A/N: Hallo, ihr Lieben! EEEENTSCHLDIGT! Aber
ganz viele werdende Mamis haben sich zusammen getan und beschlossen,
mir so richtig die Hölle heiß zu machen. Ich arbeite momentan wie ein
Pferd. Aber trotzdem habe ich euch natürlich nicht vergessen, daher
kommt jetzt ein neues Kapitel. Ginny rückt endlich mit der Sprache raus
- aber ob es so in eurem Sinne war... °GRINS!° Viel Spaß beim Lesen!
und lasst mir bitte eine Review da, ja? Eingeloggt oder mit
Mail-Adresse. Dann antworte ich nämlich jedem!
Perfektes Timing (?)
Ginny konnte sich später nicht mehr recht daran erinnern, was in der vergangenen Stunde alles passiert war. Es war viel zu schnell gegangen. Und sie hatte es schon wieder nicht geschafft, Harry von Sirius zu erzählen. So langsam bekam sie wirklich das Gefühl, als sei das Schicksal persönlich dagegen, ihm diese Nachricht zukommen zu lassen.
Harry war nach ihrem Ausflug in Dumbledores ehemaligem Denkarium völlig verwandelt gewesen. Er hatte nach dieser dünnen Erklärung, dass ihr ehemaliger Professor eines dieser wahnsinnigen Horcruxe gewesen sei, wortlos ihre Hand geschnappt und sie hinter sich hergezogen. Zurück zum Büro von Professor McGonnagal. Dort hatte er in immensem Tempo der ehemaligen Hauslehrerin von seiner Vermutung erzählt, die ihn daraufhin nur mit großen Augen angesehen hatte und ihm erklärte, dass sie nicht wisse, ob die Möglichkeit bestand, einen Menschen in ein Horcrux zu verwandeln. Außerdem hatte sie zu bedenken gegeben, das Voldemort doch niemals sein eigenes Horcrux töten würde.
Ein durchaus logischer Gedanke, wie Ginny insgeheim fand. Sie wagte allerdings bei dem entschlossenen Funkeln in den grünen Augen Harrys keinen Einwand zu erheben. Nicht einmal Voldemort wäre in seinem Größenwahn so überheblich seinen Intimfeind persönlich in einen Seelenschnipsel zu verwandeln – und ihn dann einfach hinrichten zu lassen! Aber sie und Harry hatten es GESEHEN! Und sie traute ihm durchaus zu, den Parsel-Satz zu verstehen.
Vielleicht … vielleicht hatte Dumbledore nur als Aufbewahrung gedient? Ein reichlich eigenartiger Gedanke - aber immer noch verständlicher, als dass der dunkelste Magier ihrer Zeit sich selbst zerstörte. Genau, so musste es sein! Warum hatte sie nur so lange gebraucht, um es zu begreifen? Harry jedenfalls schien diesen Gedanken schon länger zu hegen, was wohl seine Ungeduld erklärte. Was hatte er jetzt vor? Wollte er sich sofort auf die Suche nach dem Horkrux machen, der sich ja nun, seit Professor Dumbledores Tod, woanders befinden musste?
McGonnagal hatte ihnen angeboten, ein paar Ordensmitglieder zu kontaktieren und mit ihnen zusammen eine Recherche über Horcruxe zu beginnen. Er hatte nur genickt.
„Tun Sie das, Professor. Aber so lange werde ich nicht warten. Hatte Professor Dumbledore auch noch einen anderen Wohnsitz als Hogwarts?"
„Nun … ähm … meines Wissens nach hatte Albus ein kleines Cottage. In der Nähe von Calwell. Warum fragen Sie?"
„Sie werden den Orden zusammentrommeln. Remus Lupin finden Sie am Grimmauldplatz, ebenso wie einen eventuellen Neuzugang."
Bei dieser Bezeichnung wurde Ginny aus ihren Gedanken gerissen. Sirius! Oh verdammt. „Harry, ich muss …"
„Wir müssen Alles über Horcruxe wissen", fuhr er ohne ihr Beachtung zu schenken fort. „Benutzen Sie am Besten auf die Bibliothek der Bl… meine Bibliothek. Und wir", er warf dem jungen Mädchen neben sich einen kurzen Blick zu, „suchen derzeit nach dem Horcrux. In Dumbledores Haus fangen wir an."
Ginny, die erneut den Mund geöffnet hatte, um ihm von Sirius zu berichten, sah ihn überrascht von der Seite an. Mit seinem entschiedenen ‚wir' hatte sie nicht gerechnet. Doch letztendlich nickte sie nur. Natürlich würde sie ihn begleiten!
„Mister Potter, ich glaube nicht, dass das eine gute …"
„Ich nehme Ihren Einwand zur Kenntnis, Ma'am. Aber Sie sind nicht länger meine Hauslehrerin – und ich kein Kind mehr."
„Aber…."
„Viel Glück." Mit diesen Worten rauschte Harry aus dem Raum, das mittlerweile geleerte Denkarium unter den Arm geklemmt. Minerva starrte ihm einen Moment lang ein wenig entrüstet nach – ehe sich ein winziges stolzes Funkeln in ihre Augen schlich.
„Passen Sie gut auf ihn auf, Miss Weasley", erklärte sie dann, an Ginny gewandt. „Wir wissen alle nur zu gut, wie … hitzköpfig er manchmal sein kann."
Die ehemalige Schülerin nickte nur mit einem kleinen Lächeln, ehe sie sich umwandte und Harry nachlief.
Jetzt rannte sie also neben Harry her – der offenbar nicht viel davon hielt, seinen Schritt etwas zu mäßigen und ihr damit die Chance zu geben, wieder zu Atem zu kommen.
„Was hast Du denn jetzt vor?" fragte sie leise keuchend – der Kerl war immerhin einen ganzen Kopf größer und hatte auch längere Beine. Wenn er einen Schritt tat, musste sie mindestens 1 ½ tun.
„Das hab´ ich doch schon gesagt."
„Aber wie willst Du denn nach Calwell kommen? Laufen?"
„Nein. Ein alter Freund wird uns helfen."
In der Ferne konnte Ginny die dunklen Umrisse von Hagrids Hütte erkennen. Was wollte er denn dort?
Harry übergab Ginny wortlos das Denkarium, ohne großartig darauf zu achten, dass sie unter dem Gewicht des Steinbassins leicht strauchelte. Ein Gentleman war er schon mal nicht. Ginny fletschte hinter seinem Rücken die Zähne und streckte ihm die Zunge raus, ehe sie das Denkarium mühsam in einen Arm verlagerte und ihren Zauberstab aus dem Umhang fingerte.
„Minimateus!" murmelte sie mit einem weiteren vernichtenden Blick auf Harrys Rücken, der grade sein Klopfen an Hagrids Tür wiederholte. Vielleicht sollte sie den Verkleinerungszauber bei einem bestimmten Körperteils dieses Holzkopfes auch mal ausprobieren …
Wenn das mal kein guter Gedanke war! Sie grinste boshaft. Obwohl … schnitt sie sich damit nicht ins eigene Fleisch? Immerhin plante sie mit diesem Körperteil … nun ja … anderes …
Froh, dass er sie nicht ansah, stopfte sie das minimierte Denkarium in ihre Umhangtasche – nicht, ohne ihren Blick kurz über seine Kehrseite wandern zu lassen. Man konnte eben an jeder Situation etwas Gutes finden. Und wenn es „nur" ein Knackpo war.
Erst beim dritten Klopfen regte sich etwas innerhalb der Hütte. Als sich die Tür mit einem Ruck plötzlich öffnete, sah sich Harry Hagrids Armbrust gegenüber, die er direkt auf seine Blitznarbe gerichtet hielt.
„Ihr werdet ihn nich´ bekommen un´ ihn in einen eurer komischen Käfige stopfen, ihr …", polterte Hagrid wütend, ehe er Harry vor sich endlich erkannte.
„Harry? Wo kommst denn Du jetz´ her?"
„Hallo Hagrid."
„Mensch, komm´ rein! Und Ginny is´ auch da? Wieso treibt ihr beide euch denn zu so nachtschlafender Zeit hier herum. Wenn Dumbledore …" Bei der Erwähnung des Namens glitzerten Hagrids schwarze Käferaugen plötzlich verdächtig und er wischte sich mit seiner riesigen Pranke fahrig über das haarige Gesicht. „Hätte das nich´ gewollt. Zu gefährlich."
Der Halbriese trat zur Seite und die beiden Teenager schlüpften an ihm vorbei in die Hütte. Fang, der Saurüde, bekam sich kaum ein vor Freude.
„Was macht ihr denn nu´ hier?" wiederholte Hagrid seine anfängliche Frage, sich in sein riesiges, gepunktetes Taschentuch schnäuzend.
Harry hatte sich an dem Tisch mitten im Raum niedergelassen und sah zu Hagrid auf. Er musste dafür den Kopf gehörig in den Nacken legen. „Wen werden sie nicht kriegen, Hagrid?"
„Ach, nich´ so wichtig. So´n paar Ministeriumsleute wollten mir Federflügel wegnehmen."
„Seidenschnabel? Warum?"
„Hogwarts is´ geschlossen un´ die sin´ der Meinung, dass die Tiere nun in Zoos sollen, anstatt hier frei rumzulaufen. Als ob sie gefährlich wären." Seine Stimme zitterte ein wenig vor lauter Empörung.
Ginny und Harry tauschten einen kurzen Blick. Normalerweise ließ sich über Hagrids „nicht gefährliche" Lieblinge streiten – aber bei Seidenschnabel traf dies´ wohl zu …
„Sie ham gedroht, sie kämen mit ein paar Auroren wieder un´ würden ihn wenn nötig mit Gewalt mitnehmen. Aber das lass ich nich´ zu! Vorher geh´ ich nach Askaban!"
„Das wird nicht nötig sein, Hagrid. Wir haben eine andere Lösung." Auf den fragenden Blick, der dieser Ankündigung folgte, fügte Harry hinzu: „Na ja… vielleicht können wir Dir helfen! Wir müssen nach Calwell. Und wenn Du möchtest, dann nehmen wir Schnäbelchen mit. Er könnte wieder im Grimmauldplatz wohnen, bis wir … gewonnen haben."
Der Wildhüter Hogwarts ließ sich auf einen der Stühle fallen, der unheilvoll unter seinem Gewicht knackte. „Glaube langsam nich´ mehr dran, Harry. Jetz´, wo Dumbledore fort ist …"
Harry sah ihn mit einem so durchdringenden Blick an, dass Hagrid darunter fast zu schrumpfen schien.
„Grade deshalb!" erklärte er im leisen, bestimmten Ton. Er war Ginny noch nie so autoritär erschienen. Wie der geborene Anführer…
Einen Moment herrschte Schweigen, ehe Hagrid endlich die Schultern straffte und aufstand. „Hast Recht, Harry! Für Dumbledore! Ich bring´ euch zu Schnäbelchen! Er freut sich bestimmt, euch zu sehen!"
„Lord Voldemort kann von mir aus zur Hölle fahren!"
Fassungsloses Schweigen antwortete auf diesen zornigen Ausbruch, lediglich unterbrochen vom Zerschellen eines kristallenen Cognac-Schwenkers, der der älteren Frau auf dem Diwan vor Schreck aus den plötzlich kraftlosen Fingern gerutscht war und dessen nun verschütteter Inhalt eine Wolke betäubenden Alkoholdunstes durch den Raum wehen ließ.
Rica hob entschlossen das Kinn und starrte Mutter und Bruder unnachgiebig in die schockierten Gesichter. Den schmerzhaften Stich, den beider Reaktion ihr versetzt hatte, als sie sie um Hilfe gegen die Pläne des Dunklen Lords gebeten hatte, ignorierte sie, auch wenn sich ihr die Kehle zusammenschnürte. Warum sollten diese Leute, die sie kaum kannte, nachdem sie fast ihre gesamte Kindheit und Jugend in Spanien verbracht hatte, sich darum scheren, was sie wollte? Gewiss, sie waren die einzigen Mitglieder ihrer Familie, die noch am Leben waren, aber nachdem sie schon als kleines Kind zu den Verwandten väterlicherseits abgeschoben worden war – einfach weil sich bei ihrer Geburt der Wunsch ihres Vaters nach einem zweiten Sohn nicht erfüllt hatte – konnte sie ja wohl kaum davon ausgehen, dass sie für sie von irgendeinem Interesse wäre. Und wenn sie nicht unglücklicherweise die Schönheit ihrer Großmutter geerbt hätte, wäre ihr vermutlich ein ruhiges und friedliches Leben in Spanien vergönnt gewesen, weil diese Menschen hier sich auch weiterhin nicht für sie interessiert hätten...
Tatsache aber war, dass sie sich in den letzten Jahren zu einer atemberaubenden Schönheit entwickelt hatte mit ihrem fast taillenlangen, dunkelroten Haar und den leuchtend grünen, etwas schräg gestellten Augen, die ihrem Gesicht etwas Katzenhaftes gaben, das gut zu der Geschmeidigkeit ihres Körpers und der unbewussten Eleganz ihrer Bewegungen passte. In Spanien, dem Land, das sie noch immer heimlich als ihr Zuhause betrachtete, war sie eine der am meisten umworbenen jungen Hexen gewesen. Die Männer hatten ihr zu Füßen gelegen. Ein glückliches Leben hatte ihr bevorgestanden, mit einem Mann, den sie sich selbst erwählen würde und etlichen Kindern. Sie hätte Alles haben können, was sie sich je erträumt hatte. Vor allem eines, woran es in der Ehe ihrer Eltern immer gemangelt hatte – Liebe.
Das hatte sich allerdings an dem Tag geändert, an dem ihr Bruder auf die unglückselige Idee gekommen war, aus der Schönheit, zu der sie sich entwickelt hatte, Kapital zu schlagen, und sie dem Dunklen Lord als Zeichen seiner und ihrer gemeinsamen Mutter Treue verpfändet hatte, um damit das Versagen des Vaters zu sühnen, der in Askaban saß. Sie, seine jüngere Schwester! Sein eigen Fleisch und Blut! Und jetzt sollte sie im Gegenzug für die bedingungslose Gefolgschaft eines gewalttätigen Werwolfsrudels an dessen Anführer verschachert werden. Ausgerechnet an Fenrir Greyback, dieses hässliche, kaltblütige Monster! Sie hatte sogar in Spanien von seinen furchtbaren Gräueltaten gehört. Er stand in dem Ruf, kleine Kinder zu bevorzugen, wenn es um die Wahl seiner Opfer ging. Allein die Vorstellung, eine solche Bestie heiraten zu müssen …
„Ricarda Maria Rabastan! Ich verbitte mir diesen impertinenten Ton!" Die ältere Frau hatte endlich ihren Schock überwunden, sich auf dem Diwan hoch aufgerichtet und betrachtete die aufsässige Tochter jetzt aus kalt glitzernden, blauen Augen unter geraden, schwarzen Brauen. „Du wirst tun, was die Familienehre dir gebietet! Hast du mich verstanden? Dein Bruder hat unserem Herrn die Vormundschaft über dich abgetreten, was sein Recht als Familienoberhaupt ist. Und dieser hat eine wahrhaft großartige Partie für dich geplant, immerhin ist Fenrir Greyback schon seit vielen Jahren ein getreuer Anhänger des Lords und sein Vermögen, das er in dieser Zeit angehäuft hat, ist beträchtlich!"
„Mein Bruder hat keine Vormundschaft über mich, die er hätte abtreten können! Ich bin schon seit Jahren volljährig!"
„Er ist dennoch das Familienoberhaupt und du schuldest ihm solange Respekt und Gehorsam, bis du in den Haushalt deines zukünftigen Ehemannes wechselst! Eines sehr reichen Mannes, wie ich noch einmal betonen möchte, mit einer Menge Einfluss, der unserer Familie nur nützen kann."
„Von mir aus könnte er der König von England sein! Ich werde ihn dennoch nicht heiraten!"
„Du wirst tun, was dir befohlen wird", schaltete sich jetzt der jüngere Mann mit schwerer Stimme in die Diskussion ein, der in einem tiefen Sessel vor dem Kamin saß. Neben ihm stand ein großer Krug mit Bier, dem er schon jetzt, am frühen Nachmittag, recht fleißig zugesprochen haben musste, denn seine Worte klangen verschliffen und undeutlich und auf seinem grob geschnittenen Gesicht hatte sich eine ziemlich unvorteilhafte, fleckige Röte ausgebreitet. Rica war sich absolut sicher, dass er sich nicht mehr problemlos würde erheben können, weshalb sie sich nicht einmal den Anschein demütigen Gehorsams gab, immerhin hatte sie seine Trinkgewohnheiten in den letzten Tagen genauestens studieren können. Das Schlimmste, was ihr passieren konnte, war, dass er sie im Suff grün und blau prügelte und dabei bleibende Spuren hinterließ. Na und? Vielleicht würde dieser Greyback dann ja einen Blick auf sie werfen und beschließen, dass er sie doch lieber nicht zur Frau haben wollte!
Ihre Augen schleuderten eisiggrüne Blitze, als sie ihn kalt ansah. Dennoch hob sie die Stimme nicht, sie würde sich bestimmt nicht die Blöße geben, hier hysterisch herumzuschreien und ihm dadurch zu zeigen, welche Angst sie vor dieser Ehe hatte! „Wir leben nicht mehr im Mittelalter, lieber Bruder! Heutzutage hat eine Frau – sogar eine Hexe – das verbriefte Recht, selbst zu entscheiden, welchen Mann sie heiratet."
„Du hast nur die Rechte, die Lord Voldemort dir gewährt – genau wie wir alle!" Emiliano Rabastan warf seiner Schwester einen zornigen Blick zu, bevor er mit einer fahrigen Bewegung, die einen guten Teil des Bieres überschwappen ließ, den Bierkrug an den Mund hob und einen weiteren kräftigen Zug nahm. Vielleicht würde er sich ja zu Tode trinken, überlegte Rica voller Verachtung, bevor sein dunkler Herr irgendwann auf die Idee kam, ihn mit einem Unverzeihlichen Fluch zu belegen.
„Diese ganze Unterhaltung ist doch müßig", ließ Isabella sich von ihrem Platz auf dem Diwan vernehmen. Sie hatte sich endgültig aufgesetzt und beobachtete mit Argusaugen die Hauselfe, welche gerade die Scherben des Cognac-Glases auflas und mit Elfenmagie den aufsteigenden Alkoholdunst beseitigte. „Zum Teufel, beeil dich, Tokky!", keifte sie. „Oder soll sich der Gestank im ganzen Haus verbreiten?" Diese Worte wurden von einem ärgerlichen Fußtritt begleitet, der das kleine Wesen durch den halben Raum schleuderte.
„Ach und wieso?", fragte Rica und lenkte damit die Aufmerksamkeit ihrer Mutter von der verschüchterten Elfe ab, welche ihre Bemühungen mit ängstlichem Blick und nervös zuckenden Ohren verdoppelte. „Ich denke, dass ihr mir wenigstens eine Erklärung dafür schuldet, warum ich plötzlich diejenige bin, die auf einmal die Ehre einer Familie hochhalten soll, die sich seit meinem dritten Lebensjahr nicht mehr um mich gekümmert, sondern zu Verwandten abgeschoben hat!"
„Du unverschämtes Gör!" Isabella sprang auf die Füße und trat einen raschen Schritt auf ihre Tochter zu, ihre Hand landete klatschend auf deren rechter Wange. „Du wagst es, in diesem Ton mit mir zu reden?"
„Ich wage es, Mutter. Ich wage es!" Die sarkastische Betonung auf der Anrede war so deutlich, dass die Empfängerin vor Wut dunkelrot anlief. „Sag mir doch mal Eines, warum sollte ich nach eurem Willen handeln, wo ihr euch doch nicht im Geringsten um mich gekümmert habt, solange ihr kein Kapital aus mir schlagen konntet?"
„Das werde ich dir sagen, du störrisches Biest! Weil dir gar keine Wahl bleibt!" Isabella hatte plötzlich den Zauberstab erhoben. „Imperio!"
Rica erstarrte, einen Sekundenbruchteil wallten Entsetzen und Panik in ihr auf angesichts dieser Wendung, die aber sogleich von alles überdeckender Gleichgültigkeit verdrängt wurde. Vage wurde ihr bewusst, dass Emiliano sich in seinem Sessel vor Lachen ausschütten wollte, aber warum das so war, interessierte sie nicht wirklich. Etwas ratlos stand sie da, weil ihr plötzlich nicht mehr einfiel, warum sie hier im Salon war. Da war etwas gewesen, etwas Wichtiges, Angsteinflößendes …
„Geh hinauf in dein Zimmer und komme erst wieder herunter, wenn ich dich rufen lasse!"
War das die Stimme ihrer Mutter, die da in ihrem Kopf sprach? Es musste wohl so sein, da deren Lippen sich bewegten … Andererseits, war es nicht egal? Sie war so froh, dass jemand ihr sagte, was sie tun sollte, weil es ihr von allein einfach nicht einfallen wollte.
Gehorsam nickte Rica mit dem Kopf und wendete sich der Tür zu. Der Stoff ihres Umhangs streifte Tokky, die immer noch mit dem Schrubben des Teppichs beschäftigt war. Dass die Hauselfe den Kopf hob und ihr mit einer Mischung aus Nachdenklichkeit und Furcht hinterher sah, bemerkte sie nicht.
Und wenn sie es bemerkt hätte, wäre es ihr gleichgültig gewesen.
Der Hyppogreif war ein wirklich imposantes Tier. Ginny hatte bisher nur in Rons wilden, manchmal recht haarsträubenden Erzählungen von ihm gehört. Sie hatte allerdings nicht damit gerechnet, dass er bei dessen Größe nicht übertrieben hatte. Seidenschnabel stand mit königlich erhobenem Haupt hinter Hagrids Haus, den messerscharfen Schnabel etwas mehr erhoben als der Rest des Kopfes. So wirkte er fast ein wenig überheblich - wie Snape.
Während Harry und der Wildhüter miteinander sprachen, konnte Ginny den Blick von dem stolzen, wunderschönen Fabeltier nicht abwenden. Ohne darüber nachzudenken, machte sie ein paar Schritte auf ihn zu. Hagrids warnender Ruf blieb unbeachtet, ebenso wie Harrys „Gin, nicht!". Sie kümmerte sich nicht darum. Sie wollte ihn schließlich nur streicheln!
Seidenschnabel hob den Kopf noch ein Stückchen mehr, sein Schnabel blitzte Unheil verkündend in der aufgehenden Sonne. Er schien kurz davor, zum Angriff überzugehen. Doch Ginny tat instinktiv das Richtige: ohne zu zögern machte sie einen tiefen Knicks.
Harry und Hagrid hielten beide die Luft an. Seidenschnabel schien zu zögern, zu überlegen, ob er diesen Demutsbeweis akzeptieren sollte. Und als er den Kopf senkte, hatte Harry schon seinen Zauberstab gepackt und war bereit, den Hyppogreif aufzuhalten – wenn nötig mit Gewalt. Doch Hagrid hielt seinen Arm fest und ein kleines Lächeln breitete sich in dem drahtigen Haar seines Bartes aus.
„Schnäbelchen mag sie!" verkündete er leise, aber im Brustton der Überzeugung. Harry war sich da nicht so sicher. Sein scharfer Schnabel war so gefährlich nah über Ginnys Hals…
Ihr leises Kichern traf ihn unerwartet. Seidenschnabel hatte die weiche, fedrige Wange tief in ihren Nacken vergraben und stieß diesen lauten, gurrenden Ton aus, den er schon von ihm kannte. Hagrid hatte offenbar Recht. Mit einem erleichterten Seufzen ließ er seinen Zauberstab wieder in den Umhang zurück gleiten.
„Bist Du schön!" flüsterte Ginny währenddessen mit diesem speziellen, kleinen Lächeln, dass Harrys Herz unwillkürlich hüpfen ließ – und von dem er geglaubt hatte, es sei allein für ihn reserviert. Konnte man auf Tiere eifersüchtig sein? Wenn ja, dann war er es, verdammt! Er bemühte sich sehr, nichts von diesem Gedanken in seine Körpersprache zu legen und sich nur tief zu verbeugen. Seidenschnabel schien Mühe zu haben, sich auf ihn zu konzentrieren, weil Ginnys Hände seine schimmernden Federn hinabfuhren. Nein, Harry würde sich nicht aufrichten und ihre Hände wegziehen …
Endlich ließ sich Seidenschnabel dazu herab, den Kopf zu senken und damit sein Einverständnis zu geben, dass auch Harry sich nähern durfte. Er verhinderte grade noch ein genervtes Schnauben.
„Wir müssen los", verkündete er stattdessen zwischen zusammengebissenen Zähnen.
Ginny sah überrascht auf. „Wir fliegen mit ihm?"
„Yep."
„Aber … ich bin noch nie …"
Bei ihrer offenkundigen Beunruhigung, grinste Harry nur. „Du hast schon auf Thestralen geritten, Gin!" erinnerte er sie mit einem belustigtem Funkeln.
„Ja, aber die konnte ich nicht sehen!"
Diese Argumentation fand Harry reichlich eigenartig, aber er hielt den Mund. Stattdessen umspannte er ohne darüber nachzudenken ihre Hüften mit beiden Händen und hob sie mit Schwung auf den Hyppogreif. Erst als sie saß, wurde ihm bewusst, dass er grade bewusst Körperkontakt gesucht hatte und er räusperte sich kurz mit gesenktem Blick, ehe er ihre Hand ergriff und sich hinter ihr auf Seidenschnabels Rücken schwang. Der Hyppogreif stampfte ungeduldig mit seinen vier ungleichen Beinen.
„Passt gut auf euch auf", bat Hagrid – ehe er Seidenschnabel einen Klaps auf den Po verpasste und dieser los gallopierte. Die riesigen schimmernden Flügel breiteten sich aus und Ginny entfuhr ein kleiner, überraschter Schrei. Im nächsten Moment spürte sie Harrys Arme um ihre Taille, sein warmer Körper direkt hinter ihr. Und auf seltsame Weise verschwand ihre Angst genauso schnell, wie sie gekommen war. Sie ergriff die Möglichkeit, die sich ihr bot und schmiegte sich fest gegen ihn.
Harry versteifte sich für ein paar Sekunden. Aber offenbar schien er die Ausweglosigkeit seiner Situation zu begreifen – denn er entspannte sich recht schnell wieder. – Und sie hätte schwören können, dass seine Arme sich noch ein bisschen fester um sie schlangen.
Etwa eine halbe Stunde flogen sie schweigend, während Harry Seidenschnabel mit leichten Gewichtsverlagerungen in die richtige Richtung lenkte. Er hatte einen Ortungszauber gemurmelt, der seinen Zauberstab wie einen Kompass funktionieren ließ und war daher recht beschäftigt, ihre Richtung zu bestimmen.
Ginny drohte ein paar Mal fast einzudösen, bei dem gleichmäßigen Schaukeln, das die Flügelschläge mit sich brachten und der wohligen Wärme hinter ihr. Ganz von dem vertrauten Geruch abgesehen, natürlich. Aber irgendwann fiel ihr wieder ein, was sie Harry schon den ganzen Abend versuchte zu sagen.
Ruckartig setzte sie sich auf. Jetzt war, verdammt noch mal, der richtige Zeitpunkt gekommen! Sie würde sich später nicht beschuldigen lassen, dass sie ihm Sirius´ Rückkehr absichtlich verheimlicht hatte.
Sich so gut sie konnte umwendend, blickte sie ihn an.
„Harry?"
„Ja?" Er wich ihrem Blick aus - doch sie atmete ein paar Mal tief durch, in dem festen Bestreben, sich von dem dümmlichen Gebaren dieses idiotischen Flubberwurmes nicht länger ablenken zu lassen.
„Ich bin Dir aus einem bestimmten Grund gefolgt."
Er öffnete den Mund, doch ein scharfes „Halt jetzt endlich mal die Klappe, Potter!" ließ ihn schweigen.
„Du bist zu früh abgehauen!"
Er runzelte verständnislos die Stirn bei ihren Worten, ihrem Befehl aber weiterhin folgend, den Mund zu halten.
„Hättest Du noch eine Stunde gewartet, dann wüsstest Du, wovon ich rede. Harry – ich hab´ keine Ahnung, wie es passiert ist – aber Sirius ist wieder da!"
Ein Ruck ging durch seinen Körper und veranlasste Seidenschnabel dazu, mitten in der Luft anzuhalten. Das Auf und Ab der Flügelschläge verstärkte sich ein bisschen und Ginny hatte Mühe, sein kreidebleiches Gesicht zu fokussieren.
„Das ist ein schlechter Scherz, Gin!"
Empört schnappte sie nach Luft und funkelte ihn kampfeslustig an. Und er starrte zurück, seine Augen suchten hektisch nach einer Bestätigung in ihren Augen. So ineinander verstrickt bemerkte keiner der Beiden die Männer, die sich unter ihnen sammelten.
„Über so etwas würde ich nicht spaßen!" fauchte Ginny böse. Und bereute ihren rüden Tonfall sofort, als sie das verdächtige Glitzern in seinen Augen bemerkte.
„Wieder da?" fragte er mit deutlich schwankender Stimme und sie nickte nur.
Im nächsten Moment hatte Harry Seidenschnabel herumgerissen. So traf ihn der rote Lichtblitz, der eigentlich für den schwebenden Seidenschnabel bestimmt gewesen war, direkt am Arm. So heftig, dass er fast vom Rücken des Hyppogreifs abrutschte. Ginny schrie auf und schaffte es irgendwie, ihn zurückzuziehen. Harrys Arm blutete heftig und sein Gesicht nahm einen gräulichen Farbton an. Kalter Schweiß brach ihm aus. Ginny blickte sich hektisch um. Und erst jetzt bemerkte sie die dunkel vermummten Gestalten unter ihnen.
Ohne zu wissen, was sie tat, grub sie beide Fersen in die Flanken des Hyppogreifs.
Todesser!
Verflucht!
Seidenschnabel, verwirrt von den sich widersprechenden Befehlen, bäumte sich auf und obwohl Ginny erneut nach Harry griff, der vor Schmerz stöhnte, konnte sie ihn nicht mehr halten. Sie schrei seinen Namen – und dann traf auch sie ein Schocker und die Welt um sie herum wurde dunkel.
Nennt man das Cliff? Ups... Tschuldigung. Aber da einer von euch im letzten Kapitel angemerkt hat, die Story würde langsam stagnieren. Denkt an die Reviews! °Bussi!°
