Titel: Enjoy the Silence
Autor: Zanna
Beta: Laren
Disclaimer: siehe Kapitel 1

Kommentar: Ohje, es ist schon so lange her seit ich das letzte Kapitel hochgeladen hab, dass ich schon gar nicht mehr weiß, was alles in den Kommis stand. :-) Aber ich hoffe jetzt einfach mal, dass ich nichts wichtiges vergessen hab zu beantworten - falls doch, erinnert mich einfach nochmal dran. :-)


Kapitel 29
Duo POV

Die nächsten paar Tage verliefen ziemlich ruhig. Heero und Trowa schlossen sich praktisch die ganze Zeit in M's Bibliothek ein und durchkämmten eine Datei nach der anderen. Zumindest hoffte ich dass sie die Dateien erstmal nur durchkämmen würden. Denn wenn sie wirklich alles in diesem riesigen Raum gründlich durchlesen wollten, dann würden wir noch die nächsten 50 Jahre hier auf M's Anwesen verbringen müssen.

Treize und Zechs hielten sich ebenfalls die meiste Zeit in M's Bibliothek auf. Auch wenn sie die Schrift der OZ nicht lesen konnten, so kannten sie sich doch mit M's Ablagesystem aus und wussten zumindest ungefähr, wo sich welches Themengebiet befand. Auch wenn das nicht wirklich half, denn da wir nicht die geringste Ahnung hatten, was diese große Geheimnis denn sein sollte, konnten wir auch kein Thema von vornherein ausschließen.

Ehrlich gesagt war ich selbst ganz schön neugierig was denn nun genau das Geheimnis war. Ich meine, es musste schon etwas wirklich Großes oder schlimmes sein wenn J und seine Kumpels sich deswegen so sehr aufregten, oder? Und das gab mir zu denken. Ich meine, die OZ hatten eine gesamte Spezies versklavt – Hunderttausende, vielleicht sogar Millionen von Menschen, wer wusste schon wie viele bewohnte Planeten es dort draußen gab? – was also konnte noch schlimmer sein als das? Am liebsten hätte ich mich mit Heero und Trowa dort in der Bibliothek eingeschlossen und Bücher gewälzt.

Aber leider war das nicht möglich, da weder Quatre, Noin, Wufei noch ich die Dateien lesen konnten. Und das bedeutete, dass wir vier nicht wirklich viel zu tun hatten in den nächsten Tagen.

Quatre hatte sich sehr schnell mit Pargan angefreundet – was auch kein Wunder war, Quatre schloss immer mit jedem schnell Freundschaft. Die ersten paar Tage hatte ich mich den beiden einfach angeschlossen – aber mal ehrlich, wie lange kann man schon zuhören, wie zwei Leute über die Verwaltung eines Anwesens dieser Größe redeten? Denn genau das war es, was Pargan im Grunde getan hatte, auch wenn er selbst es nicht wirklich so registriert hatte.

Wie Treize und Zechs schon erzählt hatten, hatte M außer ihnen drei schon seit Jahren keine anderen Sklaven mehr besessen. Treize und Zechs waren die letzten beiden gewesen, die M sich geholt hatte. Wobei dieser Mangel an Sklaven gar nicht mal daran lag, dass M nicht mehr genug Geld gehabt hatte; wie ich durch die Gespräche zwischen Quatre und Pargan erfuhr, standen jedem OZ ein Minimum von fünf Sklaven zu – kostenlos. Alles was er darüber hinaus haben wollte, musste natürlich bezahlt werden, aber diese ersten fünf waren sozusagen sein gutes Recht.

Doch M hatte nur drei Sklaven gehabt – und Treize und Zechs hatte er sich offenbar nur geholt, weil Pargan mit der Zeit wohl zu alt geworden war, um all die Arbeit allein zu tun. Aber dennoch war die gesamte Verwaltung an Pargan hängen geblieben. Und was ich so hörte hatte er diese Aufgabe hervorragend erfüllt. Irgendwie erinnerte Pargan mich an einen dieser alten Butler aus dem 19. Jahrhundert – distinguiert, ein wenig steif und formell, aber ohne ihn würde nichts so laufen wie es sollte.

Was genau Wufei und Noin während dieser ersten Tage machten wusste ich nicht. Nachdem feststand, dass wir vorerst einmal hier bleiben würden, waren Quatre, Wufei Noin und ich losgezogen und hatten ein paar Sachen zum Wechseln aus den Schiffen geholt. Schließlich, welchen Sinn machte es schon jeden Tag hin und her zu laufen, wenn es im Haus genügend freie Zimmer gab?

Ich hatte mir für Heero und mich ein relativ kleines Zimmer ausgesucht – klein im Verhältnis zu den anderen. Aber dafür hatte es wunderschöne hohe Fenster, die eine unglaubliche Aussicht auf das umgebende Geländer boten, und ein kleines, direkt anschließendes Badezimmer. Und es hatte ein großes, bequemes Bett. Was wollte man mehr?

Allerdings waren wir beide noch gar nicht dazu gekommen das Bett auch gebührend einzuweihen – ich hatte Heero bis jetzt praktisch jedes Mal mit Gewalt aus den Archiven und von den Lesegeräten wegzerren müssen. Wäre es nach ihm gegangen hätte er wohl gar nicht geschlafen. Und wenn es mir dann gelungen war, ihn tatsächlich loszueisen, dann war er viel zu müde gewesen um irgendetwas anderes zu tun.

Aber ich muss sagen, dass ich es gar nicht so schlimm fand. Wenn ich Nachts im Bett lag, die Arme um Heero geschlungen und ihm zuhörte, wie er mit müder aber dennoch begeisterter Stimme von all dem Neuen erzählte, das er den Tag über beim durchforsten der Dateien erfahren hatte, solang bis seine Stimme schließlich immer leiser wurde und er einschlief, dann fühlte ich mich einfach glücklich. So glücklich wie noch niemals zuvor in meinem Leben.

Und auch wenn es kitschig und romantisch klingt, ich genoss es unglaublich Heeros Arme um mich zu spüren, seinem regelmäßigen Atem zu lauschen und ihn im Schlaf zu betrachten. Manchmal wenn ich dort lag und ich ansah, dann konnte ich es kaum glauben. Konnte kaum glauben dass Heero mich wirklich liebte, konnte kaum glauben dass ich Heero erst seit wenigen Wochen kannte – es kam mir vor als würde ich ihn ewig kennen, als wäre er schon immer Teil meines Lebens gewesen.

Wie die Verteilung der anderen Zimmer aussah wusste ich nicht – teilweise waren sie nicht einmal auf dem selben Stockwerk wie Heeros und meines. Ich nehme an das Quatre in seiner üblichen Manier einfach die Zimmer zugeteilt hatte – zumindest für Trowa, Treize und Zechs, da diese drei ja (genauso wie Heero) nicht anwesend gewesen waren als wir uns die Zimmer aussuchten. Allerdings nehme ich an dass nur Trowa darunter hatte ‚leiden' müssen, da Treize und Zechs ja noch ihre alten Zimmer hier besaßen. Und ich bezweifle ganz ehrlich, das Trowa sich irgendwie beschwert hatte. Quatre hatte ihn schon genau wie jeden anderen um seinen kleinen Finger gewickelt.

Jedenfalls hatten wir uns inzwischen ziemlich häuslich niedergelassen und nun hatte ich nichts mehr zu tun. Um es kurz zu machen – mir war langweilig. Wufei hatte zwar seine alte Angewohnheit wieder aufgenommen und zwang Quatre, Noin und mich jeden Morgen dazu, das Karate-Training wieder aufzunehmen. Nach all den vielen Tagen die wir mit Wing unterwegs gewesen waren und während denen wir gar nichts getan hatten war es anfangs ziemlich anstrengend wieder in die Routine hineinzukommen.

Doch glücklicherweise erinnerten sich meine Muskeln bald wieder an all die Bewegungen und hörten auf zu protestieren. Und nachdem Treize, Zechs, Trowa und Heero uns eine Weile neugierig zugesehen hatten, schlossen sie sich uns an und versuchten die Bewegungen so gut es ihnen möglich war nachzumachen. Heero hatte damit natürlich nicht so viele Schwierigkeiten, da er sich uns schon ein oder zweimal auf der Erde angeschlossen hatte, aber auch die anderen drei stellten sich nicht dumm an – was ja eigentlich auch kein Wunder war, aufgrund der genetischen Verbesserung und all dem.

Doch dieses Training dauerte natürlich nicht ewig, und sobald wir fertig waren verzogen sich Heero und Trowa, gefolgt von Treize und Zechs wieder in die Archive, Wufei und Noin verschwanden ebenfalls – getrennt – irgendwohin, und ich blieb zurück um Quatres und Pargans stinklangweiligen Diskussionen über die Gesellschaft der OZ zu lauschen. Was auch genau das war, was sie gerade wieder taten.

„Hm, Pargan," unterbrach ich die beiden nachdem ich zum wohl hundertsten Mal in einer Stunde ein Gähnen unterdrückt hatte, „Hast du was dagegen wenn ich mich hier im Haus ein wenig umsehe? Vielleicht finde ich ja was nützliches – ich meine, wir brauchen noch das eine oder andere für die Schiffe..." Ich endete den Satz mit einem leichten Fragezeichen am Schluss – schließlich wusste ich nicht wirklich, wie gut Pargan meine Bitte, das Haus plündern zu können wirklich aufnehmen würde.

„Was?" fragte Pargan und wandte sich mir zu. „Oh... ich... ich weiß nicht ob... aber ich schätze... es gibt ja sowieso niemanden mehr der es braucht..." Pargan lächelte traurig, dann ging ein Ruck durch ihn und er warf mir einen ruhigen Blick zu. „Natürlich Duo. Sieh dich nur um. Und wenn du etwas findest das du brauchst, dann nimm es dir einfach. Ich habe nichts dagegen."

Ich nickte dem alten Mann zu und machte mich auf den Weg zur Treppe. Ich hatte mich dazu entschlossen diese Suche systematisch durchzuführen und mit dem obersten Stockwerk zu beginnen. Ok, ich gebe es zu, ich hatte eine absolute Vorliebe für alte Dachböden. Ich konnte stundenlang in ihnen rumkramen und in verstaubten Truhen wühlen. Und genau das hatte ich jetzt vor. Immer vorausgesetzt, dass es auf OZ-Dachböden so was wie alte verstaubte Truhen überhaupt gab. Aber das würde ich ja nun bald herausfinden.

Ich hatte ja schon erwähnt dass das Haus wirklich riesig war. Und das war noch untertrieben. Es hatte außer dem Erdgeschoß noch vier weitere Stockwerke – von denen drei seit Jahren nicht mehr betreten worden waren. M, Pargan, Treize und Zechs hatten nur das Erdgeschoß und den ersten Stock wirklich benutzt. Nachdem ich die unzähligen Stufen erklommen hatte – warum nur hatte M keinen Aufzug in seinem verflixten Haus? Ich dachte diese OZ wären uns technologisch ach so weit voraus. Pah, Pustekuchen, die hatten nicht mal nen Aufzug!

Doch als ich dann die schwere Tür zum Dachboden öffnete wurde ich für all meine Mühen belohnt. M's Dachboden war riesig, wie alles hier in diesem Haus. Und überall standen alte Möbel in den absonderlichsten Formen, Kisten, Container, Truhen und Behälter die nicht die geringste Ähnlichkeit mit irgendetwas hatten das ich kannte. Begeistert ließ ich meine Augen über den Dachboden wandern. Ich wusste gar nicht, wo ich zuerst anfangen sollte!

Doch schließlich riss ich mich aus meiner Erstarrung und öffnete den ersten Schrank. Und zu meiner Freude war der Schrank nicht leer – im Gegenteil, er war von oben bis unten vollgestopft mit den wunderbarsten Sachen. Gut, ich hatte keine Ahnung was das meiste davon überhaupt war – aber das machte auch gar nichts! Allein die Vorstellung was es denn sein könnte, zu spekulieren wozu irgendein Teil wohl mal gedient hatte war schon genug.

Ich wühlte mich durch die Schubladen des ersten Schrankes, zog hier etwas heraus, bewunderte dort eine kuriose Kleinigkeit. Einige von den Sachen sahen aus wie alte Geräte – vielleicht das OZ-Äquivalent eines Toasters? Die Dinger gingen schließlich ständig kaputt. Es juckte mich wirklich in den Fingern diese Geräte auseinander zu nehmen und ihr Innenleben zu betrachten. Und sie vielleicht sogar wieder funktionstüchtig zu machen. Ich legte die vielversprechendsten und interessantesten Geräte für später zur Seite.

Ich weiß nicht wie lange ich mich auf diesem Speicher aufhielt. Ich wühlte mich durch Kisten, kicherte über alte Kleidungsstücke, betrachtete alte Bilder – scheinbar hatte es zu irgendeiner Zeit einmal einen Künstler in M's Familie gegeben, der das Haus, die Umgebung und offenbar jedes Familienmitglied auf Leinwand festgehalten hatte. Zumindest nahm ich an dass es sich bei den OZ auf den Bildern um verschiedene Personen handelte. Ich war noch immer nicht in der Lage sie von einander zu unterscheiden. Ich konnte nicht einmal sagen welche davon weiblich waren und welche männlich.

Offenbar hatte der Künstler aber nicht nur die Familie gemalt, sondern ich fand auch Bilder von Menschen. Zusammen mit den OZ, alleine in Gruppen oder einzeln. Entweder war es dem Künstler egal gewesen wen oder was er zeichnete, oder er hatte die Sklaven nicht nur als Gegenstände gesehen. Denn auch diese Bilder wiesen eine Detailtreue und Liebe auf wie alle anderen. Einige der Sklaven lächelten sogar darauf. Ich war nur etwas enttäuscht dass ich die Zeitepoche nicht einordnen konnte, da mir der Stil der Kleidungsstücke überhaupt nichts sagte. Wer wusste schon vor wie vielen Jahrzehnten oder gar Jahrhunderten diese Bilder entstanden waren?

Je länger ich mich durch den Dachboden wühlte, desto mehr wuchsen meine Stapel an der Tür an. Inzwischen hatte ich nämlich außer dem Stapel mit Geräten an denen ich herumbasteln wollte noch zwei weitere Stapel angelegt – einer davon mit Dingen von denen ich dachte dass sie nützlich sein konnten – auch wenn dieser Stapel der kleinste war. Und dann noch ein Papierstapel. Denn zwischen all dem Kram in den Schränken und Kisten fand ich auch ab und zu alte Bücher, Zettel, Hefte und ähnliches. Das ganze war natürlich nicht wirklich aus Papier, das Material fühlte sich glatt an wie Folie und war offenbar auch ebenso haltbar, hatte aber sonst jede Eigenschaft die Papier auch hatte. Es ließ sich leicht falten, zerreißen (was ich eher unfreiwillig festgestellt hatte) und wirkte leicht fasrig.

Jedenfalls da ich die Schrift ohnehin nicht lesen konnte hatte ich mir gedacht, dass ich das Zeug später zu Heero und Trowa hinunterbringen würde. Wahrscheinlich war es nichts wichtiges, ein paar alte Schnulzen und Liebesbriefe vielleicht, aber man wusste ja nie. Vielleicht ging es in dem großen Geheimnis ja doch um J's Urgroßmutter die mit dem Gärtner durchgebrannt war. Wenn man bedachte, dass der Gärtner höchstwahrscheinlich ein Mensch gewesen war, dann konnte man die Brisanz dieser Geschichte sicherlich verstehen.

Eine Zeitlang amüsierte ich mich damit diese Idee noch weiter auszuschmücken, doch dann widmete ich mich wieder meiner Aufgabe. Irgendwann fing ich wohl an, unbewusst vor mich hinzusummen, denn plötzlich löste sich Shini von meinem Handgelenk und schwirrte um mich herum. Ich sah ihm eine Weile lächelnd zu, dann vertiefte ich mich weitersummend wieder in die Kiste in der ich gerade schon gewühlt hatte. Ich hatte keine Ahnung was Shini tat, aber scheinbar unterhielt auch er sich blendend, denn er kam nur ab und zu in meine Richtung geflogen und vergnügte sich ansonsten in irgendeiner abgelegenen Ecke – mit was immer Jäger so zum Vergnügen taten.

„Duo?"

Ich hob den Kopf und blinzelte in Richtung der Stimme. Zum ersten Mal fiel es mir auf, wie dunkel es inzwischen geworden war. Ich war so sehr in meine Suche vertieft gewesen dass mir gar nicht aufgefallen war wie spät es schon war.

„Duo? Bist du da drin?"

„Ich bin hier hinten!" rief ich, erhob mich mit einem leisen Ächzen von meinen schmerzenden Knien – Gott, ich musste Stunden in dieser Haltung verbracht haben, mir tat wirklich alles weh! – und ging zwischen den verstreut stehenden Möbeln und Kisten auf die Tür zu aus der Heeros Stimme erklungen war.

„Was tust du hier?" fragte Heero, der im Türrahmen des Dachbodens stand und sich neugierig umsah.

„Ich spiele Entdecker," antwortete ich mit einem schiefen Grinsen. „Komm her und sieh dir an was ich alles gefunden habe!" Ich winkte ihn mit einer Hand begeistert zu mir.

Heero beäugte meine Haufen vor der Tür misstrauisch und bahnte sich dann einen vorsichtigen Weg zu mir vor. „Duo, weißt du denn wie spät es schon ist?"

Ich legte den Kopf schief. „Hm... nein. Wie spät ist es denn? Gibt es schon was zu essen?" fragte ich. Mein Magen untermalte diese Frage mit einem lauten Knurren. Ich musste wirklich sehr in meine Suche vertieft gewesen sein wenn ich sogar vergessen hatte zu essen.

„Essenszeit ist schon lang vorbei," antwortete Heero. „Ich hab mir Sorgen gemacht als du nicht gekommen bist um mich ins Bett zu zerren."

„Wirklich?" fragte ich und strahlte ihn an. Bis jetzt hatte ich angenommen, dass Heero alles und jeden um sich vergaß sobald er vor M's Dateien saß. Aber offenbar war dem nicht so.

Heero nickte. Dann ließ er seinen Blick durch den Raum wandern. „Also, was hast du gefunden?"

„Das meiste ist nur alter Krempel. Aber ich hab auch ein paar interessante Dinge gefunden." Ich führte ihn zu meinen drei Stapeln herüber. Hm, irgendwie war der Stapel mit den nützlichen Dingen immer noch der kleinste. Praktisch kaum existent.

Heero warf einen Blick auf den größten Stapel – mein Haufen mit Geräten die ich reparieren wollte. „Was ist das?" fragte er und bückte sich um einiges davon aufzuheben.

Ich zuckte kurz mit den Schultern. „Nur ein paar alte Geräte. Ich will sie irgendwann später auseinander nehmen und mal sehen ob ich sie wieder zum laufen bringen kann."

Heero warf mir einen ungläubigen Blick zu. „Duo, diese Geräte sind uralt! Ich bezweifle dass sie funktionieren werden."

Ich zuckte erneut mit den Schultern. „Macht nichts. Ich hatte noch niemals die Gelegenheit ein technisches Gerät auseinander zu nehmen das mehrere Hundert Jahre alt ist. Selbst wenn sie nicht funktionieren werden, es wird auf jeden Fall eine Menge Spaß machen."

Heero warf einen erneuten Blick auf meinen Geräutehaufen. „Mehrere Hundert Jahre treffen es genau. Die Dinger sehen teilweise aus als wären sie aus der Anfangszeit der OZ-Raumfahrt."

„Wirklich?" fragte ich und beäugte meinen Stapel mit neu erwachter Neugier. So alt? Ich konnte es kaum erwarten die Geräte auseinander zu nehmen.

„Oh nein," sagte Heero und schlang einen Arm um meine Taille. „Du wirst jetzt nicht anfangen an diesen Dingern rumzubasteln. Du gehst jetzt schlafen."

Ich seufzte kurz auf, lehnte mich aber dann an Heero. So sehr ich auch loslegen wollte, Heero hatte recht. Außerdem merkte ich jetzt, wo meine Konzentration unterbrochen worden war, wie müde ich tatsächlich war.

Also ließ ich mich von Heero die Treppe hinab in unser Zimmer führen. Dort angekommen schob Heero mich in Richtung des kleinen Badezimmers und sagte, „Du nimmst jetzt eine Dusche und ich hol dir solang was zu essen," bevor er aus dem Zimmer verschwand.

Seufzend blickte ich an mir hinab. Die Stunden oben auf dem Dachboden waren nicht spurlos an mir vorübergegangen – ich war von oben bis unten voller Staub und in meinen Haaren hingen Spinnweben. Zumindest zog ich vor davon auszugehen dass es Spinnweben wären. Offenbar hatten nicht mal die tollen, technologisch fortgeschrittenen OZ einen Weg gefunden mit Staub und Spinnweben fertig zu werden. Hah!

Nachdem ich mich aus meinen schmutzigen Klamotten geschält hatte stellte ich mich schnell unter die Dusche und säuberte mich. Inzwischen hatte ich mich schon an diese Schallduschen gewöhnt, die die OZ benutzten. Immerhin hatten wir seit wir mit Wing aufgebrochen waren nur noch Schallduschen benutzt. Und auch wenn ich zugeben musste dass diese Duschen äußerst effizient waren und man in wenigen Sekunden sauber und blitzblank war, so gefielen mir doch unsere altmodischen Wasserduschen auf der Erde wesentlich besser.

Zum einen gab es nichts entspannenderes als das Prasseln von warmem Wasser auf meiner Haut, und zum anderen fühlte ich mich danach einfach sauberer als nach einer Schalldusche. Und dann gab es da natürlich noch die nicht zu verachtenden Vorteile von Sex unter der Dusche. Es war einfach nicht das selbe unter einer Schalldusche. Und glaubt mir, ich weiß wovon ich spreche.

Ich war gerade dabei mir eine saubere Boxershort anzuziehen, als Heero mit einem Teller Essen erschien. Ich stürzte mich vollkommen ausgehungert darauf und schlang es in wenigen Minuten hinunter, dann krabbelte ich erschöpft unter die Decke. Nur Sekunden später schloss sich Heero mir an, presste sich an meinen Rücken und schlang die Arme um mich.

„Gute Nacht, Duo," flüsterte er an meinem Ohr und presste sein Gesicht in meinen Nacken.

„Nacht, Ro," murmelte ich, legte meine Hand auf Heeros um mich geschlungenen Arm, und zum ersten Mal seit wir auf M's Anwesen angekommen waren schlief ich vor Heero ein.

Obwohl ich so müde gewesen und so spät ins Bett gegangen war, erwachte ich dennoch ziemlich früh. Heero, der wie immer vor mir aufgewacht war, lächelte mich an als ich die Augen aufschlug. Ich erwiderte das Lächeln, schloss meine Augen wieder und kuschelte mich noch einmal an ihn. Das Zimmer lag noch immer in diesem dämmrigen Halbdunkel, das anzeigte dass die Sonne noch nicht ganz aufgegangen war. Es würde noch etwas dauern bevor die anderen erwachen würden und so konnten Heero und ich ruhig noch eine ruhige Stunde genießen.

Heero schien ebenfalls nicht schon aufstehen zu wollen. Stattdessen spürte ich wie seine Hand träge meinen Rücken entlangstreichelte und schließlich nach meinem Zopf griff. Ich lächelte erneut und rieb mein Gesicht an Heeros Schulter. Heero schien wirklich absolut fasziniert von meinen Haaren zu sein, er konnte stundenlang damit spielen – nicht das ich mich beschweren wollte!

Doch irgendwann begannen die anderen sich zu rühren, und so kletterten auch Heero und ich aus unserem warmen, gemütlichen Bett. Nach einer raschen Dusche (wieder nur Schall, kein Wasser) wollte ich mich gerade auf den Weg in die Küche machen, als mir siedendheiß etwas einfiel.

„Shini!" rief ich und blieb entsetzt mitten im Türrahmen stehen.

„Was ist mit Shini?" fragte Heero, der mir gerade durch die Tür hatte folgen wollen und nun ebenfalls sehr abrupt angehalten worden war.

„Ich hab Shini gestern Abend völlig vergessen!" rief ich, lief zur Treppe und rannte, immer zwei Stufen nehmend hinauf. „Der arme war die ganze Nacht ganz allein da oben."

„Duo! Warte!" rief Heero und rannte mir hinterher. Doch ich hatte schon einen zu großen Vorsprung, so dass er mich erst an der Tür des Dachbodens einholte.

„Shini?" rief ich und sah mich suchend in dem großen Raum um. Doch Shini reagierte nicht auf meine Rufe. Ich wollte schon anfangen panisch den Raum zu durchsuchen als Heero die Arme um mich schlang und mich festhielt.

„Heero! Lass mich los, ich muss Shini finden!" Ich zappelte ein wenig herum um mich aus Heeros Armen zu winden.

„Beruhig dich, Duo," sagte Heero und festigte seinen Griff um mich noch mehr.

„Beruhigen?" rief ich und drehte meinen Kopf um Heero anzusehen. „Ich kann mich nicht beruhigen! Ich hab Shini hier vergessen, und jetzt ist er verschwunden! Was wenn ich ihn nicht wieder finde?"

Heeros Mund verzog sich zu einem amüsierten Lächeln. „Wir werden ihn finden. Alles was wir tun müssen ist Wing zu fragen. Sie wird wissen wo Shini ist."

„Oh," machte ich und hörte auf zu zappeln. Daran hatte ich gar nicht gedacht und ich kam mir jetzt doch ein wenig dumm vor. Doch Heero grinste mich nur kurz an, holte dann seinen Kommunikator aus seiner Tasche und kontaktierte unser Schiff.

„Wing? Weißt du wo Shini ist?"

„Shini ist hier bei mir," antwortete Wings Stimme und mir entschlüpfte ein erleichterter Seufzer.

„Das ist gut," sagte Heero und lächelte mich an. „Duo hat sich Sorgen gemacht um Shini."

„Er hat sich Sorgen gemacht?" fragte Wing, und wenn ich es nicht besser wüsste hätte ich gesagt dass ihre Stimme verblüfft klang. Doch in diesem Moment war ich viel zu erleichtert und froh um mir darüber allzu große Gedanken zu machen.

„Siehst du?" sagte Heero nachdem er seinen Kommunikator wieder weggesteckt hat. „Kein Grund sich Sorgen zu machen. Shini geht es gut. Er ist immerhin ein Jäger, es gibt so gut wie gar nichts das einem Jäger schaden kann."

Ich lächelte leicht schief zurück. „Ich weiß. Aber irgendwie kann ich in Shini nicht wirklich diese gefährliche Killermaschine sehen. Er kommt mir manchmal vor wie ein kleines Kind, und deshalb hab ich auch das Gefühl dass ich ihn beschützen müsste."

Heero schüttelte leicht den Kopf, immer noch mit diesem winzigen, amüsierten Lächeln im Gesicht und wandte sich mit mir zusammen ab, um nach unten zu gehen. Dabei fiel mein Blick auf den zweiten Stapel, den ich gestern angelegt hatte. Den mit den Schriftstücken.

„Heero," sagte ich, „Ich hab gestern noch viel mehr gefunden." Heero blieb stehen und ich deutete auf den Stapel. „Vielleicht ist da ja irgendwas nützliches dabei. Du und Trowa solltet es euch mal ansehen."

Heero warf einen neugierigen Blick darauf und ich konnte sehen, wie Interesse in seinen Augen aufleuchtete. Doch inzwischen hatte ich wirklich Hunger, und so beschlossen wir nach dem Frühstück wiederzukommen und den Stapel durchzusehen.

Und so beeilten wir uns nach dem Frühstück wieder hinauf in den Dachboden zu kommen. Zuerst half ich Heero sämtliche Schriftstücke in die Bibliothek hinunterzuschaffen, dann half er mir, meine Fundstücke in den Garten hinauszutragen. Zugegeben, das dauerte ein klein wenig länger als der Transport der Schriftstücke, aber irgendwann war dann endlich alles draußen. Ich konnte es kaum noch erwarten an den Geräten rumbasteln zu können, aber ich hatte keine Lust es auf dem Dachboden zu machen.

Nachdem ich mir ein paar Geräte von Pargan besorgt hatte machte ich mich endlich an die Arbeit. Es war wirklich faszinierend – ich kam mir vor wie ein kleines Kind zu Weihnachten. Ich weiß gar nicht wie lange ich dort saß und fröhlich summend ein Teil nach dem anderen auseinander nahm.

Wie Heero mir schon prophezeit hatte, waren die meisten der Geräte nicht mehr zu retten. Manche waren sogar schon so korrodiert und verrostet dass mir nur Staub entgegenkam als ich sie öffnete. Aber das machte mir gar nichts, denn ab und zu fand ich ein Stück dessen Innenleben noch intakt war, und ganz selten schaffte ich es sogar, das eine oder andere Teil wieder zum laufen zu bringen. Jedes Mal wenn eines der Geräte plötzlich anfing zu leuchten oder wieder Geräusche von sich zu geben dann hätte ich am liebsten einen kleinen Siegestanz aufführen können. Die Tatsache dass ich nicht die geringste Ahnung hatte, ob diese Geräte denn auch das tun sollten was sie taten (oder wofür sie überhaupt gut waren) störte mich nicht im geringsten.

Irgendwann gesellte sich dann auch Shini wieder zu mir und summte um meinen Kopf herum. Ich hob den Kopf, lächelte und winkte kurz zu ihm hinauf und vertiefte mich dann wieder in meine Arbeit.

Das nächste Stück das ich in die Hand nahm sah aus wie ein kleiner Bildschirm. Oder wie eines dieser Lesepads die Heero und Trowa auf Wing benutzt hatten, um Quatre und mir die Schriftzeichen der OZ beizubringen. Nur sah es sehr viel älter und primitiver aus.

Ich drehte es neugierig in der Hand. Hm, das hier war endlich mal ein Gerät von dem ich ungefähr wusste wie es zu funktionieren sollte. Es würde eine Herausforderung sein, es auch tatsächlich wieder zum laufen zu bringen. Vorsichtig setzte ich eines der Werkzeuge an und öffnete die Hinterseite des Lesepads. Und ich hatte Glück – das Innenleben war noch komplett vorhanden.

Hm, nur wie sollte ich weitermachen? Wie sollte ich rausfinden ob noch alles in Ordnung war und wenn nicht, wo der Fehler lag? Und dann hatte ich eine Idee. Wie elektrisiert sprang ich auf und lief ins Haus, Shini mir immer dicht auf den Fersen. Pargans entsetzten Gesichtsausdruck als er Shini erblickte und Quatres hastige Erklärungen bekam ich nur am Rande mit – ich wollte mich jetzt nicht aufhalten lassen.

In der Bibliothek angekommen schnappte ich mir einfach eines der Lesepads die dort rumlagen, lächelte Heero, der mir einen fragenden Blick zuwarf kurz zu und war dann auch schon wieder auf dem Weg nach draußen.

Wieder bei meinem kleinen Projekt angekommen ließ ich mich unzeremoniell auf den Boden plumpsen und legte das neue Lesepad neben mein altes, schon geöffnetes. Dann entfernte ich auch davon die Rückenabdeckung. Natürlich war mir klar dass sich die Technik mit der Zeit verändert haben musste, aber so hatte ich wenigstens einen kleinen Vergleich.

Ich machte mich konzentriert an die Arbeit, verglich Schaltkreise, testete dies und das und kam zu dem Schluss, dass das alte Lesegerät eigentlich funktionieren müsste – alles was zu fehlen schien war eine Energiezelle. Ohne groß darüber nachzudenken entfernte ich einfach die Energiezelle aus dem neuen Lesegerät, baute sie in mein altes ein und hoffte einfach einmal, dass die beiden kompatibel wären. Dann hielt ich gespannt die Luft an und drückte auf den Aktivierungsknopf.

Doch nichts geschah. Das Pad flog weder in die Luft – worüber ich doch ganz erleichtert war – noch schaltete es sich an. Enttäuscht ließ ich die Luft wieder entweichen und beugte mich stirnrunzelnd über das Gerät. Es war doch alles in Ordnung, also wieso funktionierte es nicht? Erneut überprüfte ich alles, doch es änderte sich nichts am Ergebnis. Das Gerät ließ sich nicht einschalten. Ich wollte schon frustriert aufgeben, als mir etwas ins Auge fiel.

Irgendetwas im Inneren des Lesegeräts hatte gerade geblitzt. Ich hob es etwas höher, näher an meine Augen und drehte es leicht hin und her. Da, schon wieder! Wenn man das Gerät in einem bestimmten Winkel hielt, dann reflektierte irgendwas dort drinnen das Sonnenlicht.

Ich wusste zwar nicht was das sein konnte und ob es nicht so sein musste, aber ich beschloss dem Blinken auf den Grund zu gehen. Nachdem ich vorsichtig alles zur Seite geschoben und entfernt hatte, was meine Sicht blockierte, konnte ich endlich erkennen, worum es sich handelte.

Dort, zwischen zwei Kontaktstellen, klemmte ein kleiner Stein. Ich blinzelte verblüfft. Wie war der denn da hineingekommen? Vorsichtig setzte ich eines der Geräte an und entfernte den Stein. Er war etwa so groß wie mein kleiner Fingernagel und bei genauerem Hinsehen entpuppte sich der Stein als eine Art Kristall oder Edelstein oder irgendetwas. Jedenfalls war er oval – ob geschliffen oder von Natur aus wusste ich nicht – leicht milchig und er schimmerte.

Verblüfft drehte ich den kleinen Kristall leicht hin und her. Vielleicht war er ja unglaublich wertvoll und war deshalb auf diese Art und Weise in diesem alten Gerät versteckt worden? Denn er konnte auf keinen Fall von allein dort hineingekommen sein, nicht so wie er zwischen den beiden Kontaktstellen geklemmt hatte. Ich zuckte kurz mit den Schultern und steckte den Stein dann in die Hosentasche. Ich würde Heero später deswegen fragen.

Jetzt jedoch hatte ich etwas anderes zu tun. Nachdem ich wieder alles eingebaut und angeschlossen hatte versuchte ich erneut mein Glück und aktivierte das Lesepad. Und zu meiner großen Freude funktionierte es diesmal! Der Bildschirm flackerte erst ein wenig, stabilisierte sich dann und leuchtete auf.

Offenbar hatte ich nicht so ganz unrecht gehabt mit meiner Vermutung das es sich um ein altes Lesepad handeln müsste. Ich konnte sehen wie die komplizierte Schrift der OZ über den Bildschirm rollte – doch leider konnte ich ja nichts damit anfangen.

Aber das machte nichts, ich würde es später einfach Heero oder Trowa zeigen, und die würden dann feststellen können ob es sich um etwas nützliches handelte oder nicht. Jetzt aber wollte ich erst noch alle Funktionen testen, um zu sehen ob auch alles funktionierte. Ich ließ den Text weiter vorlaufen, spielte ein wenig mit den Einstellungen, und dann – ich hatte keine Ahnung wieso – erschien plötzlich ein Bild auf dem Schirm.

Es handelte sich um ein Gruppenbild. Neun OZ waren darauf zu sehen, die in einem Halbkreis vor irgendeinem altertümlichen Raumschiff standen. Zumindest nahm ich an dass es alt war, denn im Gegensatz zu den jetzigen Raumschiffen der OZ wirkte es geradezu klobig und plump.

Irgendwie vermittelte das ganze Bild den Eindruck, dass es schon sehr alt war. Die OZ hatten alle dieses steife Lächeln wie man es von alten Fotos auf der Erde kennt – das Lächeln dass man aufsetzt wenn man lange für ein Foto stillstehen muss. Und auch die Kleidungsstücke der OZ wirkten altertümlich – auch wenn ich nicht sagen konnte wieso.

Aber ich beschloss, nicht länger darüber nachzugrübeln – ich würde einfach den anderen das Pad zeigen, und vielleicht konnten Heero oder Trowa ja sagen, wie alt das Foto genau war. Und wer wusste es schon, vielleicht hatte ich ja tatsächlich etwas wichtiges gefunden!