A/N: Juuuuuhu, ihr Lieben! Schöne Grüße von RemusBrides, die Arme ist momentan vollkommen gehandicapt. Ich zitiere: „Gruß von mir (…) Zuhause kein Internet, im Laden den ganzen Tag nur Stress ... Das Leben ist Scheiße!" Die Arme. Also bitte ich in ihrem Namen um extra viele Reviews, damit wir sie ein bisschen aufheitern können. Okay! DANKE SCHÖN! In diesem Kapitel erfahrt ihr wieder, wie es Harry und Ginny geht. Und da war ja noch ein weibliches Wesen … Viel Spaß!
Tokkys Rebellion
Es war dunkel. Und kalt. Und es roch nach Tod und Verwesung. Das waren die ersten Dinge, die Ginny wieder wahrnahm. Neben ihrem dröhnenden Schädel. Ihr gesamter Körper zitterte und nur langsam bemerkte sie, dass ihre Kleidung vollkommen durchnässt war. Sie lag am Boden einer reichlich feuchten Zelle, überall tropfte Wasser von den Wänden und der Decke. Mühsam richtete sie sich auf. Alles an ihr schmerzte.
Es dauerte einen Moment, ehe der Schwindel und die aufkeimende Übelkeit aufhörten. Und dann hatte sich ihr Geist so sehr geklärt, dass ihr brutal schnell bewusst wurde, was geschehen war. All ihre Energien sammelnd, kam sie wieder halbwegs auf die Füße. Oder besser gesagt erst einmal auf alle viere.
HARRY! Wo war er? Hatten sie ihn …?
Sie zuckte heftig zusammen, als eine Hand ihre Schulter berührte.
„Gin?"
Sie wirbelte herum und blickte mit maßloser Erleichterung in das von zuckenden Schatten der Fackeln nur spärlich beleuchtete Gesicht ihres Freundes. Harry versuchte ein kleines Lächeln, was zwar gründlich misslang – zum einen wegen des Schmerzes in seinem Arm, zum anderen, weil auch ihn eine heftige Welle aus Erleichterung traf – Ginny aber trotzdem auf seltsame Weise tröstete.
Es ging ihm gut. Er war nicht …
Sie hätte heulen mögen! Doch sie riss sich zusammen und krabbelte auf allen Vieren zu ihm hinüber. Er lehnte an einer dieser widerlich feuchten Wände, den rechte Arm, den der Schocker getroffen hatte, in Schonhaltung gegen den Bauch gepresst. Gegen die Tränen anzukämpfen wurde immer schwieriger …
Ohne ein Wort besah sie sich die Wunde an seinem Oberarm unter dem zerfetzten Stoff seines Pullovers. Er blutete immer noch.
„Haben sie uns die Zauberstäbe …?" fragte sie, in der unsinnigen Hoffnung, er würde ihre Frage verneinen und sie könnte die Rissverletzung einfach so mit einem Schwenk ihres Zauberstabes und einem gemurmelten „Caressio" heilen.
„Sie haben uns nicht einmal die Umhänge gelassen", erklärte er aber stattdessen mit deutlich mühsam unterdrückter Wut in der Stimme. „Von daher nehme ich mal an, nein. Ich hab´ noch nicht explizit nachgesehen. Und ich war vollkommen weggetreten, als sie uns hier eingesperrt haben."
Nach diesen Worten legte er den Kopf schief und betrachtete sie aufmerksam. „Wie geht es Dir?"
„Blendend." Ihre zitternde Stimme strafte ihre Bemerkung Lügen, während sie mit starr auf seinen Arm gerichtetem Blick hektisch in ihrer Rocktasche kramte, auf der Suche nach einem sauberen Taschentuch – bei Merlin, IRGENDETWAS, womit sie diese Wunde verbinden konnte. Sie biss sich so fest sie konnte auf die Unterlippe, mit wütendem Trotz gegen die Tränen ankämpfend, die in ihr hochstiegen. Nein, sie würde nicht weinen! Sie würde keine Tränen …
Ohne zu wissen, wie es geschah, war da plötzlich dieser vertraut warme Körper. Himmel, wie konnte er in dieser Kälte noch warm sein? Und ein Arm, der sich fest um sie schlang und sie an sich drückte. Und in dieser schützenden Umarmung verlor sie den Kampf. Ein würgendes Schluchzen entrang sich ihrer Kehle, was Harry dazu veranlasste, den Arm noch fester um sie zu schlingen, den Mund in ihrem Haar zu vergraben und irgendetwas Tröstendes zu flüstern – dass Alles wieder gut werden würde, dass sie es schaffen würden, dass es jetzt einfach noch nicht vorbei sein konnte. Das er es nicht zulassen würde, dass ihr jemand weh tat.
So fest aneinander gekuschelt und sich gegenseitig die lebensnotwendige Wärme spendend, saßen sie eine ganze Weile da, bis sich Ginny wieder einigermaßen beruhigt hatte. Erst dann ergriff Harry wieder das Wort.
„Sirius ist also wirklich wieder da?"
Ginny nickte nur an seiner Brust, nicht bereit, sich auch nur einen Zentimeter von ihm wegzubewegen.
„Gut."
Wer ihn kannte, konnte das leichte Zittern in seiner Stimme hören. „Geht … geht es ihm gut?"
Ginny dachte einen Moment nach. Wie sollte sie ihm erklären, dass das ihr in diesem Moment nicht wichtig gewesen war. Dass sie nur an ihn gedacht hatte? „Er stand zumindest auf seinen zwei Füßen", erklärte sie daher vage. „Er hatte wohl grade Evanna umgehauen."
„WAS?"
„Sie war zumindest ohnmächtig und er hatte ihren Zauberstab in der Hand." Bei dieser Erinnerung musste sie fast grinsen. „Stell´ Dir vor, Mum ist ihm sofort schluchzend um den Hals gefallen und es war ihm tierisch unangenehm."
Gegen seinen Willen musste Harry bei der Vorstellung grinsen.
„Und er hat sich furchtbar darüber aufgeregt, weil wir nicht besser auf Dich aufgepasst haben. Mehr weiß ich nicht mehr – denn ich war schon auf dem Weg zu …"
„… mir", vollendete er ihren Satz. Er konnte ihr Nicken an seiner Brust spüren.
„Du hättest es nicht tun sollen. Ich hab´ Dir doch gesagt, dass ich Dich nur in Gefahr bringe. Und jetzt bist Du hier!"
„Bei Dir!"
„In Gefahr!"
„Bei DIR!"
„Gin, Du verstehst nicht …"
„Nein, Harry, DU verstehst nicht!" fauchte sie ungehalten und setzte sich ruckartig auf. „Du wirst es nicht schaffen, mich von Dir weg zu reden! Dafür habe ich Dich nämlich viel zu … zu …"
„Zu was?"
„… zu gern." Dieses Geständnis verschlug beiden für eine Weile die Sprache und ließ beide verlegen zu Boden sehen. Zumindest bis eine Sichtluke in der Tür geöffnet wurde und ein leider sehr vertrautes Gesicht darin erschien.
Snape!
Trotz seiner Verletzung war Harry sofort auf seinen Füßen, seine Augen loderten hasserfüllt. „Verräter! Mieser, kaltblütiger Mörder! Sie verdammter Giftmischer…!"
„Halt den Mund, Potter!" Snapes Stimme war so eisig, dass man förmlich frösteln musste. Doch Harry war viel zu sehr in Rage.
„Sie nichtswürdiger, gemeiner …"
„Das lässt Du Dir bieten, Severus?" fragte eine kalte zweite Stimme und Snapes Gesichts verzog sich gelangweilt.
„Ich bin für die ‚Sicherheit' dieser Bälger verantwortlich. Sonst würde ich mich nicht für sie interessieren. Glaube mir, ich würde sie Dir gern überlassen, Fenrir. Aber sie sind sowieso etwas alt für Dein übliches Beuteschema. Außerdem will der Dunkle Lord Potter lebend."
Schmutzig braune Augen erschienen neben Snape, in einem vernarbten Gesicht, umrahmt von zottigem, verfilztem Haar.
„Den kleinen Scheißer will ich auch gar nicht. Den kann er behalten. Aber die Kleine sieht noch recht appetitlich aus. Ich würde auch nur ein bisschen spielen…" Er grinste lüstern. „Sie würde auch nur ganz kleine Kratzer kriegen. Und vielleicht hier und da ein Zahnabdruck!"
Unwillkürlich trat ihm Harry mit zu Schlitzen verengten Augen ins Sichtfeld und entzog Ginny so dem Geifern des Werwolfs vor ihnen. Greyback knurrte und fletschte die Zähne.
„Aber, aber, Fenrir. Du solltest Deine Kräfte schonen. Immerhin bist Du bald verheiratet." Der Werwolf lachte heiser. „Ich hab´ genug Saft für Beide."
Mit einem ‚Rums' wurde die Sichtluke wieder zugeworfen
- - - - -
Rica Rabastan runzelte nachdenklich die Stirn, während sie versuchte, ihre wirren Gedanken zu ordnen. Da war etwas gewesen, etwas furchtbar Wichtiges … Sie schloss die Augen und versuchte sich zu konzentrieren, aber ihr Erinnerungsvermögen schien immer wieder an ein Hindernis zu stoßen, welches sie nicht durchdringen konnten. Sie hatte etwas tun müssen, etwas Furchtbares verhindern müssen … Aber was? Was war es gewesen?
Nachdenklich schritt sie in ihrem Zimmer auf und ab, die Stirn in grüblerische Falten gelegt. Sie hatte dem Befehl ihrer Mutter Folge geleistet und war widerspruchslos hinauf gegangen, daran erinnerte sie sich ganz deutlich. Aber alles was davor geschehen war, lag unter einem Schleier verborgen, den sie einfach nicht zu lüften vermochte. Warum war das so?
Ein Bild blitzte vor ihrem geistigen Auge auf – ihre Mutter, die mit zornigem Gesicht den Zauberstab auf sie gerichtet hielt – aber was bedeutete es? Warum schienen ihre Gedanken sich jedes Mal zu verwirren, wenn sie versuchte, sich an das Gespräch mit Mutter und Bruder zu erinnern? Sich zu erinnern, warum sie unbedingt mit ihnen hatte reden wollen?
Seufzend ließ sie sich in den kleinen Sessel am Fenster fallen. Vielleicht würde es ihr ja wieder einfallen, wenn sie nicht mehr so angestrengt versuchte, sich zu erinnern. Das war ein Trick, den ihre Tante ihr beigebracht hatte. Muggel nannten so etwas Selbsthypnose.
Entspanne dich und erzwinge nichts, umso eher ist dein Gehirn bereit, die gewünschten Informationen preiszugeben.
Rica seufzte, während sie bewusst die Spannung aus ihren Gliedern fließen ließ. Die Tante fehlte ihr. Ihr altes Zuhause fehlte ihr. Sie legte den Kopf zurück und schloss die Augen, es gab sowieso nichts Sehenswertes ... Sie hasste die Aussicht aus diesem Fenster im Haus ihrer Eltern – oder eher den Mangel daran. In Spanien hatte sie von Fenster ihres Zimmers aus auf das Meer blicken können, aber hier … Nur graue Mauern, graues Pflaster und darüber ein grauer, unfreundlicher Himmel. Alles war hier grau. Grau, kalt und unfreundlich – so wie ihre Zukunft an der Seite dieses Fenrir Greyback …
Halt! Das war es! Deswegen war sie am Morgen in den Salon hinuntergegangen! Sie hatte ihre Familie bitten wollen, die Heiratspläne, die man für sie gemacht hatte, aufzugeben. Das war der Grund gewesen. Aber was war dann geschehen?
Wieder tauchte das Bild ihrer Mutter auf, die sie wütend anblickte. Sie hatte etwas gesagt. Etwas Grausames, ganz Furchtbares … ‚Imperio?' Ja, das war es! Sie hatte sie mit dem Imperius-Fluch verhext! Aber das konnte doch nicht sein, oder? Dieser Fluch war unverzeihlich! Auf seine Anwendung stand eine lebenslange Haftstrafe in Askaban … Andererseits – Mutter und Bruder waren Todesser. Überzeugte Anhänger des Dunklen Lords. Was machte da ein Unverzeihlicher Fluch unter Verwandten schon aus?
Ihr war befohlen worden, in ihrem Zimmer zu bleiben, bis sie gerufen wurde. Bedeutete das, dass sie jetzt hier verharren musste, hilflos wartend, bis ihre Mutter und ihr Bruder sie an dieses Monster Greyback verschacherten?
Dieser Gedanke riss sie aus ihrer Lethargie. Sie musste hier raus!
Rica erhob sich und ging langsam zur Tür. Sie streckte die Hand nach der Klinke aus. Das Metall fühlte sich kühl an, kühl und angenehm vertraut. Aber zu ihrem eigenen Entsetzen wollte es ihr einfach nicht gelingen, sie herunterzudrücken, so sehr sie sich auch bemühte. Ihre Hand verweigerte ihr schlicht den Dienst. Sie konnte diese Tür nicht öffnen! Solange sie unter dem Imperius stand, war sie hier in diesem Zimmer gefangen!
Was sollte sie tun? Was konnte sie tun?
Vor ihrem geistigen Auge sah sie sich vor einem schwarzen Altar stehen, ihre Hand in die des verhassten Werwolfes gelegt, der sie mit lüsternen Blicken gierig betrachtete, und dem Priester die Antworten geben, die ihre Mutter ihr in den Mund legte … Fast glaubte sie, den fauligen Atem des Monsters riechen zu können, an das man sie verheiraten wollte, als es sich über sie beugte, um sich zu nehmen, was ihre Familie ihm so einfach gegeben hatte, ohne auch nur einen Gedanken an sie und ihre Gefühle zu verschwenden …
Verflucht! Sie konnte das nicht zulassen! Um keinen Preis! Eher würde sie sich töten! Sie musste nur diese verdammte Klinke herunterdrücken, das konnte doch nicht so schwer sein...
Minuten später lehnte sie mit tränennassem Gesicht an der Wand und ihr schmaler Körper wurde von unterdrücktem Schluchzen geschüttelt. Sie schaffte es einfach nicht! Der Fluch, den ihre eigene Mutter ihr angehext hatte, war zu stark, als dass sie sich dagegen hätte wehren können!
Verzweifelt weinend rutschte sie an der Wand hinab und blieb auf dem Fußboden sitzen. Ihr Schicksal war besiegelt. Sie würde in den nächsten Tagen an dieses grauenhafte Monster Greyback verkauft werden. Und da sie es keinesfalls über sich bringen würde, ihm gegenüber auch nur den Anschein von Duldung zu erwecken, wäre ihr Hochzeitstag gleichzeitig auch ihr Todestag, dessen war sie sich ganz sicher. Sie hatte in den letzten Wochen, seit sie nach England zurückgekehrt war, zahlreiche Geschichten darüber gehört, wie dieser Greyback sich Frauen gegenüber verhielt, die sich seinen Annäherungen widersetzten. Gewöhnlich wurden sie einfach an das übrige Rudel weitergereicht, wenn er selbst mit ihnen fertig war. Diese schreckliche Tortur hatte bisher keine überlebt.
Gefangen in ihrer Verzweiflung und den düstersten Zukunftsvisionen bemerkte Rica die winzige, mit einem alten Kissenbezug bekleidete Elfe erst, als diese direkt vor ihr stand und sie aus ihren tennisballgroßen Augen besorgt und nachdenklich ansah. Sie wischte sich mit einer fahrigen Bewegung die Tränen vom Gesicht. „Tokky. Was gibt es denn?"
„Der Herr hat das Haus verlassen, weil sein Meister ihn nach Schottland gerufen hat", zwitscherte die Hauselfe mit heller, schriller Stimme und einem nervösen Blick auf die Tür. „Und die Herrin hat sich auf ihr Zimmer zurückgezogen, wo sie vermutlich bis zum Abendessen bleiben wird, weil sie so viel von dem alten Cognac des eingesperrten Herrn getrunken hat."
Als ob das etwas ändern würde! Ricas Hoffnungslosigkeit war ihrer Stimme deutlich anzuhören, als sie fragte: „Und warum erzählst du mir das?"
Tokky sah sich gehetzt um. „Weil Sie von hier fliehen müssen, Ricarda Rabastan. Sie gehören nicht zu diesen Menschen hier. Sie sind anders. Freundlicher. Besser. Ihnen macht es keine Freude, jemanden zu quälen, der schwächer ist als Sie. Und deshalb müssen Sie schnell fort, bevor die Herrin und der Herr die Pläne verwirklichen können, die sie mit Ihnen haben!"
„Ich würde ja liebend gern fliehen, Tokky", flüsterte sie mit Tränen in der Stimme. „Glaub mir, ich würde nichts lieber tun. Aber ich kann es nicht. Meine Mutter – sie ... sie hat mich mit dem Imperius verflucht. Ich kann nicht einmal dieses Zimmer ohne ihre Erlaubnis verlassen, geschweige denn das Haus!"
Darauf ging die Elfe überraschenderweise nicht weiter ein. Stattdessen sah sie sich noch einmal vorsichtig um und senkte ein wenig die Stimme. „Was würden Sie denn tun, Ricarda Rabastan, wenn Ihnen die Flucht gelänge? Wohin würden Sie überhaupt gehen?"
Rica hielt unwillkürlich den Atem an. Darüber hatte sie noch gar nicht nachgedacht! Das wunderhübsche kleine Haus in Spanien, in dem sie aufgewachsen war, kam natürlich nicht in Frage, weil man sie da sicher zuerst suchen würde. Aber wohin sollte sie sich sonst wenden? Sie kannte niemanden, der sie vor ihrer Familie und dem Dunklen Lord verstecken würde. „Ich weiß es nicht, Tokky. Ich weiß es wirklich nicht..." Müde und ohne jede Hoffnung schloss sie die Augen. „Es gibt niemanden, der mich wirklich vor meinen Verfolgern beschützen könnte, oder? Niemand würde es wagen, sich Lord Voldemort zu widersetzen..."
„Es gibt schon jemanden." Tokky wackelte nervös mit den Ohren und ihre Stimme senkte sich jetzt zu einem leisen, verschwörerischen Flüstern herab. „Tokkys Cousin Dobby hat Tokky von diesen Leuten erzählt. Sie bekämpfen den Dunklen Lord und seine Todesser schon seit Jahren. Diese Gruppe nennt sich der Orden des Phönix."
„Der Orden des Phönix..." Mit neu erwachter Hoffnung im Blick sah Rica auf die winzige Elfe hinab. „Und du meinst, sie würden mir vielleicht helfen?"
„Das käme darauf an, ob diese Leute Ihnen vertrauen, Ricarda Rabastan."
„Aber wie sollten sie das? Sie kennen meine Familie als überzeugte Todesser. Mein Vater sitzt wegen seiner Gefolgschaft für den Dunklen Lord in Askaban!" Rica senkte den Kopf und starrte niedergeschlagen auf das verschlungene Muster des Teppichs. „Sie würden mir wahrscheinlich nicht einmal zuhören."
„Haben Sie schon einmal etwas von Harry Potter gehört, Ricarda Rabastan?" Jetzt leuchteten die Augen der Elfe, als hätte jemand ein Licht in ihnen entzündet.
Rica zuckte die Achseln. „Natürlich, wer hat das nicht? Der Junge, Der Lebt. Das Kind, das im Alter von nur einem Jahr den tödlichen Fluch Voldemorts überlebt hat, woraufhin dieser für dreizehn Jahre verschwunden war."
„Das stimmt, ist aber noch längst nicht alles. Dobby hat Tokky erzählt, dass dieser Harry Potter laut einer alten Prophezeiung der Einzige ist, der den Dunklen Lord vernichten kann. Deshalb wollte dieser ihn auch schon zu einer Zeit töten, als er noch ein Baby war."
„Das erklärt natürlich so Einiges..." Rica starrte nachdenklich vor sich hin, als sie die Zusammenhänge herstellte. „Deshalb will der Lord sich die Gefolgschaft der Werwölfe so dringend erkaufen. Wenn dieser Junge so gefährlich ist für ihn, dann braucht er jeden Verbündeten, den er bekommen kann!"
„Das ist wahr. Aber in der letzten Nacht hat sich die Situation entscheidend verändert, Ricarda Rabastan! Es ist den Todessern nämlich gelungen, Harry Potter in Schottland gefangen zu nehmen und ihn hierher zu bringen. Er wird in den Katakomben, die unter diesem Haus hier beginnen, gefangen gehalten, bis heute Abend der Dunkle Lord eintrifft. Dann wird dieser ihn töten und niemand wird ihn danach mehr aufhalten können!"
„Um Himmels Willen, Tokky!" Entsetzt über diese Aussicht starrte Rica die Elfe an. Eine düstere Zukunft, nicht nur für sie selbst, sondern für alle Menschen. Das Ende aller Hoffnung... „Woher weißt du das alles?"
„Tokky hat ein Gespräch zwischen der Herrin und einer ihrer Freundinnen belauscht, die ebenfalls eine Anhängerin des Dunklen Lords ist. Diese Freundin ist die ehemalige Herrin von Tokkys Cousin Dobby. Harry Potter hat Dobby vor einigen Jahren aus deren Händen befreit, indem er dessen Herrn durch eine List dazu gebracht hat, ihm Kleidung zu schenken. Dobby ist Harry Potter seit dieser Zeit treu ergeben. Und er würde es Tokky nie verzeihen, wenn sie nicht wenigstens versuchen würde, Harry Potter zu retten."
Rica verstand. Tokky würde ihr helfen, nicht nur um ihretwillen, sondern auch um Harry Potter eine Chance einzuräumen. Auf diese Weise konnte sie zwei Florfliegen mit einer Klappe schlagen. „Das heißt also, ich muss versuchen, diesen Harry Potter zu befreien. Wenn mir das gelingt, wird der Orden des Phönix' mich vermutlich unter seinen Schutz stellen. Und Greyback könnte mich nicht mehr in die Finger bekommen..."
„Das stimmt, Ricarda Rabastan!" Tokky nickte ernst. „Aber es ist sehr gefährlich. Das Verlies wird streng bewacht von dem Mann, der als Voldemorts Stellvertreter gilt. Dieser Severus Snape kennt Flüche, die so finster sind, dass man sie sich kaum vorzustellen wagt!"
Vor Ricas Augen tauchte flüchtig das Bild eines großen, schlanken, schwarzhaarigen Mannes auf, der sich mit bleichem Gesicht und vor Schmerz verkrampften Zügen am Boden eines dunklen Raumes wand, während Voldemort ihn mit dem Cruciatus verfluchte. Severus Snape. Der Mann, von dem ihr verkommener Bruder mit neidischer Hochachtung sprach, weil er einen gewissen Dumbledore getötet hatte, der als mächtiger Zauberer und größter Feind des Dunklen Lords galt... „Das ist mir gleich!", flüsterte sie leidenschaftlich. „Wenn die Befreiung des jungen Potter die einzige Möglichkeit für mich ist, einer Ehe mit diesem Monster Greyback zu entgehen, dann werde ich ihn befreien oder bei dem Versuch sterben!"
Tokky betrachtete die junge rothaarige Hexe einen Moment lang aufmerksam aus ihren tennisballgroßen Augen, dann nickte sie zustimmend. „Der Eingang zu den Katakomben befindet sich im hintersten Kellerraum dieses Hauses, hinter einem großen Fass. Sie müssen sich aber beeilen, Ricarda Rabastan. Das Treffen des Herrn wird nicht mehr allzu lange dauern."
Rica seufzte. „Du vergisst leider eines, Tokky! Ich stehe noch immer unter dem Imperius-Fluch. Ich kann dieses Zimmer nicht ohne die Erlaubnis meiner Mutter verlassen."
„Es gibt Möglichkeiten, einen Imperius-Fluch abzuschütteln, Ricarda Rabastan. Starke körperliche Schmerzen zum Beispiel heben ihn auf. Sie brechen den Bann."
„Starke körperliche Schmerzen..." Nachdenklich sah Rica sich im Zimmer um. „So wie eine Verbrennung?"
Mit wenigen Schritten war sie beim Kamin und stieß den Schürhaken in die Glut. Als das Metall richtig heiß war, zog sie ihn wieder hervor und presste das glühende Ende ohne zu zögern gegen ihren linken Unterarm. Rauch stieg zischend auf und es roch durchdringend nach verbranntem Fleisch, aber sie biss die Zähne so fest zusammen, dass nur ein dumpfes Stöhnen zu hören war, obwohl ihr Gesicht sich vor Schmerz verzerrte und ihr von Neuem die Tränen über die Wangen liefen.
Sie nahm sich nicht die Zeit, auf das Abebben des Schmerzes zu warten. Eilig ergriff sie ihren Zauberstab, warf sich den Umhang über, legte ihre Hand auf die Türklinke – und drückte diese ohne die geringsten Schwierigkeiten herunter. Die Tür öffnete sich mit leisem Knarren. Es hatte funktioniert!
„Seien Sie vorsichtig, Ricarda Rabastan!", flüsterte Tokky neben ihr und rang besorgt die kleinen, knochigen Elfenhände. „Wenn man Sie erwischt, werden Sie gemeinsam mit Harry Potter sterben!"
„Ich sterbe lieber mit Potter, als mit Greyback zu leben", gab Rica ebenso leise aber mit eiserner Entschlossenheit zurück, bevor sie auf Zehenspitzen die hintere Treppe hinunterstieg.
Sie musste sich beeilen. Sie musste den Eingang zu den Katakomben finden, bevor ihrer Mutter und ihrem Bruder ihr Verschwinden auffiel.
Also legt los, ihr Süßen! Ich brauche hunderte von Reviews, damit RemusBride nicht zwischen der ganzen Arbeit noch eingeht!
