Immer wieder Sonntags ... Hallo, Ihr Lieben! Es ist mal wieder soweit! Aber bevor ich Euch mit Sirius und Harry nach Rumänien schicke, will ich Euch selbstverständlich daran erinnern, dass diese Geschichte von zwei absolut reviewsüchtigen Autorinnen verzapft wird. °Zwinker° Also tut uns den Gefallen und hinterlasst jede Menge Kommis, ja? Besonders für unsere süße Bine, die gerade mal wieder in Arbeit versinkt ... Ob es in Düren vor neun Monaten einen längeren Stromausfall gegeben hat?
Aufbrüche
Rumänien war bestimmt ein wunderschönes Land, überlegte Sirius, während er sich suchend umblickte, um sich in der ihm völlig unbekannten Umgebung zu orientieren. Allerdings nicht hier in dieser gottverlassenen Gegend, die nur aus verkrüppelten Bäumen und schroffen Felsen zu bestehen schien. Himmel, hier gab es ja nicht einmal Vogelgezwitscher! Die unnatürliche Stille schuf eine düstere, bedrohliche Atmosphäre, obwohl es noch immer heller Tag war. Wenn in einer Stunde die Sonne unterging – schließlich lag Rumänien in Osteuropa und war damit dem heimatlichen England zeitlich voraus – dann würde es vermutlich richtig beängstigend werden.
Er warf einen prüfenden Blick auf seinen Patensohn. Ja, Harry spürte es offensichtlich auch, denn der Junge war ziemlich blass, seine Körperhaltung verriet seine Anspannung und er umklammerte seinen Zauberstab so fest, dass die Fingerknöchel seiner rechten Hand weiß hervortraten. Und seine grünen Augen suchten aufmerksam die Umgebung ab, in die die Apparation sie verschlagen hatte.
„Kannst du die Burg irgendwo entdecken?"
„Bisher nicht. Ich schlage vor, wir folgen diesem Pfad den Berg hinauf. Dann werden wir schon irgendwann darauf stoßen." Sirius bemühte sich, so ruhig und gelassen wie nur irgend möglich zu klingen, was gar nicht so einfach war, da er ein ziemlich ungutes Gefühl in der Magengegend verspürte.
Harry nickte nur und setzte sich schweigend in Bewegung. Die düstere Umgebung legte sich irgendwie auf das Gemüt, fand er. So als ob sie jeden positiven Gedanken, jedes gute Gefühl absorbieren würde ... Ob es hier etwa Dementoren gab?
Sirius schüttelte den Kopf, als habe er seine Gedanken gelesen. „Nein. Keine Dementoren. Deren Einfluss fühlt sich anders an. Trauriger, hoffnungsloser. Das hier ist, als ob plötzlich ein mentaler Druck auf einem lasten würde ... fast wie eine beginnende Migräne. Und es gefällt mir ganz und gar nicht. Wir sollten zusehen, dass wir diesen verdammten Becher finden und dann so schnell wie möglich wieder verschwinden!"
„Ich habe nichts dagegen einzuwenden!" Harry massierte sich abwesend die Schläfe. Da war irgendetwas in seinem Unterbewusstsein, etwas, das mit diesem Druck zu tun hatte. Aber er kam einfach nicht dahinter, was es war. Wenn er doch Hermine fragen könnte – die hätte bestimmt eine Antwort. Immerhin verbrachte sie zwei Drittel ihres Lebens mit ihrer Nase in einem Buch. Und sie vergaß nie etwas, das sie einmal gelesen hatte ...
„Dieser Nicolae Andrescu hat sich ja wirklich einen tollen Ort zum Leben ausgesucht!" stellte Sirius fest, als der verkrüppelte Baumbestand sich unversehens lichtete und den Blick auf ein Tal freigab, in dem eine Ansammlung von kleinen, ärmlichen Holzhütten zu erkennen war, umgeben von einer hohen, steinernen Mauer, die eher zu einer Festung als zu diesem heruntergekommenen Dorf gepasst hätte. Die Menschen, die dort lebten, mussten äußerst religiös sein, denn an jedem Haus waren hölzerne Kreuze zu sehen, die Türen und sogar Fenster zierten. Und sie schienen außerdem irgendwelche äußerst merkwürdigen Konservierungsmethoden anzuwenden, denn überall hingen gebündelte Pflanzen an den Dach und Türbalken herum, auch wenn auf diese Entfernung nicht zu erkennen war, um was es sich dabei handelte.
„Nicolae Andrescu?"
„Der Schlossherr, in dessen Besitz sich der Becher befinden soll. Er ist so etwas wie ein rumänischer Adliger, der es irgendwie geschafft hat, seinen Besitz sogar in der heutigen Zeit in der Form zu erhalten, in der er vor Hunderten von Jahren gewesen sein muss."
„Was vermutlich etwas mit der lauschigen Gegend zu tun hat, in der er sich befindet", bemerkte Harry trocken. „Wer sollte sich in einer solchen Einöde in seine Angelegenheiten einmischen wollen?"
„Wo du Recht hast ... Der Typ scheint sowieso ein ziemlich merkwürdiger Vertreter zu sein. Genau wie seine direkten Vorfahren. Die Andrescus sind offenbar ein sehr menschenscheuer Haufen. Man sieht sie meinen Informationen nach nur äußerst selten in der Öffentlichkeit."
„Soviel zu der Hoffnung, dass der Schlossherr vielleicht gar nicht zuhause ist und wir heimlich, still und leise mit dem Horcrux verschwinden können."
Sirius grinste. „Deshalb solltest Du ja den Tarnumhang mitnehmen, Junge. Wir gehen da ungesehen rein, greifen uns das Ding und verschwinden wieder. Gar kein Problem."
„Na, wenn Du das sagst, dann wird das schon ..." Harry blieb wie angewurzelt stehen und starrte das Gemäuer an, das hinter der Wegbiegung aufgetaucht war. Um Merlins Willen, war das etwa ...
„Wahnsinn!" hauchte Sirius hinter ihm. „Das ist einfach unglaublich! Es entspricht genau der Beschreibung in diesem Buch. Aber ich habe geglaubt, dass der Autor da ein bisschen übertrieben hätte, als er von einem ‚Schloss aus glattem, schwarzem Fels, das bis in den Himmel reicht, mit einem Eingangsportal in Form eines weit geöffneten Fledermausrachens' gesprochen hat."
„Offensichtlich nicht." Fassungslos starrte Harry das Bauwerk vor sich an. Es bestand tatsächlich aus schwarzem, völlig glattem Fels, der sich Hunderte von Metern in beide Richtungen des Portals erstreckte. Und in die Höhe. Großer Merlin, so etwas hatte er sich noch nicht einmal in seinen kühnsten Träumen ausgemalt!
Und erst das Tor! Es war tatsächlich in der Form eines Fledermausrachens gestaltet. Und dieser Rachen war weit aufgerissen. Also besonders einladend wirkte das nicht auf ihn! Nicht einmal der warme Schimmer der brennenden Fackeln weiter hinten – hinter den offenbar rasiermesserscharfen Zähnen – konnte den ungastlichen Eindruck des monströsen Bauwerks auflockern. Und das, obwohl die Dämmerung sich mittlerweile immer schneller herabsenkte. Alles in ihm wehrte sich dagegen, dieses ... dieses Was auch Immer zu betreten. Wenn er die Wahl hätte ...
Aber er hatte keine Wahl, rief er sich selbst zur Ordnung. Ihm blieb nur diese eine Chance. Wenn es ihm in dieser Nacht nicht gelang, den letzten Horcrux zu vernichten und Voldemort zum Endkampf zu stellen, dann standen sie wieder ganz am Anfang. Dann war Professor Dumbledore völlig umsonst gestorben ... Nein, er musste es zu Ende bringen!
„Harry?" Sirius stand direkt vor dem Portal und blickte ihn fragend an. „Alles in Ordnung?"
„Ja." Er versuchte ein Lächeln und war dankbar für die schnell heraufziehende Dunkelheit, die die Unsicherheit darin verbarg. „Ja. Alles bestens. Wollen wir?"
„Hast du den Tarnumhang?"
„Natürlich." Harry zog das Kleidungsstück unter seinem Umhang hervor und schüttelte es aus.
„Dann leg' ihn dir um. Ich gehe vor. Falls etwas passieren sollte, dann bin nur ich zu sehen. Ich bin also der Köder. Deine Aufgabe ist es, den Horcrux zu finden und zu zerstören."
Energisch schüttelte er den Kopf. „Kommt nicht infrage, Sirius! So war das nicht geplant! Unsichtbar rein und auch wieder raus, erinnerst du dich?"
„Ganz genau. Und DU bist der Unsichtbare. Von dir hängt alles ab. Also vertrau mir und tu, was ich dir sage, okay? Ich kann zur Not noch Padfoot werden und fliehen, aber wenn Dich jemand erwischt war alles umsonst."
Widerstrebend warf Harry sich den Umhang um. „Wenn du dich erwischen lässt, kommst Du wahrscheinlich wegen Hausfriedensbruch in ein Muggel-Gefängnis, wo der Knast-Zimmerservice dir dreimal täglich eine Mahlzeit serviert, während du auf deine Auslieferung nach England wartest. Ich hingegen darf Evanna erklären, was mit dir passiert ist. Was ist wohl schlimmer, he? Eines sage ich dir jedenfalls, Sirius. Falls du wirklich gefasst werden solltest, werde ich diesen Horcrux zerstören, Remus gegen Greyback helfen, Voldemort töten und anschließend komme ich zurück und mache dir die Hölle heiß! Oder noch besser – ich bringe deine Frau mit hierher und sehe zu, wie SIE dir die Hölle heiß macht!"
„Autsch!" Sirius verzog schmerzlich das Gesicht bei dieser Vorstellung. „Du hast entschieden zuviel von deiner Mutter geerbt, Junge!"
Er erwiderte Harrys schwaches Grinsen bei diesen Worten, beobachtete, wie er unter dem Tarnumhang verschwand, und trat dann entschlossen unter das Portal – innerlich darauf gefasst, dass dieses Riesen-Maul jeden Augenblick zuschnappen und ihn zermalmen würde. Aber nichts geschah. Die erste Hürde war also genommen.
Bevor er tiefer in den dunklen, von flackernden Fackeln erleuchteten Gang eintauchte, der sich vor ihm erstreckte, drehte er sich noch einmal um. Draußen verschwand gerade der letzte, rötlichgoldene Streifen der Sonne hinter einem Berg und ein unerwarteter, eisigkalter Windstoß, der fast wie ein gespenstisches Heulen klang, fegte durch den weit geöffneten Fledermausrachen hinein und brachte die Fackeln zum Flackern.
Und dann hörte er es plötzlich, ein rauschendes, flatterndes Geräusch wie von Millionen Flügeln, das irgendwo tief in diesem riesigen Bauwerk seinen Ursprung hatte, und scheinbar immer lauter wurde, anschwoll, näher kam ...
Das Rauschen verwandelte sich in ein ohrenbetäubendes Dröhnen, so dass Sirius seinen eigen Warnschrei nicht hören konnte, mit dem er sich in die Richtung warf, in der Harrys erschrockenes Gesicht körperlos im Raum zu schweben schien. Er riss ihn von den Füßen, Begrub ihn schützend unter seinem Körper nur einen Augenblick bevor eine kreischende schwarze Wolke auf sie zukam und sie förmlich verschlang.
- - - - -
„Kann ich dich einen Moment sprechen, Severus?"
Der Ausdruck in Remus' Gesicht erstickte sogar jede sarkastische Bemerkung im Keim, die dem Tränkemeister angesichts seines vorsichtigen Tones eventuell in den Sinn gekommen sein könnte, so dass dieser nur schweigend nickte, Rica noch einmal beruhigend die Hand drückte und dem anderen Mann aus der Küche die Treppe hinauf in die Bibliothek folgte. Wo er sich betont gelangweilt in einen Sessel fallen ließ. Er hatte heute schließlich schon mit genug alten Gewohnheiten gebrochen.
„Was gibt es so Dringendes, Lupin?"
„Ich will, dass du das hier an dich nimmst!" Remus reichte ihm ohne große Einleitung ein längliches Holzkästchen. „Am besten packst du es aus und trägst es … dicht bei Dir. Immer griffbereit. Ich will, dass du den Inhalt immer zur Hand hast."
Ach ja? Snape hob in einer typischen Geste die Augenbraue und musterte den Mann vor sich mit gespielt abschätzigem Blick. Was hatte sein Gegenüber vor?
„Was ist das?" ließ er sich schließlich herab zu fragen, als Remus keine Anstalten für eine Erklärung unternahm.
„Eine Versicherung."
„Sehr wortgewaltig, Lupin", spottete Snape gewohnheitsmäßig und klappte den geschnitzten Deckel auf. Beim Anblick des Inhaltes verging ihm allerdings seine Nonchalance. Seine Augen weiteten sich einen Augenblick lang schockiert, bevor er wieder den bleichen Mann auf der anderen Seite des Tisches ansah, der ihn mit steinernem, entschlossenem Gesichtsausdruck musterte.
„Das kann doch wohl nicht dein Ernst sein!"
„Ach nein?" Remus lachte bitter auf, ein raues, hoffnungsloses Geräusch, das dem Tränkemeister durch und durch ging, auch wenn er natürlich lieber gestorben wäre, als sich das anmerken zu lassen.
„Natürlich nicht! Hast Du vollkommen den Verstand verloren?" fragte er stattdessen also nur.
„Was würdest du an meiner Stelle tun, Severus? Wir wissen zwar, wo Catherine festgehalten wird, kommen aber laut ihren Entführern erst eine halbe Stunde vor Mitternacht dort hinein. In einer Vollmondnacht, wohlgemerkt! Uns bleiben also ganze dreißig Minuten, um sie zu befreien, diese Katakomben wieder zu verlassen und euch drei – Rica, Cathy und dich – aus meiner Nähe zu entfernen, bevor ich transformiere. Greyback ist nicht blöd, Snape. Er weiß verdammt genau, was er tut. Wir brauchen mehr als nur Glück, um aus dieser Sache ungeschoren herauszukommen. Und bisher war dieses nicht grade auf meiner Seite."
„Du meinst, falls wir nicht rechtzeitig von dir wegkommen wünschst Du, dass ich das hier benutze?" Snape starrte wieder gespielt emotionslos in das Holzkästchen. Innerlich wand er sich allerdings vor Unbehagen. „Du bist anscheinend vollkommen …"
„Nein, ich bin absolut klar, und das weißt du auch!" widersprach Remus, nun langsam mit bröckelnder Selbstbeherrschung. Er war einfach nicht so geübt wie Snape in dieser Maskerade.
„Selbst wenn es uns gelingt, Catherine zu befreien, bin ich anschließend ein Risikofaktor! Ihr könnt nicht riskieren, mit mir gemeinsam hierher zurück zu apparieren! Und ihr könnt mich auch nicht frei in London herumlaufen lassen, nachdem ich in diesem Monat keinen Wolfsbann hatte! Lieber sterbe ich mit durchgeschnittener Kehle als einen von euch zu verletzen. Und DU, Severus, solltest am ehesten wissen, wie gefährlich ich bin!" Bewusst spielte Remus auf das erste Zusammentreffen des Wolfes mit dem Tränkemeister aus Schultagen an. Es verfehlte seine Wirkung nicht. Snapes Kiefer spannte sich an, als er die Zähne fest aufeinander biss. „Wir haben also gar keine andere Wahl!"
„Warum ich, Lupin? Warum nicht Dein Schoßhund?"
Remus ging auf das Sticheln nicht ein. Es spielte sogar ein winziges, trauriges Lächeln um seine Mundwinkel. „Weil DU der Einzige bist, der mich wirklich töten könnte, Severus."
Nachdenklich starrte Snape auf den Dolch mit der langen, schmalen Klinge hinab, der in der Schatulle auf dunkelrotem Samtstoff lag. Das Symbol am Heft knapp oberhalb der Klinge war ein Kreuz, also bestand die Waffe vermutlich aus absolut reinem, geweihtem Silber. Für einen Werwolf wäre es sofort tödlich.
Als er den Blick wieder hob, waren seine schwarzen Augen genauso ausdruckslos wie seine Stimme. „Was ist, wenn ich vorher getötet werde?"
„Der Dolch ist nur eine Vorkehrung, wie gesagt. Ich habe noch eine andere Vorkehrung getroffen."
Snape beschloss lieber nicht wissen zu wollen, um was es sich dabei handelte.
„Weißt du was, Lupin? Du bist einfach zu gut für diese Welt!" Mit diesen Worten, die eigentlich spöttisch hatten klingen sollen, schob der Tränkemeister die Schatulle in seinen Umhang und wandte sich zum Gehen.
Remus packte ihn am Arm und hielt ihn zurück. „Ich will dein Versprechen, Severus, dass du diesen Dolch auch wirklich benutzen wirst, wenn es erforderlich wird."
Graue Augen starrten in schwarze. Entschlossen. Fordernd. Und schließlich nickte Snape widerwillig. „Du hast mein Wort."
„Danke." Remus atmete tief durch und ließ ihn los. „Ich danke dir!"
„Das ändert nichts an unserem Verhältnis, Lupin! Ist das klar?" Mit wehendem Umhang drehte der Schwarzhaarige sich endgültig um und verließ die Bibliothek. Die Tür fiel mit einem lauten Knall hinter ihm ins Schloss.
- - - - -
Okay, dann war er eben übergeschnappt! Remus zog achselzuckend ein weiteres, viel kleineres Behältnis hervor und stellte es vor sich auf den Tisch, um es zu überprüfen. Seine Lippen bildeten, einen harten, weißen Strich, als er auf den Inhalt hinunterstarrte. Einen Inhalt, den er nun schon viele Jahre mit sich herum trug, genau genommen schon seit seiner Schulzeit.
Nur für den Fall, dass er für eine Vollmondnacht einmal keinen sicheren Unterschlupf finden würde, dass die Gefahr bestünde, dass er anderen Menschen gefährlich werden könnte. Er trug sie seit einer halben Ewigkeit mit sich herum. Genauer gesagt, seit Hogwarts vorüber war. Peter hatte sie ihm damals gebracht, als Sirius und James sich strikt geweigert hatten. Das letzte Positive, das die Ratte für ihn getan hatte. Bevor er sein gesamtes Dasein auslöschte.
Seine Kinnlinie verhärtete sich noch mehr, als er wieder an Snapes Worte dachte.
„Übergeschnappt", so ein Blödsinn! Himmelherrgott, er würde ganz gewiss niemanden töten, während der Wolf die Kontrolle in ihm übernahm! Und er würde auch niemandem zu dem Dasein verurteilen, das er selbst solange geführt hatte!
Ausgestoßen, gefürchtet, verachtet.
Nein.
Niemals.
Nicht, wenn er es verhindern konnte.
Und wenn der Preis sein Tod sein sollte, dann war es eben so.
Dies war seine Wahl, seine Entscheidung, und er hatte sie schon vor sehr langer Zeit getroffen.
Catherine würde es hoffentlich irgendwann verstehen können...
- - - - -
Es war schon merkwürdig, überlegte Snape, während er sich am späten Abend auf den Gang in die Katakomben vorbereitete. Dass ein Mann, den er noch kurz zuvor verachtet hatte, ihm plötzlich fast so etwas wie Respekt abnötigte. Ausgerechnet ein Marauder! Himmel, er wurde weich auf seine alten Tage. Vielleicht waren das die ersten Anzeichen, das er bald ein seniler, sabbernder Tölpel sein würde. Erst redete er mit Black über Frauen und Gefühlskram und jetzt empfand er auch noch Hochachtung für einen Werwolf...
Und dennoch ... etwas hatte sich verändert. ER hatte sich verändert. Vermutlich schon seit Dumbledores Tod. Oder seit er Rica begegnet war. Und jetzt musste er irgendwie damit klarkommen.
Allerdings schienen auch Black und Lupin nicht mehr die nervtötenden, verantwortungslosen Marauder zu sein, als die er sie während ihrer gemeinsamen Schulzeit kennen gelernt hatte, und die er bis vor kurzem noch immer in ihnen gesehen hatte. Noch immer war er erstaunt über die Konzentration und absolute Ernsthaftigkeit mit der dieser Hallodri Black vor ein paar Stunden Atlanten und Karten gewälzt und in Büchern geblättert hatte, den Ortungszauber ständig geduldig wiederholend, bis es ihm schließlich gelungen war, den Aufbewahrungsort des Hufflepuff-Bechers auf einen winzigen, ziemlich abgelegenen Ort im Transsilvanischen Gebirge einzugrenzen.
Und auf eine mittelalterliche, halb verfallene Burg.
Und dann hatte er sich unverzüglich mit Potter auf den Weg dorthin gemacht. Ohne große Worte. Ohne das großkotzige Gebaren, das er in seiner Schulzeit so oft an den Tag gelegt hatte, so als wäre er der Nabel der Welt... Er hatte seinen Frau nur ein einziges Mal zum Abschied geküsst und war gegangen.
Nein, er hatte einfach getan, was notwendig war. Und jetzt waren er und Potter irgendwo im östlichen Europa und er – Snape – hatte tatsächlich das Gefühl, dass die Beiden es packen würden. Dass es ihnen gelingen könnte, Voldemorts letzten verborgenen Seelenteil außer Gefecht zu setzen und den Lord zum Endkampf zu stellen, bevor dieser fünf weitere Horcruxe herstellte.
Noch gestern hätte er allein bei dieser Vorstellung angewidert die Augen verdreht.
Noch gestern hätte er alles, was er besaß, gegen Black gewettet. Einschließlich seines Lebens.
Heute – vertraute er ihm.
Verdammt.
Lupin kam die Treppe hinab in die Eingangshalle und ihre Blicke trafen sich über die Breite des Raumes hinweg. Ein stilles Einverständnis, das keiner Worte bedurfte. Zwischen Männern, die auf derselben Seite kämpften, und die heute Nacht vielleicht Seite an Seite sterben würden ...
„Und wie kommen wir in die Katakomben?" Rica blickte fragend zwischen den beiden hochgewachsenen Männern hin und her, die sie nach Remus' letzten Schritten mit grimmigen, entschlossenen Gesichtern flankierten, als müssten sie sie bereits beim Verlassen des Hauses beschützen. „Doch nicht etwa durch das Haus meines Bruders, oder? Der Tunnel ist so lang, dass wir dann unmöglich pünktlich wären..."
„Nein, natürlich nicht." Snape überprüfte noch einmal, ob sein Zauberstab auch griffbereit in der dafür vorgesehenen Tasche seines Umhangs steckte. Seine Hand streifte dabei den Dolch aus geweihtem Silber und er musste ein Erschauern unterdrücken. Nicht, dass er Lupin nicht verstand. Der Mann wollte die Frau schützen, die er liebte. Und der Werwolf war bereit, dafür zu sterben. Ihm selbst ging es ähnlich. Er würde Rica ebenfalls mit seinem Leben verteidigen!
„Es gibt noch einen anderen Zugang. In einer alten Kirche."
„Den Greyback bestimmt kennen wird", gab Remus zu bedenken.
„Natürlich. Aber wir haben keine Wahl." Der Blick des Tränkemeisters war düster und sorgenvoll, als er die Frau an seiner Seite streifte. „Jedenfalls nicht, wenn wir rechtzeitig da sein wollen. Und wir haben nicht viel Zeit. Nur eine halbe Stunde bis Mitternacht. Wenn wir bis dahin mit Miss Spencer nicht wieder draußen sind..."
Darauf erwiderte Remus nichts. Was sollte er auch dazu sagen? Das Wissen, dass er innerhalb von einer Minute von einem Verbündeten zu einer tödlichen Gefahr transformieren würde, nagte ohnehin schon an ihm. Aber er durfte sich davon nicht lähmen lassen. Nicht, solange Cathys Leben auf dem Spiel stand. Sie aus der Gewalt Greybacks zu befreien hatte oberste Priorität. Und natürlich, dafür zu sorgen, dass auch Rica nicht in die Hände dieses Monsters geriet.
Was dann geschah lag nicht mehr in seiner Hand...
Seine Hand schloss sich fester um das kleine Kästchen in der Tasche seines Umhangs. Sein Blick schweifte noch einmal durch die Halle, streifte Vanna und Ginny, die mit bleichen Gesichtern nebeneinander in der Küchentür standen. Er wechselte mit Ron einen Blick. der zusammen mit Hermine auf dem Treppenabsatz hockten.
‚Schütze sie', schien sein Blick zu sagen. ‚Ich lege all ihre Leben in Deine Hände. Und besonders das von Josh. Meinem Sohn …'
Fast fühlte er sich schlecht, dem grade Volljährigen diese Bürde aufzuerlegen, aber es ging nicht anders. Schließlich verweilte sein Blick einen Augenblick auf dem quietschbunten Kindergemälde an der Wand, und er spürte, wie seine Kehle eng wurde. Aber nicht so eng, dass er die Worte nicht hervorpressen konnte, die gesagt werden mussten.
„Es wird Zeit. Wir sollten uns endlich auf den Weg machen!"
Und Ihr solltet den Mauszeiger jetzt zu dem kleinen lila Knöpchen unten links auf Eurem Bildschirm bewegen, okay? Wir warten schon ganz sehnsüchtig! Bitte!
