A/N: Hi ihr Süßen. Ha! Nicht, dass man mir nachher nachsagen kann, dass Heidis Moony schneller in diesen Dingen ist als mein Padfoot! Hier kommt also eine große Dosis Romantik und eine kleine Dosis Erotik – für Sirius-Fans wie mich und die, die schon lange danach hungern! Hab´ mir extra Mühe gegeben! Und denkt an die angemeldeten Reviews, sonst kann ich euch keine Antwort schicken! Also, los geht´s!

Endlich wieder heil

„Schniefelus!" Sirius' Stimme troff nur so vor offener Abneigung und nicht einmal ansatzweise unterdrücktem Sarkasmus, als er den Schmähnamen genüsslich dehnte. „Was verschafft uns denn das unerwartete Missvergnügen deines Besuches?"

Da der Angesprochene ihn immer noch aus vor Entsetzen weit aufgerissenen Augen anstarrte, offenbar völlig unfähig, auch nur einen einzigen, verständlichen Ton zu artikulieren, ließ sich Remus als Nächster vernehmen.

„Mich würde vor allem interessieren, wie du hier überhaupt hereingekommen bist, Snape. Immerhin liegt der Blutschutz des neuen Besitzers auf diesem Haus. Ohne Harrys Erlaubnis kommt niemand durch diese Tür, es sei denn, er wird von einem der anderen Bewohner eingeladen."

Schnelle Schritte ertönten auf der Treppe, als sich jetzt auch Hermine sehen ließ, dicht gefolgt von Ron, dessen braune Augen augenblicklich hasserfüllte Blicke auf den Tränkemeister zu schleudern begannen, sobald er ihn erkannt hatte. „Was macht DER denn hier?"

„Das versuchen wir gerade herauszufinden." Catherines Blick schweifte zwischen den drei Männern in der Halle hin und her. Sie hatte sich neben Josh gehockt und hielt das noch immer heftig schluchzende Kind tröstend im Arm. „Was zum Teufel haben Sie mit meinem Sohn gemacht?", fauchte sie Snape zornig an.

Diese Anschuldigung ließ diesen endlich aus seiner Erstarrung erwachen. „Also bitte", schnaubte er empört. „Ich bin nicht einmal in die Nähe des Kleinen gekommen. Vermutlich hat er sich nur über den Krach erschreckt. Kaum hatte ich die Bahre durch die Tür geschoben, knallte nämlich auch schon das Gemälde der ehrenwerten Frau Mama unseres Hausherrn hier auf mich herunter und der verdammte Kater verfing sich in den Portieren."

Der 'verdammte Kater' spazierte gerade hoheitsvoll in Richtung Treppe davon, so als könne er kein Wässerchen trüben.

Snape fuhr fort: „Und als nächstes stand der da", er deutete mit dem Kinn auf Sirius, „plötzlich vor mir. Könnte es übrigens sein, dass du dich in der Daseins-Ebene geirrt hast, Black? Das Letzte, was ich von dir hörte, war, dass du dich in einem Anfall deiner typischen, hitzköpfigen Inkompetenz hast umbringen lassen!"

Remus beobachtete, wie Sirius' Kinnlinie sich womöglich noch mehr verhärtete. Manche Dinge änderten sich offenbar nie. Snape uns Sirius waren nun einmal eine explosive Kombination. Vermutlich sollte er an dieser Stelle besser einschreiten, wenn er noch ein paar Antworten bekommen wollte. Weil Padfoot Snape sonst womöglich an Ort und Stelle auseinander nahm. Der einzige Grund, warum er das nicht schon getan hatte, bestand wahrscheinlich darin, dass Snape mit dem Kopf in diesem Portrait einen so spektakulären Anblick bot, dass sein Freund den erst einmal von Herzen auskosten musste…

„Okay, Snape", knurrte er. „Beantworte doch bitte meine Frage. Wie hast du es geschafft, dieses Haus zu betreten?"

„Potter schickt mich."

„Ja, klar!" Sirius lachte spröde auf. „Er wird ausgerechnet Dumbledores Mörder hierher schicken, um uns ein paar Grüße auszurichten, stimmt´s? Besonders, da er inzwischen weiß, dass ich zurück bin und darauf brenne, dich endlich mal wieder in die Arme zu schließen, alter Kumpel!"

„Er schickt mich, um SIE", er wies auf die verletzte Frau auf der Bahre, „hierher zu bringen. Das ist Ricarda Rabastan. Sie hat versucht, Potter und Weasley aus den Händen der Todesser zu befreien, die die Beiden in Schottland erwischt haben, und ist dabei von Fenrir Greyback, dem Anführer der Werwölfe, ertappt worden. Das Resultat… arghhh…"

Sirius hatte sich trotz seines verletzten Beines so schnell bewegt, dass alle überrascht aufkeuchten. Das zerstörte Portrait flog beiseite und Snape fand sich plötzlich mit dem Rücken an die Wand gepresst wieder, den Zauberstab seines Kontrahenten an der Kehle. „Was ist mit Harry, Schniefelus? Und versuch' nicht, mich anzulügen, oder ich reiße dir deinen verdammten Todesserschädel mit bloßen Händen von den Schultern!"

„Potter geht es gut. Ich kam dazu, als Greyback sich gerade an ihr austobte." Wieder wies er auf die übel zugerichtete Frau auf der Bahre. „Ich habe ihn außer Gefecht gesetzt und die Beiden befreit."

„Ja, sicher! Ich wusste schon immer, dass du ein verdammter Held bist, Snape!" In Sirius' dunklen Augen glomm ein düsteres Feuer. „Du denkst doch wohl nicht, dass einer von uns dir diese Geschichte abnimmt?"

„Tja Black, sogar dein eigener Patensohn hat schon vermutet, dass du mal wieder auf deine typische, völlig überzogene Weise reagieren würdest", höhnte Snape zurück. „Deshalb hat er mir auch einen Brief mitgegeben. In meiner linken Tasche."

Es war Remus, der das Schreiben hervorzog und öffnete. „Ich schicke Snape mit Rica zurück zum Grimmauldplatz. Er ist auf unserer Seite. Das mit Dumbledore soll er Euch selbst erklären. Sorgt gut für Rica, sie hat ihr Leben für Ginny und mich gewagt. Harry." Sein Blick zuckte hoch zu Snape, der noch immer höhnisch grinste. „Na, auf die Erklärung bin ich gespannt", murmelte er tonlos. „Da gibt es übrigens noch ein Postskriptum, Padfoot", fügte er in Richtung seines Freundes hinzu. „Er schreibt: ‚Willkommen zuhause, Sirius!'"

„Was zumindest bestätigt, dass der Brief tatsächlich von Harry sein muss", ließ sich Hermine vernehmen, bevor sie das Schriftstück aus Remus Hand nahm und einen Blick darauf warf. „Niemand außer uns wusste schließlich, dass Sirius zurück ist. Und es ist Harrys Schrift, ganz eindeutig", lautete ihr abschließendes Urteil.

„Jemand muss nach Madam Pomfrey schicken." Evanna war an die Bahre getreten und befühlte jetzt behutsam die Stirn der verletzten Frau. „Sie hat ziemlich hohes Fieber. Und sie sieht wirklich übel aus."

„Ich kümmere mich darum!" Ron verschwand mit einem letzten, finsteren Blick auf Snape in Richtung Küche, um den dortigen Kamin zu benutzen.

„Dann sollten wir sie wohl in eines der freien Zimmer bringen." Hermine zückte ihren Zauberstab. „Kommst du mit, Vanna? Ich glaube, ich könnte ein bisschen weibliche Hilfe gebrauchen. Wir sollten sie säubern und versuchen, ihr Fieber zu senken."

„Ja." Evanna warf einen letzten, verwirrten Blick zurück auf ihren Verlobten, der diesen ominösen Fremden, den er Schniefelus nannte, noch immer gegen die Wand drückte, und folgte Hermine, vor der die Bahre schwebte, in Richtung Treppe. „Ja, natürlich. Ich komme."

„Ich werde auch nach oben gehen", erklärte Catherine leise. „Josh muss endlich ins Bett. Und was die Geschichte mit dem Medaillon betrifft…"

„Wir werden herausfinden, warum der Ortungszauber es bei dir anzeigt, obwohl du es nicht hast", versprach Remus leise. „Gleich morgen."

Snapes Blick zuckte zwischen den Beiden hin und her. „Ortungszauber? Medaillon?"

„Das geht dich nichts an, Snape!"

Der reagierte überhaupt nicht auf diese Warnung. Stattdessen wendete er sich direkt an Catherine. „Als Mundungus Fletcher bei Ihnen war, Miss Spencer, hat er Sie da berührt? Haben Sie irgendwann einen plötzlichen Schmerz gefühlt?"

„Das reicht, Schniefelus! Lass' sie in Ruhe!" Sirius' drohendes Knurren wurde von Remus erhobener Hand gestoppt. Wenn es hier eine Chance gab…

„Catherine?"

Sie nickte mit erschrocken geweiteten Augen. „Ja, da war dieses furchtbare Stechen in meinem Leib. Ich befürchtete schon, das Baby… Wieso … wieso fragen Sie?"

„So hat der gerissene Hund Fletcher es also angestellt!" Snape schüttelte in widerwilliger Bewunderung seinen Kopf. „Er hat Voldemort mit dessen eigenen Waffen geschlagen. Sie gestatten?" Er zog seinen Zauberstab und richtete ihn auf Catherines gerundeten Leib, die instinktiv vor ihm zurückwich.

Remus wollte schon schützend vor sie treten, aber der Tränkemeister war schneller. „Horcruxus expartis!"

Mit einem erschrockenen Keuchen brach Catherine in die Knie, gestützt von Remus, der fast genauso schnell neben ihr hockte, als derselbe stechende Schmerz sie plötzlich durchfuhr. Aber im nächsten Augenblick war er auch wieder vorüber. Und vor ihr, auf dem staubigen Hallenboden lag das Medaillon Salazar Slytherins.

Ungläubig starrten drei Augenpaare auf das Schmuckstück, bevor Remus schließlich zögernd die Hand ausstreckte und es aufhob. „Das ist er also…"

„Stimmt, Lupin. Das ist er. Einer der verbleibenden vier Horcruxe Voldemorts. Wollen wir jetzt über die anderen reden? Und über Potter? Oder will dein Freund hier mir lieber den Kopf abhexen, was meinst du?"

Remus trat dicht hinter Sirius. „Lass ihn los, Padfoot. Ich glaube, es gibt da ein paar Dinge, die Snape uns erzählen sollte…"

Ein abfälliges Schnauben war die Antwort. „Ich für meinen Teil verzichte auf die Lügen, die dieser verdammte Todesser uns auftischen wird!" Trotzdem trat er einen Schritt zurück und ließ Evannas Zauberstab in seinen Ärmel zurück gleiten. „Auf mich müsst ihr während eures Wiedersehen-Kaffeekränzchens wohl verzichten!"

„Weißt du, was ich glaube, Black? Du suhlst dich mal wieder in deinem Selbstmitleid, das konntest du früher ja schon immer besonders gut", schnarrte Snape überheblich, während er den Staub von seinem Umhang klopfte und Remus langsam in Richtung Bibliothek folgte. Am Treppenabsatz blieb er stehen und warf seinem Kontrahenten einen letzten höhnischen Blick zu. „Und gerade jetzt macht dir am meisten zu schaffen, dass ausgerechnet ich Potter und Weasley befreit habe, während du – wie üblich – nutzlos und zu nichts zu gebrauchen hier in der Sicherheit deines Elternhauses herumgesessen hast!"

Die einzige Antwort darauf war die Tür zur Küche, die krachend hinter dem Hausherrn ins Schloss fiel.


Was hatte ihn nur geritten? Dass er nach allem, was passiert war, Snapes Geschichte überhaupt noch Glauben schenkte? Dass er ihm einfach so die Erlaubnis gab, in den Grimmauldplatz zu apparieren – wo sich mehrere Menschen aufhielten, die nichts von seinem Auftauchen wussten! Die vollkommen schutzlos sein würden, wenn Snape sich dazu entschloss, erneut die Seiten zu wechseln!

Harry schüttelte heftig den Kopf über sich selbst, während er, gefolgt von Ginny, leise im Schatten der Hauswand entlang schlich, in die ihnen angegebene Richtung, die dieser Verräter ihnen genannte hatte. Er hielt seinen Zauberstab in der geballten Faust. Der Verräter hatte sie ihnen zurückgegebenen. Und laut Snape hatten die Todesser, die sie gefangen genommen hatten, ihren Hyppogreif nicht getötet, sondern Seidenschnabel hinter dem Haus angebunden, um ihn später Voldemort zu überreichen.

Harry sparte es sich, über die aus der Dummheit dieser Männer resultierende Fluchtmöglichkeit zu lange nachzudenken. Viel zu beschäftigt war er damit, auf verdächtige Geräusche zu lauschen, die ihm vielleicht eine Falle ankündigen könnten – oder Ginny in Nischen zu drängen, wenn irgendwo ein Vogel aufflatterte oder sonst ein verräterisches Geräusch ertönte.

Wobei er bei der nächsten Frage angekommen war – was hatte ihn geritten zuzustimmen, dass Ginny nicht mit Snape zurück zum Grimmauldplatz apparierte, sondern ihn begleitete? Darauf fand er übrigens eine wesentlich schnellere Antwort als auf seine erste Frage. Er hatte sie nicht in Snapes Nähe gewollt. Sondern bei sich. Dort, wo er sie beschützen konnte. Und er hatte sie so in noch größere Gefahr gebracht, vermutlich…

Wäre Ginny doch bloß nicht zum Grimmauldplatz gekommen und hätte sich zurück in seine Aufmerksamkeit gedrängt. Als wäre sie jemals daraus verschwunden - aber er hatte es sich wenigstens einreden können. Jetzt ertappte er sich dabei, wie er versuchte sie auch zu berühren, wenn keine vermeintliche Gefahr drohte. Und wie ihre Hand plötzlich in seiner blieb und er sie einfach nicht mehr loslassen konnte.

Seidenschnabel wurde von zwei grobschlächtigen Kerlen bewacht. Sie waren mit zwei Stupor-Flüchen in Sekundenschnelle ausgeschaltet. Harry verkniff sich ein stolzes Lächeln, weil einer davon von Ginny gekommen war. Sie huschten zu dem Hyppogreif hinüber, der sie misstrauisch beäugte, sie aber anscheinend erkannte, denn er griff trotz der nicht eingehaltenen Höflichkeitsfloskeln nicht an. Als Harry jedoch Ginny um die Taille fasste, um ihr erneut auf seinen Rücken zu helfen, fühlte er ihre immer noch triefende Kleidung. Und ihr Zittern.

Er stieß einen wüsten Fluch aus, ehe er zwischen zusammengebissenen Zähnen ein leises „Incendio!" murmelte. In Sekundenschnelle war ihre Kleidung trocken und ihre Wangen färbten sich langsam wieder in ein gesundes Rosa.

„Warum sagst Du auch nichts?" schimpfte er, während er sich hinter ihr auf den Rücken des Hyppogreifs schwang und Seidenschnabel mit einem Schenkeldruck antrieb.

Da sie sich bei dessen ersten Hüpfer nach vorn sehr konzentrieren musste, um nicht vom Rücken des Hyppogreifs zu rutschen, antwortete Ginny nicht sofort. Erst als sie bereits in der Luft waren murmelte sie: „Ich hielt es nicht für wichtig …"

„Nicht für …" Harry stieß ein ungeduldiges Geräusch aus. „Wenn wir wieder zuhause sind, müssen wir dringend über Deine Prioritäten sprechen, Gin! Eine drohende Lungenentzündung bei Dir steht nämlich sehr hoch in MEINEN Prioritäten!"

„Wirklich?"

Zu spät begriff er, was er da grade zugegeben hatte. Daher zog er es vor, mit fest zusammengekniffenen Lippen über ihren Schopf zu starren, eine verräterische Röte auf den Wangen, die Ginnys Lächeln nur noch ein wenig tiefer werden ließ.

Ungefragt schmiegte sie sich eng an ihn und platzierte seine Arme um ihre Schultern. Er ließ es wortlos geschehen. Mit einem sehr zufriedenen Seufzen lehnte sie den Kopf gegen seine linke Schulter und schloss die Augen.

„Du riechst gut", murmelte sie schläfrig, ehe sie eindöste und nur Minuten später erschöpft eingeschlafen war.

Harry hingegen verbrachte die nächste Zeit damit ihren hellen, entblößten Hals anzustarren und dem Drang zu widerstehen, seine Wange dagegen zu schmiegen oder seine Lippen auf ihre Haut zu pressen.

Ob wohl auch Vampirblut in seinen Adern floss? Anders konnte er sich die immense Anziehungskraft nicht erklären, die diese Stelle auf ihn ausübte. Na ja, vielleicht lag es ja auch daran, dass es nach ihr duftete. Und auch nach ihr schmecken würde …

Warum war er noch einmal hier?


Er war also nutzlos? Zu nichts zu gebrauchen? Wunderbar! Ganz wunderbar! Da hüpfte man dem Tod von der Schippe, nur um ins Leben zurückzukehren und sich etwas Derartiges von einem fettköpfigen, miesepetrigen Kerl mit überdimensionaler Nase sagen zu lassen! Und das Schlimme an der ganzen Sache war – Schniefelus hatte vermutlich Recht! Er WAR nutzlos! Er konnte nur hier herumsitzen und warten, während Harry sich irgendwo da draußen mit Todessern oder vielleicht sogar Voldemort persönlich rumschlagen musste! Und wo war er? In diesem VERDAMMTEN Kasten!

Wo, zur Hölle, war der verdammte Feuerwhiskey hin? Er wusste genau, dass hier noch eine Flasche sein musste. Wenn er nicht sofort etwas zu trinken bekam …

Sirius schnaubte. Er wurde noch irre hier! Wollte raus! Nur raus! Egal wohin! Nur raus aus diesem Haus, das, auch wenn der kleine Josh das verhasste Bild seiner Mutter von der Wand geholt hatte, ihn immer noch an seine verfluchte Kindheit erinnerte. Er musste nach Harry suchen! Musste ihn schützen! Egal wie! James hatte ihn darum gebeten! James …

Sirius kniff die Augen zusammen und konnte dem Drang, seinen Kopf ein paar Mal gegen die Schranktür zu schlagen, nicht länger widerstehen. Sein verdammtes Bein! Er war wirklich für nichts zu gebrauchen! Und es half auch nichts, dass Molly ihm zwanzigtausend Mal versichert hatte, dass Alles wieder in Ordnung kommen würde. Das sein Bein sich nur erholen müsse.

Vielleicht sollte er es einfach abschneiden. Ein fast schon grimmiges Lächeln huschte über sein Gesicht, während seine Finger endlich das kühle Glas der Whiskey-Flasche fanden. Ja, genau. Dann wäre er wenigstens ein richtiger Krüppel! Hätte ihn Evanna doch nur in diesem Torbogen gelassen! Da gehörte er hin. Ins Nichts.

Er entkorkte die Flasche mit den Zähnen und spuckte den Korken achtlos auf den Boden, bevor er sie ansetzte und einen tiefen Schluck nahm. Das Getränk brannte seinen Hals hinab, bis in seinen Bauch und schenkte ihm wenigstens ein bisschen Wärme. Er drehte sich auf dem Absatz um, verließ den Raum und durchquerte humpelnd die Eingangshalle.

Dem leeren Fleck an der Wand zuprostend, an dem das Bild der alten Sabberhexe gehangen hatte, grummelte er: „Auf Deinen Tod, Mutter! Du musst so stolz sein. Endlich ist der Blutsverräter das geworden, was Du Dir so für ihn gewünscht hast! Ein bemitleidenswerter Säufer!" Er setzte die Flasche erneut an und nahm einen kräftigen Schluck.

Evanna, die grade die Treppe herunterkam, hörte den letzten Satz und sah grade noch, wie er den Kopf in den Nacken legte und zwei kräftige Schlucke von dem Teufelszeug nahm. Schon wieder? Tat dieser Mann denn irgendetwas Anderes, als zu trinken und sich selbst zu bemitleiden? Heiße Wut stieg in ihr auf, ein Gefühl, das sie in Gegenwart ihres trübseligen Verlobten immer wieder befiel. Nur mit wenigen Schritten hatte sie die Distanz zwischen ihnen überwunden und ihm die Flasche entrissen. Sie war noch recht voll – vermutlich hatte er sie grade erst gefunden.

Zur Hölle, sie würde unter gar keinen Umständen einen winselnden Säufer heiraten!

Fast verblüfft starrte er sie einen Augenblick an, ehe sich sein Gesicht trotzig verschloss. „Gib mir die Flasche, Frau!" forderte er mit einem bedrohlichen Unterton in der Stimme. Doch Vanna reckte nur störrisch ihr Kinn vor.

„Nein!" Ihre braunen Augen blitzten ihn Unheil verkündend an. „Ich werde nicht länger zusehen, wie Du Dich in Dein frühes Grab säufst, Black!"

„Warum sollte es Dich kümmern?"

Weil Du auf sehr verwirrende Art und Weise meine Seele zum Schwingen bringst. Weil ich mich in Dich verliebt habe, als Du nicht mehr als eine verzauberte Fotografie an der Wand warst. Weil mich der Gedanke, Dich zu heiraten und Deinen Namen zu tragen, mit seltsamen, Welten umspannenden Stolz erfüllt. Weil ich mir ein Leben ohne Dich nicht vorstellen kann. – Weil ich grade völlig blödsinnigen, romantischen Quatsch denke und Dich eigentlich nur küssen möchte …'

Sie sprach nichts von alledem aus. Stattdessen griff sie nach der am wenigsten verräterischen Antwort.

„Dafür habe ich meine Magie nicht gegeben!", spuckte sie ihm entgegen.

„Darum geht´s Dir, hä? Keine Sorge, Remus und die kleine Catherine suchen bestimmt schon verzweifelt nach einem Weg, sie Dir zurück zu geben. Und so schnell kratze ich nicht ab. Zumindest nicht beim Thema Alkohol!" Er schnaubte laut. „Außer natürlich, Du hättest einen Torbogen hier. Dann schaffe ich es innerhalb von Sekunden, mich abzumurksen. Und jetzt gib den Whiskey her!"

„NEIN!"

„UND WAS ZUR HÖLLE SOLL ICH SONST HIER TUN?"

Er hatte nicht schreien wollen. Wirklich nicht. Und fast tat es ihm Leid und er hatte bereits den Mund geöffnet, um sich zu entschuldigen. Zumindest, bis sie zu seiner völligen Verblüffung einen Schritt auf ihn zumachte, sein Hemd packte und ihn mit einem Ruck an sich zog.

„Hast Du wirklich keine Ahnung, was Du sonst hier tun könntest?", fragte Evanna mit verletztem Ausdruck in den Augen. Verblüfft registrierte er, wie sie die Arme um seinen Hals schlang und seine Lippen mit den ihren verschloss. Sie tat es, ohne nachzudenken. Sonst wäre sie vermutlich am heftigsten über sich erschrocken.

Einen Moment lang rührte er sich nicht. Er konnte nicht. Viel zu überrascht war er über ihren plötzlichen, zärtlichen Angriff. Er hatte viel mehr mit einer Ohrfeige gerechnet … Erst, als sich Vanna schon langsam von ihm zu lösen begann, einen enttäuschten, bitteren Zug um die wunderschönen Lippen, begriff er endgültig, was hier geschah. Sie küsste ihn! Küsste ihn wirklich! In einem Moment, in dem er sich selbst verabscheute, in dem nicht Liebenswertes an ihm war. Er hatte er in den vergangenen Tagen Alles getan, um sie vor den Kopf zu stoßen. Er hatte diese immense Anziehungskraft zwischen ihnen nicht verstanden. Sich sogar ein wenig davor gefürchtet, wie er auf sie reagierte … Und jetzt küsste sie ihn! IHN! Und, bei Merlin, er wollte nie wieder damit aufhören! Fühlte es sich doch seit Ewigkeiten endlich wieder richtig an, was er tat!

Hastig folgte er ihren Lippen, die die seinen schon fast verlassen hatten. Er vergaß Alles um sich her. Den Feuerwhiskey, die Kälte, die ihm in den Knochen steckte, seit sie ihn wieder zurückgeholt hatte, die trostlose Umgebung. Nur noch sie war wichtig! Sie, ihre Lippen, ihr weiches Haar, welches nach Pfirsichen roch, ihr weicher Körper, der jetzt viel zu weit von ihm weg war – und das, obwohl nicht einmal ein halber Schritt zwischen ihnen lag.

Vanna stieß ein fast erschrockenes Geräusch aus, als sich sein Handeln von der einen auf die andere Sekunde so änderte. Seine Arme umschlangen ihren Körper, pressten ihn an sich, ließen ihr keine Möglichkeit, sich ihm zu entziehen. Seine Zunge strich über ihre Unterlippe, fast verzweifelt, bettelte um mehr, bettelte um SIE! Als ob sie sich ihm verwehren könnte. Ein erleichterter, zufriedener Laut entschlüpfte ihr schließlich, ehe sie wieder vollständig zu ihm zurückkehrte.

Ihre Lippen öffneten sich und seine Zunge schlüpfte in ihren Mund, stieß auf die ihre und nach einer winzigen Sekunde des Zögerns begann sie damit, langsam an ihrer entlangzufahren. Fast ängstlich, als befürchte er bei einer zu hastigen Bewegung zu bemerken, dass er träumte. Dass sie nicht in seinen Armen war.

Unwillkürlich vertiefte sie diesen ersten, alles verzehrenden Kuss, presste ihren weichen Körper gegen den seinen, der so ganz anders und doch seltsam vertraut war. Harte Muskeln trafen auf weiches Fleisch, schwielige Hände auf zarte Haut.

Als Sirius spürte, wie sie ihm entgegen kam, war es förmlich, als löse sich eine unsichtbare Fessel, die seine Brust verschnürt gehalten hatte. Fast, als vollziehe sich der gesamte Zauber erst jetzt, als befreie sie mit diesem Kuss auch noch den letzten Rest seiner Seele aus den Fängen des Todes, als mache sie ihn ganz, endlich wieder heil! Als wäre er zum ersten Mal seit Askaban, seit der Flucht, seit dem ‚Eingesperrt-Sein' in diesem verfluchten Haus, seit seiner Rückkehr aus dem Reich der Schatten wieder ein Mann. Wieder Sirius Black. Als könne er erst jetzt wieder seine Umgebung wahrnehmen, wie sie war.

Als brauche er für diese Tatsache einen Beweis, begann er ihren Körper wahrzunehmen. Jede Einzelheit. Ihre Wärme. Bei Merlin, sie war besser als jeder Feuerwhiskey dieses Universums. Ihre weichen Brüste, die sich gegen seine Brust pressten. Ihre Hände, die sich irgendwie unter sein Hemd geschummelt hatten und ihn ohne Scheu berührten.

Sein Körper reagierte unweigerlich. Besonders, als er sie ohne darüber nachzudenken oder diesen Kuss zu unterbrechen hochhob und mit ihr gegen die nächste Wand stolperte, um sie dagegen und somit auch sich selbst fest an sie zu pressen. Ihre Beine umschlangen seine Hüfte, als habe sie nur darauf gewartet und der Gedanke, sich jetzt in sie vergraben zu können, wenn die störende Kleidung zwischen ihnen verschwand, machte seine Erektion fast schmerzhaft.

Er wollte sie! Stöhnend unter sich, seinen Namen auf ihren süßen, verführerischen Lippen.

Erst als ihnen im wahrsten Sinne des Wortes die Luft auszugehen drohte, konnten sich beide voneinander lösen. Zumindest so weit, dass ein Atemschöpfen möglich war. Mit sich heftig hebender und senkender Brust lehnte sich Evanna gegen die Wand. Oh Himmel! Dieser Kerl konnte sogar noch besser küssen, als sie gedacht hatte… Und sie wollte mehr!

Bei ihrer unbedachten Bewegung stieß Sirius ein ächzendes Geräusch aus und sie öffnete verwundert die Augen, fast schon in der Befürchtung, sie könne ihm zu schwer sein oder etwas Derartiges - und er habe deshalb geächzt. Doch als ihr Blick den seinen traf, wusste sie, dass dies´ nicht der Grund war. Seine dunklen Augen loderten förmlich und ein fast schon grimmiges Lächeln lag auf seinen so talentierten Lippen.

„Halt still, oder ich garantiere für nichts."

Ratlos runzelte Vanna die Stirn. Durch eine unbedachte Bewegung rieb sie sich noch ein bisschen fester an ihm. Er konnte einfach nichts gegen das leise Lachen tun, welches in seiner Kehle hochstieg. Himmel, er LACHTE!

„Du tust das extra, oder?"

Erst jetzt wurde ihr bewusst, was er damit meinte und ihr laszives Lächeln bei dieser Erkenntnis drohte ihn fast umzubringen. Er verschloss ihre Lippen noch einmal, um auch wirklich sicher sein zu können, dass er das Ganze nicht im Feuerwhiskey zusammen phantasiert hatte, küsste ihr die Selbstsicherheit selbst aus den Mundwinkeln, ehe er sie mit echtem Bedauern zurück auf die Füße stellte. Doch seines schien nichts zu sein im Vergleich zu ihrer offensichtlichen Enttäuschung.

„Süßes, Du hast es hier mit einem Mann zu tun, der grade das erste Mal seit 15 Jahren körperlich erregt ist. Also sei sanft zu mir, sonst bin ich es nämlich mit Sicherheit nicht zu Dir", prophezeite er mit seltsam schwacher Stimme. Sein auf diese Worte folgendes Lächeln war fast ein Hauch zerknirscht. „Und ich könnte es mir einfach nicht verzeihen, diesen wunderbaren Körper auch nur geringfügig zu beschädigen."

Sie wollte ihm sagen, dass sie nicht so zart besaitet war, wie er vielleicht dachte, dass sie bei dem Gedanken an ihn, leidenschaftlich und ungezügelt, höchstens weiche Knie bekam und sich sicher war, dass sie es aushalten konnte – doch er hatte sich bereits umgewandt und strebte auf die Treppe zu. Ohne das geringste Humpeln.

Verblüfft sah sie ihm dabei zu. „Sirius."

Er hielt auf der dritten Stufe inne und verkrampfte die Hand auf dem abgewetzten Holz des Treppegeländers. „Vanna. Wirklich, ich …"

„Du läufst!"

Er warf ihr über die Schulter einen irritierten Blick zu. „Jaaaa. Allgemein nennt man das wohl so. Obwohl …"

Evanna stieß ein entnervtes Geräusch aus. „Lass Deine dummen Kommentare stecken, Schätzchen. Ich meine, Du bist wirklich gelaufen! Ohne Humpeln!"

Das Stirnrunzeln verstärkte sich und Sirius sah zweifelnd an sich hinab. Ihm selbst war es gar nicht aufgefallen. Aber jetzt, wo sie es sagte …

Sehr vorsichtig hob er das verletzte Bein an und setzte es probeweise eine Stufe höher. Langsam belastete er es mit seinem Körpergewicht, den stechenden Schmerz erwartend, den er in den letzten Tagen immer dabei verspürt hatte. Doch da war nichts. Nicht einmal ein Ziepen. Mit weit aufgerissenen Augen starrte er an sich hinunter. Und erinnerte sich an das Gefühl während des Kusses.

Endlich wieder heil …'

Mit voller Wucht trat er mit dem Bein auf. Kein höllischer Schmerz. Alles war wieder gut. Ein wildes Freudengeheul erfüllte die Halle und Sirius stürzte die Treppe einmal hinauf und gleich darauf wieder hinunter, nur um die junge Frau am Fuße dieser in seine Arme zu reißen und sie einmal im Kreis zu schwenken. Und weil er schon einmal im Freudentaumel war, küsste er sie gleich noch einmal. Als er sie losließ, funkelten seine Augen vor Begeisterung – und ihre wirkten ein wenig entrückt … Hmmm, konnte der küssen!

„Ich muss los! Vanna, jetzt kann ich Harry zurückholen! Ich kann endlich … Oh Mann …" Er machte eine Schritt nach rechts, zögerte dann aber, als wüsste er nicht, womit er anfangen sollte. Dann schien er sich entschieden zu haben.

„MOOOONNNNYYYYYY!" brüllte er.

Als Remus mit gerunzelter Stirn am Treppenabsatz des 1. Stocks erschien, hatte Sirius beide Hände in die Hüften gestemmt. Er wirkte fest entschlossen. „Wir gehen jetzt Harry suchen! Also entweder kriegst Du aus Schniefelus jetzt raus, wo wir suchen müssen – oder ich prügele es aus diesem alten Ekel raus!"


Tjajaja – da sollte doch jetzt auch ein Wiedersehen mit Harry drin sein, oder? Wenn ihr brav eure Meinung schreibt, geht es schnell weiter – VERSPROCHEN!