Es dauerte eine Weile, bis sie es endlich geschafft hatten,
alles zusammen zu packen. Miroku warf ihm die ganze Zeit über giftige Blicke
zu, bei denen Inu Yasha schon längst nicht mehr am Leben wäre, wenn Blicke töten
könnten.
Sango war schon voraus gegangen, während die andere noch fertig machten. Sie
wollten ebenfalls gerade die Höhle verlassen als ihnen eine völlig aufgelöste
und patsch nasse Dämonenjägerin wieder entgegen kam.
„Sie haben ihn umgebracht!"
„Moment mal, wer hat wen umgebracht?"
„Irgendjemand hat Otoko umgebracht. Er rührt sich nicht mehr und ist schon
ganz kalt" Tränen traten ihr in die Augen. Nun stürmten alle nach draußen.
Niemand hatte hinter dem Wasserfall bemerkt, wie das Wetter umgeschlagen hatte
und es empfing sie ein eisiger Wind und strömender Regen.
Als Sessi sah was los war fing sie an zu lachen und alle starrten sie entsetzt an.
„Wie kannst du da nur lachen." Rief Sango wütend über die Taktlosigkeit
der Halbdämonin.
Diese stupste Otoko sehr unsanft an, so dass er fast umfiel, aber er öffnete
daraufhin die Augen einen Spalt.
„Hmm?"
„Warum bist du Trottel nicht reingekommen, als es so kalt wurde?"
Otoko zuckte nur träge mit den Schultern.
„Uff, na komm, ich trag dich bis es wärmer wird, wir müssen endlich los."
„Was ist eigentlich los mit ihm?"
„Otoko ist Kaltblüter, seine Körpertemperatur passt sich der Umgebung an.
Und wenn es kalt wird, passiert halt das" Und zeigt auf den noch immer
kauernden Otoko. Alle waren ziemlich erleichtert, dass der Schmied noch nicht
ins Gras gebissen hatte, doch warum er sich nicht aufwärmen gekommen war,
verstand keiner.
So zogen sie die Schlucht entlang.. Nemura ganz vorne, neben Sessi die Otoko auf
dem Rücken trug. Gefolgt von Sango und Mirko deren Blicke sich in Sessi bzw.
Otoko's Rücken bohrten. Das Schlusslicht bildeten Kagome und Inu Yasha, die
schweigend und auf den Boden blickend nebeneinander her gingen. Beide hingen
ihren Gedanken nach. Es war viel passiert.
Nach langem Suchen hatten sie endlich einen Weg aus der
Schlucht gefunden, der auch bei diesem Regen passierbar war. Es war zwar
trotzdem schwierig weil sie auf dem schlammigen Boden immer wieder ausrutschten,
aber letztendlich hatte sie es doch geschafft. Sie hatte sich, so gut es ging,
gegenseitig geholfen und nun suchten sie Schutz unter den Bäumen des
nahegelegenen Waldes, um wieder zu Kräften zu kommen. Otoko ging es ein wenig
besser, dank Sessi's Körperwärme und selbstverständlich wollte er sofort
wieder runter von ihr. Wie kam er dazu sich von einem MÄDCHEN tragen zu lassen.
Da saßen sie nun, unter einem schützenden Blätterdach und bibbernd vor Kälte.
Doch als sie sich gegenseitig ansahen, mussten alle lachen. Der Anblick war ja
auch wirklich zu komisch. Eine bunt gemischte Gruppe, die alle aussahen wie
begossene Pudel, über und über mit Dreck beschmiert.
Bald hatte der Regen etwas nachgelassen und sie konnten weiter gehen. Auch Otoko
ging nun selber, wenn ihn auch jeder Schritt einige Mühe kostete. Weiterhin
schweigend durchquerten sie den Wald, kein einziger Dämon kreuzte ihren Weg.
Kein Wunder bei diesem Wetter, da trauten sich nicht einmal die Youkais vor die
Tür.
Als es bereits dämmerte hatten sie endlich den Berg erreicht, doch heute noch
ins Dorf zu kommen konnten sie sich wohl abschminken. Ein Aufstieg in der
Dunkelheit war einfach viel zu gefährlich. So schlugen sie ihr Nachtlager in
einer kleinen Hütte auf, die in der Nähe des Weges zum Dorf lag.
Komplett durchnässt saßen sie in der Hütte um das Feuer, welches Otoko in der
Zwischenzeit gemacht hatte, und starrten sich verlegen an. Jeder wollte aus
seinen Sachen raus, doch wie? Nemura hatte die rettende Idee, er nahm die
Decken, die sie dabei hatten und hing sie quer durch den Raum auf, so konnten
Sango, Sessi und Kagome sich bequem ihrer Kleidung entledigen und zum trocknen
aufhängen. Das Feuer hatte den Raum schon soweit erwärmt, dass sie auch hinter
dem Deckenvorhang nicht froren.
Auf der andren Seite tat sich nicht viel anders, außer das Inu Yasha
misstrauisch beäugt wurde. Miroku war er immer noch nicht ganz geheuer.
„Hast du dich schon gefragt, warum du Sessi so ähnlich siehst?"
„Woher soll ich das wissen. Wer ist sie überhaupt?"
„Sessi ist die Enkelin eines mächtigen Dämonenfürsten."
„Ja, ja, als ob sich ein Dämonenfürst mit einem Menschen eingelassen hätte.
Und wer soll dieser gewesen sein?"
„Der Fürst des Westens – Sesshoumaru!"
Inu Yasha fiel die Kinnlade runter.
„WAAASS! Mein Bruder mit einem Menschen!"
Ein Kichern drang durch den Vorhang, auf der andren Seite hatte jemand
gelauscht.
„Was ist daran so lustig?"
„Inu Yasha, scheint als wärst du Großonkel!"
„Ha, ha! Sehr lustig."
„Wir sollten jetzt schlafen gehen, damit wir morgen im Dorf sind, bevor Naraku..."
„Dieser Bastard lebt noch?"
„Ja leider, aber das können wir morgen noch besprechen."
Die Kleidung war inzwischen getrocknet, und alle zogen sich
wieder an. So konnten auch die Decken wieder abgenommen und die Nachtlager
hergerichtet werden. Kagome hatte leider keines zur Verfügung, ihr Schlafsack
war ja immer noch im Rucksack, sie wollte aber auch nichts sagen und lag deshalb
am Boden. Aber keiner fand in den Schlaf, denn Sessi und Inu stritten vor der Hütte
lautstark um die Wache, keiner der beiden wollte es dem anderen überlassen.
„Ich hab bis jetzt immer Wache gehalten, ich bin für meine Leute
verantwortlich!"
„Aber jetzt bin ich da! Außerdem bin ich ja schließlich dein Großonkel,
also hör gefälligst."
Kagome reichte es allmählich, sie wollte schlafen.
„Inu Yasha, seid endlich leise!"
„Kagome, ich..."
seufz „Osuwari!" – BUMM
‚Ich wollte doch nur auf dich aufpassen.' Schmollend zog er sich in eine Ecke zurück und schloss nun doch die Augen. Irgendwann in der Nacht wurde er wach, weil er merkte dass Kagome fror. Vorsichtig nahm er sie in die Arme um sie zu wärmen, und schlief dann weiter.
Der Morgen war schneller gekommen, als ihnen lieb war und
als die ersten Sonnenstrahlen sich
durch die Bretter der Hütte schlichen, rieb sich mehr als nur einer verschlafen
die Augen.
Kagome wachte dort auf wo sie auch eingeschlafen war, Inu Yasha war schon längst
draußen.
Sie sah sich suchend um. ‚Hmm, dann hab das doch wohl nur geträumt'
Ein köstlicher Duft lockte sie vor die Tür, wo Nemura schon dabei war das Frühstück
zu zubereiten. Nachdem alle satt waren – ein uns bekannter Vielfrass brauchte
dazu am längsten – ging es wieder weiter.
Diesmal nahmen sie den Weg. Sie kamen zügig voran, wobei auch Kagome ein
ordentliches Tempo vorlegte. Sie freute sich schon auf den kleinen Bergsee, der
angeblich in der Nähe des Dorfes sein sollte. Ihre Gewand und ihr Haar waren
noch immer völlig verdreckt. Der Rest der Gruppe sah auch nicht besser aus,
aber die schien das weniger zu stören.
Oben angekommen war sie die einzige die schnurstracks zum See ging um sich zu
waschen.
„Kagome! Was ist mit den Ramen?"
„Jetzt nicht!"
„Aber.."
„Inu Yasha. Osu ..." kam es warnend zurück, da hielt er es doch für besser
noch etwas zu warten.
Sie genoss das Bad, obwohl das Wasser zu dieser Jahreszeit noch etwas kühl war.
Während ihre Kleider trockneten, schwamm sie gemütlich ein paar Runden durch
den See. Die junge Frau merkte nicht, dass sie heimlich bewacht wurde, ein Halbdämon
war ihr gefolgt. Beim Anziehen führte sie Selbstgespräche.
„Dass ich ihm immer Drohen muss, um etwas Ruhe zu haben! Dieses blöde Osuwari..."
BUMM
Sie schaute zu dem Baum, von dem das Geräusch gekommen war, darunter
war deutlich ein menschlicher oder besser ein halbdämonischer Abdruck zu
sehen.
‚Das kann doch nicht wahr sein!'
„OSUWARI!" - BUMM
Diesmal war das Geräusch etwas weiter weg, schell rannte sie zu der Stelle.
„Was hattest du dort zu suchen? Osuwari, Osuwari, Osuwari!"
„Ich wollte doch nur sicher gehen, dass du dein Versprechen nicht vergisst."
Kam es kleinlaut aus dem Loch in Boden zu ihren Füßen.
„Welches Versprechen?" Aber gleich ging ihr ein Licht auf. „Ahh, das."
Und ging zu der Klippe, über die sie das erste Mal in das Dorf gekommen waren.
Kagome kramte in ihrem Rucksack nach den Ramen , währen
Inu Yasha erwartungsvoll neben ihr stand. Plötzlich hielt sie inne. Sie hatte
ein Foto ihrer Familie gefunden. Tropfen klatschten auf das Bild. Inu Yasha roch
sofort die Tränen.
„Kagome, was ist denn? Hast du keine Ramen mehr?"
Wortlos hielt sie ihm das Bild hin, welches er verständnislos anblickte.
„Was ist mit deiner Familie?"
„Sie existiert hier nicht."
„Hä?"
„Ist dir noch nicht aufgefallen, dass das hier eine völlig andere Zukunft
ist?"
„Ähm, doch, irgendwie."
„Hier gab es nie einen Higurashi Schrein, nur der Goshinbuko (wie schreibt man
diesen dämlichen Baum?) steht hier auch. Eigentlich gibt es mich hier auch
nicht."
„Natürlich gibt es dich." Sie sah zu ihm hoch und der Schmerz spiegelte
sich in ihren Augen.
Ihre Wangen glänzten nass von den lautlos geweinten Tränen. Da konnte er nicht
mehr anders und zog sie einfach zu sich in seien Arme, die Ramen waren schon
lang vergessen. Sie klammerte sich hilflos an ihn und lies nun ihren Tränen
freien Lauf. Nach einigen Minuten lies das Schluchzen nach und Inu Yasha nahmt
die Hand, die er bis jetzt tröstend auf ihren Kopf gelegt hatte, weg. Kagome
hob das Gesicht und sah ihm tief in die Augen.
‚Ich habe alles verloren! Durch Naraku hab ich alles verloren, sogar meine
Familie, von der ich dachte sie wäre in meiner Zeit in Sicherheit. Welch' ein
Irrtum.' Langsam näherte sie sich ihm.
‚Alles was mir geblieben ist... alles was ich jetzt noch hab ... ist ER und
meine Liebe zu ihm.'
Ihre Hände krallen sich in seine Ärmel. Inu Yasha Augen weiteten sich. ‚Was
ist jetzt los?'
Tränen glitzerten noch in ihren Augenwinkeln, als sie entschlossen ihre Lippen
auf seinen Mund presste.
‚Soll er mich doch abweisen, dann hatte ich wenigsten
diesen eine Kuss.' Einige Sekunden lang geschah gar nichts, doch dann zog er
Kagome näher an sich, und ihre Anspannung lies nach.
‚Ich muss träumen!'
Sie küsste ihn mit der Verzweiflung eines Ertrinkenden und er erwiderte es mit
Leidenschaft. Keiner der beiden dachte mehr, sie handelten einfach, und so wurde
der Kuss immer inniger, bis...
‚Würde er das jetzt auch tun, wenn Kikyou noch am Leben wäre?' Abrupt lies
sie von ihm ab, sah ihm noch einmal kurz in die Augen und machte sich dann los,
um weg zu laufen.. Weg vor ihren Gefühle und Ängsten. Sie lies den
verdatterten Hanyou einfach da sitzen, der nicht wusste was in den letzen
Augenblicken in sie gefahren war. Verträumt strich er mit seinen Fingern über
seine Lippen und ging sie dann suchen.
