A/N: Hallo, ihr Lieben! Na, habt ihr schon auf unsere Fortsetzung gewartet? Das will ich doch hoffen! Wo es doch heute wieder eine große Portion Animagi gibt. :) Viel Spaß beim Lesen! Und vergesst mir unter das lila Knöpfchen nicht!

Hilfe aus dem Jenseits

Erst als sie in Professor McGonnagals Büro angekommen waren, hatte sich Ginny soweit beruhigt, dass ihr klar wurde, das sie Harry noch nichts von Sirius´ Rückkehr gesagt hatte. Einen winzigen Augenblick war der Trotz in ihr so groß, dass sie es schlicht verschweigen wollte. Doch genauso schnell wie ihr dieser Gedanke gekommen war, verschwand er auch schon wieder. Spätestens bei einem Blick in sein verschlossenes, seltsam müdes Gesicht. Doch jetzt erschien ihr einfach nicht der rechte Zeitpunkt. Sie würde es ihm sagen, wenn sie wieder allein waren, das nahm sie sich fest vor.

Minerva McGonnagal führte sie tatsächlich in ihr Büro, einem seltsamen Kontrast zu dem sonst so dunklen, verlassenen Schloss. Hier schien sich nicht verändert zu haben. Immer noch füllten Bücherregale die kahlen Wände. Einige schwebende Kerzen warfen weiches Licht und tanzende Schatten an die Wände.

Die ehemalige Professorin wies auf zwei Stühle vor ihrem Schreibtisch und beide – sowohl Harry wie auch Ginny – ließen sich hineinplumpsen.

„Tee?"

Beide verneinten und Mc Gonnagal nickte nur. Erst jetzt fielen Ginny die tiefen Falten in ihrem Gesicht auf. Sie setzte sich ihnen gegenüber an den Schreibtisch und blickte die beiden ehemaligen Schüler über den Rand ihrer Brille hinweg an. Auch sie wirkte müde.

„Nun. Was kann ich für Sie tun?"

„Professor." Harry hatte sich ein Stück nach vorn gelehnt und sah sie durchdringend an. „Sind Sie mit den ‚Horcruxen' vertraut?"

„Nicht vollständig, Mr. Potter. Professor Dumbledore … erwähnte es." Man konnte deutlich die Schatten erkennen, die bei der Erwähnung des getöteten ehemaligen Schulleiters über ihr Gesicht zuckte. „Er beschrieb´ sie als eine Art Seelengefäß, die Voldemort vor seinem ersten Sturz erschuf."

„Sonst hat er Ihnen nichts gesagt?"

„Nein."

Harry ließ die Schultern hängen und vergrub beide Hände in einer hilflosen Geste in seinem Haar. Er hatte so sehr darauf gehofft, dass sie ihm hätte helfen können! Das Dumbledore ihr irgendeinen Hinweis gegeben hatte oder sie irgendwie vielleicht mehr wusste als er selbst! Mc Gonnagal und Dumbledore waren so eng miteinander vertraut gewesen. Sie war die Einzige, die ihm seiner Meinung nach hätte helfen können.

„Allerdings gibt es da was." Seine ehemalige Lehrerin erhob sich von ihrem Stuhl und ging zu einem ihrer zahllosen Schränke hinüber. Sie öffnete mit einem leichten Tippen ihres Zauberstabes das Schloss und griff mit beiden Händen hinein. Zum Vorschein kam – Dumbledores Denkarium. Harry starrte es nur an.

„Nachdem wir Albus private Dinge zusammengesucht hatten …" Sie machte eine Pause und atmete einmal tief durch. „… nun ja. Wir fanden eine Art Testament. Scheinbar ahnte er bereits, dass …" Ihre Stimme brach und sie stellte das Gefäß mit der silbrigen, wirbelnden Flüssigkeit ein wenig heftiger ab als nötig. Ginny schluckte, als sie die Tränen erkannte, die Minerva verzweifelt versuchte fort zu blinzeln.

„Er wollte, dass Sie es bekommen, Mr. Potter …"

Erst jetzt hob Harry den Blick von dem Stein-Gefäß und blickte sie an. Professor McGonnagal versuchte ein reichlich missglücktes Lächeln, welches bei ihr mindestens genauso eigenartig wirkte wie die Tränen zuvor.

„… zusammen mit dieser Erinnerung." Sie hielt ihm eine Phiole hin, in der weißer Rauch zu wabern schien. Mit plötzlich staubtrockenem Mund griff er danach. Heiße Erleichterung kämpfte in ihm mit diesem stechenden Schmerz, den er immer empfand, wenn er an Dumbledores Tod dachte – oder Sirius´.

„Danke", brachte Harry schließlich mühsam beherrscht hervor. Seine ehemalige Hauslehrerin nickte knapp.

Ginny hatte dem Ganzen mit gemischten Gefühlen zugesehen. Harry sah aus, als fehle nicht viel, bis er zusammenbrechen würde. Und wenn sie sich einer Sache sicher war, dann der Tatsache, dass er es definitiv nicht vor Professor McGonnagal tun wollte. Sie kannte seinen Stolz.

„Professor?" ergriff sie also das Wort. Minerva McGonnagals Blick wandte sich ihr fragend zu.

„Dürften Harry und ich uns kurz im Gryffindor-Turm frisch machen? Wir … sind schon lange unterwegs."

„Natürlich, Miss Weasley. Das Passwort ist noch das Gleiche wie im letzten Schuljahr. Ich werde einen der Hauselfen benachrichtigen."

„Vielen Dank!"

Beherzt schnappte sie sich das wabernde Denkarium, klemmte es sich in einen Arm und griff mit der freien Hand nach Harrys, der sich nicht gerührt hatte.

„Komm schon."

Er erhob sich vom Sessel und folgte ihr, ohne scheinbar wirklich bewusst zu wissen, wo es hinging.


Als sie vor dem Portrait der fetten Dame angekommen waren, blieb Ginny stehen. „Abstinenz!" erklärte sie mit lauter Stimme und schreckte das Gemälde so aus einem Nickerchen auf.

„Was tut ihr zwei denn hier?" fragte es die junge Hexe erstaunt. „Ich dachte die Schule …"

„ABSTINENZ!" wiederholte Ginny ungeduldig.

„Jaja, schon gut. Man wird ja wohl noch fragen dürfen!" Das Gemälde schwang zur Seite und machte den Weg frei in den Gemeinschaftsraum. Er wirkte seltsam still und verlassen. Sie schob den immer noch apathisch wirkenden Harry hinein und folgte ihm. Das Denkarium stellte sie vorsichtig auf dem Tisch vor dem Kamin ab, ehe sie sich zu ihm umdrehte.

„Alles in Ordnung mit Dir?" fragte sie leise. Die einzige wirkliche Bewegung an ihm war ein winziges Zucken der Mundwinkel.

„Er hilft mir sogar noch über seinen Tod hinaus", murmelte er wie zu sich selbst und Ginny hatte wirklich Mühe, seine Worte zu verstehen. Irgendwie wurde sie außerdem das Gefühl nicht los, dass er dringend einen Moment für sich brauchte.

„Ich … ähm … gehe mir kurz die Hände waschen. Bis gleich!" Mit diesen Worten verschwand sie die Treppe zu den Mädchenschlafsälen hinauf.

Dankbar blickte er ihr nach.

Als Ginny, die absichtlich ein paar Minuten getrödelt hatte – und das obwohl sie lieber bei ihm gewesen wäre als in dem grausig stillen, dunklen Schlafsaal, der so gar nichts mehr mit dem von Lachen erfüllten Raum gemein hatte, den sie kannte – wieder zu ihm stieß, hockte Harry auf dem Fußboden vor dem Tisch, über das Denkarium gebeugt, in welches er die Erinnerung Dumbledores gefüllt hatte. Erneut lag ihr die Frage auf den Lippen, ob er in Ordnung war – doch sie wollte sie nicht schon wieder stellen.

Stattdessen ging sie mit entschlossenen Schritten auf ihn zu. Er schien eine gute Nachricht so dringend zu brauchen. Sie würde ihm einfach jetzt sagen, dass Sirius zurück war – und dann würde sie mit ihm zurück zum Grimmauldplatz apparieren und Alles würde gut werden. Hoffentlich konnte er schon Huckepack apparieren …

„Harry! Ich muss Dir was sagen! Bevor ich Dir gefolgt bin, da ist …"

„Ich bin ein solcher Feigling!"

Völlig aus dem Konzept gebracht klappte Ginny ihren Mund zu. „Was?"

„Ich soll die Menschheit retten – aber ich fürchte mich schon so unendlich davor, alleine diese Erinnerung zu sehen." Er sah zu ihr auf. „Ich war schon so oft in diesem Denkarium – aber eben nie ohne Dumbledore. Sogar bei meinem ersten Denkarium-Besuch hat er mich zurück begleitet. Ginny, ich – ich weiß nicht, ob …"

Alle Vorsätze, ihm sofort von Sirius´ Rückkehr zu erzählen, gerieten in Vergessenheit unter der warmen Welle, die sie bei seinem Geständnis umspülte. Sie kannte ihn gut genug, um zu wissen, wie viel Kraft ihn dieses Geständnis kostete. Ihr Herz klopfte plötzlich so schnell, dass sie kaum schlucken konnte.

Ohne darüber nachzudenken überwand sie die wenigen Schritte zwischen ihnen und ließ sich ihm gegenüber am Tisch nieder. Seine Hand über den Tisch ergreifend lächelte sie ihn an.

„Sollen wir es gemeinsam versuchen?"

Er schien in ihrem Gesicht etwas zu suchen, was ihm verraten würde, dass sie sich davor fürchtete, dass er ihr das nicht zumuten konnte – doch er fand nichts und nickte schließlich. Seine Ginny war eben doch stärker, als er vermutet hatte.

Seine Ginny?

Er schob diesen Gedanken erst einmal zur Seite, verschlang seine Finger mit ihren – und beugte sich über die wirbelnde Erinnerung im Denkarium.


Oh Himmel! Evanna fühlte sich, als wäre die letzte Party eindeutig zu ausgelassen gewesen. Sie wollte sich an den dröhnenden Schädel fassen, allerdings erwiesen sich ihre Glieder als tonnenschwer. Genauso wie ihre Augenlider.

Okay, also ganz langsam … Sie atmete. Gut. Alle Gliedmaßen noch da? Probeweise versuchte sie, sich zu bewegen. Yep – zwar tonnenschwer, aber definitiv Alles da. Mehr oder weniger funktionstüchtig, aber eben da.

Sie versuchte noch einmal ein Blinzeln, was auch fast gelang. Zumindest bis das helle Sonnenlicht sie unvermittelt so heftig traf, als halte man ihr einen Zauberstab nach einem ‚Lumos' mitten ins Gesicht. Sie stöhnte leise und gequält. Wirklich zu wilde Party – obwohl sie sich an keine erinnern konnte. Nur sehr verschwommen an ein Buch. Grüne Flammen. Und braune Augen. Wunderbare, braune Augen!

„Bist Du sicher, dass Mollys Zauber wirkt, Moony? Sie war ziemlich aufgebracht, als sie ihn gemurmelt hat."

Vanna runzelte beim Klang dieser Stimme die Stirn. Selbst diese winzige Bewegung schickte Blitze durch ihren von Schmerz gepeinigten Schädel! Eindeutig fremd, dieser tiefe Bariton. Oder doch nicht? Sie war sich nicht so ganz sicher.

„Du warst nicht minder ‚aufgebracht', Padfoot. Wenn ich Dich an Deinen filmreifen Sturz in der Halle erinnern darf."

„Immerhin ist Harry verschwunden!"

„Und Ginny auch! Ihre Tochter!"

„Heißt dass, das sie sich aufregen darf und ich nicht, weil Harry nicht MEIN Sohn ist?"

„Das hab´ ich doch gar nicht gemeint!"

„Besser für Dich, Du lycantropher Schwachkopf! Ich schwöre, wenn heute Abend nicht Vollmond wäre und ich nicht auch noch ein ausgeprägt fairer Mensch …"

„… würdest Du mir selbst mit lädiertem Bein den Kopf abreißen. Schon gut, Padfoot."

Eindeutig zwei Männer. Auch wenn beide klangen wie ein altes Ehepaar, so wie sie sich zankten! Und einen glaubte Vanna als diesen Remus Lupin ausfindig machen zu können. Besonders nach der Bezeichnung „lycantropher Schwachkopf".

Es herrschte wieder einen Moment Stille, ehe die fremde und doch eigenartig vertraute Stimme erneut erklang.

„Vielleicht hast Du nicht richtig zugehört, Moony! Erinnerst Du Dich an das Muggelmärchen, dass Lily Harry vorgelesen hat? Da musste man sie auch küssen!"

„Es war nur ein Muggelmärchen, Sirius!"

„Aber hast Du, mein werter Professor, nicht selbst damals gesagt, dass Muggel in ihren Märchen oft der Wahrheit näher kommen als man vermuten würde?"

„Trotzdem, sie ist kein Frosch!"

„Das meine ich doch gar nicht! Mann, der Mond schlägt Dir echt aufs Hirn! Das mit der Prinzessin, die sich selbst mit der Nadel gepiekst hat und daraufhin völlig ausgeknockt war!"

„Man muss sie nicht küssen! Molly hat nichts davon gesagt!"

„Trotzdem solltest Du es versuchen!"

„ICH? Wieso ich?"

Hey, Moment mal! Wer sie hier küsste und wer nicht entschied Evanna immer noch selbst!

Mit aller Kraft zwang sie sich, die Augen zu öffnen. Als Erstes fiel ihr verschwommener Blick auf ein Paar deutlich attraktive Lippen. Hm, vielleicht sollte sie sich die Kuss-Geschichte noch mal überlegen. Wenn der Rest dieses Kerls auch nur annähernd so einladend war wie seine Lippen …

Nachdem sie ihre Umgebung allerdings wieder vollständig klar erkennen konnte, war sie nahe dran wieder ohnmächtig zu werden! Neben ihrem Bett, auf einem Stuhl, saß das Gemälde! Na ja, nicht direkt das Gemälde. Viel mehr der Bewohner von selbigem.

Ihr entfuhr ein kleiner Schrei, der das Gemälde offenbar so sehr erschreckte, dass es fast vom Stuhl fiel. Ihre braunen Augen trafen seine - eindeutig die Augen aus ihrer Erinnerung! Sie erinnerte sich an IHN?

Verzweifelt versuchte Vanna nicht zu hyperventilieren. Schlag auf Schlag kehrten Erinnerungen zurück. An die Flamme. Dem kalten Etwas, welches nach ihr gegriffen hatte. Und dann durch die warme Hand ersetzt wurde. Seine Hand?

Trotz der bleischweren Gliedmaßen schaffte sie es, sich ruckartig aufzusetzen und nicht sofort wieder umzukippen, als das gesamte Blut in ihrem Körper offenbar in ihre Beine wollte, anstatt in ihren Kopf.

„Miss Brave! Sie sind wach!" Vanna spürte einen starken Arm, der sich um ihre Schulter schlang und sie stützte. Im nächsten Moment wurde ihr ein Becher an die Lippen gesetzt. „Trinken Sie das. Es wird Ihnen helfen."

Das „Bild" nicht aus den Augen lassend nahm sie artig ein paar Schlucke. Wohlige Wärme durchströmte sie und ließ den Schwindel schwächer werden.

Sirius hatte sich währenddessen von seinem Stuhl erhoben und sich selbst humpelnd in gebührenden Abstand gebracht. Auch er ließ die Fremde nicht aus den Augen und bekämpfte den Drang sie zu fragen, ob er sie nicht lieber im Arm halten sollte als Remus. Wenn er Bella in die Finger bekam, dann würde er diesem Miststück seinen verbeulten Schädel und die damit verbundenen, irrwitzigen Gedanken heimzahlen!

Jetzt, wo diese ‚Miss Brave' aufrecht saß, schien sie sogar noch etwas attraktiver geworden zu sein. Das blonde Haar umfloss ihre Schultern und ihre Lippen blieben ein wenig feucht, als ihr Remus den Stärkungstrank vollständig eingeflößt hatte. Er beschloss, den Blick besser abzuwenden. Er war sich allerdings nicht sicher, für wen es ‚besser' sein würde …

„Wie geht es Ihnen?"

Vanna hatte Mühe, ihre Augen von dem Mann, der dort an der Wand lehnte und es offenbar vorzog, sie nicht anzusehen, zu wenden und ihre Augen in das freundliche Gesicht von Remus Lupin zu lenken.

„Gut … denke ich. Was ist passiert?"

„Nun, das wollte ich eigentlich Sie fragen." Moony holte tief Luft, ehe er fortfuhr. „Miss Brave – auf dem Fußboden im Flur lag ein Buch. Ein altes Buch. Erinnern Sie sich?"

Sie nickte.

„Darin war ein Zauber. - Haben Sie vielleicht …?" Er machte eine Kunstpause und sah sie mit einem dieser Blicke an, die ihre Lehrer früher gern angewandt hatten, um Fehltritte aus ihr herauszukitzeln. Sie biss sich auf die Unterlippe und senkte den Blick betreten auf ihre Hände.

Remus neben ihr seufzte laut. „Also doch! Verdammt! Haben Sie ihn denn wenigstens gelesen, Miss Brave?"

„Natürlich! Sonst hätte ich ihn ja nicht anwenden können!"

„Aber haben Sie ihn auch VOLLSTÄNDIG gelesen?"

„Äh … Ich denke schon."

„Auch den Preis für seine Ausführung?"

Verständnislos runzelte sie die Stirn und blickte ihm ratlos ins Gesicht. Sprach er immer in solchen Rätseln? Sie wollte ihm schon sagen, dass sie sicher war, dass es da oben in seinem Hirn sicher furchtbar logisch war, was er da faselte. Aber für sie… Allerdings war hier wohl ein wenige mehr Höflichkeit angebracht.

„Ich weiß nicht, was Sie …", begann sie deshalb langsam.

Im nächsten Moment hatte Remus seinen Zauberstab hervor gezogen und hielt ihn ihr vor die Nase. „Etwas Einfaches, Miss Brave. Ein ‚Wingardium Leviosa' sollte genügen." Er machte einen Schritt zurück und verschränkte die Arme. Sirius beobachtete diese Szene zunehmend interessiert. Was hatte Moony nur vor?

Das Gleiche schien sich die junge Frau ebenfalls zu fragen, denn sie schenkte ihm einen sehr misstrauischen Blick. „Zweifeln Sie etwa an meinem magischen Talent, Remus? Wenn ja, dann zeig´ ich Ihnen gleich, was ich Alles kann!" fauchte sie angriffslustig. Scheiß auf die Höflichkeit! Das war ja wohl eine Frechheit!

Er deutete allerdings nur ungerührt auf den Becher auf der Nachtkommode.

Evanna stieß einen genervten Seufzer aus, ehe sie den Zauberstab auf den leeren Trinkbecher richtete.

"Wingardium Leviosa!"

Nichts geschah.

Vannas Stirn runzelte sich erneut, ehe sie es noch einmal versuchte – dieses Mal deutlich drängender: „Wingardium LEVIOSA!"

Wieder nichts.

Vanna schluckte sichtbar, ehe sie Remus wieder ansah. „Was läuft hier?" fragte sie leise.

Moony seufzte wieder und fuhr sich mit einer Hand durchs Gesicht.

„Nun, Miss Brave. So wie es aussieht, haben Sie den Zauber NICHT zu Ende gelesen. Indem Sie meinen besten Freund hier wieder belebt haben – wofür ich unbestreitbar dankbar bin, das können Sie mir glauben! Auch wenn er eine echte Nervensäge ist, denn er ist der einzige echte Freund, den ich noch habe … nun ja, was ich sagen will … Sie … haben Ihre Zauberkraft für ihn geopfert."

Er griff hinter sich und zauberte Slytherins Buch hervor. Er blätterte, ehe er die betreffende Seite fand und ihr das Buch hinhielt. Sie griff mit plötzlich zitternden Fingern danach. Die Seite, die er ihr hinhielt, kannte sie nicht. Sie blätterte zurück. Auf der vorherigen Seite konnte sie den Reanimus-Magicus-Zauber erkennen. Mit plötzlich staubtrockenem Mund las sie die letzten Zeilen:

Doch bedenk' gut das Wagnis, versuchst Du Dein Glück!

Ist es einmal getan, gibt es kein Zurück!

Denn nur wahre Liebe kann den Tod bezwingen,

kann das Verlorene Dir wieder bringen!

Erst wenn Herz und Magie aus freiem Willen gegeben,

wird die verlorene Seele wieder leben!"

Sie sah auf und Remus an, der den Blick ernst erwiderte. Als Sirius tiefer Bariton neben ihr ertönte, zuckte sie heftig zusammen.

„Was soll denn der Quatsch mit ‚nur wahre Liebe kann den Tod besiegen'? Und ‚Wenn Herz und Magie freiwillig gegeben?" fragte er neugierig. Da er seine anfängliche Scheu offensichtlich schnell überwunden hatte, stand er jetzt direkt neben ihr, die Hände nur Zentimeter neben ihr aufgestützt, und lugte über ihre Schulter in das Buch. Eine ungewollte Röte stieg ihr in die Wangen, während sie unfreiwillig feststellte, wie gut er roch. Nach Sandelholz. Und ein wenig wie frische Erde und Wind.

„Weißt Du das wirklich nicht, Padfoot?" fragte Remus mit tadelndem Blick.

Der fragende Blick seines Freundes wandelte sich von einer Sekunde zur anderen in ein Unheil verkündendes Blitzen. Er wandte den Kopf und blickte Vanna an, deren Teint sich noch eine Nuance verdunkelte. Höchstens ein paar Zentimeter lagen zwischen ihnen.

„Miss Brave", erklärte er in gespielt tadelndem Tonfall, den sein Grinsen Lügen strafte. „Ich hatte ja keine Ahnung, dass mein Charme sogar über das Grab hinausgeht."

Mit Hilfe dieses Satzes fand Evanna wieder zu ihrer alten spitzen Zunge zurück. Als ihre Augen wütend funkelten, hob er provozierend eine Augenbraue.

„Verzeihen Sie, Sir! Aber als schweigendes Bild, muss ich gestehen, waren Sie deutlich sympathischer!"

„MIAU!" Sirius stieß einen Ton aus, der dem Fauchen einer Katze sehr ähnlich war und trollte sich wieder zurück an die Wand. Remus Mundwinkel zuckte kurz heftig. Etwas, was er verzweifelt hinter einem Hüsteln zu verstecken suchte. Touchè, Miss Brave!

„Soll ich Dir vielleicht ein Glas Wasser her accioen, Moony?" fragte Sirius prompt mit einem Avada Kedavra-Blick.

„Nein, nein, nicht nötig. Es geht schon. Nun, Miss Brave. Um wieder zum Thema zurückzukommen - offenbar hat Sie die Wiederbelebung von Sirius wirklich Ihre Magie gekostet."

Sie vergrub bei seinen Worten mit einem unglücklichen Geräusch beide Hände in den Haaren. „Kann man es rückgängig machen?"

„Nun ja. Ich muss zugeben, dass ich das eher bezweifle. Es heißt nicht umsonst ‚Ist es einmal getan, gibt es kein Zurück!'. Aber", beeilte er sich hinzuzufügen, als ein erneuter gequälter Laut ertönte, „Wir werden natürlich Alles versuchen. Geben Sie mir ein wenig Zeit. Vielleicht …"

Die drei Erwachsenen wurden von einem leisen Klopfen unterbrochen. Die Türklinke bog sich hinab und gab den Blick auf den kleinen Josh frei der, den Daumen im Mund, in das Zimmer lugte. „Remus?" nuschelte er ein wenig undeutlich und warf einen unsicheren Blick auf den immer noch grimmig schauenden Sirius. Allerdings wurde auch dessen Blick weicher, als er den kleinen Mann entdeckte.

„Ja, Josh?" Remus, offenbar froh darüber der angespannten Stimmung wenigstens kurzzeitig entfliehen zu können, eilte zur Tür und hockte sich vor den kleinen Jungen.

„Mama träumt ganz schlimm. Und ich krieg´ sie nicht wach", erklärte dieser mit deutlichen Tränen in der Stimme. Seine Unterlippe zitterte ein bisschen, während er hilfesuchend zu dem Mann vor ihm aufsah. „Und sie weint ganz laut."

„Ich komme sofort und seh´ nach ihr. Keine Sorge. Und Du gehst am Besten zu Ron und Hermine nach unten in die Küche, ja!" Er lächelte den kleinen Jungen an. „Deine Mama wird bestimmt Hunger haben wenn sie wach wird, oder?"

Der Kleine nickte mit großen Augen und verschwand, offenbar hellauf begeistert von der Idee seiner Mama Frühstück machen zu dürfen.

„Ihrer, Mr. Black?" fragte Vanna spitz, als Josh sicher außer Sicht- und Hörweite war.

„Zum Teufel, nein!" polterte Sirius prompt los.

„Ich dachte nur… bei Ihrem CHARME!"

Remus machte sich so schnell wie er konnte aus dem Staub. Auch wenn er nicht wusste, was ihn erwarten würde…


Oh weia, zwischen den Beiden fliegen aber die fetzen... Ob ich das wieder hinbekomme? Lasst mir ´ne Review da, okay? Und ich freu´ mich auf jede Mutmaßung von euch, also raus damit!