Hallöchen, Ihr Lieben! Es ist wieder Wochenende! Und das nächste Kapitel wartet darauf, endlich von Euch bewertet zu werden (nein, ich bettle nicht um Kommis ... jedenfalls nicht direkt, °Zwinker°). Also wünsche ich Euch jetzt einfach viel Spaß und verzichte darauf, Euch mit einem irren, gierigen Gesicht auf den kleinen lila Knopf hinzuweisen ...
Andrescu, der Vampir
Vanna starrte lange ohne sich zu regen auf das Buch in ihren Händen. Ihre Augen huschten über die Schriftzeichen, wieder und wieder, während ihr Gehirn sich bemühte, die dort aufgelisteten Informationen aufzunehmen und zu verarbeiten. Zu begreifen. Selbst als es ihr entglitt, und mit einem dumpfen Knall zu Boden fiel, rührte sie sich erst einmal nicht, sondern blickte nur auf ihre heftig zitternden Hände hinab, die es nicht mehr zu halten vermocht hatten. Ihre Gedanken rasten.
Vampire.
Himmel!
Echte Vampire!
Dazu noch eine alte, fast vergessene Rasse, die für ihre Blutrünstigkeit und ihre Feindschaft gegenüber der Zauberergesellschaft bekannt war. Das Buch, aktiviert durch ihr hinein getropftes Blut, malte mit den neu erschienenen Schriftzeichen grausige Bilder von ihrem Umgang mit fremden Eindringlingen. Berichtete von unvorstellbar grausamer Folter und von Tod, der für den Sterbenden eine Erlösung war.
Oh Gott! Sirius! Und Harry!
Sie würden sterben.
Heute.
Um Mitternacht.
Als ihr ein Bild ihres Mannes, zerschlagen, zerschunden und leblos, durch den Kopf schoss, durchbrach das endlich ihre Lethargie. Nein! Das nicht! Nicht er!
Wie von Furien gehetzt kam sie auf die Füße und stürzte aus der Bibliothek. Sie musste etwas tun! Irgendetwas! Und das schnell! Aber was sollte sie ohne Magie denn ausrichten?
Sie stürzte die Treppe hinunter, halb blind von Tränen, die ihr in die Augen sprangen, stolperte, fing sich wieder und rannte weiter. Den Gang entlang, eine weitere Treppe hinab und durch die große Halle ...
Sirius! Oh Gott! Sirius! Mit Macht wurde ihr die Intensität ihrer Gefühle für ihn klar. Sie liebte ihn so sehr, dass allein der Gedanke an seinen möglichen Tod ihr fast die Luft zum Atmen nahm. Wieso hatte sie ihn nur gehen lassen? Sie hätte ihn aufhalten müssen! Ihn und Harry! Um jeden Preis!
Als sie schluchzend und am ganzen Körper zitternd in die Küche stürzte, blickten die drei restlichen, im Grimmauldplatz verbliebenen Hausbewohner sofort auf.
In den Händen hielten sie Karten. Sie hatten versucht „Snape explodiert" zu spielen, weil Ron den Eindruck gewonnen hatte, seine Schwester würde sonst wirklich gefesselt und geknebelt an die Wand gekettet enden, so aufgewühlt war sie. Doch keiner von ihnen hatte sich auf das Spiel wirklich konzentriert. Jetzt, als Evanna vollkommen aufgelöst in der Tür erschien, sprangen alle drei sofort auf die Füße.
„Vanna!" Ginny blickte sie fragend an, selbst die Augen angefüllt mit Todesangst. „Alles in Ordnung?"
Ron neben ihr zog währenddessen unauffällig den Zauberstab aus dem Ärmel. Vannas Gesichtsausdruck sagte ihm Alles. Sie würde gehen! Sie würde ihrem Mann folgen! Und wenn sie es versuchte, würde ihm wohl nur noch Zauberei helfen, um sie daran zu hindern , weil er Sirius doch geschworen hatte, sie auf keinen Fall aus dem Haus zu lassen … Ob Harrys Pate wohl eine Ahnung hatte, wie schwer die Einhaltung dieses Versprechens für ihn werden würde? Himmel, Vanna sah aus wie ein weidwundes Tier, das sich in Todesqualen wand und nichts mehr zu verlieren hatte!
Merlin hilf, dass ihm eine Ganzkörperklammer für sie erspart blieb. Er hasste alleine die Vorstellung! Er war schließlich in einem Haushalt aufgewachsen, der ihm Gewalt gegen Frauen absurd und unvorstellbar erscheinen ließ. Und wenn seine Mutter jemals zu Ohren kommen sollte, dass er Evanna ...
„Sirius! Vampire!" Vannas Stimme klang schrill und atemlos, als sie endlich genug Luft in den Lungen hatte, um dies´ hervorzustoßen. Ihr Gesicht war angespannt und vor Anstrengung verzerrt, als sie fieberhaft versuchte, ihn zu spüren! Doch da war nichts. Nichts! Die gesamte letzte Zeit hatte sie ihn gespürt, auch wenn er nicht bei ihr gewesen war. Hatte sich daran geklammert, wie an einen Rettungsanker. Und jetzt war da gar nichts mehr! Bedeutete das …? Oh Merlin! Nein!
„Beruhige Dich." Hermine war auf sie zugetreten und versuchte mit möglichst fester Stimme zu verbergen, dass alleine der panische Blick der älteren Frau ausreichte, um ihr einen unangenehmen Schauer über den Rücken zu jagen. „Am Besten, Du setzt Dich erst mal hin und erzählst von Anfang an. Möchtest Du eine Tasse …"
„NEIN!" Verflucht, wie kam das Mädchen denn auf TEE? Sie verbrachte eindeutig zuviel Zeit mit ... Himmel, was dachte sie denn da! Für solche Überlegungen hatte sie jetzt keine Zeit! Sie mussten …! Sofort …!
‚Oh Merlin hilf!'
Mit aller Kraft, die sie in sich finden konnte, versuchte sich Evanna zu beruhigen. Sie musste es ihnen erklären! Schnell und trotzdem verständlich ...
Ihre Stimmbänder schienen das anders zu sehen. „Sirius … und Harry …", krächzte sie lediglich.
„Was ist mit ihnen?" Ginnys Stimme klang im Gegensatz zu Evannas mühsam beherrschter, gepresster Stimme nun schrill und sie taumelte vor Schreck und Angst so heftig, dass Ron den Zauberstab in den Ärmel zurück gleiten ließ und stützend die Arme seiner Schwester ergriff. Ihm selbst begannen grade ebenfalls die Knie zu zittern. Waren Harry und sein Pate gescheitert? Er wagte nicht einmal daran zu denken.
Vanna und Ginny blickten sich an, beide bleich, völlig aufgewühlt und vor Angst zitternd.
„Ich … weiß nicht", presste die Ältere schließlich mühsam hervor. „Ich kann Sirius nicht mehr fühlen. Er ist einfach weg. Schon seit ein paar Minuten!"
Alle Anwesenden wurden blass.
„Und … und … ich hab´ in der Bibliothek dieses Buch gefunden, das er für seine Recherchen benutzt hat!" fügte sie schluchzend hinzu. „Über Transsylvanien. Ein Schloss. Und Nicolae Andrescu. Aber er weiß nicht alles ... Ich habe mich an der Buchkante geschnitten und erst das Blut machte die geheime Schrift darin sichtbar ..."
„WAS?" Dieses Mal war es Hermine, deren Stimme plötzlich schrill vor Schreck klang. „Sagtest du Andrescu? Nicolae Andrescu?"
Offenbar schien sie Näheres zu wissen, denn sie fügte sofort hinzu: „Wir müssen zu ihnen! Sofort! Er wird sie töten!" Ihr Blick zuckte zur Uhr neben dem Kamin. „Himmel, nur noch knapp eine Stunde, dann ist in Rumänien Mitternacht!"
„Wer ist denn dieser …?" So langsam begann Ron sich zu fühlen, als sei er der Einzige, der hier nicht im Bilde war.
Hermine zog ihn mit einem raschen Seitenblick auf die totenbleiche Ginny zur Seite und erzählte ihm so schnell und leise sie konnte, was sie über Andrescu wusste. Dass er der Anführer eines uralten Vampir-Clans sei. Grausam, ohne Mitleid. Er jagte Menschen wie wilde Tiere und brachte sie zur Strecke, wenn es ihm gefiel. Er tötete immer um Mitternacht. Und das Schlimmste: er war schon seit vielen Jahren ein Verbündeter – von Voldemort.
„Oh Mann", war alles, was ihm danach einfiel.
„Was tun wir jetzt nur?" fragte Hermine aufgeregt flüsternd und mit einem besorgten Blick auf die Freundinnen. Ginny und Vanna sahen aus, als würden sie in tausend Scherben zerbersten, wenn man sie ansprach.
Die Antwort war leicht. „Wir müssen zu ihnen. Sie warnen. Ich glaube nicht, dass sie wissen, wo sie dort hineinlaufen."
„Bist Du sicher? Vielleicht hat Sirius ja doch …" Sie brachte sich selbst zum Verstummen. „Okay, dummer Gedanke. Schließlich hat erst Vannas Blut die Schrift zum Vorschein gebracht. Aber was machen wir?"
„Apparieren!" Ron klang bei diesem Vorschlag so selbstsicher, dass Hermine gerne sofort zugestimmt hätte. Aber das würde nun einmal nicht zu ihr passen. Besonders da ihr sofort zahlreiche Gründe durch den Kopf schossen, die dagegen sprachen.
„RON!" Sie musste sich sehr zusammenreißen, um ihre Stimme zu dämpfen. Nur bedingt ließ sie sich davon ablenken, dass Vannas zitternde Beine gerade den Dienst versagt hatten und Ginny es grade noch geschafft hatte, ihr rechtzeitig einen Stuhl herbeizuzaubern, ehe sie unelegant auf ihren vier Buchstaben gelandet wäre.
„Wir können nicht so weit apparieren!" gab sie zu bedenken. „Wir sind beide noch blutige Anfänger! Und was wird aus Josh?"
„Du und Ginny bleiben bei ihm!"
Nur in seinen Träumen! „Spinnst Du? Du willst ausgerechnet mit jemandem, der über keine Magie verfügt, in ein Vampirschloss stürmen? Das kannst Du gleich vergessen! Ich lasse Dich nicht alleine gehen! Und Ginny wird auch nicht hier bleiben! Sieh´ sie Dir doch an!"
Er warf einen Blick auf seine kleine Schwester und seufzte innerlich. Es stimmte, Ginny ähnelte einer wütenden, verletzten Löwin in diesem Moment sehr. Ihre Augen funkelten ihn entschlossen über den Tisch hinweg an und ihm wurde klar, dass sie die Unterhaltung zwischen ihm und Hermine aufmerksam verfolgt hatte. Sie würde ihn in seine Einzelteile zerlegen, wenn er sie hier ließ.
„So, wie sie im Moment drauf ist, kann sie sowieso nicht allein apparieren", spielte Hermine ihren letzten Trumpf aus und stellte befriedigt fest, wie Ron die Schultern ergeben hängen ließ. „Mal ganz davon abgesehen, dass sie es überhaupt noch nicht darf! Und kannst Du etwa zwei Menschen huckepack apparieren? Das kann so manch ein geübter Zauberer noch nicht einmal!"
Sie wusste anhand seines Blickes, dass sie gewonnen hatte und lächelte schwach. Er selbst zog eine Grimasse.
„Dir ist klar, dass meine Mum mich kastrieren wird, wenn sie mitbekommt, dass ich Ginny, Dich und Vanna, die zu allem Überfluss auch noch ohne magische Kräfte ist, mitnehme? Damit wäre unsere Familienplanung gestorben, mein Schatz!" Mal ganz abgesehen davon, dass Molly Weasley auch nicht begeistert über die Tatsache sein würde, dass er selbst diese Reise unternahm …
Hermine errötete, zumindest so lange, bis Ron ihr die Lippen mit einem Kuss verschloss. Normalerweise hätte ihr das Millionen Fragen eingebracht. Aber momentan vermutete sie, dass die restlichen Anwesenden zu beschäftigt waren, um diesen Kuss auch nur zur Kenntnis zu nehmen. Und schämen musste sie sich schließlich nicht! Ginny vermutete es immerhin schon seit Jahren …
Und anstatt auf seine angesprochene Familienplanung einzugehen fragte sie nur wenig geistreich: „Deine Mum?"
Er zuckte mit den Schultern. „Einer muss sich doch um Josh kümmern, oder? Und meine Chancen, diese Nacht zu überleben, sind größer, wenn ich sie VOR der Aktion einweihe. Vielleicht hält ihre Sorge um Harry sie davon ab, mich gleich zu erwürgen."
- - - - -
Wenn man Molly Weasley eines zugute halten konnte, so war es ihre Berechenbarkeit, überlegte Evanna mit einem grimmigen Lächeln auf den bleichen Lippen, während sie eilig hinter Ron und Ginny den schmalen Pfad hinaufkletterte, den vor ihnen bereits Sirius und Harry hinaufgestiegen waren. Den Pfad zu Andrescus Schloss.
Dicht hinter sich hörte sie Hermines leise Schritte. Und das, obwohl ihr noch immer die Ohren klingelten. An Lungenvolumen konnte es wohl niemand mit Rons und Ginnys Mutter aufnehmen. Himmel, ob sie wohl auch irgendwann mal so sein würde, wenn sie eigene Kinder bekam?
Allein dieser Gedanke schmerzte Vanna. Würde sie überhaupt jemals Mutter werden? Würden sich die Träume von blonden Kindern mit dunklen Augen je erfüllen, die sie heimlich gehegt hatte? Oder würde sie noch heute Nacht Witwe werden?
Sie hatte vollstes Verständnis dafür, dass die ältere Frau es trotz der Gefahr für Sirius und Harry vorgezogen hätte, wenn ihre beiden Jüngsten in der Sicherheit des Grimmauldplatzes geblieben wären. Wenn sie und Sirius eines Tages Kinder bekämen, würde sie ganz sicher auch nicht wollen, dass diese ihr Leben in einer waghalsigen Rettungsaktion aufs Spiel setzten … Es war schließlich schon schlimm genug, dass Harry, den sie mittlerweile wie einen eigenen Sohn liebte, gemeinsam mit ihrem Mann in diesem Schlammassel steckte …
Oh Gott!
Sirius und Harry …
‚Nicht daran denken, Vanna! Nicht daran denken! Du machst dich selbst fertig und hilfst ihnen damit überhaupt nicht …'
Ja, sie konnte Mollys Gefühlsausbruch nachvollziehen. Sehr gut sogar! Ebenso wie diese Vannas Betteln um Hilfe verstanden hatte. Sie hörte immer noch Mollys Bitten. Ihr Flehen. Ihre hilflosen Tränen, genauso wie ihre eigenen noch in ihrem Kopf widerhallten. Und die Niedergeschlagenheit der 7-fachen Mutter, als sie feststellte, dass Ron und Ginny sich nicht aufhalten lassen würden.
Zwei Frauen, die um das Überleben ihrer Familien kämpften. Vanna konnte auch die Panik verstehen, die die ältere Frau gefühlt haben musste, als sie festgestellt hatte, dass nach Dumbledores Tod die straffe Organisation des Ordens auseinander gebrochen zu sein schien, weil weder Mad Eye noch Kingsley zu erreichen gewesen waren. Oder einer der anderen Auroren, die ihre Kinder hätten unterstützen können. Nicht einmal Nymphadora, die sich ja vor einiger Zeit nach Rumänien hatte versetzen lassen, war zu erreichen gewesen. Und es wäre doch schön gewesen, wenn sie noch etwas zusätzliche Unterstützung vor Ort hätten bekommen können. Ja, sie hatte nicht einmal Arthur oder einen ihrer älteren Söhne rechtzeitig kontaktieren können. Wie hatte es nur soweit kommen können?
Wie konnte es sein, dass das Schicksal der gesamten magischen Welt jetzt plötzlich nur von den Bewohnern des Grimmauldplatzes abhing?
Vanna konnte ihr die Frage nicht beantworten. Sie konnte ihr auch keinen echten Trost spenden, weil sie selbst viel zu verzweifelt war. Und letztendlich konnte es ohnehin keinen Trost geben. Nicht für sie, nicht für Molly und für niemand anderen, dessen nächste Angehörige in dieser Nacht ihr Leben aufs Spiel setzten. Nur das Wissen, dass, wenn es ihnen nicht gelang, Sirius und Harry zu retten, Voldemort siegen würde. Dass die letzte Hoffnung, den berüchtigtsten Schwarzmagier aller Zeiten daran zu hindern, die Weltherrschaft zu übernehmen, mit Harry sterben würde.
Und bevor jemand Harry töten könnte, egal ob Todesser oder Vampir, müsste er erst an Sirius vorbei...
Oh Gott!
Sirius!
Sie konnte nicht einmal den Gedanken zulassen, dass einer von ihnen sterben würde. Allein die Vorstellung war mehr, als sie ertragen konnte! Sie musste sowieso schon mit aller Kraft gegen die Panik ankämpfen, die sie vollständig zu lähmen drohte.
Unwillkürlich beschleunigte sie ihre ohnehin schon schnellen Schritte noch mehr und überholte Ron und Ginny, die eben unwillkürlich stehen geblieben waren, als direkt vor ihnen der weit aufgerissene Fledermausrachen aufgetaucht war. Doch beim Anblick des ungewöhnlichen Tores verhielt auch sie im Schritt. Das Herz sprang ihr förmlich in den Hals bei diesem albtraumhaften Anblick und sie konnte fühlen, wie ihr der Angstschweiß ausbrach.
Himmel, das war ja mehr als nur unheimlich! Bei Tageslicht mochte dieses Tor ja vielleicht höchstens skurril wirken, aber jetzt, in der Schwärze der Nacht, nur beleuchtet von ein paar Fackeln ... noch nie hatte sie etwas so Bedrohliches gesehen!
Und Sirius war da drin! In diesem Ding gefangen! In diesem ... diesem Geisterschloss! Das Bauwerk sah wirklich aus, als wäre es ihren schlimmsten Albträumen entsprungen. Aber das änderte nichts daran, dass sie dort hinein musste! Zu ihrem Mann! JETZT SOFORT!
Entschlossen packte sie das Bündel fester, das sie schon die ganze Zeit unter ihrem Umhang an sich drückte, und trat auf den weit aufgerissenen Rachen zu. Sie hatte keine Zeit für irgendwelche Befürchtungen! Sirius war da drin und sie musste zu ihm!
„Langsam, Vanna, nicht so hastig!" Rons Hand schloss sich um ihren Oberarm. „Wir können da nicht einfach kopflos hineinstürmen! Hast du gesehen, wie riesig dieser Kasten ist? Wir könnten stundenlang suchen, ohne auch nur in die Nähe von Sirius und Harry zu kommen."
„Verdammt Ron, wir haben keine Zeit zu verlieren!" Sie riss sich, zitternd vor Anspannung, los und blitzte ihn zornig an. „Je länger wir hier herumstehen und reden, umso später wird es. Wenn Andrescu seine Opfer um Mitternacht tötet, bleiben uns nur noch wenige Minuten. Ich gehe da jetzt rein!"
„Ron hat Recht, Vanna!" Hermine trat ihr in den Weg. „Wir können da nicht aufs Gratewohl reinstürmen. Kannst du Sirius jetzt wieder spüren? Ich meine, wir sind doch jetzt viel näher bei ihm ... Vielleicht hilft uns das ja. Versuch' es doch noch mal!"
Okay, das klang logisch. Mühsam kämpfte Evanna ihre Erregung und die furchtbare Panik zurück, die jede andere Empfindung in ihr zu überdecken schien, und lauschte in sich hinein. Wenn doch bloß ihr Herz nicht so laut schlagen würde! Wie sollte sie sich denn konzentrieren, wenn ... Halt! Da war etwas. Dieses warme, innige Gefühl, das Sirius' Nähe immer in ihr auslöste. Sie spürte ihn! Sie konnte ihn tatsächlich spüren!
‚Sirius? Sirius!' Oh Gott, wenn sie ihn doch auch „hören" könnte ... Dann würde sie wissen, ob es ihm gut ging. Dann bräuchte sie nicht mehr so furchtbare Angst um ihn zu haben. Dann könnte sie endlich wieder durchatmen ... Aber zu wissen, dass er lebte, war immerhin auch schon etwas.
Vor Erleichterung darüber schluchzte sie auf. „Ja. Ja, ich kann ihn spüren. Er lebt! Sirius lebt. Und er ist ganz in der Nähe!" Mühsam kämpfte sie gegen ihre butterweichen Knie an, während Tränen über ihre Wangen rannen.
„Okay." Hermine ergriff ihre zitternden Hände und hielt sie beruhigend fest. „Kannst du uns zu ihm führen? Ich meine, spürst du, wenn du dich ihm näherst?"
„Ich kann es versuchen." Evanna runzelte konzentriert die Stirn. „Eigentlich müsste es klappen."
‚Sirius! Bitte hilf mir! Ich muss dich finden und ich habe so furchtbare Angst ...'
„Dann lasst es uns endlich tun!" Ungeduldig funkelte Ginny die anderen an. „Mit jeder Minute, die wir hier draußen vertrödeln, wird es später. Und es ist nicht mehr lange bis Mitternacht!"
„Okay", bestimmte Ron. „Wir gehen rein. Aber vorsichtig, hört ihr? Wir können niemandem helfen, wenn wir selbst in Schwierigkeiten sind."
„Ja, ja!" Ginny war bereits auf dem Weg zum Fledermausrachen, dicht gefolgt von Vanna, die plötzlich und unvermittelt innehielt und sich mit einem leisen Schmerzenslaut die Handknöchel rieb.
„Vanna! Ist etwas passiert?"
Evanna schüttelte nur den Kopf in Richtung Ginny, ehe sie mit gestrafften Schultern den Fledermausrachen betrat. Die Rothaarige warf ihrem Bruder daraufhin nur einen ungeduldigen Blick zu. „Nun komm schon, Ron! Wenn wir hier nämlich noch lange sinnlos herumstehen helfen wir auch nicht!"
Ron und Hermine wechselten einen besorgten Blick, bevor Ron sich zu einem schiefen Lächeln zwang. „Na dann mal los, mein Schatz. Sonst retten die zwei die Welt noch allein ..."
- - - - -
„Sirius, setz´ Dich doch endlich mal hin!"
„Ich kann nicht!" Mit unruhigen Schritten durchmaß Sirius zum wiederholten Male den winzigen, völlig ebenen und runden Raum, auf der Suche nach einer Möglichkeit, ihn zu verlassen. Irgendwie! Bei Merlins Bart, er musste hier raus! Sofort!
Eine seltsame innere Unruhe hatte ihn gepackt und hielt ihn nun schon seit einiger Zeit in ihren eisigen Klauen. Irgendetwas stimmte nicht! Da war diese Stimme in seinem Kopf. Vanna Stimme. Und er konnte deutlich die Panik darin hören. Er konnte ihre Angst hören, tiefe, grauenhafte Angst. Sie schnitt durch ihn hindurch wie ein in Eiswasser getauchtes Messer. Und allein dieses Gefühl ließ ihn sich fühlen wie ein Raubtier in einem viel zu kleinen Käfig. Er musste hier raus! Zu ihr! Sie brauchte ihn!
Harry sah seinem Paten mit leisem Seufzen bei seiner unruhigen Wanderung zu. Was war nur los mit ihm? Bis eben war er doch noch ruhig gewesen. Hatte versucht, ihn – Harry – zu beruhigen. Und jetzt ...
„Es gibt keinen Ausweg", erklärte er mit vor Mutlosigkeit leiser Stimme. Das hatte er schließlich selbst herausgefunden, genauso wie Sirius vor ihm. Er war wirklich ein schöner Gryffindor – soviel zum Thema Mut! Aber aus diesem Gefängnis gab es einfach keinen Ausweg. Sie hatten sogar versucht, stablos zu apparieren. Das war – auch für magisch außergewöhnlich begabte Zauberer wie sie – ohnehin schon ziemlich schwierig. Und es hatte eine ganze Weile gedauert, bis sie den Bogen endlich wenigstens ansatzweise raus hatten. Mit dem Ergebnis, dass zu ihren schon zahlreich vorhandenen blauen Flecken ein paar weitere dazugekommen waren, als sie gegen die unsichtbare Mauer der Apparationssperre geknallt waren.
Wer immer sie hier gefangen hielt – er wusste, dass sie Zauberer waren und verfügte über die gleichen Kräfte wie sie. Verflucht!
Seit ungefähr einer Stunde hatten beide es schließlich aufgegeben, nach einem Ausgang zu suchen. Doch vor wenigen Minuten hatte Sirius ganz unvermittelt vollkommen ruhelos erneut damit begonnen. Keine Ahnung, was in ihn gefahren war, dass er plötzlich von so offensichtlicher Unruhe gequält wurde.
Der Ältere presste ein Ohr an die Wand, fast als hoffe er dass sich eine vermeintliche Geheimtür mit einem Geräusch verraten würde. Doch da war nichts. Nur diese schreckliche Stille, die ihnen förmlich in den Ohren dröhnte. Wüst fluchend warf er sich verzweifelt gegen die schwarze Mauer, die sie umgab.
Immer wieder hämmerte es tief in ihm in ihm: ‚Vanna! Sie hat schreckliche Angst! Vanna hat Angst! Ich muss zu ihr!'
Erneut schritt er den kleinen Raum ab. Als sich auch dieses Mal kein geheimes Tor öffnete und auch kein Felsvorsprung zu entdecken war, riss Sirius´ Geduldsfaden! Mit einem wütenden Schrei schlug er mit voller Wucht mit der Faust gegen den schwarzen, glatten Stein. Den stechenden Schmerz in seinen Fingern fast schon willkommen heißend.
„VERFLUCHT!"
Harry verdrehte innerlich die Augen und öffnete den Mund, um seinen Paten erneut aufzufordern sich hinzusetzen – er machte ihn nervös – als plötzlich direkt über ihnen ein lautes Rascheln ertönte. Als würden tausende von Flügeln schlagen. Der Junge horchte angestrengt, um vielleicht anhand des ohrenbetäubenden Krachs herauszufinden, um was für ein Tier es sich handeln mochte. Doch schon im nächsten Moment war es ihm nicht mehr möglich, auch nur einen Muskel zu bewegen. Und er verlor den Boden unter sich, auf dem er eben noch im Schneidersitz gehockt hatte.
„Was hast Du getan?" schrie er erschrocken in Sirius' Richtung, der ebenfalls hilflos in der Luft schwebte und sich offenbar ebenso wenig rühren konnte wie er selbst.
„Gar nichts!" antwortete der Ältere ihm, gegen die ohrenbetäubenden Geräusche anbrüllend, die um sie herum immer weiter anschwollen. Immerhin hatten sie beide jeden verfluchten Quadratzentimeter dieses Gefängnisses abgeklopft, ohne dass etwas geschah! Wieso hatte der Schlag gegen die Wand jetzt etwas ausgelöst?
Und vor allem; WAS hatte er ausgelöst?
Das Rascheln wurde noch lauter, wurde zum Rauschen, steigerte sich schließlich zu einem alles überdeckenden Dröhnen – ehe es plötzlich vollkommen verstummte und einer Stille wich, die noch viel bedrohlicher wirkte. Und die beiden Zauberer fanden sich nur Sekunden später außerhalb ihres Gefängnisses wieder – Angesicht in Angesicht mit dem Schlossherrn persönlich.
Nicolae Andrescu.
Hochgewachsen, schwarzhaarig, ungewöhnlich bleich und mit scharfem, stechendem Blick aus ungewöhnlich hellen, fast gelblich wirkenden Augen, dem nichts zu entgehen schien.
Und er schien – das war sogar aus der würdelosen Position, in der sie hilflos in der Luft hingen, problemlos zu erkennen – nicht sonderlich erfreut, sie in seinem Heim begrüßen zu dürfen.
Genauso wenig, wie die ... Kreaturen, die sich in immer größerer Zahl um ihn herum versammelten, sie dabei von allen Seiten einschlossen und deren Geflüster und Gewisper fast wie das Zischeln von Schlangen klang ...
Großer Gott, Cliff! Sich so von hinten anzuschleichen! Spinnst Du? Aber wenn Du schon mal da bist, kannst Du ja auch gleich bleiben! Transsylvanische Gastfreundschaft ... Die sind da so nett, dass sie ihre lieben Besucher gar nicht wieder gehen lassen wollen ... Das wäre doch was für Dich, oder? °Fieses Grinsen°
Möchte jemand wissen, wie es weitergeht?
