Zeit des Aufbruchs

Kapitel 1

Die Blätter der Birke raschelten im leichten Sommerwind und ein Rotkehlchen hüpfte lustig zwischen den Ästen des großen Baums umher. Der Baum stand genau vor seinem Fenster und von hier aus beobachtete Shirley das kleine Vögelchen.

Schon immer hatte er Vögel bewundert, weil sie Fliegen konnten und als das Tier sich jetzt in die Lüfte erhob und davon flatterte, sah Shirley ihm wehmütig nach. Seine großen braunen Augen waren noch immer auf den Vogel gerichtet, als dieser nur noch ein kleiner Punkt am Horizont war.

Seufzend stützte er das Kinn auf die Hände und beobachtete den klaren Sommerhimmel. Nicht eine einzige Wolke war zu sehen. Von unten hörte er die Stimmen von Susan und seiner Mutter, die es sich auf der Veranda bequem gemacht hatten. Er konnte die Worte nicht verstehen, aber zwischendurch hörte er das helle, klare Lachen seiner Mutter. Niemand auf der Welt schien ein so bezauberndes Lachen wie sie zu haben. Nach einer Weile hörte er seinen Vater, der nun anscheinend ebenfalls herausgekommen war.

Shirley achtete nicht mehr auf die Stimmen, sondern wich mit seinen Gedanken ab. Tausende von Meilen weit fuhr er in Gedanken über das Meer. Nach Frankreich und England, wo jetzt Jem und Walter stationiert waren. Seine beiden älteren Brüder durften bereits im Krieg sein und Shirley wollte ebenfalls daran teilhaben.

In zwei Wochen würde er 18 Jahre alt werden und dann würde auch er sich freiwillig melden. Schon lange hatte er diesen Entschluss gefasst. Seine Brüder waren in den Krieg gezogen, weil sie es für ihre Pflicht hielten. Er Shirley Blythe wollte das gleiche tun, aber er hielt es nicht nur für seine Pflicht. Nein, er wollte mit dabei sein.

Er wollte zur Luftwaffe und Pilot werden. Dies war seine Chance zum fliegen zu kommen.

Wie ein Vogel durch die Lüfte zu schweben, davon träumte er schon, seit er ein kleiner Junge war. Er wusste, dass Walter Angst davor gehabt hatte, Soldat zu werden und es nur getan hatte, damit er nicht für einen Feigling gehalten wurde. Doch er hatte keine Angst davor, er konnte es kaum erwarten dieses Abenteuer zu erleben.

Das einzige was ihm Angst bereitete, war der Moment an dem er es seinen Eltern und Susan sagen musste. Er wusste Susan würde in Tränen ausbrechen und sich Tage lang nicht beruhigen wollen. Seine Mutter würde nicht vor ihm weinen, aber ihr Blick und die Gewissheit, dass sie abends in ihrem Bett weinen würde, schmerzten mehr, als Susans offene Tränen. Er wollte seine Mutter nicht verletzen, er wollte ihr keinen Kummer bereiten. Und trotzdem er musste einfach gehen, er wollte nicht der Einzige sein, der dieses Abenteuer verpasste.