Hallöchen!
Das Kapitel ist mal wieder eine echte Gemeinschaftsproduktion zwischen Bine und mir, das heißt, hier sollte für jeden etwas dabei sein. Also legt schon mal die Tempos bereit!
Bevor es losgeht, gibt es hier die üblichen Hinweise, meine Lieben. Fiction-Ratet M, also nicht lesen, wenn ihr etwas gegen detaillierte Erotik einzuwenden habt, okay? Bin nicht allzu hoch versichert und kollektive Herzinfarkte übersteigen mein Budget! Außerdem soll ich Euch von Bine noch mal darauf hinweisen, dass Ihr doch bitte Eure Mail-Adressen angeben sollt, wenn Ihr Eure Reviews nicht eingeloggt schreibt. Sie beantwortet sie doch so gerne – glücklicherweise, weil mir leider oft die Zeit dazu fehlt – also macht ihr die Freude, ja? Je mehr, desto besser!
Und jetzt viel Spaß!
Eure RemusBride
Vollmond am Grimmauldplatz
Großer Merlin, nur schnell raus hier! Mit einem vorsichtigen Blick von seinem mit stur vorgeschobenem Kinn an der Wand lehnenden Freund zu der mit vor Zorn blitzenden Augen in ihrem Bett hockenden jungen Frau, trat Remus den taktischen Rückzug an, insgeheim bemüht, ihn nicht allzu offensichtlich wie die kopflose Flucht aussehen zu lassen, die er eigentlich war. Wenn die Beiden hier so richtig aneinander gerieten, hatte er nicht die geringste Lust, zwischen ihren fraglos eisenharten Sturköpfen zerquetscht zu werden. Sirius' Zorn brodelte im Augenblock genauso so heiß, wie Evannas Augen gerade kalt blickten. Und gemeinsam gaben sie eine eindeutig explosive Mischung ab, wie sie so versuchten, sich gegenseitig mit Blicken zu erdolchen.
Also – nichts wie weg!
Josh hatte sich inzwischen offenbar doch dagegen entschieden, in die Küche hinunter zu gehen und erwartete ihn draußen vor der Tür, durch deren Spalt gerade noch Vannas spitze Bemerkung Sirius Charme betreffend zu hören war. Remus unterdrückte ein belustigtes Auflachen. Was das Temperament betraf konnte die hübsche Blondine es mit Padfoot offenbar locker aufnehmen! Allein die Vorstellung, wie sie ihm in der nächsten Zeit die Hölle heiß machen würde … Rasch zog er die Tür ganz zu, weil Padfoots Entgegnung womöglich nicht unbedingt für kleine Ohren geeignet sein würde, immerhin hatte der Freund schon früher selten ein Blatt vor den Mund genommen, und lächelte den wartenden Josh freundlich an. Noch immer steckte der Daumen fest zwischen den Lippen des Knirpses und er produzierte leise Lutschgeräusche, während er aus großen, blauen Kinderaugen etwas nervös zu seinem neuen Freund aufsah. Ob Remus wohl sehr böse wäre, weil er lieber doch nicht in der Küche gegangen war? Aber er kannte Ron und Hermine noch nicht so gut. Sie waren zwar wirklich sehr nett, aber er wollte trotzdem viel lieber bei seiner Mommy oder wenigstens bei Remus sein!
Remus erinnerte sich angesichts der ihm vertrauensvoll entgegen gestreckten, nicht ganz sauberen Kinderhand mit einem warmen Gefühl in der Brust an die vergangene Nacht, in der er sich plötzlich in der Küche wieder gefunden hatte, zwischen Kekskrümeln, Milchpfützchen und einer leeren Schokopudding-Verpackung, und einen plötzlich sehr müden kleinen Jungen auf dem Schoß hatte, der irgendwann mitten im Gespräch ganz einfach eingeschlafen war – das schwarze Lockenköpfchen in die Armbeuge des Mannes geschmiegt, der ihn gerade mit reichlich Leckereien gefüttert hatte. In diesem Augenblick hatte er sich unsterblich in dieses niedliche Kind verliebt und er dachte bereits mit leisem Schmerz an den Tag, an dem seine Mutter mit ihm dieses Haus wieder verlassen würde …
Allerdings waren derartige Gedanken wohl müßig. Und außerdem gab es am anderen Ende des Ganges offenbar Einiges zu tun, wie die kummervollen, unruhigen Laute hinter der Tür deutlich verrieten. Das Schluchzen und die verzweifelten, abgehackten Schreie, die sogar im Flur zu hören waren, ließen Remus seine Schritte unwillkürlich beschleunigen, so dass er den Raum vor Josh erreichte, der mit seinen kurzen Beinchen unmöglich Schritt halten konnte. Auf diese Weise würde er ihn wenigstens am Betreten des Zimmers hindern können, falls es sein musste. Die Kehle wurde ihm eng, bei einem besonders schmerzvollen Schrei. Catherine – Miss Spencer – würde doch wohl nicht doch noch eine Frühgeburt erleiden? Und ausgerechnet jetzt waren weder Molly noch Madam Pomfrey im Haus!
Auf das Schlimmste gefasst und zu allem bereit, was in seiner Macht stand, schob er die Tür auf und trat in das abgedunkelte Zimmer. Sein besorgter Blick suchte im Bett zuerst nach verräterischer Feuchtigkeit oder gar Blut, aber davon war glücklicherweise nichts zu sehen.
Catherine Spencer lag noch immer in dem von den Heiltränken hervorgerufenem Schlaf, offenbar nicht in der Lage, von allein daraus zu erwachen, denn sie warf sich unruhig im Bett hin und her. Die Decke war heruntergerutscht und lag jetzt am Boden, so dass ihre langen, schlanken Beine nackt waren. Das ohnehin nicht sehr lange Nachthemd, das Hermine ihr geliehen hatte, war so hoch gerutscht, dass es gerade noch das Nötigste bedeckte. Schweißfeucht lag es über ihrem deutlich gewölbten Leib, so dass er mit bloßem Auge erkennen konnte, wie das Ungeborene sich in ihr bewegte. Im Gegensatz zu seiner Mama schien der Fötus hellwach zu sein. Da war also alles in Ordnung. Na wenigstens etwas. Denn mit Catherine selbst war anscheinend nicht alles in Ordnung. Offenbar träumte sie gerade etwas ganz Furchtbares. Ihren Kopf, an dem die jetzt schweißfeuchten schwarzen Haarsträhnen klebten, warf sie auf dem Kissen unruhig hin und her, ihr bleiches Gesicht war wieder angstverzerrt und die hektischen Augenbewegungen hinter den geschlossenen Lidern deuteten auf einen besonders lebhaften Traum hin. Und diese kurzen, abgehackten Schluchzer, die sie immer wieder hervorstieß, ließen keinen Zweifel daran, dass sie gerade etwas ganz Schreckliches durchlebte.
Josh huschte neben das Bett seiner Mutter, den Daumen noch immer im Mund, und blickte ängstlich zu seinem neuen, erwachsenen Freund auf. „Schie weint", nuschelte er. „Warum weint meine Mommy, Remusch?"
Er hockte sich neben das verängstigte Kind. Einen Augenblick lang erwog er, dem Kleinen den Daumen aus dem Mund zu ziehen, entschied sich dann aber dagegen. Josh hatte in den letzten Tagen so viel durchgemacht, dass er ihm jedes Fitzelchen Trost von Herzen gönnte. Um das Nuckeln würde die Mutter des Kindes sich schon kümmern, wenn sie wieder auf dem Damm war, sofern das dann überhaupt noch nötig sein würde. „Deine Mommy träumt, Josh", erklärte er leise. „Du hast doch bestimmt auch schon mal etwas geträumt, was dir Angst gemacht hat, oder?"
Ein zaghaftes Nicken, ein kurzes Zögern und dann wurde der Daumen tatsächlich aus dem Mund des Kleinen gezogen. „Da war ein Monster unter meinem Bett", verkündete er, jetzt viel deutlicher sprechend. „Ein ganz Schwarzes. Mit riesengroßen Zähnen."
„Siehst du? Im Moment träumt vielleicht deine Mommy gerade von einem bösen, schwarzen Monster unter ihrem Bett. Ich schlage vor, wir wecken sie auf. Damit sie sieht, dass sie keine Angst mehr haben muss, weil da nämlich gar kein Monster ist. Was meinst du?" Ein beschwichtigendes Lächeln nahm dem kleinen Jungen einen großen Teil seiner Angst. Er nickte rasch.
„Miss Spencer?" Remus rüttelte sanft die Schulter der jungen Frau. „Miss Spencer! Wachen Sie auf! Sie haben einen Alptraum."
Unruhig warf sie sich auf die andere Seite, ohne dass Remus' Weckversuch von Erfolg gekrönt war. Dieser Heiltrank musste wohl ziemlich stark gewesen sein … Verdammt!
„Miss Spencer!", versuchte er es erneut, lauter diesmal, drängender. „Sie müssen aufwachen!"
Wieder keine Reaktion, abgesehen von einem herzzerreißenden Wimmern.
Josh begann zu weinen. „Mommy. Wach auf, Mommy!"
Kurz entschlossen tauchte Remus ein Tuch in die volle Waschschüssel, die auf dem Tisch stand, und wischte der jungen Frau damit sanft über Stirn und Wangen. Da das Wasser bereits seit dem letzten Abend dort stand, war es mittlerweile kalt. Und das zeigte endlich die beabsichtigte Wirkung …
Mit einem lauten Schrei fuhr Catherine aus dem Schlaf und kauerte sich Schutz suchend am Kopfende ihres Bettes zusammen, einen Arm schützend um den gewölbten Leib geschlungen und die andere Hand abwehrend ausgestreckt. „Nein, nicht! Tun Sie meinem kleinen Jungen nicht weh! Ich bitte Sie! Tun Sie ihm nichts …!" Es dauerte einen Augenblick, bis Remus beruhigende Stimme zu ihr durchdrang, und sie erkannte, dass keine Gefahr mehr für sie und Josh bestand.
Und dann, mit einem erleichterten Aufschluchzen, tat sie etwas, womit Remus nie im Leben gerechnet hätte. Sie schlang den einen Arm um Josh, der auf das Bett geklettert war und sich nun seinerseits schluchzend an seine Mommy klammerte und den anderen um den fremden Mann, dem sie beide ihr Leben verdankten und der noch immer über sie gebeugt dastand und sie besorgt ansah, und brach in Tränen aus.
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Es war ein Gefühl, als falle Ginny durch eiskaltes Wasser, als sie mit Harry in die Erinnerung des Denkariums eintauchte. Sie schnappte erschrocken nach Luft, aber das Atmen wollte ihr nicht wirklich gelingen. Unwillkürlich griff sie Harrys beruhigend warme Hand fester und spürte, wie seine Finger den Druck erwiderten. Es tat gut, in so zu spüren, konnte sie ihn doch nicht wirklich neben sich erkennen. Und dann spürte sie wieder Boden unter ihren Füßen.
Einen Moment lang schwankte sie ein wenig. Es kostete sie wirkliche Selbstbeherrschung, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Harry neben ihr schien keine solchen Probleme zu haben. Er schenkte ihr nur ein kleines, beschwichtigendes Lächeln.
„Keine Sorge, Gin. Der Schwindel geht vorbei."
„Wenn Du das sagst." Ginny zog eine kleine Grimasse. „Du bist der Erfahrene bei Denkarium-Erinnerungen."
Zum Glück behielt er Recht, nach mehreren tiefen Atemzügen verschwand das Gefühl der weichen Knie und sie konnte sich endlich auf ihre Umgebung konzentrieren. Sie standen in einem Raum, dessen Wände voller Gemälde hingen. Er kam ihr seltsam bekannt vor. Als sei sie definitiv schon einmal hier gewesen.
„Wo sind wir?" fragte sie übertrieben leise, als dürfe sie nicht hier sein und könne jeden Moment erwischt werden.
„Du musst nicht flüstern. Man kann Dich nicht hören." Sie sah sehr wohl das belustigte Funkeln in seinen Augen. Etwas, was ihren Widerspruchsgeist sofort heraus forderte.
„Machst Du Dich lustig über mich?"
„Nein."
„Warum guckst Du dann so?"
„Weil ich mich an dieses eigenartige Gefühl erinnere. Ich hab´ mir damals fast in die Hosen gemacht."
Harry schnitt eine Grimasse und erst jetzt schien ihm aufzufallen, dass er immer noch ihre Hand hielt. Einen Moment zögerte er noch, dann löste er seine Finger von ihren. Ginny widerstand dem Drang, ihn festzuhalten.
„Das ist Dumbledores Büro", beantwortete er endlich ihre Frage und wollte noch etwas hinzufügen, doch ein Klopfen an der Tür erregte seine Aufmerksamkeit. Erst jetzt bemerkte Ginny den ein wenig jünger wirkenden Dumbledore hinter dem Schreibtisch, der nun „Herein!" rief.
Sie blinzelte gegen die aufsteigenden Tränen an. Und ihre Kehle schnürte sich zusammen, als ihr klar wurde, wie schmerzhaft der Anblick des getöteten Schulleiters erst für Harry sein musste, der ihm doch so viel näher gestanden hatte. Was musste jetzt in ihm vorgehen? Wenigstens konnte sie seinen Schmerz nachher etwas lindern, wenn sie ihm endlich von Sirius Rückkehr berichtete ... Sobald sie hier wieder heraus wären, würde sie im erzählen, dass sein Pate wieder da war. Und dann würden sie zum Grimmauldplatz zurückkehren ... Sie war so in Gedanken versunken, dass sie das Klappen der Tür beinahe überhört hätte.
Ein Mann betrat den Raum. Er musste einmal sehr attraktiv gewesen sein, doch jetzt schien es, als sei er durch ein ausschweifendes Leben oder schwere Schicksalsschläge gezeichnet. Seine Augen waren blutunterlaufen und seine Haut wirkte fahl und wächsern. Sie bemerkte, wie Harry sich neben ihr bei dem Eintreten des Fremden abwehrend versteifte. Sie blickte von ihm, der jetzt ausgesprochen feindselig wirkte, zu dem Mann, der auf Dumbledore zuging und den Schulleiter begrüßte.
„Wer ist das, Harry?" fragte Ginny verwirrt und trat unwillkürlich näher an den Freund heran, weil sie plötzlich ein ungutes Gefühl hatte. „Kennst Du ihn?"
„Voldemort."
„WAS?" Sie starrte den Mann, der gegenüber von Dumbledore saß an, als sei er ein Geist. DAS? Das war Voldemort? Der größte Schwarzmagier ihrer Zeit? Dieses Häufchen Elend, das jetzt ein reichlich eigenartiges Gespräch mit dem alten Schulleiter begann? Sie verfolgte das Gespräch mit Neugier und ständig wachsenden Unbehagen. Besonders als die Bemerkung fiel, dass Voldemort – Tom Riddle – vorgehabt hatte, in Hogwarts zu unterrichten. Allein bei der Vorstellung durchlief sie ein unangenehmer Schauer. Allein der Gedanke, einen solchen Lehrer zu haben…
Harry folgte ebenfalls dieser Unterhaltung, allerdings schien er ziemlich verwirrt.
„Ich kenne diese Erinnerung bereits", murmelte er auf Ginnys fragenden Blick, ehe er einen Schritt auf den Schreibtisch zu machte. „Wieso zeigt er sie mir noch einmal?"
„Worum geht es denn hier?" Ginny war ihm gefolgt und konnte nach ihrer anfänglichen Scheu und ihrer instinktiven Ablehnung einfach nicht anders, als Voldemort näher in Augenschein zu nehmen. Sie beugte sich ein Stückchen vor und betrachtete ihn mit unverhohlener Abscheu.
„Voldemort wollte hier in Hogwarts Lehrer werden. Vermutlich um neue, junge Gefolgsleute für seine Todesser zu rekrutieren. Und er wollte wohl etwas von Gryffindor für einen dieser verdammten Horcruxe."
Überrascht blickte Ginny auf. „Etwas von Gryffindor? Vielleicht das Schwert?" Als sie Harrys Gesichtsausdruck sah, beantwortete sie sich selbst die Frage: „Nein, wohl nicht … Aber was hat er sich dann von Gryffindor geholt?"
„Keine Ahnung… Ich weiß nicht einmal, ob er es wirklich getan hat. Es waren nur Rückschlüsse und Vermutungen. Weil er sich den Becher von Helga Hufflepuff holte. Und das Medaillon …"
Er sah ein zweites Mal dabei zu, wie sich die beiden Männer nicht grade im Guten trennten. Voldemort stürmte zornig aus dem Raum und ließ Dumbledore mit aneinander gelegten Fingerspitzen nachdenklich zurück. Eigentlich rechnete Harry damit, jetzt wieder zurück zu kehren. Die Erinnerung, die er kannte, was schließlich vorbei.
Doch nichts geschah.
Irritiert sah er sich um. Steckten sie jetzt fest? Hatte Dumbledore vielleicht doch irgendwelche Zauber gewirkt und er hatte es einfach nicht gemerkt?
Zu seiner Überraschung öffnete sich die Tür aber erneut und Voldemort kam zurück. Mit einem widerlichen Grinsen, das Harry unvermeidbar die Nackenhaare zu Berge stehen ließ. Er deutete eine fast spöttische Verbeugung an.
„Ich hasse es, so mit Ihnen auseinander zu gehen, Dumbledore", erklärte er mit einem wesentlich deutlicheren Zischeln in der Stimme. „Immerhin sind Sie ein fähiger Mann, wie ich nicht leugnen kann."
Seine fast schon klauenartige Hand erschien aus den Falten seines Umhangs und er hielt sie dem Schulleiter hin, der sie einen Moment bewegungslos betrachtete. Doch dann reichte dieser ihm ebenfalls in einer arglosen Geste die Hand. Alles in Harry drängte es, ihn zu daran zu hindern, ihn von dem dunklen Magier wegzuzerren. Ein Gefühl tief in ihm warnte ihn davor, Dumbledore Voldemort berühren zu lassen. Doch ehe er den Mund geöffnet hatte, hatte Voldemort Dumbledores Hand auch schon ergriffen.
Plötzlich flackerte das Kerzenlicht im Raum und der ehemalige Schulleiter krümmte sich, als hätte ihn ein jäher, unerwarteter Schmerz getroffen. Voldemort grinste, seine Augen geweitet und irr auf den vor Pein stöhnenden Albus Dumbledore gerichtet. Und dann hörte Harry die leise gezischten Worte, die der dunkle Magier in Parsel hervorstieß: „Horcruxia impartis!"
Ein Blitz, gefolgt von einem mächtigen Donner, durchbrach die plötzliche Stille und ließ Ginny heftig zusammenzucken. Dann war es auch schon vorbei. Es dauerte kaum mehr eine Sekunde, ehe Voldemort die Verbindung abbrach und sich kurz an den imaginären Hut tippte. Seine Augen schienen nun noch weniger menschlich.
„Einen guten Tag, Dumbledore." Mit diesen Worten verließ er endgültig den Raum.
Dieses Mal war Harry es, der schwankte, so unvorbereitet traf ihn die Rückkehr in die Realität. Ginny war fast sofort neben ihm und schlang einen Arm um seinen Rücken, um ihn zu stützen.
„Harry, alles okay?"
Er nickte fahrig.
„Was hat dieser Irre gesagt? Ich konnte ihn nicht verstehen."
Harry wandte langsam den Kopf und die Intensität seines Blickes ließ ihr eine Gänsehaut über den Rücken kriechen. Und seine Antwort ließ sie entsetzt aufkeuchen und vertrieb augenblicklich jeden Gedanken an Sirius' Rückkehr aus ihrem Kopf.
„Er hat ihn genommen. Ginny! Dumbledore war einer der Horcruxe!"
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Die Gefahr einer Frühgeburt war gebannt und Madam Pomfrey hatte Catherine am Nachmittag endlich erlaubt, für eine Stunde aufzustehen. Eine weise Entscheidung, weil die junge Mutter den Eindruck machte, als würde sie gegen eine strikte Bettruhe ohnehin nur rebellieren. Sie schien ein gewaltiges Problem damit zu haben, tatenlos zwischen den Laken zu liegen, während ihr lebhafter dreijähriger Sohn das Haus erkundete und sich – nun da seine Mommy wach war und er sicher sein konnte, dass es ihr gut ging – mit den anderen Bewohnern des Hauses anfreundete. Immerhin wusste sie ja gar nicht, was er so trieb, wenn er mal wieder aus dem Zimmer stürmte!
Josh hatte inzwischen Bekanntschaft mit Molly Weasley geschlossen, die ihn aber so konsequent bemutterte, dass er irgendwann auch hier die Flucht ergriff. Außerdem hatte er sich mit Ron und Hermine angefreundet, die mit ihm Karten gespielt und gemalt hatten, eine Packung Schokofrösche von Madam Pomfrey geschenkt bekommen und die hüpfenden Leckerbissen bereits deutlich dezimiert und sogar gemeinsam mit Sirius einen großen Kürbiskuchen vertilgt.
Und er hatte von Evanna, die ihrem Zorn nach einem weiteren Wortgefecht mit Sirius in ihrem Zimmer Luft machte, ein paar äußerst deftige Ausdrücke aufgeschnappt, die einen gewissen schwarzhaarigen Bewohner des Hauses betrafen, bevor sie ihn in ihrer Zimmertür bemerkt und ihren Mund mit hochrotem Gesicht wieder zugeklappt hatte. Auch wenn die Erweiterung seines Sprachschatzes um die Vokabeln „arroganter Schweinehund", „überheblicher Mistkerl" und „verfickter Hurensohn" dadurch natürlich nicht wieder rückgängig zu machen war.
Um ganz sicher zu gehen, hatte er die neuen Worte noch ein paar Mal mit konzentriert gerunzelter Stirn vor sich hingeflüstert, damit er sie auch wirklich nicht wieder vergaß, und war von Sirius prompt dabei ertappt worden. Und er verstand absolut nicht, warum der einen ganz, ganz schlimmen Hustenanfall bekommen hatte und plötzlich etwas furchtbar Wichtiges erledigen musste, als er ihm daraufhin sein Können stolz etwas lauter vorführte.
Josh mochte eigentlich alle Bewohner des Grimmauldplatzes, aber seine absoluten Favoriten waren Sirius – auch wenn der von Zeit zu Zeit in finsteres Grübeln verfiel, was wohl irgendwie mit jemandem namens Harry zusammenhing, und der wegen seines schlimmen Beines auch nicht richtig mit ihm herumtoben konnte – und natürlich Remus, der ihm geduldig eine Frage nach der anderen beantwortete und nie schimpfte, wenn er mal etwas falsch machte. Eigentlich war es schade, dass er ihm die neuen Worte nicht auch vorführen konnte, aber Sirius war der Meinung gewesen, dass das vielleicht keine so gute Idee wäre. Also würde er sie lieber seiner Mommy aufzählen … später. Im Moment ging das nicht, weil Remus ihm nämlich eine Geschichte vorlas. Aus einem großen, bunten Märchenbuch. Und Geschichten liebte er über alles!
So fand Catherine die beiden auch in der Bibliothek vor. Josh hatte es sich auf dem Schoß des großen Mannes gemütlich gemacht und betrachtete aufmerksam die Illustrationen, während Remus' ruhige, tiefe Stimme das Bild einer Prinzessin malte, die so wunderschön war, dass ihre böse Stiefmutter sie aus Eifersucht töten wollte …
Reglos blieb sie in der Tür stehen und sah einen Augenblick auf dieses friedliche Bild. Der Mann, der sie und ihre Kinder vor Folter und Tod gerettet hatte, hatte den braunen Haarschopf mit den vorzeitig ergrauten Strähnen darin über das aufgeschlagene Buch geneigt und las ihrem Josh etwas vor. Nicht schnell und flüchtig wie jemand, der rasch eine etwas lästige Pflicht erledigt, damit er danach seine Ruhe hat, sondern langsam und mit Begeisterung, so als würde er mit seiner Stimme ein Bild malen. Und ihr sonst so hibbeliger, kleiner Junge saß ganz still, lauschte aufmerksam und sein Blick wanderte ständig zwischen dem Buch und dem Gesicht des Vorlesenden hin und her.
„Wie sah die Prinzessin denn aus, Remus?", unterbrach er plötzlich.
„Ganz wunderschön", antwortete Remus Lupin, überhaupt nicht verärgert über die Zwischenfrage und strich dem kleinen Jungen dabei sanft über die Locken. „Mit wundervoll langem schwarzem Haar, weißer Haut und Lippen, so rot wie Blut. Und weil sie so wunderschön war, hieß sie Schneewittchen. Und alle Leute liebten sie, bis auf die böse Stiefmutter natürlich. Die war so eifersüchtig auf Schneewittchens Schönheit, dass sie davon nur noch hässlicher wurde." Er lächelte das schadenfroh kichernde Kind an, das ihm so aufmerksam zuhörte. „Wenn ich es recht bedenke", fügte er leise hinzu, „so war sie bestimmt genauso hübsch wie deine Mommy."
Das konnte Josh sich gut vorstellen. „Meine Mommy ist sogar sehr hübsch!", verkündete er ernsthaft. „Sie ist die Allerschönste überhaupt!"
„Stimmt." Remus nickte dem Jungen mit ernstem Gesicht zu, während in seinem Kopf das Bild der jungen Frau wieder auflebte, wie sie friedlich schlafend in ihrem Bett lag, das lange schwarze Haar über das Kissen ausgebreitet, die Lippen leicht geöffnet… Ihr Duft stieg ihm wieder in die Nase, wie bei den zwei Gelegenheiten, bei denen er sie im Arm gehalten hatte, und er schob diese Erinnerung ganz schnell weit von sich. Was war er, ein sabbernder, pubertierender Teenager? Und dennoch … „Sie ist wirklich ganz wunderschön!"
Catherine wurde das Herz warm, angesichts der Art, wie Remus Lupin und ihr Josh von ihr schwärmten. „Vielen Dank, meine Herren!" Mit einem Lächeln trat sie ganz in den Raum, knickste schelmisch und beugte sich dann über Remus' Schulter, um ihrem Sohn einen Kuss auf die Nasenspitze zu geben. Als sie Remus vergnügt zuzwinkerte, erschien ein Grübchen auf ihrer Wange. „Ich fühle mich geschmeichelt!"
Da war er wieder, dieser himmlische Duft. Nach Frühlingsblumen und warmer Haut … Remus musste sich zusammenreißen, um nicht genießerisch die Nase in die Luft zu recken und zu schnuppern. Himmel, rief er sich selbst zur Ordnung, die Frau ist auf der Flucht, hat ein kleines Kind dabei und ist außerdem hochschwanger! Und er sollte sich verdammt noch mal besser in der Gewalt haben! Was erwartete er denn? Dass eine Frau, die so wunderschön und begehrenswert war wie Catherine Spencer, sich mit einer dunklen Kreatur wie ihm abgab? Dennoch war ihr Lächeln so ansteckend, dass er es unwillkürlich zurückgab.
„Mommy!" Schneewittchen, die böse Königin und die Zwerge waren umgehend vergessen. Josh hüpfte begeistert von Remus' Schoß und schlang die Ärmchen um den runden Bauch seiner Mutter. „Bist du jetzt wieder ganz gesund?", wollte er erwartungsvoll wissen.
„Ich war nicht richtig krank, Schatz", erwiderte Catherine mit einem raschen Blick zu Remus. „Nur sehr, sehr erschöpft. Deshalb hat Madam Pomfrey mir auch einen ganz starken Heiltrank gegeben. Damit ich lange, lange schlafe und mich dabei wieder erhole. Ich werde mich in den nächsten Tagen noch ein wenig ausruhen müssen und dann ist alles wieder gut." Sie setzte sich in den zweiten Sessel vor dem Kamin, damit der Knirps auf ihren Schoß klettern konnte, ohne dass sie ihn hochheben musste. In dieser Beziehung waren die Anweisungen der Krankenschwester nämlich eindeutig gewesen: Keine Lasten, kein Bücken. Basta.
„Weil du so schnell rennen musstest, als diese bösen Männer hinter uns her waren, stimmt's?" Der Kleine nickte altklug mit dem Kopf, immerhin hatte Remus ihm das ja schon erklärt. Und dann fügte er in grimmigem Ton, der den von Evanna während ihres Wutausbruchs geradezu perfekt imitierte, hinzu: „Diese verfickten Hurensöhne!"
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Noch Stunden später, als Remus sich in sein Zimmer zurückzog, die Tür magisch versiegelte und einen Schallschutzzauber über den Raum legte, staunte er insgeheim darüber, wie schnell das warme, fröhliche Leuchten in Catherine Spencers Augen sich in ein kaltes, zorniges Glitzern verwandeln konnte.
Da er derjenige gewesen war, den sie mit diesem Blick bedacht hatte, hatte er die Verwandlung aus erster Hand mitbekommen.
Dennoch hatte sie nicht mit ihrem Sohn geschimpft, erinnerte er sich mit einem kleinen Lächeln, das allerdings der ersten Schmerzwelle seiner einsetzenden Transformation zum Opfer fiel. Er krallte seine Hände um die Sessellehne und kämpfte gegen die heiße Qual an, noch immer Catherines ruhiges, freundliches Gesicht vor Augen.
Sie hatte ihm – Remus – zwar diesen absolut vernichtenden Blick zugeworfen, der klarstellte, dass sie ihn für denjenigen hielt, der den Wortschatz ihres Kindes auf diese unangemessene Weise erweitert hatte, und dass er in ihren Augen evolutionstechnisch jetzt nur noch unwesentlich höher als irgendwelche schleimigen Kriechtiere angesiedelt war, aber ihre Stimme war erstaunlich gelassen und liebevoll geblieben, als sie Josh geduldig erklärt hatte, dass er solche bösen Worte nicht benutzen durfte, weil ihn sonst alle für einen ganz schlimmen kleinen Jungen halten würden.
Bis zum Abendessen hatte sie ihn geschnitten. Erst dann hatte Evanna die Angelegenheit richtig gestellt. Sie war einfach auf die junge Mutter zugegangen, hatte sich ihr höflich vorgestellt, von ihrem Missgeschick berichtet – mit einem zornigen Blick in Sirius' Richtung – und um Verzeihung gebeten. Und Catherine hatte keine Sekunde gezögert und der jungen Frau auch keinen Vortrag über das angemessene Verhalten im Beisein eines kleinen Kindes gehalten, sondern nur verständnisvoll gelächelt.
Und dann hatte sie ihm einen Verzeihung heischenden Blick zugeworfen und ihn auf sein Nicken hin mit einem weiteren dieser wunderschönen Lächeln bedacht, die ihm den Atem nahmen …
Sie war eine wirklich tolle Mutter! Und außerdem klug, mutig und die schönste Frau, die er je gesehen hatte …
Die nächste Schmerzattacke ließ ihn unterdrückt aufstöhnen und er begann mit zusammengebissenen Zähnen seine Kleidung abzulegen. Warum die Sachen ruinieren? Er faltete sie sorgfältig zusammen und legte sie in den Schrank, aus dem er auch eine alte Wolldecke hervorkramte, die er sich umlegte.
Das metallische Geräusch, mit dem das Türschloss wieder aufsprang, ließ ihn herumwirbeln. Allerdings senkten sich seine Schultern gleich darauf wieder erleichtert, als er Sirius erkannte, der in das Zimmer gehumpelt kam, einen erwartungsvollen Ausdruck im Gesicht. „Vollmond, Moony. Wie in alten Zeiten."
Sein eigenes Grinsen war eher eine Grimasse, weil es mit einer neuerlichen Schmerzwelle zusammenfiel. „Nicht ganz, Padfoot. Wolfsbann ist eine tolle Sache. Und im letzten Jahr ist er sogar noch verbessert worden." Er verbot sich selbst an Snape zu denken, dem dieser Durchbruch zu verdanken war. „Seit ich das neue Zeug habe, rolle ich mich in den Vollmondnächten irgendwo ein und verschlafe die ganze Action. Zumal ich nach der Transformation sowieso nur noch müde bin. Der Jagdinstinkt, der mich ohne den Trank beherrscht hat, fehlt vollkommen. Ich verspreche, ich werde heute Nacht ein braver Hauswolf sein."
Sirius' bellendes Lachen klang nicht besonders fröhlich. Er hatte gehofft, sich ein wenig von seiner ständig wachsenden Sorge um Harry ablenken zu können, aber wenn seine Hilfe hier nicht gebraucht wurde … Mit düsterem Blick dachte er an die Flasche mit Feuerwhisky, die im Salon stand.
Remus, der sich ziemlich genau vorstellen konnte, was in ihm vorging, warf einen Blick auf die Uhr. Noch etwa zwanzig Minuten bis Mitternacht. Ein wenig Zeit blieb ihm also noch. Ächzend ließ er sich in den Sessel fallen. „Es tut mir so Leid, Sirius. Es ist allein meine Schuld, dass er weg ist. Er war das ganze letzte Jahr nicht mehr der Alte, seit deinem Sturz durch diesen Torbogen. Und als dann auch noch Dumbledore starb … Er war so begeistert, als er diesen Reanimus-Magicus-Zauber entdeckt hatte, weil er hoffte, dich auf diese Weise zurückholen zu können! Und ich habe es ihm ausgeredet. Ich habe ihm gesagt, dass er das nicht tun dürfe, wenn er Voldemort nicht den Sieg schenken wolle. Dass seine Zauberkraft die einzige Chance wäre, den Dunklen Lord zu besiegen. Ich glaube, in diesen Augenblick hat er mich richtig gehasst, Padfoot. Weil ich ihm klargemacht habe, welche Verantwortung er zu tragen hat. Diese Last ist eindeutig zu schwer für einen siebzehnjährigen Jungen! Sie wäre für jeden zu schwer … Er ist gegangen, weil er diese Horcruxe finden und zerstören will. Weil er diese Aufgabe hinter sich bringen will, um danach endlich leben zu können. Um dich danach zurückholen zu können. Er liebt dich wirklich sehr. Er ist überhaupt nicht auf die Idee gekommen, diesen Zauber für jemand anderen zu verwenden. Nicht für Dumbledore, nicht einmal für James oder Lily. Er wollte nur dich zurück …"
Eine neue Schmerzwelle unterbrach ihn, ließ ihn gequält aufschreien. Sofort war Sirius bei ihm und hielt ihn fest. Die Qual ebbte langsam ab, aber der Schmerz in seiner Seele fraß sich weiter. „Ich habe ihm gesagt, dass er dich nicht zurückholen dürfe", wiederholte Remus leise, als er wieder zu Atem gekommen war. „Ich habe ihn im Stich gelassen, als es um etwas sehr Wichtiges für ihn ging. Weil ich als Halbmensch diesen Zauber nicht ausführen konnte. Und weil ich ihm mit meinen Worten jede Hoffnung genommen habe …"
„Du hast richtig gehandelt, Remus, und das weißt du verdammt gut! Sieh dir an, was dieser Zauber Evanna angetan hat! Sie hat ihre Magie verloren. Für das hier!" Abfällig deutete Sirius auf sich selbst. „Für einen humpelnden, nutzlosen Kerl, der nicht mal in der Lage ist, nach seinem Patenkind zu suchen, weil sein verfluchtes Bein ihn einfach nicht trägt! Nein", unterbrach er Remus, bevor dieser überhaupt etwas sagen konnte, „du hast vollkommen richtig gehandelt. Ich weiß das, du weißt es und Harry weiß es auch. Wenigstens hat er noch seine Zauberkraft! Wenigstens ist er Voldemort und seinen Gesellen nicht völlig schutzlos ausgeliefert …"
„Du musst dich nicht verantwortlich fühlen für das, was Evanna getan hat, Sirius", bemerkte Remus leise. „Es war ihre Entscheidung. Sie hat dich nicht um Erlaubnis gefragt …"
„Das hätte sie wohl auch kaum gekonnt, oder? Immerhin war ich ja tot, wenn man den Gerüchten Glauben schenken darf!", gab dieser bissig zurück. Dann stieß er einen abgrundtiefen Seufzer aus und fuhr sich mit der Hand über das Gesicht. „Sie hat einen großen Teil von sich selbst geopfert, um mich zurückzuholen, auch wenn sie es nicht bewusst getan hat. Es spielt keine Rolle, dass sie nicht gewusst hat, dass sie ihre Magie bei der Durchführung dieses Zaubers verlieren würde. Sie hat sie verloren. Dieser Verlust war der Preis für meine Rückkehr. Und nur das allein zählt!"
„Und was willst du jetzt tun? Ins Ministerium apparieren und wieder durch den Bogen springen?" Remus funkelte ihn zornig an. „Davon bekommt sie ihre Zauberkraft nicht zurück!" Er zögerte kurz, bevor er ruhiger hinzufügte: „Das Einzige was Du tun kannst, um sie zukünftig zu schützen, zumindest solange, bis wir eine Möglichkeit gefunden haben, um ihr ihre Magie zurückzugeben, falls es eine solche Möglichkeit überhaupt gibt, wäre, sie unter den Blutschutz der Blacks zu stellen."
Sirius sah ihn an, als hätte er den Verdacht, dass der Wolfsbanntrank ihm auf das Gehirn geschlagen wäre. „Du bist ja irre!"
„Nein, das bin ich nicht. Überleg doch mal, Padfoot! Wenn sie unter dem Blutschutz stünde … Oh Gott …" Ächzend fiel er auf die Knie, weil die Transformation sich nun mit rasender Schnelligkeit zu vollziehen begann. Der Schmerz war unbeschreiblich, so als würde sein Körper innerlich verbrennen, während seine Glieder sich streckten und verformten und das Fell aus seiner Haut hervorbrach. Was immer er noch hatte sagen wollen, es verklang in einem lang gezogenen, schmerzerfüllten Heulen.
Sirius blieb lange genug bei ihm, um sicherzugehen, dass Moony sich nach der entsetzlich anstrengenden Transformation tatsächlich auf seinem Bett zusammenrollte und einschlief. Erst dann verließ er das Zimmer und versiegelte wieder sorgfältig die Tür, in Gedanken noch immer bei dem ungeheuerlichen Vorschlag, den sein Freund ihm eben gemacht hatte.
Er sollte Evanna Brave unter den Blutschutz der Blacks stellen. Klar. Prima Idee. Geradezu genial! Sie würde sicher hellauf begeistert sein bei dem Gedanken, ihn zu heiraten! Bevor sie ihm ins Gesicht lachen und ihn fragen würde, ob sein Sturz durch diesen Torbogen sich irgendwie auf seine Gehirntätigkeit ausgewirkt hatte!
Kopfschüttelnd ging er hinüber in den Salon. Der Schlaf war ihm ferner denn je, also würde er der Natur etwas nachhelfen müssen. Er schenkte sich ein Glas fast randvoll und prostete damit spöttisch der hellen Stelle an der Wand zu, an der bis vor kurzem noch der Wandteppich mit dem Familienstammbaum darauf gehangen hatte. Jetzt waren hier nur noch die kleinen Brandstellen zu erkennen, mit denen seine Mutter ihn und andere missliebige Familienangehörige aus dem Teppich ausgelöscht hatte. Was die alte Sabberhexe wohl dazu sagen würde, wenn sie wüsste, dass jetzt nur noch diejenigen an der Wand verewigt waren, die sie hatte tilgen wollen?
Dieser Gedanke war vergnüglich genug, um das Glas gleich noch einmal zu füllen.
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Er konnte sie riechen, noch bevor sie sein Zimmer überhaupt betreten hatte. Dieser betörende Duft nach Frühlingsblumen und warmer Frauenhaut war einfach unverkennbar und Erregung ergriff ihn und ließ ihn erwartungsvoll erzittern. Himmel, wie gern wollte er sie spüren, sie schmecken, ihre warme, glatte Haut an seiner fühlen …
Dann stand sie plötzlich vor ihm, in diesem kurzen Nachthemd, das ihr nur bis zur Hälfte der Oberschenkel reichte und ihre langen, schlanken Beine so wunderschön zur Geltung brachte. Das lange, schwarze Haar fiel ihr in Wellen über Schultern und Rücken und der sehnsüchtige Blick dieser exotischen Mandelaugen raubte ihm schier den Atem.
Sie war zu ihm gekommen!
Die Hände, die er unwillkürlich nach ihr ausstreckte, waren menschlich, aber der Wolf in ihn war genauso präsent wie der Mann. Er witterte sie, roch sie, wollte sie mit einer Inbrunst, mit der er noch nie etwas gewollt hatte.
Sie zögerte nicht, sich in seine Arme zu schmiegen, ihre Hände wühlten sich in sein Haar, so wie seine Zunge sich in ihren Mund wühlte und sie kostete, schmeckte, mehr verlangte. Mehr. Immer mehr. Es würde nie genug sein.
Seine Hände strichen über ihren Rücken und pressten sie noch fester an seinen vor Erregung harten Körper. Er schob die Finger in ihr Haar und bog ihren Kopf zurück, um ihren Hals für seinen Mund freizulegen. Willig gab sie ihm nach, so dass er mit den Lippen und der Zunge dem Puls nachspüren konnte, der unter der zarten Haut so heftig zu spüren war.
Der Wolf in ihn roch ihre Sehnsucht und wollte am liebsten vor Freude den Mond anheulen. Es würde geschehen! Noch in dieser Nacht!
Seine freie Hand streichelte sie, über ihre Wange hinab zu ihrer Kehle und dann tiefer, bis zum Ansatz ihrer Brüste, die das dünne Material des Nachthemdes verdeckte. Sein Blick verband sich mit ihrem, suchte ihre Zustimmung, als er auch die andere Hand an die Spitzen gesäumte Stoffkante legte und er spürte wie ihr Atem sich beschleunigte.
Mit einem einzigen Ruck zerriss er das dünne Gewebe.
Sie ließ die kümmerlichen Reste des Nachthemdes an ihren Armen herab und zu Boden gleiten. Und dann stand sie nackt vor ihm, ein erwartungsvolles Funkeln in den Augen, während er ihren Anblick in sich aufnahm. Hohe, feste Brüste wölbten sich ihm entgegen, die Brustwarzen - voll und aufgerichtet - schienen um seine Berührung geradezu zu betteln. Und unter diesen köstlichen Brüsten wölbte sich ihr Leib, geschwollen von dem Kind das sie erwartete …
„Stört es dich?"
Stumm schüttelte er den Kopf und legte die Hand auf die straffe warme Haut unter der das Baby sich bewegte, als wolle er ihn begrüßen. Sacht strich er über die kleine Vorwölbung, die ein winziges Ärmchen oder Beinchen verursacht hatte, bevor er sich auf die Knie herabließ und ihren Leib küsste – den runden Bauch, ihren flachen Nabel, in den er neckend mit der Zunge eintauchte und dann tiefer, immer tiefer, in dem beinahe verzweifelten Bedürfnis, sie zu schmecken, alles von ihr, bis sie die Hände in sein Haar krallte und ihre Lust laut heraus schrie.
Er fing sie auf, als ihre Knie einknickten, und trug sie zum Bett hinüber, wo er sie auf die weiche Matratze gleiten ließ. Ihre Hände zerrten beinahe hektisch an der Wolldecke, die noch immer um seinen Körper geschlungen war, und lösten sie, bevor sie sie achtlos zur Seite warf. Sie verschlang die Hände in seinem Nacken und zog ihn zu sich herunter in einen wilden ungestümen Kuss hinein. Die Tatsache, dass sie sich auf seinen Lippen und seiner Zunge selbst schmecken konnte, schien ihre Erregung noch zu steigern.
Mit einer schwungvollen Bewegung vertauschte sie ihre Positionen. Aus brennenden Augen beobachtete er, wie sie sich über ihn beugte, ihr langes, schwarzes Harr hinter ihr Ohr strich und seine Lippen erneut mit ihrem Mund verschloss. In ihrem Kuss lag etwas Drängendes, Bestimmendes und er begriff, dass sie jetzt die Führung übernehmen wollte.
Er hatte nichts dagegen.
In die Kissen zurückgelehnt genoss er ihre Berührungen. Ihre Finger strichen über seine Haut und brachten sie zum Glühen, ihre Lippen und ihre Zunge entfachten das Feuer noch mehr und er konnte nicht mehr still liegen. Hilflos wand er sich unter ihren Zärtlichkeiten, sein Atem kam in kurzen, abgehackten Stößen, während sie an seinem Körper hinab glitt und seine Erregung ins Unermessliche steigerte. Und dann fühlte er ihren heißen, gierigen Mund, der sich um seine Erektion schloss, und stöhnte laut auf. Seine Finger krallten sich in ihr Haar und der Wolf in ihm knurrte vor Behagen.
Sie brachte ihn bis kurz vor den Höhepunkt, ließ dann von ihm ab und blickte aus funkelnden Augen zu ihm auf. „Nimm mich! Nimm mich richtig!"
Er richtete sich auf und drehte sie so, dass sie vor ihn hockte und sich selbst in dem halbblinden Spiegel an der Wand sehen konnte. Ein kurzer Griff auf den Nachttisch, ein Wink mit dem Zauberstab und einige Kerzen flammten auf und tauchten den dunklen Raum in sanftes Licht. „Sieh hin!", raunte er an ihrem Ohr, während seine Hände sich um ihre Büste schlossen und an ihren Brustwarzen zupften. „Kannst du uns sehen? Kannst du sehen, wie sehr ich dich will?"
Atemlos nickte sie und hob sich etwas an, so dass er von hinten in sie eindringen konnte. Langsam, fast spielerisch begann er sich in ihr zu bewegen, während seine Finger weiter ihre Brüste reizten und seine Lippen sich an ihrem Hals festsaugten. Und dann glitt seine eine Hand nach unten, zwischen ihre gespreizten Schenkel und fand den kleinen Knoten, in dem ihre Lust sich konzentrierte.
Sie keuchte auf und ihre Bewegungen wurden schneller, drängender. Ihr Kopf fiel in den Nacken, aber dennoch hielt sie die Augen weiterhin geöffnet und wandte nicht ein einziges Mal den Blick von dem Spiegel ab. Zu erregend war der Anblick ihrer miteinander verbundenen Leiber und der wilden Lust, die sich auf ihren Gesichtern widerspiegelte.
Und dann war es soweit. Mit einem befreiten Aufschrei erreichte sie den Höhepunkt.
Seine Hände glitten zu ihrer Taille hinab, umschlossen sie und er beschleunigte noch einmal sein Tempo. Mit schnellen harten Stößen nahm er sie jetzt und spürte gleich darauf, wie ihre inneren Muskeln sich ein zweites Mal um ihn zusammenzogen und sie erzitterte mit einem Laut, der fast einem Schnurren glich. Der Wolf ihn ihm heulte triumphierend auf, genau in dem Moment, in dem sie nochmals aufschrie. Dieser letzte Reiz riss auch ihn in den Abgrund, weiße Blitze gleißten hinter seinen Augenlidern, sein Körper erschauerte …
Mit einem dumpfen Ausruf riss er die Augen auf und fuhr im Bett hoch. Dämmerlicht flutete durch das Fenster und Remus betrachtete noch immer keuchend sein eigenes Spiegelbild. Blass und übernächtigt sah er aus, alle seine Glieder schmerzten nach der Tortur der letzten Nacht.
Mit einem heiseren Stöhnen ließ er sich in die Kissen zurückfallen und schloss die Augen. Sofort tauchten wieder die Bilder des Traumes vor seinem inneren Auge auf und er stöhnte erneut, wenn auch diesmal nicht vor Schmerz, jedenfalls keinem körperlichen.
Bei Merlin, er hatte da ein gewaltiges Problem!
