A/N: Guten Morgen, meine Süßen. Na, schon hungrigauf dasneuen Kapitel? °Zwinker!° Sehr schön. Nur ganz wenig Geschwätz von den Autorinnen, ich verspreche es - dann geht es auch sofort weiter mit Mister Kuschelwolf und einer Prise Sirius.
Zu letzterem muss ich nämlich einen Dank aussprechen. Vielen Dank, Dalli, dass Du uns auf die fehlende Beschäftigung von Padfoot und Moony mit Rica "Lily" Rabastan aufmerksam gemacht hast. Manche Dinge verliert man echt aus den Augen. Sirius inneren Monolog habt ihr also ihr zu verdanken!
Jetzt aber los und viel Spaß beim Augen verdrehen und Seufzen, wenn Remus J. Lupin mal wieder in einem dieser schrecklichen Lupin-Momente versinkt
Lupin-Momente
Himmel, wie konnte man nur so glücklich sein? Leise seufzend ließ Remus bei diesem Gedanken seinen Kopf gegen die Stuhllehne sinken und beobachtete mit einem winzigen Lächeln Catherine und den kleinen Josh dabei, wie sie gemeinsam in einem großen Sessel ihm gegenüber saßen und in einem Bilderbuch lasen. Die Miene des Kleinen war dabei so von feierlichem Ernst gefüllt, dass es ihn fast zum Lachen reizte. Bei Merlin, er liebte dieses Kind!
Hochkonzentriert kniete der Dreijährige neben seiner hochschwangeren Mutter auf der breiten Armlehne und fuhr mit einem leicht klebrigen Kinderfinger über die bunten Bilder, während er Fragen stellte und – aufgeweckt wie er war – mit schlafwandlerischer Sicherheit kleinere Fehler in Catherines Erzählung fand.
Remus Blick wanderte über ihren runden, gewölbten Leib und sein Lächeln wurde noch ein wenig tiefer, zärtlicher.
Bald.
Bald würde das Baby kommen.
Und er war aufgeregt wie schon seit Jahrzehnten nicht mehr. Beinah fühlte er sich, als wäre es sein eigenes Baby und nicht das eines anderen Mannes. Er sorgte sich um die Geburt, darum ob Madam Pomfrey rechtzeitig da sein würde, wenn es soweit war, grübelte darüber nach, was er in diesem entscheidenden Augenblick für sie tun konnte, um ihr zu helfen, ihre Schmerzen zu lindern, malte sich das Gefühl aus, wenn er das kleine Wesen das erste Mal in seinen Armen hielt. Würde es ein Mädchen, oder wieder ein kleiner Junge werden? Und würde es ihn genauso akzeptieren, wie seine Mutter und sein Bruder es taten?
Josh. So ein wunderbarer, kleiner Junge!
Gestern hatte er Remus, ohne zu überlegen, Daddy genannt – Merlin, er bekam immer noch Herzklopfen bei der Erinnerung. Und als Cathy ihn vorsichtig darauf hingewiesen hatte, hatte der kleine Kerl nur mit den schmalen Schultern gezuckt und feierlich erklärt, dass er ab jetzt einfach sein Daddy sein musste, weil der Andere – er hatte den Namen nicht einmal genannt – ja keine Lust mehr hatte, bei ihnen zu sein. Und dass Remus ihm sowieso viel lieber sei, weil er immer Zeit für ihn hätte und nicht bloß schimpfen würde.
So wunderbar für Remus diese Kinderworte auch waren – er hatte die ungeweinten Tränen in Catherines Augen gesehen und sie schlicht in den Arm genommen. Wusste dieser Mistkerl überhaupt, wie glücklich er sich schätzen konnte, als sie noch seine Frau gewesen war? Wie konnte ein Mann seine Cathy verlassen? Wie konnte er sie verletzen? Möge der elende Dreckskerl auf ewig in der Hölle schmoren! Und gnade ihm Gott, wenn er ihm jemals gegenübertreten würde.
Während Remus sich mit diesen Gedanken beschäftigte, durchfuhr ihn plötzlich ein reißender Schmerz. So unerwartet, dass er den leisen Schmerzenslaut nicht gänzlich verhindern konnte. Es brauchte all seine Willenskraft, nicht aus dem Stuhl zu rutschen, sondern sitzen zu bleiben und dieses Lächeln irgendwie auf seinem Gesicht zu behalten.
Catherine, die es sehr wohl gehört hatte, blickte besorgt zu ihm hinüber und er wollte alles tun, damit sie sich nicht um ihn sorgte. Er war ein Schwachkopf. Für eine winzige Sekunde hatte er allen Ernstes den bevorstehenden Vollmond vergessen. Hatte er vergessen, wer er war. WAS er war. Morgen wäre es einmal mehr so weit. Dann würde die Bestie in ihm hervorbrechen. Der Schmerz erinnerte ihn daran, Und er erinnerte ihn auch wieder an die Dinge, die er noch erledigen wollte, erledigen MUSSTE, anstatt hier zu sitzen und den beiden Menschen zuzusehen, die er mehr liebte, als alles andere auf der Welt.
Er atmete ein paar Mal tief durch, nachdem Josh die Aufmerksamkeit von Catherine zurück auf sich gezogen hatte, und stand dann langsam und sehr bedächtig auf. Leise Echos der Schmerzattacke pulsierten immer noch durch seinen Körper, wie Hohngelächter des Wolfes, der wusste, dass seine Zeit unmittelbar bevorstand und bereits an den Gittern des Käfigs rüttelte, in dem er ihn an den Tagen einsperrte, an denen der Vollmond keine Macht über ihn hatte.
„Wo gehst Du hin?" fragte Catherine prompt, als sie das leise Scharren der Stuhlbeine über den Boden hörte, das entstand, als er seinen Stuhl zurück schob. Remus ging zu ihr hinüber, beugte sich zu ihr hinunter, obwohl Knochen und Muskeln gegen diese Bewegung protestierten, und drückte ihr einen zärtlichen Kuss auf die Stirn.
„Ich gehe nur kurz in die Bibliothek und suche nach einem Buch."
Es war nicht gänzlich gelogen, versuchte er das aufkeimende schlechte Gewissen zu beruhigen. Er würde in die Bibliothek gehen. Danach aber würde er hinuntergehen in den Keller, um den Raum, den er für seine Verwandlung präpariert hatte, fertig zu stellen. Schallschutzzauber und auf ihn persönlich bezogene Schutzzauber würden die restlichen Bewohner hoffentlich ausreichend schützen. Immerhin war es Snape dieses Mal nicht möglich gewesen, ihm den Wolfsbann zu bereiten. Also musste er eben selbst die notwendigen Vorkehrungen treffen. Und in dieser Vollmondnacht den Horror und die Qualen einer ungebannten Transformation ertragen. Hoffentlich half dieser neue Trank, den Madam Pomfrey aufgetrieben hatte, wenigstens etwas gegen die furchtbaren Schmerzen.
Cathy wusste nichts von dem Ganzen. Er konnte sich sehr gut vorstellen, wie sie reagieren würde, wenn er versuchte, sich von ihr und den anderen zurück zu ziehen. Sie würde es nicht einsehen. Schon mehrfach hatte er versucht, ihr die furchtbare Gefahr zu erklären, die an Vollmond von ihm ausging. Dass er dann eine reißende Bestie war, die vor nichts und niemandem Halt machen würde – außer vor Padfoot vielleicht. Sie hatte ihn nur lächelnd angesehen und ihm erklärt, er mache sich zu viele Sorgen. Und dann hatte sie ihm über die Sorgenfalten auf der Stirn gestrichen und ihn geküsst. Und so jeden weiteren Einwand von seiner Seite wirkungsvoll verhindert.
Er würde diese Diskussion nicht schon wieder führen, sondern tun, was getan werden musste. Es war besser so. Und die Bücher würde er mitnehmen, um in der verbleibenden Zeit endlich gründlich nach dem Phänomen zu forschen, das Sirius und Evanna gestern, als sie alle zusammen in der Küche gesessen hatten, geschildert hatten. Und natürlich um auf sinnvolle Weise die Zeit totzuschlagen bis zur Verwandlung.
Offenbar hatte der Reanimus-Magicus-Zauber durchaus doch die eine oder andere Nebenwirkung, von der der alte Salazar Slytherin keine Ahnung gehabt hatte. So wie es schien und die Beiden ihm berichtet hatten, hatte sich ihr Bewusstsein miteinander verwoben. Und das von Sirius offenbar stärker mit Evanna als umgekehrt. Sie konnte ihn „spüren" – selbst wenn beide räumlich voneinander getrennt waren. Vanna hatte es beschrieben, als trage sie Sirius in sich.
Er hingegen schien sie vielmehr zu „hören".
Diese Neuigkeit hatte zu hitzigen Diskussionen geführt, worin wohl der Grund dafür zu finden war. Ebenso wie das weitere Vorgehen bezüglich des Huffelpuff-Horcrux dazu geführt hatte. Letztendlich war man darin übereingekommen, dass sich Hermine und Ron damit befassen sollten, einen wirksamen Zauber für den finalen Kampf aufzutreiben. Die beiden waren seit Rons Verletzung sowieso unzertrennlich, also konnten sie auch getrost ein Team bilden. Auch wenn die Idee, Ron zu Recherchezwecken über einen Stapel Bücher zu setzen, doch etwas gewagt erschien.
Harry, Ginny und Sirius würden – ebenfalls in Teamarbeit – gemeinsam nach dem hoffentlich letzten Horcrux suchen, wobei es hauptsächlich darum ging, eine detailgenaue Abbildung dieses Hufflepuff-Bechers zu finden, die Sirius als Basis für den Aufspürzauber verwenden konnte.
Und Remus – er würde sich wie schon erwähnt näher mit dem Reanimus-Magicus-Zauber befassen.
Moony hatte bereits den vergangenen Abend darüber grübelnd im Bett gelegen, mit Cathy in seinen Armen, die friedlich an ihn geschmiegt schlief. Wenn er ehrlich war, hatte er bereits eine Theorie – rein logisch betrachtet war Evannas Fähigkeit wohl als Ausgleich für den Verlust ihrer Magie zu sehen. Die Natur duldete nun einmal auch in der Magie kein Vakuum. Der Zauber einte die Beiden offenbar mehr, als sie alle gedacht hatten. Allerdings hatte er zurzeit noch keine Ahnung, ob sich diese Tatsache für sie letztendlich als positiv oder negativ herausstellen würde.
Sie würden es abwarten müssen – und er würde solange alles tun was in seiner Macht stand, um im entscheidenden Augenblick gewappnet zu sein.
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Eigentlich war es schon viel zu spät, um noch in der Küche herumzulungern. Aber Sirius war einfach nicht nach Gesellschaft zumute – nicht einmal nach der seiner anbetungswürdigen Frau - und dieser sonst so frequentierte Raum hatte sich heute Abend als sehr nützlich und vorteilhaft für seine Eigenbrötlerei erwiesen. Remus machte – wie schon in den letzten Tagen – gemeinsam mit Catherine und dem kleinen Josh auf Familie, Harry und Ginny waren gleich nach dem Abendessen gemeinsam in dessen Zimmer verschwunden und fummelten hoffentlich aufs Heftigste - obwohl der Junge in diesen Dinge offenbar zuviel Moony abbekommen hatte … Und Ron und Hermine saßen in der Bibliothek – freiwillig, in Rons Fall etwas, das Sirius immer noch nicht ganz glauben wollte, und recherchierten. Versuchten einen Zauber zu finden, der Voldemort endgültig ins Jenseits befördern würde.
Seit dieser Riesenschlangen-Geschichte vor einigen Tagen schienen die zwei unzertrennlich. Ausgerechnet diese zwei. Und sie stritten nicht einmal halb so viel wie gewöhnlich. Genau genommen hatten sie sich schon seit Tagen überhaupt nicht mehr gestritten. Stattdessen schlichen sie umeinander herum wie zwei Katzen um den heißen Breitopf. Eigentlich ein ziemlich belustigender Anblick …
Aber die Person, um die sich seine Gedanken heute Abend schon eine ganze Weile drehten, war keiner von Harrys jungen Freunden, sondern das arme, völlig verschüchterte Wesen, welches ausgerechnet von Snape hergebracht worden war.
Rica Rabastan.
Ihre körperlichen Verletzungen heilten Madam Pomfrey zufolge zwar einigermaßen zufrieden stellend, aber die seelischen offenbar nicht halb so gut. Und jetzt, nach dem Abschwellen der zahllosen Verletzungen, die dieses Mistvieh Greyback ihr zugefügt hatte, war ihre Ähnlichkeit zu einer anderen jungen Frau aus Sirius Vergangenheit unleugbar. Eine Tatsache, die ihm heute Abend deutlich zu schaffen machte. Es hätte nicht unbedingt Moonys gemurmelter Bemerkung bedurft, um ihn die geradezu verblüffende Ähnlichkeit erkennen zu lassen, auch wenn er in letzter Zeit vermutlich wirklich nur Augen für Evanna hatte … Allerdings unterschied die beiden rothaarigen und grünäugigen Frauen eines ganz deutlich. Rica war weiterhin geradezu ungesund schreckhaft und völlig in sich zurückgezogen. Keiner schien sie wirklich zu erreichen. Keiner bis auf …
Uääääääh, allein der Gedanke, dass eine so hübsche Frau auch nur einen zweiten Blick an die Fledermaus verschwendete, war ihm unbegreiflich. Unwillkürlich schüttelte Padfoot sich angewidert. Er verstand es einfach nicht! Und noch weniger verstand er die Reaktion von Schniefelus auf Rica. Denn mit den roten Haaren, den sprühenden grünen Augen war sie unleugbar ein Ebenbild von … Lilian Potter. Zumindest glaubte er, dass Ricas Augen einmal sprühend gewesen waren. Denn jetzt waren sie meist verborgen unter langen, geschwungenen Wimpern, oder huschten furchtsam von einem zum anderen, als würde sie jederzeit einen körperlichen Übergriff erwarten. Verdammter Greyback! Wie viel Leid dieses widerliche Monster unter seinen Freunden schon verursacht hatte … Remus, Bill und jetzt auch noch diese junge Frau – Lilys Ebenbild…
Sirius holte tief Luft, während er vergeblich gegen all die Erinnerungen ankämpfte, die ihn zu überwältigenden drohten. Lily! Es war schon schwer genug, Harry anzusehen und in eine Art Spiegelbild von James zu blicken – jetzt auch noch einer zweiten Lily gegenüberzutreten war hart! Mehr als das …
„Sirius Black! Du bist so ein eingebildeter, unsensibler …"
„… unwiderstehlicher, anbetungswürdiger Gott, Lil?"
„Irgendwann wird Dein Ego Dir das Genick brechen, weil Du darüber stolperst!"
„Gar nicht schlimm. Solange Du mich immer noch gern hast."
Sirius konnte das perlende Lachen der Frau seines toten besten Freundes so echt in seinem Kopf widerhallen hören, dass er die Augen fest zusammenpressen musste, um die Tränen zurückzudrängen, die ihm jedes Mal die Kehle und die Brust zusammenschnürten, wenn er daran dachte, auf welche Weise er sie verloren hatte. Sie waren tot, weil er ausgerechnet Peter vertraut hatte ... Manchmal, in solchen Momenten, wünschte er sich fast, dass Askaban ihm den letzten Rest gesunden Menschenverstandes entrissen hätte. Dann könnte er sich diesem Lachen in seinem Kopf hingeben. Dann könnte er sich einfach in die Phantasiewelt flüchten – und er wäre wieder bei ihnen. Müsste nicht mit der Gewissheit leben, dass sie fort waren. Und dass er sie vielleicht niemals wieder sehen würde.
Gerade als er glaubte, dass er ersticken müsste an der Schuld, der Sehnsucht, schlangen sich plötzlich zwei Arme um seinen Hals und ein warmer, vertrauter Körper schmiege sich gegen ihn. Fast augenblicklich löste sich der Knoten in seinem Inneren. Erschöpft ließ er die Schultern hängen.
„Komm ins Bett", flüsterte Vanna leise hinter ihm und er nickte nur stumm und verflocht seine Finger mit ihren. Wie konnte es sein, dass sie mit ihrer bloßen Anwesenheit die Qualen in seinem Innern lindern konnte? Dass sie mit einer einzigen Berührung die Stimmen zum Verstummen brachte, die ihn so viele Jahre gequält hatten … Er wollte eigentlich gar nicht darüber nachdenken. Wichtig war nur, dass sie es schaffte.
Ein kleines Lächeln umspielte Sirius Mundwinkel, ehe er sie ohne Vorwarnung einfach hochhob. Evanna quietschte leise und schlang die Hände um seinen Nacken, ehe ihr weiches Lachen die Halle durchdrang, während er mit großen Schritten die Treppe nach oben erklomm.
Mit ihr an seiner Seite konnte alles nur ein gutes Ende nehmen, dessen war sich Sirius vollkommen sicher. Und dann waren da ja auch noch seine Freunde und Verbündeten, die schon so lange auf der gleichen Seiten kämpften in diesem Krieg, der die magische Gesellschaft in zwei Lager gespalten hatte und zu dessen Opfern auch James und Lily zählten – und unzählige andere. Niemand von ihnen würde aufgeben und den Tod der Freunde ungesühnt lassen. Genauso wenig wie die jüngere Generation. Zum Beispiel die Kinder der Weasleys. Bill, Charly, die Zwillinge. Ron und sogar die kleine Ginny. Und auch auf Hermine konnte er sich verlassen. Sie alle würden nicht ruhen. Und sie würden gemeinsam einen Weg finden der ermöglichte, dass Harry Voldemort besiegen konnte.
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Als Catherine am nächsten Morgen erwachte, wusste sie sofort, dass etwas nicht stimmte. Genau in dem Augenblick, in dem sie die Augen aufschlug. Etwas fehlte. Jemand fehlte! Sie wandte sich um und suchte tastend nach Remus´ warmen Körper, an den sie sich seit dieser ersten gemeinsamen Nacht so sehr gewöhnt hatte. Aber da war nichts. Als sie endgültig die Augen aufschlug wurde ihr klar, dass er wohl schon eine ganze Weile nicht mehr neben ihr lag. In dieser Nacht vielleicht überhaupt nicht neben ihr gelegen hatte! Fast augenblicklich war eine alte Erinnerung da und sie biss sich auf die Lippe.
Genauso wie Elias. Auch er war eines Morgens einfach nicht mehr da gewesen. Okay, sie hatten damals am Abend zuvor heftig gestritten, aber dennoch...
Sie bekämpfte die aufkeimende Furcht und das schreckliche, bohrende Gefühl, erneut verraten worden zu sein, so gut es ging, setzte sich auf und rief leise nach ihm. Es kam keine Antwort.
‚Keine Panik, Cat! Er ist nicht so wie Dein Exehemann. Remus besitzt Anstand und Ehre! Er besitzt sie sogar im Übermaß! Er würde nie …'
Vielleicht war er ja schlicht im Badezimmer. Oder schon unten in der Küche, weil Josh früh wach geworden war und er sie noch schlafen lassen wollte. Verflucht sei seine dämliche Rücksichtsnahme.
Also schwang sie ihre Füße aus dem Bett – sofern man im 9. Monat einer Schwangerschaft noch irgendetwas schwingen konnte – kämpfte sich in die Senkrechte und schlüpfte hinüber ins Nebenzimmer, in das Sirius ihren kleinen Jungen in weiser Voraussicht umquartiert hatte, seit ihre Beziehung zu Remus so wunderbar eng geworden war, dass sie keine Nacht mehr getrennt voneinander verbrachten. Doch Joshua lag immer noch friedlich schlummernd in seinem Bett. Zumindest bis er seine Mum bemerkte. Und ihr verschlafen ein kleines Lächeln schenkte, ehe er verkündete, dass er gaaaanz dringend einmal aufs stille Örtchen musste.
Also verschob sie ihre Suche nach Remus schweren Herzens, half ihren 3-jährigen aus dem Bett und begleitete ihn ins Badezimmer. In dem er ganz furchtbar trödelte, weil er seiner Mum unbedingt erst einmal vorführen musste, dass er schon ein großer Junge sei und Remus ihm gezeigt hätte, wie ein solcher seine Zähne putze. Er war schrecklich akribisch in dieser Sache – und Catherine wusste nicht, ob sie sich darüber ärgern oder dahin schmelzen solle, weil er so offenkundig bemüht war, seinem „neuen Daddy" alles Recht zu machen. Was würde Josh sagen, wenn Remus wirklich …? Würde sie wieder einen verstörten, kleinen Jungen trösten müssen? Einen kleinen Jungen, der diesmal noch viel mehr verloren hatte, als bei Elias' Verschwinden? Allein die Vorstellung, dass dieser seine kostbare Zeit damit verschwendet hätte, seinem Sohn zu zeigen, wie man sich richtig die Zähne putzte, war absurd ... Aber Remus hatte es getan.
Und trotzdem war er jetzt fort...
Sie kämpfte gegen diesen Gedanken. Nein! Nicht Remus! Das würde er nie tun! Es gab bestimmt eine andere Erklärung! Eine GUTE Erklärung!
Und die gab es wirklich. Allerdings erst eine ganze Weile später. Als Catherine zusammen mit Josh die Küche betrat, saßen alle versammelt am Frühstückstisch. Alle, bis auf Remus. Ein vielstimmiges „Guten-Morgen" tönte ihnen entgegen und der Kleine ließ ihre Hand fast augenblicklich los, um zu Harry hinüber zu spurten. Er hatte recht schnell gelernt, dass der Junge seine Brote am dicksten mit der leckeren Muggel-Nuss-Nougat-Creme bestrich, und hatte ihn von diesem Moment an zu seinem persönlichen Brötchen-Schmierer deklariert.
Catherine hingegen blieb mitten im Türrahmen stehen, bis Sirius ihr auffordernd einen Stuhl entgegen schob. Wie ferngesteuert ließ sie sich darauf nieder und sah dabei zu, wie er ein Brötchen aus einem Korb fischte und es für sie aufschnitt. Als er dies´ erledigt hatte, schob er ihr den Teller auffordernd entgegen. Sie warf nur einen winzigen, flüchtigen Blick darauf, ehe sie ihn wieder ansah.
„Wo ist Remus?" fragte sie.
„Iss!" forderte er ausweichend, indem er ihr auch noch den Honig näher schob.
Normalerweise liebte sie Honig-Brötchen. Aber jetzt wollte sie, Merlin noch mal, keines! Jetzt wollte sie Antworten!
„Sirius, wo ist …", setzte sie dieses Mal deutlich ungeduldiger an, doch er unterbrach sie mit einem: „Schwangere müssen besonders gut essen, Süße!"
„HIMMEL HERRGOTT NOCHMAL!" Sie hatte nicht laut werden wollen, ehrlich nicht, aber verhindern konnte sie es auch nicht. Mit funkelnden Augen blitzte sie ihn an und es war ihr egal, dass Rica vor Schreck fast auf Rons Schoß gelandet war und der Rest sie anstarrte, als habe sie nicht nur eine Schraube locker! Es war ihr sogar egal, dass Josh mit konzentriert gerunzelter Stirn ihre Worte mehrmals lautlos wiederholte und dazu den entsprechenden Gesichtsausdruck übte, der diese Wahnsinnsreaktion hervorgerufen hatte. Weil ihr nämlich gerade eine weitere Möglichkeit eingefallen war, warum Remus nicht hier war. Was, wenn er krank war? Oder verletzt?
„Beantworte schlicht meine Frage!"
„Es geht ihm gut. Das muss Dir reichen."
„Sirius Black!"
„Ich hab´s ihm versprochen!"
„Oh bitte!" mischte sich Vanna in den Disput ein und wurde mit einem warnenden Blick bedacht. Sie funkelte zurück. „Hey, ICH hab´ ihm nichts versprochen! Und ICH finde sein Verhalten einfach lächerlich. Er ist doch nur abgehauen, weil er Schiss …"
Sie wusste ja nicht, was diese unbedachte Wortwahl auslöste. Catherine taumelte so heftig, dass Ginny erschrocken nach ihr griff und Harry ebenfalls schon halb auf den Füßen war, um sie aufzufangen. Sie bemerkte beides kaum. In ihrem Kopf hallten nur zwei Worte wieder.
„Abgehauen" und „Schiss".
Okay, das bedeutete dann wohl, dass ihm wirklich nichts zugestoßen war.
Dass er aus freien Stücken verschwunden war.
Nein. Nein! NEIN! Nicht Remus! Bitte...
Vanna legte ihren Arm um die totenbleiche Catherine und funkelte ihren Ehemann zornig an. „Ihr Männer seid manchmal so blöd, ehrlich! Ihr wollt uns beschützen, aber alles was passiert ist, dass ihr uns verletzt! Siehst Du, was sein ehrenhafter Blödsinn anrichtet?"
Sirius schluckte. „Moony hat mich aber darum gebeten …"
„Moony kann mich in dieser Beziehung mal!" Kopfschüttelnd wandte Evanna sich an ihre hochschwangere Freundin, die den Disput mit tränenfeuchten Augen verfolgt hatte und noch immer zwischen Hoffnung und Verzweiflung schwankte. „Komm´ mit, Cathy! Ich bring´ Dich zu ihm!" Ein weiterer finsterer Blick in Sirius' Richtung. „Und Du darfst diesen ... diesen MANN getrost auch von mir in den Hintern treten!"
Das klang in Catherines Ohren ausgesprochen gut. Dankbar lächelte sie und folgte Vanna, die schnurstracks aus dem Zimmer marschierte, mit kampfbereit gestrafften Schultern.
Sofern Remus Lupin nicht tatsächlich krank oder schwer verletzt in einem Bett lag, würde sie ihm kräftig vors Schienbein treten – soviel stand fest!
Das er es aber auch immer wieder pünktlich zu Vollmond schafft, so ... so ... LUPIN zu werden! Entschuldigung, aber für dieses Verhalten fehlt mir das Adjektiv. Und euch? Vorschläge? Dann reviewt ganz schnell, okay!
