A/N: Hi, ihr Süßen. Wochenende. Also heißt es wieder ein neues Kapitel von „Macht der Druiden". Und ich habe sogar eine gute Nachricht für euch! Es wir neben diesem Kapitel noch ein weiteres geben, plus Epilog. Also seid ihr uns noch nicht ganz los. °Zwinker!° Aber jetzt geht es weiter – ganz schön „fluffy", wie man uns bereits unterstellt hat. °GRINS!°

Familienplanung

Kurz nach Sonnenaufgang apparierten Vanna und Sirius gemeinsam mit den beiden Teenagern zurück zum Grimmauldplatz. Endlich.

Zuallererst hatten sie die sich heftig wehrende Bellatrix – Vanna war kurz davor gewesen noch einmal nach guter, alter Muggel-Art zuzuschlagen – und den sehr weinerlichen Rabastan ins Ministerium geschafft, und die Beiden Kingsley Shacklebolt übergeben.

Der schwarze Auror hatte nicht schlecht gestaunt, als Sirius mit seiner Frau und den beiden Gefangenen in sein Büro geschlendert kam, das mittlerweile nur so vor Auroren strotzte – Mollys Eule war nämlich endlich angekommen – und ihm erklärte, dass er den großen Angriff abblasen könne, weil Harry Voldemort bereits platt gemacht habe.

„Wenn ihr euch trotzdem nützlich machen wollt, könnt ihr ja seinen verdammten Kadaver abholen und seine restlichen Anhänger zusammentreiben … alles muss der Junge ja nun wirklich nicht allein machen …"

Vannas musste heftig schmunzeln, weil Sirius sich dermaßen stolz in die Brust warf, als ob Harry sein eigen Fleisch und Blut sei. Nun, vermutlich war er das für ihren Mann inzwischen auch, überlegte sie. Kein Kind wurde vermutlich von seinen leiblichen Eltern mehr geliebt wie Harry von Sirius. Oder allen anderen, die ihn umgaben. Sie selbst hatte sich schließlich ohne darüber nachzudenken vor ihn geworfen, weil sie den Gedanken nicht ertragen konnte, das er verletzt wurde…

Und dann galt es natürlich, unzählige Fragen zu beantworten. So viele, dass Sirius irgendwann genervt erklärt hatte, er hätte jetzt die Nase voll. Es wäre ja einfacher gewesen, Voldemort zu vernichten, als jetzt die Bürokratie zufrieden zu stellen! Das Ergebnis der teilweise recht erbitterten Diskussion war gewesen, dass sie am nächsten Nachmittag alle zusammen noch mal ins Ministerium kommen mussten, um ihre Aussagen zu machen … Aber egal – alles was sie jetzt noch wollte, war gründlich auszuschlafen!

Harry und Ginny hatten so lange auf dem Friedhof hinter der Kirche gewartet, denn Harry wirkte – jetzt da der Adrenalinstoß abgeebbt war und er nur noch die grenzenlose Erschöpfung spüren konnte – als würde er sich in tausend Teile zersplintern, wenn er versuchen sollte zu apparieren. Und so sollten sie sich wohl besser beeilen, ihn und Ginny – die nicht viel besser aussah – nach Hause zu bringen. Egal, ob Kingsley jetzt dem Zaubereiminister einen vollständigen Bericht erstatten konnte, oder nicht. Scrimgeour war ihnen herzlich gleichgültig – Harry nicht!

Vanna seufzte innerlich und drückte den Jungen instinktiv ein wenig fester an sich, als es für die Apparation wohl nötig gewesen wäre. Er sah so schrecklich blass und müde aus. Kein Wunder, nach dem was er heute durchgemacht hatte. Sie umarmte ihn noch einmal liebevoll, ehe sie ihn schließlich losließ und Sirius einen fragenden Blick zuwarf, der grade eben mit Ginny zusammen neben ihnen apparierte.

Auch er musterte den blassen, erschöpften Harry ziemlich besorgt, doch dieser lächelte nur schwach.

„Schaut nicht so besorgt. Ich werde jetzt sicher nicht tot umfallen, nachdem ich diesen Kerl endlich platt gemacht habe. Alles, was ich brauche, ist ein weiches Bett. Und ganz viel Schlaf!"

Ginny nickte zustimmend und schob ihre Hand in seine.

„Das klingt herrlich", seufzte sie, sich eine schmutzige Strähne ihres roten Haares hinters Ohr streichend. „In etwa zwei bis drei Monaten sollten wir wieder fit sein …" Sie zwinkerte ihren Freund zu. „Bis dahin ist wohl leider nur Kuscheln drin ..."

Sie und Harry lächelten sich an.

„Nur nicht so bescheiden, Miss Weasley!" Sirius grinste. „Als ob es nur beim Kuscheln bliebe. Ich war auch mal jung und ungestüm. Gib Harry eine Nacht Schlaf und dann …"

„Sirius!" unterbrach Harry seinen Paten knallrot, und Vanna lachte. Hah! Von wegen, Sirius WAR einmal ungestüm gewesen! Vermutlich würden sie selbst jetzt nicht gleich zum Schlafen kommen…

„Keine Sorge, Kleiner", neckte Mr. Ungestüm seinen erröteten Patensohn derweil mit einem Grinsen. „Ehe Ginny ihren Kuschel-Plan in die Tat umsetzen kann, muss sie zuerst an ihrer Mutter vorbei. Und ich glaube, das Molly Weasley da nicht so ohne weiteres mitspielen wird … Da werdet ihr euch bestimmt noch Einiges anhören dürfen – und alle anderen gleich mit!"

Harry sah aus, als wüsste er nicht, ob er darüber eher erleichtert oder bodenlos enttäuscht sein sollte. Vermutlich ersteres…

Vanna grinste inzwischen bei der Vorstellung, wie der jetzt noch so heftig lästernde Sirius sich wohl selbst in einigen Jahren verhalten würde, wenn seine eigene Tochter – die sie hoffentlich irgendwann bekommen würden – ihre ersten sexuellen Erfahrungen machen wollte … Hoffentlich hexte er dem betreffenden Jungen dann nicht irgendwelche wertvollen Teile ab!

„Mit meiner Mum werde ich schon fertig", prophezeite Ginny derweil grimmig, während Sirius nach dem Türknauf des grade wieder erscheinenden Grimmauldplatzes griff, und vergnügt lachend die Tür öffnete. Himmel, das traute er ihr sogar zu! Sie erinnerte ihn immer mehr an Lily…

Das Bild, das sich ihnen bot, als sie das Haus betraten, ließ alle stutzen.

Hermine stand mitten im riesigen Flur des Hauses, ein zärtliches Lächeln auf dem Gesicht und den Blick auf ein Bündel in ihren Armen gerichtet. Ein … Baby!

Sie schaute erschrocken auf und die Neuankömmlinge an, als die Tür krachend ins Schloss fiel.

„Also echt, die Weasleys waren ja schon immer schnell in der Familienplanung, aber das setzt dem Ganzen die Krone auf", schnaubte Sirius in seiner bekannt liebenswürdigen Art bei ihrem Anblick. „Sie waren höchstens eine Stunde allein. Wird diese Familie etwa von Generation zu Generation fruchtbarer? Dann sollte Harry nämlich besser einen Anti-Paternus…"

„Harry!" schrie Hermine, dem grinsenden Sirius gar keine Beachtung schenkend, und stürzte auf den erschöpft lächelnden Freund zu. Ihn fest umarmend lachte und heulte sie gleichzeitig. Erst nach einer halben Ewigkeit ließ sie ihn los, nur um gleich darauf den Anderen um den Hals zu fallen. Das Baby in ihrem Arm quengelte leise, offenbar nicht einverstanden damit, ständig zwischen fremden Körpern eingequetscht zu werden.

Vanna warf einen Blick auf das winzige, wehleidig verzogene Gesichtchen und schmolz augenblicklich dahin. „Oh, wie süß! Du bist ja eine richtige Schönheit! Darf ich sie mal halten?"

„Sechs Pfund, zehn Finger und zehn Zehen!" verkündete Hermine. „Und wenn sie will, kann sie es in punkto Schreien mit deiner Mutter aufnehmen, Ginny. Sie heißt Elena!"

Eine Tür schlug und ein „Oh Gott sei Dank!" erfüllte den Raum. Molly Weasleys Wiedersehensfreude stand der Hermines in keinster Weise nach. Sie umarmte und küsste alle, insbesondere Harry und Ginny – und Sirius behauptete später boshaft, die Zwei hätten ausgesehen, als wollten sie auf der Stelle zu Voldemort in die Katakomben zurück.

„Ihr lebt! Ihr habt es geschafft! Heißt das, dass …?"

Sirius nickte. „Es ist vorbei. Voldemort ist nichts weiter als ein lebloser Körper, den das Ministerium einsammelt und hoffentlich verbrennt. Wir sind in Sicherheit. Der Krieg ist vorbei, oder wird es zumindest sein, wenn die Auroren die gefährlichsten Anhänger des Dunklen Lords nach Askaban verfrachtet haben." Und da auch grade Ron den Raum betrat und Ginny erleichtert in die Arme schloss, und gleichzeitig Harry grinsend auf die Schulter schlug, konnte er sich nicht verkneifen zu sagen: „Eine neue Ära der Liebe, liebste Molly, die Ron offenbar schon erfolgreich eingeleitet hat. Man hat Hermine gar nicht angesehen, dass sie schwanger war!"

„Was?" Ron ließ seine Schwester los und starrte Sirius verblüfft an, der nur mit dem Kopf in Richtung Hermine deutete, die grade dabei war das Baby in Vannas Arme zu übergeben, und ihn mit offenem Mund anstarrte, während er nur bedeutungsvoll mit den Augenbrauen wackelte.

Der Teeanger lief knallrot an und stotterte: „Nein … ich … das … nicht …"

„Das ist doch nicht unseres!" protestierte Hermine empört. „Das ist Catherines Tochter! Sie und Remus schlafen und ich wollte nicht, dass das Baby sie weckt, nachdem sie doch soviel durchgemacht haben in der letzten Nacht…"

Und Sirius, der die Information, dass es sowohl seinen besten Freund wie auch dessen Frau gut ging, zwar mit sichtlicher Erleichterung aufnahm, aber trotzdem nicht gegen seine Marauder-Natur ankam, fragte natürlich sofort interessiert: „Aber es gibt ein ‚uns', nicht wahr?"

Jetzt lief auch Hermine knallrot an, ehe Ginny laut seufzte.

„Schon seit Ewigkeiten! Meine Güte, hat das denn keiner mitbekommen? Die beiden knutschen schon seit Wochen heimlich hier herum."

„Echt?" fragte Harry wenig geistreich und sah seine beiden besten, in leuchtendem Rot erstrahlenden Freunde fragend an.

„Ja, Schatz." Ginny wollte eigentlich die Augen verdrehen, aber ein herzhaftes Gähnen kam ihr dazwischen.

„Was ist eigentlich mit Snape und Rica?" versuchte Vanna das Thema zu wechseln, weil ihr Ron und Hermine irgendwie furchtbar Leid taten. Besonders unter Molly Weasleys grimmigem, durchbohrendem Blick. Ron sah aus, als würde er gleich im Boden versinken wollen ... Wie war diese Frau nur zu sieben Kindern gekommen?

Hermine war offenbar glücklich über die Ablenkung, weil sie sich geradezu begierig auf die Gelegenheit stürzte, über etwas anderes zu sprechen, als ihre Beziehung zu Mrs. Weasleys jüngstem Sohn.

„Sie kamen nur etwas später als wir hier an", berichtete sie. „Professor Snape hat eine ziemlich schlimme Verletzung an der Schulter abbekommen, einen vergifteten Fluch, wenn ich das richtig verstanden habe. Madam Pomfrey hat ihm ein paar starke Antitoximagica und Heiltränke verabreicht. Am liebsten hätte sie ihn ins St. Mungos gebracht, aber er hat sich geweigert zu gehen. Der Ausgang des Kampfes in den Katakomben war ja ungewiss. Er wollte uns im Falle einer Niederlage nicht hier allein lassen."

Sie warf Sirius einen kurzen Seitenblick zu und erwartete förmlich eine ironische Bemerkung seinerseits darüber, dass Snape wohl kaum allein eine Todesserarmee hätte aufhalten können. Aber der Animagus nickte nur verständnisvoll und strich der kleinen Elena in Vannas Armen mit der Fingerspitze über die rosige Wange.

Deshalb fuhr sie ermutigt fort: „Vor einer knappen Stunde ist er dann aber doch eingeschlafen. Ich hätte nie gedacht, dass er nach all den Heiltränken so lange wach bleiben könnte..."

„Reine Sturheit", grinste Sirius. „Er war schon in der Schule berühmt für seinen Dickschädel." Und dann brach er in leises Gelächter aus, als das Baby mit weit aufgesperrtem Mäulchen den Kopf wendete und instinktiv nach der Quelle der Berührung suchte. „Hier bekommt wohl jemand Hunger, was?"

„Sie hatte ja auch einen verdammt harten Tag!" bemerkte Vanna lächelnd. „Wollt ihr Catherine wecken?"

„Das werden wir wohl müssen. Sonst ist es nämlich mit der Nachtruhe im ganzen Haus vorbei", seufzte Ron, lächelte aber dabei. „Sie ist das lauteste Baby, das ich jemals erlebt habe!"

„Dann schaff sie besser gleich zu ihrer Mum", murmelte Ginny an Hermine gewendet und gähnte erneut. „Und jetzt lass uns endlich ins Bett gehen, Harry. Sonst falle ich hier tot um."

Mit diesen Worten ergriff sie seine Hand fester und zog ihn hinter sich her.

Und als sie hörte, wie Sirius Molly grinsend fragte, ob sie denn überhaupt bereit sei, schon Großmutter zu werden, denn ihre Tochter und Harry würden dazu bestimmt nicht mehr lange brauchen, rannte sie einfach die Treppen hinauf. Nur Sekunden, ehe Mollys Stimme durch das Gebäude schallte:

„GINEVRA MOLLY WEASLEY!

Aber ein Mädchen, das einem Voldemort die Stirn bieten konnte, wurde offenbar auch mit der lauten, roten Bedrohung fertig.

„Gute Nacht, Mum!"

Sirius schüttelte sich förmlich vor Lachen, während Molly reglos stehen blieb und über die Coolness ihrer Jüngsten nur mit offenem Mund staunend wenig geistreich die Treppe hinauf starrte.

Allerdings nur so lange, bis Vanna ihm das Baby in die Arme legte. Fast augenblicklich verstummte sein Lachen und er erwiderte das weiche Lächeln seiner Frau. Die Kleine fühlte sich richtig gut in seinen Armen an. Warm, weich, zerbrechlich – aber dennoch stark. Liebe und Hoffnung zum Anfassen. So wie Harry damals ... Sie erinnerte ihn an seine eigenen Träume von Liebe, einer intakten Familie – und vielen Kindern.

Und wenn er den Gesichtsausdruck seiner Frau richtig deutete, dann träumte sie den gleichen Traum. Von ihnen beiden. Und ihrem Nachwuchs. Hatte es wirklich einmal eine Zeit gegeben, in der er sie nicht an seiner Seite gewollt hatte? Das mussten Jahrhunderte her sein!

„Nur nicht so schadenfroh, Mister Black.", zwinkerte Evanna, während sie dem Baby über den weichen Flaum auf dem Köpfchen strich. „Wenn Molly nämlich Oma wird, dann wirst Du auch im übertragenen Sinne Opa – ehe Du überhaupt Vater wirst."

Er grinste. „Nicht, wenn ich es verhindern kann, mein Schatz."

Doch anstatt den beiden Teenagern hinterher zu stürmen, wie Molly insgeheim gehofft hatte, gab er das Baby vorsichtig an Hermine zurück, packte seine kichernde Frau, warf sie sich über die Schulter – und machte sich auf den Weg ins eigene Schlafzimmer. Es wäre doch gelacht, wenn er Harry in dieser Beziehung nicht übertrumpfen könnte! Sollten er und Ginny ruhig „kuscheln". Vanna und er hatten etwas anderes zu tun. Vor den Erfolg hatten die Götter schließlich den Schweiß gesetzt ... und er gedachte, sie gehörig ins Schwitzen zu bringen!

Molly blickte den Beiden kopfschüttelnd nach. Und Ron hätte schwören können, dass seine Mutter etwas murmelte wie: „Bei solchen Vorbildern … kein Wunder!"

- - - - -

Remus erwachte am nächsten Morgen recht spät.

Einen gnädigen Moment lang blieb seine Welt eingehüllt in weiches, wattiges Vergessen. Doch so unbarmherzig wie der Mond sich alle achtundzwanzig Tage vollständig rundete, kehrte auch seine Erinnerung an die vergangene Nacht zurück. An die Katakomben. Die unbändige Angst um die geliebte Frau, die in den Händen dieses Verrückten war. Und seine eigene Unfähigkeit, sie zu retten. Seine Unfähigkeit, sie in Sicherheit zu bringen.

Die Zeit hatte einfach nicht ausgereicht! Diese verdammte Lycantrophie!

Seine letzte menschliche Erinnerung galt Peter, der ihn aus entsetzt aufgerissenen, wässrigen Augen anstarrte. Völlig überrascht von seiner Entscheidung, sich nicht selbst zu töten. Und er erinnerte sich an ein ängstliches Geräusch von Cathy, als sie gesehen hatte, wie er …

Remus kniff die Augen zusammen und wünschte sich so leidenschaftlich den Tod wie nie zuvor in seinem Leben. Er würde die Augen einfach nie wieder öffnen. Wenn er es tat und ihren verstümmelten, leblosen Körper neben sich fand, würde er verrückt werden! Er würde einfach hier liegen bleiben, auf dem schmutzigen Boden der Katakomben, und dahinsiechen, so wie er es verdiente. Allein, verlassen, weil niemand einer Bestie wie ihm verbunden sein wollte …

Moment …

Nur sehr langsam kehrte seine Körperwahrnehmung vollständig zurück und ihm wurde klar, dass sich ein kalter, steinerner Boden sich nicht so anfühlte. So warm. So weich. Himmel, ihm war aufs Herrlichste warm. Und offenbar war er auch nicht so allein, wie er gedacht hatte. Etwas bewegte sich auf ihm.

Er kämpfte mit der irrationalen Angst, die an ihm fraß wie ein Raubtier, und der Neugier, was es wohl war. Letztere gewann schließlich den Kampf und er blinzelte vorsichtig. Über ihm spannte sich ein Betthimmel aus weicher, dunkler, bereits etwas mitgenommener Seide. So wie bei seinem Bett im Grimmauldplatz. Und es roch auch wie im Grimmauldplatz. Ein wenig modrig, wie es in alten, schlecht gelüfteten Gemäuern nun einmal roch – gemischt mit einem schwachen Duft von Wildblumen, der ihm so unendlich vertraut war und der vermutlich noch immer in den Laken seines Bettes hing, weil Catherine ... Und noch etwas anderes konnte er riechen.

Schokoladenkekse.

All diese Gerüche stürmten auf ihn ein und er musste die Augen schließen, damit ihm nicht ganz schwindelig davon wurde. Himmel, die feinen Sinne des Wolfes waren am nächsten Morgen einfach noch viel zu präsent und in dem Menschen so fehl am Platze, dass er sich jedes Mal so eigenartig fühlte. Aber dieses Mal setzen ihm die Erinnerungen, die er bei diesen Gerüchen hatte, noch doppelt zu. Er schaffte es trotz schmerzender Muskeln den Kopf so zu bewegen, dass er einen Blick auf das kleine Etwas werfen konnte, das dort auf seinem Bauch eingerollt lag. Und zu seiner Überraschung war es Josh, tief schlafend, dicht an ihn geschmiegt, die kleinen Hände fest in die Bettdecke gekrallt, als fürchte er, Remus könne wieder verschwinden, wenn er ihn nicht fest genug hielt.

Tränen sprangen dem Werwolf in die Augen. Er hatte es nicht verdient, dass dieser wunderbare kleine Junge ihm so nahe war, sich so vertrauensvoll an ihn schmiegte, hatte er doch immerhin … möglicherweise …

Ein wohliges Geräusch riss ihn aus diesem schmerzlichen Gedanken, ebenso wie ein warmer Atem, der seine Wange streifte. Viel zu ruckartig für seine geschundene Muskulatur wandte er den Kopf nach links, eine Bewegung, die ihm auch prompt mannigfaltigen Schmerz durch seinen Körper jagte und ihn einen Moment jeder Sinneswahrnehmung beraubte. Erst nach ein paar tiefen Atemzügen verschwanden die Sterne, die vor Schmerz hinter seinen Augenlidern getanzt hatten und sein Blick klärte sich.

Er blinzelte – und glaubte zu träumen. Einen Traum, der so wunderbar war, dass er nie wieder daraus erwachen wollte!

Direkt neben ihm lag Catherine, das Gesicht friedlich schlafend entspannt. Keine tiefen Wunden, keine Biss- oder Krallenspuren, nichts, was er noch vor wenigen Sekunden gefürchtet hatte zu finden.

Erneut schwammen seine Augen in Tränen und er ließ ihnen freien Lauf. Sich nicht um die erneuten Schmerzattacken kümmernd, die jede Bewegung in ihm auslöste, schob er mühsam einen Arm unter die Frau an seiner Seite, ebenso wie um den kleinen Jungen, zog sie beide fest an sich. Und während er das Gesicht in Catherines Haar vergrub, entfuhr ihm ein leises Schluchzen.

Sie lebte. Oh Merlin, Cathy lebte! Und sie war – nach allem, was Greyback ihr angetan hatte – noch immer bei ihm, genauso wie Josh! Er hatte Catherine nicht getötet! Und er hatte sie auch nicht verloren...

- - - - -

Einige Zeit verging, in der Remus nur ganz langsam wirklich verstand, dass sich seine Ängste und Alpträume nicht bewahrheitet hatten. Insgeheim war er dankbar dafür, dass während dieser Zeit weder Cathy noch Josh erwachten und ihm diesen Moment gönnten, den er brauchte, um seine Fassung wieder zu finden. Er hielt sie nur in den Armen und dankte jedem Heiligen, der ihm einfiel.

Ein leises Quietschen zog schließlich seine Aufmerksamkeit auf sich und neue Gerüche drangen in den Raum. Der Geruch von Büchern und Erdbeeren. Und etwas neues, frisches, das noch nicht lange existierte.

Die Tür glitt auf und Hermine schlich sich auf Zehenspitzen in den Raum, sehr darauf bedacht, niemanden zu wecken. In den Armen hielt sie ein kleines, in weiße Tücher eingeschlagenes Bündel. Als sie sich zu ihm umwandte und entdeckte, dass er wach war, errötete sie zu seiner Überraschung ein wenig.

„Professor …", stammelte sie flüsternd und er berichtigte sie mit einem nicht einmal halbwegs ernst gemeinten, tadelnden Blick.

„Remus."

„Remus", wiederholte sie gehorsam, aber immer noch verlegen, ehe sie ans Bett herantrat. „Wie geht es Dir?"

„Es ging mir nie besser", antwortete er ehrlich. Er war nie glücklicher gewesen, was interessierten ihn da schon ein paar Kratzer und schmerzende Muskeln? Aber offenbar glaubte sie ihm kein Wort.

„Tut es noch sehr weh? Ich wollte wirklich nicht … aber sonst wäre Ron …", stammelte sie mit gesenktem Blick.

„Wovon sprichst Du?"

„Du hast keine Erinnerung mehr an gestern Nacht?"

Remus schnitt eine Grimasse. „Nicht mehr wirklich. Ich erinnere mich noch schwach daran, dass ihr uns gerettet habt, als Greyback gerade über uns herfallen wollte. Und dass dieser ... Vampir ihn getötet hat. Und ich erinnere mich dass Sirius mich mit Cathy rausgeschickt hat, bevor er Harry …"

Er stockte, seine Augen weiteten sich erschrocken und er versuchte sich aufzurichten. „Wie geht es Harry?" fragte er hastig. „Ist er ...?"

„Ihm geht es gut. Allen geht es gut, sie sind hier. Er und die Anderen schlafen noch. Remus, er hat Voldemort besiegt, genau wie die Prophezeiung es sagte!"

Heiße Freude durchströmte ihn. Voldemort war besiegt? Das bedeutete ja, dass der Krieg bald vorbei sein würde! Und dann wäre auch Catherine nicht mehr in Gefahr...

Erleichtert seufzend ließ er sich in die Kissen zurück sinken. „Das ist gut. Sehr gut..." Er schloss für einen Augenblick die Augen, um die Neuigkeit wirklich aufnehmen zu können.

Und als er sie wieder öffnete, trug Hermine immer noch diesen schuldbewussten Gesichtsausdruck zur Schau.

„Also gut, Hermine, an was sollte ich mich erinnern?"

Die Röte in Hermines Gesicht verstärkte sich noch ein wenig. „Nun ja … Ron und ich sind Dir und Cathy gefolgt, um euch zu helfen. Aber wir kamen zu spät. Als wir euch erreichten war Pettigrew schon tot – nicht, das ich das bedaure – und Du warst bereits transformiert. Du hast neben Cathy, die schreckliche Schmerzen hatte, auf dem Boden gelegen und … warst einfach nur bei ihr. Ich meine, Du hast nicht im Geringsten bedrohlich gewirkt oder so, eher besorgt, wenn man einen Wolf als besorgt bezeichnen kann. Deine Ohren waren auf sie gerichtet und Du hast keine Zähne …"

„Du meinst, ich ..."

„Du hast sie bewacht, Remus. Sie beschützt. Selbst als Wolf hast Du ihr nichts angetan!"

Das musste er erst einmal verdauen.

„Und dann haben wir wohl irgendwas falsch gemacht. Wir waren vielleicht zu laut. Oder zu schnell. Oder ..."

„Hermine", unterbrach Remus ihr nervöses Geplapper.

„Nun ja … wir sind gerannt, um euch rechtzeitig zu erreichen, und das hat der Wolf wohl gehört und gedacht, wir wollten Cathy etwas antun. Jedenfalls hat er … hast Du … Ron angegriffen, und …"

„Hab´ ich ihn verletzt?" fragte Remus sehr leise, kreidebleich im Gesicht.

„Nein. Das … das ist es ja." Sie senkte den Blick auf ihre Fußspitzen. „Cathy und ich haben Dich vorher geschockt. Gleichzeitig. Du hast zwei harte Flüche abbekommen. Daher die Frage, ob es noch weh tut. Tut mir leid."

Das war alles? Am liebsten hätte er laut gelacht! „Das muss es nicht."

Überrascht hob sie den Blick. „Nicht?"

„Nein. Im Gegenteil, ich bin euch unendlich dankbar dafür! Ich hätte es mir nicht verzeihen können, wenn ich ihn verletzt hätte!" Er verzog das Gesicht zu einer kleinen Grimasse. „Molly wird mir vermutlich schon für den Angriff den Hals umdrehen – gerechtfertigterweise ..."

„Nein, wird sie nicht! Sie ist viel zu beschäftigt mit der kleinen …" Hermine unterbrach sich selbst und riss die Augen auf. „Oh! OH! Das weißt Du ja noch gar nicht!" Sie schob das kleine Bündel in ihren Armen zurecht und schlug ein Stück des weißen Tuches beiseite. Und Moony konnte nicht anders, als die Luft anhalten. In ihren Armen lag – ein Baby.

Das wunderschönste, kleine Menschlein, das er jemals gesehen hatte!

Ohne zu fragen legte Hermine das kleine Wesen auf seine Brust, sodass er komplett von Kindern bedeckt zu sein schien, und lächelte ihn an. „Ich denke, Du solltest Deine Tochter kennen lernen."

Mit diesen Worten und einem Lächeln über seinen fassungslosen Gesichtsausdruck verließ sie schnell das Zimmer.

Remus lag einen Moment wie versteinert da und blickte dem Baby stumm in die blauen Augen. Es blinzelte zurück und gähnte ihn an. Und als das kleine Mädchen begann zu strampeln und demzufolge ein wenig hinunter rutschte, griff er erschrocken zu, um es zu stützen. Himmel, dieses kleine Wesen war so leicht und zerbrechlich ... Das Gefühl des winzigen Körpers unter seinen Händen vertrieb jeden Gedanken an Schmerz. Und plötzlich griffen zwei helle Hände nach dem kleinen Wesen und schoben es zurück.

Remus wandte den Kopf und blickte in Cathys lächelndes Gesicht.

Sie lächelte ebenfalls. „Guten Morgen, Daddy."

Daddy ... selbst nach seiner Transformation in der letzten Nacht vertraute sie ihm so sehr, dass sie ihm dieses winzige, hilflose Kind in den Arm legte ... Konnte man spüren, wie jahrzehnte alte Lasten sich plötzlich in Luft auflösten?

„Wann …?" brachte er mühsam heraus, vollkommen gefangen von diesen kleinen Fingern. Und den kleinen Händen. Und dem winzigen Gesicht. Das letzte Baby, das er im Arm gehalten hatte, war Harry gewesen...

„Letzte Nacht. Kurz nachdem Hermine und Ron uns hierher gebracht hatten. Du warst bewusstlos. Und viel zu mitgenommen, als das wir Dich früher geweckt hätten." Sie drückte ihm einen sanften Kuss auf die Wange. „Bist Du böse?"

Immer noch vollkommen überwältigt schüttelte er den Kopf.

„Ich hoffe, Du bist mit ‚Elena' einverstanden."

Als habe dieser Name seine Erstarrung durchbrochen wandte er ihr strahlend das Gesicht zu und küsste sie so leidenschaftlich, wie Cathy es ihrem geschwächten Wolf nach Vollmond niemals zugetraut hatte. Als er sich endlich von ihr löste war ihr Blick ganz verklärt.

„Auch kuscheln", ertönte es schläfrig und Remus lächelte den noch ziemlich verschlafenen Josh an.

„Dann komm hoch, Großer."

„Aber vorsichtig", mahnte Cathy, die die unzähligen Prellungen und Abschürfungen an Remus´ Körper noch zu gut in Erinnerung hatte, die die Folge der zwei Schockzauber und seines Aufpralles waren und bei deren Versorgung sie Molly zugesehen hatte, während ihre Tochter das erste Mal an ihrer Brust lag.

Sie hob das Baby hoch, sodass sich Josh zwischen die beiden Erwachsenen kuscheln konnte. Als er zu ihnen hinaufgekrabbelt war, positionierte sie Elena erneut auf Remus' Brust und schlang einen Arm um ihre kleine Familie. Jetzt würde Alles gut werden.

Ganz sicher.


Hach, ist das schön! Und wehe, einer beschwert sich über unseren Kitsch! Der arme Moony hat es mehr als verdient! Jawohl!