A/N: Hey, meine Süßen! Herrlich, ist das ein Wetterchen! Wo sich sofort die Frage stellt: wieso sitzt ihr vor dem PC? Ihr solltet draußen sein und euch mit krebserregendem Rauch umgeben, lecker Grillen (Schließlich wollen wir - wenn - schon glücklich sterben, nicht wahr?) und die Sonne genießen.
HALT, ich meinte jetzt nicht, ihr sollt aufstehen! Wenn ihr schon mal hier seid, dann könnt ihr auch lesen! Und uns eine Review dalassen, okay? Für das Kapitelchen braucht man nämlich ordentlich gute Laune. Huiuiui, sind Lupin-Momente eigentlich ansteckend? Anders kann ich mir Sirius Gedankengang nämlich nicht erklären, ehe wir Remus wieder in seiner bekannt positiven Art erleben … Seufz! Na ja! Viel Spaß!
Kreaturen der Nacht
Das Erste, was Harry bemerkte, als er die Augen aufschlug, war, dass er seinen Zauberstab, den er beim Sturz noch umklammert hatte, nicht mehr in der Hand hielt.
Das zweite war der überaus beklagenswerte Zustand seiner Kleidung – beim besten Willen nicht zu übersehen, wenn man mit angewinkeltem Kopf auf dem Rücken lag –, die völlig zerschlissen und über und über mit etwas Schmierigem, Stinkendem beschmiert war, über dessen Ursprung er sich lieber keine Gedanken machen wollte.
Und das dritte war der spontane, von inbrünstiger Dankbarkeit getragene Gedanke, dass er trotz allem, was ihm passiert sein mochte, offenbar mehr Glück als Verstand gehabt hatte. Weil er nämlich an etwas Warmem, Lebendigem lehnte, das fürsorglich die Arme um ihn geschlungen hatte und sich nach einer Drehung seines Kopfes in die entsprechende Richtung als sein Pate entpuppte, der ihn besorgt anblickte.
„Sirius."
„Dem Himmel sei Dank, Junge! Wie fühlst du dich? Ich dachte schon, Du würdest überhaupt nicht mehr aufwachen!"
Was vielleicht gar nicht übel gewesen wäre, ging es Harry flüchtig durch den Kopf, als der Rest seines Körpers dem Beispiel seines Bewusstseins Folge leistete und sich nach und nach zurückmeldete. Autsch! Verdammt, tat das weh! Vermutlich war sein Körper ein einziger blauer Fleck! Aber es gab im Augenblick wohl weit wichtigere Dinge, als ein paar schmerzende Glieder und diese furchtbare, von dem Gestank in seiner und Sirius' Kleidung ausgelösten Übelkeit.
Vorsichtig, weil sein Kopf ihm plötzliche Bewegungen noch ziemlich übel zu nehmen schien, sah er sich um. Ein hoher, völlig runder Raum, vermutlich das Innere eines Turmes, schwarze, spiegelglatte Wände. Und die einzige Öffnung, die er in ihnen entdecken konnte, befand sich in der Decke – ein kreisrundes Loch in ungefähr zehn Metern Höhe. Auch das noch!
„Wo sind wir hier?"
„Ich habe keinen Schimmer. Als ich wieder zu mir kam, waren wir beide bereits hier." Sirius fixierte das Loch in der Decke, durch das ein schwacher Lichtschein herein fiel, aus zusammengekniffenen Augen. „Vermutlich hat man uns ja von dort oben aus hier herein geworfen."
Was wohl die Schmerzen in seinen Gliedern hinreichend erklären dürfte … Harry richtete sich vollständig auf und bewegte mit zusammengebissenen Zähnen probehalber Arme und Beine. Gut. Wenigstens hatte er sich nichts gebrochen.
„Was ist mit unseren Zauberstäben? Und dem Tarnumhang?"
„Weg." Sirius' Stimme klang belegt. „Es tut mir so Leid, Harry. Ich habe uns in diese Situation gebracht. Und das, obwohl ich Vanna und dir doch versprochen habe, in Zukunft vorsichtiger zu sein! Wenn ich auf dich gehört hätte und mit unter den Tarnumhang gekommen wäre, statt einfach so durch dieses verdammte Tor zu spazieren, dann …"
„ … hätte dieses … dieses ‚Was auch immer' uns trotzdem von den Beinen geholt. Der Tarnumhang wäre – genau wie unsere anderen Klamotten – zerrissen und über und über mit diesem stinkenden, schleimigen Zeug hier bedeckt gewesen und hätte demzufolge seinen Zweck nicht mehr erfüllt, und wir wären dennoch hier gelandet."
Harry kämpfte sich mit einem leisen Ächzen auf die Füße und warf seinem Paten einen forschenden, besorgten Blick zu. „Ich bin soweit okay. Was ist mit dir, Sirius? Bist du in Ordnung? Alle Knochen heil?"
„Ja. Mach dir um mich keine Gedanken."
Ein schwaches Grinsen glitt über Harrys Gesicht. „Kein Problem, ich höre sofort damit auf, wenn du dich auch nicht mehr um mich sorgst."
„Eins zu Null für dich." Mit einem reichlich selbstironischen Lächeln, das allerdings sehr schnell wieder verblasste, kam Sirius ebenfalls auf die Füße. Der Tag, an dem er sich nicht mehr um seinen Jungen sorgte, würde der Tag sein, an dem man ihn beerdigte.
Harry war inzwischen dabei, die runden Wände auf einen versteckten Zugang zu untersuchen. Prüfend ließ er seine schmutzigen Fingerspitzen über die schmalen, kaum erkennbaren Fugen zwischen den schwarzen, vollkommen glatten Blöcken gleiten, die die gewölbten Mauern ihres Gefängnisses bildeten. Aber er konnte absolut nichts entdecken, das auf eine geheime Tür hingedeutet hätte. Alle Fugen hatten exakt dieselbe Breite. Und wo immer er auch prüfend gegen die Wand schlug – der Klang war immer gleich. Ein leises Klatschen, das davon zeugte, dass alle Wände um sie herum aus massivem Stein bestanden.
Sirius verzichtete darauf, ihn darauf hinzuweisen, dass er die Mauern bereits untersucht hätte. Mehrfach, um genau zu sein. Es gab schließlich nichts, womit man sich sonst die Zeit in diesem verdammten Loch vertreiben konnte. Und es war ihm lieber, Harry beschäftigte sich mit etwas scheinbar Sinnvollem, als dass er – genauso niedergeschlagen wie er selbst es war – irgendwo herumsaß und über die Konsequenzen ihrer Situation nachgrübelte …
Solange er nach einem Ausweg suchte, hatte er wenigstens noch Hoffnung, vermutlich weil er sich noch nicht vollkommen über ihre Situation klar geworden war …
Sie würden den Horcrux nicht rechtzeitig finden und zerstören können, was bedeutete, dass Voldemort ab dem nächsten Tag noch unmenschlicher und gefährlicher sein würde. Noch mächtiger und unverwundbarer.
Remus, Rica und Snape wären bei ihrem Gang in die Katakomben auf sich allein gestellt. Und die Wahrscheinlichkeit, dass sie diese lebend und mit einer unbeschadeten Catherine wieder verlassen würden, war äußerst gering.
Und was sie beide betraf, so saßen sie hier in einer Falle, die nicht gerade darauf hindeutete, dass ihr Eindringen in Andrescus Schloss lediglich in einer Muggelgefängniszelle enden würde. Vermutlich würde man sie hier schlicht verhungern und verdursten lassen … Falls dieser Andrescu nicht noch ganz andere Dinge mit ihnen vorhatte.
Er setzte sich auf den kalten Boden und zog fröstelnd seinen vor Schmutz starrenden, stinkenden Umhang enger um sich, als erneut Erinnerungen an seine Zelle in Askaban in ihm aufstiegen. Was hatten Kerker nur so an sich, dass es in ihnen so furchtbar kalt war? Es bedurfte eigentlich keiner Dementoren, um einem Menschen jedes gute Gefühl zu rauben. Finstere Mauern und das Wissen, dass man den Ort, an dem man sich unfreiwillig befand, nicht verlassen konnte, reichten da vollkommen aus.
Und natürlich die Gewissheit, dass man – wieder einmal – eine enorme Schuld auf sich geladen hatte.
Er hatte mal wieder versagt.
Und genau wie beim letzten Mal mussten andere für seinen Fehler büßen.
Remus, der sich vermutlich gerade auf den Weg machte, um Greyback gegenüber zu treten und die Frau zurückzuholen, die er liebte … Ein weiterer Freund, dessen Leben er womöglich auf dem Gewissen hätte, weil er nicht rechtzeitig da sein würde …
Evanna, seine wunderschöne, angebetete Evanna, die am Grimmauldplatz auf ihn wartete, deren ganze Hoffnungen auf ihm und Harry ruhten … und deren Leben in dem Augenblick vorbei sein würde, in dem Voldemort ihrer habhaft wurde, wenn seine Macht groß genug wurde, um den Grimmauldplatz einzunehmen, stand sie doch ganz oben auf seiner Liste, weil sie Nagini getötet hatte …
Und Harry. Sein Patensohn. Der Sohn seiner besten Freunde, der inzwischen auch seiner geworden war, und den er mal wieder nicht hatte beschützen können …
Es tut mir so Leid, James. Du hast mir deinen Jungen anvertraut. Und ich schwöre dir, ich würde sterben, um ihn zu schützen. Ich WERDE sterben, um ihn zu schützen. Aber ob ich ihn dadurch letztendlich retten kann …
- - - - -
Evanna war noch nie so unruhig und nervös gewesen. Seit Sirius und Harry das Haus verlassen hatten, hielt es sie nicht länger als wenige Minuten in einem Raum. Eine Zeitlang hatte sie sich noch mit Joshs Versorgung ablenken können, eine Aufgabe, um die sie sich fast mit der ebenfalls ziemlich nervösen Hermine geprügelt hätte, aber der Kleine lag mittlerweile in seinem Bett. Und auch wenn er Tränenspuren auf den runden Wangen hatte, so forderte doch die Natur ihr Recht und er war irgendwann fest eingeschlafen.
Nachdem dann auch Remus, Rica und Snape aufgebrochen waren, hatte Ginny sich mit Ron und Hermine in die Küche gesetzt. Dort war die Stimmung zwar auch ziemlich niedergedrückt, aber die drei waren sich altersmäßig ziemlich nahe und außerdem waren Ginny und Ron Geschwister, also würden er und seine Freundin wohl am besten wissen, wie sie Ginny von ihrer Angst und Anspannung ablenken konnten.
Sie hoffte es jedenfalls von ganzem Herzen, weil der Gedanke, dass das Mädchen sich ebenso schrecklich fühlte, wie sie selbst es gerade tat, nicht gerade besonders angenehm war. Und weil sie im Moment weder die Kraft noch die Ruhe hatte, um für Ginny da zu sein … Himmel ihr Inneres fühlte sich an wie ein Bienenstock! Alles in ihr war in Aufruhr, drängte sie dazu sich zu bewegen, etwas zu tun! Den beiden Männern zu folgen! Und wenn sie Sirius nicht dieses absolut bescheuerte Versprechen gegeben hätte, hier am Grimmauldplatz zu bleiben …
Oh, verdammt!
Mühsam gegen die Tränen ankämpfend, die ihr beim Gedanken an ihren Ehemann unwillkürlich in die Augen sprangen, lehnte sie die Stirn gegen die kühle Wand des Ganges, den sie schon eine ganze Weile ruhelos auf und ab tigerte. Wo mochte er gerade sein? Was tat er? Verlief die Mission nach Plan, oder gab es vielleicht Schwierigkeiten? Ging es ihm gut?
Sie forschte in ihrem Innersten nach und fand ihn. Also lebte er. Aber sie vermochte nicht zu sagen, ob es ihm gut ging. Eher hegte sie die Vermutung, dass ihre innere Unruhe, die sie erfüllte, daher rührte, dass etwas gründlich schief gegangen war!
Oh Gott, sie musste damit aufhören, sich selbst verrückt zu machen! Aber wie sollte sie das? Immerhin hatte Sirius nur diesen verdammten Becher holen wollen … und er war sich so sicher gewesen, dass er und Harry bereits zurück wären, wenn es Zeit wurde, in die Katakomben aufzubrechen!
Aber Remus, Snape und Rica hatten schon vor einer ganzen Weile – okay, vor einer halben Stunde – das Haus verlassen. Eine weitere endlos lange! Und Sirius war noch immer nicht zurück …
Fröstelnd schlang sie ihre Arme um ihren Oberkörper, der in einem von Sirius' Hemden steckte. Dem, das er bis kurz vor seinem Aufbruch noch angehabt hatte. Vielleicht war sie ja wirklich etwas verdreht, aber sie brauchte so dringend den Trost dieses getragenen Kleidungsstücks, in dem noch sein Duft haftete … so vertraut, dass sie fast die Wärme seiner Haut zu spüren glaubte, die Berührung seiner Hände …
Sirius …
Mit einem zittrigen Atemzug, der fast an ein Schluchzen erinnerte, stieß sie die Tür zur Bibliothek auf und betrat den hohen, weilläufigen Raum. Normalerweise war dies hier Remus' Refugium. Oder das von Hermine. Aber heute hatte Sirius ziemlich lange hier gesessen – in diesem Sessel … Nachdem sie sich gestritten hatten. Anstatt die Zeit vernünftig zu nutzen – so wie Ginny und Harry …
Ihre Fingerspitzen strichen sanft über die hohe, geschwungene Lehne des Möbelstückes, bevor sie sich selbst in die Tiefen der Polster kuschelte. Sie würde die Nacht hier verbringen, wenn es sein musste, beschloss sie, während sie das Hemd dichter um ihren Körper zog und ihre Nase darin vergrub. Sie würde hier auf ihn warten und sich nicht allein in das Bett legen, das sie und ihr Mann sonst miteinander teilten. An Schlaf war ohnehin nicht zu denken. Nicht bevor er mit seinem strahlenden Lächeln in der Tür stehen würde und verkündete, dass sie es geschafft hätten, bevor er seine Arme ausbreitete und sie darin auffing. Nicht bevor sie ihn wieder spüren könnte, absolut sicher sein könnte, dass es ihm gut ging …
‚Bleib ruhig, Vanna. Du hast ihm versprochen, dass du hier auf ihn wartest. Dass du nichts Unüberlegtes tust. Merlin, Du hast es ihm geschworen! Also nimm dich zusammen und beherrsche dich! Für Sirius…'
Als ob das so einfach wäre!
Mit einem Seufzer stand Evanna wieder auf und griff nach den Pergamenten und Büchern, die Sirius auf dem Tisch ausgebreitet hatte, und begann, sie ordentlich zusammen zu falten und aufzustapeln. Sie war normalerweise keine Ordnungsfanatikerin – beileibe nicht! – aber sie musste sich jetzt irgendwie beschäftigen – ihre nervöse Energie kanalisieren, sonst würde sie vermutlich explodieren!
Als sie zu der letzten Karte kam, die er verwendet hatte, um den Horcrux aufzuspüren, schüttelte sie innerlich den Kopf. Himmel, nach welchen Kriterien wählte dieser Voldemort eigentlich die Verstecke für seine Seelenschnipsel aus? Vorsicht war ja schön und gut, aber ausgerechnet in der gottverlassensten Gegend Transsylvaniens? Dort gab es doch gar nichts außer einigen winzigen Dörfern … und eben diesem Schloss, das Sirius erwähnt hatte …
Moment mal, hatte sie nicht eben ein Buch gesehen, in dem das Bauwerk beschrieben wurde? Wenn sie ein paar nähere Informationen besäße, könnte sie vielleicht nachvollziehen, warum Sirius und Harry länger als gedacht brauchten … Und würde ihrem Hirn etwas anderes zu tun geben, als sich grausige Szenarien auszudenken, und noch vor Angst zu sterben!
Ah! Da war es ja. Das mit dem dicken, schwarzen Ledereinband, der sich irgendwie merkwürdig anfühlte. Und was war denn das für eine Prägung? Sollte das etwa eine Fledermaus darstellen?
Nachdenklich drehte sie das Buch in den Händen. Tatsächlich, es WAR eine Fledermaus! Und damit nicht genug – die Ecken des Buches waren in etwas eingefasst, das wie winzige, spitze Zähne und Krallen aussah! Himmel, ihre Schwiegereltern mussten ja wirklich einen ausgesprochen bizarren Literaturgeschmack gehabt haben! Gott sei Dank hatte sie nie die Ehre gehabt, sie kennen zu lernen.
Es kostete sie fast ein wenig Überwindung, das Buch aufzuschlagen. Aber natürlich tat sie es dennoch. Und las mit zunehmender Verblüffung die Beschreibung von „Schloss Andrescu". Also eines stand jedenfalls fest, wer immer diesen Kasten errichtet hatte, war total durchgeknallt gewesen! Und wenn dieser Andrescu es tatsächlich bewohnte, dann musste er mehrere Schrauben locker haben! Was bewog einen Menschen sonst, in einer solch gottverlassenen Gegend in so einem Spukschloss zu hausen?
Und dort musste Sirius hinein?
Unwillkürlich wurde ihr Griff fester und … Autsch! Diese winzigen Zähne waren ja wirklich rasiermesserscharf! Schuldbewusst blickte sie auf den großen Blutstropfen hinab, der auf die leere Innenseite des Einbands gefallen war. Wenn Remus das gesehen hätte, hätte er ihr vermutlich einen Vortrag darüber gehalten, dass man Bücher mit Respekt …
Um Himmels Willen, was war denn DAS!
Erschrocken beobachtete sie, wie das Buch den Blutstropfen förmlich zu verschlingen schien. Das Blatt wurde wieder gelblich. Und plötzlich stieg ein ausgesprochen modriger Geruch aus den Seiten auf – gleich bevor Schriftzeichen auf dem Inneneinband erschienen:
Genährt mit Blut trotzt er der Zeit.
Sein Biss bringt Tod und tiefes Leid.
Auf wildem Land, in schwarzem Stein,
seit ewigen Zeiten stets allein,
herrscht er über die Kreaturen der Nacht,
deren Biss ihn zum Vampir gemacht.
Drum hüte Dich, aus gutem Grund
tritt niemals durch den schwarzen Schlund!
Bei Sonnenuntergang erwacht
bringt er Dir den Tod um Mitternacht!
- - - - -
Remus war ein geduldiger Mann.
Zumindest hielt er sich dafür, auch wenn ihm das Warten noch nie so schwer gefallen war, wie in dieser Nacht. Er saß auf der hölzernen Kirchenbank und fixierte die schmale Holzluke direkt hinter dem Altar. Wie lange noch? Ein Blick zur Uhr. Zwei Stunden, sechs Minuten. Eine Minute weniger, als zu der Zeit, als er das letzte Mal nachgesehen hatte ...
Snape und Rica hatten sich ebenfalls auf eine Bank gesetzt. Er hörte sie leise miteinander reden. Und so sehr er sich für sie freute, dass sie sich endlich ihre Gefühle füreinander eingestanden hatten, so hätte er sie doch am liebsten angebrüllt, ob sie sich nicht schämten ausgerechnet jetzt … Er war schlicht einfach nervös und unruhig und wäre am liebsten auf und ab gelaufen, bis seine Schuhsolen geraucht hätten.
Dieses Warten brachte ihn noch um!
Manchmal schien es ihm, als hätte er einen großen Teil seines Lebens damit verbracht, auf irgendetwas zu warten. Als er noch ein Kind gewesen war, war es die Entscheidung über seine Aufnahme in Hogwarts gewesen – und er würde Dumbledore immer dankbar sein, dass er ihm trotz seiner Lycantrophie diese Chance eingeräumt hatte.
Eine Chance auf ein normales Leben. Auf Freunde. Auf so normale Dinge, wie Lachen und Spaß und Vertrauen. Auch wenn dieses Leben nur kurz gewährt hatte...
Später, nach dem Tod von James und Lily und nach Sirius' Verhaftung – so schien es ihm jedenfalls im Nachhinein – war sein ganzes Leben nur noch darauf ausgerichtet gewesen, auf den nächsten Vollmond zu warten. Und alles, was dazwischen gelegen hatte, sein gesellschaftliches Leben, seine Arbeit, seine wenigen, nicht besonders engen Freunde, hatte er irgendwie dazwischen gequetscht.
Bis ...
Ja, bis Dumbledore ihn nach Hogwarts geholt hatte. Ihm eine Chance gegeben hatte – schon die zweite. Von diesem Tag an war es mit seinem Leben wieder aufwärts gegangen. Und das war sogar so geblieben, nachdem er die Schule wieder verlassen hatte. Weil er mehr gewonnen als verloren hatte. Er hatte Sirius und die Gewissheit, dass dieser kein Verräter war. Und dann kam Voldemort zurück. Und damit hatte er wieder eine Aufgabe. Er hatte den Orden. Er hatte den Kontakt zu Harry.
Und dann hatte er Catherine gefunden.
Catherine und Josh.
Und jetzt wartete er wieder. Wartete darauf, eine halbe Stunde vor Mitternacht in diese verdammten Katakomben zu kommen.
Er hatte Recht gehabt. Greyback war kein Idiot. Er wusste genau was er wollte und wie er es erreichen konnte. Und er wollte Rache. Und Blut. Und Tod – langsam und qualvoll.
Und ihn und Rica in einer Vollmondnacht in diese Katakomben zu locken, war der einfachste Weg, das zu erreichen. Sie und Catherine würden sich zwei gefährlichen Monstern gegenüber sehen ... Falls Catherine überhaupt noch...
Nein. Nein, darüber durfte er jetzt nicht nachdenken! Sonst würden seine Lungen endgültig aufhören zu arbeiten und sein Körper würde mit ihr sterben. Sie lebte! Ganz sicher lebte sie noch und sei es nur, weil Greyback – diese verdammte, sadistische Bestie – wollte, dass er, Remus, es war, der sie zerriss. Das war seine Rache an ihm, dem Verräter.
Es gab nur ein Positives an dem Plan Greybacks – er würde allein in den Katakomben sein. Rabastan mochte ihm ja geholfen haben, Cathy zu entführen, aber er würde natürlich nicht das Risiko eingehen, zwischen zwei wütende Werwölfe zu geraten. Dieses Privileg hatte er offenbar seiner Schwester vorbehalten, dieses feige Schwein!
Stand nur zu hoffen, dass es ihm wirklich gelang, sich so auf Greyback zu fixieren, dass Snape die beiden Frauen in Sicherheit bringen konnte...
Himmel, wenn es doch nur schon soweit wäre! Die Untätigkeit war noch viel schlimmer, als er es sich vorgestellt hatte. Wenn er endlich etwas tun könnte ... Catherine noch einmal sehen könnte ... Dafür sorgen könnte, dass sie lebend und gesund aus diesen Katakomben käme...
Noch fast zwei Stunden...
Hat jemand Lust eine Studie über die Virulenz (Ansteckungsgefahr) von Lupin-Momenten durchzuführen? Die gibt´s ja hier wie Sand am Meer! Schrecklich! Heitert unsere Jungs mit Reviews auf, okay? Und auch die arme, kopfschmerzgeplagte Heidi! DANKE!
