A/N: We wish you a merry christmas, we wish you a merry christmas! We wish you a merry Christmas and a happy new year!
Frohe Weihnachten und einen guten Rutsch ins neue Jahr wünschen die Marauderfriends allen treuen Reviewer – und weil wir nett sind auch den ganze Schwarzlesern. Ich weiß, dass ihr da draußen seid! Feiert schön mit euren Familien und schlag euch die Bäuche so richtig mit Köstlichkeiten voll, okay! Und damit es keine Streitigkeiten am Familien-Tisch gibt, kommt das Weihnachtskapitel auch noch früh am Morgen. Viel Spaß beim Lesen! Und denkt an die Reviews! Wir haben große Ziele!
P.S.: Das innerhalb des Textes kursiv
geschriebene ist eine gedankliche Rückblende ind Remus Schulzeit!
Extragroße Marauder-Dosis für euch! Frohe Weihnachten!
Maraudermäßige Erinnerungen
Mühsam quälte sich Remus aus dem Bett und versuchte den Schmerz seiner angeknacksten Rippe zu ignorieren. Trotz des festen Verbandes, den Molly Weasley ihm verpasst hatte, machte ihm die Rippe deutliche Probleme. Aber so langsam hielt er es einfach nicht mehr aus, in diesem verfluchten Bett, in diesem verfluchten Haus, liegen zu bleiben. Er wollte einfach nur hier raus. So schnell wie möglich. Egal, was seine resolute Krankenschwester dazu sagte!
Es klopfte leise an der Tür und Molly schlüpfte mit einer großen Tasse Tee in den Raum. Remus konnte den Zeitpunkt ihres missbilligenden Schnalzens fast genau voraus sagen.
„Remus! Du sollst doch nicht aufstehen!" Sie eilte an sein Bett und stellte die Tasse dampfenden Tees neben ihn auf die immer noch leicht staubige Nachtkommode. Er versuchte ihr ein winziges, beschwichtigendes Lächeln zuzuwerfen.
„Schon gut, Molly. Mir fällt nur langsam die Decke auf den Kopf. Ich wollte mir nur kurz die Beine vertreten."
„Aber Du solltest wirklich nicht…"
„Ich weiß." Er legte ihr begütigend eine Hand auf die ihre, die unwillkürlich nach seinem Arm gegriffen hatte. „Gib mir nur 5 Minuten. Dann lasse ich mich gern wieder zurück unter die Decke stecken, okay?"
Molly seufzte und trat einen Schritt zurück, um ihm Platz zu machen. Ihr Widerstreben war ihr deutlich anzumerken, trotzdem fügte sie ungewollt spitz hinzu: „Du bist erwachsen. Wenn Du also meinst …"
Er nickte und erhob sich vom Bett, das schmerzhafte Ächzen unterdrückend, weil er wusste, dass es nur Öl in Mollys Feuer ihrer Besorgnis wäre, wenn er auch nur einen Laut von sich gab. Er griff nach der Tasse und nahm einen Schluck. Wie herrlich so eine Tasse Tee doch nach einem nahen Tod doch sein konnte.
„Bis gleich", verabschiedete er sich freundlich. Molly wedelte nur ungeduldig mit der Hand als wolle sie ihm so zu verstehen geben, dass sie sich durchaus darüber im Klaren war, dass er sich nicht an die 5 Minuten halten würde. Er lächelte in seine Tasse, schlüpfte aus der Tür und verschwand.
Evanna warf die Tür der Küche hinter sich zu und gab ein äußerst wütendes Geräusch von sich. Mittlerweile war ihre Niedergeschlagenheit bezüglich von Harrys Einsilbigkeit heiligen Zorn gewichen. Erst dieser ältliche Auror mit seinem komischen Auge, der sie mit seinem Misstrauen wahnsinnig gemacht hatte! Und dann hatte der Junge sie auch noch angegiftet! Das war ja wohl die Höhe! Das sie sich bei dem Gedanken mit einem Werwolf im Haus nicht sonderlich wohl fühlen würde, konnte ihr ja wohl niemand verdenken! Sie hatte nicht jeden Tag mit solchen Wesen zu tun! Obwohl sie vielleicht wirklich ein bisschen überreagiert hatte … Aber nur ein bisschen.
In diesem Haus würde sie jedenfalls nicht bleiben! Lieber eine Prügelei mit diesen Halbaffen, die hinter ihr her waren, als weiter in diesem Irrenhaus zu bleiben, sich anbrüllen zu lassen, Gemälde anzusabbern oder Werwölfe hinter den Ohren zu kraulen. Es würde absolut reichen, wenn sie hier ein Mal täglich vorbei schaute, bis dieser Lupin wieder auf den Beinen war!
Mit eiligen Schritten stapfte sie die Treppe hinauf, in dem Bestreben, ihre Sachen zu packen und sofort zu verschwinden. Als sie den Flur erreichte, wanderte ihr Blick wie jedes Mal zu diesem blöden Gemälde – doch dieses Mal war es nicht der darauf Abgebildete, der ihre Aufmerksamkeit auf sich zog. Sondern der Mann, der davor stand.
Bisher hatte sie ihn nur bewusstlos in der Horizontalen gesehen. Remus Lupin stand wie festgenagelt vor dem Portrait und starrte es an, als sähe er einen Geist. Die Tasse in seiner Hand schien nahe dran zu sein, zu zerbrechen, so fest umklammerte er sie, dass seine Fingerknöchel weiß hervor stachen.
Erst erschrak Vanna deutlich. Was sollte sie jetzt machen? Sie verspürte nicht wirklich den Wunsch, auch noch von einem Dritten in diesem Haus angeschrieen zu werden. Oder sogar angegriffen? Vielleicht hatte man ihm ja auch schon von ihrem kurzen Ausraster erzählt …
Doch er sah so – einsam aus. Traurig. Und überhaupt nicht gefährlich …
Sie räusperte sich, und er fuhr zusammen als habe sie ihn geohrfeigt, bevor er zu ihr herumwirbelte. Sein sich verändernder Blick verriet, dass er offenbar tief in Gedanken versunken gewesen war.
„Wer …", begann er irritiert, offenbar deutlich mehr erschrocken über ihre plötzliche Anwesenheit als sie es ihm gegenüber gewesen war, und Vanna stellte erleichtert fest, dass er nicht schrie. Oder sie angriff. Hoffentlich blieb das auch so.
„Evanna Brave", erwiderte sie, ehe sie ihm langsam die Hand hinhielt. Sie konnte ein kleines Grinsen nicht verkneifen bei dem Gedanken, dass dieser Werwolf sie eventuell mehr fürchtete als umgekehrt. Er ergriff sie nach kurzem Zögern.
„Merken Sie sich besser meinen Namen nicht, denn ich werde gehen", fügte sie nach diesem kurzen Händeschütteln hinzu.
Remus nickte nur und ohne dass er darüber nachdachte fragte er: „Nehmen Sie mich mit, Miss Brave?"
Verwirrt runzelte sie die Stirn. Offenbar hatte sie andere Worte von ihm erwartet.
„Verzeihung." Er seufzte leise. „Vergessen Sie einfach, was ich sagte."
Aber etwas an seinem Tonfall hinderte Evanna daran, genau das zu tun. Sein Blick fiel wieder auf das Bild und sie konnte einfach nicht anders. Sie musste fragen.
„Kannten Sie ihn?" Etwas tief in ihr konnte einfach nicht widerstehen, diese Frage zu stellen. Sie war schlichtweg neugierig. Harry hatte nicht wirklich gern über Sirius gesprochen, obwohl sie schon ein paar Mal versucht hatte, ihm etwas zu entlocken. Und seid sie ihre Bedenken in der Werwolf-Sache geäußert hatte, sprach er ja fast gar nicht mehr mit ihr …
Remus nickte, den Blick immer noch fest auf Sirius gerichtet, der grade wieder den Kopf senkte und sein Gesicht hinter den Haaren verbarg. „Er war mein Freund. Mein bester … Freund." Seine Stimme war förmlich angefüllt mit Schmerz.
Okay … jetzt hatte sie definitiv Mitleid. Und ihre Angst vor ihm war auch fast vollständig verpufft. „Das tut mir leid", flüsterte Vanna leise
Er sah sie kurz an und versuchte etwas wie ein Lächeln. Es blieb aber bei einem unbedeutenden Zucken seiner Mundwinkel.
„Mir auch."
Einen Moment schwieg sie und ließ den Blick wieder über die Gestalt auf dem Portrait vor ihr wandern. Als sich ihr und Sirius Blick kreuzten, was es Vanna fast wieder, als spüre sie seine Hände. Gänsehaut kroch ihren Rücken hinab. Ohne es zu wollen, fragte sie: „Wie war er?"
„Sirius?"
Sie nickte. „Er muss ein großartiger Mann gewesen sein."
‚Er hatte zumindest talentierte Hände, wenn ich meinen Träumen glauben darf.' Sie schnitt innerlich eine Grimasse, ehe sie fortfuhr: „Alle sind schließlich so traurig, weil er …"
Remus schwieg einen Moment und Evanna befürchtete schon, zu weit gegangen zu sein. Doch irgendwann lächelte er erneut, dieses Mal ein wenig wärmer.
„Eigentlich war Sirius Black ein ziemlich dummer Hund." Bei seiner Wortwahl musste er fast grinsen. „Brachte jeden in Schwierigkeiten, wo er nur konnte, hatte ständig Blödsinn im Kopf. Außerdem war er furchtbar eitel und von sich selbst überzeugt. Manchmal hat er seine Nase so hoch getragen, dass ich mich nur wundern konnte, dass er nicht über sein Ego stolperte …"
Und ohne darüber nachzudenken, begann er zu erzählen:
Okay. Remus warf einen reichlich unglücklichen Blick auf seinen Stundenplan. „Verteidigung gegen die dunklen Künste, 4. Stock, Professor Bertrams Klassenzimmer" stand dort. Im 4. Stock war er ja jetzt. Oder doch nicht?
Nachdem er ungefähr durch das halbe Schloss geirrt war, hatte er sich vollkommen verlaufen und jegliche Orientierung verloren. Hogwarts war einfach viel zu riesig für einen 11-jährigen Schüler! Besonders, wenn er ganz alleine war. Und natürlich war kein Mensch hier auf den Fluren, den er hätte fragen können. Lag vermutlich daran, dass er mittlerweile schon 15 Minuten zu spät war und alle anderen ihre Klassenzimmer kannten …
Sie alle hatten vermutlich irgendwelche geheimen Karten – oder ältere Verbündete.
Seit ungefähr einer Woche war er nun schon hier, aber mit den ständig sich veränderten Wegen hatte er wirklich seine Probleme. Ratlos blickte er von rechts nach links und wieder zurück. Und jetzt …?
Ein Poltern etwas oberhalb von ihm riss ihn aus seinen Gedanken. Zwei Jungs rannten in seine Richtung, beide dunkelhaarig, der eine mit einer Brille, der andere mit erhobenem Zauberstab. Er kannte die Beiden. Sie schliefen in seinem Schlafsaal. Sirius Black und James Potter. Offenbar waren die Beiden wieder in Schwierigkeiten. Und mindestens genauso spät dran wie Remus selbst.
Schlitternd kamen beide vor ihm zum Stehen und grinsten ihn an. Black tippte sich an einen imaginären Hut.
„Lupin! Richtig?"
Remus nickte, während sich James immer wieder umdrehte und unruhig von einem auf den anderen Fuß trat.
„Hätte ja nie gedacht, dass ausgerechnet Du, anstatt brav im Unterricht zu sitzen, einfach hier auf dem Flur rumlümmeln würdest", fuhr Black fort, als rede er dabei übers Wetter und hätte dazu alle Zeit der Welt. Was sie, wenn man Potters Nervosität glauben durfte, definitiv nicht hatten.
„Ich hab´ den Klassenraum nicht gefunden", gab Remus widerwillig zu, sich schon auf Spott und Häme vorbereitend – doch Black maß ihn mit einem eigenartigen Blick.
„Sirius, wir müssen weiter! Schniefelus war nahe hinter uns!" Immer noch recht unruhig suchte Potter mit den Augen die Umgebung ab.
Remus runzelte fragend die Stirn. „Schniefelus?"
Ein weiteres Poltern ertönte, dieses Mal deutlich näher. Etwa drei Stockwerke über ihnen erschien ein offenbar kochender Severus Snape – zumindest, wenn man seinem zornroten Gesicht glauben konnte. Er war ein Slytherin und nicht so wie die zwei Jungs und Remus in Gryffindor.
„Scheiße!" fluchte Potter gedämpft. „Der kriegt uns noch!"
Wirklich rannte Snape mittlerweile die erste Treppe hinab, wilde Flüche ausstoßend, die Remus nur zur Hälfte verstand, da seine Stimme irgendwie eigenartig klang.
„Bist Du ein Freund, Lupin?" Irritiert runzelte Remus die Stirn bei dieser eigenartigen Frage von Black. Er sah ihn durchdringend an, während Potter ungeduldig ebenfalls den Zauberstab zog. Unsicher nickte Remus nur kurz.
„Okay." Black drückte ihm ein Stoff-Taschentuch in die Hand. „Dann musst Du uns helfen! Nimm das hier!" Aus Reflex nahm Remus es entgegen und starrte sein Gegenüber ratlos an. „Egal, was passiert, Snape darf es nicht kriegen. Okay?"
Wieder nickte Remus. James hatte mittlerweile damit begonnen, Flüche in Snapes Richtung zu feuern. „Das schaffen wir nicht, Sirius!" erklärte er wenig optimistisch.
„Oh doch! Wenn wir es auf meine Art tun, schon!" Black grinste Remus an. „Los, spring!"
„WAS?"
„SPRING!" Black versetze ihm einen Schubser und in Ermangelung einer besseren Idee, sprang Remus über das Geländer.
Zwei Stockwerke tiefer schaffte er es Gott sei Dank, sich abzufangen und wieder hochzuziehen! Keuchend, mit rasendem Herzen, kam er wieder auf sicherem Boden zu stehen. Black und Potter folgten ihm auf die gleiche Weise, wobei Potter fast abgerutscht wäre – und nur durch Remus´ beherztes Zugreifen schaffte auch er es wieder hinauf.
Er grinste ihn an. „Danke! Das hätte ins Auge gehen können!"
Remus nickte nur.
„Kommt schon, ihr Waschweiber!" Black wies auf den Gang rechts von ihnen und schon rannten alle drei wieder los. Remus umklammerte immer noch das Päckchen, welches Sirius ihm in die Hand gedrückt hatte.
Nachdem sie um eine Ecke gebogen waren, bremste Black scharf vor einem Wandbehang und schlüpfte darunter. James und Remus folgten ihm, ohne darüber nachzudenken. Mit hämmerndem Herzen pressten sie sich gegen die Wand der winzigen Nische und hielten gespannt die Luft an.
Snapes Schritte kamen näher und blieben direkt vor dem Wandbehang stehen. Remus schluckte. Worauf, zur Hölle, hatte er sich denn da eingelassen! Er würde von der Schule fliegen! Ganz sicher! Oh Gott, was würden seine Eltern dazu sagen? Sie hatten doch so hart dafür gekämpft, dass er hier sein durfte. Er war schließlich der erste Werwolf, der auf eine öffentliche Zauberer-Schule gehen durfte! Und er stellte hier so einen Blödsinn an!
Wie durch ein Wunder entfernten sich Snapes Schritte jedoch endlich wieder und als sie fast vollkommen verstummt waren, wagte Remus es das erste Mal, tief durchzuatmen. Neben ihm taten Black und Potter das Gleiche, ehe sie in leisen Jubel ausbrachen.
„Hast Du sein Gesicht gesehen, James?" gluckste Black neben Remus und lugte vorsichtig um den Wandbehang. „Dieser Ausdruck war all´ die Mühe wert!"
„Klar war er das." Auch James lachte leise. „Der Idiot hat nix besseres verdient. Aber lass uns jetzt lieber über eine Ausrede nachdenken, warum wir so spät dran sind."
„Wir mussten der Menschheit einen großen Dienst erweisen", erklärte Sirius mit todernstem Gesicht, während er hinter dem Stoff wieder hervorschlüpfte. James schob auch Remus kichernd wieder hervor.
„Was habt ihr zwei denn wieder angestellt?" fragte dieser misstrauisch.
Sirius grinste. „Sieh´ doch nach", schlug er dann vor und wies auf das Taschentuch, welches Remus immer noch fest in der Hand hielt. Erst jetzt bemerkte er, dass etwas darin eingewickelt war.
Vorsichtig schlug er den Stoff auseinander – und ließ es prompt mit einem erschrockenen Aufschrei fallen. Sirius brach in schallendes Gelächter aus, während James es grinsend mit einem Schwenk seines Zauberstabs aufhob und in seine Hand schweben ließ.
„Eklig, nicht?" Er deutete auf – eine Nase! Eine lange, blasse Nase.
Ganz langsam wurde Remus bewusst, was das bedeutete. „Ihr habt ihm die Nase abgehext?" fragte er entsetzt, während er auf das bleiche Ding in James Hand starrte.
„Glaub´ mir", erklärte Sirius immer noch mit zuckenden Mundwinkeln. „Ohne sie ist er besser dran!"
Er und Potter brachen wieder in schallendes Gelächter aus – und eigenartigerweise konnte Remus gar nichts gegen das aufsteigende Grinsen tun, welches sich auch seines Gesichtes bemächtigte. Die Zwei mussten komplett verrückt sein!
„War übrigens ein toller Sprung, Lupin! Gar nicht schlecht für einen Anfänger. Und dass Du James dann auch noch den Hals gerettet hast … Wie ist eigentlich Dein Vorname?"
„Ich heiße Remus."
„Hi Remus! Ich bin Sirius. Und das ist James!" Black hielt ihm die Hand hin, welche Remus nach kurzem Zögern ergriff. Er schüttelte sie kräftig und grinste ihn an.
„Willkommen bei den Maraudern."
Eine kleine Pause entstand, ehe Remus leiser fortfuhr: „Aber er war auch mutig. Und treu. Wer ihn Freund nennen konnte, musste sich darüber nie wieder Gedanken machen. Er wäre für seine Freunde und für die Menschen, die er liebte, gestorben. Nein, nicht wäre … er ist. Und nur, weil ich ihm seine Freundschaft nicht richtig vergolten habe … Ich hätte ihn beschützen sollen."
Vanna hatte während seiner Erzählung keine Sekunde den Blick von Sirius nehmen können. Doch jetzt wandte sie ihren Blick wieder Remus zu – dem Werwolf, dem sie so misstrauisch gegenüber gewesen war. Jetzt wusste sie überhaupt nicht mehr, wieso. Und die nächsten Worte brannten ihr förmlich auf der Zunge:
„Er hätte nicht gewollt, dass Sie sich so grämen."
Überrascht blickte er von seinen Fußspitzen auf, auf die er bis jetzt gestarrt hatte. „Was?"
„Ich kannte ihn zwar nicht … aber … ich glaube nicht, dass er gewollt hätte, dass Sie sich schuldig fühlen."
Einen winzigen Augenblick schien er recht verblüfft – doch dann sanken seine Schultern hinab und er seufzte. „Vermutlich haben Sie Recht. Er würde mir den Arsch aufreißen. – Danke, Miss Brave. Wirklich. Das habe ich gebraucht."
Vanna lächelte – bevor sie und Remus von einem aufgeregten Kreischen unterbrochen wurden. Sie wechselten nur einen kurzen Blick, ehe beide zur Treppe liefen.
Und da sagte man immer, Mädchen wären das zickige Geschlecht. Also, wenn man Hermine fragte, waren es momentan die Kerle, die in diesem Haus durchdrehten und ständig herumstänkerten!
Sie hielt es jedenfalls einfach nicht mehr länger aus. Eigentlich hatte sie sich in die Bibliothek der Blacks – nein, jetzt Harrys Bibliothek – zurückgezogen, um weiter an Sirius Portrait zu arbeiten, denn sie hatte es bisher einfach nicht schaffen können, dem Bild auch eine Stimme zu geben. Und es war zuerst auch nur ein netter Nebeneffekt gewesen, den ewigen Streitereien zu entkommen. Aber jetzt suchte sie die Ruhe dieser Räumlichkeiten ganz bewusst.
Hermine war nun schon 1 Stunde hier und immer noch nicht weiter gekommen. Sich die Augen reibend erhob sie sich aus dem alten, ein wenig abgewetzten Sessel und nahm sich vor, sich ein wenig die Beine zu vertreten. Die Bibliothek war ja groß genug, sie musste sie also gar nicht verlassen.
Eine ganze Weile schlenderte sie blicklos an den Regalen mit den alten Büchern vorbei, doch irgendwann siegte ihre Neugierde und sie ließ ihren Blick über die Buchrücken wandern. Fast alle Bücher handelten über Mord, Folter und andere Greultaten in der Zauberer-Geschichte. Familie Black musste ein wirklich heiteres Gemüt gehabt haben …
Erst als sie in den hinteren Teil der Bibliothek kam, änderten sich die Titel. Und auch die Bücher wurden älter und offensichtlich auch kostbarer. Ehrfürchtig strich sie mit einem Finger über einen Titel – ehe sie von einem seltsamen Gefühl übermannt wurde und sich hastig umwandte. Fast erwartete sie jemand hinter sich – doch da war nichts.
Sie wollte sich schon fast wieder umwenden, als ihr ein weiteres Buch ins Auge fiel. „Alte Druiden-Magie" prangte als Titel auf dem Buchrücken, doch das war es nicht, was Hermines Aufmerksamkeit auf sich zog. Viel eher war es der Name des Autors – Salazar Slytherin, der Gründer des Slytherin-Hauses.
Mit angehaltenem Atem griff sie nach dem staubigen Buch, fast schon befürchtend, dass es zu Staub zerfiel, wenn sie es berührte. Doch dafür, dass es Jahrhunderte alt sein musste, war es erstaunlich gut erhalten. Einen Moment lang befürchtete Hermine, es handle sich schlicht um eine Kopie und nicht um das Original. Doch in dem Moment, in dem sie es zwischen den anderen Büchern hervor zog, konnte sie die Magie, die von dem Buch ausging, förmlich durch ihre Fingerspitzen kribbeln fühlen.
Ihre Müdigkeit abschüttelnd stürmte sie zurück zu ihrem Sessel, ließ sich hineinplumpsen und schlug das Buch auf. Eine kühne, gradlinige Schrift kam zu Vorschein und innerhalb von Sekunden war Alles andere vergessen.
Ungefähr eine halbe Stunde später schallte ihr Schrei durch das Treppenhaus und rief die gesamten Bewohner, genauso wie die Gäste, erschrocken zusammen. Hermine stand mitten in der Eingangshalle, ein dickes Buch in der Hand und wirkte aufgeregt wie ein Kind an Weihnachten.
Die Vorhänge am Portrait der alten Mrs. Black flogen zwar auf, allerdings sah sie sich sofort Harrys Zauberstab gegenüber, der direkt auf sie zielte. Und offenbar reichte das, um sie schweigen zu lassen.
Hermine stürzte sofort auf ihn zu.
„HARRY! Ich hab´ es! Ich hab´ die Lösung!" Sie drückte ihm das Buch in die Hand. Doch Alles, was geschah war, dass ihr bester Freund nur die Stirn runzelte. „Es ist von Salazar Slytherin!"
Als habe sie ihm grade eröffnet, dass das Pergament in dem alten Buch potentiell giftig wäre, gab er es mit missbilligend gerunzelter Stirn blitzartig zurück. Hermine verdrehte die Augen. Seine Aversion gegenüber Slytherin war ja schön und gut. Aber man musste es nicht übertreiben …
„Du verstehst nicht! Harry! Darin liegt die Lösung all unserer Probleme! Wie wir Voldemort besiegen können!"
„Ja klar", schaltete sich nun Ron ein, der das Buch mindestens genauso misstrauisch beäugte wie Harry es tat. „Leute, entspannt euch! Alles wird gut. Denn Hermine hat ein BUCH!" Seine Stimme troff nur so vor Sarkasmus.
Sie schoss ihm einen dermaßen giftigen Blick zu, dass Evanna, die jetzt genauso wie Lupin ebenfalls neben ihnen stand, sich wunderte, dass er nicht tot umfiel. Er war mindestens genauso giftig wie der Blick von Harry, den er ihr zuwarf. Sie erwiderte ihn trotzig, etwas, was ihn offenbar genügend irritierte, um sich wieder seiner besten Freundin zuzuwenden.
„Was hast Du entdeckt, Hermine?" Remus stellte diese Frage – erstens, um die Situation wieder zu entspannen und zweitens, weil er noch zu gut aus dem Unterricht wusste, dass Hermine nur bei sehr außergewöhnlichen Entdeckungen so aus dem Häuschen geriet.
Dankbar, endlich jemanden gefunden zu haben, der ihre Entdeckung wohl zu würdigen wissen würde, wandte sie sich zu Lupin um und hielt ihm das Buch hin. „Sehen Sie auf Seite 276 nach, Professor …"
„Remus", verbesserte er sie, während er begann, in dem Buch zu blättern. „Ich bin nicht mehr euer Lehrer, Hermine."
„Nein. Dafür haben wir zuerst Umbridge bekommen und danach Snape, den Verräter. Die waren ja viel weniger gefährlich als Sie", grummelte Ron halblaut.
Remus konnte bei diesen Worten nichts gegen das winzige Lächeln tun. Es tat gut zu wissen, dass die Kinder ihn wenigstens zu schätzen wussten.
Endlich hatte er die erwähnte Seite gefunden und Hermine deutete auf eine Textpassage. „Ein Ortungszauber für schwarzmagischen Gegenständen", las Remus laut vor, bevor er sich in den Text vertiefte.
Hermine nickte. „Und Horcruxe sind doch schwarzmagisch, oder nicht!"
Erst jetzt drang die Bedeutung von Hermines Entdeckung zu Harry durch. „Du meinst, mit diesem Zauber könnten wir die restlichen Horcruxe aufspüren?"
Hermine lächelte strahlend und nickte.
Ein Strahlen huschte über sein Gesicht. „MINE! Wunderbar! Dann lasst uns …"
„Warte, Harry." Remus hatte eine Hand gehoben, um ihn so zum Schweigen zu bringen. Irritiert klappte Harry den Mund zu.
„Keiner von uns kann den Zauber benutzen", seufzte der ehemalige Lehrer der Teenager irgendwann niedergeschlagen.
„WAS?"
Remus sah von dem Buch auf und nickte ernst. „Es ist zwar nicht direkt schwarze Magie – aber es kann nur von jemandem angewandt werden, der auf eine lange Ahnenreihe von Schwarzmagiern zurückblicken kann." Er deutete auf die Textpassage und Hermine stöhnte auf, nachdem sie sie überflogen hatte.
„Verdammt!"
„Das ist nicht euer Ernst!" Es war Ginny, die Harry mit ihrem eigenen Ausbruch zuvorkam. „Ihr findet solche Zauber und dann können wir sie nicht benutzen!"
„Sirius hätte es gekonnt …"
Dieser von Remus fast geflüsterte Satz hallte förmlich in der riesigen Halle, so still war es bei seinen Worten geworden. Harry wandte sich hastig um und verließ die Halle. Ginny folgte ihm.
Evanna hatte während der ganzen Unterhaltung geschwiegen. Sie verstand nicht einmal die Hälfte von dem, was hier geredet wurde. Als sie Remus leise danach fragte, seufzte er erschöpft. „Ich hoffe, Sie haben Zeit, Miss Brave. Das ist eine lange Geschichte …"
