Schon wieder Grimmauldplatz
„Sind wir bald da?" Es war bereits das dritte oder vierte Mal, dass Ron diese Frage stellte. Hermine verdrehte entnervt die Augen. Dadurch, dass der Grimmauldplatz immer noch von mächtigen Schutzzaubern geschützt zu werden schien, hatte keiner der Drei es wirklich gewagt, einfach dort hinzuapparieren. Ganz davon abgesehen, dass Harry dem Gefühl des „Durch-einen-engen-Gummischlauch-gepresst-Werdens" nicht viel abgewinnen konnte. Und mit dem Besen wäre es einfach momentan zu gefährlich. Würden sie doch so das ideale Ziel abgeben.
Harry reagierte nicht auf das mürrische Gequengel seines Freundes, sondern starrte eher recht teilnahmslos aus dem Fenster der Muggel-U-Bahn. Er hatte keine Lust zu reden. Außerdem nahm er Hermine immer noch den Muffliato übel! Sie hatte ihn ernst am Bahnhof wieder von ihm genommen und seitdem schmollte er.
Obwohl - hatte er nicht vor ein paar Stunden beschlossen, erwachsen zu werden?
Er seufzte leise und lehnte die Stirn gegen das kühle Glas.
Endlich an ihrem Ziel angekommen – einer der Muggel-U-Bahn-Stationen, nicht weit entfernt vom Grimmauldplatz – stiegen sie aus und kamen nach ungefähr 5 Minuten auf dem Platz an, an dem das Haus zu finden war. Immer noch roch es nach fauligem Abfall, nur das Wummern der Musikanlage fehlte, welches Harry beim ersten Mal, als er hier gewesen war, begrüßt hatte.
„Uäääh", rümpfte Ron die Nase und schüttelte sich angeekelt. „Wirklich ein echt hübscher Fleck Erde! Nicht, dass dieser Familien-Zweig etwas Besseres verdient hätte, aber ganz ehrlich. Gegen diesen Geruch muss man doch was machen können!"
„Schhhhht!" fauchte Hermine. „Noch ein bisschen lauter, Ron! Die Nachbarn am Ende der Straße haben Dich sicher noch nicht gehört!"
Er streckte ihr nur vielsagend die Zunge raus.
„Könnt ihr beide Mal die Klappe halten?" So langsam hatte Harry dieses Gezanke echt satt – und zu seiner grenzenlosen Erleichterung hielten beide auch wirklich den Mund. Danke Merlin und allen Anderen, die für diesen Moment Frieden vielleicht verantwortlich waren!
Er wandte sich seinem immer noch unsichtbaren Schrankkoffer zu, tastete ein paar Mal recht ziellos in der Luft herum und erwischte dann endlich einen Zipfel des Tarnumhangs. Mit einem Ruck zog er ihn herunter und enthüllte so den Käfig ebenso wie das wuchtige Gepäckstück. Hedwig, sie bereits mit geschlossenen Augen gedöst hatte, schrak auf und klapperte höchst missgelaunt mit dem Schnabel.
„Entschuldige", murmelte Harry und öffnete die Tür des Käfigs. Mit einem majestätischen Flügelschlag befreite sich die Schnee-Eule aus dem Käfig und flog in eine der Baumkronen rund um den Platz, um es sich dort bequem zu machen. Es dämmerte bereits bedenklich.
„Wir sollten und beeilen", flüsterte Hermine leise. „Nicht mehr lange, dann werden die Besitzer der anderen Häuser aufwachen! Und dann fällt es wohl auf, wenn hier plötzlich ein neues Haus steht!"
Harry achtete nicht auf ihren Einwand, sondern kramte im Inhalt seines Koffers herum, bis er die Pergament-Rolle mit dem schwarzen Siegel endlich gefunden hatte. Er schloss den Deckel und strich es glatt, um es noch einmal überfliegen zu können.
„Glaubt ihr, dass wir dieses Mal genauso reinkommen, wie das letzte Mal?" fragte Ron, der sich aus purer Neugier ebenso wie Hermine über Harrys Schulter beugte, um einen Blick auf das ominöse Schreiben werfen zu können.
„Das wäre doch zu einfach, oder?" stellte Hermine die Gegenfrage. „Was sagst Du, Harry?"
Am liebsten hätte er etwas wie „Klappe halten" gesagt, allerdings verkniff er es sich noch rechtzeitig. Er nahm das Pergament auf und ging zu der engen Gasse zwischen zwei der Häuser, aus dem der Grimmauldplatz Nummer 12 schon einmal aufgetaucht war. In dem Schreiben war kein anderer Hinweis zu finden. Es musste also gehen, wie …
Kaum war er nahe genug herangetreten, begann die Erde unter seinen Füßen zu beben. Erschrocken machte Harry einen Schritt rückwärts. Wie aus dem Nichts erschienen die dunkelgrauen Wände des Grimmauldplatzes, pressten die anderen Muggelhäuser auseinander wie Spielzeug und blieben schließlich beängstigend ruhig stehen.
Misstrauisch legte Harry den Kopf schief, ehe er erneut einen Blick auf das Pergament in seinen Händen warf. Laut des Magi-Advokaten, der ihm das Schreiben zugesandt hatte, musste er nun das Haus „in Besitz nehmen". Leider stand nirgends, wie er das schaffen sollte.
Hermine war wieder neben ihn getreten und hatte ihm die Pergament-Rolle aus den Händen genommen. Sie vertiefte sich erneut in das gängige Blabla des offiziellen Schreibens – doch auch sie musste sich nach ein paar Minuten ebenfalls geschlagen geben.
„Ron, hast Du keine Idee?" fragte sie schließlich offensichtlich enttäuscht. „Du bist schließlich derjenige, der schon seit Geburt mit Magie zu tun hat!"
„Frag´ mich was über nass zündendes Feuerwerk, Hermine – da kann ich Dir jede Antwort geben. Aber das hier…" Ron warf dem Gebäude vor ihnen einen argwöhnischen Blick zu. „Das ist schwarze Magie. Und Mum und Dad haben uns nicht mal in die Nähe von etwas gelassen, was damit behaftet gewesen wäre."
„Und jetzt?"
Beide warfen sich einen ratlosen Blick zu, bevor sie Harry ansahen, der die Eingangstür immer noch mit zu Schlitzen verengten Augen betrachtete. Irgendetwas musste er übersehen haben. Aber was?
„Ach, zur Hölle!" Mit entschlossen gestrafften Schultern machte Harry einen Schritt nach vorn und streckte die Hand nach dem Türknauf in Form eines grimmigen, schlangenartigen Wesens aus. Er hatte sich gegen Voldemort zur Wehr setzen können, da würde ihn doch ein blöder, alter Steinkasten wie der Grimmauldplatz nicht in die Knie zwingen!
Er hörte noch Hermines leise Warnung – bevor dieses Vieh, welches sich um den Türknauf schlängelte, mit einer raschen Bewegung plötzlich zum Leben zu erwachen schien und seine Hand attackierte. Ehe er reagieren konnte, hatte es ihn gepackt und die messerscharfen Zähne in seinem Fleisch vergraben.
Harry heulte auf vor Schmerz, während rotes, frisches Blut aus den Bisswunden hervorquoll und seine Finger hinabtropfte. Seine beste Freundin schrie auf, während Ron nach vorn stürzte und ihm zur Hilfe kommen wollte. Doch eine Art Kraftfeld schien sich um Harry und das Haus zu bilden, denn er kam einfach nicht an ihn ran. Hastig zerrte er seinen Zauberstab hervor, sich nicht darum kümmernd, dass ihn vielleicht irgendwelche Muggel sehen könnten. Harry blutete heftigst, und wenn dieses verfluchte Haus ihn nicht bald los ließ, dann …
Sein Schocker prallte nutzlos ab. Auch jeder erdenkliche andere Zauber. Mit grauenerfülltem Blick mussten beide mit ansehen, wie Harry ganz langsam in die Knie ging.
Harry selbst konnte seinen Blick nicht von der steinernen Figur wenden, die sich fast schon mit perversem Genuss in ihn verbissen hatte. Übelkeit kroch in ihm hoch. Es schien fast so, als gehe eine Art Gift von ihr aus. Ihm wurde unerträglich kalt und er fühlte sich, als fülle sich Alles um ihn herum mit eisigem Wasser. Seine Lungen blockierten und er bekam einfach keine Luft mehr! Er würde elendig ersticken! Am ganzen Leib zitternd kämpfte er verbissen gegen die Hoffnungslosigkeit an, die ihm hoch schwappte.
„Ich … werde nicht … aufgeben!" presste er zwischen den Zähnen mühsam hervor.
Als habe die Figur ihn gehört, löste sie ihre Zähne und Klauen von ihm und starrte ihn aus blinden Stein-Augen an. Dann, urplötzlich schien sie sich in Rauch aufzulösen und er fühlte einen immensen Sog – bevor er ohnmächtig wurde!
„HARRY!" Mit weit aufgerissenen Augen starrte Hermine auf den Fleck, an dem ihr bester Freund eben noch gewesen war und sich urplötzlich in Luft aufgelöst zu haben schien. Grausige Erinnerungen an das trimagische Turnier und dem von Harry Erlebten wirbelten durch ihren Kopf, während Ron immer noch verbissen versuchte näher heranzukommen. Nur noch eine kleine Pfütze von Harrys Blut markierte den Punkt, an dem er gewesen war. Doch auch diese verschwand. Als sauge der Stein der Eingangstreppe das Blut auf.
Das Nächste was Beide realisierten war eine ohrenbetäubende Art von Explosion, die sie zu Boden warf.
Cliffs sind eine ganz böse Erfindung, was? Na ja, die die mich kennen, wissen - wenn die Zahl der Reviews stimmen, dann sind RemusBride und ich sicher hochmotiviert, weiterzuschreiben! Also, legt los!
