A/N: Oh weia. Heute Morgen haben wir einen völlig verzweifelten Hilferuf erhalten und mussten dem entsprechend sofort handeln. Bedankt euch also alle ganz brav bei Nemea, dafür, dass sie unser Ego so heftig gepuscht hat, dass ihr ein neues Kapitel bekommt. (Danke, Süße!) Dafür gibt´s dann aber auch ausreichend Reviews, okay? Dieses Kapitel ist übrigens noch einmal komplett nur von RemusBride. Mich (BineBlack) hat das böse Arbeitsmonster mittlerweile auch wieder im Schwitzkasten. °Seufz!° Viel Spaß!

Misstrauen

Hedwig musste Harry in Hogwarts knapp verpasst haben, denn Professor McGonagall hatte die günstige Gelegenheit genutzt, den cleveren und vor allem als schnell und zuverlässig bekannten Vogel mit einem Brief an Remus zurück zum Grimmauldplatz zu schicken, in dem sie Harrys Anordnungen fast wortgetreu wiedergab: Den Orden, der seit Dumbledores Tod nicht mehr aktiv gewesen war, reaktivieren. Die unfangreiche Bibliothek des Hauses nutzen, um alles Wissenswerte über Horcruxe zusammen zu tragen, insbesondere zu dem Thema, ob auch lebende Menschen in solche Objekte verwandelt werden konnten, oder ob die betroffenen Personen ‚nur' zur Aufbewahrung der eigentlichen Horcruxe dienten. Und natürlich dazu, was mit den so verborgenen Horcruxen nach dem Ableben solcher Personen geschah.

Die Nachricht, dass Professor Dumbledore ebenfalls einen Horcrux' des Dunklen Lords beherbergt hatte, war gelinde ausgedrückt ein Schock für Remus. Gab es für dieses Monster Voldemort denn überhaupt keine Grenzen?

Dennoch war er über den Brief erst einmal ziemlich erleichtert. Mit dem Pergament in der Hand machte er sich sofort auf die Suche nach Sirius, immerhin handelte es sich hier um das erste Lebenszeichen Harrys, seit dieser den Grimmauldplatz vor zwei Tagen so überstürzt verlassen hatte und Ginny ihm Hals über Kopf gefolgt war. Vielleicht würde dieser sich ja jetzt etwas entspannen, zumal es den Beiden laut Minerva gut ging...

Um Evannas Willen hoffte er das sehr. Ohne den Blutschutz der alten, reinblütigen Familie der Blacks war sie ohne ihre Zauberkraft jedem Todesser-Angriff wehr- und hilflos ausgeliefert. Aber solange Padfoot sich ihr gegenüber so sensibel aufführte wie ein wütender Bergtroll, konnte sie jederzeit ihre mehr als nur widerwillig gegebene Einwilligung zu dieser Ehe zurückziehen. Sie würde sich eine solche Behandlung durch ihren „Verlobten" nicht lange bieten lassen. Nicht, wenn er ihr wirklich etwas bedeutete – was wohl feststand, da sie in der Lage gewesen war, den Reanimus-Zauber durchzuführen – und sie auf Dauer mehr von ihm wollte, als den bloßen Schutz, den diese Heirat ihr gewähren würde.

Remus seufzte leise. Die bittere Ironie bei dieser Geschichte war, dass Sirius kaum den Blick von ihr abwenden konnte – jedenfalls immer dann, wenn sie gerade nicht hinsah. Dann betrachtete er sie mit dem gleichen Ausdruck in den Augen, den ein Verhungernder angesichts einer reich gedeckten Tafel zeigen würde. Aber seine fast schon sprichwörtliche Sturheit hielt ihn davon ab, sich selbst einzugestehen, dass er sich von ihr magisch angezogen fühlte. Seine Sturheit – und natürlich die furchtbare Sorge um Harry, der er im Moment alles unterordnete.

Insgeheim musste Remus zugeben, dass er fast ein wenig neidisch auf seinen besten Freund war. Evanna hatte allein dadurch, dass sie den Zauber, dem Sirius seine Rückkehr verdankte, erfolgreich ausgeführt hatte bewiesen, dass sie ihm tiefe, aufrichtige Gefühle entgegenbrachte, auch wenn sie im Moment nicht allzu gut auf ihn zu sprechen war.

Da war Padfoot also wieder, zurückgekehrt von den Toten – etwas gehandicapt zwar durch sein verletztes Bein, was aber in wenigen Wochen wieder völlig hergestellt sein würde, seine Unschuld war mittlerweile erwiesen und vom Ministerium offiziell anerkannt – und er wurde geliebt. Tief und aufrichtig. Und zwar sowohl von seinem Patenkind als auch von einer bezaubernden Frau, der seine Blicke ständig folgten.

Und was tat dieser Idiot?

Nein, das war unfair, rief er sich selbst zur Ordnung. Sirius hatte mehr durchgemacht, als er es sich auch nur vorstellen konnte. Und die Tatsache, dass er – Remus – von der wunderschönen schwarzhaarigen Frau am Ende des Ganges träumte, dass sein Herz wie verrückt in seiner Brust zu schlagen anfing, wenn er sie sah, oder auch nur ihren Duft oder ihre Stimme auffing, obwohl keinerlei Hoffnung bestand, dass sie je etwas anderes in ihm sehen würde, als einen netten Kerl, der sie und ihr Kind zufällig gerettet hatte und wahrscheinlich entsetzt vor ihm zurückweichen würde, wenn sie erfuhr, dass er ein Werwolf war, räumte ihm noch lange nicht das Recht ein, darüber zu urteilen, wie sein bester Freund sein Leben lebte. Und wenn es ihm im Moment half, wie ein weidwundes Tier durch dieses unwirtliche Gemäuer zu streifen, dann ...

Nein! Das konnte nicht die Lösung sein! Nicht, wenn er seinen Frust auch weiterhin exzessiv im Feuerwhisky ertränkte! Vermutlich hockte er auch jetzt gerade wieder in der Küche und stierte grübelnd in sein Glas, während die halbvolle Flasche in Reichweite stand. So konnte es nicht weitergehen!

Aber als er die Küchentür aufstieß, gerade in der richtigen Stimmung, um dem Freund endlich mal gründlich die Leviten zu lesen, war der Raum leer bis auf Hermine, die eben Krummbeins Fressnapf auffüllte, während der rote, zottige Kater ihr so ungeduldig um die Knöchel strich, dass sie beinahe ins Stolpern geriet. Sie stellte den Napf auf dem Boden, richtete sich auf und lächelte ihn fröhlich an. „Professor Lupin! Geht es Ihnen gut?"

Er erwiderte das Lächeln. Es war ein wirklich schönes Gefühl, dass wenigstens ein paar seiner ehemaligen Schüler nicht vor dem Wolf in ihm zurückschreckten, sondern sich nach einer Vollmondnacht ganz selbstverständlich nach seinem Befinden erkundigten und ansonsten zur Tagesordnung übergingen. Diese stillschweigende Akzeptanz hatte er so furchtbar lange vermisst... „Ja, danke, Hermine. Und lass doch bitte endlich den ‚Professor' weg, ich bin schon seit Jahren nicht mehr euer Lehrer. Wie oft habe ich Ron, Harry und dir schon gesagt, dass ihr mich beim Vornamen nennen sollt?"

„Einige Male." Sie lachte leise, während sie die leere Katzenfutterpackung mit einem „Minimateus" belegte und sie anschließend in den Mülleimer warf. Auf diese Weise musste der Müll nicht allzu oft hinausgetragen werden. Dann sah sie ihn direkt an und erklärte: „Es kommt mir nur irgendwie falsch vor, verstehen Sie? Wahrscheinlich liegt es daran, dass wir alle immer noch heimlich die Hoffnung gehegt haben, dass Sie irgendwann nach Hogwarts zurückkommen würden, um uns wieder zu unterrichten. Sie sind nun einmal der beste Verteidigungs-Lehrer, den wir je hatten..."

„Ich vermisse das Unterrichten auch sehr", gab er ehrlich zu. „Dieses dreiviertel Jahr in Hogwarts war die glücklichste Zeit meines Lebens. Insgeheim habe ich wohl auch immer noch gehofft, eines Tages zurückkehren zu können. Aber jetzt ... Die Schule ist geschlossen worden. Und Professor Dumbledore..."

„Ja." Hermine nickte ernst. „Ja, ich weiß. Aber irgendwann muss dieser Krieg doch mal zu Ende sein. Und wenn es uns gelungen ist, Voldemort zu vernichten, wird die Magische Gesellschaft Hogwarts bestimmt wieder eröffnen, irgendwo müssen die Kinder doch unterrichtet werden, nicht wahr? Es wird natürlich nicht mehr dasselbe Hogwarts sein, das es unter Professor Dumbledore war, aber gute Lehrer werden dennoch gebraucht werden."

„Und ich werde noch immer ein Werwolf sein."

„Natürlich. Aber Sie werden auch immer noch ein hervorragender Lehrer sein!" Sie zuckte die Achseln. „Wenn es uns gelingen kann, Voldemort zu besiegen, Professor, dann kann es uns auch gelingen, das verquere Wertesystem unserer Gesellschaft wieder ins Gleichgewicht zu bringen, meinen Sie nicht auch?"

Ein wenig verblüfft sah er sie an. „Darüber habe ich noch nie wirklich nachgedacht."

„Mir erscheint es jedenfalls logisch. Wenn es uns glückt, den schlimmsten Schwarzmagier aller Zeiten zu vernichten, dann ist nichts mehr unmöglich. Viele der Gesetze und ministeriellen Erlasse zur Kontrolle von Halbmenschen und anderer magischer Randgruppen wurden doch erst geschaffen, nachdem Voldemort diese Leute aufgehetzt und für seine Zwecke missbraucht hat. Es ist doch ganz selbstverständlich, dass diese nach seiner Vernichtung wieder abgeschafft werden müssen."

„Eine Menge Leute werden sich dagegen vehement zur Wehr setzen", gab er skeptisch zu bedenken. „Es liegt in der Natur des Mensche, das zu fürchten, was sich von ihm unterscheidet."

„Dann müssen wir diese Leute eben davon überzeugen, dass sie im Unrecht sind!" Hermine zuckte lediglich die Achseln. „Wenn Harry Voldemort tatsächlich vernichten kann, dann wird sein Wort in der Gesellschaft großes Gewicht haben. Und er sieht in Ihnen ganz bestimmt keinen Werwolf, der ausgegrenzt werden muss, sondern einen seiner besten und treuesten Freunde. Und für seine Freunde tritt er unnachgiebig ein, das wissen Sie doch."

Die Erwähnung Harrys brachte Remus auf den Grund seines Hier seins zurück. Deshalb nickte er auch nur zu ihren Worten, nicht wirklich davon überzeugt, dass sie sich eines Tages bewahrheiten würden, und fragte dann rasch: „Hast du Sirius gesehen, Hermine? Ich habe gerade einen Brief von Professor McGonagall erhalten. Harry und Ginny waren gestern bei ihr in Hogwarts."

Ihr warmes Lächeln wurde gleich noch etwas strahlender vor Erleichterung. Endlich ein Lebenszeichen von den Freunden! „Das ist eine gute Nachricht, Professor! Wurde auch Zeit, dass sie endlich von sich hören lassen! Sirius ist in der Bibliothek, weil ich ihm dieses Slytherin-Buch in die Hand gedrückt habe, in dem der Ortungszauber für schwarzmagische Objekte steht, und ihm erklärt habe, dass wir seine Hilfe benötigen, um diese Horcruxe aufzuspüren, weil sein Stammbaum ihn als Einzigen dazu befähigt. Wenigstens hat er damit etwas zu tun, statt ständig nur zu grübeln, und wir brauchen diese Informationen doch sowieso..." Etwas unsicher brach sie ab.

Er starrte sie verblüfft an. „Hermine! Das war genial! Warum bin ich nicht selbst darauf gekommen? Wenn er endlich etwas tun kann, einen Beitrag leisten kann..."

„Es war Rons Idee", gab sie zu und sah dabei etwas beschämt aus. „Ich habe auch nicht daran gedacht. Im Nachhinein könnte ich mich dafür selbst in den Hintern treten!"

„Dann musst du meinen Allerwertesten ebenfalls mit einem Tritt bedenken. Aber in Anbetracht der Tatsache, dass letzte Nacht Vollmond war, bitte ich dich, davon gnädig abzusehen", lächelte Remus vergnügt und schwenkte den Brief von McGonagall, während er schon die Tür öffnete. „Ich werde mal schauen, ob ich vielleicht auch noch etwas zu Sirius' Aufmunterung beitragen kann..."

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Sirius las mit gerunzelter Stirn ein weiteres Mal die komplizierte Zauberformel, die das Auffinden von schwarzmagischen Objekten ermöglichen sollte. Zwischen seinen Fingernd drehte er nervös den Zauberstab, den Evanna ihm so großmütig überlassen hatte. Hoffentlich würde er sich mit diesem Stück Magie hier ihres Geschenkes würdig erweisen. Er hatte wirklich noch nie einen so komplexen Zauber ausgeführt. Allein die Vorbereitungen, derer es dafür bedurfte! Er hatte mehrere sorgfältig verhexte Landkarten und Stadtpläne auf dem Tisch ausgebreitet, auf denen kleine, ebenfalls verzauberte Nadeln lagen, die dann den Aufbewahrungsort der gesuchten Objekte markieren sollten.

Soweit, so gut. Bis hierher war die Sache relativ einfach gewesen.

Aber jetzt kam der schwierige Teil. Ein Objekt, das mit diesem Ortungszauber aufgespürt werden sollte, musste zuvor natürlich genau definiert werden, weil es ja schließlich Unmengen von schwarzmagischen Artefakten gab. Dafür benötigte man eine genaue Abbildung oder aber persönliche Kenntnisse darüber, wie dieses Objekt beschaffen war. Und hier stieß er an seine Grenzen. Wie sollte er einen Horcrux aufspüren, von dem er nicht einmal wusste, wie er aussah?

Apropos Aussehen. In diesem knappen Top und mit ihrem tränennassen Gesicht hatte Evanna wirklich etwas Anrührendes gehabt. So unglücklich, wie sie in diesem Moment ausgesehen hatte, wollte er sie nie wieder sehen müssen! Am liebsten hätte er sie in den Arm genommen und ihr versichert, dass Alles wieder gut werden würde. Dass er kein so furchtbarer Ehemann sein würde, wie es sein Vater gewesen war…

„Padfoot?"

Er schreckte aus seinen Gedanken auf und bemerkte erst jetzt, dass Remus genau vor seinem Tisch stand. Himmel, er wurde langsam alt! Schon seit Jahren, genauso genommen seit seiner Zeit in Askaban, war es niemandem mehr gelungen, sich unbemerkt an ihn heranzuschleichen. Und jetzt schaffte Moony das sogar nach einer Kräfte zehrenden Vollmondnacht! Okay, gab er sich selbst gegenüber widerwillig zu, vielleicht sollte er ja wirklich nicht so viel trinken… Und ganz sicher sollte er lieber mit seinen Gedanken bei dem bleiben, was er gerade tat, statt über seine bevorstehende Heirat mit Evanna Brave nachzugrübeln.

„Moony. Alles in Ordnung mit dir? Du solltest dich doch noch etwas ausruhen!" Seine Besorgnis um den Freund war umso größer, weil sie ja vor ein paar Stunden im Streit auseinander gegangen waren.

Remus ging darauf gar nicht erst ein. Sie waren jetzt schon so viele Jahre die besten Freunde, dass sie sich auch ohne Worte verstanden. Und immerhin hatte er sich auch nicht gerade von seiner besten Seite gezeigt. „McGonagall hat eine Eule geschickt. Harry und Ginny waren gestern in Hogwarts."

Die erste Gefühlsregung, die Sirius erkennen ließ, war ein kurzes, erleichtertes Aufatmen. Harry war in Hogwarts gewesen. Also musste es ihm – wenigstens bis zu dem Zeitpunkt, an dem er die Schule wieder verlassen hatte – gut gegangen sein… „Schreibt sie, ob sie hierher zurückkommen?"

Remus schüttelte bedauernd den Kopf. „Sie sind auf dem Weg nach Calwell, wo Dumbledore wohl ein Cottage hatte. Dort hoffen sie, einen der Horcruxe zu finden. Einen Horcrux, den Voldemort übrigens in Professor Dumbledore versteckt hatte und der nach dessen Tod natürlich verschwunden ist."

„Dieser verdammte Mistkerl!" Fassungslos starrte Sirius ihn an. „Er hat nicht einmal vor Dumbledore Halt gemacht? Vermutlich hat er diese verfluchten Dinger ja über das ganze Land verteilt!" Frustriert warf er das Buch Slytherins auf eine der Landkarten. Harry war noch immer da draußen! Und wenn er auch nur einen Bruchteil der Sturheit seiner Eltern geerbt hatte, würde er gewiss nicht mit leeren Händen hierher zurückkehren. Und er selbst saß hier fest und konnte nichts tun, um ihm zu helfen, außer … „Wie sollen wir sie bloß alle aufspüren, wo wir noch nicht einmal wissen, nach was genau wir eigentlich suchen?"

„Einen nach dem anderen, würde ich mal sagen."

Ein tiefes Luftholen und Sirius gestand sich ein, dass Remus, so wie in den meisten Fällen, Recht hatte. Es brachte absolut nichts, sich über Dinge aufzuregen, die man sowieso nicht ändern konnte. Und sich seiner Frustration hinzugeben, statt nach einem Ausweg zu suchen, würde ihnen ganz sicher nicht helfen. Was er brauchte, um diese gottverfluchten Horcruxe zu finden waren Informationen.

„Wer könnte etwas über diese Objekte wissen, Moony? Und wie viele gibt es überhaupt?"

Remus ließ sich vorsichtig in einen Sessel sinken und bemühte sich, keine Miene zu verziehen, als seine schmerzenden Glieder gepeinigt aufzuschreien schienen. Der erste Tag nach Vollmond war immer die reine Hölle für ihn. Hauptsächlich darum, weil er sich der Transformation jedes Mal mit ganzer Kraft widersetzte, wie Madam Pomfrey ihm schon mehrfach erklärt hatte. Aber er brachte es nun einmal einfach nicht über sich, sich zu entspannen und dem Wolf ohne Gegenwehr das Regiment zu überlassen.

„Soweit ich weiß, waren es ursprünglich sechs", erklärte er leise, „weil Voldemort die Zahl Sieben für eine mächtige magische Zahl hielt und seine Seele deshalb in ebenso viele Teile aufspalten wollte. Ein Teil ist logischerweise in ihm selbst verblieben. Einen anderen, einen alten Kalender Riddles, hat Harry unwissentlich schon in seinem zweiten Schuljahr zerstört. Einen weiteren in Gestalt eines Ringes mit einem hässlichen, schwarzen Stein hat Dumbledore selbst im letzten Sommer vernichtet, wobei er eine schwere Verletzung an seiner Zauberstabhand davon getragen hat, von der er sich nie wieder vollständig erholt hat.. Bleiben also noch vier. Dumbledore war der Meinung, dass Voldemort als Horcruxe Gegenstände ausgewählt hat, die für ihn eine tiefere Bedeutung hatten. Der Ring hat ursprünglich seinem Großvater gehört. Das Tagebuch ihm selbst. Und die übrigen Objekte hatten vermutlich alle etwas mit Hogwarts – oder besser gesagt seinen Gründern – zu tun. Vermutlich jeweils etwas aus dem ehemaligen Besitz von Rowena Ravenclaw, Helga Hufflepuff, Godric Gryffindor und Salazar Slytherin. Obwohl wir auch seine verdammte Schlange nicht außer Acht lassen dürfen. Laut Harry ist er mit diesem Vieh sehr eng verbunden. Sogar so eng, dass er sie damals im Ministerium als Waffe gegen Arthur einsetzen konnte, also könnte auch Nagini ohne weiteres ein Horcrux sein…

Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand Genaueres darüber weiß. Der Professor hat die Geschichte mit den Horcruxen nicht an die große Glocke gehängt, Sirius. Soweit ich weiß, ist Harry die einzige Person, mit der er außer mit Minerva, dem Verräter Snape und mir überhaupt darüber gesprochen hat … Ron und Hermine wissen inzwischen natürlich auch Bescheid. Und Ginny, nehme ich mal an. Evanna habe ich in groben Zügen eingeweiht. Und Snape hat Catherine … ich meine Miss Spencer gegenüber etwas erwähnt, bevor er uns laufen gelassen hat. Alles in Allem weißt du inzwischen wahrscheinlich genauso viel darüber wie ich, Padfoot, auch wenn das nicht sonderlich viel ist. Der Einzige, der vielleicht mehr weiß, abgesehen von Harry, könnte Snape sein…"

„Dieser verdammte Dreckskerl!" Sirius biss die Zähne so fest zusammen, dass sein Unterkiefer hart hervortrat. „Mich würde wirklich interessieren, was für ein Spiel er spielt! Erst verrät und ermordet er Dumbledore, der ihm immer vollkommen vertraut hat, und dann lässt er Catherine und ihr Kind entkommen… und dich, obwohl er genau weiß, dass du einer von Voldemorts überzeugten Gegnern bist. Wie passt das alles zusammen?"

„Überhaupt nicht, das ist es ja. Ich kann mir einfach keinen Reim darauf machen!" Verwirrt und frustriert schüttelte Remus den Kopf. „Stünde er wirklich auf Voldemorts Seite, hätte er Miss Spencer und mich wohl kaum laufen lassen, oder? Aber wenn er auf der Seite des Ordens steht… Er hätte doch in diesem Fall Dumbledore nicht umgebracht! Niemals! Dessen Tod hat den gesamten Orden gelähmt und den Widerstand gegen Voldemort beinahe zum Erliegen gebracht… Es passt einfach nichts zusammen bei dieser Geschichte!"

„Ich habe diesem verdammten Mistkerl noch nie über den Weg getraut! Erinnerst du dich an unsere Schulzeit? Schon als Erstklässler hatte dieser miese kleine Scheißer mehr dunkle Flüche drauf als jeder andere in der Schule! Und er war schon damals eine hinterhältige, verschlagene Ratte! Gegen den war sogar mein Bruder ein Waisenknabe, und das will etwas heißen, nachdem mein Vater ihn …"

„Padfoot! Dein Bruder!" Remus vergaß seine schmerzenden Glieder und sprang so unvermittelt auf, dass Sirius ihn verblüfft anstarrte. „Snape hat Regulus erwähnt! Ich hatte es ganz vergessen, in all der Aufregung! Er sagte etwas davon, dass ausgerechnet dein Bruder Lord Voldemort einen der Horcruxe gestohlen hätte und dass dieser ihn daraufhin töten ließ, vermutlich bevor Regulus herausgefunden hatte, wie dieser Horcrux vernichtet werden konnte. Angeblich handelte es sich dabei um ein goldenes Medaillon mit der Slytherin-Schlange darauf. Es soll sogar jahrelang in diesem Haus versteckt gewesen sein, bevor Mundungus Fletcher es gestohlen hat!"

„Regulus soll den Dunklen Lord bestohlen haben? Meine Eltern würden in ihren Gräbern rotieren, wenn sie das wüssten!" Sirius lachte bellend auf. „Wie hat der kleine Mistkerl das denn angestellt?"

Gleich darauf wurde er wieder ernst. „Wie hat Schniefelus den Horcrux beschrieben? Ein goldenes Medaillon mit den Slytherin-Insignien?" Er runzelte konzentriert die Stirn. „Ich erinnere mich an dieses Ding! Es lag unter all dem anderen schwarzmagischen Müll, den meine Mutter im Salon gehortet hatte. Ich habe es nicht mit in den Sack geworfen, in dem der Krempel lag, den wir loswerden wollten, weil es eigentlich harmlos zu sein schien… Vermutlich hat Dung es sich ja irgendwann nach meinem … äh … na ja … Tod geschnappt."

„Du weißt noch, wie es aussah?"

Sirius nickte.

„Also los!" Remus deutete auf das Slytherin-Buch und die verhexten Karten. „Worauf warten wir dann noch?"

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Eine halbe Stunde später starrte Remus mit bleichem Gesicht und heftig schlagendem Herzen auf die Landkarte, den Londoner Stadtplan und die Skizze des Hauses hinab, in dem er sich gerade befand. Die Erste Nadel auf der Landkarte hatte nach kurzem Zucken London als den Ort markiert, in dem das Medaillon sich befand. Daraufhin hatte Sirius den Zauber über einem der verhexten Stadtpläne wiederholt und sie hatten sich völlig entgeistert angesehen, als die zweite Nadel förmlich auf das Haus am Grimmauldplatz Nummer Zwölf zuschoss und sich in das Pergament bohrte. Und dann hatte Padfoot mit einem wüsten Fluch nach einem Blatt Pergament und einer Feder gegriffen und die Skizze gezeichnet…

„Das kann nicht sein! Das glaube ich einfach nicht!", flüsterte er tonlos, unfähig, die Augen von der noch immer leicht vibrierenden Nadel abzuwenden. Um Merlins Willen…

„Ich habe den Zauber jetzt viermal ausgeführt, Moony. Und wenn du darauf bestehst, tue ich es auch noch ein fünftes Mal. Aber das Ergebnis wird sich dadurch nicht ändern." Sirius tat es in der Seele weh, seinen besten Freund so verwirrt und entsetzt zu sehen. So verletzt! „Sie muss dieses Medaillon haben. Es gibt keine andere Erklärung…"

„Das ist aber nicht logisch!", widersprach Remus schwach, während er noch immer fassungslos die kleine glitzernde Nadel ansah, die in der eilig von Sirius gezeichneten Skizze des Hauses leicht bebend in genau dem Zimmer steckte, in dem Catherine Spencer und ihr kleiner Sohn untergebracht waren. „Wenn sie dieses Medaillon wirklich hat, warum hat sie es dann den Todessern nicht gegeben, nachdem die sie und ihr Kind in die Enge getrieben hatten? Sie würde doch gewiss nicht das Leben ihres Sohnes wegen eines verdammten Schmuckstückes gefährden!" Oh Himmel, was ging hier nur vor?

Sirius ging die ganze Sache aus einer anderen Perspektive an. „Und wenn die ganze Verfolgungsjagd nur eine Show war? Von Snape und Konsorten inszeniert, um eine Spionin für Voldemort in dieses Haus zu bekommen? Oder sogar eine Attentäterin? Das würde auch erklären, warum er euch hat laufen lassen, Moony. Im Gegensatz zu Harry bist selbst du noch ein kleiner Fisch!"

Allein die Möglichkeit drehte Remus den Magen um. Aber so recht daran glauben konnte er auch nicht. „Du hast Madam Pomfrey doch gehört, Padfoot. Catherine Spencer hätte beinahe ihr Baby verloren! So etwas kann man doch nicht vortäuschen! Oder meinst du, dass das auch ein Teil des Planes gewesen ist?" Großer Gott, welche Abgründe taten sich da auf! Und dennoch… „Und wenn sie hier als Spionin eingeschleust worden wäre, dann hätte sie doch dieses Medaillon nicht dabei! Warum sollten Snape und sie das Risiko eingehen, dass wir es bei ihr finden? Würde Voldemort einen seiner Horcruxe auf diese Weise riskieren? Zumal Snape selbst derjenige war, der es mir beschrieben hat…"

„Vermutlich nicht." Müde fuhr Sirius sich mit der Hand durch das Gesicht und stellte fest, dass er dringend mal wieder eine Rasur bräuchte. Irgendwie hatte es in den letzten Tagen nicht dazu gereicht. Kein Wunder, dass Evanna ihn jedes Mal diese angewiderten Blicke zuwarf, wenn sie einander über den Weg liefen. Zur Hochzeit jedenfalls wollte er wenigstens ordentlich aussehen …

„Hier passt nichts zusammen, Moony. Überhaupt nichts!", murmelte er und kam damit auf das ursprüngliche Thema zurück. Wie waren seine Gedanken nur schon wieder bei Evanna Brave, ihren vorwurfsvollen Blicken und natürlich bei ihrer bevorstehenden Heirat gelandet, wo er doch im Moment viel wichtigere Dinge im Kopf haben sollte?

Remus hatte die Ellbogen auf dem Tisch aufgestützt und das Gesicht in den Händen vergraben. „Und was tun wir jetzt?", fragte er dumpf, während er seine Handballen auf die Augen presste, als könne er so das innere Bild vertreiben, das Catherine Spencer als Spionin Voldemorts zeigt.

Sirius hob die Schultern. „Erst einmal gar nichts, würde ich sagen. Harry ist nicht hier, also stellt diese Miss Spencer im Moment auch keine Gefahr für ihn dar. Wir behalten sie einfach im Auge. Vielleicht verrät sie sich ja selbst. Oder – und diese Möglichkeit dürfen wir nicht außer Acht lassen, Moony – sie ist tatsächlich vollkommen unschuldig und es gibt eine einfache, logische Erklärung dafür, dass dieser Horcrux sich offenbar in ihrem Besitz befindet…"

„Ach ja? Und was bitte sollte das sein?", wollte Remus bitter wissen.

„Ich weiß es nicht, Moony. Aber es widerstrebt mir außerordentlich, eine hochschwangere junge Mutter mit ihrem hilflosen kleinen Sohn nur auf einen vagen Verdacht hin vor die Tür zu setzen. Falls Voldemort wirklich auf der Suche nach ihr ist, überleben die Zwei keinen Tag dort draußen! Natürlich widerstrebt es mit genauso, eine potentielle Spionin hier im Hause herumschleichen zu haben, aber damit werden wir irgendwie fertig werden müssen. Wir werden sie nicht aus den Augen lassen. Und bei der nächsten sich bietenden Gelegenheit wird einer von uns beiden ihr Zimmer durchsuchen müssen. Falls wir das Medaillon finden, können wir sie damit konfrontieren und hören, was sie zu sagen hat."

„Was immer du sagst, Padfoot." Remus erhob sich mit müden, eckigen Bewegungen. „Ich werde mich noch ein Weilchen aufs Ohr hauen. Du weißt ja, der Vollmond und meine Wenigkeit stehen auf Kriegsfuß miteinander…"

Sirius beobachtete, wie die Tür hinter seinem besten Freund ins Schloss fiel, bevor er mit einem wilden Fluch die Landkarten und Skizzen vom Tisch fegte. Catherine Spencer war Remus verdammt tief unter die Haut gegangen, daran gab es schon seit gestern Abend keinen Zweifel für ihn. Allein die Art, wie er sie ansah…

Moony würde irgendwie damit fertig werden, sich in eine Frau verliebt zu haben, die den Wolf in ihm nicht akzeptieren konnte – darin hatte er ja schon Erfahrung. Aber sich womöglich in eine hinterhältige Spionin verliebt zu haben, möglicherweise sogar in eine Attentäterin – das würde ihn zutiefst verletzen und an sich selbst zweifeln lassen!

Grimmig starrte er aus plötzlich kalten, dunkelbraunen Augen auf die silbern glitzernde Nadel hinab, die noch immer in dieser Skizze steckte. ‚Sieh dich vor, Catherine Spencer! Denn wenn du hier ein falsches Spiel treibst, wenn du tatsächlich eine Gefahr für Harry und den Orden darstellst und Remus auf diese Weise verletzt, dann wird es das letzte falsche Spiel deines Lebens sein!'


Seufz! Armer Wolf! Ihn trifft es aber auch immer. Wenn ihr ein paar tröstende Worte für ihn habt - immer her damit! Er kann's gebrauchen ... und wir natürlich die Reviews! Immer her damit!