"Hey Jimmy, kommst du, oder willst du am Ende Ärger vom Commander bekommen, weil du deiner Aufgabe nicht nachgekommen bist. Ich könnte schließlich irgendetwas anstellen oder gar schlimmer, unserem Musteroffizier folgen." Langsam war es Rufus auch zu blöd immer von dem Commander als wandelnde Katastrophe dargestellt zu werden. Was konnte er denn dafür, wenn so manch einer hier ein wenig extrem auf ihn reagierte? Und Wolfgang Amadeus war nun mal ein lebhaftes Kerlchen, das seinen eigenen Kopf hatte - Rufus in gewisser Weise nicht unähnlich. Außerdem hatte das kleine Wesen ja mehr Gutes vollbracht, als Unheil gestiftet. Wozu also die ganze Aufregung und dieser übelgelaunte Anstandswauwau, wie Rufus nun innerlich seinen speziellen Freund Jimmy nannte.

"Hey man, jetzt mach mal halblang. Ich bring dich jetzt zu deiner Kabine und dann bleibst du da und ich kann mich wieder wichtigen Dingen widmen." Brody rollte mit den Augen.

Der Sänger schob seine Unterlippe nach vorne. "Das war aber wieder mal so gar nicht nett. Warum seid ihr hier nur immer alle so gereizt?"

"Wegen dir." kam knapp die Antwort.

Rufus blieb stehen und drehte sich zu Jim um, der ihm die ganze Zeit mehr schlurfend als gehend gefolgt war. Der Musiker blickte ernst. "Und was genau passt euch nicht an mir?" Dabei war Rufus mehr oder weniger klar, dass insbesondere Jim Brody Angst davor hatte, dass seine Männlichkeit leiden müsse, wenn er in seiner Nähe war.

"Jim hat Angst. Hehehehe…"

Der Lieutenant glaubte sich verhört zu haben. "Was soll das denn heißen? Ich hab keine Angst! Wovor sollte ich denn Angst haben! Du solltest lieber aufpassen was du sagst."

Rufus blickte nur entgeistert in Richtung seiner Hemdtasche, aus welcher ihm der niedliche Wolfgang Amadeus entgegensah. "Ich habe nichts gesagt." antwortete Rufus daraufhin geistesabwesend, ohne hoch zu schauen.

"Hä…was soll das jetzt wieder?" War das schon wieder so eine Eigenart des Sängers über die man sich nur wundern konnte? "Ich schlage vor wir gehen jetzt einfach ohne ein weiteres Wort zur Kabine und dann kannst du da diesem Affen auf die Nerven gehen." grummelte Brody so vor sich hin und versuchte den Musiker dazu zu bewegen, endlich weiter zu gehen. Dieser allerdings blickte immer noch leicht perplex zu dem kleinen Wesen in seiner Hemdtasche.

Hatte er jetzt Halluzinationen? Das konnte eigentlich nicht sein. Solche Zeiten waren für ihn vorbei. Und außerdem hatte er im MacLev doch jemanden reden hören, der irgendwie schon so klang wie er selbst, weshalb es schließlich auch kein Wunder war, dass alle dachten er hätte diese Dinge gesagt. Völlig ignorierend was Jim gerade gesagt hatte, sah er ihn an. "Ich glaub ich sollte schnell zu der Besprechung…du wirst es nicht glauben, aber…"

"Ja, ja, soweit kommt es noch, dass ich dich jetzt zu der Besprechung lasse. Der Commander dreht mir den Hals ab…natürlich erst nachdem er sich an dir abreagiert hat. Also, sparen wir uns das und gehen brav zur Kabine."

Rufus wollte etwas sagen, aber der Lieutenant kam ihm zuvor.

"Und komm nicht auf die Idee dann von dort aus direkten Kurs auf die Kabine des Captains zu nehmen. Also, los!" Jim hatte keinen Bock mehr und schien die Geduld zu verlieren.

Rufus erkannte, dass es wohl keinen Sinn hatte das jetzt mit dem Offizier auszudiskutieren und marschierte schlechtgelaunt davon. Jim rollte mit den Augen. "Endlich." Als die beiden dann vor Rufus' Kabine standen, fasste der Sänger den Entschluss die Sache jetzt doch endlich mal zu klären. Das konnte doch nicht sein, dass Jimmy Boy ihm immer noch diese Sache mit dem Kuss nachtrug oder sonst irgendwie sauer auf ihn war. "Sag mal, kannst du mich auch wie einen normalen Menschen behandeln?"

"Normalen Menschen."

Brody hob eine Augenbraue. War da jetzt ein Echo? Rufus hatte aber gar nicht die Lippen bewegt. War der Kerl jetzt auch noch Bauchredner? "Ich weiß nicht was du meinst." gab Jim daraufhin zurück. Mittlerweile war er sich sicher, dass dieses komische Echo aus Richtung dieses Affen gekommen war. Er richtete seinen Blick auf das Tier und versuchte irgendein Anzeichen dafür zu finden, dass seine Vermutung stimmte.

"Jimmy, ich dachte wir könnten das hier mal ausdiskutieren, weißt du?" Rufus legte seine Stirn in Falten. Hörte der überhaupt zu? "Hey Jimmy, hallo!"

Doch Brody schien mit seinem Blick irgendwie an Wolfgang Amadeus zu kleben. Was war nur los? Er fühlte sich irgendwie komisch, fast schwindelig. War das dieser Affe, der das mit ich machte? Oder war er womöglich nur überarbeitet?

"Jimmy!" rief Rufus zum wiederholten Male und holte Brody damit endlich aus seiner Starre. "Was ist denn los?"

"Ich…ich wollte nur sagen, dass ich eigentlich nichts gegen dich habe." sagte der Lieutenant und wunderte sich gerade selber, ob das gerade aus seinem Mund gekommen war.

"Nein?" Auch Rufus war leicht perplex, dass Jim auf einmal doch auf seine Frage einging…und dann auch gleich so.

"Ja, weißt du, eigentlich bin ich sogar ein Fan von dir und mag deine Musik. Ich habe auch alle deine Platten." Brody hielt sich vor Schreck den Mund zu, während Rufus beinahe der Unterkiefer nach unten geklappt wäre.

"Jimmy, hast du irgendetwas genommen?" Der Musiker war schon leicht besorgt.

Brodys Hand löste sich wieder von seinem Mund. "Nein, ich hab nur Angst, wenn sich das rum spricht, das sich dann alle hier an Bord den Mund über mich zerreißen werden. Die könnten noch falsche Schlussfolgerungen machen und das würde so gar nicht zu meinem sonstigen coolen Auftreten passen." Nachdem diese Worte aus Brody herausgesprudelt waren, musste er sich selbst an den Kopf fassen. Wie kam es denn, dass er hier auf einmal alle Karten auf den Tisch legte? Was war los?

"Ist das dein Ernst?" Rufus konnte es kaum glauben.

"Ja." Der Lieutenant verzog das Gesicht. "Ich meinte nein. Nein! Ja!" Er fasste sich an den Kopf. "Hilfe, was sag ich da nur? Was hat dieses Vieh mit mir gemacht?" Er zeigte auf Wolfgang Amadeus.

Rufus legte seine Stirn in Falten und schaute seinen kleinen Freund an. "Du mein Kleiner? Hast du noch mehr verborgene Talente, außer Leute nachmachen und Dinge reparieren?"

"Wie meinst du das?" fragte Brody verwirrt.

"Später. Du bist also wirklich ein heimlicher Fan?"

"Ja." Brody rollte mit den Augen. Hörte das auch noch mal auf? Er wollte diese ganzen Sachen nicht sagen. Die Wahrheit war einfach zu peinlich.

"Sieht fast so aus als könntest du nicht lügen." bemerkte Rufus. "Hat dir das Konzert gefallen, bei welchem du so übelgelaunt dabei warst?"

"Ja, das war total schön." Gleich war es soweit und Brody war bereit dazu, sich selbst eine zu verpassen. Rufus hingegen fand das sehr lustig. "Na sieh an. Das freut mich sehr zu hören. Und sag mal, unser kleiner Kuss, den fandest du in Wirklichkeit auch nicht so schrecklich."

"Spinnst du! Das war furchtbar!"

Rufus fing an zu schmollen. Mist, das meinte er also ernst. Leicht beleidigt schaute der Sänger den Lieutenant an. "Willst du ein Autogramm?"

"Und wie, ich hab mich nur nicht getraut zu fragen…okay, jetzt reicht's!" Brody schaute sich um, hoffentlich hatte bis hier niemand diese Unterhaltung mitbekommen. "Ich mach das nicht mehr mit, was ist hier los? Ist das dieses Tier?" Er zeigt wieder auf Wolfgang Amadeus.

"Hm, scheint so." antwortete Rufus. "Aber ich hab keine Ahnung wie er das angestellt hat."

"Hehehehehe…" kam es aus dem Mund des kleinen Wesens. Im nächsten Moment wurde Brody wieder kurz schwindelig, fühlte sich einen Bruchteil einer Sekunde danach wieder völlig normal. "Ist es vorbei?"

"Testen wir's. Hast du mich gern, Jimmy Boy?"

"Ich kann dich nicht ausstehen!" Einige Sekunden verstrichen bis Brody erleichtert ausatmete. "Dieses Teil ist gefährlich!"

"Das ist kein Teil, sondern ein…was auch immer. Er tut keiner Fliege etwas zu Leide und wenn du mich fragst, war es echt nötig, dass du dich mal aussprichst. Und keine Sorge, ich verrate es auch keinem. Allerdings solltest du dir überlegen, ob du weiter so ein Geheimnis daraus machen willst. Ob du mir das glaubst oder nicht, aber meine Musik ist nicht nur etwas für Homosexuelle. Wenn du das anderen Fans versuchen würdest klar zu machen, hättest du eine ernsthafte Diskussion am Hals. Außerdem kommt sie auch bei Frauen gut an." Rufus grinste.

"Was weißt du bitte von Frauen?"

"Mehr als mir lieb ist." Er lachte. "Die schmeißen sich mir förmlich nach, da bin ich völlig machtlos." Und wieder lachte er. "Wollen wir jetzt vielleicht doch zu Bridger und Lucas…und dem Commander gehen?" Der Sänger hielt dem Offizier den kleinen Wolfgang Amadeus unter die Nase.