Hallo, Ihr Lieben! Es geht weiter im Text, weil so viele von Euch unsere geballte Frauenpower genossen haben. Schließlich gibt es nicht nur männliche Helden auf dieser Welt, oder? Eine Frau kann zur Furie werden, wenn es ihren Lieben an den Kragen geht ... Dieses Kapitel ist übrigens unserem Freund silvertrust gewidmet, der Frauenpower mit Rinderwahnsinn auf eine Stufe stellt, ts, ts, ts. Oh, Du Kleingeist! °Zwinker!° So, Loki, hier kommt Kapitel 30! Und an alle: Vergesst bitte die Kommis nicht, okay? Sonst sind Bine und ich doch so traurig...
Nagini
Das Unheil verkündende Zischen der riesigen Schlangen trieb Ginny den kalten Angstschweiß auf die Stirn und brachte sie zum Zittern. Diese furchterregenden Reptilien machten ihr weit mehr Angst, als die Todesser es getan hatten! Und obwohl die vier Männer sie sofort in die Mitte genommen und – mit dem Rücken zueinander – einen schützenden Kreis um sie gebildet hatten, konnte sie doch das panische Beben ihrer Glieder kaum unterdrücken. Sie hasste Schlangen! Und ohne ihren Zauberstab, den sie einfach nicht entdecken konnte, konnte sie sich noch nicht einmal verteidigen!
Auch Ron sah so aus, als hätte er gerade herausgefunden, dass es noch weit schlimmere Kreaturen als riesige, langbeinige und mit fingerdicken, dunklen Haaren bewachsene Spinnen gab. Er war mittlerweile fast genauso blass wie seine jüngere Schwester, aber seine rechte Hand umklammerte dennoch entschlossen den Zauberstab. Wenn er tatsächlich hier sterben müsste, dann würde er ein paar dieser monströsen Kreaturen mitnehmen, soviel stand fest!
Harry, der mit dem Rücken zu Ron stand und links von Sirius und rechts von Remus flankiert wurde, starrte die größte Schlange an, die sich direkt vor ihm aufgerichtet hatte und ihn nun aus ihren kalten, ausdruckslosen Augen fixierte. Irgendetwas musste ihm einfallen, um diese Viecher zu beruhigen. Irgendetwas!
Während er in seinem Kopf nach einer solchen Möglichkeit forschte, wurde ihm mit einem Mal etwas anderes klar und seine Augen weiteten sich unwillkürlich, als die Erinnerungen ihn ungebeten zu überfluten begannen. Der schreckliche Traum kurz vor seinem vierten Schuljahr, in dem Voldemort mit Wurmschwanz in Little Hangleton war und den alten Muggel tötete, die furchtbar realistische Vision in seinem fünften Schuljahr, in der Arthur Weasley von einer riesigen Schlange angegriffen worden war...
Er kannte diese Schlange direkt vor ihm! Er selbst war dieses Biest schon einmal gewesen!
„Das ist Nagini!", stieß er heiser hervor, und konnte hören, wie Sirius neben ihm scharf die Luft einsog. „Die Schlange Voldemorts!"
„Bist Du sicher?"
Harry nickte nur hölzern.
„Die Schlange, die meinen Dad beinahe getötet hat?" Ginny zitterte womöglich noch stärker. Die Erinnerung an Arthur Weasleys furchtbare Verletzungen nachdem er von dieser Schlange attackiert worden war, war noch deutlich in ihr Gedächtnis eingebrannt. „Oh Harry", schluchzte sie leise, „was sollen wir bloß tun?"
Harry versuchte soviel Zuversicht wie irgend möglich in seine Stimme zu legen, was angesichts seiner eigenen Panik nicht ganz einfach war. Himmel, dieses Biest war fast so schlimm wie Voldemort persönlich! „Ganz ruhig, Gin. Vor allem müssen wir jetzt alle ganz ruhig bleiben."
„Harry hat Recht! Wir schaffen das." Das war Sirius, der sich instinktiv ein Stück vor seinen Patensohn geschoben hatte, um diesen vor Nagini abzuschirmen. Er war sich recht sicher, warum diese Biester hier waren – entweder, um diesen verdammten Horcrux zu finden und ihn ihrem Herrn zu bringen oder um Harry zu töten. Er würde sowohl das Eine wie auch das Andere nur über seine Leiche geschehen lassen!
„Wir dürfen uns auf keinen Fall anmerken lassen, dass wir Angst vor diesen Biestern haben. Bleibt alle dicht zusammen. Remus und ich lenken sie ab und ihr versucht, irgendwie zur Tür zu gelangen, okay!"
„Keine Chance, Padfoot." Remus, ebenfalls kampfbereit, schüttelte leicht den Kopf. „Sieh´ genau hin. Sie blockieren die Tür mit ihren Leibern. Die Kinder haben keine Chance."
„Verdammt, du hast Recht!" Auch Sirius bemerkte jetzt, dass zwar die hoch aufgerichteten vorderen Teile der Körper der Monster sie komplett eingekreist hatten, aber die langen, schuppigen Schwänze den rettenden Ausgang unerreichbar machten.
„Vielleicht kann ich sie ja irgendwie beruhigen." Harry klang allerdings nicht sonderlich überzeugt von seiner eigenen Idee, aber es musste doch etwas geben, was er tun konnte. „Immerhin spreche ich Parsel..."
„Vergiss es, Junge." Sirius schüttelte den Kopf, ohne Nagini dabei jedoch aus den Augen zu lassen, an dessen Verhalten die anderen Schlangen sich zu orientieren schienen. „Wenn das da tatsächlich Voldemorts Schlange ist, dann kontrolliert er all ihre Handlungen, genauso wie er es getan hat, als er sie benutzte, um Arthur damals im Ministerium anzugreifen. Du wirst ihr die Idee uns zu töten ganz sicher nicht ausreden können."
„Und was schlägst du stattdessen vor?", wollte Ron wissen.
„Unser Leben so teuer wie möglich zu verkaufen!"
„Einverstanden. STUPOR!", brüllte der Rothaarige und ein großer, mit Schuppen bedeckter Schlangenkörper wurde hart zur Seite geschleudert und blieb heftig zuckend dort liegen, als der rote Energiestrahl des Fluches ihn traf. Allerdings gab es noch neun weitere Exemplare.
Und die gingen jetzt mit wahrhaft furchterregendem Zischen zum Angriff über.
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Der Gang in die Katakomben war Snape noch nie so lang erschienen, auch wenn er ihn noch nie gern entlanggegangen war. Heute war es noch schlimmer als sonst. Hinter jeder Biegung sah er Todesser auf sich lauern, die ihn als Agenten des Ordens enttarnt hatten. In jedem Schatten schien ein auf ihn gerichteter Zauberstab nur auf das ‚Crucio!' oder gar das ‚Avada Kedavra' seines Besitzers zu warten. Und je mehr er sich den Katakomben näherte, desto schlimmer wurde es. Bis er irgendwann heftig atmend im Schritt verhielt, die Augen schloss und sich mühsam wieder unter Kontrolle zu bringen versuchte.
Verdammt, was war denn diesmal anders als bei all den anderen Gelegenheiten, bei denen es ihm bisher immer gelungen war, seinen Kopf irgendwie aus der Schlinge zu ziehen? Konnte es tatsächlich sein, dass ein paar smaragdfarbene Frauenaugen unter einer wunderschönen, feuerroten Mähne ihn so aus dem Gleichgewicht brachten? Oder war es nur Ricarda Rabastans Ähnlichkeit mit Evans, die sein Herz so ungewohnt hart und schnell in seiner Brust schlagen ließ?
Evans...
Er hatte sie geliebt. Wirklich geliebt. Sie war die Einzige gewesen, die immer freundlich zu ihm war, obwohl all ihre Freunde ihn als blöden Spinner betrachteten und ständig versuchten, ihm irgendwelche fiesen Streiche zu spielen. Unter ihrem besänftigenden Einfluss waren sogar die berüchtigten Marauder beinahe erträglich gewesen – jedenfalls immer dann, wenn sie in der Nähe war. Ja, er hatte sie geliebt. Mit all der Glut, zu der er als Siebzehnjähriger fähig gewesen war. Aber sie hatte sich für Potter entschieden. Den schlimmsten Quälgeist von allen. Und seine, Severus', Liebe zu ihr war in wilden, unversöhnlichen Hass umgeschlagen ... und bittere Rachsucht. Und so hatte er seinen Weg gewählt. Auf die Seite des dunklen Lords. Hatte für ihn spioniert und intrigiert.
Bis Voldemort die Potters getötet hatte, auf einen seiner unbedachten Hinweise hin ... und er mit einem wilden, alles verzehrenden Schmerz im Herzen erkennen musste, dass Hass manchmal nur eine andere Spielart von Liebe war ... Und dass es weit schlimmer war, eine Frau an den Tod, als an einen anderen Mann zu verlieren.
Und jetzt kam diese fremde Frau daher, mit ihren leuchtendgrünen Augen und dem roten Haar und ihrem süßen Duft nach Weiblichkeit und Unschuld, und stieß ihn wieder zurück in dieses Chaos aus Bitterkeit und Schuld und Verlangen und Sehnsucht. In diesen Gefühlswirrwarr, von dem er geglaubt hatte, dass er ihn zusammen mit Lily und James Potter begraben hätte. Für den er gebüßt hatte, indem er Dumbledore ins Vertrauen gezogen und fortan sein Leben im Kampf gegen Voldemort und seine Todesser aufs Spiel gesetzt hatte...
Ricarda Rabastan hatte all diese verschütteten Empfindungen wieder freigelegt, einfach nur indem sie da war. Wie sollte er damit umgehen?
In diesem angespannten Zustand konnte er sich unmöglich zurück zu den anderen wagen. Man würde ihn sofort durchschauen. VOLDEMORT würde ihn sofort durchschauen. Den Okklumentik-Künsten des Dunklen Lords war er gerade jetzt auf keinen Fall gewachsen! Mit langen, langsamen Atemzügen rang er um seine Beherrschung, kämpfte entschlossen seine Angst und seine Panik zurück. Er war jetzt schon so lange ein Spion in Voldemorts Reihen, aber gegen dieses eisige Gefühl in seinem Innern war er noch immer nicht gefeit.
Und gerade heute könnte es darauf ankommen, dass er die Nerven behielt. Dass er auf seinem Posten war. Dass er ungehindert agieren konnte. Voldemort war in Schottland. Potter und seine Freunde waren in Schottland. Und er glaubte schon lange nicht mehr an Zufälle.
Er musste auf der Hut sein.
Und er musste sich beeilen.
Und es konnte vermutlich auch nicht schaden, wenn er etwas angeschlagen aussah...
Die erste Person, die er sah, als er in den großen, höhlenartigen Raum taumelte, war Emiliano Rabastan, der mit großen, nervösen Schritten auf und ablief. Und sich sofort auf ihn stürzte, als er seiner ansichtig wurde.
„Snape! Verdammt, wo hast du gesteckt? Greyback hat was von einem Angriff gefaselt. Und davon, dass meine Schwester zu den Auroren übergelaufen sein soll! Wie soll sie das denn bewerkstelligt haben, zum Troll noch mal? Sie ist erst seit zwei Wochen in diesem Land! Und in der Zeit haben meine Mutter und ich sie kaum aus den Augen gelassen..."
„Wo ist Fenrir? Geht es ihm gut? Konnte er Einzelheiten berichten?"
Rabastan unterbrach seine von Panik gefärbte Tirade und deutete auf die schmale Holztür. „Er hat einen Schockzauber abbekommen. Ziemlich übel. Und dann haben diese Blutsverräter ihn mit einer Ganzkörperklammer an die Wand gehext. Aber er kann nicht genau sagen, was passiert ist. Stattdessen behauptet er, Ricarda hätte dich außer Gefecht gesetzt und versucht, Potter und dieses Mädchen zu befreien. Und als er sie daran hindern wollte, wäre er von anderer Seite angegriffen worden..."
„Auroren."
„WAS!"
„Es waren Auroren. Sie haben deine Schwester mitgenommen, Emiliano. Und mich auch. Was ich allerdings nicht verstehe ist, warum sie Fenrir hier gelassen haben. Ich konnte fliehen, als die Wirkung des Schockzaubers nachließ. Aber Ricarda ... Sie haben sie und Potter und diese kleine Weasley weggebracht. Vielleicht ins St. Mungos. Irgendjemand hatte sie ziemlich schlimm zugerichtet."
Rabastan wurde noch bleicher, als er ohnehin schon gewesen war. „Du meinst, sie hat wirklich mit ihnen zusammengearbeitet? Wenn der Dunkle Lord das erfährt..."
Was Voldemort mit Rabastan und seiner Mutter anstellen würde, wenn er von Ricas Verrat erfuhr war Snape herzlich gleichgültig. „Wo ist er?"
„Wer?"
„Lord Voldemort, Emiliano! Wo ist er?"
„Du kannst jetzt nicht zu ihm." Abwehrend streckte Rabastan die Hand aus. „Niemand darf zu ihm. Er ist in seiner Kammer und rast vor Wut, weil Potter uns entkommen ist. Er hat Nagini nach Calwell geschickt..."
Rabastan sprach bereits mit Snapes Rücken, weil dieser gerade die Holztür aufstieß, um den Ausdruck des Schreckens auf seinem Gesicht vor ihm zu verbergen. Nagini! Ihm stockte der Atem. Voldemorts Monsterschlange war in Schottland. Was konnte er tun?
Die Antwort war einfach: Nichts.
Das Einzige was er machen konnte, war abzuwarten, wie die Dinge sich entwickeln würden. Und bereit zu sein.
Er würde jetzt nach Greyback sehen. Und darauf warten, dass er zum Dunklen Lord vorgelassen wurde, um ihm von dem Aurorenüberfall zu berichten. Er würde sich auf keinen Fall in die Defensive drängen lassen. Wenn er eines im Laufe der Jahre gelernt hatte, so war es dieses: Im Umgang mit Todessern war es immer besser, derjenige zu sein, der die Initiative ergriff.
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Evanna war noch nie zuvor als Sozius appariert und fühlte sich etwas desorientiert, als das verhasste Gefühl, durch einen enge Gummischlauch gepresst zu werden, plötzlich verschwand und ein Cottage sich vor ihr materialisierte, aus dem laute Schreie und ein wahrhaft grauenerregendes, vielstimmiges Zischen erklang und hinter dessen Fenstern man die verschiedenfarbenen Blitze von diversen Flüchen erkennen konnte.
Eines musste man Catherine und Hermine lassen, sie hatten wirklich eine punktgenaue Landung hingelegt, ging es ihr noch flüchtig durch den Kopf, während sie bereits – panisch den Namen ihres Mannes schreiend – auf das Haus zurannte, dessen Mauern von dem heftigen Kampf, der in seinem Innern zu toben schien, breite Risse aufwiesen und dessen Dach schon bedenklich durchhing. Vermutlich würde es jeden Augenblick einstürzen! Und Sirius war da drin!
Direkt neben ihr war Hermine, deren Zauberstab noch im Laufen rote, orangefarbene und blaue Lichtblitze auf einige riesige, teilweise ineinander verschlungene Schlangenleiber abfeuerte, die aus der aus den Angeln gerissenen Tür des kleinen Hauses herausragten. Zwei der Monster wandten sich daraufhin um und gingen augenblicklich zum Angriff über, mit weit aufgerissenen Mäulern, in denen man die riesigen Giftzähne blitzen sehen konnte, aber auch Catherine, die durch die Schwangerschaft gehandicapt ein paar Schritte zurücklag, griff jetzt in den Kampf ein.
Es dauerte eine scheinbar endlose Minute, aber schließlich gelang es den beiden Frauen mit vereinten Kräften, die zwei furchterregenden Tiere schwer zu verwunden und in die Flucht zu schlagen. Zischend und schlängelnd verschwanden sie zwischen den dichten Bäumen hinter dem Cottage, wo der angebunden wartende Seidenschnabel wütend mit den Flügeln schlug und mit seinem scharfen Schnabel nach ihnen schnappte.
Ein drittes jedoch stieß mit weit aufgerissenem Maul so schnell auf Hermine zu, dass es sie ganz sicher erwischt hätte, hätte Catherine es nicht mit einem wohlgezielten Lähmzauber gestoppt und es dann gemeinsam mit dem braunhaarigen Mädchen mittels einiger Schockzauber endgültig außer Gefecht gesetzt.
Evanna achtete nicht mehr darauf. Sie hatte jetzt die Tür des Cottages erreicht und sprang, getrieben von ihrer panischen Angst um ihren frisch angetrauten Ehemann, mit einem Riesensatz über die baumdicken Schlangenkörper hinweg, die den Eingang teilweise blockierten, und erstarrte entsetzt.
Der Anblick, der sich ihr bot, war einfach grauenhaft.
Zwei der Riesenschlangen lagen reglos im Raum, teilweise zerfetzt und blutend, eine weitere, deren Kopf halb vom Rumpf getrennt war, wand sich in den letzten Zuckungen. Ihr gewaltiger Körper schlug peitschend in sämtliche Richtungen aus, während ihr Blut und ihre Exkremente einen furchtbaren Gestank verbreiteten und den Dielenboden gefährlich rutschig machten.
In der Mitte des Raumes tanzten fünf riesige Schlangenköpfe mit weit aufgerissenen Mäulern schnappend und bedrohlich zischend über den vier Männern, die sich verzweifelt bemühten, die heftig zitternde Ginny mit ihren Körpern gegen die angreifenden Monster zu decken und gleichzeitig Fluch um Fluch auf die riesigen Wesen zu schleudern, um sie auf Abstand zu halten. Von den riesigen Zähnen der wütenden Monster troff das Gift und brannte ätzend große Löcher in den hölzernen Dielenboden.
Ron blutete recht heftig aus einer tiefen Wunde an seiner linken Schulter, die er sich bei dem Versuch, Ginny vor einem der peitschenden Schwänze zu schützen, zugezogen hatte. Remus hielt den linken Arm in Schonhaltung gegen die schon wieder in Mitleidenschaft gezogenen Rippen gepresst und Harrys rechte Gesichtshälfte schwoll gerade blau an, weil ihn dort vermutlich ein harter Schlag getroffen hatte. Und Sirius …
Evanna hatte keine Zeit mehr, um sich zu vergewissern, dass es Sirius gut ging, denn einer der riesigen, baumdicken Leiber schnellte plötzlich herum und krachte in sie hinein, so dass sie mit einem lauten Aufschrei zu Boden ging. Ihr Kopf schlug hart gegen einen Balken und noch während die Schwärze sie einzuhüllen begann, sah sie verschwommen das weit aufgerissene Maul der Schlange direkt über ihrem Gesicht. Das Biest stürzte mit einem lauten Zischen auf sie nieder. So also sollte sie sterben?
„EVANNA!" Mit einem gewaltigen Satz sprang Sirius direkt auf das Reptil zu, nur noch von dem Instinkt getrieben sie zu schützen, sich nicht darum kümmernd, welcher Gefahr er sich selbst aussetzte oder darüber nachdenkend, dass er vermutlich nicht die geringste Chance gegen diese Bestie hatte. Seine Arme umklammerten den wild um sich schlagenden Nagini direkt unterhalb des monströsen Kopfes mit dem bereits zum Biss geöffneten Maul und zerrten ihn mit einer gewaltigen Kraftanstrengung von seiner hilflos am Boden liegenden Frau weg. So sah er nicht, wie sich eine flimmernde, magische Wand um seine frisch Angetraute aufbaute und der Blutschutz endlich aktiv wurde. Seine Muskeln traten hervor und seine Arme zitterten vor Anstrengung, aber Sirius ließ nicht los, er konnte einfach nicht, sondern verstärkte seinen Griff nochmals. Er würde nicht zulassen, dass dieses Monster seiner Frau etwas zuleide tat!
Der wild zuckende Schlangenleib fegte mit einer kraftvollen Schwanzbewegung die Körper seiner Artgenossen beiseite und ermöglichte es Harry so, die unbewaffnete und darum besonders gefährdete Ginny durch die nun passierbare Türöffnung ins Freie zu schubsen, während er ohne Unterbrechung weiter Flüche auf die Schlange ihm gegenüber schleuderte, die ihn daraufhin mit noch größerer Wut angriff. Offenbar hatte die verdammte Bestie ein gewaltiges Problem damit, eines der potentiellen Opfer entkommen zu sehen.
Ginny prallte draußen gegen Hermine und Catherine, die gerade auf die offene Tür zustürmten. Ihre Augen weiteten sich eine Sekunde lang verblüfft angesichts der ihr völlig unbekannten, hochschwangeren Frau, die mit entschlossenem Gesicht ihren Zauberstab umklammerte, aber ihre Prioritäten waren klar. „Harry! Er ist da drin! Und Ron und Remus und Sirius! Wir müssen ihnen helfen!"
Catherine erreichte die Tür als Erste und erstarrte einen Augenblick vor Entsetzen, als sie sah, wie eine der Riesenschlangen gerade nach Remus schnappte, der sich nur dadurch in Sicherheit bringen konnte, dass er sich zu Boden fallen ließ und außer Reichweite des Maules mit den Giftzähnen rollte. Sein schmerzverzerrtes Gesicht verriet deutlich, dass er verletzt sein musste und jede Bewegung für ihn zur Qual wurde.
‚Merlin, hilf!', flehte sie stumm, bevor sie versuchte, das Reptil, das seine Beute entschlossen verfolgte, mit einem Lähmzauber zu stoppen. Sie traf es direkt am Kopf, was die Reaktion des Tieres tatsächlich merklich verlangsamte. Remus kam sofort auf die Füße zurück und sein kraftvoller Schocker setzte die Bestie endgültig außer Gefecht. Über den Körper der Schlange hinweg sahen sie sich einen winzigen Augenblick lang an, bevor sie sich erneut in den Kampf mit Voldemorts Monstern stürzten.
Harry und Ron war es inzwischen gelungen, eine weitere der Schlangen zu töten, so dass jetzt noch zwei der Tiere blindlings nach den sich verzweifelt wehrenden Menschen schnappten, während Sirius noch immer die Dritte direkt unterhalb des Kopfes umklammerte und von ihr blindwütig durch den Raum geschleudert wurde. Sobald er sie losließ, würde sie ihn zerfleischen, weshalb er sich eisern festhielt und sie gleichzeitig mit gewaltigen Kraftanstrengungen von seiner noch immer benommen am Boden liegenden Frau fernhielt.
Evanna versuchte vergeblich, wieder auf die Füße zu kommen, knickte aber kraftlos wieder in die Knie, gerade als Ginny direkt hinter Hermine, die gerade eine der zwei übrig gebliebenen Schlangen aufs Korn nahm und sie mit Schock- und Lähmflüchen eindeckte, wieder zur Tür hineingestürzt kam, eine große Heugabel in der Hand, die sie draußen irgendwo gefunden haben musste.
„Ginny! Verdammt noch mal, raus! Verschwinde hier!", brüllte Harry über den Kampflärm hinweg und duckte sich gerade noch rechtzeitig unter dem Biss der einen übrig gebliebenen Schlange weg, die augenblicklich von Remus und Ron unter Beschuss genommen wurde.
„Nicht ohne dich!", schrie sie störrisch zurück. Wie besessen hieb sie mit der Forke auf den anderen der gewaltigen Schlangenleiber ein. Das wütende Reptil fuhr herum, riss das Maul weit auf und stieß zischend auf das Mädchen herab.
„GINNY, NEEEIIIIN!" Entsetzt beobachtete Harry, wie die Schlange seine Freundin angriff, viel zu weit entfernt, um sie rechtzeitig aus dem Gefahrenbereich zerren zu können.
Es waren Hermine und Catherine, deren Schockzauber das fauchende und geifernde Monster gerade noch rechtzeitig zurücktrieben und es Ginny ermöglichten, dem tödlichen Biss um Haaresbreite auszuweichen. Während die beiden Frauen das Tier unablässig mit Schockern eindeckte, stieß sie weiter mit der Forke auf den Schlangenleib ein. Solange bis Hermines und Catherines Flüche es kraftlos zusammenbrechen ließen.
Rons Blutverlust machte sich mit einem Mal so heftig bemerkbar, dass er taumelte und kraftlos gegen die Wand hinter ihm sank. Ginny ließ erschrocken die Forke fallen und rannte zu ihrem Bruder. „Ron? Um Himmels Willen, Ron! Wie schlimm ist es?"
Auch Hermine war sofort zur Stelle. Mit totenbleichem Gesicht starrte sie einen Moment auf die klaffende Wunde an Rons Schulter, bevor sie sich mit einer heftigen Bewegung den Ärmel von der Bluse riss, ihn zusammenfaltete und ihn fest darauf presste. „Festhalten, Ginny!" Der zweite Ärmel fixierte den notdürftigen Verband. Nachdem sie sicher war, dass die Blutung halbwegs gestoppt worden war, legte sie sich seinen verletzten Arm um die Schulter und zog ihn gemeinsam mit Ginny zurück auf die Füße. Sie wusste nicht, wer bei dieser Bewegung heftiger zusammenzuckte. Ron aus Schmerz oder sie selbst, weil sie ihm diesen Schmerz verursachte. Aber sie mussten hier raus! RON musste hier raus!
Catherine kam auf der anderen Seite der Hütte inzwischen Remus zu Hilfe, der eine der letzten zwei Schlangen in eine Enge getrieben hatte. Die Bestie wehrte sich aus Leibeskräften, selbst dann noch, als sie ebenfalls begann, sie mit Schock- und Lähmzaubern zu belegen. Der riesige Leib bäumte sich wütend auf, schlug kraftvoll aus und schleuderte sie hart gegen eine Wand, ehe er dann doch zuckend zusammenbrach. Der rasende, vom harten Aufprall hervorgerufene Schmerz in ihren Rücken, ließ sie gequält aufschreien.
„CATHERINE!", brüllte Remus entsetzt und sprang, sowohl die Schmerzen in seinen Rippen als auch die letzte Schlange, mit der Sirius noch immer beschäftigt war, augenblicklich vergessend, über den Körper des endlich verendenden Reptils hinweg. „Catherine! Um Merlins Willen! Bist du in Ordnung?" Behutsam tasteten seine Hände sie nach Verletzungen ab und er spürte erleichtert das unwillige Strampeln in ihrem gewölbten Bauch, während sie selbst noch darum rang, ihre Lungen nach dem harten Aufprall wieder mit genug Luft zum Sprechen zu füllen.
Auf der anderen Seite des Raumes rang Sirius noch immer mit dem rasenden Nagini, während Harry verzweifelt versuchte, einen Schocker anzubringen, ohne seinen Paten dabei zu verletzten. Da er nicht riskieren wollte, Sirius versehentlich zu treffen, konnte er seine Flüche nur auf den hinteren Teil des Schlangenkörpers legen, wo sie so gut wie keine Wirkung zeigten.
Endlich gelang es auch Evanna, zurück auf die Füße zu kommen, auch wenn sich an ihrem Hinterkopf eine Beule von der Größe eines Klatschers zu bilden begann und sie mehrmals tief durchatmen musste, um die verschwommenen Schemen vor ihren Augen zu einem festen Bild zu bündeln.
Und was sie sah, ließ ihr das Blut in den Adern stocken.
Hermine und Ginny halfen gerade dem heftig blutenden Ron auf die Füße, um ihn rauszuschaffen, bevor er womöglich noch schwerer verletzt wurde. Remus kniete vor der zusammengekrümmt am Boden liegenden Catherine und tastete sie mit blassem Gesicht und fest zusammengepressten Lippen vorsichtig nach Knochenbrüchen ab. Harrys rechte Gesichtshälfte schwoll immer mehr an, was ihn aber nicht daran hinderte, weiterhin Fluch um Fluch auf das Hinterteil der riesigen Schlange zu schleudern …
Aber das war alles nicht wichtig. Wichtig war nur der Mann vor ihr, der sich todesmutig auf dieses riesige Vieh geworfen hatte, um sie zu retten. Der Mann, dessen Namen sie jetzt trug, und der noch immer mit der Voldemort-Bestie rang.
Erschrocken schrie sie auf. „SIRIUS!" Ihr Mann umklammerte den baumdicken Schlangenhals mit beiden Armen und riss das Tier immer wieder verbissen zurück, wenn es sich ihr oder Harry bedrohlich näherte, nicht bereit einen von ihnen aufzugeben oder sich selbst in Sicherheit zu bringen.
„Moony! Schaff verdammt noch mal Miss Spencer hier heraus! Und Harry und Evanna auch!", brüllte er, Naginis Kopf ein weiteres Mal zurückzerrend, in Richtung seines Freundes, der aber immer noch viel zu sehr mit der schwangeren Frau vor sich beschäftigt war, um darauf zu reagieren.
„Ich gehe nicht!" widersprach der Junge und fuhr fort, den Hinterleib von Nagini mit Schockern zu bearbeiten. „Nicht ohne dich!"
„Verdammt, Harry! Bring meine Frau hier raus!"
Harrys Blick zuckte verblüfft zu Evanna hinüber, eine Reaktion die Sirius durchaus bezwecken wollte, aber diese hatte im Moment andere Sorgen, als den Teenager vor sich über ihre unglaublich romantische Blitzhochzeit aufzuklären oder ihm auch nur ansatzweise eine Erklärung zu bieten. Ihr Blick irrte stattdessen kurz durch den Raum. Hatte Ginny nicht vorhin…? Ah, da!
Und noch bevor Harry klar war, was sie vorhatte, hatte sie bereits die Forke in den Händen. „Aus dem Weg!", fauchte sie den überraschten Jungen an und stieß die spitzen Zinken bis ans Heft in den Schlangenkörper.
Nagini bäumte sich in rasendem Schmerz auf, wobei es ihm diesmal gelang, Sirius mit einer heftigen Bewegung abzuschütteln. Krachend landete dieser mit einem harten Aufprall auf dem Dielenboden, unmittelbar gefolgt von einem gierig aufgerissenen Maul mit riesigen Giftzähnen darin…
Als hätte ich es nicht geahnt – schon wieder dieser Kerl! Cliff, was zum Troll tust Du hier? Ach, Du wartest auf das nächste Kapitel? Aber Du weißt doch, dass wir erst wieder posten, wenn wir für dieses hier gaaaaaaaanz viele Reviews bekommen haben, oder? Ach so? Wenn unsere Reviewer ganz fleißig sind, hältst Du Dich aus dem nächsten Kapitel raus? Ist das ein Versprechen? Okay, abgemacht!
