A/N: Ein herzliches Dankeschön an meine Co-Autorin RemusBride bitte! Die hat es nämlich trotz Semesterbeginn und damit einhergehendem flutartigen Arbeitsanfall es irgendwie geschafft, dieses Kapitel mit zu gestalten. Dafür gibt es ein paar Extra-Reviews, oder? Und von mir noch eine kleine Info. Nächste Woche wird es voraussichtlich kein Update geben (zumindest nicht wie gewohnt am Wochenende), denn wir feiern hier ´ne große Party, mit Vorbereiten und allem drum und dran. Also nicht böse sein, okay! Jetzt aber viel Spaß!
Möbel und Allianzen
Okay, es brachte einfach nichts, das Unvermeidliche vor sich her zu schieben. Sirius hatte es immerhin ungefähr eine Stunde lang versucht, in der er mit Vanna schlicht im Bett herumgelümmelt hatte, nur unterbrochen von Küssen, Streicheln und … sehr befriedigendem Sex, okay. Nein, er würde nicht darüber nachdenken, denn sonst wäre seine mühsam erkämpfte Selbstbeherrschung und Vernunft wieder verloren. Und aus dem Bett kämen sie heute gar nicht mehr.
Aber die Problematik von Vannas sehr wahrscheinlichen Wutausbruches wegen seiner Nacht-und-Nebel-Aktion war dadurch nicht verschwunden. Also schälte er sich seufzend aus den zerwühlten Laken, kramte nach seinen Boxershorts – und bereute seine Entscheidung fast sofort wieder, als sein Blick wieder auf den herrlichen Schwung von Po und Rücken seiner vollkommen nackten Frau in seinem Bett fiel. Vielleicht könnte er sich ja doch noch einmal kurz zu ihr legen und ... Stopp, Black! Augen geradeaus! Zähne zusammenbeißen und durch!
Vanna blinzelte ihn an und zog einen Schmollmund. „Kannst Du nicht hier bleiben?"
Sirius schüttelte den Kopf, mehr um denselben wieder frei zu bekommen als wegen einer Antwort. Auf einem Bein hüpfend schlüpfte er mit dem anderen in die Boxershorts, ehe er auch das Zweite irgendwie hinein manövriert hatte.
„Nein. Und Du auch nicht. Ich muss Dir doch unbedingt etwas zeigen, Vanna. Komm schon, aufstehen."
Widerwillig ließ sie sich aus dem Bett ziehen, nicht ohne sich, nackt wie sie war, noch einmal fest gegen ihn zu schmiegen und ihn verführerisch zu küssen. Erst dann ließ sie sich von ihm mit zitternden Händen sein T-Shirt überstülpen und zog sich ihren Slip wieder an, während sie zufrieden auf seinen deutlich beschleunigten Atem lauschte. Da war dann heute wohl ein Mittagsschläfchen angesagt...
So wie sie war, barfuss, nur mit einem übergroßen Männer-T-Shirt bekleidet und mit sehr zerzausten, blonden Locken, folgte sie ihrem Mann, der selbst nur in Boxershorts steckte und ihr somit einen wahrlich herrlichen Blick auf seinen Knackpo bot, hinunter in die Halle. Jawohl, Mittagsschlaf war eindeutig eine hervorragende Idee!
Unten angekommen schaffte sie es endlich, ihren Blick von ihm zu wenden, aber auch nur, weil die Stimme des kleinen Joshs ertönte, der begeistert verkündete: „Siehst Du, Onkel Sirius? Vanna und Du seid auch barfuss. Da kann Mama gar nicht schimpfen!"
Der Knirps war über und über mit Farbe beschmiert. In der rechten Hand hielt er einen Topf mit knallroter Fingerfarbe, die linke war über und über damit bekleckert und er schien eine diebische Freude daran zu entwickeln, überall wo er heranreichen konnte, einen roten Händeabdruck zu hinterlassen.
„Bei Mama durfte ich nie Wände anmalen! Hier ist es viel schöner als in Port Sinclair!"
Sirius lächelte über die offensichtliche Begeisterung des Kindes, sagte dazu aber erst einmal nichts. Viel zu sehr fürchtete er sich vor der Reaktion seiner Frau, die ja jeden Moment ihre Möbel entdecken musste. Oooooh, sie würde ihm den Kopf abreißen! Sie würde ihn bei lebendigem Leibe häuten! Sie würde bei Molly Kreischunterricht nehmen und sein Trommelfell zum Platzen bringen! Sie würde ... Merlin, hilf! Gleich sieht sie den Kram!
Und wirklich – nachdem Evanna ausreichend das Kunstwerk des Kindes bewundert hatte, schweifte ihr Blick durch den Raum und blieb an den Schränken, Sesseln und an ihrem alten Bett hängen. Verblüfft runzelte sie die Stirn, ehe sie die Distanz überwand und ungläubig das vertraute, helle Holz mit den Fingerspitzen berührte.
„Ist das …?", fragte sie mit leiser Atemlosigkeit in der Stimme. Sirius beeilte sich den kleinen Jungen in die Küche zu Remus zu schicken, ehe das Donnerwetter über ihm niedergehen würde … Er hatte einfach nichts übrig für unschuldige Opfer … Und auch nicht für Zeugen, die mit ansahen, wie seine frisch angetraute Ehefrau ihm die Ohren lang zog.
Als der kleine Kerl verschwunden war, wandte er sich mit bemüht gestrafften Schultern zu Vanna um.
„Ja", beantwortete er endlich ihre Frage und verfluchte das winzige Zittern in seiner Stimme.
‚Nicht jetzt! Baby, nicht schreien, nachdem grade alles so wunderbar läuft', bettelte er stumm, während er mit wachsendem Unbehagen ihren Bewegungen folgte. Innerlich seufzte er gequält. Verdammt sei das hitzige Blut der Blacks!
Sie wandte schließlich endlich den Blick von ihrem Schrank ab. Sirius stand immer noch an der Treppe, offenbar bereit zur Flucht, ganz der „geprügelte Hund". Fast musste sie über seine eindeutig Beifall heischende und gleichzeitig sehr unsichere Miene lachen. Und diese Gefühle, die sie in ihm erspüren konnte ... Absichtlich langsam nahm sie all ihre Möbel in Augenschein. Er schien dabei immer mehr zu schrumpfen.
Nach einer halben Ewigkeit sah sie ihm mit hochgezogener Augenbraue an.
„Wie sind meine Möbel hierher gekommen?"
„Ich …" Er räusperte sich kräftig, ehe er gottergeben fort fuhr: „Ich hab´ sie geholt. Gestern Nacht. Und … Deine Wohnung ist gekündigt." Er zog den Kopf so deutlich zwischen die Schultern, dass Vanna fast vor Mitleid zerfloss. Er konnte einem wirklich Leid tun, wie er so dastand, das Elend der ganzen Welt in seinen schönen Zügen. Offenbar rechnete er mit einer wirklich harten Strafe … Nun, die konnte er bekommen!
Wortlos schritt sie auf ihn zu und er gab sich alle Mühe, nicht panisch zurückzuweichen angesichts des entschlossenen Ausdrucks in ihrem Gesicht. Hätte er sich allerdings die Mühe gemacht, ihr in die Augen zu sehen, hätte er das versteckte Lachen darin sehr wohl gesehen, weil sie sich nur mit großer Anstrengung davon abhalten konnte herauszuplatzen.
„Du hast also, ohne mich zu fragen, meine Wohnung gekündigt?", rieb sie noch etwas Salz in die Wunde.
Er nickte kläglich und setzte fast gleichzeitig zu einer Entschuldigung an – doch Vanna verschloss ihm schlicht die Lippen mit einem festen Kuss schlang die Arme um seinen Nacken und drückte sich eng an ihn. Überrascht hielt er still. Und als er verstand, mischte sich sein erleichterter Seufzer mit ihrem mit fröhlichen Lachen gepaart gemurmelten „Danke!".
Vanna lachte noch immer, als ihre Lippen sich wieder voneinander lösten. „Du weißt, dass ich dich damit nicht so einfach davonkommen lasse, oder?"
Sofort wurde sein Blick wieder unsicher und er nickte kläglich, bevor er leise antwortete: „Sag mir, was ich tun muss, damit du mir verzeihst. Ich tue alles, Evanna, du musst nur ..."
„Hm. Das wird schwer." Ach wie wunderbar war es doch, ihn zu necken! Sie öffnete die Tür ihres Kleiderschrankes und holte sich ein paar saubere Sachen heraus. War das herrlich, wieder über ihre komplette Garderobe verfügen zu können!
„Du wirst dich ziemlich anstrengen müssen, um das wieder ins Lot zu bringen", fuhr sie mit ernster Stimme fort. „Zuerst ... könntest du unsere Räume miteinander verbinden. Und dann könntest du die Möbel in unsere Zimmer schaffen, damit wir entscheiden können, wie wir sie aufstellen. Und den Rest deiner Schuld kannst du nach dem Mittagessen abarbeiten. Ich denke da an einen ausgiebigen Mittagsschlaf, bei dem allerdings keiner von uns beiden schlafen wird. Einverstanden?"
Schon wieder lachend schlüpfte sie an ihrem verblüfften Mann vorbei und lief die Treppe hinauf, um zu duschen und sich anzuziehen.
Sirius blickte ihr mit einem albernen Lächeln auf dem Gesicht nach. Mittagsschlaf. Ja, das klang nach einer angemessenen Strafe. Er würde sich bestimmt schrecklich anstrengen müssen, um für seine Verfehlung zu büßen ... Aber vielleicht hätte Vanna ja nichts gegen einen kleinen Vorschuss unter der Dusche einzuwenden, nur um seinen guten Willen zu demonstrieren...
Immer zwei Stufen auf einmal nehmend folgte er ihr die Treppe hinauf.
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Snape sah sogar für seine Verhältnisse ungewöhnlich blass aus, als er am nächsten Mittag ausgerechnet zur Lunchzeit die volle Küche am Grimmauldplatz betrat. Und die langsame, bedächtige Art, in der er sich bewegte, zeigte deutlich, dass er ziemlich starke Schmerzen haben und ihm jede einzelne Bewegung zur Qual werden musste. Aber auf seinem ernsten, verschlossenen Gesicht lag der gleiche Ausdruck von kühler Herablassung wie eh und je, als bei seinem Erscheinen sämtliche Gespräche abrupt verstummten. Er ignorierte die plötzliche Stille genauso gekonnt, wie die eisigen Blicke, mit denen Molly Weasley ihn förmlich aufspießte, und die Art wie sie die Lippen missbilligend zusammenpresste.
Allerdings ruinierte er seinen bemüht gleichmütigen Auftritt, indem er beim Eintreten über den daraufhin fauchend das Feld räumenden Krummbein stolperte und dabei versehentlich gegen den Türrahmen stieß. Die Art, wie er vor Schmerzen zusammenzuckte und den Arm in Schonhaltung vor die Brust presste, und das unwillkürliche Ächzen, das sich seiner Kehle entrang, sprachen eine überaus beredte Sprache.
„Cruciatus?", erkundigte sich Remus mit einem Anflug von Besorgnis und brach damit das Schweigen, während er Catherine ein Glas mit Milch zuschob und dann etwas beiseite rückte, so dass der einzige noch freie Stuhl am Tisch leichter zugänglich wurde.
Zischend holte der Ordensspion Atem, bevor er sich mit fest zusammengepressten Lippen wieder hoch aufrichtete und die Schultern straffte.
„Mach dir um mich keine Gedanken, Lupin. Ich komme schon klar." Remus ging auf die absichtlich beleidigend klingende Art und Weise, wie Snape seinen Namen benutzte, nicht ein. Doch Sirius´ Kieferlinie verhärtete sich deutlich.
Trotz seiner abweisenden Worte war Snape dennoch sichtlich erleichtert, sich setzen zu können. Die Zornausbrüche Voldemorts waren legendär und unter allen seinen Gefolgsleuten gefürchtet. Der Dunkle Lord hatte eindeutig ein Problem damit, Enttäuschungen und Rückschläge zu verarbeiten. Und gestern hatte er gleich zwei bedeutende Schlappen einstecken müssen.
Potter war ihm entkommen.
Und Nagini war tot.
„Deinem Erscheinen in unserer trauten Runde hier entnehme ich, dass Voldemort leider nicht vor Wut und Enttäuschung von einem Herzinfarkt dahingerafft wurde." Sirius lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und schob seinen noch halbvollen Teller von sich, weil ihm der Appetit plötzlich vergangen war. Er verschränkte die Arme vor der Brust und bedachte den ehemaligen Tränkemeister mit einem mehr als frostigen Blick.
‚Und Du leider auch nicht, alte Fledermaus', fügte er noch in Gedanken hinzu. Snape, der große Okklumentiker, musste ihn allerdings hören.
Der Angesprochene reagierte trotz allem nicht auf diese Provokation. Sein Gesicht blieb im Gegenteil absolut ausdruckslos, als er antwortete: „Er erfreut sich bester Gesundheit, danke der Nachfrage. Wie weit seid ihr mit den Horcruxen?"
„Was interessiert es dich?"
Die sorgsam gepflegte Maske der Gleichgültigkeit brach, eine Tatsache, die Sirius mit fast perfider Genugtuung erfüllte. Die schwarzen Augen funkelten einen Moment Unheil verkündend, ehe Severus lospolterte: „Verdammt noch mal, Black ..."
„Hör zu, Schniefelus! Du hast Harry und Ginny aus den Händen deiner Todesserkumpel befreit und Miss Rabastan sogar das Leben gerettet, obwohl sie dich angegriffen hatte, und das rechne ich dir hoch an. Sehr hoch sogar. Genau aus diesen Gründen habe ich Dir noch nicht den hässlichen Hals umgedreht, okay! Aber das bedeutet noch lange nicht, dass ich dir traue, ist das klar? Wer sagt uns, dass du nicht morgen wieder eine Kehrtwendung vollziehst und uns an deinen verfluchten Lord verkaufst, he? DU HAST DUMBLEDORE ERMORDET! Wie, glaubst du, sollen wir uns dir gegenüber verhalten?"
„Lass es gut sein, Padfoot." Remus' Stimme klang ruhig und vernünftig, typisch lupinmäßig eben. „Er hat Dumbledore getötet, weil er keine andere Wahl hatte. Du kennst die Geschichte. Dieser Trank ..."
„Und wer hat das verdammte Mistzeug erst zusammengerührt, das ihn in eine Marionette Voldemorts verwandelt hätte, häh! Das war doch wohl unser hochverehrter Freund hier, nicht wahr?" Sirius erhob sich so unvermittelt von seinem Platz, dass Rica zwei Stühle weiter erschrocken zusammenzuckte und ihre Gabel fallen ließ, was er in seinem Zorn aber nicht einmal bemerkte.
Harry allerdings fiel es auf. Und er registrierte auch die Art, wie Snapes Hand unwillkürlich zuckte, als wolle er sie beruhigend berühren. Interessant, sehr interessant ...
Sein Pate redete sich unterdessen weiter in Rage: „Er selbst hat den Trank gebraut, den er jetzt zu seiner Verteidigung benutzt! Und selbstverständlich musste er dann auch damit rechnen, dass irgendwann jemand diese Giftbrühe trinkt!"
Einen Moment lang schwiegen alle im Raum und es waren nur die heftigen Atemzüge der zwei Männer zu hören, die sich über den Tisch hinweg hasserfüllt anstarrten.
Dann ließ sich eine weitere, ruhige Stimme vernehmen. „Wir haben gestern das Slytherin-Medaillon zerstört. Und eine Brosche, die sich wohl ursprünglich mal im Besitz von Rowena Ravenclaw befunden hat – das war der Horcrux, den Professor Dumbledore in sich getragen hat."
Sirius fuhr herum. „Harry, was zum ..."
„Es geht hier nicht um unsere persönlichen Sympathien und Abneigungen, Sirius. Es geht allein darum, Voldemort endlich und endgültig zu vernichten. Ich will, dass er zahlt. Für den Tod meiner Eltern. Für die Morde an Cedric und Mundungus und Dumbledore und an all den anderen, die er getötet oder deren Tod er befohlen hat. Für die zwölf Jahre, die du unschuldig in Askaban verbracht hast, eingesperrt wie ein Tier. Dafür, dass du dich nach deiner Flucht verbergen musstest wie ein Verbrecher. Für die Zeit, die ich ohne dich war, nachdem diese Lestrange dich im Ministerium getötet hatte. Ich will, dass er zahlt", wiederholte Harry mit leiser, ruhiger Stimme. „Und wenn das bedeutet, dass ich mich mit Professor Snape verbünden muss, dann tue ich es ohne zu zögern. Er ist in diesem Kampf auf unserer Seite. Und nur darauf kommt es im Moment an."
Am Tisch herrschte einen Augenblick lang verblüfftes Schweigen. Sogar Molly, die Snape noch immer mit eisiger Ablehnung betrachtete, sagte kein Wort.
Harry blickte auf seinen Teller hinab, unfähig den zahlreichen, forschenden Blicken standzuhalten, die auf ihm ruhten. „Und dazu kommt noch die Tatsache", fuhr er dennoch leise fort, „dass er vollkommen Recht hat. Wenn er nicht Professor Dumbledores Wunsch entsprochen hätte, ihn zu töten, wäre dieser dazu verurteilt gewesen, sein Leben als eine willenlose Marionette Voldemorts zu fristen. Weil ich es nicht gekonnt hätte. Ich hätte ihn nicht töten können ..."
„Wir haben nur sein Wort, dass Dumbledore ihn darum gebeten hat!"
„Und wer bestätigt dir, dass es nicht so war, Sirius?" Harrys Stimme hatte schärfer geklungen als beabsichtigt, aber es verfehlte seine Wirkung nicht. Betroffen schwieg der Angesprochene. „Du und der Professor seht den jeweils Anderen noch immer mit den Augen eurer Kindheit. Damals konntet ihr es euch leisten, euch gegenseitig anzufeinden. Aber wenn wir jetzt nicht alle zusammenhalten, werden wir diesen Kampf verlieren. Dann wird Voldemort gewinnen."
Seine Stimme wurde leiser, war aber nicht weniger eindringlich, als er fortfuhr. „Ich war dabei, als Dumbledore dieses Gift trank. Ich habe gesehen, was es ihm antat. Und jetzt, wo ich die ganze Geschichte kenne, glaube ich Snape, dass er keine Wahl hatte ... Ich war dabei ..." Jetzt sah der Junge wieder auf und stellte sich dem Blick seines Paten. „Du kanntest ihn doch genauso gut wie wir, Sirius. Nichts wäre dem Professor mehr zuwider gewesen, als ein solch unwürdiges Leben führen zu müssen. Ein Leben als Todesser. Und ich hoffe ehrlich, dass mir, sollte ich jemals in die gleiche Situation geraten, jemand denselben Gefallen erweist."
Sirius blickte seinen Patensohn über den Tisch hinweg an und schluckte schwer an dem dicken Kloß, der ihm bei dessen Worten die Kehle zuschnürte. Er glaubte plötzlich, James vor sich zu sehen. Nicht den leichtfertigen, übermütigen James, der ständig zu Streichen und Scherzen aufgelegt war und mit dem er seinerzeit Hogwarts unsicher gemacht hatte, sondern den Auroren James Potter, den Ehemann und Vater. Den ruhigeren, besonneneren James. Den James, den er eigentlich sogar noch schmerzlicher vermisste als den alten Schulfreund, weil er das perfekte Gegengewicht zu seiner eigenen ungestümen Art gewesen war ... Der Junge, der seinem Blick jetzt so ruhig und gelassen standhielt, obwohl die Emotionen sichtlich in ihm tobten, war der Sohn seines Vaters, keine Frage. Und er war irgendwann im letzten Jahr erwachsen geworden.
Und er war mal wieder nicht da gewesen...
Langsam ließ er sich wieder auf seinen Stuhl sinken und bemerkte dankbar, dass Evannas Hand sich unter dem Tisch in seine stahl und seine Finger mit sanftem Druck umschloss. Sie war so herrlich warm und lebendig – all das, was er selbst über viele Jahre hinweg nicht mehr gewesen war. Nicht wirklich. Dazu war in jener Nacht, als Voldemort James und Lily ermordete, zuviel in ihm gestorben, abgetötet durch Pettigrews feigen, hinterhältigen Verrat und die schrecklichen Folgen, die er für sie alle gehabt hatte ... Aber vielleicht konnte er ja wirklich noch einmal LEBEN. Richtig leben. Mit seiner Frau. Mit einer eigenen Familie. Wenn das Monster, das seine Freunde auf dem Gewissen hatte, endgültig vernichtet worden war. Auch wenn das bedeutete, dass er dafür mit Snape zusammenarbeiten musste.
Sein Blick traf quer über den Tisch den von Remus und er konnte in den Augen des Freundes den gleichen Schmerz lesen, der auch ihm das Herz zusammenpresste. So viel Leid. So viele Qualen. So viele schmerzliche Erinnerungen und furchtbare Verluste. Und ein siebzehnjähriger Junge, der in seinem Leben schon mehr als genug hatte durchmachen müssen, und der hier mit einer solchen Ruhe und Gelassenheit die Möglichkeit seines eigenen Todes in Betracht zog.
„Wenn wir davon ausgehen, dass Voldemort seine Seele in insgesamt sieben Teile aufgesplittet hat", sagte er leise und bemerkte selbst den rauen, widerstrebenden Klang seiner Stimme, „dann müssten also noch drei übrig sein. Den Teil, den dieses Monster noch in sich trägt, können wir ja wohl vorerst außer Acht lassen. Bleiben also noch zwei." Sein Blick richtete sich auf Snape. „Hast du eine Ahnung, um was es sich dabei handeln könnte?"
Falls der Tränkemeister über den plötzlichen Gesinnungswandel seines Kontrahenten erstaunt war, so ließ er sich jedenfalls nichts anmerken. „Dumbledore sprach von einem Becher, der ursprünglich Helga Hufflepuff gehörte und den Voldemort durch den Mord an seiner Eigentümerin in seinen Besitz gebracht hat. Was den anderen Horcrux betrifft, so habe ich keine Ahnung, um was es sich handeln könnte. Ich glaube nicht, dass Dumbledore es schon herausgefunden hatte."
„Nagini vielleicht?" Harry blickte fragend zwischen den zwei schwarzhaarigen Männern hin und her, die sich über den Tisch hinweg noch immer recht vorsichtig beäugten, so als würden sie dem Frieden noch immer nicht trauen. „Voldemort war mit dieser Schlange ziemlich eng verbunden. Und wenn ich Sie mir so ansehe, Professor Snape, dann hat er ihren Tod nicht wirklich gut aufgefasst. Was, wenn er sie tatsächlich mittels eines Stückes seiner eigenen Seele gesteuert hat?"
„Möglich wäre es schon, so wie er das Vieh immer behandelt hat", erwiderte Snape nachdenklich. „Er hat mit dieser Schlange kommuniziert, wie mit einem Menschen. Nein, eigentlich hat er mit ihr sogar mehr kommuniziert, als mit jedem seiner Anhänger."
„Einschließlich dir, Snape?" Sirius konnte sich einen letzten, kleinen Seitenhieb nicht verkneifen. Gleich darauf hob er jedoch abwehrend die Hände. „Okay, okay, ich nehme das zurück. Das war nicht sonderlich konstruktiv."
„Aber wie könnte diese Schlange denn ein Horcrux gewesen sein?" Evannas Hand schloss sich noch etwas fester um die ihres Ehemannes und sie blickte fragend in die Runde, bevor ihr Blick auf Hermine ruhen blieb. „Hast du nicht erst gestern gesagt, ein Lebewesen könne kein solches Seelendingsbums sein?"
„Ein Mensch kann kein Horcrux sein", berichtigte Hermine sie leise. „Das hängt mit dem Bewusstsein zusammen, das jeder von uns hat. Dieses Bewusstsein würde in ständigem Konflikt mit dem Bewusstsein des Besitzers des Horcrux' liegen. Die Folgen wären vermutlich Wahnsinn und Selbstmord. Aber ein Tier ... nun, es hat kein eigenes Bewusstsein, sondern wird nur von Instinkten geleitet. Ich denke schon, dass ein Tier dazu missbraucht werden kann."
„Aber dann ..."
„ ... hättest du gestern dem siebten Teil des größten Schwarzmagiers aller Zeiten ganz ohne Magie und nur mit einer Mistgabel bewaffnet den Garaus gemacht, ja." Sirius grinste seine Frau an, beugte sich vor und drückte ihr einen raschen, festen Kuss auf die Lippen. „Das muss ihm ganz schön zu schaffen machen!"
„Er dürfte kochen vor Wut!", präzisierte Ron, der seinen linken Arm in einer Schlinge trug und gerade mit einen dankbaren Lächeln ein Sandwich entgegen nahm, das Hermine ihm gestrichen hatte. Sein Blick richtete sich auf seinen ehemaligen Zaubertranklehrer. „Und er würde diese Wut an jemandem auslassen wollen."
Snape reagierte nicht auf diese Worte. Stattdessen schob er vorsichtig seinen Stuhl zurück und stand auf, den Arm noch immer in Schonhaltung vor der Brust. Sein Blick wurde weich und verweilte einen Moment auf Rica, die ihn aus ihren strahlendgrünen Augen äußerst besorgt ansah.
„Sind Sie sicher, dass Sie keinen Heiler brauchen?", fragte sie leise.
Molly schnaubte abfällig und begann mit lautem Klirren das schmutzige Geschirr zusammenzustapeln. Ihr Blick machte deutlich, dass sie jegliches Mitgefühl an seine Adresse für verschwendet hielt.
Snapes Gesichtsausdruck wurde augenblicklich wieder undurchdringlich, der Blick seiner schwarzen Augen ausdruckslos. „Es geht mir gut. Kein Grund zur Sorge."
Rica sah zwar nicht so aus, als würde sie ihm das glauben, aber sie schwieg wie alle anderen am Tisch und beobachtete, wie er sich umwandte und den Raum genauso grußlos verließ, wie er ihn betreten hatte.
Dieser unvergleichliche Charmbolzen …Kein Wunder, dass ihm alle Frauen zu Füßen liegen …Bis auf mich, natürlich. Dann reviewt mal schön, ihr Lieben! Freu´ mich schon!
