Author's Note: Diese Geschichte ist mir inzwischen besonders ans Herz
gewachsen und wohl die verschachteltste, romantischste die ich je geschrieben
habe. Ich würde sie als offizielle P/C Fanfic ansehen, da sie von meinem
Standpunkt
aus jeden Aspekt in dieser Beziehung ausleuchtet, den ich gerne gesehen hätte.
(Es sei denn es kommt etwas besseres nach, auf jeden Fall ist eine Fortsetzung
geplant.) Ich weiß, daß der Inhalt verdammt Peter Davids "Imzadi"
ähnelt, allerdings
habe ich das Buch erst gelesen, als diese Geschichte schon geplant und angefangen
war. Ich habe mich bemüht, Parallelen so gering wie möglich zu halten,
da es
nichts übleres gibt, als Ideenklau unter Autoren. Ich hoffe sie gefällt
euch
trotzdem.
Noch was: Es gibt die ein oder andere Passage in französischer Sprache,
allerdings
wird das meiste im Nachhinein übersetzt, also nicht verzweifeln.
Gewidmet ist sie: Meinen Eltern und der Dorschfrau Jelli auch wenn es
sie überhaupt nicht interessiert, dem sich pummelnden und unglaublich hilfreichen
Alex, meiner nie versiegenden Ideenquelle und Betaleserin Aeryn Sun, Trip, Becci,
Sopheier, Dagmar und Nicole und natürlich dem absoluten Traumpaar (außer
Riker
und Troi) in TNG, mein Gott, ist Paramount so unromantisch oder tun die nur
so? (Nach Nemesis tendiere ich zu ersterem!) Außerdem meiner niemals
endenden
Winamp Playlist, mit immer wieder neu inspirierenden Liedern.
Ich vergaß.. (diese Widmung wird immer länger...) natürlich
ist sie allen P/Cern,
dieser Erde gewidmet, die genauso hartnäckig sind wie ich und natürlich
dir,
geneigter Leser.
Picard und Bev gehören einfach zusammen!!
I
Die Zeit heilt alle Wunden, so sagt man. Alles, was Schmerzen bereitet sollte
in Vergessenheit geraten, damit man sein Leben weiterführen kann, doch
was passiert, wenn es auch die Zeit nicht schafft, die Wunden der Vergangenheit
zu schließen? Was, wenn man einfach nicht darüber hinwegkommt? Sollten
Erinnerungen das einzige sein, was bleibt? Jean-Luc Picard stand vor dem großen
Fenster seines Bereitschaftsraumes und starrte in die Sterne, die als helle
Streifen vorüberzogen. Seine Augen hatten einen leeren, glasigen Ausdruck.
Fünf Jahre! So lange war es schon her und doch hatte er es noch nicht überwunden.
Täglich wurde er an jenen schrecklichen Tag vor fünf Jahren erinnert,
der sein Leben so radikal verändert hatte. Immer wieder sah er die Bilder
vor seinem geistigen Auge vorüberziehen und auch nach fünf Jahren
waren sie so präsent, als wäre es gestern gewesen. Er hatte nichts
tun können und das war das Furchtbare gewesen. Er tat nach wie vor seine
Arbeit, ohne daß es etwas zu beanstanden gab, doch diejenigen, die ihn
näher kannten, hatten sehr wohl gemerkt, daß er sich zurückgezogen
hatte. Er konnte ihre sorgenvollen Blicke spüren, wenn er auf der Brücke
erschien, aber inzwischen hatten sie sich abgewöhnt, ihn direkt darauf
anzusprechen. Er hatte immer abgeblockt, er wollte sich nicht helfen lassen,
wie denn auch? Niemand konnte das rückgängig machen, was passiert
war. Er wischte sich mit der Hand über die Stirn und seufzte laut. Würde
er jemals darüber hinwegkommen? Er mußte wohl, als Captain der Sternenflotte
hatte er Pflichten vielen Menschen gegenüber, die nicht wegen seiner persönlichen
Gefühle und Empfindungen leiden durften, aber niemand durfte ihm vorschreiben,
was tief in seinem Inneren vorging. Momentan befand sich die Enterprise nur
auf einer Routinemission, auf der er nicht unbedingt gebraucht wurde, und dafür
war er sehr dankbar.
Besorgt blickte William Riker, der zur Zeit das Kommando innehatte, weil Picard
sich in seinen Bereitschaftsraum zurückgezogen hatte, zu Counselor Deanna
Troi, die neben ihm saß. "Wie geht es ihm heute?" Traurig erwiderte Deanna
seinen Blick. "Ich spüre unverändert große Traurigkeit und Verzweiflung."
Resigniert schlug Riker mit der Hand auf die Lehne des Sessels, auf dem er saß.
"Es ist tagein, tagaus dasselbe mit ihm. Wir alle machen uns nun schon lange
Sorgen und Gedanken, aber ich als Erster Offizier kann das nicht mehr länger
hinnehmen!" Beruhigend legte Troi ihre Hand auf die von Riker: "Sie wissen genau,
wie oft wir es schon versucht haben, aber er hat immer abgeblockt. Wir alle
machen uns große Sorgen, aber er läßt uns nicht an uns heran.
Ich kann seine Trauer verstehen." Nachdenklich runzelte Riker die Stirn. "Wir
alle können das, es muß sehr schwer für ihn gewesen sein. Doch
er versinkt immer mehr darin. Im Moment verrichtet er seine Arbeit zwar weiterhin
den Umständen entsprechend tadellos, aber ich kann es bald nicht mehr mit
ansehen, wie er sich quält, sobald sein Dienst zu Ende ist." "Niemand kann
das mehr, immerhin geht das jetzt schon seit fünf Jahren so. Wir alle fühlen
nach wie vor mit ihm." "Aber nur mit Mitgefühl kann man ihm nicht helfen.
Er braucht wirklichen Beistand. Natürlich kann man das Geschehene nicht
rückgängig machen, aber vielleicht kann man ihm helfen, die Erlebnisse
zu verarbeiten. Außerdem ist da noch Madeleine. Sie braucht ihren Vater."
Bei der Erwähnung dieses Namens erschauerte Deanna leicht. Ja, das kleine
Mädchen brauchte seinen Vater. Seine ständige Niedergeschlagenheit
blieb auch dem Kind nicht verborgen, denn mit fünf Jahren war es alt genug,
um langsam begreifen zu können, daß etwas nicht in Ordnung sein konnte.
Zwar kümmerte sich Jean-Luc Picard rührend um seine Tochter und versuchte
sich bei ihr nichts anmerken zu lassen, aber es gelang ihm nur teilweise. Zum
Beispiel konnte er diese abgrundtiefe Traurigkeit nicht aus seinem Blick verbannen.
"Will, wir alle wissen, wie gespalten der Captain bei Madeleine sein muß.
Auf der einen Seite liebt er sie sehr, aber auf der anderen Seite erinnert sie
ihn auch ständig an ihre Mutter." "Ja, ich weiß. Von Tag zu Tag wird
das Mädchen ihr immer ähnlicher, es ist erstaunlich."
"Bericht, Nummer Eins!" Riker zuckte unmerklich zusammen. Wie matt und gebrochen
die Stimme des Captains doch klang, sie hatte ihre frühere Kraft verloren.
Der Commander konnte sich einfach nicht daran gewöhnen. Außerdem
war Picard wie aus dem Nichts aufgetaucht, was er früher genausowenig getan
hätte. "Es gibt keine Probleme, Sir!" erwiderte Riker schnell, doch Picard
gab ihm keine Antwort, nicht einmal eine Bestätigung in Form von einem
Nicken, obwohl er es genau gehört hatte. Er starrte nur zu Boden. Auf der
Brücke war eine unerträgliche Stimmung, jeder kam stillschweigend
seiner Tätigkeit nach, doch die frühere Fröhlichkeit war fort,
vertrieben von der Schwermütigkeit des Kommandanten. "Sir, könnte
ich Sie einen Moment privat sprechen?" Riker konnte es nicht mehr ertragen.
Er stand auf und stellte sich vor seinen Captain. "Was gibt es, Nummer Eins.
Wollen Sie mich wieder auf meine Gemütslage hinweisen? Danke, ich weiß
Bescheid. Sie haben es mir schon so oft gesagt. Sie können mir nicht helfen.
Ich weiß, man sollte die Vergangenheit ruhen lassen, aber ich kann diese
Bilder einfach nicht vergessen. Ich will nicht darüber reden, lassen Sie
mich zufrieden!" Riker nickte stumm und tauschte unmerklich Blicke mit Counselor
Troi, die voller Bestürzung, wie jeder Anwesende hier mit ansehen mußte,
wie der Captain Höllenqualen erlitt, die ihm niemand erleichtern konnte.
Sie konnte sehr wohl seine verzweifelten Aufschreie seines Bewußtseins
spüren, doch er wollte sich nicht helfen lassen. Früher oder später
würde er, wenn er nicht darüber hinwegkam, daran zugrunde gehen. Nicht
einmal sie konnte ihm helfen, sie als Schiffsberaterin. Als Picard seinen Platz
einnahm rollte unbemerkt eine einzelne Träne seine Wange hinunter, doch
er wischte sie schnell fort, bevor sie jemand entdecken würde, denn dann
begännen sie erneut mit ihrer lästigen Fragerei. Warum nur mußte
Riker ihn immer wieder nach seiner Gemütslage fragen und seine Sorgen bekunden?
Sollten sie sich doch um ihn sorgen, es brachte auch nichts. Sie wußten
alle was geschehen war, doch nur er alleine war dabei gewesen. Er als einziger
hatte gesehen wie Beverly Crusher, damalige Schiffsärztin, seine Ehefrau
und Mutter seiner einzigen Tochter bei Madeleines Geburt vor fünf Jahren
gestorben war, ohne daß er etwas dagegen hatte unternehmen können.
Es war unauslöschlich in sein Gedächtnis eingebrannt und hatte ihn
zu dem gemacht, was er nun war. Tief in seinem Inneren fühlte er sich in
so vielen Punkten schuldig an ihrem Tod daß er sie nicht mehr aufzählen
konnte und Tag für Tag stellte er sich die Frage, was alles anders verlaufen
wäre, hätte er all diese Fehler nicht gemacht. Doch nun war es vorbei,
es gehörte der Vergangenheit an. Nie wieder würde er sie lachen hören,
nie wieder konnte er mit der Hand durch ihre Haare fahren, sie war für
immer von ihm gegangen. Das einzige was sie ihm hinterlassen hatte, war die
kleine Madeleine. Dafür liebte er das Kind über alles, doch trotzdem
sah er ständig Beverly in dem Mädchen. Ohne es zu wollen wurde er
durch seine Tochter täglich daran erinnert, was auf einem einsamen Planeten
geschehen war- vor fünf Jahren.
"Vati, liest du mir eine Geschichte vor?" "Natürlich mein Schatz, was
möchtest du denn hören?" Picard saß auf der Bettkante seiner
Tochter und strich ihr liebevoll über die goldblonden Locken, Beverlys
Haare. Jeden Abend bat ihn Madeleine ihm eine Geschichte vorzulesen und er tat
es gerne, denn sie war ein ausgesprochen intelligentes Kind. Er bedauerte es
sehr, daß sie so oft alleine war und wünschte sich nichts sehnlicher
als mehr Zeit mit ihr zu verbringen, doch er konnte und wollte seinen Beruf
um keinen Preis aufgeben. Zärtlich nahm er seine Tochter in die Arme. "Also,
welche Geschichte soll ich dir heute Abend vorlesen?" Madeleine steckte nachdenklich
einen Finger in den Mund und blickte ihn mit ihren großen blaugrauen und
unglaublich tiefgründigen Augen an. Schließlich meinte sie: "Heute
Abend will ich keine Geschichte, Vati. Erzähl mir statt dessen mehr von
Mami." Wie ein heißer Schmerz durchfuhr es Picard. Wie sollte er es dem
Mädchen erklären ohne es allzu sehr zu verschrecken? Er hatte sich
immer vor diesem Moment gefürchtet und nun war er da. "Ich habe sie sehr
geliebt," sagte er schließlich schlicht. "Weißt du Madeleine, ich
kannte deine Mutter schon lange Zeit, bevor wir heirateten, denn sie war die
Ärztin hier auf dem Schiff." Überrascht blickte Madeleine ihren Vater
an. "Sie war Ärztin hier, aber Vati, Dr. Hitoshimaru ist die Bordärztin!"
rief sie sichtlich entrüstet. Bei dem Gedanken an Dr. Hitoshimaru wurde
es dem Captain ganz elend. Er fühlte sich der neuen Ärztin gegenüber
irgendwie schuldig, denn er hatte sie immer eisig und unterkühlt behandelt.
Natürlich brauchte die Enterprise einen Bordarzt, doch Beverly war für
die Krankenstation zuständig gewesen, sie war die Ärztin und sie würde
es in seinem Herzen immer bleiben. Er hatte sich monatelang gegen einen Ersatz
gewehrt, doch schließlich hatte er eingesehen, daß ein Mediziner
an Bord essentiell für die Sicherheit der Crew war. So kam Dr. Hitoshimaru
auf das Schiff, eine durchaus fähige junge Medizinerin japanischer Abstammung.
Picard brachte ihr von Anfang an einen irrationalen Haß entgegen, doch
seine Vernunft gebot ihm, höflich zu bleiben. Trotzdem war die Krankenstation
für ihn zu einer Art verbotenem Ort geworden, den er nur dann betrat wenn
es unbedingt erforderlich war. "Ja, du hast schon recht, Madeleine, doch deine
Mutter war vor Dr. Hitoshimaru die Bordärztin, ," sagte er. "Sie war die
einzige, die mich vom Dienst entbinden konnte, wenn ich krank oder in ihren
Augen nicht zurechnungsfähig war. Wir führten viele hitzige Diskussionen
deswegen, doch ich konnte immer auf sie zählen, wenn es darauf ankam. Sie
war eine gute Freundin und eine große Stütze. Wir wollten lange Zeit
nicht wahrhaben, was wir füreinander empfinden, doch schließlich…"
abwesend lächelte er, "kamen wir nicht darum herum. Wir heirateten. Das
ist nun gute sechs Jahre her..." Jean-Luc versank immer mehr in den Erinnerungen
an seine verstorbene Frau, daß er erst gar nicht bemerkte, daß Madeleine
schon längst eingeschlafen war. Als es ihm bewußt wurde, deckte er
sie leise zu, strich ihr liebevoll über die Haare und küßte
sie sanft auf die Stirn. "Schlaf gut und träum was Schönes, mein Schatz,"
flüsterte er. "Du bist so hübsch wie deine Mutter, wenn du schläfst!"
Leise stand er auf und begann sich bettfertig zu machen. Dabei überwältigten
ihn die Erinnerungen ein weiteres Mal.
