Disclaimer: Ein Teil der vorkommenden Namen ist eingetragenes Warenzeichen von Paramount Pictures.
III7 Jahre früher...
Jean-Luc Picard lag in seinem Bett und starrte an die Decke. Sein Quartier war dunkel und wurde nur durch die Sterne beleuchtet, die in Streifen vorbeizogen, wie immer, wenn das Schiff mit Warpgeschwindigkeit flog. Er brauchte keinen Blick auf das Chronometer zu werfen, um zu wissen, daß es mitten in der Nacht war, oder was man auf einem Raumschiff für Nacht eingeteilt hatte. In ewiger Dunkelheit mußte man sich seine eigene Zeit schaffen, um sich zurechtfinden zu können. Mürrisch drehte er sich auf die Seite und warf die Bettdecke fort. Er fand es unerträglich warm in seinem Quartier, wahrscheinlich hatte das Maschinendeck gerade ein paar kleinere Probleme mit den Umweltkontrollen und das schlimmste war, er konnte einfach nicht einschlafen, bei dieser Hitze. Er wälzte sich noch einige Male unruhig hin und her, dann wurde es ihm zu bunt und er beschloß, sich ein wenig die Beine zu vertreten, um vielleicht müde genug zu werden, um einschlafen zu können. Immerhin hatte er morgen einen anstrengenden Tag vor sich, eine diplomatische Mission, die höchste Konzentration erforderte. Vielleicht sollte er auch dem Maschinendeck einen kleinen Besuch abstatten, um herauszufinden, was dort los war. Auf jeden Fall hielt er es hier keine Minute mehr aus. "Computer, Licht!" Sofort wurde der gesamte Raum in ein verhältnismäßig helles Licht getaucht und er mußte kurzfristig die Augen zukneifen, um nicht geblendet zu werden. Als er sich an die Helligkeit gewöhnt hatte, schwang er seine Beine aus dem Bett, stand auf und suchte nach seinem Morgenmantel, den er am gestrigen Abend eilig über einen Stuhl geworfen hatte. Nachdem er einige Male seine Blicke über die Möbel seines Quartiers hatte schweifen lassen hatte er den Mantel tatsächlich gefunden und zog ihn sich rasch über. Dann verließ er sein Quartier, auch wenn er sich immer noch unsicher war wohin er letztendlich gehen sollte. Er rieb sich mit der Hand über die Stirn und seufzte leicht, denn als er den Gang betrat kam ihm noch eine unerträglichere Hitze entgegen. Damit war es klar, wohin er zu gehen hatte. Entschlossen machte er sich auf den Weg zum Maschinendeck. Was trieben die dort unten nur?
Auf dem Maschinendeck herrschte ein geschäftiges Treiben und niemand beachtete Picard wirklich als er zur Tür hereinkam. In all dem Durcheinander versuchte Chefingenieur LaForge noch so etwas wie Ordnung beizubehalten, doch es gelang ihm nur schwer. Er rief seinen Technikern die ganze Zeit über Befehle zu und legte selbst mit Hand an, so gut es ging, doch trotzdem schienen noch keine Fortschritte erzielt worden zu sein. "Lieutenant Harris, haben Sie eigentlich schon eine Diagnose der Hauptschaltkreise unserer Umweltkontrollen durchgeführt?" rief er nun einem seiner Ingenieure zu, der auf einer Plattform über ihm arbeitete. "Positiv, Sir, sogar mehrmals, aber bisher konnte ich den Fehler nicht finden." "Ich verstehe! Bleiben Sie dran, irgendwo muß der Fehler liegen. Ich checke noch einmal die Energierelais, die die Klimakontrollen mit Energie versorgen." "Aye, Sir!" schallte es von oben. Zufrieden beobachtete Picard die Szene. Seine Leute waren also schon daran das Problem zu lösen, und auch wenn er momentan nicht wußte, wie lange das noch dauern konnte, hatte er doch Vertrauen in LaForge, daß er den Fehler in absehbarer Zeit behoben hatte. Hier auf dem Maschinendeck konnte er nun nichts mehr tun, außerdem hätte er nur die Arbeiten behindert und so trat er wieder auf den Gang hinaus. Die Frage war nur, wie sollte er bei dieser Hitze ein Auge zutun können? Ob nur er das so empfand, denn außer ihm war es ruhig auf den Gängen. Es gab einen Fehler in der Umweltkontrolle, das war nun klar, aber er fand es sehr rücksichtsvoll von Geordi ihn nicht wecken zu wollen. Wahrscheinlich hatten sie es bis morgen früh repariert und die meisten hatten es nicht einmal mitbekommen. Doch hinzu kam, daß er in der letzten Zeit sowieso sehr schlecht schlief. Wahrscheinlich die Aufregung vor der morgigen Konferenz, das war die einzig logische Erklärung. Trotzdem war es das Letzte was er gebrauchen konnte, er mußte schlafen, denn Müdigkeit und Unkonzentriertheit durfte er sich auf keinen Fall leisten, zu viel hing davon ab. Plötzlich kam ihm eine Idee. Warum sollte er nicht zumindest für diese eine Nacht der Schlaflosigkeit Abhilfe schaffen?
Mit einem für die Türen an Bord dieses Schiffes üblichen Zischen öffnete sich auch die Tür der Krankenstation, als Picard sie betreten wollte. Erschrocken blickte er sich um, denn ihm kam dieses Geräusch irgendwie so unglaublich laut vor und er wollte nicht unbedingt dabei erwischt werden, wie er nachts auf die Krankenstation schlich, um Schlafmittel aus dem medizinischen Vorrat zu holen ohne vorher darum zu bitten. Das würde wieder so viele Fragen aufwerfen und ganz bestimmt bestünde man dann darauf, ihn von Kopf bis Fuß zu untersuchen, um die Ursachen seiner Schlaflosigkeit herauszufinden. Wenn die diplomatischen Missionen überstanden waren und wieder Ruhe eingekehrt war, dann ließ sich darüber reden, einer Untersuchung zuzustimmen, aber vorher auf gar keinen Fall. Der beleuchtete Gang warf ein helles Lichtviereck auf den Boden der Krankenstation, deren Licht nachts gedämpft war. Picards Konturen zeichneten sich in dem Lichtviereck ab, als er sich intensiv umsah. Als er niemanden vom für die Nachtschicht eingeteilten Pflegepersonal sehen konnte, wagte er es näher zu treten. Vorsichtig schlich er um die Biobetten herum auf das Büro des Leitenden Medizinischen Offiziers, also Beverlys Büro, zu. Auch dort war, wie er durch die mit dem Stab des Äskulap bedruckten Glasscheiben erspähen konnte, gerade niemand. Nur einige Konsolen blinkten in das gedämpfte Licht hinein und einige Padds stapelten sich auf dem Schreibtisch. Rasch schlüpfte er hinein, sorgfältig darauf bedacht, keinen Lärm zu machen, denn er wußte nur zu gut, daß von einem Moment auf den anderen jemand hier auftauchen konnte, hörte er nur ein ungewöhnliches Geräusch. Der Schrank mit den am häufigsten gebrauchten medizinischen Vorräten war nur wenige Meter von ihm entfernt, auf der anderen Seite des Raumes. Leise ging er zu dem Schrank und öffnete ihn. Ganze Reihen von Medikamenten schauten ihn nun an, Ampullen und Flaschen sorgfältig verschlossen und penibel bedruckt. Er bemerkte, daß ihm die meisten Namen der Substanzen nichts sagten, aber das war auch nicht nötig, er wußte genau, was er suchte. Seine Augen rasten über die Schildchen, nur nach einer einzigen Substanz suchend und endlich hatte er die entsprechende Ampulle gefunden. Freudig ergriff er sie, jetzt mußte er nur noch ein Hypospray laden, dann konnte er endlich in Frieden schlafen. Ihm war zwar bewußt, daß Beverly ihre Medikamente jeden Abend zählte und ganz sicher merken würde, daß eines davon über Nacht abhanden gekommen war, aber wenn sie es am nächsten Morgen melden sollte, hatte er seinen Schlaf gehabt. Erleichtert, nicht erwischt worden zu sein, schloß er lautlos den Schrank wieder und blickte sich nach einem leeren Hypospray um. Ah, dort drüben auf dem Tisch lag eines! Mit einem Handgriff hatte er das Gerät geladen und hielt es sich gerade an den Hals, um es sich zu injizieren, als er eine überraschte und ein wenig ärgerliche Stimme hinter sich hörte. "Jean-Luc, was machen Sie da?" Er bekam fast einen Schock und vor lauter Schreck fiel ihm das Hypospray aus der Hand. Es schlug mit einem dumpfen Schlag auf dem Teppichboden der Krankenstation auf, zersprang jedoch glücklicherweise nicht. Langsam drehte er sich um und blickte in das leicht verärgerte Gesicht seiner Chefärztin, die mit verschränkten Armen ein paar Meter vor ihm stand. Bildete er es sich ein, oder entdeckte er auch ein wenig Amüsement? "Beverly!" keuchte er kreidebleich. Sein Herz raste immer noch, wie konnte sie ihn so erschrecken? Sie ließ sich nicht erweichen. "Ich warte!" sagte sie streng. "Ich kann es nicht leiden, wenn man Sachen aus dem medizinischen Arsenal nimmt, ohne mich zu fragen, schließlich bin ich dafür verantwortlich - und ich kann auch beim Captain keine Ausnahme machen. Also, was wollten Sie hier?" Inzwischen hatte Picard seine Fassung halbwegs wieder gewonnen und deshalb konterte er rasch: "Dasselbe könnte ich Sie um diese Uhrzeit fragen, Doktor!" Sie schüttelte leicht den Kopf und seufzte. "Ich habe Nachtschicht!" Picard zuckte mit den Schultern. "Na schön, ich werde es Ihnen erzählen, vorher werden Sie mich ohnehin nicht gehen lassen..." Sie nickte bedächtig. "Ganz richtig, Captain. Und wenn Ihnen etwas fehlt, bitte ich Sie in Zukunft, mit mir darüber zu sprechen!" "Und genau das wollte ich vermeiden..." murmelte er, so daß sie es nicht hören konnte, dann fügte er hinzu: "Wissen Sie, Doktor..." Er spürte ihre prüfenden Augen auf sich und räusperte sich, was er immer tat, wenn er nervös wurde. Wenn er damit gerechnet hatte, erwischt zu werden, dann nicht von ihr, der einzigen Person an Bord, vor der er sich, wenn, zu rechtfertigen hatte. "Ich... ich leide seit einigen Nächten unter absolutem Schlafmangel, aber ich wollte mich vor morgen nicht mehr untersuchen lassen, deshalb habe ich beschlossen, mir ein Schlafmittel zu holen. Nach der diplomatischen Mission hätte ich dann auch einer Untersuchung zugestimmt!" Sie stemmte die Hände in die Hüften und schüttelte wieder fast unmerklich den Kopf. "Sie ändern sich nie, Jean-Luc. Jede Mission geht vor und die Gesundheit muß zurückstecken. Wahrscheinlich ist Ihr Schlafmangel nur auf Aufregung zurückzuführen, immerhin steht Ihnen eine wichtige Aufgabe bevor, aber wenn Sie nun schon einmal hier sind, werde ich Sie auch gleich untersuchen." Picard verdrehte die Augen und hob abwehrend die Hände. "Hören Sie, Doktor, ich wollte lediglich...", doch sie unterbrach ihn, ohne mit der Wimper zu zucken. "Keine Widerrede, Captain. Sie sind selbst Schuld, wenn Sie sich erwischen lassen! Und nun kommen Sie bitte hier herüber." Sie wies mit der Hand auf eines der Biobetten in der eigentlichen Krankenstation. Widerwillig trollte er sich zu dem von ihr ausgewiesenen Bett, während Sie einen medizinischen Tricorder holte. "Warum muß ich mich ausgerechnet dann erwischen lassen, wenn der Leitende Medizinische Offizier Nachtschicht hat?" murrte er, als sie zu ihm zurückkehrte. Beverly lachte. "Vielleicht sollten Sie Commander Rikers Dienstpläne vorher durchlesen, wenn er Sie ihnen bringt und nicht einfach nur blind unterzeichnen. Würden Sie sich bitte auf die Liege setzen?" Sofort leistete er ihrer Anordnung Folge und saß nun, die Beine herunterhängen lassend auf dem Biobett. "Seien Sie versichert, ich lese jeden Dienstplan sorgfältig durch, bevor ich ihn absegne, aber ich bin ein vielbeschäftigter Mann, ich kann mir nicht alles merken, was ich lese." "Selbstverständlich!" Sie klappte den Tricorder auf und begann Picard zu sondieren um möglichst viele Daten zu sammeln. "Hören Sie, soll ich dafür sorgen, daß Sie in Zukunft seltener Nachtdienst haben?" Überrascht blickte sie von den Tricorderanzeigen hoch und sah ihn an. "Wieso?" "Nunja, einfach so. Nachts ist hier nicht sonderlich viel los, ich dachte mir, ich könnte Ihnen damit einen Gefallen tun." Jetzt waren die bisher gesammelten Daten gänzlich uninteressant für sie geworden, sie fing an zu grinsen. "Und mir entgehen zu lassen, wie der Captain sich nachts hier herumschleicht und sich an meinen Medikamentenvorräten zu schaffen macht? Nie im Leben! Irgend jemand muß ein Auge auf Sie haben, Jean-Luc und wenn ich es nicht bin, wer dann?" Auch Picard grinste Sie nun an. "Es war einen Versuch wert...," wurde dann aber wieder ernst. "Beverly.. ich wollte Ihnen damit wirklich nur einen Gefallen tun." Er ergriff ihre Hand und einen Moment blickten sie sich still in die Augen, ohne ein Wort zu sagen, schließlich jedoch zog Beverly ihre Hand zurück und begann die Untersuchung so professionell wie möglich fortzusetzen. "Danke für das Angebot, aber es gehört zu meinem Beruf, Nachtschichten einzulegen. Ich habe schon genug Privilegien als leitender Offizier dieser Abteilung, es gibt auch gewisse Pflichten, die ich nicht vernachlässigen kann." Sie klappte den Tricorder zu. "Laut meinen Scans sind Sie vollkommen gesund, Captain, es gibt keinen Grund zur Sorge. Ich erlaube Ihnen, das Medikament, das Sie sich sowieso schon geholt haben, zu benutzen." Picard verzog den Mund zu einem schiefen Grinsen. "Das hätte ich auch billiger haben können." "Vielleicht...", Beverly klopfte ihm auf die Schulter, während er vom Biobett heruntersprang, "aber nun haben Sie die offizielle Authorisation von höchster Instanz bekommen, was wollen Sie mehr?" "Eigentlich wollte ich von vornherein nichts anderes als schlafen und zwar so schnell wie möglich. Hoffentlich hat Geordi inzwischen die Probleme der Umweltkontrollen behoben, in meinem Quartier war es unerträglich heiß. Zum Glück spürt man hier nichts von dieser Hitze, anscheinend ist die Fehlfunktion nicht auf allen Decks aufgetreten." "Es gab eine Fehlfunktion in den Umweltkontrollen? Davon haben Sie noch gar nichts erzählt, womöglich konnten Sie einfach nicht schlafen, weil Ihnen zu warm war, ansonsten würde ich schlicht und ergreifend sagen, daß Sie sich zu viel Gedanken machen. Ich gehe jetzt schnell das Medikament holen, warten Sie noch einen kleinen Augenblick." Damit verschwand sie im hinteren Teil der Krankenstation, hob das immer noch am Boden liegende Hypospray auf und injizierte es Picard schließlich. Sofort war er der Meinung die beruhigende Wirkung spüren zu können - diese Medikamente wirkten tatsächlich ziemlich schnell. Er rieb sich den Hals, an der Stelle wo er die Injektion bekommen hatte. "Danke, Doktor!" "Bitte, es war mir ein Vergnügen... und schlafen sie gut!" "Danke schön," murmelte er beim Verlassen der Krankenstation und während er zu seinem Quartier zurückkehrte wurde er immer müder, doch eine Frage ging ihm nicht mehr aus dem Kopf: Sollte er sich tatsächlich zu viele Gedanken machen?
"Es ist 6.30 Uhr!" Schlechtgelaunt öffnete Jean-Luc Picard die Augen, doch sie fielen ihm sofort wieder zu. Warum mußte er jetzt aufstehen, jetzt wo er so gut geschlafen hatte? Leider ließ der Bordcomputer nicht mit sich spaßen und schickte der höflichen Angabe der Uhrzeit einen schrillen Piepton hinterher. "Computer, Wecksignal deaktivieren!" murmelte er noch im Halbschlaf, woraufhin ein bestätigendes Signal ertönte. Wie gerne würde er jetzt noch liegenbleiben, aber die Pflicht rief schon wieder laut und deutlich. Heute begannen die ersten diplomatischen Missionen auf dem Planeten Serga VII und es war nicht gerade etwas, worauf man sich freuen konnte. Starfleet hatte vor einigen Jahren einen Außenposten dort errichtet, was zwar von den Bewohnern, die selbst Mitglieder der Föderation waren, nur begrüßt wurde, doch leider hatte sich vor mehreren Monaten eine kleine Widerstandsgruppe gebildet, die für die Auflösung des Außenpostens plädierte und ihren Ansichten mit einigen unschönen Mitteln Nachdruck verlieh. Nun war dies nicht die Ansicht der ganzen Bevölkerung, sondern nur die von einigen Quergeistern und genau mit diesen Leuten sollte verhandelt werden. Immerhin hatten sie schon einiges Sternenflottenpersonal getötet und hielten auch noch etliche Personen als Geiseln gefangen. Picard konnte es nicht ausstehen, wenn es bei Verhandlungen um Menschenleben ging, denn dort gab es nicht den geringsten Spielraum für Fehler. Seufzend zwang er sich, aufzustehen und schleppte sich ins Badezimmer, wo er erst einmal den Kaltwasserhahn des Waschbeckens aufdrehte und die Hände darunter hielt. Dann verteilte er die kühle Flüssigkeit über sein Gesicht, um ein wenig munterer zu werden. Es wirkte Wunder und langsam kehrten die Lebensgeister in ihn zurück, trotzdem mußte er noch ein Gähnen unterdrücken, was ihn dazu veranlaßte noch ein wenig kaltes Wasser auf sein Gesicht zu spritzen. Er haßte es, wenn er morgens einfach nicht wach werden konnte, was zwar nur sehr selten der Fall war, aber heute war so ein Morgen. Mürrisch begann er sich zu waschen, wobei er den Blick in den Spiegel sorgfältig vermied, weil er sich das Bild, das ihn erwartete nur allzu lebhaft vorstellen konnte. Schließlich griff er sich seine Sternenflottenuniform, die sorgfältig zusammengefaltet neben ihm auf einem Hocker lag und schlüpfte zuerst in die Hose, dann in den zugehörigen Rollkragenpullover und zuletzt in die Jacke hinein und zupfte alles noch ein wenig zurecht. Wenigstens sah er jetzt wieder ein wenig mehr, wie ein Captain der Sternenflotte aus, als noch vor ein paar Minuten. Für den Moment zufrieden strich er sich über die Glatze und verließ das Badezimmer. "Computer, Uhrzeit!" "Es ist genau 7.00 Uhr!" Er nickte, also blieb ihm noch eine Stunde Zeit, bevor er sich im Transporterraum zu melden hatte. Wenigstens hatte diese ganze Mission den Vorteil, daß seine Mannschaft sich ein wenig entspannen konnte, denn die Diplomatie war nur etwas was seine Führungsoffiziere und ihn betraf. Er überlegte, die verbleibende Zeit noch zu nutzen, um sich entspannen. So setzte er sich auf die Couch und wollte sich gerade genüßlich zurücklehnen, als ihn das Türsignal aus den Gedanken riß. Obwohl er keine Ahnung hatte, wer um diese Uhrzeit etwas von ihm wollte, rief er automatisch "Herein!" Die Tür zu seinem Quartier öffnete sich und herein kam zu seiner größten Überraschung Beverly Crusher höchstpersönlich mit einer Kaffeekanne in der Hand. "Guten Morgen Jean-Luc!" flötete sie und stellte die Kanne auf den erstbesten Tisch. Sie kam ihm absolut munter und ausgeschlafen vor, wüßte er nicht, daß sie Nachtschicht geschoben hatte. "Guten Morgen," antwortete er höflich und setzte dann sarkastisch hinzu: "Haben Sie gut geschlafen?" Sie lächelte ihn freundlich an und meinte dann: "Bestens!" Er zwinkerte. "Freut mich zu hören! Aber im Ernst, wie halten Sie das durch? Nachtschicht und am nächsten Morgen munter sein, als wäre nichts geschehen?" "Ich weiß es nicht, vielleicht ist es Gewöhnungssache, vielleicht bin ich über den sogenannten toten Punkt hinaus, aber ich fühle mich auch überhaupt nicht müde. Konnten Sie wenigstens noch ein paar Stunden die Augen zumachen?" Sie setzte sich langsam neben ihn und blickte ihn ein wenig besorgt an. Er nickte. "Ja, ich habe tatsächlich noch einige Stunden geschlafen, aber leider hat mich das Wecksignal etwas zu schnell in die Realität zurückgeholt, ich fühle mich noch etwas müde. Hoffentlich vergeht das noch." Sie legte ihre Hand auf seine. "Ich weiß, was auf dem Spiel steht, Jean-Luc, aber Sie werden nicht versagen, dazu kenne ich Sie zu gut." Ein beruhigendes Lächeln erschien auf ihren Lippen. Er nahm ihre Hand und drückte sie sanft, dann begann auch er leicht zu lächeln. "Danke Beverly, Sie verstehen es einem Mut zu machen!" Dann seufzte er wieder leicht. "Wer weiß, was uns die Zukunft bringen wird. In 24 Stunden sind wir schlauer. Wenigstens kann die Crew eine Auszeit nehmen, das ist die Hauptsache. Wo wir gerade dabei sind, was gedenken Sie auf Serga VII zu tun?" "Ich weiß nicht genau. Der Planet ist ja für seine außergewöhnliche Vegetation bekannt, aber wir sollten uns auch nicht so weit von der Starfleet Basis entfernen. Vielleicht wohne ich den Verhandlungen bei, auf jeden Fall gehe ich heute abend auf den geplanten Empfang, den Commander Waslewski zum Auftakt der Verhandlungen veranstalten will!" Picard sah sie mit einem gespielt strengen Blick an: "Das will ich auch hoffen, Sie gehören immerhin zu den Führungsoffizieren!" "Ich weiß!" entgegnete sie lediglich. Er schüttelte leicht den Kopf. "Ich wünschte ja selbst, ich müßte nicht gehen. Ich finde diese Empfänge immer furchtbar, sogar noch schlimmer als die eigentlichen Verhandlungen. Alles ist immer so steif und man unterhält sich die ganze Zeit über praktisch nichts. Sagen wir einfach, ich freue mich, daß noch andere diese Ehre haben..." Beverly grinste. "Ich wußte nicht, daß Sie schadenfroh sind, Jean-Luc..." "Ich bin nicht schadenfroh, Doktor. Ich würde eher sagen, daß ich eine Art... nennen wir es Genugtuung empfinde, nicht alleine zu sein." "Auch nicht viel besser..." "Das habe ich auch nicht gesagt.. Aber um ehrlich zu sein, habe ich Hunger. Wie wäre es, wenn wir nun endlich frühstücken?" "Eine gute Idee, zumal mein schöner Kaffee inzwischen kalt geworden sein dürfte!" Langsam erhob sie sich und ging hinüber zu ihrer Kaffeekanne um die Temperatur zu testen. "Es ist sogar noch annehmbar!" Sie hob die Kanne auf und trug sie zu dem großen Tisch in der Mitte von Picards Quartier, während er sich um das restliche Gedeck kümmerte.
