Wochenend und Sonnenschein, keiner sollte jetzt am Rechner sein, trotzdem stell'n wir das Kapitel ein...
Ja, ja. Total irre diese Marauderfriends. Aber so kennt man uns ja schließlich, hihi. Und da wir uns ziemlich sicher sind, dass trotzdem der Eine oder Andere an seinem PC sitzt ... oder sich später daran setzen wird ... Und uns natürlich mit einem netten Kommi bedenken wird ... Okay, Ihr wisst, worauf ich hinaus will!
Apropos Kommis: Diese nette Seite hier unterschlägt uns gelegentlich die eine oder andere Review. Und deshalb kann es passieren, dass mal einer von Euch keine Reply bekommt – aber das ist keine böse Absicht! Und selbstverständlich wollen wir trotzdem unsere Kommis. BITTE!


Der letzte Horcrux

Eng an die Wand gedrückt beobachtete Catherine im schwachen Lichtschein des Zauberstabes, mit dem Pettigrew den Gang erleuchtet hatte, wie der Wolf sich ihr Schritt für Schritt näherte – die Ohren angelegt, das Nackenfell aufgestellt und die Zähne bedrohlich gefletscht. Konnte er wohl hören, wie rasend schnell ihr Herz schlug? Konnte er ihre Furcht riechen? Die panische Angst um sich und ihr ungeborenes Kind?

Heftig zitternd hob sie die Hand und streckte die dem knurrenden Tier entgegen. Die Wahrscheinlichkeit, dass sie den Körperteil durch einen Biss verlieren würde, erschien ihr zwar im Augenblick größer als die Alternative, dass er daran schnuppern und sie erkennen würde, aber übertriebene Vorsicht brachte in ihrer Situation wohl auch nichts mehr. Außerdem – hatte sie eine Wahl?

Geduckt schlich das riesige Raubtier näher und sie musste ein ängstliches Wimmern unterdrücken.

Mühsam kämpfte sie um ihre Beherrschung. Nein, nicht das Raubtier! So durfte sie nicht einmal denken! Das dort war Remus. IHR Remus. Der wundervolle, anbetungswürdige Mann, der es mit einem einzigen Lächeln schaffte, ihren Herzschlag zu wahren Höchstleistungen anzuspornen. Dessen Berührung ihr regelmäßig die Knie weich werden ließ. Und – zum Troll noch mal – diese Situation hier war doch eigentlich genau das, worauf sie so entschlossen hingearbeitet hatte, oder? Das war es doch, was sie in ihrer grenzenlosen Sturheit gewollt hatte!

Bei ihm zu sein und ihm zu beweisen, dass er nicht einmal halb so viel Monster in sich trug, wie er dachte.

Nicht ausgeschlossen zu werden.

Nun, hier hatte sie ihren Willen. Live und in Farbe. Und es war ganz bestimmt nicht seine Schuld, wenn sie sich jetzt fürchtete...

„Remus." Sie versuchte mit aller Kraft das Zittern ihrer Stimme zu unterdrücken, als sie seinen Namen sagte. Ganz gelang es ihr nicht, aber eigentlich war sie auch schon stolz auf sich, weil sie überhaupt einen Ton hervorbrachte.

„Remus, ich bin es – Catherine. Erkennst du mich nicht?" Und als er keine erkennbare Reaktion zeigte flüsterte sie leise: „Moony."

Einen Augenblick lang erstarrte das riesige Tier und hob lauschend die Ohren, fast als sei es verblüfft, dass diese Frau diesen Namen kannte – aber dann gingen sie wieder nach hinten und das drohende Knurren wurde womöglich sogar noch lauter.

Okay, das brachte wohl nicht viel. Obwohl Catherine es schon als einen großen Sieg wertete, dass sie überhaupt noch am Leben war. So schnell, wie der Wolf diesen widerlichen Pettigrew zur Strecke gebracht hatte ... Vermutlich lag es ja daran, dass sie am Boden kauerte. So empfand er sie wohl nicht als Bedrohung ... Was hatte sie in der Schule über Caniden gelernt? Bedränge sie nicht. Nimm eine unterwürfige Körperhaltung ein.

Okay, einen Versuch war es wert.

Vorsichtig glitt sie tiefer an der Wand hinab, bis eine weitere Wehe sie schmerzerfüllt innehalten ließ. Langsam veratmete sie den quälenden Krampf, dessen Heftigkeit ihr die Tränen in die Augen trieb. Himmel, viel Zeit blieb ihr nicht mehr bis zur Geburt! Und als Geburtshelfer war der Wolf bestimmt nicht geeignet ... selbst wenn sie sich mit ihm arrangieren konnte. Obwohl er vermutlich ohne zu zögern die Nabelschnur durchbeißen würde.

Stöhnend schloss sie die Augen. Und bei der nächsten heftigen Anspannungswelle sackte sie ganz von selbst gänzlich zu Boden. Oh Gott, die Wehen folgten jetzt so furchtbar schnell aufeinander! Eine schien in die andere überzugehen und sie hatte das Mitzählen längst aufgegeben.

Nein! Nicht! Noch nicht! Sie wollte ihr Kind nicht hier in diesem finsteren Gang zur Welt bringen – nicht in all diesem Schmutz und nur wenige Schritte von einer Todesserleiche entfernt...

Etwas Kaltes, Feuchtes stieß gegen ihre Hand.

Benommen öffnete sie die Augen – und starrte direkt in die strahlendgoldenen des Wolfes. Seine Ohren waren jetzt aufmerksam aufgerichtet und er schnupperte interessiert an Ihrer Hand, die sie auf ihren gewölbten, schmerzenden Leib gepresst hatte.

„Remus?"

Er zuckte zurück, als sie ihn plötzlich ansprach, nahm aber keine drohende Haltung ein.

Hoffnungsvoll streckte sie ihm erneut die Hand entgegen – und er kam tatsächlich wieder näher, um daran zu schnüffeln.

Sie versuchte es erneut, leise, aber diesmal mit deutlich festerer Stimme. „Remus?"

Ein schwaches Schwanzwedeln antwortete ihr.

„Oh Remus!" schluchzte sie leise und ließ ihre Finger sanft über sein weiches Fell streichen, als er diesmal nicht zurückwich. „Was sollen wir nur tun? Das Baby kommt bald. Und mir ist so kalt ... so furchtbar kalt. Und ich habe so schreckliche Angst ..."

Die goldenen Augen funkelten sie an. Und dann tat das riesige Tier etwas, womit sie nie gerechnet hätte. Es legte sich auf den Boden, ganz dicht neben sie. So dicht, dass sie sich an das warme, weiche Fell kuscheln konnte.

So dicht, dass sie seine Körperwärme spüren konnte. Er schirmte sie mit seinem massigen Körper einfach vom Rest der Welt, von den Kämpfen und dem Tod ab, legte den Kopf neben ihren, die Ohren immer noch freundlich nach vorne gestellt und huffte sie leise an.

Und Catherine spürte, wie ihre Anspannung und ihre Angst langsam wichen und einer wundervoll entspannenden Art innerlicher Ruhe Platz machten. Ihre Tränen versiegten langsam, als sie das Gesicht in dem warmen Fell seines Halses vergrub. Himmel, sogar in seinem Fell konnte sie den geliebten Mann immer noch riechen. Er war da – und gar nicht so weit entfernt, wie er selbst geglaubt hatte.

Was immer auch geschehen mochte, solange Remus bei ihr war, solange sie ihn spüren konnte – ob nun als Mensch oder als Wolf – würde sie damit fertig werden...

Plötzlich hob er witternd den Kopf ... und sprang so schnell auf die Füße, dass sie die Bewegung nicht einmal nach zu verfolgen vermochte. Und an der Art, wie seine Ohren wieder dicht am Kopf anlagen, seine Lefzen das messerscharfe, Furcht einflößende Gebiss entblößten und erneutes drohendes Knurren aus seiner Kehle erklang, konnte sie sich ausrechnen, dass ein Fremder den Gang betreten haben musste.

Atemlos lauschte sie und versuchte, angestrengt mit den Augen die Finsternis außerhalb des immer schwächer werdenden Lichtkreises zu durchdringen, den Pettigrews Zauberstab noch immer verbreitete, und zu erkennen, wer dort gegangen kam. Oder eher gerannt, wie die raschen Schritte belegten, die sie jetzt hören konnte. Mühsam richtete sie sich auf. Kam da Freund oder Feind?

Gleich darauf wurde ihr klar, dass es wohl keinen Unterschied machen würde, ob der Ankömmling ein Verbündeter war oder Voldemort persönlich. War der Wolf ihr eben noch sanft vorgekommen? Hatte sie sich eben in seiner Gegenwart noch wohl gefühlt? Sicher und beschützt?

Jetzt war er wirklich das gefährliche Raubtier, als das Remus sich immer selbst bezeichnet hatte, wenn er über seine Lycantrophie sprach. Lauernd, sprungbereit. Die goldenen Augen funkelten blutgierig im Dämmerlicht. Und seine messerscharfen Zähne schimmerten weiß vor der Schwärze des Ganges hinter ihm … Kampfbereit strich er vor ihr auf und ab, verzichtete überraschenderweise aber darauf, dem Ankömmling entgegenzulaufen…

Fast schien es – als würde er die verteidigen.

Und dann – durch den Nebel aus Angst und Schmerz hindurch, der sie immer mehr umfing – begriff Catherine endlich. Er wollte sie instinktiv beschützen. Sie und das Baby, das mit jeder Minute vehementer gegen die enge Hülle anzukämpfen schien, in der es die letzten Monate herangewachsen war.

Gleich darauf waren die sich nähernden Schritte plötzlich ganz nahe und es tauchte eine große, schlanke Gestalt am Rande des Lichtkreises auf. Rote Haare leuchteten wie ein Signalfeuer. Und in dem Augenblick, in dem der Wolf schon sprang – mit wildem, Zorn erfülltem Knurren – erkannte Catherine Ron Weasley.

Ihr eigener entsetzter Aufschrei mischte sich mit seinem, bevor der Körper des Wolfes ihn von den Beinen riss und das riesige Tier sein hilfloses Opfer unter sich begrub. Wildes Knurren folgte, ehe der Wolf den Kopf hob und zum Biss ansetzte und Ron abwehrend die Hände vors Gesicht riss.

Mit einem verzweifelten Schluchzen angesichts dessen, was sie zu tun gezwungen war, ergriff Cathy den Zauberstab, der dicht neben ihr auf dem Boden lag, und richtete ihn mit zitternder Hand auf das im Blutrausch rasende Tier.

„Stupor!" schrie sie – gleichzeitig mit einer anderen, weiblichen Stimme.

Das Letzte, was sie bewusst wahrnahm, bevor sie hemmungslos schluchzend zusammenbrach, war das panische Aufjaulen des zweifach von roten Lichtblitzen getroffenen Tieres, als dessen Körper so unglaublich hart gegen die Wand geschleudert wurde, dass sie die Knochen krachen hören konnte, und schließlich reglos dort liegen blieb. Und außerdem war da noch der besorgte, angsterfüllte Ausruf einer Frauenstimme, allerdings irgendwo in weiter Ferne…

Dann ging ihre Welt in einem Nebel aus reißendem Schmerz in ihrem Leib und alles überdeckender Verzweiflung unter.

- - - - -

„HARRY IST ... EIN HORCRUX?"

Sirius brüllte diesen Satz fast, während alle Anderen in dem höhlenartigen Raum den Vampir nur fassungslos anstarrten. „Aber wir dachten … Nagini … das verdammte Schlangen-Vieh war doch …!"

„ … kein Horcrux." Andrescus Stimme klang nur minimal ungeduldig. „Voldemort ist nicht dumm, Black. Im Gegenteil, er mag wahnsinnig sein, aber er würde nie den Fehler begehen, es seinen Feinden so leicht zu machen. Die Schlange war viel zu offensichtlich. Tatsache ist allerdings, dass der Dunkle Lord ursprünglich überhaupt nicht die Absicht hatte, Harry Potter zum Träger eines seiner Seelengefäße zu machen. Aber als er in jener Nacht dessen Mutter tötete ..."

„ ... ist es geschehen?" Sirius begann langsam die Zusammenhänge zu begreifen. „Und deshalb konnte Harry plötzlich Parsel? Und hatte damals diese mentale Verbindung zu Voldemort? Und er bekam auch dadurch die Fähigkeit, die Horcruxe zu zerstören ... weil dieser ihn – genau wie in der Prophezeiung vorhergesagt – als ihm ebenbürtig kennzeichnete ... Konnte der Dunkle Lord ihn deshalb nicht töten? Weil er dessen Horcrux in sich trug?"

„Nein, das hatte damit nichts zu tun. Das war der Blutschutz seiner Mutter, die ihr Leben für ihn gab." Andrescu schüttelte bedächtig den Kopf, seine Augen schienen förmlich zu glühen. „Blut ist ein sehr mächtiger Stoff, Black. Es ist Energie. Es spendet Leben. Und – wie ihr alle vor kaum einer Stunde selbst erfahren habt – gibt es keine mächtigere Magie, als die Bereitschaft, sein eigenes Leben für einen anderen Menschen zu opfern. Weil diese Magie Herzen erreicht. Deine Frau bekam durch deine Liebe zu ihr ihre Zauberkräfte zurück. Nur weil Du bereit warst zu sterben, um sie zu retten. Ebenso wie sie bereit war, ihr eigenes Leben für dich einzusetzen, indem sie ganz ohne Zauberkräfte in mein Schloss kam. Das war das Geheimnis. Ihr musstet eure Liebe zueinander vollkommen annehmen und euch darüber klar werden, wie groß sie ist. Und weder ich noch meine Kinder konnten Euch töten."

Dazu konnte Sirius nur nicken. Noch immer brachte die Erinnerung daran, wie Vanna während des Fledermausangriffs plötzlich aufgesprungen war, ihren Zauberstab herbei acciot hatte und Andrescu – der mit allem gerechnet hätte, aber nicht DAMIT – einen saftigen Fluch zwischen die gelben Augen geschossen hatte. Das hatte den Angriff wirkungsvoll beendet. Und anschließend hatte man mit dem Kerl sogar reden können – oder besser gesagt, EVANNA hatte mit ihm reden können. Und als dann herauskam, dass ausgerechnet Greyback der Mörder von Andrescus Frau war ...

„Allerdings können wir jetzt auch Voldemort nicht vernichten, weil sein Leben von Harry geschützt wird ... Ehe der letzte Horcrux nicht vernichtet ist ..."

„Oh mein Gott." Es war Vannas Stimme, die diesen Satz leise murmelte, während sie einen Augenblick lang den Kopf gegen die Schulter ihres Mannes lehnte, weil ihre Glieder ihr den Dienst zu versagen drohten.

Und Ginny fügte tränenerstickt hinzu: „Heißt das, dass wir ... dass wir Harry töten müssen, um Voldemort zu besiegen? Das ... das geht doch nicht! Es muss … es muss einen andern Weg geben! OH BITTE! BITTE!"

„Ganz ruhig, Süße." Vanna riss sich zusammen und umarmte das rothaarige Mädchen, das neben ihr auf dem Boden hockte und nun verzweifelt zu schluchzen begonnen hatte. Ihre Augen sprühten zornige Funken, als sie Andrescu herausfordernd anblickte. „Keiner wird Harry töten!"

„Natürlich nicht. Wie Miss Granger vor kurzem so treffend bemerkte, kann ein Mensch selbst kein Horcrux sein, sondern ihn nur in sich tragen. Und Potter ist der Einzige, der den Horcrux, den Voldemort ihm eingepflanzt hat, schadlos zerstören kann! Ihn töten! So ein Unsinn!"

Snape hatte offenbar zu seiner alten Form zurückgefunden, seit sein Blut nicht mehr aus seiner Schulter schoss, seine Stimme drückte nämlich bereits wieder die gewohnte Ungeduld und Genervtheit aus. „Wir holen einfach das ... das Gefäß aus ihm heraus und er vernichtet es dann! Und danach kümmern wir uns um Voldemort. Alle gemeinsam. Ich begleitet euch."

„Severus, Du kommst nicht mal allein zurück auf die Füße." Rica, die bisher schweigend und mit großen, erschrockenen Augen die Diskussion verfolgt hatte, schenkte ihm einen warnenden Blick, der wohl ausdrücken sollte, dass er es am besten gar nicht erst versuchte.

Allerdings fehlte Snape offenbar die Erfahrung mit temperamentvollen Frauen, die ihn sonst dazu gebracht hätte, sein Unterfangen von vorn herein aufzugeben. „Aber jemand muss doch den Zauber …"

„JEMAND. Richtig. Aber nicht DU!" Rica funkelte ihn an. „Der einzige Ort, wo du heute Nacht noch hingehen wirst, Severus Snape, ist der Grimmauldplatz. Zu Madam Pomfrey."

„Ich führe den Zauber aus." Sirius Stimme klang immer noch etwas zittrig, denn Andrescus Nachricht hatte ihn ziemlich aus der Bahn geworfen. Aber sein Blick strahlte eiserne Entschlossenheit aus, als er den Tränkemeister ansah. „Sag´ mir den Spruch, Severus."

Snape war so überrascht, das Sirius seinen Vornamen gebraucht hatte, ganz ohne Hohn und Spott in der Stimme, dass er für einen Moment sogar das Antworten vergaß.

„Den Spruch, alte Fledermaus!" fauchte daher Sirius ungehalten – und Snape wusste nicht, ob er sich über diesen Satz ärgern oder lieber dankbar sein dafür sein sollte, dass die Normalität wenigstens in gewisser Weise wieder Einzug hielt. Es war soviel passiert in letzter Zeit. Wenn Sirius Black jetzt auch noch begann, ihn wert- und vorurteilsfrei beim Vornamen zu nennen, dann wäre ihm das Zimmer neben Gilderoy Lockhard so gut wie sicher …

„Horcruxus expartis", brummte er und funkelte sein Gegenüber an, dessen konzentrierter Gesichtsausdruck darauf hindeutete, dass er sich diese zwei Worte besonders sorgfältig einprägte. „Kannst Du Dir das merken, oder soll ich´s Dir aufschreiben, du lästiger Köter?"

Sirius kam nicht dazu zu antworten, denn Vanna übernahm es im übertragenen Sinn für ihn. Sie erhob sich, nicht ohne sich dabei „rein zufällig" auf Snapes Schulter abzustützen, was ihm einen gedämpften Schmerzenslaut entlockte, den sie jedoch beiläufig ignorierte. Sie wandte sich stattdessen an Rica und hätte beim Anblick von deren zornigem Gesichtsausdruck angesichts ihres kleinen Racheaktes beinahe gelächelt. Aber dafür war im Augenblick wohl keine Zeit.

„Schaffst Du es, Severus und Ginny hier heraus zu bringen, Rica?"

„Natürlich!"

„Moment!" Ginny war ebenfalls aufgesprungen, die rot geweinten Augen funkelten. „Ich will helfen!"

„Dann hilf Deinem Professor und Rica!"

Den Fluch, den die junge Hexe daraufhin ausstieß war sogar für Sirius' Ohren neu. Und der hatte in Askaban so ziemlich alles gehört, was es zu hören gab. Sie zog sogar ihren Zauberstab und richtete ihn kampfbereit auf Vanna und Sirius. „Wenn ihr mich nicht mitkommen lasst, dann …"

„Ginny, es ist …"

„Nehmt sie mit!" Snapes Worte hallten einen Moment in der verblüfften Stille nach. Er hatte es mit Ricas Hilfe geschafft, sich aufzusetzen und blickte sie jetzt müde an. „Sie wird sich nicht aufhalten lassen, das seht ihr doch! Vermutlich nutzt sie die nächste Gelegenheit, sich von uns zu entfernen, und renn euch allein hinterher. Und Potter tut es mit Sicherheit gut, sie zu sehen. Er glaubt nämlich, ihr wärt alle tot. Außerdem habt ihr keine Zeit, um zu diskutieren!"

„Ja, nehmt sie mit." Andrescus Augen hefteten sich mit einem Ausdruck der Anerkennung auf das junge rothaarige Mädchen. „Sie wird euch von Nutzen sein. Weil Liebe nämlich die stärkste Magie überhaupt ist."

Er lächelte schwach, als sie heftig errötete, und wendete sich dann Sirius zu. „Ich kann euch leider nicht begleiten, Black. Meine Pflicht liegt jetzt woanders. In meiner Heimat geht die Sonne in kaum drei Stunden auf. Und ich muss meine Familie zu Nahrung führen, bevor das geschieht. Ihr Überleben hängt davon ab."

Sirius nickte und streckte dem Vampir die Hand entgegen. „Danke. Für Alles."

„Ich sagte doch bereits, ich verfolge nur meine eigenen Interessen." Dennoch ergriff Andrescu die angebotene Rechte und drückte sie. „Lebt wohl! Und viel Glück!"

Er breitete seinen Umhang aus, eine dunkle Wolke verhüllte plötzlich seine Gestalt und im nächsten Moment flatterte eine große Fledermaus durch die Katakomben davon.

„Irgendwie mag ich den Kerl. Diese geheimnisvolle Aura, die er ausstrahlt ... sie macht ihn richtig sexy." Vanna drehte sich zu Sirius und Ginny um, ihren Zauberstab kampfbereit in der Hand. „Lasst uns gehen, die Zeit läuft uns davon!"

Und ein flüchtiges Grinsen huschte über ihr Gesicht, als sie den dunklen Gang entlang eilte und Sirius dicht hinter ihr vor sich hinmurmeln hörte: „Sexy? Sie findet ihn SEXY? Diese FLEDERMAUS? Na warte, Frau, bis wir nach Hause kommen! Dann werde ich dir zeigen, was sexy ist ..."

- - - - -

„Hier ist der Wurm, Meister!"

Bellatrix stieß Harry eine Hand in den Rücken und er landete fast mit dem Gesicht voran im Dreck. Nur mühsam konnte er sich auf den Beinen halten, aber sein Stolz kam ihm da zu Hilfe. Egal was geschah, er würde vor Voldemort nicht im Staub liegen! Dazu musste der ihn zuerst umbringen!

Mit einem ausgesprochen trotzigen Gesichtsausdruck hob der Junge den Blick und funkelte den Mann vor sich hasserfüllt an. Nein, kein Mann. Seit ihrem letzten direkten Zusammentreffen hatte der dunkle Lord sich verändert. Es lag nicht an der kostbaren Robe, die er nun wie ein Kostüm trug, nein, es war das ganze Wesen.

Harry hatte es nicht für möglich gehalten, aber er war noch weniger menschlich als zuvor. Die roten Augen glühten in dem schummrigen Raum, der nur von Fackeln an der Wand spärlich erleuchtet wurde. Die schmale Gestalt war dürr und dort, wie Harry es sehen konnte, überzogen mit pergamentartiger, bleicher, schuppiger Haut. Die so genannten Lippen waren schmal und ebenso blut unterlaufen wie die Augen. Alles in allem wirkte das Wesen vor ihm schlicht grotesk und Angst einflössend. Zumindest für jeden Anderen. Aber nicht für Harry. Nicht mehr. Nie wieder. Harry hatte nichts mehr zu verlieren. Gar nichts. Es war vorbei.

„Endlich ist es so weit." Sogar die Stimme hatte alles Menschliche verloren, sie zischte und fauchte, als koste es den Besitzer Mühe, sich zu artikulieren. Wie konnte ein Mensch sich selbst freiwillig so sehr verstümmeln? Und alles nur für einen irrsinnigen Hunger nach Macht. Es blieb für Harry einfach unverständlich.

Voldemort erhob sich von dem eigenartig verformten Stuhl, der erwartungsgemäß Ähnlichkeit mit einer sich windenden Schlange hatte, und funkelte den Jungen hasserfüllt an.

„Du warst mir schon lange genug ein Dorn in meinem Fleisch, Harry Potter. Seit deiner Geburt hast Du mir ständig Probleme bereitet. Genau wie das unwürdige Pack, das dich in die Welt gesetzt hat. Aber heute Abend wirst Du Deine geliebten Eltern endlich wieder sehen."

Und Sirius, Ginny, Vanna, Ron, Hermine …Dumbledore. Und vielleicht auch Remus, Catherine und Rica … Snape. Hatten sie es geschafft?'

Harrys Adamsapfel hüpfte verräterisch und Voldemort grinste höhnisch auf ihn herab. Der Junge fühlte genau, wie der Schwarzmagier in seine Gedanken eindrang. Wie er seinen Schmerz auskostete. Ein fast perverses Vergnügen verzerrte die unmenschlichen Züge.

„Soviel Leid", gurrte er, als spreche er vom glücklichsten Moment in seinem Leben. „Welch ein Genuss. Ich hätte sie alle gern selbst getötet. Vor Deinen Augen. Aber wenigstens werde ich Dich jetzt töten. Du wirst mir nie wieder im Weg stehen, Harry Potter!"

„Nicht so schnell!" Bei Merlin, er würde nicht kampflos untergehen! Er würde Voldemort so sehr schwächen wie möglich! Und ihn endlich töten, ihn vom Antlitz der Erde vertilgen. Ihn und die Frau, die mit fiesem Grinsen neben ihm stand. Und wenn es seinen letzten Atemzug kostete!

Harry griff unter seinen Umhang und riss den Hufflepuff-Becher hervor. Der protzige, goldene Becher funkelte in seiner Hand auf, ehe Rauch von ihm aufstieg. Die plötzlichen Bilder kam so schnell und so schmerzhaft, dass Junge das zu einem Klumpen Gold schmelzenden Gefäß ächzend fallen ließ und sich mit beiden Händen an den Kopf griff. Was würde er jetzt für Ginnys kühle Hand auf seiner Stirn geben...

Er hörte wie durch Watte Bellatrix' Kreischen und dann Voldemorts ... schauriges Gelächter?

Harry blinzelte gegen den hellen, heißen Schmerz, der seinen Kopf erfüllte, erst dann erkannte er Sirius' verhasste Cousine, die sich kampfbereit vor dem dunklen Lord aufgebaut hatte. Triumphgefühl erfüllte ihn. Vermutlich tat sie es, um ihren Meister zu schützen. Wie dumm sie doch war. Voldemort selbst würde ihren Tod mit einem gleichgültigen Schulterzucken hinnehmen, wenn er es als nützlich erachtete.

„Geh´ aus dem Weg, Bella."

Harry umklammerte seinen Zauberstab fester und betete – für genug Kraft und ausreichende Schnelligkeit.

„Aber Meister! Er hat gerade Euren letzten Horcrux …"

Harry spürte, wie er zurück auf die Füße gerissen wurde. Bella war verstummt. Und Voldemort hielt seinen Zauberstab direkt auf ihn gerichtet.

Mit letzter Kraft riss Harry den Arm hoch und schrie: „SECTUSEMPRA!" Er musste ihn töten! Egal wie! Jetzt war Voldemort sterblich! Er musste …

Erneutes schauriges Gelächter waberte durch den Raum. Mit einer fast eleganten Handbewegung lenkte Voldemort den Fluch ab.

„Das denkst Du, nicht wahr, Harry? Genauso wie Bella. Aber ich muss Dich enttäuschen. Nagini war keine Horcrux. Ihr habt euch alle geirrt. Deine Freunde sind vollkommen umsonst gestorben." Ein irres Grinsen verzerrte die Züge des Schwarzmagiers. „Glaubst Du, ich hätte es euch so leicht gemacht? Oh nein. Der letzte Horcrux ist gut verborgen und Du wirst ihn nicht zerstören. Denn Du wirst heute Nacht sterben. Und morgen werde ich wieder sechs Horcruxe besitzen. Niemand wird mich dann noch aufhalten können! Aber zuerst wirst Du für Naginis Tod büßen."

Nagini war nicht ...'

Noch bevor er den Gedanken beenden konnte, schleuderte der nächste Fluch des Dunklen Lords Harry so hart gegen die Wand, dass seine Rippen nur so krachten und jedes Fünkchen Luft aus seiner Lunge gepresst wurde. Benommen rutschte er an der scharfkantigen Felswand hinab, Blut sickerte durch seinen zerrissenen Umhang.

„Du wolltest mich also töten?" fragte Voldemort lauernd. „Oh, Du hättest noch viel zu lernen, um so weit zu kommen. Ich werde Dir zeigen, wie man das macht." Er hob mit einem grausamen Lächeln den Zauberstab. „Cruci …"

„HARRY!"

Wie aus dem Nichts erklang Vannas Stimme und ehe Harry richtig begriff, was hier geschah, hatte sich Sirius´ Frau vor ihn geworfen.

Harry blinzelte ungläubig. Vanna? Sie lebte? Doch es blieb ihm keine Zeit, um sich wirklich zu wundern. Das verzweifelte „NEIN!" blieb ihm förmlich im Halse stecken. Er presste die Augen fest zusammen! Er konnte einfach nicht mit ansehen, wie sie zu Tode gequält wurde.

Doch nichts geschah.

Nach wenigen Sekunden wagte er es, die Augen zu öffnen. Vanna umklammerte ihn, aber nichts an ihrer Körperhaltung drückte Todesqualen aus. Und dann erkannte er eine Art flimmernden, goldenen Wall um sie her, der keinen Fluch durchzulassen schien. Der Blutschutz der Blacks! Bedeutete das, dass auch Sirius ...

Bevor er diesen Gedanken beenden und so etwas wie einen leisen Hoffnungsschimmer fühlen konnte hörte er, wie eine männliche Stimme „HORCRUXUS EXPARTIS!" donnerte.

Unsagbarer Schmerz schien seine Stirn plötzlich förmlich zu zerreißen und er brach mit einem Aufschrei in die Knie. Der Schmerz wuchs weiter an, nahm immer mehr zu, wurde absolut unerträglich.

Dann zerbarst seine Welt in tausend heiße Scherben und er stürzte ins Dunkle.


Autsch, das klingt wirklich schmerzhaft! Und wie soll Harry Voldemort besiegen, wenn er so angeschlagen ist? Und was ist eigentlich mit Remus? Und mit Catherine und Ron? Wer will es wissen?