Das sanfte blaue Licht war bei ihrem Betreten heller geworden, und so konnte sie bis zu gegenüberliegenden Wand der Höhle blicken. Dort an der Wand war ein großer roter Fleck, der die Konturen eines Menschen hatte. „Inu Yasha!" Kagome rannte los.
Die Höhle war aber größer als sie zuerst angenommen hatte, und so musste sie auf halben Weg eine Verschnaufpause einlegen. Nun konnte sich aber genau erkennen, dass es Inu Yasha war. Er war gleich mit mehreren Pfeilen an die Höhlenwand geheftet, wobei nur einer seinen Körper durchdrang. Genau an der Stelle, an der sein Herz war. Das Bild hatte nichts friedliches an sich. Tessaiga lag am Boden, als wäre es ihm während eines Kampfes aus der Hand gefallen.
Kagome betrachtet ihn solange bis sie wieder zu Atem gekommen war, dabei fiel ihr auch das leichte Glimmen eines Juwelensplitters in seiner Brust auf. Etwas langsamer ging sie weiter und bei jedem Schritt ruhte auch ihr Blick auf ihm.
„Endlich." Sie stand nun genau vor ihm, Tränen glitzerten in ihren Augen. Ein Pfeil nach dem anderen entfernte Kagome aus seinem Gewand, bis nur noch einer übrig blieb. Aufgeregt umfasste sie ihn.
Inzwischen war auch die restlich kleine Gruppe am Wasserfall angekommen. Mehr oder weniger lädiert hatten sie den Abstieg von der Klippe geschafft und waren ihrer Spur entlang des Flusses gefolgt. Sessi war auch de Geruch nach Dämonenblut aufgefallen und machte sich etwas Sorgen. Sie sagte den anderen aber nichts davon.
Nemura hatte in seiner jugendlichen Neugierde den Weg hinter den Wasserfall als erstes gefunden und war in seinem Übereifer auch glatt ausgerutscht und die Treppe wieder hinuntergepurzelt. Letztendlich waren doch alle bei dem Eingang zu dem verwirrenden Höhlensystem angekommen. Sessi hatte von dem Lärm schon starke Kopfschmerzen, dieser Ort war nichts für Halbdämonen mit empfindlichen Ohren.
Sie versuchte als erstes den Bannkreis zu durchschreiten, in der Hoffnung endlich von der ohrenbetäubenden Geräuschkulisse weg zukommen. Da war es ihr sogar egal, von dem Bannkreis zurückgeschleudert zu werden. Doch nichts dergleichen geschah, die konnte ihn ungehindert passieren. Sie gab den anderen ein Zeichen ihr zu folgen, und setze sich hin um eine Rast einzulegen. Sie genoss die Ruhe hier.
Einer nach dem anderen gesellte sich zu ihr, außer Otoko, der deutet ihnen mit den Händen, dass er draußen Wache halten wolle, und rieb sich dabei unauffällig seine schmerzende Nase.
„Ahh, jetzt
kann man auch wieder etwas verstehen." Selbst Miroku schmerzten die Ohren.
„Wir sollten hier für heute unser Lager aufschlagen. Wir sind alles schon
erschöpft und dunkel wird es auch schon." „Du hast Recht Miroku. Sango, du
gehst mit Otoko Feuerholz suchen. Nemura, du richtest das Lager her, während
Miroku und ich uns etwas umsehen."
Alle taten wie
ihnen aufgetragen.
Kagome zog mit
ganzer Kraft an dem Pfeil, doch er bewegte sich keinen Millimeter. Nach einigen
Versuch gab sie auf und setzte sich vor Inu Yasha auf den harten Felsenboden.
„Ich konnte ihn doch schon einmal befreien, warum jetzt nicht? Was ist anders?" fragte sie in die Weite des Raumes hinein. Eigentlich erwartet sie keine Antwort, doch sie kam.
„Dir fehlt etwas, das du beim letzten Mal noch hattest." Kagome blickte sich um, doch sie konnte nicht ausmachen, woher die Stimme kam. ‚Uah, gibt es hier einen Geist?' Kagome war das unheimlich. Als sie sich jedoch an die Wange klatschte wusste sie was los war. „Miyoga, was machst denn du hier?" „Ich beschütze Inu Yasha!" Die junge Frau sah in zweifelnd an. „Ist es nicht eher so, dass du dich hier versteckst, weil es dir draußen zu gefährlich ist?" „Wie kannst du nur so etwas sagen." Beleidigt drehte sich der Flohdämon weg. „Dann sag ich dir eben nicht was dir fehlt."
„Bitte Miyoga, ich nehme alles zurück, aber bitte sag mir, wie ich ihn befreien kann." Kagomes Stimme klang verzweifelt und Miyoga taten seine Worte schon wieder leid, denn im Grunde hatte sie ja Recht. Er zeigte in eine Richtung, „Was fällt dir dazu ein?"
Sie ging zu der Stelle, zu der er sie gewiesen hatte. Dort lagen ein Haufen Erde, vermischt mit Asche, sowie ein Bogen und einige Pfeile. Sogar ein paar Kleidungsstücke. Seltsamerweise war nach 500 Jahren, nichts davon auch nur annährend verrottet.
„Kikyou! Aber was hat Kikyou damit zu tun?"
„Denkt doch einmal genau nach, Kagome-sama!"
„Meine Seele! Sie hatte noch immer einen Teil meiner Seele!"
„Richtig."
„Aber wo ist sie jetzt?"
„Das weiß ich leider auch nicht, aber sie muss hier irgendwo sein, dieses blaue Licht stammt von ihr. Außerdem war es deine Seele die dich hierher geführt hat. Nur ihre Aura konnte die Barrieren durchdringen."
Kagome versucht sie zu ertasten. „Hab ich dich!" rief sie erfreut. Sie stand auf und griff in Inu Yashas Haare. ‚Selbst meine Seele fühlt sich wohl bei ihm.' Nun hatte sie die kleine Leuchtende Kugel in der Hand und legte sie sanft auf ihre Brust, in der sie mit einem letzten Aufleuchten verschwand. In der Höhle wurde es dunkel, man konnte nur noch das leichte Glimmen der Barriere am Eingang sehen. Es dauerte etwas, aber dann hatten sich Kagomes Augen an die Dunkelheit gewöhnt
„Na los, jetzt könnt Ihr sicher den Pfeil entfernen."
Doch Kagome traute sich nicht richtig, sie hatte Angst vor einem erneuten Fehlschlag. Zuerst wollte sie ein wärmendes und lichtspendendes Feuer machen. Sie ging hinüber zu Kikyous Überresten und nahm sich den Bogen und die Pfeile dafür. Selbst würde sie diese nicht brauchen, sie hatte ihre eigene Waffe. Und irgendwie genoss sie es auch diese zu verbrennen. Ihre Rache an Kikyou?
So saß sie nun eine Weile da und betrachtet Inu Yasha im Schein des Feuers, Miyoga hatte es sich auf ihrer Schulter gemütlich gemacht und war eingenickt. ‚Ich kann es doch nicht ewig hinauszögern.' Entschlossen stand sie auf und umfasste den Pfeil erneut. Mit geschlossen Augen zog sie daran, in der Angst zu versagen. Das Stück des Shikon no Tama leuchtet auf, ebenso wie das um ihren Hals, und der Pfeil verschwand. Der Juwelensplitte fiel auf den Boden.
Kagome öffnete die Augen, als sie das Gewicht von Inu Yasha auf den Boden warf. Er rührte sich nicht. ‚Er kann nicht tot sein, nicht nach alldem was ich durchgestanden habe.'
„Wie sollen wir sie in diesem Labyrinth an Gängen und Höhlen je finden?" Sessi und Miroku waren fertig mit ihrem Rundgang. Nemura hatte auch das Lager schon hergerichtet und wollte eigentlich zu kochen anfangen, doch Sango und Otoko waren immer noch nicht mit dem Holz zurück. Sessi wollte die beiden gerade suchen gehen, vielleicht sind sie ja angegriffen worden, da kam ihr auch schon Sango voll beladen mit Holz entgegen. Ihr Gesicht glühte und sie wirkte ziemlich erschöpft. „Wurdet ihr angegriffen? Wo ist Otoko? Ist er verletzt?" Sango schüttelte nur den Kopf. „Er ist draußen und hält weiter Wache." „Und wo wart ihr so lange?" Sie bekam keine Antwort auf ihre Frage und Sessi hatte eine Ahnung, sagte aber nichts.
Nachdem alles gegessen hatten, legten sich alle gleich schlafen. Nicht einmal Nemura murrte, schließlich wollten sie morgen Kagome finden.
Die Miko hatte sich etwas mitsamt Inu Yasha aufgerappelt. Sie tastete nach seinem Puls. ‚Gott sei Dank, sein Herz schlägt noch.' Langsam kam er zu sich und setzte sich auf. „Kagome?" Sie fiel ihm um den Hals. "Ich bin so froh, dass ich dich gefunden habe." Überrascht von ihrer Umarmung lächelte er leicht, doch nicht lange. „Osuwari!" Mit einem lauten Knall, lernte er den Felsenboden kennen. Er würde nie aus ihr schlau werden. „Wie kann man nur so dämlich sein und in eine so offensichtliche Falle laufen?"
Unter Schmerzen hatte er sich wieder aufgesetzt und wollte gerade etwas sagen, als sie ihm wieder um den Hals fiel. ‚Ich werde sie wohl niemals verstehen.' Stocksteif saß er da und wusste nicht wohin mit seinen Händen. Dann hörte er wie sie weinte und legte sanft die Arme um sie. Sie hatte die Tränen nicht mehr zurück halten können, all das was sie bis jetzt unterdrückt hatte bahnte sich den Weg nach draußen. Die Verzweiflung, die Einsamkeit, die Angst,... einfach alles. „Kagome, bitte hör auf. Du weißt, dass ich das nicht leiden kann." Es tat ihr so gut seine Stimme zu hören, und sie beruhige sich. Erschöpft schlief sie ein. „Kagome, du kannst du jetzt nicht einschlafen." Sagte er leise, denn sie hing immer noch an ihm. Wecken wollte er sie aber auch nicht und so lies er sie einfach schlafen. Er lehnte sich zurück an den Felsen und genoss es einfach, sie wieder zu haben. Wie hatte er nur ihr Osuwari vermisst. Er würde alle schmerzen ertragen, wenn sie nur bei ihm war. Glücklich döste nun auch er etwas. Miyoga hatte von dem ganzen Geschehen nichts mitbekommen, er schlief noch immer auf Kagome's Schulter.
(so einen guten Schlaf hätte ich auch gern.)
