Hallöchen, Ihr Lieben! Es geht weiter, immerhin wartet Ihr ja sicher schon ganz gespannt auf Nachricht von Harry und Ginny. Also wollen wir mal sehen, ob Ricas Mission erfolgreich ist, nicht wahr? Bine und ich wünschen Euch viel Spaß beim Lesen. Und vergesst doch bitte die Reviews nicht, okay? Wir leiden schon unter Entzugserscheinungen und die wirken sich überaus nachteilig auf die Tippfingerchen aus...


Rica

Der Gang war lang, uneben und schrecklich dunkel. Und nur durch das sorgfältig gedämpfte Licht ihres Zauberstabes erleuchtet, den Rica in der ausgestreckten Hand vor sich hertrug, wirkten die zerklüfteten Wände und die Schatten, die überall zu lauern schienen, noch viel bedrohlicher.

Allerdings war das das kleinere Übel, hatte sie entschieden. Da sie nämlich keine Ahnung hatte, wie lang dieser Gang hier war, und wann sie endlich auf die eigentlichen Katakomben stoßen würde, wagte sie es einfach nicht, mehr Licht zu machen, als sie unbedingt brauchte, um sich zu orientieren. Immerhin wollte sie sich ja nicht selbst verraten! Also nahm sie das gelegentliche Stolpern in Kauf und auch die Tatsache, dass ihr linker Unterarm mit der frischen Brandwunde inzwischen furchtbar schmerzte, nachdem sie mit ihm im vagen Dämmerlicht schon mehrfach an irgendwelchen Vorsprüngen in dem rissigen Mauerwerk hängen geblieben war.

Die Zähne fest zusammengebissen gegen den Schmerz, ging sie in Gedanken ihren Plan noch einmal durch. Zuallererst musste sie natürlich die Katakomben erreichen, von denen Tokky gesprochen hatte, und feststellen, wo Harry Potter gefangen gehalten wurde. Dann galt es, diesen Snape außer Gefecht zu setzen, damit man die Flucht des Jungen Der Lebte nicht zu früh entdeckte. Und danach musste sie Potter dazu bringen, sie unter seinen Schutz zu stellen und sie bei den Mitgliedern des Ordens des Phönix' in Sicherheit zu bringen.

Alles in Allem war das keine leichte Aufgabe. Sie riskierte ihr Leben in der vagen Hoffnung, dass jemand, den sie noch nicht einmal kannte, dankbar genug wäre, um sie anschließend zu schützen. Andererseits – was hatte sie denn für eine Wahl? Eine Flucht auf eigene Faust war von vorn herein zum Scheitern verurteilt. Tokky hatte vollkommen Recht; Potter und der Orden des Phönix' waren wirklich die einzige Hoffnung, die sie hatte.

Vor ihr machte der Gang eine scharfe Biegung und wie schon mehrere Male zuvor löschte Rica auch jetzt das Licht mit einem geflüsterten „Nox!". Den Zauberstab kampfbereit in der rechten Hand, tastete sie mit der Linken behutsam an der feuchten, unebenen Wand entlang. Ein vorsichtiger Schritt, ein zweiter und dann noch einer … Und sie nahm plötzlich einen Lichtschimmer wahr. Als sie die Biegung ganz hinter sich gebracht hatte, konnte sie das flackernde Leuchten mehrerer Fackeln ausmachen, die an den Wänden eines größeren Raumes in ihren Halterungen steckten, in den der Gang mündete.

Auf Zehenspitzen schlich sie näher, während sie angestrengt lauschte. Aber es war nichts zu hören und als sie schließlich das Ende des Ganges erreichte, konnte sie erkennen, dass der große Raum vollkommen leer war. Kein Mensch, kein Möbel, nichts außer den Fackeln an den Wänden.

Und zwei Türen, die auf der entgegen gesetzten Seite in das Mauerwerk eingelassen waren. Die eine war eine ganz normale Holztür, die andere mit schweren Eisenbeschlägen versehen, mit einem schweren, metallenen Riegel und einer kleinen Luke, die aber jetzt fest verschlossen war. Das musste der Ort sein, an dem Potter festgehalten wurde!

Mit angehaltenem Atem löste Rica so leise es ging die Verriegelung der Sichtklappe. Der Bolzen ließ sich fast lautlos entfernen, aber die rostigen Scharniere quietschten hörbar, als sie die hölzerne Klappe zur Seite schwenkte. Sie erstarrte mitten in der Bewegung und lauschte panisch, aber nichts war zu hören außer ihrem eigenen, erschrockenen Luftschnappen. Puh! Erleichtert stieß sie den angehaltenen Atem aus und benutzte ihren Zauberstab, um die kleine, feuchte Zelle hinter der Tür zu erleuchten.

Zwei Augenpaare starrten sie an, gegen die plötzliche Helligkeit anblinzelnd.

Rica starrte zurück.

Der Junge mit dem schwarzen Haar, den kriegerisch funkelnden, grünen Augen und der blitzförmigen Narbe auf der Stirn musste Harry Potter sein. Sie hatte unzählige Geschichten über das Fluchmal gehört, das er von seiner ersten Begegnung mit Lord Voldemort zurückbehalten hatte. Aber Tokky hatte nichts von dem Mädchen erwähnt, das bei ihm war, eine kleine zierliche Rothaarige mit ängstlichen braunen Augen und Tränenspuren auf den schmutzigen Wangen, die in ihrer nassen Kleidung vermutlich erbärmlich fror. Jedenfalls zitterte sie am ganzen Körper, obwohl ihr Freund die Arme um sie geschlungen hatte, um sie zu wärmen.

Vermutlich war dieses halbe Kind in Tokkys Augen ja vollkommen bedeutungslos gewesen, überlegte Rica ärgerlich, während sie vorsichtig hinter sich spähte, ob die Luft auch rein war. Der Elfe war es ja ausschließlich um Potter gegangen. Wenn er nicht in Gefangenschaft geraten wäre, hätte sie ihr – Rica – vermutlich auch nichts darüber erzählt, wie sie den Imperius-Fluch ihrer Mutter lösen konnte.

Aber das war im Moment sowieso egal. Das einzige, worauf es jetzt ankam, war, die beiden zu befreien und mit ihnen aus diesen furchtbaren Katakomben zu entkommen.

Rica stellte sich auf die Zehenspitzen, so dass sie ihren Mund näher an das Sichtfenster heranbringen konnte. „Pst! Ist alles in Ordnung mit euch? Könnt ihr laufen?"

Beide nickten. Der Junge löste sich von seiner Freundin und kam an die Tür, einen Arm in Schonhaltung vor den Bauch haltend. „Wer sind Sie?"

„Ihr könnt mich Rica nennen. Ich bin hier, um euch zu befreien. Eine Hauselfe namens Tokky schickt mich, weil du, Harry Potter, für ihren Cousin Dobby ein Held bist!"

Um die blassen Lippen des Jungen huschte tatsächlich ein winziges Lächeln, bevor seine Augen sich plötzlich erschrocken weiteten. „Pass auf!"

Rica wirbelte herum – gerade rechtzeitig um Severus Snape zu entdecken, der gerade durch die andere Tür in den Raum trat. Merkwürdigerweise tat er das mit dem Rücken voran, so als würde er sich vergewissern, dass ihm niemand folgte. Umgehend hatte sie den Zauberstab auf ihn gerichtet. „Stupor!"

Der Schocker schleuderte ihn hart gegen die Wand, sein Zauberstab flog ihm in hohem Bogen aus der Hand. Und dann rutschte er langsam an der Mauer hinab und blieb bewusstlos davor liegen.

Rica machte sich nicht die Mühe nachzusehen, ob er noch am Leben war. Das hatte Zeit, bis sie Potter und das Mädchen aus der Zelle gelassen hatte. Dann könnten sie ihn darin einsperren und zusehen, dass sie hier weg kamen. Sie schob nach einem kurzen Zögern ihren eigenen Zauberstab zurück in ihre Umhangtasche. Für den schweren Riegel an dieser Tür würde sie beide Hände brauchen.

Mit einem fürchterlich lauten Quietschen glitt die rostige Stange durch die schweren, teilweise verbogenen Ösen. Aber dieses Geräusch war nichts gegen den lauten, entsetzten Schrei, den sie selbst ausstieß, als sie plötzlich von einer großen, rauen Hand an der Kehle gepackt und ohne viel Federlesens angehoben wurde, bis ihre Füße frei in der Luft baumelten.

Mit vor panischer Angst wild hämmerndem Herzen starrte sie in die hässliche, von tiefen, Narben durchzogene Fratze Fenrir Greybacks, der sie durch seine gefletschten Zähne hindurch zornig anfauchte.

- - - - -

Irgendetwas stimmte nicht.

Catherine war sich nicht sicher, was es war, aber irgendetwas stimmte hier ganz und gar nicht!

Ein wunderbarer, freundlicher und zuvorkommender Mann, der soviel Ehrlichkeit, Geradlinigkeit und Wärme ausstrahlte, dass man sich am liebsten in seine Arme schmiegen würde, um sich vor der ganzen bösen Welt beschützen zu lassen, verwandelte sich doch nicht von einem Tag auf den anderen in einen wortkargen, in sich gekehrten Hagestolz mit hartem, abweisendem Gesichtsausdruck und einer Stimme, die einen Vulkan schockgefrieren könnte! Was um Himmels Willen hatte sie Remus – Mr. Lupin – getan, dass er sie mit einem Ausdruck in den Augen ansah, als wäre sie eben unter einem Stein hervor gekrochen? Falls er sie überhaupt einmal ansah, was er ganz offensichtlich zu vermeiden schien. Und in ihre Nähe kam er schon gar nicht. Wenn sie nicht erst vor einer halben Stunde geduscht hätte, würde sie sich wahrscheinlich versucht fühlen, prüfend unter ihren Achseln zu schnuppern, ob sie etwa unter schlimmem Körpergeruch litt!

Das war doch nicht der gleiche Mann, der sie gestern mit einem so warmen Schimmer in den sturmgrauen Augen angesehen hatte, dass sie sich am liebsten zu Josh auf seinen Schoß gesetzt hätte! Und es war auch nicht der gleiche Mann, der ihre stumme Entschuldigung für ihre falsche Annahme, dass Josh die reichlich unangemessene Erweiterung seines Wortschatzes ihm zu verdanken hätte, mit einem verständnisvollen Nicken, einem Zwinkern und einem warmen Lächeln angenommen hatte, welches in ihr den Wunsch geweckt hatte, ihn zu küssen, um herauszufinden, ob dieses sanfte Lippenkräuseln auch so erregend schmeckte, wie es aussah.

Sie war eine erwachsene Frau. Sie hatte sogar schon eine gescheiterte Ehe hinter sich, war im siebten Monat schwanger von ihrem Exmann, diesem verantwortungslosen Mistkerl, und Mutter eines dreijährigen Sohnes! Und trotzdem war sie gestern Abend mit der ziemlich verwirrenden Erkenntnis zu Bett gegangen, dass sie offenbar nicht dagegen gefeit war, einen geheimnisvollen, fremden Mann attraktiv genug zu finden, um bei seinem bloßen Anblick Herzklopfen zu bekommen.

Und sie hätte verdammt noch mal darauf geschworen, dass auch sie ihn nicht kalt ließ! Nicht bei der Art, wie er sie angesehen hatte und dann tatsächlich errötet war, als er sich dabei ertappt fühlte.

Nicht bei der Art, wie er sich um sie gesorgt hatte, ihr beim Abendessen die Schüsseln zugereicht hatten und Josh vorsorglich auf seinen Schoß genommen hatte, damit der quirlige Knirps ihr nicht versehentlich wehtat.

Nicht bei der Art, wie er sie fürsorglich durch den Flur und die Treppe hinauf begleitete hatte, eine warme, kräftige Hand an ihrem Rücken, als es Zeit für sie wurde, wieder im Bett zu verschwinden.

Und erst recht nicht bei der Art, wie sein Blick begehrlich ihre Lippen gestreift hatte beim Abschied. Sie hatte sich zurückhalten müssen, um ihn nicht anzuspringen, Herrgott noch mal! Das Blut hatte in ihren Adern geprickelt wie Champagner! Und sie hatte die halbe Nacht wach gelegen und sich gewünscht, dass sie den Mut aufgebracht hätte, ihn zu küssen. Selbst wenn es nur ein kleiner flüchtiger Kuss gewesen wäre, den er ohne weiteres ihrer Dankbarkeit hätte zuschreiben können, so hätte sie doch wenigstens gewusst, wie seine Lippen sich an ihren anfühlten. Sie hätte gewusst, ob er wirklich so wunderbar schmeckte, wie er es in ihrer Vorstellung tat. Sie hätte es gewusst…

Heute sah plötzlich alles ganz anders aus.

Da Madam Pomfrey, die jeden Morgen nach ihr sah, unerbittlich darauf bestand, dass sie höchstens ein paar Stunden am Tag aufstehen durfte, hatte sie den ganzen Vormittag lang dem Wiedersehen mit ihm entgegengefiebert, fest entschlossen, heute diesen flüchtigen Kuss nachzuholen. Aber jetzt, als sie endlich ihr Zimmer für eine Weile verlassen durfte, behandelte er sie wie eine völlig Fremde. Nein, schlimmer. Er behandelte sie, als wäre sie eine furchtbar unsympathische Person, der er unter allen Umstanden aus dem Weg gehen wollte.

Er war nicht unhöflich oder rücksichtslos, ganz gewiss nicht. Im Gegenteil, er benahm sich völlig korrekt. Aber der warme Schimmer in seinen grauen Augen war verschwunden. Sie glitzerten jetzt wie silbriges Eis, mit kühlem, durchbohrendem Blick. Und sein Lächeln, dieses sanfte Kräuseln seiner Lippen, das ihr Herz zum Rasen brachte, schien er für jeden anderen im Haus zu lächeln – nur nicht für sie.

Es tat weh.

Es tat sogar sehr weh.

Appetitlos schob sie das Essen auf ihrem Teller hin und her. Normalerweise mochte sie Roastbeef, aber heute schmeckte alles wie altes Pergament. Allerdings schien sie die Einzige zu sein, die das bemerkte, weil alle anderen dem Braten mit großem Appetit zusprachen. Oder fast alle anderen. Wenigstens schien irgendetwas diesem verfluchten Kerl Remus Lupin auch den Appetit verdorben zu haben! Das war zwar nicht viel, aber immerhin etwas!

Trotzig spießte sie ein Brokkoliröschen auf ihre Gabel und schob es sich in den Mund, bevor sie scheinbar endlos darauf herumkaute.

Auf der anderen Seite des Tisches legte Sirius Black sich noch einmal nach. Auch er benahm sich ihr gegenüber heute anders, fiel ihr auf. Gestern hatte er sich ihr gegenüber zwar höflich und verbindlich gegeben, sie ansonsten aber nicht weiter beachtet, weil er viel zu sehr damit beschäftigt gewesen war, Evanna Brave anzustarren, wenn sie es gerade nicht bemerkte, oder aber damit, eisiges Desinteresse an der hübschen Blondine zu heucheln, wenn deren Blick – ebenfalls auffallend häufig – in seine Richtung schweifte. Aber heute schien er sie, Catherine, kaum aus den Augen zu lassen. Immer wieder fühlte sie sich von diesem kühlen, dunkelbraunen Blick gestreift. Einem forschenden Blick, dem vermutlich nicht viel verborgen blieb…

Unbehaglich starrte sie auf ihren Teller. Die Atmosphäre in diesem düsteren Haus hatte sich innerhalb eines Tages von Grund auf verändert und sie wusste einfach nicht, wie sie damit umgehen sollte. Sogar Josh schien diesen eisigen Hauch zu spüren, weil er immer wieder instinktiv ihre Nähe und für einen quirligen Dreijährigen auffallend häufig direkten körperlichen Kontakt suchte. Und das, obwohl das Verhalten der beiden Männer ihrem Sohn gegenüber sich nicht im Mindesten verändert hatte. Sirius Black war vorhin mit ihm in seiner Animagus-Gestalt – er war ein großer, schwarzer Hund – lautstark durch das Haus getobt, trotz seines verletzten Beines, das ihm noch immer Probleme zu bereiten schien. Und Remus hatte ihm vor dem Essen die Geschichte von Schneewittchen und den sieben Zwergen zu Ende vorgelesen, da sie ja gestern mittendrin von Hermine unterbrochen worden waren, als diese zum Abendessen rief.

Allerdings – und das hatte Catherine doch zu denken gegeben – war er diesmal nicht darauf eingegangen, als Josh seine Mommy wieder mit der wunderschönen Prinzessin verglich, sondern hatte sie nur kurz mit einem dieser kühlen, düsteren Blicke gestreift, die sie im Verlauf der letzten Stunden so zu fürchten gelernt hatte, und dann geschickt das Thema gewechselt…

Verdammt, sie musste endlich damit aufhören, sich zu fragen, was um alles in der Welt sie ihm getan hatte! Vielleicht hatte sie sich die Anziehung zwischen ihr und Remus ja gestern nur eingebildet! Hormonelle Veränderungen konnten einem schließlich die tollsten Dinge vorgaukeln… Ach Blödsinn, sie war sich völlig sicher, dass sie sich seine Zuneigung nicht nur eingebildet hatte. Und die kalte, abweisende Art, in der er sie heute behandelte, schmerzte sie mehr, als sie sich selbst gegenüber eingestehen wollte.

Irgendwann war sie es Leid, appetitlos das Essen auf ihrem Teller hin und her zuschieben und dabei vor sich hin zu grübeln und legte das Besteck aus der Hand. Viel gegessen hatte sie nicht, aber vielleicht konnte sie eventuellen Nachfragen ja mit der Erklärung begegnen, dass sie schließlich fast den ganzen Tag tatenlos im Bett herum lag und deshalb keinen großen Hunger hatte…

Catherine war so in ihre trüben Gedanken versunken, dass sie erschrocken zusammenzuckte, als Hermine neben ihr plötzlich mit dem Ausruf: „Himmel, das hätte ich ja fast vergessen!" hastig ihren Stuhl zurückschob und aufstand. Sie ging zum Küchenschrank und holte eine gläserne Phiole heraus, deren Inhalt sie in einen Becher goss.

„Professor Lupin? Trinken Sie das!"

Remus betrachtete mit gerunzelter Stirn die giftgrün schillernde Substanz in dem Becher. „Was ist das?"

„Etwas, das Madam Pomfrey mir für Sie gegeben hat. Eine magiewissenschaftliche Neuentwicklung im Bereich regenerierender Heil- und Zaubertränke, die sowohl Ihre prä- als auch posttransformatorischen Beschwerden wirkungsvoll lindern sollte. Der Trank wurde im St. Mungos getestet und für wirksam befunden. Nur der Geschmack lässt noch sehr zu wünschen übrig, aber daran wird wohl noch gearbeitet."

Remus' Blick zuckte kurz mit einem fast furchtsamen Ausdruck darin über den Tisch hinweg zu Catherine, bevor sich gleich darauf so etwas wie Trotz auf seinem Gesicht zeigte. Was sollte es? Wenn Catherine Spencer tatsächlich Voldemorts Spionin war, wusste sie über seinen Zustand höchstwahrscheinlich bereits Bescheid, immerhin war er kein Geheimnis für die Todesser, da Snape ihn schon seit Jahren mit dem Banntrank versorgte. Und wenn nicht … Nun, dann würde sie es früher oder später ohnehin herausfinden. Es war schlicht unmöglich, mit einem Werwolf über einen längeren Zeitraum im gleichen Haus zu wohnen, ohne auf ein paar offenkundige Tatsachen aufmerksam zu werden.

Er schob den beunruhigenden Gedanken daran, wie Catherine wohl auf die Neuigkeit, dass er lycantroph war, reagieren würde, falls sie keine Todesserspionin war, energisch von sich und wendete sich wieder Hermine zu. „Also, ich weiß nicht so recht…" Vorsichtig schnupperte er an den übel riechenden Dämpfen, die aus seinem Becher aufstiegen und verzog dann angewidert das Gesicht.

„Nun mach schon, Moony!" Sirius schüttelte angesichts seiner Grimasse grinsend den Kopf. „Diesen grässlichen Wolfsbanntrank kippst du ja auch an sieben Tagen im Monat in dich hinein, ohne mit der Wimper zu zucken. Und der riecht sogar noch schlimmer! Also wird es auf ein stinkendes Gebräu mehr oder weniger an den Tagen vor und nach Vollmond auch nicht mehr ankommen!"

„Du hast gut reden, Padfoot! Du musst das Zeug ja nicht trinken. Oder möchtest du vielleicht mal probieren?" Auffordernd hielt er ihm den Becher hin.

Das Grinsen auf Sirius' Gesicht vertiefte sich noch. „Danke, aber ich mag mein Roastbeef da, wo es jetzt ist."

„Feiger Köter!"

„Ich liebe dich auch, Moon. Und jetzt schluck das verdammte Zeug endlich!"

Mit einem Ausdruck von Todesverachtung in seinem blassen Gesicht, goss Remus den eklig aussehenden und noch furchtbarer riechenden Trank in sich hinein. „Zufrieden?"

„Und ob. Braves Wölfchen!"

„Idiot!"

Sirius beendete den Disput mit seinem Freund etwas widerwillig – immerhin war er diesem seit seiner vormittäglichen „Verlobung" noch etwas schuldig, nicht wahr? – aber im Moment gab es ein bei weitem lohnenderes Ziel an diesem Tisch.

„Alles in Ordnung, Miss Spencer? Sie sehen etwas … angegriffen aus."

Das glaubte sie ihm unbesehen! Noch immer schwirrten die Worte „Wolfsbann", „prä- und posttransformatorische Beschwerden" und „Vollmond" durch ihren Kopf. Und die einzig mögliche Schlussfolgerung … Um Himmels Willen! Remus Lupin war ein … Werwolf? Der Mann, der sie gestern mit soviel Wärme im Blick angeschaut hatte, dessen Lächeln ihr das Herz in den Hals hatte hüpfen lassen – er war ein WERWOLF!

Fassungslos starrte sie ihn über den Tisch hinweg an, absolut unfähig, ihren Schock und ihr Entsetzen angesichts dieser Erkenntnis auch nur ansatzweise zu verbergen. Sie konnte einfach nichts dagegen tun! Nicht einmal, als sein Gesichtsausdruck von kühl und distanziert zu ausdruckslos und schließlich zu schmerzhaft getroffen wechselte, er wortlos seinen Stuhl zurückschob und den Raum verließ.

Erst als Black, dessen Augen jetzt eindeutig eisig funkelten, auf ihre plötzlich eiskalten Hände blickte und sardonisch eine Augenbraue hob, wurde ihr bewusst, dass sie die Tischkante wie einen Rettungsanker umklammerte. Mühsam löste sie ihren festen Griff, aber gegen den schockierten Ausdruck auf ihrem Gesicht konnte sie nichts tun.

„Alles … alles bestens, da-danke", stammelte sie mit versagender Stimme, während ihr Blick instinktiv zu Josh hinüberzuckte, der die ganze Zeit direkt neben seinem großen Freund – einem Werwolf! – gesessen hatte. Mühsam rang sie den Impuls nieder, ihn zu sich zu rufen und ihn noch nachträglich schützend in die Arme zu nehmen…

Es dauerte einen Moment, bis ihr bewusst wurde, wohin ihre Gedanken da abgedriftet waren. ‚Verdammt, Catherine, reiß dich zusammen!', rief sie sich selbst streng zur Ordnung, entschlossen gegen die Reste mütterlicher Panik ankämpfend. ‚Das ist immer noch Remus Lupin! Er hat dich und Josh vor den Todessern gerettet! Er ist ein liebenswürdiger Mann mit einem unverdient schweren Schicksal. Und er würde ihm nie, niemals etwas antun…'

Sie brauchte dennoch ein paar tiefe Atemzüge, bis sie sich soweit gefasst hatte, dass sie dem funkelnden Blick Sirius Blacks standhalten konnte. „Es tut mir furchtbar Leid, ich wollte nicht…", flüsterte sie rau.

Ein Achselzucken war die Antwort. „Er ist an diese Reaktion gewöhnt. Schon seit seiner Kindheit."

Irgendwie ließen diese zwei kurzen Sätze sie sich gleich noch etwas mieser fühlen. Dieser Black hatte offenbar ein angeborenes Talent dafür, seine verbalen Pfeile treffsicher ins Ziel zu bringen.

Vor ihrem inneren Auge sah sie wieder Remus in der Bibliothek sitzen, Josh auf dem Schoss, und ihm geduldig vorlesen. Sah sein warmes Lächeln, das Lächeln, das er gestern auch noch für sie gehabt hatte… „Das macht sie aber nicht angemessener, nicht wahr?"

Black hob erneut die Achseln. „Er wird damit klarkommen." Aber sein lässiger Ton konnte sie nicht täuschen.

„Das mag sein, aber mich stört es trotzdem, jemanden verletzt zu haben, der in seinem Leben vermutlich schon viel zu viele ungerechtfertigte Verletzungen hinnehmen musste!" Sich der Blicke aller Anwesenden nur zu bewusst stand sie auf und schob ihren Stuhl wieder ordentlich an den Tisch. „Danke für das Essen, Hermine. Es war köstlich. Komm, Josh. Es ist Zeit fürs Bett."

An der Tür drehte sie sich noch einmal um und warf dem Hausherrn einen letzten resignierten Blick zu. „Ich glaube, im Moment wird Mr. Lupin wohl lieber nicht mit mir reden wollen. Er meidet mich schließlich schon den ganzen Tag wie eine Aussätzige. Würden Sie ihm bitte von mir ausrichten, dass ich für meine unangemessene Reaktion um Verzeihung bitte? Es tut mir wirklich sehr Leid."

- - - - -

Ricas erschreckter Schrei ging in ein schmerzerfülltes Aufkeuchen über, als Greybacks andere riesige Hand mit unglaublicher Kraft mit ihrem Gesicht kollidierte. Sie spürte, wie ihre Lippe aufplatzte und schmeckte Blut, noch bevor das Brennen ihrer Wange ihr signalisierte, dass diese vermutlich anschwellen würde.

Der alte Werwolf tobte vor Wut. Sein Griff um ihre Kehle wurde fester und Rica war nur zu klar, dass er ihr wahrscheinlich ohne weiteres das Genick brechen konnte, wenn er es darauf anlegte. Den Atem schnürte er ihr ja jetzt schon ab…

Hart schlug er ein zweites Mal zu. „Du verdammte, kleines Flittchen! Dich werde ich lehren! Du wagst es, dich dem Lord zu widersetzen? Du wagst es, dich mir zu widersetzen?"

Im ersten Moment war sie erleichtert, als sie kurz darauf wieder Boden unter den Füßen spürte und der Sauerstoff wieder an ihren geschwollenen Kehlkopfklappen vorbeizischte, aber im nächsten Augenblick hatte er sie mit festem Griff an den Haaren gepackt und ihren Kopf in den Nacken gerissen. „Sieh' mich an, wenn ich mit dir rede, Schlampe!"

Mühsam kämpfte sie ihre Panik zurück und begegnete seinem schmutzigbraunen Blick mit entschlossenem Funkeln. In seinen Augen las sie ihren Tod, aber das war ihr inzwischen schon fast egal. Er konnte sie jetzt umbringen, aber das wäre immer noch besser als ein Leben als seine Frau führen zu müssen. Auch wenn die Sinnlosigkeit ihres Sterbens sie beinahe verzweifeln ließ… Wenn es ihr doch wenigstens vorher gelungen wäre, Potter und seine Freundin zu befreien…

„Rica!" Harry warf sich verzweifelt von innen gegen die massive Kerkertür. „Lass' sie los, du verdammtes, widerliches Monster!"

Greyback riss Ricas Kopf noch weiter an ihren Haaren zurück, bevor er sich den Jungen zuwendete. „Sonst was, du Wurm?"

„Sonst das!" Die gekrümmten Finger der zierlichen, rothaarigen Frau fuhren in Greybacks Gesicht und stachen nach seinen Augen. Mit einen lauten Aufheulen lockerte er seinen Griff so weit, dass sie sich losreißen konnte, und taumelte ein paar Schritte zurück, die riesigen Hände schützend vor die zernarbte Fratze gepresst.

„Lauf, Rica!", brüllte Harry durch die Sichtluke. „Bring dich in Sicherheit!"

Sie hatte keine Zeit, ihm zu erklären, dass es für sie auf dieser Welt keinen sicheren Ort gab. Dass sie aus dieser Auseinandersetzung als Siegerin hervorgehen musste, oder qualvoll sterben würde. Stattdessen riss sie ihren Zauberstab aus ihrer Umhangtasche und schleuderte einen Schockzauber auf den alten Werwolf, der eben wieder auf sie zugestürzt kam.

Aber diesmal hatte sie kein Glück. Er parierte den Zauber so mühelos, dass sie vor Panik fast erstarrt wäre. Gerade konnte sie noch einem Fluch ausweichen, aber der Nächste schleuderte sie so hart gegen die Kerkertür, dass ihr die Luft aus der Lunge gepresst wurde und sie kraftlos zusammensank.

Und dann war Greyback über ihr. Seine Faustschläge hagelten auf sie nieder, seine Fußtritte schleuderten sie durch den Raum und sein wütendes Gebrüll gellte in ihren Ohren. Sie würde sterben. Hier, in diesen Katakomben würde sie sterben. Und das Letzte was sie sah, würde das wutverzerrte Gesicht dieses Monsters sein…