Bridger schloß hinter Rufus die Tür und sah zu Ford und Smith. "Ich gebe es ihnen gegenüber ehrlich zu. Das hier hat mich doch sehr beunruhigt." Sah er richtig und Ford zitterte leicht? "Nehmen sie es locker Jonathan, außer den hier anwesenden hat niemand etwas mitbekommen und was mit diesem Tier los ist, wissen wir nicht. Mir ist das nicht geheuer und ich mache mir auch Sorgen, was als nächstes kommen könnte. Ich möchte nicht, dass Lucas dem Ding zu lange ausgeliefert ist." Bridger wandte sich an die Ärztin. "Wendy, sobald sich die Möglichkeit dazu bietet, werden sie dieses Wesen in einen Käfig setzen wie es sich für ein solches Tier gehört. Ich möchte es nicht mehr frei auf meinem Boot herum laufen wissen."
Die Telepathin sah ihn mit hoch gezogenen Augenbrauen an. "Hatten sie vorhin nicht noch etwas anders behauptet?"
"Ja, das habe ich, aber ich habe auch schon meine Erfahrungen damit gemacht. Ich bin heute von diesem Wesen an etwas erinnert worden, was ich lange Zeit versucht habe zu verdrängen. Den Schmerz über den Verlust meiner Frau und meines Sohnes möchte ich nicht immer und immer wieder erleben, wenn ich diesem Tier zu nahe komme."
"Warum setzen wir es dann nicht einfach dort aus, wo dieser Mistkerl es her hat?" sagte Jonathan.
"Bitte, Mr. Wainwright hat nicht gewusst was er da gefunden hat. Keiner von uns hat das. Ihn können sie dafür nicht verantwortlich machen Jonathan. Nein, wir sollten vorsichtig vorgehen. Diese Insel erkunden und versuchen heraus zu finden, ob es noch weitere von ihnen gibt." Bridger lief langsam auf und ab.
"Dann sollten wir uns schleunigst an die Arbeit machen." sagte Dr. Smith. "Ich werde ein paar Untersuchungen vorbereiten und sie dann über den Stand dieser informieren." Der Captain nickte ihr zu, als sie den Raum verließ.
"Falls sie sich Sorgen machen, ob das heute in mein Logbuch kommt, was sie von sich gegeben haben, so kann ich sie beruhigen, Commander. Das sind Dinge die gehen niemanden etwas an und haben weder in ihrer Akte noch im Logbuch etwas zu suchen. Also gehen sie schon auf die Brücke zurück und sorgen dafür, dass wir bald wieder seetüchtig sind."
"Aye, Sir." sagte der Commander, dem dennoch nicht gut war und verließ die Kapitänskajüte.
"Ähm Rufus?" sagte Lucas, als er auf dem Weg zu seiner Kabine war.
"Ja?" kam daraufhin die Antwort des Sängers.
"Warum genau verfolgst du mich jetzt? Ich habe keine Zeit, ich habe Nachforschungen anzustellen, falls du dich erinnern möchtest." Er war stehen geblieben und hatte Rufus leicht genervt angesehen.
"Du hast aber immer noch den kleinen Wolfgang Amadeus auf deiner Schulter." Rufus schmollte ein wenig.
"Ja und? Lass ihn doch da, wo ist das Problem?"
Rufus fühlte sich ein wenig vor den Kopf gestoßen. "Ich dachte ja nur…"
"Wieso gehst du nicht Dave einen Krankenbesuch abstatten, immerhin hast du ihn in gewisser Weise erst in die Krankenstation gebracht." Mit diesen Worten drehte sich das Computergenie wieder um und marschierte, mit dem kleinen Wolfgang Amadeus auf seiner Schulter, weiter in Richtung seiner Kabine.
Nicht gerade in ausgelassener Stimmung machte sich Rufus tatsächlich auf den Weg zur Krankenstation. Dass es seinem Fan so schlecht gegangen war, nachdem er die Muffins gegessen hatte, hatte der Sänger gar nicht mitbekommen. Und es war ja nun wirklich nicht so, dass es ihm egal war. Also spazierte er los.
Von irgendwo her hörte er plötzlich ein Geräusch, welches beinahe wie ein Händeklatschen klang, aber irgendwie auch keins war. Als er um die nächste Ecke gebogen war, sah er eine wütende Lonnie Henderson und einen gewissen Lieutenant Ben Krieg, der gerade eine beachtlich rote Stelle im Gesicht aufzuweisen hatte. Man musste nun nicht mehr großartig kombinieren, um herauszufinden, was hier gerade dieses Geräusch verursacht hatte.
Niedergeschlagen machte sich Ben davon und kam an Rufus vorbei. "Was ist denn passiert?" wollte der Sänger wissen.
Ben rollte mit den Augen. "Gar nichts. Ich hab mich entschuldigt, aber irgendwie hat das nicht funktioniert. Das nächste Mal versuch ich es doch mit der "Ich bin ein Idiot"-Tour. Da bin ich besser beraten mit." Mit diesen Worten machte sich der Offizier aus dem Staub.
Lonnie hatte Rufus nun auch erspäht und lief auf ihn zu, als wäre eben nichts weiter geschehen. "Hallo Rufus! Endlich sehe ich dich auch mal! Seit du an Bord gekommen bist, hatte ich noch nicht einmal die Chance dich zu treffen…aber ein Glück ist der Zufall auf meiner Seite und wir laufen uns hier über den Weg."
Rufus machte sich in diesem Moment Gedanken darüber, ob Lonnie wohl eine gute Taucherin war, wenn sie so lange reden konnte ohne auch nur einmal Luft zu holen. "Ja, ein Glück."
"Und, wie geht es dir so?" fragte sie munter drauf weiter.
"Mir geht's gut, aber frag mal Dave."
"Dave? Wieso, was ist mit dem?" Das war doch der Typ gewesen, der ihr unter die Nase gerieben hatte, sich fest vorgenommen zu haben Rufus schöne Augen zu machen, um ihn endlich für sich zu gewinnen.
"Soweit ich weiß sind ihm ein paar Muffins nicht bekommen und er liegt auf der Krankenstation. Und irgendwie…hat er die Muffins wohl von mir." Er lachte verlegen.
"Du wolltest Dave vergiften?" fragte Lonnie total verwirrt.
"Nein, nein! Um Gottes Willen! Die haben Fans mir geschenkt."
"Was? Deine Fans wollten dich vergiften?" Lonnie war total entsetzt.
Rufus lachte. "Nein…sie können nur nicht backen. Das war mir nur entfallen. In dem Moment in welchem ich Dave die Muffins gegeben habe, war ich wohl irgendwie abgelenkt. Wer weiß wo ich wieder mit meinen Gedanken war." Eigentlich wusste er ja ziemlich genau wo er mit seinen Gedanken war…oder besser bei wem.
Lonnie lächelte verstehend. "Oh das kenne ich von mir auch. Mir ist zum Beispiel gestern während des Dienstes eingefallen, dass ich meine Wäsche noch waschen wollte…und dann hab ich glatt vergessen auf meine Anzeige auf dem Bildschirm zu achten."
Rufus grinste. "Ja ja, so oder ähnlich war es bei mir auch."
"Gibst du eigentlich noch ein Konzert an Bord dieses Mal?" fragte Lonnie interessiert.
"Ich weiß nicht. An mir soll es nicht liegen. Vielleicht hab ich dann sogar jemanden, der mich am Klavier begleitet. Ich habe da nämlich so eine gewisse Person ins Auge gefasst." Mittlerweile hatte sich die Idee bei dem Musiker festgesetzt, dass der Commander ihm bei dem einen oder anderen Stück unterstützen würde. Er würde ihm schon noch zu seinem persönlichen Glück verhelfen, auch wenn dieser sich dessen noch nicht bewusst war. Es war sogar wahrscheinlich, dass er sich dagegen wehren würde, doch am Ende würde er Rufus sicher dankbar sein.
"Oh wirklich? Verrätst du mir, an wen du da denkst?"
"Nein, lieber nicht. Am Ende dringt das noch zu ihm durch und ich hab keine Chance mehr ihn dazu zu bringen bei mir mitzumachen. Wahrscheinlich bringt er mich eher um."
Lonnie war verwirrt. Was meinte er nur? "Pass lieber auf, dass der Commander nichts davon mitbekommt wenn du hier etwas planst, irgendwie ist er in Bezug auf deine Person immer so leicht reizbar."
Rufus nickte und versuchte sich ein allzu auffälliges Grinsen zu verkneifen.
"Ich muss dann jetzt auch weiter. Eigentlich wollte ich jetzt endlich mal dazu kommen meine Wäsche zu waschen…wir sehen uns sicher." Sie lächelte ihn noch einmal an und machte sich dann auf dem Weg zu ihrem Quartier.
Rufus konnte nun auch endlich weiter seiner Wege gehen und war nun wenig später auf der Krankenstation angekommen. Vorsichtig klopfte er an die Tür, hinter welcher sich Dave befand. Als er nichts hörte entschied er sich einfach dazu seinen Kopf vorsichtig in den Raum zu stecken, um einfach mal nachzusehen.
Dave lag regungslos in einem Bett und schien wohl zu schlafen. Da hatte Rufus Pech, wenn dem so war, musste er eben ein anderes Mal wieder kommen. Gerade als er die Tür wieder zu machen wollte, hörte er ein leises, aber aufgebrachtes "Rufus!".
Überrascht hielt Rufus in seiner Bewegung inne und schaute zu Dave. "Hi…wie geht's dir?" Er machte die Tür zu und setzte sich zu dem Wissenschaftler ans Bett.
"Jetzt gerade geht es mir doch viel besser." sagte er mit schwacher Stimme.
Rufus lächelte. "Hör mal, das tut mir wirklich leid. Mir war nicht bewusst, dass die Muffins so eine Wirkung haben würden. Ich habe das nicht gewollt."
Dave setzte sich auf und schaute den Sänger mit einem schmachtenden Lächeln an. Rufus fiel jetzt erst richtig auf, wie blass der Wissenschaftler war. "Das ist schon in Ordnung Rufus. So schlimm ist es gar nicht, ich habe mich nur ein paar Mal übergeben und mir wurde der Magen ausgepumpt. Alles halb so wild."
Rufus staunte nicht schlecht. Nicht so wild? Wie konnte er ihm da nicht böse sein? "Nein, also pass auf. Wenn es irgendetwas gibt, was ich für dich tun kann, dann lass es mich bitte wissen. Das hier ist meine Schuld und es geht nicht, dass du so tust als wäre das nichts gewesen, nur weil…also…du mein Fan bist. Liegt das echt nur daran? Du kannst auch als Fan ruhig sauer sein, wenn ich dich unabsichtlich vergifte." Rufus lachte verlegen.
Dave schaute noch schmachtender als zuvor. Wie konnte er denn ernsthaft daran denken sauer auf Rufus zu sein? dazu war er gar nicht im Stande. Allerdings wenn ihm so eine Möglichkeit schon in die Hände gespielt wurde, würde er sie sicher nicht verkommen lassen. Was hatte der Musiker gesagt? Wenn es irgendetwas gibt, was Rufus für ihn tun kann, soll er es ihn wissen lassen? Wenn dem so war…vielleicht sollte er die Situation richtig nutzen.
"Also raus mit der Sprache, soll ich dir etwas bringen, oder brauchst du erst einmal deine Ruhe od…"
"Ein Date."
"Hm?" Hatte Rufus gerade richtig gehört?
"Wie wäre es mit einem Date."
"Ein Date?" Der Sänger hatte seine Stirn in Falten gelegt und fragte lieber noch einmal nach, bevor er hier etwas falsch verstand.
"Ja…das wäre etwas worüber ich mich wirklich freuen würde."
Rufus war völlig verunsichert. An so etwas hatte er jetzt nicht gedacht. Wer konnte denn ahnen, dass Dave gleich so einen Nutzen aus diesem Angebot ziehen würde. Das hatte ja Ähnlichkeit mit seiner eigenen Denkweise.
Dave sah schon, dass der Sänger ein wenig zu grübeln schien und wollte seiner Bitte Nachdruck verleihen, in dem er sich an den Kopf fasste, als hätte er gerade starke Kopfschmerzen. Dies fruchtete natürlich bei Rufus' Schuldbewusstsein.
"Geht in Ordnung. Aber erst einmal solltest du dich erholen." Rufus stand auf, denn er wollte Dave mal nicht länger vom Schlafen abhalten. Es war jetzt nicht so, dass es Rufus großartig gegen den Strich ging, mit dem Wissenschaftler ausgehen zu müssen. Gegen ein Date mit einem jungen gutaussehenden Mann hatte man ja auch nichts auszusetzen.
Dave dachte in dem Moment gar nicht an schlafen. Er dachte viel mehr daran, wie sehr sich diese kleine Lebensmittelvergiftung, oder was auch immer das war, ausgezahlt hatte. Noch war der Sänger gezwungener Maßen bereit mit ihm auszugehen, aber das würde sich schon bald ändern und er hätte dessen Herz für sich gewonnen. Sie beide waren schließlich wie für einander geschaffen. Keine Frage.
Nun stand Rufus da auf einem Gang der seaQuest und wusste gar nicht was er jetzt machen sollte. Sein Kopf wusste es besser, doch seine Beine trugen ihn von ganz allein zu Lucas' Kabine.
