In Sicherheit

Es kümmerte ihn nicht wer ihn, sie alle, gerettet hatte. Inu Yasha warf bloß einen Blick auf Kagome, deren Umrisse immer blasser wurden, und war dann auch gleich bei ihr. Behutsam nahm er sie auf die Arme und erschrak. Sie wog schon beinahe weniger als eine Feder. Er kannte sein Ziel, kannte den Weg dorthin und binnen weniger Sekunden war er auch schon mitsamt der jungen Frau verschwunden. Seine Verletzungen hatte er einfach vergessen, er selbst war im Moment nicht wichtig.

Die anderen konnten ihm nur noch verblüfft hinterher sehen. Miroku fand als erstes seine Sprache wieder.

„Danke." sagte er zu dem Mädchen „Das war im letzten Augenblick. Wie heißt du?"

„Gern geschehen." Bis jetzt hatte sie dem kleine roten Punkt der immer schneller verschwand, hinterher gesehen. „Ich heiße Moe-chan." Und ein lächeln erschien auf ihrem Gesicht.

‚Wie alt sie wohl ist? Sie muss so in dem Alter von Nemura sein. Schätze ich zumindest.'

„wer war das, der gerade verschwunden ist?"

„Das war Inu Yasha."

„Inu Yasha!" Sagte sie leise und starrte dabei in den blauen Himmel. „Er hat mich gerettet"

„Wo hast du so gut Bogenschießen gelernt? Ich dachte es würden keine Mikos mehr ausgebildet?"

„Ich wurde auch nicht ausgebildet. Den Umgang mit Pfeil und Bogen lernte ich schon mit 6 von meinem Vater. Alles andere habe ich mir selbst beigebracht."

Sie schwieg einen Moment und dann erzählte sie weiter: "Entdeckt habe ich meine Fähigkeiten, als wir einmal von einigen Dämonen angegriffen wurden und Mama starb." Tränen stahlen sich in ihre Augen und schlichen sich langsam ihre Wangen hinunter.. unwillig wischte sie sie weg. 'Ich bin jetzt ein Kämpfer, und Kämpfer weinen nicht!'

"Mein Vater war auch schon bewusstlos, nur noch ich war übrig um unser Haus und unsere Familie zu beschützen. Ich hatte noch zwei kleine Geschwister." Nun konnte sie ihre Tränen einfach nicht mehr zurück halten und sie ließ sie einfach laufen. „Ich musste sie einfach beschützen können. Der nächste Pfeil den ich dann abschoss, zerstörte den getroffen Dämon auf der Stelle. Nur ich hatte sein leuchten gesehen, die Kraft gespürt, die aus meinem Inneren kam. Seit diesem Tag habe ich jeden Abend heimlich geübt. Es war nicht einfach, meine Mutter war tot und ich musste nun ihre Pflichten übernehmen. Doch ich habe es gern getan, meine Geschwister geliebt."

„Du warst sicher ein großartiger Mutterersatz." Mit den Worten, die Miroku eigentlich tröstend gemeint hatte, war er voll ins Fettnäpfchen getreten.

„Ich habe versagt!" schrie sie ihn an „Ich habe vollkommen versagt! Ich konnte sie nicht beschützen. Der Angriff hat eigentlich mir gegolten." Von Schluchzen geschüttelt sank sie in die Knie. „Warum bin ich nicht auch tot? Warum musste er mich retten?"

„Damit du uns retten konntest." Moe - chan blickte auf und sah direkt in das Gesicht von Sessi, sie hatte natürlich wieder die richtigen Worte gefunden. Dass wegen ihr Kagome „krank" geworden war, verschwieg sie natürlich. Ihrer Meinung nach hatte das Mädchen sowieso schon zuviel verkraften müssen. Sie brauchte noch nicht alle Probleme zu kennen, trotz allem war sie immer noch ein Kind, wenn sie auch schon langsam zur Frau wurde.

„Komm, wir müssen los, die Nacht ist nicht mehr weit."

Behutsam legte Inu Yasha Kagome auf den kalten, harten Steinboden der Höhle. Ihr viel zu leichter Körper war schon nicht mehr richtig warm. Er legte sich zu ihr und zog sie in seine Arme, um ihr etwas Wärme zu geben. Seit sie angekommen waren, hatte sich ihr Zustand nicht mehr verändert. Wirklich erleichtert konnte er jedoch trotzdem nicht sein, denn als er ihre Hand nehmen wollte, griff er ins Leere.

„Du wirst sie nicht ewig hier lassen können." Der Halbämon fuhr erschrocken auf. Er war sich sicher gewesen, allein zu sein.

„Nemura! Was machst du hier?"

„Ich bin öfter hier, man könnte sagen, das hier ist mein zweites zu Hause."

„Warum hast du dann meinen Bann nicht schon früher gelöst?"

„Es war mir nicht bestimmt."

„Es war dir nicht bestimmt!" Schrie er den Jungen an. „Was ist dir dann bestimmt?"

„Kagome zu retten." Antwortete dieser ruhig, was auch den Hanyou sofort wieder abkühlen lies. „Und wie?"

„Du musst die Asche meiner Mutter finden, die gibst du ihr dann vermischt mit Wein zu trinken."

„Deine Mutter?"

„Meine Mutter war eine Hanyou. Naraku wollte ihre Kräfte für sich und hätte dies beinahe geschafft. Um das aber zu verhindern tötete sie sich selbst, brachte mich aber vorher noch in Sicherheit. Alles geriet aus den Fugen, als er es schaffte sie gefangen zu nehmen und das auch nur weil sie schwanger war und ihre Kräfte somit geschwächt. Ihr Tod ist heute Nacht genau 200 Jahre her Nur heute Nacht kannst du ihr Grab finden."

„Ahh! Das heißt ja dass du über 200 Jahre alt sein müsstest? Aber du bist doch noch ein Kind!"

„Inu Yasha, Zeitdämonen altern anders, als normale."

„Wer war deine Mutter?"

„Sie war Tempera, Tochter von Cronos, Hüterin des Brunnens. Ihre Aufgabe war es darüber zu wachen, wer den Brunnen durchquert. Als ich auf die Welt kam, war sie über 3000 Jahre alt und war trotzdem noch eine junge Frau. Nur weil er sie gefangen hielt, konnte Naraku den Brunnen überhaupt zerstören." Langsam wurde es außerhalb der Höhle laut, ihre Freunde waren angekommen.

„Du musst dich beeilen, die Sonne geht schon unter!"

„Wo finde ich das Grab?"

„Es ist auf dem Berg Fuji, Gama - Sennin wacht über ihre letzte Ruhe. Sag ihm, dass ich dich geschickt habe und er wird dich hinführen."

„Ja." Er machte sich auf den Weg durch das Höhlensystem Richtung Ausgang. In der großen Höhle hinter dem Eingang herrschte reges treiben. Nach und nach strömten die Menschen die Stufen hinauf und durch den Bannkreis in die sichere Unterkunft. Sessi versuchte das Ganz in geordnete Bahnen zu lenken, was ihr eher schlecht, als recht gelang. Draußen schwand das Tageslicht mehr und mehr, und die, die noch nicht hineingelangt waren, drängten in Panik weiter. Der Rest stritt sich bereits um die besten Schlafplätze. Die Inu-Hanyou war kurz vorm Aufgeben.

Moe-chan saß schon eine ganz Weile in einer Ecke und beobachtete die Bemühungen der jungen Halbdämonin. Immer wieder kreisten ihre Gedanken um die Geschehnisse der letzten Tage, insbesondere um ihren Retter. Sie hatte bis dahin noch keine Gelegenheit bekommen sich zu bedanken, nicht einmal richtig sehen hatte sie ihn können, was sie etwas schmollen lies. Dann sah sie, wie Inu Yasha aus einem der vielen Gänge trat. „Oh Mann, ist der süß."

Alle um das Mädchen herum starrten sie plötzlich an. ‚Hab ich das jetzt wirklich laut gesagt?' Ihr Gesichtsfarbe wechselte augenblicklich von normal in ein nicht sehr schickes Dunkelrot. Schüchternheit war aber ihr Leben lang keine ihrer Tugenden, und so platzte sie einfach in das Gespräch das Inu Yasha mit Sessi führte. „Danke!" rief sie und fiel dem geschockten Hanyou um den Hals. Sessi kicherte bloß und erntet dafür einen scharfen Blick von dem Gepeinigten. Unsanft fasste er Moe-chan unter die Arme und stellte sie ein Stück weit vor ihm auf den Boden. „Für so was hab ich jetzt keine Zeit." Brummte er und verschwand hinter der Wand aus Wasser. Verblüfft schaute sie einige Zeit in die Richtung in die er verschwunden war, dann ballte sie wütend ihre Hände. ‚Das lasse ich mir nicht gefallen. Ich wollte mich doch nur bedanken.' Und sie fasste einen Entschluss.

Inu Yasha hetzte durch den Wald, dem Berg Fuiji entgegen. Beunruhigt beobachtete er den Horizont hinter dem die Sonne bald ganz zu verschwinden drohte. Der Himmel war bereits in das rotes Licht ihrer letzten Strahlen getaucht. In der Ferne konnte er bereits den Gipfel des Berges erkennen, er würde es trotzdem nicht vor Einbruch der Nacht schaffen. Immer öfter sog er prüfend die Luft ein, suchend nach dem stechenden Geruch ihrer neuen Gegner. Sie waren noch weit entfernt, dort wo die Dunkelheit schon Besitz von dem Land genommen hatte, es würde aber nur noch ein paar Minuten dauern und es hätte auch ihn eingeholt. Er blieb stehen, nun waren sie ihm schon ganz nah. Vorsorglich zog er Tessaiga und versuchte so wenig wie möglich zu atmen. Inu Yasha wusste noch genau um die Auswirkung derer Ausdünstungen auf seine Sinne. Und dann konnte er auch schon Umrisse in der hereingebrochenen Dunkelheit erkennen.

Er hatte Glück, es war nur einer von ihnen und doch war einer genug um ihm Schwierigkeiten zu bereiten. Mit der linken Hand drückte er sich den Ärmel seines Suikans auf die Nase, um so wenig wie möglich den betäubenden Gestank einzuatmen. Es half jedoch nicht sehr viel, ein leichtes Schwindelgefühl hatte ihn schon erfasst. Das Kaze-no-Kizu, das er ihm entgegen geschickt hatte verfehlte sein Ziel und er glaubte ein hohles Lachen gehört zu haben, wie um ihn zu verspotten. Mit einen Geräusch wie grollenden Donner raste das Pferd auf ihn zu, Blitze schossen unter seinen Hufen hervor und bald spürte er die Hitze des Feuers, das aus den Nüstern stieg auf seiner Haut. Kurz war Inu Yasha hypnotisiert von der sich bewegenden roten Farbe und konnte nur knapp dem Schwerthieb ausweichen, der seinen Hals hätte treffen sollen.

Er war hart gefallen, sein Gesicht hatte sich tief in die raue Erde gegraben und seine Wange zierte eine Wunde, die bis zu seinem Ohr reichte. Doch besser dort, als woanders. Durch die Wucht des Aufpralls war seine Hand von seiner Nase gerutscht. Ungehindert drang die verpestete Luft in seine Atemwege ein und raubte ihm beinahe das Bewusstsein. Mit verklärtem Blick konnte er noch den Pfeil erkennen, der an ihm vorbei hoch in die Luft flog und diese reinigte. Seine Gedanken wurden wieder klarer und mit einem Satz war er wieder auf den Beinen. Er brauchte sich nicht umzusehen, um zu wissen, wer den Pfeil geschossen hatte. Er kannte Moe-chan's Geruch bereits. Ohne zu zögern schlug er dem Wesen mit einem Hieb den Kopf ab. Dieser rollte zu Boden und mit einem weiteren höhnischen Lachen löste er sich in Luft und Asche auf. Hinter ihm erscholl ein Ruf:

„Das Tier ist der Dämon, es benutzt seinen Reiter nur als Waffe. Es musst du treffen!"

Er wollte gerade zu einem neuen Kaze-no-Kizu ansetzen als er noch einmal zurück gehalten wurde.

„Warte! Es hat einen Shikon no Kakera."

„Wo?"

„Direkt über dem Schweif."

„Na dann." Inu Yasha sprang hoch und holte aus.

Kaze-no-...

In dem Moment, als er zuschlagen wollte, biss ihn eine Schlange aus dem Schweif in den Arm. Tessaiga ‚s Klinge rutschte ab und trennte der Schlange den Kopf ab. Er schaffte er gerade noch auf den Füssen zu landen. Die Bisswunde am Arm pochte und die beiden kleinen Löcher die, die Zähne hinterlassen hatten schwollen dick an. Ihm wurde immer heißer, hatte das Gefühl von innen zu verglühen. Geschwächt schwankte er, das Schwert nachschleifen, ein paar Schritte zur Seite. ‚Ich muss...' dachte er noch, doch seine Gedanken versagte ihm schon den Dienst. Mit letzter Kraft warf er Tessaiga in Richtung des Dämons und betet im Stillen, es möge sein Ziel treffen, dann kippte er endgültig um.

Tessaiga steckte nun in der Lava artigen Haut des Dämonen, genau über dem Splitter. Doch das schien ihn nicht sonderlich zu stören. Mit einem erneuten Angriff wollte dieser dem hilflos am Boden liegenden Halbdämonen endgültig den Gar ausmachen. Ein zweiter Pfeil hinderte ihn aber an seinem Vorhaben. Der Pfeil traf auf die Klinge von Tessaiga und die heiligen Kräfte, die er in sich trug wanderten über das Schwert zu dem Shikon no Kakera und reinigten ihn noch in dem Körper des Dämonen. Ohne die Dunklen Kräfte konnte er nicht mehr existieren und explodierte regelrecht. Das Mädchen hatte sich schützend über den Verletzten geworfen, als Blut und heiße Asche begannen von Himmel zu fallen. Als es zu Ende war, war ihr Haut von unzähligen Brandwunden übersät, die teilweise schon große Blasen bildeten. Inu Yasha was so weit verschont geblieben, nur seine nackten Füße hatten einige Blessuren davon getragen. Mühsam richtet sie sich wieder auf und blickte sorgenvoll auf Inu Yasha hinunter, seit er hingefallen war, hatte er sich nicht mehr gerührt.

‚Ist er tot? Habe ich wieder einmal versagt?' Mit Tränen in den Augen strich sie ihm eine Strähne des weißen Haares aus dem Gesicht und tastete zaghaft nach der Vene an seinem Hals.