Wie auch überall anders auf dem Boot herrschte dort ein riesen Chaos. Überall versuchte die Mannschaft die Konsolen zu reparieren, gebrochene Leitungen auszutauschen und Kabel zu erneuern. Wie der Aufseher über eine Sklavenkolonie thronte Commander Jonathan Ford über allen und behielt jeden im Auge. Ihm entging auch nicht, wer da hinter Lucas dennoch her dackelte. Dabei war er sich sicher gewesen, diesem bereits eindeutig klar gemacht zu haben, bis wohin er gehen durfte. "Mr. Wainwright, ich denke nicht, dass dies hier der richtige Ort und Zeitpunkt ist."

"Oh doch, denn ich werde niemanden stören. Wenn sie wollen unterhalte ich sie ein wenig oder helfe. Wussten sie, dass mit Musik einiges schneller voran geht?"

"Bitte verschon uns." stöhnte Brody an seiner Konsole und drehte sich mit dem Stuhl wieder zu dieser herum.

"Für dich singe ich einen besonderen Song, Jimmy-Boy." meinte Rufus extra schwul.

Augenrollend verfluchte Jim Brody diesen und hoffte er würde vom Commander schnell der Brücke verwiesen werden.

Lucas hatte nur kurz dem zugesehen und sich dann eine freie Konsole gesucht. Nachdem er feststellen musste, dass diese jedoch nicht einwandfrei funktionierte, suchte er sich einen Schraubenzieher, löste die Verankerung des Stuhles und schob diesen zur Seite um unter der Konsole an die Elektrik zu kommen. Rufus hatte sich im Schneidersitz neben ihn gesetzt. Wolfgang Amadeus war ihm auf den Kopf geklettert und saß neugierig Lucas beobachtend dort.

"Hast du eine Ahnung von dem was du da tust?" Er nahm Wolfgang Amadeus von seinem Kopf, der ruinierte ihm am Ende noch seine Frisur.

"Allerdings, warum hat dich der Commander nicht von der Brücke geworfen?" Er besah sich genau die Schaltkreise und entdeckte auch schnell wo das Problem der Konsole lag.

"Anscheinend hat er gemerkt, dass er sich bei mir nur die Zähne ausbeißt." grinsend sah Rufus hinüber zu Ford, der ihn kritisch musterte. Ein Versprechen hier nicht zu singen, hatte er dem Sänger abringen können, doch sollte er auch nur einmal stören, würde er ihn von der Sicherheit in seinem Quartier einsperren lassen.

"Ich glaube nicht, dass er sich davon abbringen lässt. Der wird wohl nur zuviel zu tun haben, als das er sich auch noch um dich kümmern kann."

"Oder aber er weiß, dass ich in guter Gesellschaft bin." lächelte Rufus stolz.

Lucas schenkte ihm ein Augenrollen und wandte sich wieder seinen Schaltkreisen zu. Der Sänger summte ganz leise vor sich hin. Er konnte einfach nicht anders, es musste sein.

"Mist." sagte Lucas nach einer Weile. "Ich kriege den Draht einfach nicht zu fassen. Wie konnte der nur so weit hinter fallen?" Mühsam versuchte der Teenager mit seinen schlanken Fingern einen blauen Draht zu fassen zu bekommen, der sich gelöst hatte und weit hinter gerutscht war. Um ihn auszutauschen, musste dieser entfernt werden.

"Hey, bleib hier." zischte Rufus, dem Wolfgang Amadeus aus den Händen geflutscht war.

Zwischen Lucas' Finger hockte sich das Tier und guckte in das offene Loch der Konsolenschaltkreise.

"Hol ihn ganz vorsichtig wieder raus." sagte Rufus ehrfürchtig. Er hatte Angst, dass der Commander auf sie aufmerksam werden könnte. Das Computergenie nahm das Tier auf die Hand und hielt es dem Sänger hin. "Festhalten, wenn der da rein hopst, haben wir ein Problem, was ich eigentlich vermeiden wollte."

"Könnte ihm was passieren?"

"Nein, das nicht, es sei denn es ist eine offene Stelle, aber das glaube ich nicht." Lucas dachte kurz nach. "Wobei, wenn er da drinnen umher huscht könnte er durchaus an eine solche Stelle geraten. Ich weiß ja nicht wo hier was kaputt ist. Die ganzen kleinen Zwischenräume und Kammern, die wir hier haben könnten in einem hübschen Abenteuerspielplatz für deinen Freund enden."

Rufus hielt das kleine Tier daraufhin fest und sah zu, wie Lucas endlich seinen Draht zu fassen bekam. Schweigend saß er im Schneidersitz daneben und beobachtete das Objekt seiner Begierde bis... "Lucas? Äh hähä."

"Was denn?" fragte Lucas geschäftig, der einige Verbindungen zusammen lötete.

"Angenommen mir wäre etwas aus der Hand geflutscht und huscht jetzt irgendwo hier auf der Brücke herum, was würdest du tun?"

Unheilschwanger sah ihn das Computergenie auf einmal an. "Das Vieh ist weg?" zischte er leise.

Rufus sah nach rechts und nach links und zuckte anschließend mit den Schultern. "Er ist mir einfach über den Kopf gesprungen, weil ihm langweilig wurde."

Das war doch echt nicht wahr! Lucas warf frustriert seine Werkzeuge auf den Boden und sah über die Konsole um die weitere Umgebung nach etwas kleinem felligen Wesen abzusuchen. Er konnte Wolfgang Amadeus nur nirgends entdecken. Er sank langsam wieder zu Boden. "Glückwunsch, du darfst zu Ford gehen und ihm das erklären, ich versuche hier den Strom abzuschalten. Mit ganz viel Dusel, dürfen wir jetzt alles aufschrauben und nachsehen, ob der kleine irgendwo darunter steckt."

Der Sänger riskierte einen kleinen Blick zu Ford. "Der hat gerade so eine gemeine Falte auf der Stirn, die sagt, bitte nicht stören. Wir fragen lieber jemand anderen."

Böse sah Lucas ihn an. "Geh!"

"Schon gut, schon gut, kein Grund mich mit Hass zu überhäufen." grummelte Rufus und stand auf. Als er gerade noch zwei Schritte vom Commander entfernt war, wurde er durch einen Schrei einer weiblichen Offizierin auf der anderen Seite der Brücke gerettet. Augenblicklich war ausnahmslos jedermans Aufmerksamkeit auf den entsprechenden Punkt gerichtet. Die blonde Frau war ein paar Meter zurück gewichen. Lucas, der wusste um wen es sich nur dabei handeln konnte, eilte herbei.

Ford hatte sich Rufus gepackt. "Was hat das Ding hier auf der Brücke zu suchen?"

Rufus sah sich in Erklärungsnot. "Er hat Angst allein zu sein?" versuchte er es. Commander Ford glaubte ihm jedoch kein Wort.

"Können sie das Ding nicht wie jedes andere in einen Käfig stecken und dort lassen? Müssen sie das hier auf die Brücke bringen?"

Ein erstauntes Raunen ging seit einiger Zeit durch die Mannschaft, die in der Nähe standen und Wolfgang Amadeus beobachteten. Selbst Lucas war in die Hocke gegangen und beobachtete das affenartige Tier, das in die Hände zu klatschen schien und gleichzeitig reparierte sich der Schaden an der Station vor ihm wie von selbst. "Das ist doch nicht möglich." sagte jemand erstaunt hinter Lucas. "Wir versuchen bereits seit Stunden die Verbindungen wieder herzustellen und nun... das ist unglaublich."

"Ja, das ist eben Wolfgang Amadeus, ein wahrer Meister." sagte Rufus, zwar etwas unsicher, aber überzeugend. Er hatte sich von Ford gelöst und war zu seinem Freund gehuscht, der ihm nun auf die Hand sprang und sich an ihn kuschelte, da die Arbeit beendet war. Die entsprechenden Crewmitglieder, die an dieser Station zuvor gearbeitet hatten, checkten die Systeme.

"Es ist alles wieder normal. Hier sind keine Fehlfunktionen mehr... das ist ... mir fehlen die Worte." sagte der Lieutenant, der sich genauer damit beschäftigte.

Kritisch auf das Tier blickend erhob sich Lucas. "Mir fallen hingegen einige ein."

Ford zwängte sich durch die Massen. "Alle Mann zurück an die Arbeit, hier gibt es nichts mehr zu sehen! Los Leute, wir haben ein Boot wieder flott zu bekommen." Dann packte er Lucas am Oberarm und zog ihn weg. "Du hast doch hoffentlich eine gute Erklärung für mich."

"Nein, habe ich nicht und ich weiß auch nicht, wie das möglich sein kann. Je länger ich das hier beobachte umso mehr bin ich der Meinung, dass wir mit unserer Vermutung falsch liegen."

"Welcher Vermutung?"

Die blauen Augen sahen ihn ratlos an. "Ich weiß es noch nicht genau." Sie beide blickten zu Rufus. Er war wieder ein Herz und eine Seele mit seinem neuen kleinen Freund, der sich auf seiner Schulter zusammen gerollt hatte und kuschelte.

"Egal was du hier gerade zu tun hattest, ich schlage vor wir gehen zu Bridger und unterhalten uns mal mit ihm." sagte Ford und winkte Brody. "Bring unseren Sängerknaben zu seinem Quartier, wir müssen zu Bridger und ich möchte nicht, dass der hier bleibt."

Total unglücklich fügte sich Jim in sein Schicksal. Widersprechen konnte er auch nicht mehr, denn der Commander ließ keine Zeit verstreichen und hatte sich mit Lucas sofort auf dem Weg gemacht. "Den MagLev können wir nicht benutzen, der steckt gerade wieder fest." informierte Lucas Ford noch, als dieser gerade auf entsprechende Kabine zusteuern wollte. Genervt wandte sich Jonathan dem anderen Weg zu und folgte dem Teenager, der ihm nun einige Schritte voraus war. Und wer hatte nun die schlimmste und undankbarste Aufgabe von allen? Jim natürlich. Ein kleiner Schauer durchfuhr seinen Körper. Jetzt musste er sich auch noch um diesen Verrückten mit seinem Haustier kümmern. Das war wirklich die Hölle auf Erden.