A/N: Hi, ihr Süßen. Erst einmal von mir ein ganz herzliches Dankeschön für die ganzen Glückwünsche zur Verlobung. Mein Zukünftiger (Hihihi!) und ich haben uns riesig gefreut. Und da man mit alten, lieb gewonnenen Traditionen ja nicht brechen soll, bekommt ihr heute schon wieder ein Kapitel. Allerdings heute eher ein kleines Review-Passieren-Lassen unseres Lieblings-Auserwählten. Also nicht schimpfen, sondern genießt die kleine Atempause. Viel Spaß bei Lesen!

So viel passiert

Während seiner relativ kurzen Abwesenheit, um diesen Horcrux zu suchen, war das Haus ganz schön voll geworden, konstatiertete Harry mit einem vergnügten Lächeln, während er Ginny Stunden später dabei half, den Tisch für das Abendessen zu decken.

Es hatte ihn heute Morgen einige Überwindung gekostet, ihr wieder gegenüber zu treten, da er wusste, dass sie kurz zuvor wegen ihm kräftig von ihrer Mutter angeschrieen worden war. Genauso wie Ron – der aber ausnahmsweise NICHT sauer auf ihn war. Er schwebte aus irgendeinem Grund auf Wolke 128 – und Harry war sich mittlerweile nicht mehr ganz so sicher, dass die Schlangenbiester ihn nicht vielleicht doch am Kopf getroffen hatten.

Nachdem er die Ausbrüche bei ihren Kindern mehr oder weniger deutlich mitbekommen hatte – Kunststück, die Wände hatten gewackelt! - hatte er es gar nicht gewagt, Mrs. Weasley unter die Augen zu kommen. Allerdings war es auch in einem Haus von der Größe des Grimmauldplatzes nicht möglich, jemandem ewig aus dem Weg zu gehen. Und so sah er dem zu erwartenden Donnerwetter mit einer peinlichen Mischung aus Besorgnis und blanker Panik entgegen. Doch das Einzige, was sie ihm gegenüber gesagt hatte war: „Harry, mein Lieber! Geht es Dir gut? Ach, Du armer Junge."

Und Harry hatte sich insgeheim eingestehen müssen, dass es schlimmere Dinge gab, als ohrenbetäubendes Gebrüll und wackelnde Wände...

Wer auch immer Ron auf die bewusste Wolke gesetzt hatte, er hatte Harry damit eindeutig das Leben gerettet und verdiente einen Orden! Ansonsten wäre er gestorben, weil er wieder nur das „arme Opfer" war, das ja für rein gar nichts die Schuld trug. Ob Molly das vielleicht wusste und ihre Freundlichkeit nur eine andere Art war, ihm die Ohren lang zu ziehen? Immerhin war sie eine Mutter. Und Mütter hatten manchmal ihre ganz eigene Art, ungezogene Kinder zu bestrafen...

Ginny hatte, im Gegensatz zu ihrem Bruder, der schon seit dem Morgen mehrere Zentimeter über dem Boden zu schweben schien, den ganzen Tag ein wenig geschmollt und ihn deshalb zur Begrüßung nicht geküsst. Und er hatte nicht recht gewusst, ob diese Tatsache gut, schlecht oder einfach nur ein Segen war. Gut, weil er sie doch unbedingt auf Abstand halten musste – auch wenn er sich beim besten Willen nicht mehr daran erinnern konnte, warum ... Schlecht, weil er – Merlin, verhext und zugezaubert – diesen Kuss WOLLTE!

Na ja, und ‚ein Segen', weil er sich nach dem Traum der letzten Nacht nicht sicher war, ob er nicht von akuter Hormonvergiftung dahingerafft worden wäre, wenn sie es getan hätte. Wieso konnte man im Zustand akutester Erschöpfung überhaupt so etwas träumen? Und warum, um alles in der Welt, musste er sich ausgerechnet jetzt daran erinnern?

‚Weil es das Herrlichste war, das …'

Klappe halten, Hirn – oder wer auch immer diesen Kommentar grade abgegeben hatte!

Harry war im Traum wieder in diesem Kerker gewesen – in dem Ginny und er von den Todessern eingesperrt worden waren. Aber sie hatte recht eigenartige Kleidung angehabt für ein solches Unterfangen wie die Horcrux-Suche des schwärzesten Magiers seit Rasputin. Ein SEHR kurzer, hautenger Rock und ein SEHR enges, tief ausgeschnittenes Bustier. Und sie hatte auf seinem Schoß gesessen und ihn schwindelerregend geküsst – und war dabei äußerst konzentriert auf ihm herumgerutscht. O Merlin, wie sehr er sich wünschte, dass sie …

Er schüttelte den Kopf so heftig er konnte. Nicht dran denken. Nicht daran denken, wie sich ihre kleinen, verführerischen Brüste gegen ihn gepresst hatten und sie nur noch getrennt waren vom Stoff seiner Boxershorts – wieso saß er nur in Unterwäsche in ´nem Kerker? – und ihrem skandalös winzigem, feuchtem … Ähem ... Was wollte er doch gleich aus dem Küchenschrank holen?

Malfoy und der Quidditch-Pokal ... ein verlängertes Wochenende im Hause Dursley ... Badeferien am Nordpol...

Vor lauter Konzentration auf das ‚Nicht-Erregt-Sein' – was natürlich nur bewirkte, dass er sich seiner Erregung umso bewusster wurde – war ihm Ginnys fragender Blick vollkommen entgangen. Und er zuckte regelrecht zusammen, als sie besorgt fragte: „Alles in Ordnung, Harry?"

„Hmpf!", murmelte er wortgewaltig und senkte schnell den Blick, ehe er sich mit flammend rotem Gesicht umwandte und hinüber zum anderen Geschirrschrank flitzte. Wenn er sich lange genug dort aufhielt, konnte er vielleicht genug Zeit schinden, damit seine Mördererektion … Merlin, ein Königreich für einen Eisbeutel!

‚Okay, Potter! Konzentriere Dich gefälligst auf das scheußliche Blümchenmuster vor Dir!' Wie kam ein schwarzmagischer Haushalt nur zu Tellern mit pinkfarbenen Rosen?

Und zu seinem eigenen Erstaunen klappte es sogar. Wie viele Leute waren es noch mal, die heute hier essen würden? Ach ja – zwölf …

Zwölf Gedecke für mittlerweile neun ständige Bewohner und drei Gäste, sofern man Madam Pomfrey, Ginny und Molly Weasley als solche bezeichnen wollte. Nicht übel für ein so abstoßend hässliches Gemäuer wie den Grimmauldplatz Nummer zwölf, oder? Und tausendmal besser, als die selbstgewählte Einsamkeit, die er im Sinn gehabt hatte, als er an seinem siebzehnten Geburtstag hierher gekommen war. Zumal er heftigst darauf hoffte, dass Ginnys Status sich in absehbarer Zeit auch noch ändern würde...

Er konnte beim besten Willen nicht leugnen, dass ihm diese Entwicklung wirklich gefiel. Er hatte bisher noch nie so etwas wie ein richtiges Familienleben gehabt – bis auf die wenigen Wochen, die er bei den Weasleys im Fuchsbau zugebracht hatte oder die kurze Zeit im fünften Schuljahr bei Sirius natürlich, mit dem er aber aus Gründen des Blutschutzes seiner Mutter nie richtig zusammenleben durfte – und genoss nun den lockeren, neckenden Umgangston und die vielen freundlichen Gesichter, die jetzt das alte, ehemals so verhasste Haus zum Leben erweckt zu haben schienen, aus vollem Herzen. Die Dursley-Jahre kamen ihm mittlerweile nur noch wie ein böser Traum vor.

Vermutlich war es mit Gebäuden ja tatsächlich wie mit Menschen. Vielleicht hatten ja auch sie so etwas wie eine Seele, deren Entwicklung von ihren Bewohnern abhing und deren Charaktere widerspiegelte. Wenn es so war, dann erwachte die ewig lang unterdrückte Seele dieses Hauses wahrscheinlich gerade zu einem neuen, besseren Leben. Besonders spürbar war das in den zwei Zimmern, die Sirius und Vanna Seite heute gemeinsam bewohnten, nachdem sie einfach eine Verbindungstür in die Wand gehext hatten, und in denen jetzt die hellen, freundlichen Möbel aus Vannas ehemaliger Wohnung mit einigen der alten Black-Möbel kombiniert eine richtig gemütliche Atmosphäre verbreiteten.

Was die zwei glücklichen Bewohner dieser Räume betraf, die strahlten ohnehin mit der Sonne um die Wette.

Und wer, fragte sich Harry beim Gedanken an das so offensichtlich verliebte Paar lächelnd, hätte je gedacht, dass er selbst sich in diesem alten Kasten hier mal so heimisch fühlen würde?

Natürlich lag dieses Gefühl nicht an dem Haus selbst, auch wenn es mittlerweile wirklich viel heller und freundlicher wirkte dank Mollys anfänglichen Bemühungen und der jetzt doch recht zahlreichen Bewohner, die ihm so nach und nach ihren Stempel aufdrückten. Das begann schon mit den bunten Kinderzeichnungen des kleinen Josh, die von Hermine und Catherine an die gründlich geschrubbte Küchenwand gehext worden waren und die dem ehemals düsteren, ungastlichen Raum nun eine fröhliche, verspielte Note verliehen.

Und dann hatte Sirius heute Vormittag plötzlich grinsend ein paar Töpfe mit Fingerfarben hervor gezaubert und Josh auf die große, helle Fläche an der Hallenwand angesetzt! Unter viel Gelächter und mit wahrem Feuereifer waren die Zwei an die Arbeit gegangen. Und das Resultat war einfach fantastisch geworden! Quietschbunt, fröhlich und genau das, was der alte Kasten gebraucht hatte, um seinen Bewohnern und eventuellen Gästen das Gefühl des Willkommenseins zu geben.

Oder, wie Sirius es grinsend ausgedrückt hatte, um der alten Sabberhexe, deren Portrait auf irgendeinem Müllhaufen vermoderte, einen gelungenen Abschied zu bereiten. Mochte sie in ihrem Grab rotieren!

Wenn es nach Harry ginge, hätte der süße Knirps dafür und natürlich für die Bilder an der Küchenwand einen Kunstpreis verdient! Und die frischen, bunten Blumen, die Hermine heute früh in einem großen, etwas angeschlagenen Krug mitten auf den Esstisch gestellt hatte, schadeten natürlich auch nicht... Duftende Rosen und Dahlien, alle direkt aus dem wirklich verwilderten Garten der Blacks – ähm, Potters.

Er schaffte es immer noch nicht so wirklich, sich selbst als Besitzer des alten Gemäuers zu sehen. Harry hatte Sirius das Haus zurückgeben wollen, doch dieser hatte bei seinem Angebot heute Morgen nur das Gesicht verzogen und es ‚dankend' abgelehnt. ‚Ein Potter als Hausherr tut dem alten Kasten nur gut', hatte er schlicht gegrinst.

Kein Wunder, dass inzwischen alle den muffigen, düsteren Salon mit den mit Schlangen verzierten Möbeln mieden und die Küche sich ständig wachsender Beliebtheit erfreute, oder? Ständig traf man irgendjemanden hier an. Und als Ginny beschlossen hatte, dass heute Harry und sie mit der Zubereitung des Abendessens an der Reihe wären, mussten sie sich erst einmal genug Platz zum Arbeiten verschaffen, weil Unmengen von Büchern, Pergamenten und anderen Dingen herumlagen.

Vermutlich lief ja die Kampagne „Wie geben wir Vanna ihre Zauberkraft zurück?" inzwischen auf Hochtouren. Zumindest hatte Remus den größten Teil des Tages – also in der Zeit, in der er von Madam Pomfrey energisch aus Catherine Spencers Zimmer verbannt worden war – am Küchentisch gesessen und recherchiert und dabei Pergament für Pergament mit Notizen gefüllt, während zu seinen Füßen der kleine Josh über und über mit Fingerfarben besprenkelt und überglücklich mit all den alten Spielsachen von Ron und seinen älteren Brüdern gespielt hatte, die Molly am Morgen aus dem Fuchsbau mit hierher gebracht hatte.

Allerdings kam das wunderbare Gefühl des Endlich-Zuhauseseins, das Harry erfüllte, doch eher von innen heraus, als von den optischen Veränderungen, die am Grimmauldplatz vor sich gegangen waren, mochten sie auch noch so wunderbar sein.

Er war wieder mit seiner süßen, angebeteten Ginny zusammen.

Und Sirius war zurück.

So einfach war das.

Im Laufe des Tages hatte Harry sich gelegentlich dabei ertappt, dass er einfach irgendwo herumstand und wahrscheinlich reichlich blöde grinsend das warme Glücksgefühl in sich auskostete, welches dieses Wissen in ihm auslöste.

Ginny hatte ihm seine Dummheit und die selbstgerechte Sturheit verziehen, mit der er einfach über ihren Kopf hinweg über sie bestimmt und ihre Beziehung beendet hatte.

Und Sirius war nicht mehr tot. Trotz seines schrecklichen Fehlers im vorletzten Frühjahr, als er auf Voldemorts Trick hereingefallen war und damit diesen Kampf im Ministerium angezettelt hatte, in dessen Verlauf Sirius von Bellatrix Lestrange getötet worden war, hatte er den geliebten Paten nicht für alle Zeit verloren. Und jetzt war Sirius nicht nur wieder am Leben und zurück am Grimmauldplatz, sondern er war auch noch verheiratet! Mit Evanna. Mit DER Frau, die ihre Magie geopfert hatte, um ihn ins Leben zurückzuholen.

Im ersten Moment, als er von dieser Verbindung erfuhr, hatte Harry einen winzigen, schmerzhaften Stich verspürt, für den er sich noch im gleichen Augenblick furchtbar geschämt hatte. Aber dennoch ... Was, wenn seine hübsche, junge Frau Sirius jetzt wichtiger sein würde als er? Was, wenn die Beiden Kinder bekommen würden? Würde er dann auch weiterhin ein Teil dieser Familie sein können? Oder wäre er dann wieder ein Außenseiter?

Aber Sirius' Verhalten ihm gegenüber hatte sich selbstverständlich nicht geändert – oder doch. Aber anders als er es in dieser kurzen, von kindlicher Eifersucht geprägten Sekunde befürchtet hatte. Es war eher noch herzlicher geworden. Und auch wenn er mit seinen siebzehn Jahren volljährig und eigentlich schon viel zu alt war, um solche Dinge wie spontane, liebevolle Umarmungen so zu genießen, wie er es tat, so freute er sich doch über jede einzelne Geste, mit der dieser ihm seine Zuneigung zeigte. Ein flüchtiges Schulterklopfen. Ein scherzhafter Rippenstoß. Ein stolzes Lächeln. Ein vergnügtes Zwinkern über den voll besetzten Esstisch hinweg.

Aber in der letzten Nacht war ihm ohnehin schon klar geworden, dass er in dieser Beziehung absolut nichts zu befürchten hatte, weil Sirius wahrscheinlich genauso einen Sohn in ihm sah, wie er selbst für ihn zur Vaterfigur geworden war. In dem Moment, als sein Pate nämlich behutsam die Tür zu seinem Zimmer öffnete, um sich noch einmal davon zu überzeugen, dass es ihm – einem mittlerweile Siebzehnjährigen – gut ging und er friedlich schlafend in seinem Bett lag.

Er hatte zu diesem Zeitpunkt nicht wirklich tief geschlafen, sondern eher vor sich hingedämmert. Und deshalb hatte er auch im Halbschlaf mitbekommen, wie Sirius leise an sein Bett getreten war und ihn eine Weile nur schweigend angesehen hatte, bevor er seine Decke vorsichtig etwas höher gezogen und ihm nach kurzem Zögern leicht über das dichte, widerspenstige Haar gestrichen hatte.

Das war die Berührung eines liebenden Vaters gewesen, eine Berührung, die ihn einerseits mit Freude und Wärme erfüllt hatte und andererseits auch mit Trauer und heißer Wut. Wie viele Jahre hatte er auf diese Nähe verzichten müssen, hatten SIE BEIDE auf diese Nähe verzichten müssen? Er selbst in dieser Dursley-Hölle in Surrey. Und Sirius bei den Dementoren in Askaban...

Das, Lord Voldemort, alias Tom Riddle, steht mit auf der großen Abrechnungsliste!

Ja. Es war gut, dass Sirius jetzt Vanna hatte! Er hatte dieses Glück mehr als verdient! Und die Art, wie die Beiden sich ansahen, die verstohlenen Berührungen, die sie austauschten ... Ja, es war wirklich gut.

Sein Pate wirkte jetzt so viel jünger und sorgloser als noch vor zwei Jahren und Harry hätte jeden Eid geschworen, dass das nicht nur mit der Erleichterung darüber zusammenhing, dass ihm jetzt nicht mehr die Auroren auf den Fersen waren, weil seine Unschuld an den Morden, die Pettigrew ihm angehängt hatte, erwiesen und vom Ministerium offiziell anerkannt war.

Und Vanna – nun, sie war einfach toll! Allein die Tatsache, dass sie diesen Reanimus-Magicus-Zauber ausgeführt hatte, hatte ihr bereits seine ewige Dankbarkeit und Hochachtung gesichert. Und dann war sie auch noch gemeinsam mit Catherine und Hermine nach Calwell gekommen, um ihnen gegen die Riesenschlangen zu helfen – als Muggel, die sie momentan ja nun unbestreitbar war. Und sie hatte Nagini zur Strecke gebracht – ganz ohne Magie, nur mit einer Mistgabel! Sie war einfach toll!

Aber nicht nur Sirius' und Vannas Beziehung war eine angenehme Überraschung für Harry, auch Remus hatte sich in den letzten Tagen sichtlich verändert. Plötzlich fiel es Harry gar nicht mehr so schwer, an ihn nicht immer als ‚Professor Lupin' zu denken. Er wirkte ebenfalls um Jahre jünger und hatte den distanzierten Lehrer in seinem Wesen scheinbar endlich abgelegt. Natürlich waren da noch immer die zahlreichen grauen Strähnen in seinem Haar, aber sonst ... Wie konnte es sein, dass ein Mann sich plötzlich so sehr veränderte, einfach nur indem er nicht ständig sorgenvoll die Stirn runzelte und düster vor sich hin brütete? In dem er lachte. LACHTE! Nicht dieses höfliche Lächeln, welches er sonst vor sich hertrug wie ein Schild, sondern echtes, herzhaftes Gelächter. Natürlich war er noch immer meist ruhig und nachdenklich. Das war eben seine Natur. Aber jetzt blitzte auch wieder der Schalk in seinen Augen, wenn er und Sirius sich gegenseitig neckten. Und er tobte sogar ungeachtet seiner glücklicherweise nur geprellten Rippen vergnügt lachend mit einem lebhaften Dreijährigen auf den Schultern durch das Haus.

Zum Teil ließ sich diese Veränderung seines Verhaltens wohl auf Sirius' Rückkehr zurückführen, immerhin waren die Beiden beste Freunde, aber den größten Verdienst daran hatte wohl doch Catherine Spencer. Immerhin war es ihr kleiner Sohn, der vergnügt kichernd auf Remus' Schultern in Richtung seines Bettes geritten war, als es Zeit für den Mittagsschlaf wurde. Und außerdem brachte ihre bloße Anwesenheit die grauen Augen seines ehemaligen Lehrers zum Leuchten. Und die Art, wie die zwei sich ansahen wenn sie dachten, niemand würde es merken, die leichten, flüchtigen Berührungen, die sie bei jeder Gelegenheit austauschten ... Und dann war da natürlich auch noch der Kuss in Calwell gewesen, den er allerdings nur nebenbei registriert hatte, weil Ginny ihm gerade seine große Klappe auf genau dieselbe Weise gestopft hatte...

Ein breites Grinsen zog über sein Gesicht. Das musste man sich einmal vorstellen! Da war er, Harry, gerade mal ein paar Tage aus dem Haus und ausgerechnet Remus Lupin legte sich eine komplette Familie zu! Eine wunderhübsche, hochschwangere Frau und einen aufgeweckten dreijährigen Jungen, der ihn regelrecht zu vergöttern schien. Und offenbar war er der geborene Vater. Es stand also nur zu hoffen, dass seine grüblerische, übermäßig selbstkritische Ader ihm nicht irgendwann Probleme vorgaukelte, die für alle außer ihm selbst gar keine waren...

Andererseits wirkte Catherine Spencer nicht unbedingt wie eine Frau, die sich nicht zu behaupten wusste. Immerhin hatte sie es geschafft, hochschwanger und mit einen dreijährigen Kind auf dem Arm den sie verfolgenden Todessern zu entkommen und London zu erreichen. Und sie hätte auch beinahe den Grimmauldplatz erreicht, bevor sie und Josh doch noch aufgespürt worden waren. Glücklicherweise hatte Remus sie – mit Snapes Hilfe, kaum zu glauben, oder? – retten können. Und obwohl sie als Folge ihrer anstrengenden Flucht beinahe ihr Kind verloren hätte, hatte sie doch nur wenige Tage später keinen Augenblick gezögert, nach Calwell zu apparieren, als sie erfuhr, dass ihre Freunde in Gefahr sein könnten. Und dort hatte sie gemeinsam mit Hermine ein paar dieser Riesenschlangen zur Strecke gebracht. Da würde sie wohl auch mit einem Lupin-Moment klarkommen, oder?

Ein weiteres winziges Lächeln stahl sich auf Harrys Lippen. Natürlich würde sie das schaffen. Schließlich hatte sie ja genau dieselbe Taktik drauf wie seine Ginny. Und die war wirklich sehr überzeugend!

Also herzlich willkommen in unserer großen, wundervollen Familie, Catherine.

Tja, und dann war da natürlich noch Rica, die jetzt ebenfalls am Grimmauldplatz lebte. Ihr in diesem Haus eine Zuflucht zu bieten, war wohl das Mindeste, was sie tun konnten, nachdem sie beinahe ihr Leben für Ginny und ihn geopfert hätte, auch wenn sie es hauptsächlich deshalb getan hatte, um der Ehe mit einer wahren Bestie zu entgehen. Um sie machte er sich wirklich Sorgen. Harry hätte einiges dafür gegeben, diesen gehetzten, furchtsamen Ausdruck aus ihren grünen Augen zu vertreiben. Aber vermutlich würde es eine Weile dauern, bis sie das Trauma überwunden hatte, das Greybacks grausame Misshandlungen ausgelöst hatten. Sie zuckte bei lauten, unerwarteten Geräuschen furchtsam zusammen und begann jedes Mal zu zittern, wenn jemand unvermutet hinter ihr auftauchte. Madam Pomfrey hatte getan, was sie konnte, und körperlich war die junge rothaarige Frau auch fast wieder hergestellt, aber es würde wohl noch eine Weile dauern, bis die dunklen Schatten in ihren Augen verschwunden waren und diese wieder so kriegerisch und entschlossen blitzen würden wie in diesem Kerker. Er wünschte sich nur, ihr wirksamer helfen zu können. Sie hätte beinahe ihr Leben verloren und alles was er tun konnte war, ihr ein Dach über dem Kopf zu bieten in einem Haus, in dem alle Bewohner Fremde für sie waren. Nette, fürsorgliche Fremde, aber eben Fremde. Außer Snape. Mit dem Tränkemeister schien sie sich merkwürdigerweise am verbundensten zu fühlen...

Aber das Wichtigste war vermutlich für sie, dass sie jetzt in Sicherheit war. Unerreichbar für dieses Monster Greyback und für Voldemort. Und solange er oder seine Freunde sie beschützen konnten, würde sich daran auch nichts ändern. Sie gehörte jetzt hierher. Und sie konnte bleiben, solange sie wollte. Als ein Teil seiner wunderbaren neuen Familie.

Ja, seine Familie. Als diese betrachtete er die Menschen, die jetzt gemeinsam den Grimmauldplatz bevölkerten. Nicht durch das gemeinsame Blut waren sie miteinander verbunden, sondern durch die Freundschaft und Zuneigung, die sie füreinander empfanden, und das gemeinsame Ziel, das sie verfolgten. Und dieses Band, so hoffte er, würde sich als fester und dauerhafter herausstellen, als jede Blutsverwandtschaft. Immerhin hatten die Dursleys ihn auf die harte Tour gelehrt, dass gemeinsames Blut nicht immer ausreichte, um sich auch miteinander verbunden zu fühlen.

Er musste unbedingt daran denken, sich bei Ron und Hermine zu bedanken. Wenn sie nicht so stur an ihrer Freundschaft zu ihm festgehalten hätten, wenn es ihm gelungen wäre, sie auf Abstand zu halten, sie von diesem Haus fernzuhalten, dann wäre nichts so gekommen, wie es jetzt war...

Apropos Ron und Hermine. Irgendein Liebesvirus schien in der Luft zu liegen, denn offenbar bahnte sich auch zwischen diesen Beiden endlich etwas an. Schwebte Ron vielleicht deshalb in höheren Sphären? Immerhin … Seit ihrer Rückkehr aus Calwell gestern wich Mine kaum noch von Rons Seite. Sie verbrachte mehr Zeit in dessen Krankenzimmer als Molly und Madam Pomfrey zusammen. Was so eine Schulterwunde doch für merkwürdige Nebenwirkungen haben konnte...

Aber andererseits war es ihm mit Ginny ja auch nicht anders gegangen, nicht wahr? Als sie in Calwell unwissentlich diesen Horcrux berührt hatte und vor Schmerzen schreiend zusammengebrochen war, hatte er da nicht auch gefürchtet, das Herz würde ihm stehen bleiben? War das nicht auch der Moment gewesen, in dem er sich endgültig eingestanden hatte, dass all seine Bemühungen, sich von ihr fernzuhalten, von vornherein zum Scheitern verurteilt waren? Dass sie ein Teil von ihm war, womöglich sogar der wichtigste Teil? Allein die Vorstellung, dass dieses verfluchte DING sie beinahe getötet hätte, trieb seinen Puls noch immer zu Höchstleistungen an.

Dieses verdammte Monster Voldemort und seine verfluchten Sicherheitsmaßnahmen! Eine besonders perfide Variante davon hatte bereits Dumbledore das Leben gekostet und beinahe hätte er jetzt auch noch Ginny verloren!

War es ihm darum gelungen, diese beiden Horcruxe durch seine bloße Berührung zu zerstören? Weil er sich ihre Vernichtung so innig gewünscht hatte, nachdem Ginny durch eines der Objekte verletzt worden war? Oder hatte Remus Recht mit seiner Vermutung, dass Voldemort ihm diese Fähigkeit unabsichtlich zusammen mit seinen Parselkenntnissen verliehen hatte?

Alles in ihm sträubte sich instinktiv dagegen, noch etwas in sich zu haben, das von seinem Todfeind stammte.

Aber ob nun von Voldemort übernommen oder aus ihm selbst geboren, war diese Fähigkeit wohl der Grund dafür, dass er derjenige war, den man den Auserwählten nannte. Wenn er als Einziger die Horcruxe durch bloße Berührung vernichten konnte, musste Voldemort ihn doch fürchten, nicht wahr?

Wieder durchzuckte ihn die Erinnerung an einen niedergeschlagenen und von Schuldgefühlen geplagten Dumbledore, in der dieser ihm erklärte, dass Voldemort selbst es war, der ihn durch seinen Glauben an die Prophezeiung und durch seinen Angriff, bei dem er seine Eltern verloren hatte, die Kräfte verliehen hatte, mit denen er vernichtet werden konnte.

Das war kurz nach Sirius Tod gewesen und er war viel zu aufgewühlt gewesen, um die volle Tragweite dieser Worte zu begreifen. Aber jetzt verstand er sie. Er war derjenige, der die Horcruxe des Dunklen Lords zerstören und ihn so wieder zu einem sterblichen Menschen machen konnte. Zu einem Menschen, der für all die furchtbaren Dinge zur Verantwortung gezogen werden konnte, die er getan hatte. Und genau das würde er tun!

„Harry?"

Erneut schrak er aus seinen Gedanken auf und bemerkte, dass er noch immer das Besteck in den Händen hielt und vermutlich minutenlang in Gedanken versunken vor sich hingestarrt hatte, denn Ginny hatte den Tisch mittlerweile allein gedeckt und sogar schon die Platten und Schüsseln mit den Speisen aufgetragen.

„Entschuldige, Gin. Ich war wohl in Gedanken." Schuldbewusst ließ er zu, dass sie ihm die Gabeln aus der Hand nahm und sie links neben die Teller legte.

„Das habe ich bemerkt!" Ihr Lächeln blitzte auf und nahm ihm einmal mehr den Atem. „Und wenn ich nicht befürchten würde, dass das Essen kalt wird, hätte ich dich auch nicht gestört. Du sahst so konzentriert aus. Zuerst hast du gelächelt, aber dann ... Woran hast du gedacht, Harry?"

„Anfangs?"

„Nein, als du plötzlich so ernst geworden bist."

Typisch Ginny. Natürlich wollte sie wissen, was ihn bedrückte. Er zögerte unmerklich. So ganz ließen sich alte Gewohnheiten eben doch nicht abschütteln.

„An Dumbledore", antwortete er dann leise. „An das, was er über Voldemort und die Prophezeiung gesagt hat. Dass ich Voldemort nur deshalb vernichten kann, weil er daran glaubt. Ich kann diese Horcruxe zerstören, einfach indem ich sie berühre, Gin. Und wenn ich die ersten sechs vernichte ..."

„Dann ist er wieder sterblich?" Fragend sah sie ihn an. „Das ist doch gut, oder?"

„Natürlich ist das gut, Ginny. Aber wie habe ich diese Fähigkeit überhaupt bekommen? Und wann? Die Parselkenntnisse habe ich schon immer gehabt, schon bevor ich überhaupt wusste, dass ich ein Zauberer bin, vermutlich bekam ich sie also bei dem Angriff Voldemorts als ich noch ein Baby war. Aber was ist mit der Möglichkeit zur Zerstörung der Horcruxe? Damals mit diesem Tagebuch hat es doch nicht so funktioniert. Da musste ich den Zahn des Basilisken verwenden, um es zu zerstören!"

Erst als Ginny sich auf die Lippe biss und zu Boden starrte, wurde ihm klar, dass er sie gerade wieder daran erinnert hatte, wie Voldemort sie benutzt hatte, um die Kammer des Schreckens zu öffnen.

„Tut mir Leid, ich wollte nicht..."

„Nein, ist okay. – Vielleicht …" Auch sie zögerte kurz. „Vielleicht lag es einfach daran, dass Du das Tagebuch damals nicht wirklich zerstören wolltest, sondern den Geist, der darin wohnte, um mich zu retten. Du wusstest doch nichts von einem Horcrux, Harry. Und, was viel wichtiger ist: Voldemort hat damals nicht gewonnen. Du hast das verhindert, Harry. Du hast mich gerettet. Und ich ... ich habe mich in dich verliebt..."

Sie schüttelte den Kopf, als er sie berühren wollte. „Aber das ist jetzt nicht so wichtig, Harry. Was diese Fähigkeit betrifft, so solltest du darüber am besten mit Sirius und Professor Lupin reden. Aber wenn du meine Meinung hören willst: Ich halte es nicht für besonders wichtig, wie oder wann du zu dieser Kraft gekommen ist. Wichtig ist, dass du sie besonnen einsetzt und diesen verdammten Verbrecher ein für alle mal fertig machst! Und wenn wir Glück haben und Nagini wirklich ein Horcrux war, dann bleibt nur noch einer, den du vernichten musst, bis Voldemort wieder ein ganz gewöhnlicher, sterblicher Zauberer ist und aus dem Verkehr gezogen werden kann."

Und dann küsste sie ihn doch noch, und er kämpfte kläglich gegen die Bilder, die in ihm aufwallten, an. Aber bevor er endgültig nach ihr greifen und sie in die Arme ziehen konnte, hatte sie sich auch schon wieder von ihm gelöst.

„Ich schlage vor, du sammelst die hungrigen Massen ein und ich lege noch mal einen Wärmezauber über das Essen."

Oh nein, so einfach würde sie ihn jetzt nicht loswerden! Er wollte verdammt sein, wenn er hier als einziger mit leichtem Schwindel und butterweichen Knien hinausging. Er zog sie in seine Arme und der nächste Kuss fiel ungleich leidenschaftlicher aus. Als sie sich schließlich von ihm löste, waren sie beide außer Atem.

Und Ginny lächelte. So wie es eigentlich verboten sein sollte zu lächeln. „Wenn Du nicht sofort die Finger von mir nimmst, brauchen wir keinen Wärmezauber mehr, glaube mir." Sie zwinkerte und verpasste ihm einen sanften Schubs zur Küchentür. „Nun geh schon, Harry. Solange ich dich hier noch rauslasse. Sonst bleibt die Küche heute nämlich kalt!"

Heftig atmend und äußerst widerwillig machte er sich auf den Weg. Gegen kalte Küche war doch eigentlich nichts einzuwenden, oder? Er LIEBTE kalte Küche! Was hätte er nicht alles gegeben für Schnittchen und Salate.


Hihihi, akute Hormonvergiftung. Der Arme. Das Ginny ihn aber auch so auf die Probe stellen muss. Nun gut, dann lassen wir die Jungs und Mädels mal essen. Und ihr lasst uns bitte, bitte eine Review da, okay?