Kapitel 2
in welchem eine Menge Katzen vorkommen

„Was meinst du damit, er ist verschwunden?"

Mit einem Schulterzucken antwortete Daphne: „Er wird vermißt. Niemand hat ihn gesehen. Wir glauben, er könnte weggelaufen sein."

„Weggelaufen?" Hermine schüttelte den Kopf. „Warum hab ich nicht eher davon erfahren?"

„Wir haben allen erzählt, daß er im Krankenflügel ist." Eine Gruppe quasselnder Ravenclaws ging an ihnen vorüber, und Daphne senkte die Stimme. „Snape weiß es, aber hat uns gesagt, wir sollen es geheimhalten."

„Danke, Daphne", sagte Hermine leise. „Ich sollte besser gehen – ich hab Harry gesagt, daß ich mich mit ihnen treffen würde."

Daphne nickte. „Okay. Falls du irgendwas von ihm hörst …"

„… werd ich's dich wissen lassen", beendete Hermine den Satz ohne Zögern. Sie fühlte sich ernüchtert von der Entdeckung, daß Blaise verschwunden war. Lag es an ihr? War er wirklich weggelaufen?

Warum waren Slytherins so verwirrend?

Ron und Harry saßen bereits gegenüber voneinander am Gryffindor-Tisch in der Großen Halle und aßen. Harry stocherte in seinem Essen herum, aber Ron langte beim Eintopf kräftig zu. „Alles in Ordnung, Hermine?" fragte Harry, als sie sich setzte und sich einen Teller heranzog.

„Bestens." Sie hatte sich noch nicht entschieden, ob sie Harry und Ron von Blaise erzählen sollte. Selbst wenn sie es tat, die Große Halle war dafür nicht der richtige Ort. Hermine blickte auf ihren Teller. Es schien viel zu viel Essen darauf zu sein, aber sie erinnerte sich an McGonagalls Versprechen, ihr das Gegenmittel zu geben und ihre Animagus-Fähigkeiten wiederherzustellen, wenn sie wieder anfing, richtig zu essen. Mit einem resignierten Seufzen nahm sie ihre Gabel.

„Du siehst erschöpft aus", bemerkte Ron durch einen Mundvoll Knödel.

„Wir haben in Magische Sprachen Troll durchgenommen", antwortete Hermine. „Das gesamte Vokabular einer Sprache magisch ins Gedächtnis gepflanzt zu bekommen, würde jeden ermüden."

Ron begann, mit seiner Gabel herumzuwedeln, während er redete. „Siehst du, das ist es, was ich nicht verstehe. Wenn sie einem eine Sprache direkt in den Kopf eingeben können, wozu muß man dann das Fach belegen?"

„Sie können einem nur den Wortschatz geben, nicht die Grammatik oder so was." Hermine war nicht danach, eine lange und detaillierte Erklärung zu dem Fach abzugeben, Ron würde das wahrscheinlich sowieso nicht wollen.

Weiter unten am Tisch kreischten ein paar Viertkläßlerinnen. Harry blickte von seinem Essen auf. „Die Leute sollten ihre Haustiere nicht in die Große Halle lassen." Eine schwarze Katze war auf den Tisch gesprungen, wobei sie jemandes Teller umgestoßen und dabei Bratensoße quer über die weiße Tischdecke verteilt hatte. Als ein Salzstreuer umkippte, kreischte eins der Mädchen erneut und warf sich eilig etwas Salz über die Schulter.

„Katzen sind nicht wie Eulen", sagte Hermine gleichförmig. „Sie verbringen nicht den gesamten Tag schlafend in der Eulerei."

Ron warf ihr einen seltsamen Blick zu. „Wo ist eigentlich deine Katze? Ich hab sie eine ganze Weile nicht gesehen."

Eine kalte Stimme hinter ihnen antwortete: „Um Grangers Muschi besorgt, was Weasley?"

„Hast du nichts besseres zu tun, Malfoy?" fragte Hermine müde. Sie wäre nicht im geringsten überrascht gewesen, wenn er etwas mit Blaises Verschwinden zu tun gehabt hätte. Ihre gegenseitige Abneigung war zwar nichts im Vergleich zu der zwischen Malfoy und Harry, aber sie näherte sich dennoch explosiven Ausmaßen.

„Ich hab sie nur eine Weile nicht gesehen", sagte Ron, und Malfoy zog eine Augenbraue in die Höhe.

‚Ich frag mich, ob er das übt', wunderte sich Hermine, während sie innerlich zusammenzuckte. ‚Halt die Klappe, Ron! Halt die Klappe!'

Ginny glitt auf den Platz neben ihrem Bruder, und Hermine griff nach ihrem Glas und tat so, als würde sie den Austausch zwischen Ron und Malfoy nicht hören.

Malfoy wandte sich an Crabbe und Goyle. „Das arme Wiesel hat Grangers Muschi eine ganze Weile nicht gesehen", sagte er zu ihnen. Sie lachten wie aufs Stichwort.

„Ich mag sie eigentlich sowieso nicht, Malfoy", sagte Ron. „Also, wovon redest du überhaupt?"

„Du magst ihre Muschi also nicht?" fragte Malfoy fröhlich.

‚Halt die Klappe! Halt die Klappe! Halt die Klappe!' Hermine war kurz davor, Ron zu erwürgen.

„Au!" schrie Ginny auf. Sie funkelte Harry wütend an. „Warum hast du mich getreten?"

Er ignorierte sie. „Wie geht's deinem Zauberstab, Malfoy?" fragte er laut.

„Was meinst du damit, Potter?"

„Na ja", sagte Harry lässig, „ich hab ein paar Mädchen sagen hören, daß dein Zauberstab nicht mehr richtig funktioniert, seit Pansy dich sitzengelassen hat." Malfoy sah bei dieser Andeutung empört aus und stelzte ohne ein weiteres Wort davon.

Ginny sah schmerzerfüllt aus. „Warum hast du mich getreten?" fragte sie wieder.

Mit einem zornigen Blick in Rons Richtung antwortete Harry: „Ich hab versucht, ihm den Mund zu stopfen."

„Oh", sagte Ginny, als sie verstand. Sie warf ihm ebenfalls noch einen wütenden Blick zu.

„Wieso?" Rons Augen waren vor Verwirrung weit aufgerissen. „Ich versteh nicht."

Seine Schwester tätschelte ihm behutsam den Arm. „Schon gut, Ron", sagte sie leise, „ich werd's später erklären."

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„Das gefällt mir nicht. Das gefällt mir überhaupt nicht."

Millicent blickte von dem Pergamentblatt auf dem Tisch auf, einen verwirrten Ausdruck im Gesicht. „Es ist Galgenraten, Pansy. Das kann ja wohl nicht so schwer sein."

Pansy runzelte die Stirn. „Nicht das", erwiderte sie und warf einen Blick auf Daphnes wacklige Striche. „Das Wort ist übrigens „Acromantulus". Eigentlich hab ich über Blaise gesprochen."

Die drei hatten eine Ecke des Slytherin-Gemeinschaftsraums in Beschlag genommen und warfen jedem drohende Blicke zu, der sich ihnen näherte. Als zusätzliche Sicherheit war Delilah auf Pansys Schoß eingerollt und schnurrte zufrieden.

„Er ist wahrscheinlich nach London abgehauen oder so was", sagte Millicent. „Oder vielleicht ist er nach Italien gegangen. Das Wetter ist da garantiert besser als hier."

„Wie bist du darauf gekommen?" fragte Daphne kläglich. Sie schien die Unterhaltung der anderen Mädchen zu ignorieren, während sie das Wort auf dem Pergament zu Ende eintrug. Sie begann, zum Spaß ein Strichmännchen zu zeichnen. Dann malte sie eine Blume.

„Weil du das immer nimmst", sagte Pansy. „Und schmoll nicht – das sieht äußerst unschmeichelhaft aus." Sie wandte sich wieder Millicent zu. „Warum sollte er nach Italien gehen?"

„Weil er da herkommt?" schlug Daphne vor und spielte mit ihrer leuchtend pinkfarbenen Feder herum.

Millicent rollte unbeeindruckt von Daphne mit den Augen. „Er ist aus Suffolk, du Trottel."

„Aber seine Familie …!" protestierte die blonde Slytherin.

„Ich weiß, was du meinst", schnauzte Millicent und sah das andere Mädchen finster an.

Pansy sah sie besorgt an. „Geht's dir gut?" fragte sie.

„Ich mach mir nur Sorgen um ihn", gab Millicent widerwillig zu. „Ich halte ihn nicht für den Typ, der ausreißen würde." Daphne und Pansy nickten zustimmend.

Daphne fragte nervös: „Meinst du, er wurde gekidnappt?"

Niemand von ihnen wollte diese Frage beantworten.

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Hermine konnte sich einfach nicht konzentrieren. Nicht einmal ‚Eine Geschichte von Hogwarts' zu lesen, half ihr dabei. Wenn überhaupt, dann fiel es ihr zunehmend schwer zu verhindern, daß ihre Gedanken von den Worten auf der Seite abschweiften.

Es war Mittagszeit, und sie war nicht hungrig. Hermine klappte ihr Buch zu, stellte es zurück ins Regal und schritt hinaus aus der Bibliothek, entschlossen, einen Ort zu finden, an dem es nicht so totenstill war. So friedlich die Bibliothek auch sein konnte, es gab Zeiten, da brauchte man etwas Lärm.

Schließlich ließ sie sich in einem der Rosengärten nieder. Draußen war es immer noch etwas kalt, aber sie hatte – ausnahmsweise – an ihre Handschuhe gedacht. In ihren Umhang gewickelt saß sie zufrieden auf einer Bank und ging ihre Notizen für Verwandlung durch. Sie verbesserte in einigen Sätzen ihre Rechtschreibfehler und holte ihren Zauberstab hervor, um eine hingekritzelte Vogelscheuche zu entfernen.

Eine Katze mit einem weißen Mehlstreifen auf ihrem schwarzen Fell sprang neben ihr auf die Bank. „Sieht so aus, als wäre irgend jemandunten in der Küche gewesen", bemerkte Hermine mit einem Lächeln und streckte der Katze ihre Hand hin. Die tapste neugierig auf sie zu und schmiegte sich an ihre Hand. Hermine ergriff die Gelegenheit, das störende weiße Pulver wegzuwischen.

Ihre Finger fanden kein Halsband um den Hals der Katze. „Das ist nicht gut, oder? Ich werde mit Professor McGonagall sprechen müssen. Die Leute scheinen nicht zu verstehen, daß es zu ihrem eigenen Wohl ist, ihren Haustieren Halsbänder umzulegen."

Sie beugte sich nach vorn und fügte in verschwörerischem Flüsterton hinzu: „Krummbein würde mich natürlich schon kratzen, wenn ich auch nur versuchen würden, mich ihm mit einem Halsband zu nähern."

Die Katze schnurrte, als Hermine sie hinter dem Ohr kraulte. „Hmmm", sagte sie, „das ist nicht gut. Du lenkst mich ab."

Hermine griff nach ihrem Hausaufgabenheft und seufzte, als sich die Katze entschloß, sich auf ihrem Schoß einzurollen. „Tu das nicht", schimpfte sie halbherzig. „Jetzt werd ich mich nie mehr konzentrieren können."

Die Katze schnurrte wieder, als wäre das ihre Absicht gewesen.

Hermine verengte die Augen. „Wenn ich es nicht besser wüßte, würde ich sagen, du bist eine Slytherin-Katze. Du bist auf jeden Fall hinterhältig genug dafür." Die Katze starrte sie mit großen Augen an. „Und ablenkend genug."

Als sie ihr Aufgabenheft öffnete, erhielt sie eine scharfe Warnung, daß sie einen Aufsatz für Verwandlung schreiben mußte. Hermine schlug das Heft zu. Verwandlung konnte ausnahmsweise mal warten.

„Was ist das bloß mit den Slytherins?" fragte sie. „Ich dachte immer, die wären alle gleich, aber plötzlich sind sie unbeschreiblich." Sie hielt inne und runzelte die Stirn. „Und nicht auf eine gute Art."

Ihr Aufgabenheft gab ein gedämpftes Quietschen von sich, und Hermine versetzte ihm einen Knuff, bevor sie es wieder in ihre Tasche steckte. So hilfreich es war, es konnte manchmal auch unglaublich nervig sein.

„Es war einfacher, als wir jünger waren", gab sie zu. Sie war froh, einen Zuhörer zu haben, der nicht anfangen würde, über Quidditch nachzudenken, während sie redete. „Alles war mehr schwarz oder weiß. Jetzt ist alles nur unterschiedlich grau, und ich weiß nicht, wie ich mich verhalten soll." Ein schiefes Lächeln huschte über ihr Gesicht. „Jedenfalls waren Rot und Grün eindeutiger."

Hermine verspürte ein Stechen von Hunger und sagte: „Glaubst du, du könntest dich mal bewegen?" Die Katze schien am Eindösen zu sein. „Ich sollte wirklich gehen und mir was zu Essen besorgen."

Die Katze machte keine Anstalten, sich zu bewegen, und aus Erfahrung mit ihrer eigenen Katze hütete sie sich davor, sie mit Gewalt zu bewegen.

„Bitte?" fragte sie hoffnungsvoll.

Es half nichts.

Ein lautes Auflachen hinter der nächsten Ecke brachte die Katze jedoch dazu, den Kopf zu heben und davonzurennen.

Nicht zum ersten Mal erkannte Hermine, wie vollkommen bizarr ihr Leben war. Sie hob ihre Tasche auf, gerade rechtzeitig, um einen wütenden Sturzbach von Flüchen aus derselben Richtung kommen zu hören, aus der das Gelächter kam, das daraufhin noch lauter wurde. Sie entschied sich, daß sie dem in ihrer Funktion als Vertrauensschülerin auf den Grund gehen sollte.

Sie war nicht auf den Anblick vorbereitet, der sich ihr bot.

Es war Draco Malfoy.

Er war blau.

Der Slytherin-Vertrauensschüler, der von einer Gruppe Schüler umgeben war, war der Inbegriff von Zorn, seine Haut leuchtend coelinblau und sein Haar von überwältigendem Smaragdgrün. Er fluchte, offensichtlich über Crabbe und Goyle, die vor sich hin kicherten. Eine Gruppe Schüler sammelte sich, jeder versuchte, einen Blick auf Malfoys Zustand zu werfen.

Hermine beschloß, in ihrer Rolle als Vertrauensschülerin, die Tatsache zu ignorieren, daß Colin Creevey eifrig knipste. Als eine Gryffindor hatte sie ihre Freude daran, daß es von diesem Ereignis Beweisfotos geben würde.

„Was geht hier vor?" fragte sie Padma Patil. Die Ravenclaw-Vertrauensschülerin war bei Hermines Eintreffen schon dagewesen und hatte das ganze Spektakel vermutlich gesehen.

„Das war Crabbe", sagte die Ravenclaw, wobei sie sichtlich versuchte, sich zu beherrschen.

„Versehentlich?" Sogar Hermine hatte angenommen, daß Vincent Crabbes magische Fähigkeiten wenigstens ein bißchen kontrolliert waren.

Padma grinste boshaft. „Mit Absicht."

„Er hat was?"

Padma nickte grinsend. „Ja. Crabbe hat ihn verflucht. Ich hab nicht gehört, was genau passiert ist, aber es scheint so, als hätte Crabbe sich tatsächlich ein Rückgrat zugelegt."

„Sollten wir Punkte abziehen?" fragte Hermine unsicher.

„Wahrscheinlich", stimmte Padma zu. „Vielleicht lassen ich die Lehrer darüber entscheiden." Ihre Stimme nahm einen ernsthaften Tonfall an. „Ich bin sicher, daß sie sich lieber selbst um diese Situation kümmern würden."

„Vielleicht sollten wir versuchen, den Spruch umzukehren?"

Die beiden Vertrauensschülerinnen sahen sich an, bevor sich loslachten. „Vielleicht auch nicht", sagte Hermine.

Mit einem Blick auch Colin Creevey fügte Padma hinzu: „Meinst du, du könntest mir einen Abzug von diesen Fotos besorgen?"

„Ich werde sehen, was ich tun kann. Und jetzt …" Sie hielt nachdenklich inne. „Welchem Lehrer sagen wir's?"

„Auf jeden Fall Snape", antwortete Padma nachdrücklich. „Er wird durchdrehen."

Snape also.

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Blaise öffnete die Augen und gähnte. Es schien noch viel zu früh zu sein, um richtig wach zu werden. Außerdem war es warm und angenehm.

‚Ich werde einfach ein kleines Nickerchen machen', dachte der Teil seines Bewußtseins, der wach war, bevor er die Augen wieder schloß.

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Lavender stand gerne auf ihrem Bett, wenn sie aufgeregt war. Hermine hatte nie verstanden, weshalb. Die Matratzen federten nicht besonders und waren daher nicht sonderlich geeignet, um darauf herumzuspringen.

„Also, küßt er gut?" fragte sie und drückte ein herzförmiges Kissen an sich. Parvati, die auf ihrem eigenen Bett lag und sich die Fußnägel lackierte, blickte auf.

Hermine stellte ‚Eine Geschichte von Hogwarts' wieder in ihr Bücherregal. „Ob wer gut küß?" fragte sie.

„Justin", schwärmte Lavender. „Er sieht sogut aus, Hermine. Du hast so ein Glück!"

„Hab ich?"

Parvati nickte. „Alle finden das."

„Tun sie?"

„Er sieht umwerfend aus, ist reich und … na ja, muß ich wirklich noch mehr sagen?"

‚Was ist mit seiner Persönlichkeit?' wunderte sich Hermine.

Lavender meldete sich zu Wort: „Und ihr seid beide muggelgeboren! Es ist, als wärt ihr füreinander bestimmt!"

„Ist es?" Hermine war nicht ganz sicher, was sie dazu sagen sollte. Zugegeben, Justin war nett, aber das war so ziemlich das einzige Adjektiv, das ihr zu dem Hufflepuff einfiel.

„Ich hab gehört, wie er mit Ernie gesprochen hat", meinte Parvati, die gerade eine zweite Lackschicht auf die Nägel ihrer linken Hand auftrug, „und er hat gesagt, daß er noch nie so für jemanden empfunden hat."

„Hat er?" Hermines Stimme wurde eine Oktave höher, und Lavender quietschte vor Freude.

„Das ist so großartig! Hermine hat einen Freund!"

Konstituierten ein nicht ganz nüchterner Neujahrskuß und ein unbehaglicher Ausflug nach Hogsmeade eine Beziehung? Auf der anderen Seite, ihre Beziehung mit Viktor war auch nicht sehr viel weiter gegangen, und ihre und Blaises war nicht ganz an diesem Punkt.

‚Nicht daß Blaise und ich eine Beziehung hätten.'

Was Hermine betraf, so fand sie, daß ihre Beziehungen (wenn man sie so nennen konnte) kein gutes Ende fanden: Viktor war tot, und Blaise wurde vermißt. Alles in allem ließ das für Justin Finch-Fletchley nichts Gutes ahnen.

Hermine nahm ihre Haarbürste und sagte: „Ich glaube wirklich nicht, daß ich ihn meinen Freund nennen würde." Sie begann, an ihren unordentlichen Locken zu zerren, während sie sich vornahm, den Haarspülungstrank zu benutzen, wenn sie sich das nächste Mal die Haare wusch.

„Wir sollten sie komplett neu herrichten, damit sie gut für ihn aussieht." Parvati schüttelte ihre Flasche mit Nagellack. Eine Sekunde später hatte Hermine ihren Zauberstab gezogen und die Haarbürste zu Boden fallen lassen.

„Wagt es nicht, auch nur daran zu denken, mir mit irgendwelcher Kosmetik zu nahe zu kommen", warnte sie. Lavender besaß den Anstand, besorgt auszusehen, aber Parvati lachte nur und verdrehte die Augen.

„Nicht mal ich bin verrückt genug, irgendwas bei dir zu versuchen, Hermine."

Hermine senkte ihren Zauberstab. „Wirklich?" Lavender und Parvati nickten einstimmig.

„Du bist manchmal wirklich zum Fürchten", sagte Lavender.

„Neben dir sieht Umbridge aus wie ein Kätzchen."

„Hat eine von euch Krummbein gesehen?" fragte Hermine plötzlich.

Lavender kletterte von ihrem Bett herunter und legte ihr Herzkissen wieder auf den Stapel am Fußende ihres Bettes. „Ich erinnere mich, daß ich ihn rausgejagt hab, als er versucht hat, meine Feuchtigkeitscreme zu fressen." Sie machte eine Pause, so nachdenklich, wie es ihr möglich war, und sagte dann: „Das ist allerdings schon eine Woche her."

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Hermine hatte bereits erfolgreich ihre Ananas in ein Stachelschwein und das in eine Armbanduhr verwandelt, daher machte sie sich daran, den Sekundenzeiger dabei zu beobachten, wie er im Kreis tickte. Er schien etwas schneller zu gehen als der ihrer eigenen Uhr.

„Ms Bulstrode", übertönte Professor McGonagalls Stimme das leise Gemurmel der Schüler. „Ist Ihnen aufgefallen, daß ihre Armbanduhr rückwärts geht?"

Hermine riß ihre Augen von ihrer Uhr los und blickte hinüber zu Millicent, die neben Theodore Nott saß.

„Ja, Professor McGonagall", erwiderte Millicent, die leicht entnervt klang. „Ich hab es dreimal versucht, und ich krieg es trotzdem nicht richtig hin." Professor McGonagall schwang den Zauberstab, und die Uhr verwandelte sich zurück in ein Stachelschwein.

„Weiß jemand", fragte McGonagall an die Klasse gewandt, „warum Ms Bulstrodes Methode nicht funktioniert?" Millicent sah verärgert darüber aus, daß vor der gesamten Klasse auf ihr Versagen hingewiesen wurde. Hermine hätte es gehaßt, in Millicents Haut zu stecken. McGonagall blickte erwartungsvoll um sich. „Ms Granger?" fragte sie leicht hoffnungsvoll.

Hermine warf einen vorsichtig Blick auf Millicent: Ihr Stachelschwein untersuchte gerade ihr Lehrbuch. Der Zauberstab der Slytherin zog ihren Blick auf sich. „Sie ist Linkshänderin", platzte Hermine heraus.

„Und was bedeutet das?" fragte McGonagall. Hermine entdeckte eine Spur von Triumph in ihrem Tonfall.

„Daß sie versuchen sollte, die Zauberstabbewegungen umzukehren?"

Millicent sah verblüfft über diesen simplen Vorschlag aus – und möglicherweise über die Tatsache, daß Hermine keine weiteren Ausführungen machte, wozu sie sonst neigte – und Professor McGonagall nickte. „Sehr gut, Ms Granger."

Am Ende der Stunde brachte Hermine ihre Ananas zurück zu der Obstschale auf Professor MCGonagalls Pult. Als sie den Klassenraum verließ, ging Millicent neben ihr. „Tut mir leid, daß ich dich korrigieren mußte." Hermine hatte das Gefühl, daß es richtig war, sich zu entschuldigen, aus Gründen, die sie nicht ganz verstand. „McGonagall hat mich nun mal gefragt, und …"

Die Slytherin rollte mit den Augen und sagte: „Spielt das wirklich eine Rolle? Wenn ich schon von jemandem verbessert werde, dann bin ich froh, daß es von jemandem ist, der weiß, wovon er redet." Sie rümpfte die Nase. „Ich ärgere mich mehr über mich selbst als über alles andere. Ich kann nicht glauben, daß ich etwas so Einfaches nicht verstanden hab. Ich muß das sowieso bei einer Menge Zaubersprüche machen, warum ich also nicht sofort daran gedacht hab, weiß ich nicht."

„Wir haben alle mal einen schlechten Tag", sagte Hermine. Millicent sah sie ungläubig an. „Sogar ich!" protestierte die Gryffindor. „Ich bin nicht perfekt." Sie schrie kurz auf, als sie beinah über eine Katze stolperte. „Nicht du schon wieder", schalt sie, während sie sie forschend ansah.

„Das ist Theodores Katze", sagte Millicent.

„Theodore Nott?" fragte Hermine.

„Ja."

„Aber der hat keine Katze." Die Katze saß in der Mitte des Flurs und starrte hinauf zu den zwei Hexen. „Er ist allergisch … geht jede Woche zum Krankenflügel, wegen eines Tranks." Das hatte sie im zweiten Schuljahr herausgefunden, nach dem Zwischenfall mit dem Vielsafttrank. Es gab einige andere Schüler mit demselben Problem. Während sie all diese Zeit im Krankenflügel verbracht hatte, hatte sie einen regelmäßigen Fluß von Schülern beobachtet, die kamen, um sich das simple Gegenmittel für ihre Allergie zu holen.

Millicent sah sie skeptisch an. „Bist du sicher? Denn ich erinnere mich ganz genau, daß ich diese Katze im Jungen-Schlafsaal gesehen hab. Schwarze Katze, kein Halsband."

Hermines Augen weiteten sich, und langsam fiel der Groschen. „War das bevor oder nachdem Blaise verschwunden ist?" wollte sie wissen, als die Katze langsam davonschlenderte.

„Ähm, das weiß ich nicht mehr so genau."

Davor oder danach?" Die Katze bog um eine Ecke.

„Danach, schätz ich." Millicent blickte Hermine fragend an. „Warum, was ist denn?"

„Wir müssen diese Katze finden", antwortete sie, zeigte mit zitterndem Finger den Korridor hinunter und rannte los.

„Wieso?" rief Millicent ihr nach.

„Erklär ich später." Hermine verschwand um die Ecke. Langsam ergab alles einen Sinn.


Anmerkungen:

Erstmal danke fürs Warten. :) Ich muß leider gleich ankündigen, daß das dritte Kapitel ähnlich lange auf sich warten lassen wird. Ich beeil mich damit, aber ich hab im Moment wirklich überhaupt keine Zeit. Abgabetermine und so was …
Hiermit gute Nacht euch allen oder wahrscheinlich besser guten Morgen … :)

LadyEvelyn:Interessante Theorie … und wirklich ausgefeilt. ;)

teddy172: Geht mir genauso. :D Danke für die Verpflegung, kann ich brauchen. Im Augenblick mag ich diesen Espresso aus dem Kühlregal ziemlich gerne. Und dabei dachte ich eigentlich immer, so was müßte total eklig schmecken …
Und ja, ich beeil mich. ;)

Silke Riddle:Wie Du siehst, hast Du ganz gut getippt. :) Das mit den Katzen ist doch praktisch, so passen die beiden schließlich gut zusammen. ;)

Maia May:Danke, da bin ich beruhigt. :) Besonders angesichts der Tatsache, daß es anscheinend immer schwieriger wird …

Saxas13:Dein Tipp war nicht schlecht. ;)

nocrosa:Blaise ist im englischen Original kein Mädchen, das war nur bei der deutschen Übersetzung des ersten Bandes noch nicht ersichtlich. Inzwischen steht es allerdings fest. Also ein Glück für all diejenigen, die über den männlichen Blaise geschrieben haben. :)

Loki Slytherin: Ich wünschte, ich hätte auch Urlaub …

Vielen Dank an: EllieSophie, Rubinonyx, kurai91, Feilian, lyv, Sweet-Teeni, Nina-issaja, Monique, Koteika, Kissymouse, anihasi und kleinMarron!