Beim Wasserfall
Kagome war schon am Fuße des Berges angekommen, während es oben im Dorf noch immer rund ging. Sessi war mit blauen Flecken und Beulen übersäht, sogar Nemura hatte sich getraut ,sie in die Wange zu kneifen und hatte dafür prompt eine Kopfnuss von ihr bekommen. Otoko hatte es am besten von allen, den er bekam von Sessis Gegenwehr, dank seiner Haut nicht viel ab. Miroku hingegen sah nicht viel besser aus, als die Halbdämonin, obwohl gerade er sich zurückgehalten hatte. Sango war bereits eine Weile verschwunden. Genau genommen, seit eine Gruppe junger Männer an ihnen vorbei ging. Sie waren auf dem Weg von der Feldarbeit zurück zum Dorf.

Sango schmiss sich gleich dem am besten aussehenden um den Hals und fragte ihn, na was wohl? Ob er sie heiraten würde, und wenn das nicht, vielleicht eine gemeinsame Nacht mit ihr verbringe. Dessen Reaktion bekam sie aber nicht mehr mit, denn seine Frau hatte ihr schon eine mit einer Pfanne übergebraten.

Nemura war der erste, der Kaogmes Abwesenheit bemerkte. „Wo ist Kagome?" Sooft hielten alle inne. „Sie wird wohl schon zu Shippou gegangen sein. Wir sollten ihr folgen." Und ächzend stand Miroku auf und ging voran.

Die Gesuchte war aber schon ein Stück des Weges, den sie gekommen waren, zurück gegangen. Bis zu einer bestimmten Stelle. „Ja, hier war es." Sie schloss die Augen und konzentrierte sich. Ganz schwach konnte sie etwas fühlen, sie wusste zwar nicht was es war, jedoch kam es ihr bekannt vor. Mit immer noch geschlossenen Augen folgte sie langsam der schwachen Spur. Sie ging ein paar Schritte Richtung Wald, als sie etwas unsanft mit einem der Bäume Bekanntschaft machte, entschloss sie sich, lieber mit offenen Augen weiter zu gehen. Was sich als ungleich schwieriger erwies, sie musste immer wieder stehen bleiben, um erneut die schwache Aura zu ertasten.

Sie war schon ziemlich weit in den Wald vorgedrungen, als sie noch etwas anderes wahr nahm. Etwas erschreckend dunkles. Schnell öffnetet sie ihre Augen, die sie gerade erst geschlossen hatte, und drehte sich um. Sie sah nur ein kleines Eichhörnchen, doch lies sie sich nicht von der harmlosen Gestalt täuschen. ‚Ich weiß was ich gespürt habe.'

Langsam nahm sie eine Pfeil aus ihrem Köcher und spannte den Bogen, sie wollte gerade die Sehne loslassen, als das Eichhörnchen auf sie zuraste. Im letzen Moment konnte Kagome ausweichen. Der Pfeil, den sie vor Schreck abgeschossen hatte, flog hoch in die Baumkronen und blieb in dem dichten Blätterdach hängen. ‚Verdammt, das Vieh hat es auf meinen Halsschlagader abgesehen. Es ist viel zu schnell um es mit dem Pfeil zu treffen und hier im Wald ist es auch noch im Vorteil. Ich muss schnell hier weg.'

Sie rannte einfach in irgendeine Richtung los. Sich immer wieder duckend und ausweichend flüchtete sie durch Büsche, Dornen und sonstiges Gestrüpp. Ein paar mal hatte der kleine Dämon sie schon erwischt. ‚Was will er nur, dass er mich so hartnäckig verfolgt?' Wieder musste sie dem kleinen lebendigen Geschoss ausweichen, dabei rutschte etwas unter ihrer Bluse hervor. Die Augen des Eichhörnchens begannen zu leuchten. „Nein, DAS bekommst du nicht." Kagomes Stimme klang Entschlossen, sie tastete nach ihrem Gürtel, der nach wie vor an ihrer Hüfte hing und als er noch einmal angreifen wollte, hielt sie ihm den Dolch entgegen. Er konnte nicht mehr ausweichen und Blut lief über ihre Hand. Bei dem Anblick des Aufgespießten Eichhörnchens wurde ihr schlecht und sie musste sich übergeben. Als es ihrem Magen wieder etwas besser ging, schüttelte sie das Tier von der Klinge und machte sich auf die Suche nach einen Fluss oder ähnlichem, um sich zu waschen.

Es dauerte nicht lange und sie hörte in leises Rauschen. ‚Gott-sei-Dank, endlich kann ich den Dreck und das Blut loswerden.' Sie folgte dem Geräusch und merkte beinahe zu spät, dass sie sich zu früh gefreut hatte. Sie stand an einer Klippe und unter ihren Zehen bröselte der Rand und ein paar Steine fielen hinunter in die tiefe Schlucht. Unten am Grund dieser Schlucht floss der Fluss, dessen Rauschen sie gefolgt war.

„Na toll." Erschöpft, enttäuscht und total verdreckt setzte sie sich ein Stück entfernt von der Klippe auf den Boden und schloss kurz die Augen um zu verschnaufen.

Doch nicht für lange. Wie von der Tarantel gestochen sprang sie auf. „Es ist stärker geworden, ich muss schon ziemlich nah sein." Sie schloss abermals die Augen, um zu erkennen, in welche Richtung sie gehen musste. ‚Nein, das kann nicht sein!' Die Farbe war ihr aus dem Gesicht gewichen. „Wie soll ich denn da hinunter kommen?" Frage sie sich selbst und blickte zweifelnd in die Schlucht.

Es half alles nichts, sie musste da hinunter, wenn sie erfahren wollte, wem oder was sie da folgte. Und immerhin hatte sie die Hoffnung Inu Yasha an ihrem Ziel zu finden. Sie suchte sich eine nicht ganz so steile Stelle und machte sich an den Abstieg. Nun was sie Sessi doch ganz dankbar für die unfreiwillige Kletterstunde.

Mehr oder Wenige heil kam sie dann unten an. Die Schlucht war riesig, und das Rauschen hier unten fast ohrenbetäubend laut. Ein breiter Fluss zog sich durch die Schlucht und Kagome begann sich notdürftig zu waschen. Als sie sich wieder besser fühlte, folgte sie der Aura weiter, deren Präsenz hier unten so stark war, dass sie ihr ganz leicht folgen konnte. Es führte sie Flussaufwärts.

Währenddessen war den Leuten in dem Bergdorf auch schon aufgefallen, dass Kagome nicht mehr hier war. Ihre neu gewonnen Freunde machten sich große Vorwürfe, nicht besser auf sie aufgepasst zu haben. Naraku konnte sie schließlich jederzeit wieder angreifen. Mit Hilfe Sessi's gutem Geruchssinn folgten sie ihr.

Kagome war dem Fluss weiter gefolgt und stand nun vor einen riesigen Wasserfall. Das was sie suchte lag direkt dahinter. Vorsichtig ging sie näher und begann nach so etwas wie einen Eingang Ausschau zu halten. Lange musste sie nicht suchen, denn direkt neben dem Wasserfall führte eine Treppe dahinter. Mit wackeligen Schritten erklomm sie die nassen Stiegen und konnte bald die Rückseite der Wassermassen betrachten. Als sie sich umdrehte, erstreckte sich vor ihr ein ausgedehntes Höhlensystem, es musste riesig sein. Sie sah aber auch etwas schimmern. „Ein Bannkreis." Sagte sie zu sich selbst, aber ihre Worte konnten aufgrund des Getöses im Hintergrund nicht einmal bis zu ihrem eigenen Ohr vordringen.

Ganz sacht tastete sie mit ihre Fingerspitzen nach dem Bannkreis, der sich wie eine Mauer vor die Höhlen legte. Sie spürte nur einen leichten wiederstand und ihre Hand glitt durch auf die andere Seite. Von diesem kleinen Erfolg ermutigt, trat sie in die Höhle ein. Kaum war sie hinter dem Bannkreis, war auch von dem Wasserfall nichts mehr zu hören. Sie drehte sich nur kurz um und folgte dann ihrem Gefühl, dass sie schon bis hierher geleitet hatte, durch den „Irrgarten".

„Was ist das nur? Ich kenne es. Aber es ist kein Juwelensplitter, obwohl einer hier ist." Sie hatte schon vor einiger Zeit die Orientierung verloren, das störte sie aber wenig. Kagome hatte hier keine Angst, sie fühlte sich sicher und irgendwie zu Hause. Sie ging einfach weiter, bis sie an einer gossen Höhle ankam, die von einem sanften blauen Licht erhellt wurde.

Wieder durchschritt sie eine Barriere, welche aber kein Bannkreis war, und mit weit aufgerissenen Augen blieb sie stehen.