A/N: Hallo, ihr Lieben. Da bin ich wieder, in alter Frische. Und ich hoffe, ihr seid schon fürchterlich gespannt auf meine (BineBlacks) Fortsetzung der Geschehnisse. Wollen wir doch mal sehen, wie es dem armen Harry so ergangen ist, während Remus wieder seine Lupin-Momente hatte - Seufz! VielSpaß!

Evanna Brave

Wo zur Hölle war er? Nur sehr langsam lichtete sich der dichte Nebel, der in Harrys Kopf waberte, wie man es normalerweise nur über der Themse beobachten konnte. Recht verschwommen bemerkte er, dass er auf dem Boden lag, die Brille heillos verrutscht auf seiner Nase, der Zauberstab etwa einen halben Meter von ihm entfernt. Er konnte ihn nur sehr schemenhaft ausmachen. Zum einen, weil seine Brille wie gesagt grade recht nutzlos war in dieser Position und zweitens, weil um ihn herum nur ein schummriges Licht herrschte.

Es roch nach Staub und Moder – so wie …

Hastig rappelte er sich hoch, ergriff den Zauberstab und sah sich um. Zur Hölle, was war passiert? Plötzlich stand er in der Eingangshalle des Grimmauldplatz Nummer 12 und wurde von unangenehmen Erinnerungen förmlich bestürmt.

Das Gefühl des Verrats, als er das erste Mal hier gewesen war und herausgefunden hatte, dass jeder halbwegs über Voldemorts Machenschaften Bescheid wusste – bis auf ihn.

Sirius, wie er am Küchentisch saß und mit seltsam leerem Blick in sein Glas Feuerwhiskey starrte. Weil er in diesem verflucht verhassten Kasten gefangen war.

Durch das Geräusch aufgeschreckt, welches Harry unwillkürlich bei diesen Erinnerungen ausstieß, flogen die dunklen Samtvorhänge zur Seite und enthüllten das Portrait von Sirius´ Mutter.

„Blutsverräter! Abschaum! Ausgeburten von Schmutz und Niedertracht!" brach sie in ihre übliche Litanei aus. „Hinaus aus meinem …."

Sie schien zu stutzen, ehe sie die Augen aufriss und Harry anstarrte. „Du? DU? Nein, Du kannst unmöglich der Herr dieses …. Was ist aus dem Blutsverräter…?"

Bei ihren abschätzigen Worten schien das Monster, welches letztes Jahr in Bezug auf Ginny in Harry erwacht war, wieder zum Leben erweckt zu werden.

„WAGE ES NICHT, SO ÜBER IHN ZU SPRECHEN!" brüllte Harry wütend zurück und zielte mit seinem Zauberstab unwillkürlich auf ihre knochige Nase. Diese sabbernde Alte schaffte das, was im vergangenen Sommer bisher keiner geschafft hatte – sie überwand scheinbar mühelos Harrys selbst aufgerichtete Mauer der Selbstbeherrschung.

„Er ist tot! Und Deine dreckige Familie ist daran schuld! Die Linie der Blacks ist ausgelöscht, alte Sabberhexe! Du hast gewonnen! Also halt bei Merlins Bart endlich Deinen Mund!"

Zu seiner Überraschung verstummte sie wirklich und starrte ihn an. Offensichtlich besaß diese Familie irgendwo in ihren verkommenen, schwarzen Seelen doch noch ein Fünkchen Herz, denn einen Augenblick lang erschien sie fast so etwas wie betroffen – genauso wie Phineas Nigellus damals. Allerdings nicht für lange …

„Ein Halbblüter in meinem Haus!" jammerte sie nach wenigen Sekunden los und rang die knochigen Hände. „Ein Halbblüter!"

Am liebsten hätte Harry sie ins nächste Jahrtausend gehext! Doch er riss sich mühsam zusammen und verschloss mit einem wütenden Schwenk seines Zauberstabes die Vorhänge, ehe er in der wieder eingetretenen Stille einmal tief durchatmete. Und sich dann an Hermine und Ron erinnerte.

Verdammt!

Er stürzte zur Tür, doch ehe er nach dem Türknauf griff, zögerte er – zu frisch war die Erinnerung an den Schmerz. Allerdings war es hier nur ein glatter, dunkler Türknauf – ohne irgendwelche Wesen, die sich heimtückisch darum schlangen.

Mit fest aufeinander gepressten Lippen starrte er ihn an, ehe er hastig danach griff. Nichts geschah – also riss er die Tür auf und blickte in die fassungslosen Gesichter seiner besten Freunde.

„HARRY!" Hermine sah aus, als wolle sie gleich vor lauter Erleichterung in Tränen ausbrechen, als sie seiner ansichtig wurde. Ron hingegen wirkte deutlich misstrauisch, denn er begann damit, mit ausgestreckten Händen in der Luft rumzufuchteln, als suche er nach weiteren Kraftfeldern. Aber da war nichts – und so landete eine seiner Hände irgendwann in Harrys Gesicht und fegte ihm fast erneut die Brille herunter.

„Ron!"

„Tschuldigung!" Er zuckte kurz um Verzeihung heischend mit den Schultern, ehe er ein wenig atemlos fragte: „Bei Merlin! Was zur Hölle war das denn grade?"

„Das ist doch ganz egal!" Ohne dass Harry ihr ausweichen konnte, hatte Hermine ihm die Arme um den Hals geschlungen und drückte ihn so fest sie konnte. Ein wenig verschämt hielt er still – bis ihm diese Umarmung dann doch unbestreitbar peinlich wurde und er sich räusperte.

„Willst Du die Arbeit dieses Kastens etwa beenden, Mine?" fragte er leise, mit einem mörderischen Blick in Rons Richtung, der mittlerweile von einem zum anderen Ohr grinste. Verlegen ließ sie ihn los und strich sich ein paar ihrer widerspenstigen Locken hinters Ohr.

„Verzeihung. Ähm … ich denke, Du warst erfolgreich beim Erneuern des Blutsbannes, was? Der Grimmauldplatz gehört jetzt ganz rechtmäßig Dir, Harry."

Er nickte langsam, bevor er einen Blick zurück in die schummrige Halle warf. „Da hast Du wohl Recht. Und hier wird sich jetzt einiges ändern!"


„Und ich hatte gedacht, wir könnten und vor dem Putzen drücken, jetzt wo Mum nicht hier ist", murrte Ron eine gute Stunde später, während er mit Hermine zusammen verbissen versuchte, die schweren Samtvorhänge von den Fenstern zu entfernen. Etwas, an dem Molly Weasley im vorletzten Jahr aufs Kläglichste gescheitert war. Doch jetzt, nachdem das Haus auf Harrys Blut geeicht war, schien die Macht, die Sirius Mutter noch über ihren Tod hinaus auf das Haus gehabt hatte, vollkommen verschwunden zu sein.

Aufgefallen war es ihnen, als Ron mit einem Finger gelangweilt gegen die Köpfe der armen Hauselfen, die immer noch als bizarrer Wandschmuck im Treppenaufgang hingen, geschnippt hatte. Sie waren ohne Widerstand einfach von der Wand gefallen und die Treppe hinuntergekullert, was ihm einen gehörigen Schreck eingejagt hatte und Hermine fast einen Mord hatte begehen lassen.

Das Mädchen hatte daraufhin die Köpfe wieder aufgesammelt und darauf bestanden, dass sie eine richtige Bestattung bekamen, wie es den armen Wesen nie vergönnt gewesen war, weil diese herzlose alte Hexe sie lieber an die Wand gehängt hatte!

Die nächste halbe Stunde hatten die beiden Jungs mit ihr draußen vor dem Haus, geschützt durch ein paar alte Eichen verbracht, murrend ein Loch gegraben – natürlich per Hand, was Ron fast einen Mord hatte begehen lassen - und Harry hatte die Köpfe schließlich „als neuer Hausherr, der mit solch furchtbaren Traditionen brechen musste" reichlich lieblos hineingeworfen.

Hermine hatte eine Rede gehalten über die Ungerechtigkeit und die schlechte Behandlung, des Sklaventums der gesamten Hauselfen. Und Ron war fast erstickt, als Harry ihm flüsternd in Aussicht gestellt hatte, dass einer der Hunde der Muggel-Nachbarn die Köpfe im Laufe des Tages wieder ausbuddeln würde - und was die betreffenden Herrchen wohl dazu sagen würden, wenn die guten Wauwaus ihnen diese Trophäen brachten.

Harry hatte bei dieser Vorstellung selbst grinsen müssen – eine fast schon ungewohnte Mimik, wie seine Gesichtsmuskeln ihm sofort mitteilten.

Nachdem sie von dieser Beerdigung zurückgekehrt waren und Harry Merlin sei Dank nicht noch mehr Blut hatte opfern müssen, um wieder ins Innere des Hauses zu gelangen, hatte er fast besessen damit begonnen, das Gebäude zu „säubern".

Wahllos rannte er durch Räume, riss Vorhänge von den Fenstern, warf Tische um – und als er schließlich vor dem Teppich mit den Familien-Stammbaum der Blacks ankam, bereitete es ihm ein fast perverses Vergnügen, diesen in Flammen aufgehen zu lassen. Die angekokelte Wand kümmerte ihn wenig. Das einzig Negative daran war, dass ihm unwillkürlich der Gedanke kam, wie gern Sirius das Ganze wohl mit angesehen hätte …

Er hatte diesen Gedanken hastig beiseite geschoben, genauso wie die Erinnerung an das bellende Lachen seines Paten, welches er so selten gehört hatte, und war in den nächsten Raum gestürzt, um ein Feuer in dessen Kamin zu entfachen und Alles, wessen er habhaft werden konnte, hinein zu werfen.

Seine Freunde hatten schweigend begonnen, ihm zu helfen – und waren jetzt mittlerweile schweißgebadet.

„Ist doch eine gute Idee, das Haus hier aufzumöbeln", erklärte Hermine grade als Antwort auf Rons Gemurre, während sie sich aus dem Berg schwarzen, staubigen Samt kämpfte, denn der letzte Vorhang hatte sie halb unter sich begraben. „Oder wolltest Du hier wohnen, wenn es bliebe, wie es war?"

Ron schüttelte stumm den Kopf, ehe er ihr den Samt abnahm und ihn ebenfalls in den Kamin warf. Die Flammen züngelten sofort empor.

„Wann sagen wir es ihm?" fragte er stattdessen.

Hermine schwieg einen Moment, ehe sie leise seufzte: „Meinst Du nicht, wir sollten erst mit unseren Eltern …?"

Beide hatten beschlossen nicht mehr in den Fuchsbau zurückzukehren – zumindest nicht ohne Harry. Und da dieser definitiv hier bleiben wollte …

„Darauf könnte ich getrost verzichten", seufzte Ron. „Du kennst meine Mum! Ich hoffe nur, dass sie in den vergangenen Jahren nicht schneller geworden ist als ich. Durch Fred und George ist sie gut im Training!"

Hermine kämpfte ein Kichern nieder, als sie sich das Bild einer zeternden Molly Weasley vorstellte, die hinter ihrem jüngsten Sohn her rannte.

„Meine Eltern werden auch nicht begeistert sein", seufzte sie stattdessen leise. „Aber wir können nicht einfach verschwinden. Oh Gott, meine Mutter wird bestimmt ohnmächtig, wenn sie erfährt, dass ich ab jetzt hier wohne … mit zwei Jungs … ohne Erwachsenen …"

„Glaubt sie etwa, wir würde Dich schänden?" fragte Ron, und sein breites Grinsen ließ ihre Augenbraue hoch wandern. „Oder glaubt sie eher, Du schändest uns?"

„Wieso sind wir beide noch mal befreundet?"

„Ich weiß zusammen mit Harry als Einziger Deine Sucht nach Wissen zu schätzen, weil ich dann von Dir abschreiben kann?"

„Stimmt, ja."

Beide tauschten ein kleines Lächeln, ehe sie von einem lauten Poltern unterbrochen wurden. Harry stand in der Tür, einen breiten Schmutzstreifen quer über der Wange und blickte beide mit fragend gehobener Augenbraue an.

„Was ist los?" fragte Hermine hastig, um ihn schnell von dieser Situation abzulenken.

„Ich hab´ eine Idee!" verkündete Harry sehr zu ihrer und Rons immenser Erleichterung. „Hermine? Wie werden verzauberte Bilder hergestellt?"

Die junge Hexe runzelte die Stirn. „Es gibt spezielle Zauber. Wieso?"

„Würdest Du die hinkriegen?" fragte er mit einem entschlossenen Glitzern und mindestens genauso entschlossen vorgeschobenem Kinn, ihre Frage bewusst ignorierend.

„Ähm … Ich denke schon. Aber …"

„Dann lass uns anfangen!" Er ergriff ihre Hand und zog sie aus dem Raum. Auf ihre überraschte Frage, was er denn um Merlins Willen für ein Bild kreieren wollte, erklärte er nur einsilbig: „Ich will endlich den Richtigen an meinen Wänden."

Hermine warf einen Blick über die Schulter zu Ron, der nur ratlos mit den Schultern zuckte, ehe sie Harry ergeben folgte.


In dem Zimmer, welches früher Sirius bewohnt hatte, blieb Harry stehen und die junge Hexe bemerkte seinen Koffer und Hedwigs Käfig an der Wand. Innerlich seufzte sie leise. Sie konnte sich denken, warum er ausgerechnet dieses Zimmer gewählt hatte. Harry hatte ihr gegenüber nie viel über Sirius' Tod gesprochen, doch sie war nicht dumm. Sie wusste, dass es ihn schwer getroffen hatte, seinen Paten zu verlieren. Und dass er sich insgeheim vermutlich immer noch die Schuld für seinen Tod gab. Genauso wie für den Tod Dumbledores oder den seiner Eltern … Vielleicht hatte er hier einfach das Gefühl, Sirius ein Stückchen näher zu sein.

Harry hatte Hermines Hand los gelassen und begonnen, wie verrückt seinen Koffer zu durchwühlen. Nach etwa 2 Minuten schien er gefunden zu haben, was er suchte. Er zog sein Fotoalbum heraus, welches er mit Argusaugen bewachte, wie Hermine wusste, und begann es hektisch zu durchblättern. Sie erhaschte kurze Blicke auf Babyfotos, auf denen Harrys Eltern und offensichtlich er selbst abgebildet waren. Dann Fotos von ihnen Dreien. Und schließlich – ein Foto von Sirius.

Harry löste es vorsichtig von der Seite und hielt es Hermine hin. „Das will ich! Für die große Halle." Sie nahm es entgegen und blickte darauf. Sirius saß an eine Wand gelehnt und schien gedankenverloren an die Decke zu starren. Hermine schluckte. So ähnlich hatte sie ihn in Erinnerung.

„Es ist nur ein Muggel-Foto. Ich … kannte niemanden mit einer magischen Kamera. Das Foto ist nur durch einen blöden Zufall entstanden … Und ich … Ich will ihn einfach hier haben", erklärte Harry leise und sie sah auf.

Jeder, der Harry nicht kannte, hätte sein Gesicht als ausdruckslos beschrieben. Doch sie wusste es besser. Sie bemerkte den angespannten Zug um den Mund und dass er es vermied, ihr offen in die Augen zu sehen.

Hermine nickte langsam. „Ich werde tun, was ich kann. Das verspreche ich Dir."

Er nickte nur, ehe er mit betont gestrafften Schultern an ihr vorbei ging und gespielt fröhlich erklärte: „Okay. Dann lass uns mal weiter machen."


Die gesamte Säuberungsaktion lief jetzt mittlerweile schon den gesamten Tag und trotzdem hatten sie grade mal den ersten Stock halbwegs hergerichtet. Da Hermine mit Sirius´ Foto in die Küche verschwunden war, um sich seiner anzunehmen, hatten Ron und Harry allein weiter gemacht. Jetzt waren zumindest alle dunklen Vorhänge verschwunden, allerdings wurden die Fenster offenbar durch bestimmte Schutzzauber verschlossen gehalten. Die beiden Jungs hatten alles Erdenkliche ausprobiert, waren allerdings kläglich gescheitert. Und als Ron Hermine zur Hilfe holen wollte, hatte Harry nur vehement den Kopf geschüttelt und sich geweigert, sie bei der Arbeit an dem geplanten Foto zu stören.

Sein Freund hatte nur mit den Schultern gezuckt, sich gestreckt und grinsend verkündet, dass dies´ wohl dann bedeutete, dass sie eine Pause machen müssten. Harry hatte, gelinde gesagt, nichts dagegen. Sie hatten Hermine geholfen, alle benötigten Utensilien, die sie zur Verzauberung des Bildes benötigte, in die große Halle zu schleppen – laut ihr würde sie jede Menge Platz benötigen. Das Geklirr und Geschepper der Flaschen und Tiegel mit den Zutaten, neben Kupferkesseln und Schöpfkellen hatte natürlich wieder das Bild der Sabberhexe aufgeschreckt, die eine ganze Weile mit Harry zusammen im Chor geschrieen hatte.

Nachdem die Drei allerdings dazu übergegangen waren, sie zu ignorieren, schien es ihr auf Dauer selbst zu dumm zu werden und sie beschränkte sich darauf, Hermine mit Blicken zu erdolchen.

Harry war vors Haus geflüchtet und hatte sich draußen auf dem Bürgersteig niedergelassen. Ein paar Muggel gingen an ihm vorbei und warfen ihm deutlich misstrauische Blicke zu. Auch sie hatten die Todesser-Angriffe bemerkt, in den Nachrichten war aber lediglich von rivalisierenden Banden die Rede.

Trotzdem, man hatte damit erreicht, dass die meisten Menschen bei Abenddämmerung schleunigst ihre Behausungen aufsuchten und sich dort in die vermeintliche Sicherheit zurückzogen. Und Harry als „Neuer" in der Nachbarschaft bedeutete wohl potenzielle Gefahr. Ihm war´s egal. So ließ man ihn wenigstens in Ruhe.

Ron gesellte sich zu ihm, offenbar mittlerweile auch müde davon, Hermine beim Mischen und Rühren von Zutaten zuzuschauen.

Beide Jungs sprachen kein Wort – und Harry war Ron dafür sehr dankbar!


Die schwarzen Kapuzen und die ebenso farbigen Umhänge der Männer am Straßenrand weckten ihre Aufmerksamkeit. Ebenso wie das verängstigte Schluchzen der jungen Frau und das blasse Gesicht ihres Begleiters, den diese Kerle grade an die Wand hinter ihm drängten.

Evanna Brave wusste eigentlich schon in diesem Augenblick, dass es das Vernünftigste gewesen wäre, einfach weiter zu gehen und sich nicht um die Belange anderer Leute zu kümmern. Aber sie verabscheute Ungerechtigkeit aufs Tiefste, und das schon solange sie denken konnte. Und einen einzelnen Mann zu viert in die Enge zu treiben, war unbestreitbar ungerecht.

Ehe sie sich versah, hatte sie die Straße überquert und hörte sich selbst, wie sie rief: „Hey! Legt euch gefälligst nicht mit unschuldigen Leuten an!"

Einer der Kapuzen-Kerle, ein ziemlich fetter Zeitgenosse, wandte sich zu ihr um.

„Was geht Dich das an, Kleine?" fragte er mit blecherner Stimme recht unfreundlich. „Mach´, das Du nach Hause zu Mum und Dad kommst! Bevor wir uns Deiner annehmen."

„Ihr schafft mich nicht!" Ein winziger Teil in Evanna schlug die Hand gegen die Stirn bei dieser patzigen Antwort und begann ihr Vorhaltungen zu machen, dass sie sich auch ständig selbst in Schwierigkeiten brachte. Der fette Kerl fixierte sie mit schmutzig-grünen, tief liegenden Schweinsaugen, während sich nun auch seine Kumpane zu ihr umwandten. Das Pärchen, welches sie bis grade noch in der Mangel gehabt hatten, nahm die Beine in die Hand und überließ Vanna sich selbst.

‚Na, vielen Dank auch! Es war mir eine Freude …', dachte sie mit einem ironischen Lächeln. Wo waren die Helden von früher hin, die sich mit Freuden für eine junge Frau geopfert hätten?

Möglichst unauffällig fischte sie nach ihrem Zauberstab, während sie förmlich die geifernden Blicke spüren konnte, die sich an ihrem zugegebenermaßen recht leicht bekleideten Körper hinabtasteten. Aber hey, sie war Joggen gewesen – und da trug man eben keine dicken Pullover oder schlabberige Hosen. Besonders nicht, wenn es noch so warm war wie jetzt! Das eng anliegende, kurze Top und die kurzen Hosen waren eben praktisch. Und keine Einladung, nach dem Motto: „Hey Du! Wenn Du einen Schwanz hast, besorg es mir!"

„Braucht da etwa jemand einen richtigen Mann zwischen den schlanken Schenkelchen?" fragte der Typ vor ihr grade lüstern, während seine Kumpels anzüglich grinsten und eindeutig obszöne Gesten machten.

Mit einem Ruck zog sie ihren Zauberstab hervor und zielte zwischen die Schweinsaugen. „Denk´ nicht mal dran, Schwabbelchen!" zischte Evanna und ihre dunkelbraunen Augen blitzten warnend. „Du könntest wichtige Körperteile verlieren!"

„Uuuuh, ein Wildfang", spottete ein anderer der vermummten Typen. „Ich mag es, wenn die Weiber kratzen und fauchen."

„Vielleicht willst Du Dich uns ja anschließen", schmeichelte Fettie hingegen mit einem öligen Lächeln. „Der dunkle Lord kann Anhänger gebrauchen. Und es würden sich sicher genug Kerle finden, die Dich ausreichend zu stopfen wüssten! Wir kümmern uns gut um unsere Frauen."

Erneute obszöne Gesten folgten und Evanna überlegte, ob sie sich hier auf offener Straße übergeben könnte. „Na vielen Dank auch. Aber nur über meine Leiche!"

„Lässt sich einrichten, Schätzchen!"

In der nächsten Sekunde zischten Flüche um Vannas Ohren und es gelang ihr nur mühsam, sie abzublocken. Verflucht, wo hatte sie sich denn jetzt wieder hinein manövriert? Nachdem ein Schocker ihr fast den Zauberstab aus der Hand geflucht hatte, entschloss sie sich, die Beine in die Hände zu nehmen und zu machen, das sie hier weg kam! So schnell sie konnte rannte sie die Straße entlang.


Harry und Ron hörten den Tumult wenige Augenblicke später. Mittlerweile dämmerte es schon ziemlich und so waren die farbigen Lichtblitze deutlich zu erkennen. Die Beiden wechselten einen kurzen Blick, ehe sie aufsprangen und ihre eigenen Zauberstäbe zückten. Im nächsten Augenblick bog eine Frau um die Ecke – sportlich gekleidet, das dunkelblonde Haar in einem lockeren Knoten geschlungen. Sie rannte, als sei der Teufel persönlich hinter ihr her. Und so falsch war das wohl nicht. Ein paar Todesser waren ihr dicht auf den Fersen.

Harry zögerte nicht lange – Feinde der Todesser waren automatisch seine Freunde!

„Du schnappst Dir die Frau, Ron! Ich halte sie auf!" Sein Freund nickte Harry kurz zu, der losrannte und ebenfalls begann, Flüche zu schleudern.

Evanna erkannte einen dunkelhaarigen Jungen, der auf sie zu rannte. Verflucht! Grade jetzt musste natürlich ein solcher Held auftauchen!

„Verschwinde!" brüllte sie ihn an. Er reagierte nicht auf ihre Warnung, sondern hob – einen Zauberstab! Na, wenigstens etwas!

Einer seiner Zauber zischte nur knapp an ihrer Wange vorbei und sie konnte fast spüren, dass er damit einen Schocker abgeblockt hatte, der sie sonst direkt im Rücken getroffen hätte.

„Laufen Sie ins Haus!" antwortete er ihr, ehe er wieder einen Fluch brüllte – und offensichtlich einen ihrer Angreifer traf, denn sie konnte einen Schmerzensschrei hören. Im nächsten Augenblick wurde sie am Arm gepackt und zur Seite gerissen.

Ein weiterer Junge, dieses Mal mit feuerroten Harren, zerrte sie zur Seite, auf eine schmale Sackgasse zwischen zwei Häusern zu. War er denn von allen guten Geistern verlassen? Vanna stemmte sich mit ihrem vollen Körpergewicht gegen den Jungen, doch für sein Alter war er erstaunlich kräftig.

„Komm Sie schon!" fauchte er ungeduldig. Sie waren grade mal zwei Schritte vom Eingang der Sackgasse entfernt. Er führte sie direkt in eine …!

Die Erde begann zu beben und wie aus dem Nichts erschien plötzlich ein weiteres Haus, quetschte sich zwischen die Häuser rechts und links von ihm und blieb schließlich still stehen.

„Harry!"

Der Dunkelhaarige erschien neben ihnen und stieß die Tür auf. Schummriges Licht erfüllte den Raum – und im nächsten Moment hörte sie die Tür, die hinter ihr ins Schloss geworfen wurde.


Das zählt jetzt nicht als Cliff, oder! Sie sind immerhin erst einmal in Sicherheit. Würde mich freuen, wenn ihr uns eine Review dalasst und mir sagt, wie ihr meine Evanna findet. Bitte! (P.S.: Eine frühere Reviewerin hat mich auf den Namen gebracht. War ihr NickName)