Titel: Enjoy the Silence
Autor: Zanna
Disclaimer: siehe Kapitel 1
Betadank: Laren (auch wenn sie langsam alt wird und es ständig vergisst 'gg')

Kommentar: Hah, diesmal hab ich es viel schneller geschafft das Kapitel fertig zu schreiben! Ich bin ja so stolz auf mich! Eigentlich hatte ich ja gedacht daß dies hier schon das letzte Kapitel sein würde, aber wie immer ist es länger geworden als ich dachte, deshalb gibts noch mindestens ein weiteres Kapitel plus einem Epilog. Und im neuen Jahr kann ich dann endlich mit der neuen Geschichte anfangen, die mir schon seit Wochen auf den Nägeln brennt: Maxwells Fluch

Ich möchte mich auch nochmal bei allen bedanken die mir immer einen Kommi dalassen. Ich freu mich immer tierisch über jeden einzelnen, auch wenn ich sie meistens nicht einzeln beantworte. Zu wenig Zeit. 'seufz'


Kapitel 35
Heero POV

Vorsichtig schlichen Duo und ich durch die Jägerfabrik. Obwohl ich mehr und mehr das Gefühl hatte, dass diese Vorsicht gar nicht nötig war. Bis jetzt hatte sich noch keine einzige potentiell gefährliche Situation ergeben. Und das obwohl wir schon seit einer geraumen Weile die Fabrik erkundeten.

Doch das lag nicht etwa daran, dass Duo und ich so vorsichtig oder so gut im verstecken waren. Nein, wir waren deshalb noch nicht entdeckt worden, weil es außer uns – und J, der sich auch noch hier irgendwo rumtreiben musste – scheinbar niemanden gab. Ganz recht, diese riesige Anlage mitten im Weltall war vollkommen verlassen.

Und das gab mir zu denken. Wenn das wirklich eine Fabrik war in der Jäger produziert wurden, warum war hier dann so wenig los? Außer der Lebenserhaltung schien nichts hier zu laufen. Aber das machte keinen Sinn, in einer Fabrik hätte es Maschinen geben müssen, und Leute die diese Maschinen warteten. Und obwohl ich nicht wirklich wusste wie genau die Jäger hergestellt wurden, so hatte ich doch den Eindruck dass es ein höchst komplizierter Vorgang war. Nicht wirklich etwas das man nur Maschinen überließ.

Wo also waren all die Menschen die hier eigentlich arbeiten müssten? Und selbst wenn J den Menschen nicht genug vertraute und sie nicht in seinen Fabriken haben wollte, wo waren dann die OZ die hier arbeiteten? Gut, es wurden nicht mehr so viele Jäger hergestellt wie früher, schließlich waren sie so gut wie unzerstörbar, nur ein anderer Jäger konnte sie außer Gefecht setzen und Kriege zwischen den OZ hatte es schon seit Jahrhunderten keine mehr gegeben.

Aber trotzdem, es wurden immer wieder neue Jäger benötigt wenn eine Jägereinheit zur Schiffseinheit aufstieg. Warum also herrschte hier absolute Totenstille?

„Kommt dir das auch seltsam vor?" fragte Duo plötzlich mit leiser Stimme.

„Ja," ich nickte.

„Gut," antwortete Duo und warf mir einen kurzen Blick zu. „Ich dachte schon dass es nur mir so geht. Das hier kommt mir gar nicht wie eine Fabrik vor."

Ich zuckte nur mit den Schultern. Immerhin, was konnte ich dazu schon sagen? Duo hatte nur ausgesprochen was ich die ganze Zeit schon gedacht hatte.

„Meinst du dass Wing sich vielleicht geirrt hat?" Duo sah mich fragend an.

„Geirrt?"

„Ja. Ich meine, vielleicht ist das ja gar keine Fabrik."

Ich überlegte kurz. Das wäre natürlich eine Möglichkeit. Aber ich glaubte es nicht wirklich. Und das sagte ich Duo auch. „Wing kennt J's sämtliche Besitzungen. Er hat sie in mehr oder weniger regelmäßigen Abständen kontrolliert – und ist immer mit Wing dorthin geflogen. Sie irrt sich bestimmt nicht."

Duo nickte und biss sich auf die Unterlippe. „Ist es möglich dass sie... dass sie uns vielleicht nicht die Wahrheit gesagt hat?"

Wieder überlegte ich. Auch das war eine Möglichkeit. „Ich denke nicht," erwiderte ich. „Warum sollte sie das tun? Sie hätte mehr als genug Gelegenheiten gehabt uns an J zu verraten, wenn dass ihr Ziel wäre. Warum hätte sie bis jetzt warten sollen, wenn sie bis vor kurzem noch gar nicht wusste dass wir hierher kommen? Ich denke nicht dass sie gelogen hat."

Duo lächelte mich an. „OK? Ich denke es eigentlich auch nicht. Aber ein winziger Rest Zweifel war doch noch da."

Ich nickte ihm zu. Mir war es ganz genau so gegangen.

„Trotzdem ist das hier keine normale Fabrik," fuhr Duo fort und lugte um eine Ecke um zu überprüfen ob unser Weg frei war.

Ich nickte wieder und folgte ihm lautlos. J hatte irgendetwas vor. Da war ich mir sicher. Sein Ausflug zu M bei dem er dessen Anwesen angezündet hatte, hatte mit seinem Flug hierher direkt zu tun. Wenn ich nur wüsste was und wieso?

„Was?" fragte Duo und blickte über seine Schulter zu mir zurück.

„Hm?" schrak ich hoch.

„Du hast gerade gesagt, dass J irgendetwas vor hat," antwortete Duo mir.

Anscheinend hatte ich meinen Gedanken laut ausgesprochen. „Ich hab nur laut nachgedacht," beantwortete ich Duos vorherige Frage. „Vielleicht ist es hier ja so leer weil J alle weggeschickt hat. Um... irgendetwas zu tun, wobei er keine Zeugen haben will."

„Gute Idee," Duo grinste schief. „Wenn wir nur wüssten was er vorhat."

Die nächsten paar Minuten schlichen wir schweigend weiter. Wir kamen von einer leeren Halle in die nächste. Keine davon machte den Eindruck als wäre noch vor kurzem irgendeine Aktivität im Gange gewesen. So ganz konnte meine Theorie also nicht stimmen.

Ich weiß nicht wie lange Duo und ich schon durch die Fabrik geschlichen waren, auf der Suche nach J, Beweisen für das große Geheimnis oder wenigstens irgendein Anzeichen dass etwas nicht stimmte, als endlich etwas geschah. Und das kam dann so unverhofft dass sowohl Duo als auch ich nur wie eingefroren stehen blieben und unser Gegenüber anstarrten.

Vielleicht hatte es daran gelegen dass so lange nichts passiert war und wir beide unvorsichtig geworden waren. Vielleicht waren wir auch zu sehr von unseren Gedanken abgelenkt. Aber plötzlich, wie aus dem Nichts stand uns auf einmal ein OZ gegenüber.

Zu unserem Glück schien der Mann ebenso erstaunt über unsere Anwesenheit zu sein wie wir über sein Erscheinen. Eine ganze Weile standen wir drei einfach nur da und starrten uns stumm an.

Als nach gut einer Minute immer noch nichts geschehen war, wurde ich langsam unruhig. Warum schlug der OZ keinen Alarm? Warum fragte er uns nicht was wir hier zu suchen hatten? Warum rief er nicht nach J? Nicht dass ich das unbedingt gewollt hätte, aber das wäre die logische Reaktion gewesen, oder? Stattdessen stand er einfach nur so da als schien er nicht zu wissen was er jetzt tun sollte.

„Heero!" zischte Duo plötzlich. „Das ist einer der fünf OZ mit denen J diese seltsame Besprechung hatte!"

Ich richtete meinen Blick erneut auf den OZ und betrachtete ihn genauer. Meine Augen wurden riesig vor Erstaunen. Duo hatte Recht! Dieser OZ war bei J's Besprechung, die Duo und ich belauscht hatten dabei gewesen! Er war der einzige von den fünf gewesen, den ich nicht gekannt hatte, der der einfach gegangen war ohne sich von J und den anderen zu verabschieden!

Unwillkürlich trat ich einen Schritt zurück. Dieser Mann musste irgendein hohes Tier in der Gesellschaft der OZ sein. Und ein enger Vertrauter von J! Das zeigte die Tatsache dass er zu dieser geheimen Besprechung eingeladen war, genauso wie seine Anwesenheit hier. J würde die Koordinaten seiner Jägerfabriken sicherlich nicht irgendwem geben.

Verdamm, von diesem Mann erwischt zu werden war fast genauso schlimm wie von J selbst gefangen zu werden! Gleich würde er den Mund öffnen und nun doch nach J rufen! Immerhin, er würde J seinen weggelaufenen Sklaven praktisch auf dem Silbertablett servieren können. Und mir war klar dass der OZ wusste wer ich war. Ich konnte das Erkennen in seinen Augen sehen. Ich bin sicher dass J mein Bild überall herumgereicht hatte, damit mich jeder OZ jederzeit erkennen könnte. Außerdem hatte Duo auch noch meinen Namen genannt.

Doch erneut geschah nichts und ich dachte schon dass wir den Rest des Tages so verbringen würden – herumstehen und uns stumm anstarren. Doch diesmal wurden wir unterbrochen.

„G!" hörte ich auf einmal J's Stimme aus der Richtung hinter dem anderen OZ kommen. „Ich weiß dass du hier bist! Ich hab dein Schiff gesehen! Zeig dich!"

Wir alle drei zuckten leicht zusammen als wir J's Stimme hörten. Ich konnte sehen wie Duo jeden Muskel anspannte, um sofort loslaufen zu können sollte J hier reinkommen. Auch ich machte mich auf eine hastige Flucht bereit – auch wenn es nicht viel nützen würde. Die Halle in der wir waren war riesig. Selbst wenn wir sofort losliefen würde J uns wahrscheinlich noch sehen können bevor wir außer Sicht waren. Und dann wäre unser Überraschungsmoment dahin.

„Ich bin hier!" rief der OZ auf einmal und drehte sich halb in die Richtung aus der J's Stimme gekommen war.

„Du bist im Hangar?" hörte ich J rufen. „Was machst du denn dort? Aber soll mir recht sein, wir können uns auch dort unterhalten."

Unwillkürlich machten sowohl Duo als auch ich einige Schritte zurück. Wollte der fremde OZ – G, wie J ihn genannt hatte – uns jetzt doch ausliefern? Doch der Mann warf uns nur einen weiteren, fast verwunderten Blick zu, dann drehte er sich ganz um und ging auf den Ausgang an seiner Seite der Halle zu.

„Nein, lass nur!" rief er bevor er aus unserem Blickfeld verschwand. „Ich komme zu dir!"

Dann war er weg und Duo und ich standen immer noch sprachlos am selben Fleck. Dann sahen wir uns gegenseitig an.

„Was war das jetzt eben?" wisperte Duo.

„Ich habe keine Ahnung," antwortete ich ebenso leise.

„Warum hat er uns nicht an J verraten?" Duo schüttelte den Kopf.

Ich zuckte mit den Achseln. Ehrlich gesagt war mir der Grund im Moment völlig egal. Hauptsache wir waren nicht aufgeflogen.

„Los, komm, hinterher," flüsterte Duo und lief lautlos hinter dem OZ her.

„Was?" zischte ich, folgte ihm aber. „Wir sind grade noch mal davongekommen, willst du es etwa riskieren doch noch erwischt zu werden?"

„Nein." Duo schüttelte den Kopf. „Aber das ist vielleicht unsere einzige Chance irgendetwas rauszufinden."

Die Begegnung eben war zwar für meinen Geschmack immer noch viel zu knapp gewesen, doch ich konnte Duo auch nicht widersprechen. Also folgten wir so leise wir konnten den Stimmen die wir inzwischen weiter vorn hören konnten.

Nach einigen Sekunden endete der Gang in einer weiteren Halle, nicht ganz so riesig wie die vorherige aber immer noch groß genug. Glücklicherweise war diese Halle nicht ganz so leer wie die andere, und so konnten Duo und ich uns näher an die beiden OZ ranschleichen die ungefähr in der Mitte standen und sich unterhielten. Versteckt hinter einem Art Pfosten lauschten wir.

„Du nimmst die ganze Situation offenbar nicht ernst genug," zischte J seinen Besucher gerade an.

Der andere OZ zuckte nur mit den Schultern. „Ich weiß nicht warum du dich so sehr darüber aufregst. Dir ist ein Assistent davon gelaufen. Na und? Besorg dir einen neuen und komm drüber weg."

„Aber verstehst du denn nicht was das bedeutet?" J fing an aufgeregt auf und ab zu laufen. „Er konnte nur fliehen indem er mein Schiff flog! Mein Schiff! Weißt du was das bedeutet? Er MUSS es wissen!"

Wieder zuckte der andere nur mit den Achseln. „Ich sehe immer noch kein Problem. Dann hat er also dein Schiff geklaut und ist damit auf und davon. Und selbst wenn er es weiß, was kann er allein schon ausrichten? An seiner Stelle würde ich mir einen netten unbekannten kleinen Planeten suchen und nie wieder zurückkommen. Was er höchstwahrscheinlich auch getan hat, wenn er klug ist!"

Ich blinzelte überrascht. Offenbar sprachen J und G über mich! Und so wie G den letzten Satz betont hatte musste er wissen dass Duo und ich hier lauschten! Ich kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. Wer war dieser Mann und warum verriet er uns nicht?

„Er ist aber nicht der einzige der es weiß!" rief J wütend und funkelte G an. „Ich hätte eigentlich gleich daran denken müssen, immerhin haben sich die beiden seit Jahren die Schlafquartiere geteilt. Ich hätte mir sofort nach Heeros Flucht Trowa schnappen und gründlich befragen sollen! Verdammt!"

„Was hindert dich daran es jetzt noch zu tun?" fragte G und sah ihn neugierig an.

J hielt in seinem Umherwandern inne und murmelte etwas unverständliches in seinen nicht vorhandenen Bart.

„Wie war das?" fragte G und lehnte sich leicht vor. Obwohl er so tat als hätte er J nicht verstanden war mir klar dass er den anderen OZ offenbar nur reizen wollte.

„Er ist nicht mehr da!" rief J.

Wenn OZ Augenbrauen gehabt hätten, so hätte G diese jetzt sicherlich hochgezogen. „Dir scheinen in letzter Zeit eine Menge Assistenten abhanden zu kommen," sagte er amüsiert. „An deiner Stelle würde mir das zu denken geben. Vielleicht wäre eine Verhaltensänderung angebracht."

„Du hältst das offenbar alles für einen einzigen großen Witz, was?" fauchte J.

Erneut zuckte der andere OZ nur mit den Schultern. Neben mir konnte ich sehen wie Duo auf seine Hand biss um sein Glucksen zu unterdrücken, und auch mir ging es nicht anders. So wie G es darstellte entbehrte die gesamte Situation durchaus nicht einer gewissen Komik.

„Mal sehen ob du immer noch lachst wenn es alle erfahren!" J streckte einen Finger aus und piekste G in die Brust. „Dich wird es genauso hart treffen wie uns andere! Stell dir vor was es für einen Aufruhr geben würde! Der Aufstand vor ein paar Hundert Jahren wegen unseren Sklaven wäre ein Witz dagegen! Noch immer gibt es einige die der Meinung sind dass es Unrecht ist die Menschen so zu benutzen. Stell dir nur einmal vor was sie sagen werden wenn sie herausfinden das..." J brach ab, fuchtelte wild in der Gegend rum und rang nach Luft.

Ich biss mir vor Enttäuschung auf die Unterlippe. Verdammt, warum hatte J nur nicht weitergeredet? Was war es nur von dem er annahm dass ich es wüsste?

„Ich hätte nicht gedacht dass du über die Aufstände überhaupt bescheid weißt," sagte G mit ruhiger Stimme.

J schnaubte. „Mach dich nicht lächerlich. Du bist nicht der einzige den M ständig damit genervt hat dass unsere Geschichte nicht korrekt wiedergegeben wird. Es hat mich jedes Mal Unmengen an Überredungskunst, Bedrohung und Bestechung gekostet ihn davon abzuhalten damit an die Öffentlichkeit zu gehen. Und am Ende war das dann nicht mal mehr genug."

G schüttelte den Kopf. „Ich hätte es wissen müssen."

J sah ihn fragend an.

G erwiderte den Blick ruhig. „M ist tot, nicht wahr? Ich hatte mich schon gewundert, warum ich schon so lange nichts mehr von ihm gehört habe."

„Tot? Was meinst du?" fragte J scheinbar ruhig, doch sein Schwanz zuckte unruhig von einer Seite zur anderen.

„Oh tu nicht so. Du hast es eben doch praktisch zugegeben, dass du ihn aus dem Weg geschafft hast!"

„Na und?" J verschränkte die Arme vor der Brust. „M war ein Problem, und ich war der einzige der mutig genug war sich darum zu kümmern!"

G schüttelt erneut den Kopf und blickte J nur an. J verengte seine Augen zu zwei Schlitzen. „Was ist?" fauchte er G an.

„Ich frage mich nur gerade, ob du erst in den letzten Jahren so kaltblütig geworden bist oder es schon immer warst und ich es früher nur nie gesehen habe," erwiderte G.

„Ich habe mich nicht verändert," antwortete J ruppig. „Aber du. Du bist weich geworden. Und das stellt uns vor ein Problem."

G trat einen Schritt zurück. „Was meinst du damit?"

„Und Probleme müssen gelöst werden," antwortete J mit einem fast verrückten Glitzern in seinen Augen und ging auf G zu.

„J, was hast du vor?" fragte G nervös und wich immer weiter zurück.

„Mach dir keine Sorgen," antwortete J, „Ich werde auch dieses Problem zufrieden stellend lösen."

Ich überlegte gerade was ich jetzt tun sollte – sollte ich mich einmischen und G helfen, ihm vielleicht das Leben retten, oder sollte ich es einfach zulassen dass J den anderen OZ tötete. Einerseits hatte G mir nie geschadet, im Gegenteil, er hatte mir vorhin sogar geholfen indem er J nichts von Duo und mir gesagt hatte. Andererseits, wenn ich jetzt eingriff dann wüsste J dass wir hier waren. Und er würde dann Duo und mich ebenfalls töten wollen.

Doch die Entscheidung wurde mir abgenommen, denn offenbar waren Duo ähnliche Gedanken durch den Kopf gegangen. Als J seine Drohung ausgesprochen hatte war Duo aus seiner kauernden Sitzstellung aufgesprungen. Ich wusste nicht ob er tatsächlich aus unserem Versteck hervorspringen wollte oder nicht, aber er hatte dabei offenbar irgendein Geräusch gemacht.

J hielt auf einmal in G's Verfolgung inne und hob den Kopf. „Was war das?" fragte er lauschend.

„Was war was?" fragte G, sich dumm stellend obwohl er das Geräusch ebenfalls gehört haben musste und brachte noch ein wenig mehr Abstand zwischen sich und J.

„Da war ein Geräusch," sagte J und drehte seinen Kopf zu G. „Bist du etwa nicht allein gekommen wie ich dir gesagt habe?"

„Offenbar wäre es tatsächlich besser gewesen wenn ich nicht allein gekommen wäre," antwortete G, „Aber ich habe deine Anweisungen dummerweise alle befolgt. Wir sind hier völlig allein."

Das entschied es. Dieser OZ, der genau wusste dass J vorhatte ihn zu töten, versuchte immer noch Duo und mich zu schützen, obwohl er unsere Anwesenheit hier ohne Probleme als Ablenkungsmanöver hätte nutzen können um zu entkommen.

Entschlossen stand ich auf, warf Duo einen fragenden Blick zu, und auf sein bestätigendes Nicken hin traten wir beide gemeinsam hinter der Säule hervor.

J's Kopf fuhr ruckartig zu uns herum und wenn die Situation nicht so ernst gewesen wäre hätte ich bei seinem Gesichtsausdruck sicherlich gelacht. Seine Augen fielen ihm fast aus dem Kopf als er mich sah und sein Maul öffnete und schloss sich mehrmals ohne dass ein Ton herauskam.

Doch leider hielt dieser Zustand nicht lange an. „Du!" rief er und zeigte auf mich.

„Hallo J," begrüßte ich meinen früheren Herrn ruhig.

„Was..." J drehte den Kopf und blickte wieder zu G. „Sagtest du nicht dass du allein gekommen wärst?"

G hob seine Arme in einer beschwichtigenden Geste. „Hey, sieh mich nicht so an. Ich bin hier nicht derjenige der wo er geht und steht Assistenten verliert!"

J's Augen verengten sich wieder und ich konnte sehen dass er sich erneut auf G stürzen wollte.

„Er hat nichts damit zu tun, J," rief ich um J's Aufmerksamkeit wieder auf mich zu ziehen.

„Wie bist du dann hierher gekommen?" fragte J mich, winkte jedoch gleich ab. „Unwichtig. Umso besser, so kann ich sogar gleich zwei Probleme auf einmal lösen!"

„Moooooment!" rief Duo, der bis jetzt nur schweigend neben mir gestanden war. „Bevor hier irgendwer irgendwelche Probleme löst, können wir das nicht vielleicht zivilisiert lösen? So ohne Mord und Totschlag vielleicht?"

J blinzelte und blickte Duo stirnrunzelnd an. „Wer bist du denn?" fragte er, so als hätte er Duo soeben erst entdeckt.

„Ist das nicht dein zweiter Assistent?" warf G ein.

J schüttelte den Kopf. „Nein."

„Interessant," murmelte G und sah uns nachdenklich an.

„Es ist auch völlig egal wer das ist," sagte J. „Es gibt keine andere Lösung," beantwortete er Duos Frage. „Ihr wisst darüber bescheid, also müsst ihr beide sterben."

„Worüber wissen wir bescheid?" fragte ich – sowohl aus Neugierde als auch um uns Zeit zu erkaufen. Denn obwohl es eigentlich drei gegen einen stand, so war J nicht zu unterschätzen. Wenn er geplant hatte G zu töten, so würde er es sicherlich nicht mit bloßen Händen tun wollen. Was bedeutete er hatte hier irgendwo Jäger versteckt, die auf seinen Befehl hin angreifen würden. Und es müssten entweder sehr viele oder sehr starke Jäger sein, da er ja eventuell irgendwelche Jäger von G ausschalten müsste um diesen zu töten.

„Stell dich nicht dumm, Heero," antwortete J. „Ich weiß dass du es nicht bist. Du bist mit meinem Schiff geflohen und es gibt nur eine Möglichkeit wie das funktioniert haben kann."

„Ich weiß wirklich nicht wovon du sprichst, J!" sagte ich schon beinahe verzweifelt, während Duo gleichzeitig, „Hör zu du Blindschleiche, wenn wir wüssten wovon du redest würden wir wohl kaum hier rumstehen und deswegen rumdiskutieren!" rief.

J sah Duo und mich eine Weile prüfend an, dann sagte er, „Ihr meint, ihr wisst es gar nicht?"

„Nein!" rief Duo und raufte sich fast die Haare.

„Ich bin geflohen indem ich die KI deaktiviert habe – und das kann wohl kaum das große Geheimnis sein, von dem du die ganze Zeit sprichst, J!" beantwortete ich J's Frage.

J sah mich kurz perplex an, dann legte er seinen Kopf in den Nacken und lachte. Als er sich endlich wieder beruhigt hatte schüttelte er den Kopf. „Er hat die KI deaktiviert!" rief er und wischte sich Lachtränen aus den Augen.

„Siehst du, dann ist doch alles in Ordnung!" rief Duo. „Keiner hat hier einen Grund irgendwen umzubringen. Heero und ich, wir gehen jetzt einfach wieder und keinem ist was passiert!"

„Nicht so schnell," sagte J ruhig. „Du glaubst doch wohl nicht dass ich es euch einfach so erlaube hier davon zu spazieren, oder? Das kann ich nicht zulassen."

„Ach ja?" machte Duo, verschränkte die Arme vor der Brust und blickte J herausfordernd an. „Du willst uns aufhalten? Du und welche Armee?"

„Duo!" Ich streckte eine Hand aus, packte Duo am Arm und versuchte seine Aufmerksamkeit zu erringen. Doch Duo war vollkommen auf J konzentriert, er fixierte ihn mit einem stechenden Blick der richtiggehend gefährlich wirkte.

Im Hintergrund konnte ich hören wie G ebenfalls versuchte J's Aufmerksamkeit zu erlangen indem er dessen Namen rief, doch er hatte damit genauso viel Erfolg wie ich.

„Ich und diese Armee," antwortete J mit einem bösen kleinen Lächeln, und im nächsten Moment gab er einen Signalton von sich und auf einmal ertönte aus einer der Ecken hinter J ein wohlbekanntes Summen. Inzwischen hatte ich mich schon an Shinis helles, fast fröhliches Summen gewöhnt, doch dieses Geräusch war ganz anders. Es war laut, aggressiv und fast bösartig. Und dann kamen sie auch schon angeschwirrt.

Ich konnte nur völlig erstarrt mit ansehen wie sich uns fünf oder sechs Jäger näherten. Bei der Menge war es schwer die einzelnen Jäger zu unterscheiden. Aber eines war mir klar – sie waren groß, viel größer als Shini es war. Und sie waren gefährlich. Und sie würden keinerlei Schwierigkeiten haben mit G, Duo und mir fertig zu werden.

Bevor wir auch nur Zeit hatten im Geringsten auf die sich nähernden Jäger zu reagieren übernahm Shini das für uns. Mit einem lauten Summen löste er sich von Duos Handgelenk worum er bis jetzt still gewickelt gewesen war und flog den angreifenden Jägern entgegen.

„Shini! Nicht!" rief Duo, doch Shini hörte gar nicht auf ein. Stattdessen breitete er sich immer mehr aus, bis er fast wie ein großes silbernes Netz wirkte und dadurch eine Barriere zwischen uns und den Jägern bildete. Und im nächsten Moment trafen die Jäger auch schon auf diese Barriere.

Ich schlang meine Arme um Duo um ihn festzuhalten. Duo wollte Shini natürlich sofort hinterherlaufen, aber ich wusste dass es nichts bringen würde. Duo konnte Shini nicht aufhalten, und er würde sich nur selbst in Gefahr bringen. Gleichzeitig schloss ich meine Augen um nicht mit ansehen zu müssen wie Shini von den angreifenden Jägern in Stücke gerissen würde.

„Shini!" rief Duo erneut, während J gleichzeitig „Was zum...?" ausrief.

Schnell öffnete ich meine Augen wieder – und keuchte erstaunt auf. Shini hatte es tatsächlich geschafft den ersten Ansturm der Jäger aufzuhalten! Ich weiß nicht wie er es gemacht hatte, aber irgendwie hatte er es geschafft die Jäger zurückzustoßen. Sie schwirrten jetzt fast zögernd vor Shini in der Luft, so als wären auch sie erstaunt über das was Shini gemacht hatte.

Doch leider hatte Shini den Angriff nicht völlig unbeschadet überstanden. Sein Körper, wenn man es so nennen konnte, der vorher wie ein riesiges feinmaschiges Netz ausgesehen hatte, hatte nun große Löcher darin. So als würde es Shini schwer fallen diese Form aufrechtzuerhalten.

„Heero, lass mich los!" rief Duo und versuchte sich zu befreien. „Ich muss ihm helfen!"

Inzwischen waren die anderen Jäger offenbar zu einer Entscheidung gekommen, denn sie starteten soeben einen weiteren Angriff. Und ich fürchtete, dass Shini diesen nicht überleben würde.

Die Jäger drehten einen kurzen Bogen und flogen dann mit voller Geschwindigkeit auf Shini zu. Und genau wie ich gedacht hatte durchbrachen sie dieses Mal seine Barriere. Die anderen Jäger stürzten sich sofort auf ihn und attackierten ihn nun direkt. Inzwischen war von Shini selbst nichts mehr zu erkennen, alles was ich sehen konnte war ein dichtes Knäuel von Jägern.

„Shini!" schrie Duo wieder, und diesmal schaffte er es sich von mir loszureißen. Sofort stürzte er auf die Jäger und Shini zu.

„Duo!" rief ich und lief ihm hinterher. Doch Duo hörte mich nicht und lief immer weiter auf die Jäger zu.

Und dann begann er zu singen. Ich weiß nicht wieso, aber irgendwie hatte ich in den letzten Minuten völlig vergessen dass Duo singen konnte. Ich hatte völlig vergessen dass die Jäger keine Gefahr für ihn waren, dass er sie ohne weiteres beherrschen konnte. Ich hatte nur die Gefahr gesehen und alles versucht um Duo zu beschützen.

Die Jäger traf Duos Gesang natürlich völlig unvorbereitet. Es dauerte sogar einen kleinen Moment bevor sie es überhaupt registrierten. Aber dann schien plötzlich alles einzufrieren. Mit einem Mal verstummte das wütende Summen und ich konnte zwischen den Jägern keinerlei Bewegung mehr ausmachen. Es war als würden sie völlig erstarrt Duos Stimme lauschen.

Duo war inzwischen bei den Jägern angekommen und begann sich zu Shini vorzukämpfen. So unglaublich es auch klingt, aber er griff einfach in die erstarrten Jäger hinein, zog und zerrte an ihnen, schubste sie zur Seite, zwängte sich vorbei, und all das ohne mit dem Singen aufzuhören. Es war ein unglaublicher Anblick.

Als er den Mittelpunkt des Haufens erreichte, bückte er sich und hob etwas auf. Ich nahm an dass er Shini gefunden hatte, aber ich konnte es nicht genau erkennen, da die Jäger immer noch reglos mitten in der Luft hingen. Duo begann gerade sich wieder nach draußen zu kämpfen als wieder Bewegung in die Jäger kam. Langsam, so als wären sie in Trance stiegen sie an die Decke der Halle empor und blieben dort beinahe unschlüssig hängen.

Doch Duo schenkte den anderen Jägern nicht die geringste Beachtung. Er sang zwar immer noch, aber ich denke inzwischen war es mehr für Shini und weniger um die anderen Jäger abzulenken. Shini hatte sich während des Angriffs offenbar wieder zu einer kompakten kleinen Kugel zusammengeballt.

„Heero," sagte Duo als ich ihn erreicht hatte und blickte mich quälend an. „Er rührt sich nicht. Was wenn ich zu spät gekommen bin?" Dann blickte er wieder hinab auf Shini in seinen Händen und begann leise zu summen.

Ich legte einen Arm tröstend um Duos Schulter. Ich hatte keine Ahnung wie schwer verletzt Shini war, und ob er überhaupt noch lebte, aber ich war mir sicher, wenn es etwas gab das half dann war es Duos Gesang.

Irgendwann fielen mir J und G wieder ein – die beiden waren ja auch mit uns in der Halle gewesen und hatten seit dem Jägerangriff keinen Ton mehr von sich gegeben. Als ich den Kopf hob sah ich auch warum.

Sowohl J als auch G starrten uns mit offenen Mündern an. Ich blinzelte verwirrt. Warum...? Ach ja. Duos Gesang. Obwohl ich es selbst für einen Moment völlig vergessen hatte, so war es für mich inzwischen dennoch etwas völlig natürliches. Ich war nicht mehr völlig verblüfft und erstaunt wenn ich Duo singen oder summen hörte.

Doch weder J noch G hatten jemals einen Menschen singen gehört, und sie reagierten genauso wie ich reagiert hatte. Sie standen erstarrt an Ort und Stelle während ihnen beinahe die Augen aus dem Kopf fielen.

Schließlich schloss G den Mund wieder und schüttelte den Kopf leicht, starrte Duo aber weiterhin ungläubig an. J allerdings schien sich nicht ganz so schnell fangen zu können, denn sein Unterkiefer lag noch immer am Boden.

„Das... das..." stammelte J schließlich, „das... das ist völlig unmöglich..."

„Ist es nicht," erwiderte ich.

„Menschen können nicht singen!" rief J ungläubig.

„Dann ist das offenbar auch nicht das große Geheimnis," meinte Duo, der bei J's Ausruf den Kopf gehoben hatte.

Ich sah ihn fragend an. „Naja, mir war der Gedanke gekommen dass die OZ vielleicht wissen dass Menschen singen können und natürlich nicht wollen dass ihr davon erfahrt. Aber offenbar war es für die beiden doch eher überraschend."

„Unmöglich!" rief J immer wieder und schüttelte abwehrend den Kopf.

„Nein," sagte G mit relativ ruhiger Stimme. „Das ist nicht das große Geheimnis das J so unbedingt bewahren will."

„Was ist es dann?" fragte ich.

G öffnete den Mund um mir zu antworten, doch offenbar war J inzwischen aus seiner Erstarrung erwacht. „Halt die Klappe!" unterbrach er G. „Du wirst es ihnen nicht erzählen, hörst du?"

G starrte J kurz an, dann sagte er, „Gib auf, J. Es spielt doch ohnehin keine Rolle mehr."

„Nein! Ich kann vielleicht die beiden dort drüben nicht töten, aber dich sehr wohl! Wenn du auch nur ein Wort sagst, bist du tot!"

G sah ihn an, schüttelte fast mitleidig den Kopf und öffnete erneut den Mund. Doch wieder kam er nicht dazu das zu sagen was er wollte. Erneut wurde er unterbrochen, diesmal jedoch von einer neuen Stimme die vom Eingang der Halle herkam.

„Wie wäre es wenn ich es stattdessen verrate?" fragte Quatre und betrat von Trowa gefolgt den Raum.