Huhu! Es geht weiter im Text, liebe Freunde! Bine hat mir berichtet, dass Ihr alle schon ganz sehnsüchtig darauf wartet, zu erfahren, wie es mit Catherine und dem kleinen Josh weitergeht. Also: Hier kommt das nächste Kapitel! Viel Spaß beim Lesen! Und vergesst den süßen, kleinen lila Knopf nicht, okay? Der fühlt sich immer so schrecklich einsam ...

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Mama, sag warum du weinst ...

Mit einem dicken Kloß in der Kehle blickte Remus Harry hinterher, als dieser mit hängenden Schultern den Raum verließ. Und als die Tür hinter ihm ins Schloss fiel, tat er etwas, was er noch nie in seinem Leben gemacht hatte. Er ergriff den nächstbesten Gegenstand – eine leere Heiltrank-Phiole – und warf sie gegen die Wand. Das laute Klirren, mit dem sie zerbarst vermochte es allerdings auch nicht, den Schmerz in seiner Brust zu lindern. Und dieser Schmerz kam nicht von seinem verdammten Rippenbruch.

Gehetzt sah er sich um, das halbdunkle Zimmer erschien ihm trostloser denn je. Und er hätte geschworen, dass die Wände immer enger zusammen rückten, obwohl das natürlich Unsinn war. Und dennoch ...

Er musste hier raus!

Er musste aus diesem verdammten Haus heraus, in dem ihn jeder Raum, jeder Schmutzfleck an den tristen Wänden an Sirius erinnerte. Ihn daran erinnerte, dass er es nicht geschafft hatte, den Freund zu beschützen, der so viele Jahre unschuldig gelitten hatte, nur um nach seiner Flucht Askaban gegen ein anderes Gefängnis einzutauschen – dieses verhasste Haus, in dem er seine Kindheit verbringen musste, hilflos seinen brutalen schwarzmagischen Eltern ausgeliefert ...

Er musste diesen verfluchten Kasten wenigstens für eine Weile verlassen, wenn er nicht durchdrehen wollte!

In seiner Erinnerung sah er immer wieder die Bewegung vor sich, mit der Harry vor seiner Berührung zurückwich, nachdem er dessen große Hoffnung, seinen geliebten Paten doch noch zurück zu bekommen, zerstört hatte ... Warum nur konnte er kein normaler Mensch sein? Ein Mensch, dessen Blut zu Durchführung dieses Reanimus-Magicus-Zaubers geeignet war? Warum nahm der Wolf in ihm ihm jetzt auch noch die letzte Möglichkeit, dem Freund einen Dienst zu erweisen und ihn dem geliebten Patensohn zurückzugeben?

Mit einer fahrigen Bewegung griff er nach den Kleidern, die Molly irgendwo für ihn aufgetrieben hatte, bevor sie ihn zu neuerlicher Bettruhe verdonnert hatte. Diesmal ging das Anziehen schon etwas leichter vonstatten als noch vor ein paar Stunden, als er nur unter Schmerzen in den Morgenmantel geschlüpft war.

Aber selbst wenn die Schmerzen stärker gewesen wären, hätte er sie vermutlich kaum registriert. Seine ganze Aufmerksamkeit galt allein dem seelischen Schmerz, der in ihm tobte. Was war er nur für ein Freund? Für Sirius, den er nicht hatte schützen können und der jetzt nicht zurückgeholt werden konnte, weil er, Remus, so verdammt unzulänglich war? Für Harry, den er so sehr enttäuscht hatte, dass der Junge offenbar nicht einmal mehr seine Berührung ertrug?

Er vergewisserte sich noch nicht einmal, ob Molly irgendwo in der Nähe war, als er wie gehetzt sein Zimmer verließ und eilig der Haustür zustrebte. Selbst der geheiligte Weasley-Zorn, verbunden mit ihrem beträchtlichen Lungenvolumen, könnte ihn jetzt nicht in diesem Haus halten! Er würde ersticken, wenn er nicht hier heraus kam!

Aber selbst Molly schien von diesem Haus verschluckt worden zu sein, wie es auch jedes Lachen und jedes positive Gefühl einfach zu absorbieren schien. Jedenfalls ließ sie sich nicht blicken.

Als er endlich die Haustür aufriss, wäre er beinahe mit Evanna zusammengestoßen, die mit zwei schweren Papiertüten bewaffnet, auf der Schwelle stand. Vermutlich Lebensmittel, dachte er noch, während er sich, eine Entschuldigung murmelnd, an ihr vorbeischob. Ihre besorgte Frage, ob alles mit ihm in Ordnung wäre, überging er.

Und dann stand er endlich im Freien.

In tiefen Zügen atmete er die Luft in der düsteren Gasse ein. Doch selbst der Gestank nach Armut und Müll hier draußen war ihm tausend mal lieber, als weiterhin in diesem trostlosen Haus eingesperrt zu sein.

Erst als er bereits die halbe Straße hinter sich gebracht hatte, wurde ihm klar, dass er nicht wusste, wohin er eigentlich gehen sollte. Wenn er früher dieses Haus verlassen hatte, dann hatte er meist im Auftrag des Ordens gehandelt. Botschaften mussten überbracht werden, Treffen anberaumt, es galt potenzielle Todesser zu überwachen und Informationen zu beschaffen ...

Es hatte immer etwas zu tun gewesen, um den Widerstand gegen Voldemort zu stärken. Aber jetzt? Wie sollte es jetzt weitergehen? Mit dem Verlust Albus Dumbledores hatte der Orden seinen Kopf verloren. Eine Neustrukturierung erforderte Zeit und gerade Zeit hatten sie nicht! Nicht jetzt, wo die Todesser ganz offen durch die Straßen zogen und harmlose Muggel und nicht reinblütige Zauberer überfielen ...

Und jetzt mussten der Orden auch noch auf die Informationen verzichten, die er in Greybacks Wolfsrudel hatte sammeln sollen, weil er im ungünstigsten Moment aufgeflogen war, verdammt!

Himmel, sollte es wirklich so enden? Sollte Voldemort mit dem feigen Mord an Dumbledore wirklich sein Ziel erreicht haben?

Nein!

Es musste einen Ausweg geben! Mit Snapes feigem Verrat konnte doch nicht alles zu Ende gehen!

Er sah sich um in der schmutzigen Gasse, in die es ihn verschlagen hatte. Kleine, eng zusammengerückte Häuser mit löchrigen Dächern und zum Teil mit Klebeband geflickten oder gar mit Brettern vernagelten Fenstern. Der Geruch nach Armut und Trostlosigkeit, der wie eine stinkende Wolke über allem lag. Katzen, die sich an den verbeulten Mülltonnen um irgendwelche Reste balgten. Ein Baby schrie hinter irgendeinem Fenster. Ein Mann brüllte etwas. Ein Frau keifte wütend.

Hier lebten die Ärmsten der Armen. Die Menschen, für die das Leben noch nie etwas Positives bereitgehalten hatte. Diejenigen, die glaubten, schon ganz unten angekommen zu sein. Aber wenn Voldemort sein Ziel erreichte – und es sah wirklich danach aus – dann würde es sogar noch für diese Leute ein böses Erwachen geben. Sogar sie hatten noch etwas zu verlieren – nämlich das nackte Leben. Und selbst wenn es den meisten als wenig lebenswert erscheinen mochte, so hatte doch kein dunkler Magier das Recht, es ihnen zu rauben.

Es musste verhindert werden! Alles, was Voldemort plante, musste verhindert werden! Und wenn er dazu seinen Beitrag leisten konnte, dann würde er es verdammt noch mal auch tun! Und vielleicht, dachte Remus, während er die Hände in den Taschen seines Jacketts zu Fäusten ballte, vielleicht könnte er Harry dann auch wieder in die Augen sehen ...

Er war so sehr in Gedanken versunken, dass er die junge Frau beinahe übersehen hätte, die etwas weiter vorn wie gehetzt über die schmale Straße rannte und gleich darauf in einer schmalen Seitengasse verschwand. Irgendetwas an ihrer Körperhaltung ließ ihn stutzen, bevor ihm mit Erschrecken klar wurde, was es war. Sie war hochschwanger! Und offenbar hielt sie ein kleines Kind im Arm! Und hinter ihr ...

Großer Gott, das waren Todesser! Vier große, maskierte Männer!

Ohne lange darüber nachzudenken lief Remus los.

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Sie rannte.

Sie rannte um ihr Leben.

Und sie rannte um das Leben ihrer Kinder.

Catherine Spencer presste ihren geliebten kleinen Jungen an sich und lief so schnell sie konnte die schmale, mit Abfall übersäte Straße entlang. Ihr Atem kam nur noch in kurzen, heftigen Stößen und ihre Brust brannte mittlerweile ganz furchtbar. Noch beängstigender allerdings war für sie der heftige, stechende Schmerz in ihrem Unterleib. Gehetzt blickte sie sich um. Ihr Vorsprung, den sie dadurch errungen hatte, dass es ihr vorhin gelungen war, ihre Verfolger kurzzeitig in die Irre zu führen, schwand bedenklich dahin.

Josh, der sich angstvoll an sie klammerte, hätte nicht zu sagen vermocht, wie lange seine Mommy ihn schon auf ihren Armen durch die engen, stinkenden Gassen trug, mit heftigem Keuchen und stummen Tränen, die ihr über das bleiche, angstverzerrte Gesicht rannen. Wie oft sie einen gehetzten Blick über ihre Schulter geworfen hatte, um gleich darauf mal wieder eine andere Richtung einzuschlagen – meist in eine noch schmalere, düsterere Straße, wo die Häuser noch enger zusammenzurücken schienen.

Er hatte seine Ärmchen fest um ihren Hals geschlungen und das tränennasse Gesichtchen gegen ihre Schulter gepresst, um diese komischen roten, blauen und grünen Blitze nicht sehen zu müssen, die schon seit einer ganzen Weile immer wieder hinter ihnen her zischten und denen sie bisher nur deshalb entkommen waren, weil seine Mom wirklich unglaublich schnell laufen konnte, trotz des Babys in ihrem Bauch und der Last in ihren Armen.

Wenn Catherine die Zeit gehabt hätte, um mit ihrem kleinen Jungen zu reden, hätte sie ihm wahrscheinlich gesagt, dass sie gerade wegen des Babys und seines Gewichtes so schnell lief. Sie würde nicht zulassen, dass die Todesser, vor denen sie schon auf der Flucht waren, seit sie vor einiger Zeit aus dem Taxi gestiegen waren, ihren Kindern etwas antaten!

Zornerfüllt dachte sie an den Taxifahrer, der sich strikt geweigert hatte, sie und Josh bis zu der Adresse zu fahren, die sie ihm genannt hatte. Zum Grimmauldplatz Nummer 12. Er hatte nur immer wieder den Kopf geschüttelt und etwas davon vor sich hingemurmelt, dass diese Gegend in letzter Zeit viel zu unsicher wäre. Selbst die Aussicht auf ein reichlich bemessenes Trinkgeld hatte ihn nicht zu überzeugen vermocht. Stattdessen hatte er sie einfach ein paar Straßen weiter abgesetzt. Mit einer recht vagen Wegbeschreibung und einem „Ihr-seid-ja-total-irre-wenn-ihr-in-diese-Gegend-wollt"-Blick. Und dann war er mit Vollgas und durchdrehenden Reifen davongebraust und hatte sie zurückgelassen.

Und gleich darauf hatte der erste Schockzauber sie nur knapp verfehlt.

Sie hätte nicht zu sagen vermocht, wie oft sie seit diesem ersten Angriff und dem Beginn ihrer verzweifelten Flucht schon die Richtung gewechselt hatte. Sie war mittlerweile durch so viele von diesen engen, schmutzigen Gassen gelaufen, hatte so oft Haken geschlagen, die Richtung gewechselt und irgendwelche düsteren Durchgänge passiert, dass sie völlig die Orientierung verloren hatte. Der Grimmauldplatz konnte hinter der nächsten Biegung liegen. Genauso gut konnte er allerdings auch kilometerweit entfernt sein. Und die einzige Möglichkeit, die ihr blieb, war, einfach weiter zu laufen und zu hoffen, dass es ihr doch noch irgendwann gelingen würde, ihren Verfolgern zu entkommen ... Die einzige Wahl, die sie hatte, war die Wahl, ob sie an der nächsten Kreuzung nach rechts oder nach links abbiegen wollte.

Was für Aussichten!

Die Schritte hinter ihnen wurden immer lauter und Catherine legte noch einmal Tempo zu, obwohl sie selbst nicht wusste, woher sie die Kraft dazu noch hernahm. Beruhigend drückte sie Josh an sich und versuchte dem völlig verstörten Kind durch ihre Nähe und Körperwärme den Trost zukommen zu lassen, den sie ihm verbal nicht geben konnte, weil sie jedes bisschen Luft zum Laufen brauchte. Mit einem verzweifelten Aufschluchzen wandte sie sich nach rechts und bedauerte es kaum eine halbe Minuten später, als sie plötzlich vor einer hohen Mauer stand, die den schmalen Durchgang, in den sie geflüchtet war, in eine Sackgasse verwandelte.

Sie saßen in der Falle.

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Wenn Remus genug Luft dazu gehabt hätte, hätte er vermutlich laut geflucht, als die Frau mit dem Kind in die dunkle Gasse eintauchte, von der er wusste, dass sie sich als Falle entpuppen würde. Aber der Fluch blieb unausgesprochen, denn eine gebrochene Rippe stellte beim Laufen nun einmal eine gewisse Behinderung dar – wenn man ein solches Understatement benutzen wollte. Der stechende Schmerz trieb ihm den Schweiß auf die Stirn. Und auf seine Kondition wirkte er sich auch nicht gerade positiv aus. Im Stillen verwünschte er Grimms schinkengroßen, eisenharten Fäuste, während er verzweifelt versuchte, noch etwas schneller zu laufen.

Er hatte nicht die geringste Vorstellung davon, was er tun wollte, wenn er die Frau und ihre Verfolger eingeholt hatte, aber damit würde er sich auch erst befassen, wenn es soweit war. Das Einzige, was im Augenblick zählte, war sie zu erreichen.

War es das, was Lily vor sechzehn Jahren widerfahren war? War sie auch – ihren kleinen Sohn fest an sich gepresst – vor Voldemort geflüchtet? In der verzweifelten Hoffnung, wenigstens ihr geliebtes Kind schützen zu können, nachdem dessen Vater ihrem Verfolger bereits zum Opfer gefallen war?

Der Gedanke an die ermordeten Freunde gab Remus die nötige Kraft, um noch einmal an Tempo zuzulegen. Er tauchte gerade in jenem Moment in die Gasse ein, als die vier Todesser die junge Mutter umzingelten.

Der Größte von ihnen, vermutlich der Anführer, lachte gehässig auf, als er mit drohend ausgestrecktem Zauberstab auf die wehrlose Frau zutrat, die noch immer ihren Sohn fest an sich presste und sich gehetzt umsah. „Wo ist es?"

Behutsam schob Remus sich an ein paar umgekippten und völlig verbeulten Mülltonnen vorbei, den Zauberstab in der rechten Hand. Er musste noch etwas näher an diese Kerle herankommen, wenn er der Frau wirklich helfen wollte.

Verständnislos blickte die gerade den Fragenden an. Offenbar hatte sie nicht die geringste Ahnung, wovon dieser Kerl überhaupt redete.

„Wo ist das Medaillon?", präzisierte er in barschem Ton und trat noch einen Schritt näher an sie heran.

Zwei rasche Schritte und Remus fand Deckung hinter einer großen, sperrigen Kiste. Nur noch ein paar Meter ...

Der Blick der Frau veränderte sich nicht. Es war völlig offensichtlich, dass sie keine Ahnung hatte, was diese vier Todesser überhaupt von ihr wollten. Statt einer Antwort, die ihr vermutlich ohnehin niemand glauben würde, drehte sie sich lediglich so, dass sie ihr Kind mit ihrem eigenen Körper gegen den auf sie gerichteten Zauberstab abschirmte.

„Das ist deine letzte Chance, Schlammblut!" Um die Geduld des Anführers war es wohl nicht besonders gut bestellt. „Rück das Medaillon raus, oder ich belege dich und deine verdammte Brut mit dem Cruciatus-Fluch! Vielleicht bringt dich das ja zur Vernunft!", drohte der Todesser laut und Remus spürte, wie heiße Wut ihn durchströmte. Wie konnte ein Mensch nur so grausam sein!

Scheinbar war er nicht der Einzige, bei dem der Zorn ungeahnte Kraftreserven aktivierte, denn noch während er mit einem gewaltigen Sprung über das am Boden liegende Gerümpel hinwegsetzte und die drei Todesser, die direkt vor ihm standen mit zwei Schockern belegte, richtete die Frau plötzlich ihren Zauberstab – wo hatte sie den nur plötzlich her? – auf ihren Angreifer.

Ihr „Expilliarmus!" schleuderte ihn rückwärts gegen eine Hauswand und sein Zauberstab segelte durch die Luft, über die verzweifelte junge Mutter hinweg, und landete am Fuße der Mauer.

Remus blieb keine Zeit, sie zu ihrem gelungenen Entwaffnungszauber zu beglückwünschen, weil nur einer seiner Schocker sein Ziel gefunden hatte. Die beiden anderen Todesser deckten ihn jetzt mit einer Reihe von Flüchen ein, die er nur mühsam blocken konnte. Und die junge Frau war ihn im Augenblick keine besonders große Hilfe, weil sie gerade den Anführer mit einer Ganzkörperklammer belegt hatte und nun mit schmerzverzerrtem Gesicht an der Mauer kauerte, die Arme noch immer fest um den kleinen Jungen geschlungen, der vor Schreck und Angst laut weinte.

Großer Gott, war sie etwa von einem der Flüche getroffen worden?

Wieder blockte Remus einen zischenden, blauen Blitzstrahl, wirbelte herum und schleuderte eine weiteren Schockzauber auf einen der Todesser. Und diesmal hatte er mehr Glück. Mit einem schmerzerfüllten Aufschrei brach der Mann in die Knie und blieb dann regungslos liegen.

Jetzt galt es nur noch Einer gegen Einen.

Oder besser gesagt, Einer gegen Keinen, korrigierte Remus sich selbst, weil der letzte Todesser sich nämlich gerade auf dem Absatz herumdrehte und die Flucht ergriff. So allein fühlte er sich vermutlich nicht allzu wohl in seiner verdammten Reinbluthaut, immerhin traten die Anhänger des dunklen Lords ja meist im Rudel auf ...

Mit einem leisen Ächzen, weil seine Rippe inzwischen wieder vehement gegen jede einzelne Bewegung protestierte, drehte er sich zu der jungen Frau um, die noch immer mit schweißüberströmten Gesicht an der Mauer lehnte und den weinenden kleinen Jungen fest im Arm hielt. Behutsam wiegte sie das verängstigte Kind sanft hin und her, obwohl diese Bewegung ihr offensichtlich starke Schmerzen bereitete. Er musste die beiden schnellstens hier fortschaffen! Hoffentlich würde Molly der Fremden helfen können ...

Noch bevor er sie erreicht hatte, nahm Remus aus dem Augenwinkel eine Bewegung wahr. Das Blut gefror ihm in den Adern, weil ihm augenblicklich klar wurde, dass die Flucht des letzten Todessers nur eine Finte gewesen war und er dessen Fluch unmöglich rechtzeitig würde blocken können ...

„Avada Ked ..."

„Stupor!"

Der Angreifer wurde gegen eine laut scheppernde Mülltonne geschleudert und blieb dort regungslos liegen.

Die fremde Frau kam, sich mühsam an der Mauer emporziehend, taumelnd auf die Füße, noch immer ihren Sohn fest an sich gepresst. Ihre dunklen Augen waren weit aufgerissen und in ihnen stand eine Mischung aus Panik und Hoffnungslosigkeit.

Und als Remus den Kopf drehte, blickte er auf einen weiteren Zauberstab, der drohend auf ihn gerichtet war.

Dieser Zauberstab lag in der Hand des Verräters und Mörders Severus Snape, der ihn und die Frau aus kalten, schwarzen Augen höhnisch fixierte.