesmal antwortete ihm die Schiffseinheit nicht mehr.

„Ich hoffe nur das bei Wufei und Noin alles gutgegangen ist," sagte Quatre mit leichter Besorgnis in der Stimme. „Ich bin erst wieder beruhigt wenn ich die beiden und Treize und Zechs gesund und munter wiedersehe."

„Und was machen wir dann?" fragte ich leise.

Sofort wandten sich alle drei Gesichter mir zu. „Na was wohl, wir kehren zurück zur Erde," sagte Duo und lächelte mich an. „Ich bin sicher Q wird eine Lösung finden wie wir alle in unser Haus passen. Vielleicht kann Wuffels ja dazu überredet werden seinen Trainingsraum aufzugeben. So oder so, ich bin sicher das Q schon einen Schlafplatz für dich findet. Ich bin sicher das es dir bei uns auf der Erde gefallen wird, Tro." Duo runzelte die Stirn und blickte über meine Schulter. „Was ist los, Q?"

Ich drehte meinen Kopf und sah, das Quatres Gesicht einen ungesunden roten Farbton angenommen hatte. Und so unglaublich es klang, unter meinem neugierigen Blick vertiefte der Rotton sich sogar noch und Quatre senkte den Blick nervös, so als könnte er keinem von uns in die Augen sehen.

Ich drehte meinen Kopf wieder zurück zu Heero und Duo, der Quatre immer noch fragend anblickte und hörte wie Quatre irgendetwas unverständliches murmelte. Doch das nahm ich gar nicht mehr wirklich wahr. Denn Heeros Gesichtsausdruck hatte sich während Duos Aussage verändert. Nur ganz leicht, ich bezweifle das es einem der anderen aufgefallen war, aber ich bemerkte es. Da war dieses kaum sichtbare Runzeln seiner Stirn, der nachdenkliche, nach Innen gerichtete Blick.

/Was ist los, Heero/ fragte ich.

/Nichts... ich bin nur nicht so sicher ob wir wirklich sofort zur Erde zurückkehren werden/ antwortete Heero.

/Warum nicht? Ist es dort nicht schön/

/Oh doch, Duo hat recht, es wird dir dort sicherlich gefallen/ antwortete Heero. /Du wirst nicht glauben was für unglaubliche Dinge ich dort gesehen habe. Aber das ist es nicht. Ich habe etwas sehr seltsames auf L1 gehört. J hat sich mit O, S, H und noch einem weiteren OZ unterhalten. Duo und ich haben sie belauscht. Und es war ein wirklich seltsames Gespräch./

/Worum ging es/ fragte ich.

/Ich bin mir nicht sicher/ antwortete Heero. /Teilweise um mich und meine Flucht. Aber der Rest... das war wirklich seltsam. Sobald wir die anderen getroffen haben erzähle ich genauer was ich gehört habe. Vielleicht wissen ja Treize und Zechs was darüber./

Ich nickte und lehnte mich im Sitz zurück. Auf einmal fiel mir die Stille im Raum auf und ich wandte meinen Kopf zur Seite. Quatre und Duo – wie ich mit einem kurzen Blick in seine Richtung feststellte – sahen Heero und mich seltsam an.

„Was habt ihr beide da gerade gemacht?" fragte Quatre neugierig.

„Oh," machte Heero und lächelte verlegen. „Trowa und ich haben im Laufe der Zeit eine Art Zeichensprache entwickelt damit wir uns unterhalten konnten ohne das J es mitbekommt. Ich schätze, wir benutzen sie schon völlig automatisch, ohne darüber nachzudenken."

„Echt?" fragte Duo neugierig. „Das klingt wirklich interessant. Bringst du sie mir bei, Hee-chan?"

„Ich weiß nicht," antwortete Heero und lächelte über seine Schulter. „Was krieg ich dafür?"

„Oh, ich wüßte da schon noch das eine oder andere das ich dir dafür im Austausch zeigen könnte," sagte Duo, dessen Stimme auf einmal etwas tiefer und rauher klang als noch zuvor. Dann drehte er den Kopf ein wenig und flüsterte Heero etwas direkt ins Ohr, und dann konnte ich zu meinem maßlosen Erstaunen sehen wie Heero rot anlief.

Ich schüttelte ungläubig den Kopf. Heero hatte sich so unglaublich verändert – ich wußte gar nicht wo anfangen sollte wollte ich all diese Veränderungen aufzählen. Aber ich denke, alles in allem waren es gute Veränderungen. Heero wirkte glücklich. So glücklich wie er es noch niemals zuvor gewesen war. Und wenn drei Wochen in Gesellschaft dieser Menschen mit der außergewöhnlichen Gabe des Gesangs ausreichten um Heero so glücklich zu machen, dann konnte ich es kaum erwarten ebenfalls Zeit mit ihnen zu verbringen.