Disclaimer: Ein Teil der vorkommenden Namen ist eingetragenes Warenzeichen von Paramount Pictures.
IVIn der Gegenwart
Deanna Troi lächelte leicht, während sie Picards
Schilderungen aufmerksam zuhörte. Er schien sie nicht mehr
wahrzunehmen, sondern in den Erinnerungen zu leben. Sie war
überrascht, wie genau er sich an Einzelheiten erinnern konnte
und so tragisch die Situation auch geworden sein mochte, seine
Geschichte entbehrte einer gewissen Komik nicht. Sie wußte
nicht, daß der Captain vor der damaligen Mission auf Serga VII
solche Schlafstörungen gehabt hatte, aber aus der heutigen Sicht
konnte sie es durchaus verstehen. Ihr war diese Mission auch noch
sehr lebhaft in Erinnerung, es war eine der Missionen die man einfach
nicht vergaß, obwohl sie bis heute noch nicht wußte, wie
es dem Captain und dem Doktor damals ergangen war. Nun vielleicht
würde sie es bald erfahren. Sie hoffte so sehr, daß es
Picard Erleichterung verschaffte, sich den Kummer von der Seele zu
reden, denn sie wußte was auf dem Spiel stand. Sollte er bei
dem Test versagen, war er sein Kommando los, so einfach war das,
keine Fragen mehr. Sie fand es einfach nur gemein, nach allem was der
Captain für die Sternenflotte geleistet hatte und war damit wohl
mit dem Rest der Führungsoffiziere einer Meinung, aber aus
Starfleets Sicht war es fast verständlich. Dort kannte man ihn
nicht so gut, wie man ihn hier kannte und es war immer eine Frage des
Vertrauens, wem man das Flaggschiff unter Kommando stellte. Sie
schüttelte leicht den Kopf. Seit Beverlys Tod hatte Picard es
wirklich nicht einfach gehabt und doch hatte er sich immer Mühe
gegeben. Immerhin hatte er Verantwortung zu tragen, für das
Schiff und seine Tochter, und dies war der Grund, warum er sich
bisher noch nicht selbst aufgegeben hatte. Was würde passieren,
wenn man ihm das Kommando plötzlich wegnahm? Das durfte unter
keinen Umständen passieren. Anscheinend war ihm aufgefallen, daß
sie einen Moment mit den Gedanken woanders war und stoppte in seiner
Erzählung um sie anzusehen. "Counselor?"
"Entschuldigen Sie, Sir." Er schüttelte leicht den
Kopf. "Sie brauchen sich doch nicht zu entschuldigen, ich denke
sowieso, ich habe Sie für heute lange genug aufgehalten."
Er wollte aufstehen, doch sie hielt ihn zurück. "Das ist
nicht wahr, Captain. Ich finde Ihre Darstellung sehr interessant,
denn Sie haben vorher niemals richtig über Ihre Beziehung zu
Beverly gesprochen. Merken Sie nicht selbst, wie wichtig es ist, sich
jemandem anvertrauen zu können?" Verdammt, wenn er nur
wüßte... Er setzte sich langsam wieder. "Vielleicht
haben Sie recht..., aber bevor ich weitererzähle, möchte
ich Sie gerne einige Dinge fragen." Sie nickte. "Nur zu!"
Sie spürte, daß ihm ein wenig unwohl war, deswegen blieb
sie ruhig sitzen, ohne ihn zu drängen. Schließlich
räusperte er sich. "Sagen Sie, Counselor, haben Sie
niemals... Dinge... gefühlt?" "Gefühlt?"
"Ja, Sie sind doch Empathin. Haben Sie niemals irgendwelche
ungewöhnlichen Dinge zwischen Beverly und mir gespürt?
Haben Sie nicht eigentlich vor uns gewußt, was wir füreinander
empfinden? Vielleicht kommt diese Frage nach so langer Zeit zu spät,
aber es hat mich oft beschäftigt." Deanna holte tief Luft.
Es war eine sehr komplizierte Frage und es war noch komplizierter
darauf eine Antwort zu geben. Schließlich erwiderte sie
bedächtig: "Zu sagen, ich hätte nichts gespürt,
wäre ein Lüge, Captain, aber zu sagen ich hätte etwas
gespürt ebenfalls. Es war etwas... dazwischen. Es gab Momente,
in denen ich von Ihren Emotionen regelrecht überschwemmt wurde,
aber das ist nur ein- oder zweimal vorgekommen. Ich habe damals ja
auch nicht gewußt, daß Sie beide eigentlich mehr als nur
Freunde waren, also habe ich mir nie die Mühe gemacht, auf etwas
anderes zu achten. Zu dem Zeitpunkt, als ich zum ersten Mal
eindeutige Emotionen empfand war es abzusehen, daß Sie beide
nicht mehr lange brauchen würden um dasselbe zu erkennen.
Außerdem stand es mir nicht zu, mich dazu zu äußern,
denn es war ja Ihr Privatleben." "Ich verstehe. Vielen
Dank, Counselor." "Gern geschehen. Ich bin froh Ihnen
geholfen haben zu können. Das war in letzter Zeit viel zu selten
der Fall." "Ich bin Ihnen schon dankbar, daß Sie ab
und zu auf Madeleine aufpassen, das ist viel genug." Zwar war
Deanna ganz und gar nicht dieser Meinung, doch hielt sie es für
besser ihm in diesem Fall nicht zu widersprechen, deshalb nickte sie
nur stumm mit dem Kopf. Sie fragte sich, ob Picard seine Geschichte
nun fortsetzen würde, oder ob er sie fortschickte, weil er aus
dem Konzept geworfen wurde und nun nicht mehr den Anstoß fand
weiterzuerzählen.
Ihre Sorge war unbegründet. Er blieb
zwar noch einige Zeit still sitzen, doch dann fragte er zögernd:
"Wenn es Sie nicht stört, würde ich Ihnen noch gern zu
Ende erzählen, was auf Serga VII passierte." Deanna
versuchte ihre Freude und auch ihre Neugier zu verbergen, als sie
seine Worte hörte. Natürlich störte sie es nicht. Im
Gegenteil, sie wollte schon immer wissen, wie es Picard und dem
Doktor damals ergangen war. Dies hatte eine Zeitlang zu den am
heißesten diskutierten Themen der Mannschaft gehört und es
wurden die wildesten Spekulationen und sogar Wetten aufgestellt, doch
als nichts weiter passierte, war die Geschichte wieder im Sand
verlaufen und schnell vergessen. Trotzdem war das Mysterium bis zum
heutigen Tag nie aufgeklärt worden und sie saß jetzt hier
und sollte es erfahren. Das brachte natürlich auch von ihrer
Seite wieder Erinnerungen zurück, schließlich war Beverly
ihre beste Freundin gewesen und auch sie vermißte sie oft. Es
war nicht nur für Picard ein schwerer Verlust gewesen, wenn auch
für ihn zweifelsohne der Schlimmste. Und dabei hatte alles so
wunderbar und romantisch angefangen. Es war einfach eine ungerechte
Laune des Schicksals gewesen, unnötig und unerwartet. Seine
traurige Stimme riß sie erneut aus den Gedanken. "Dann
haben wir, wie fast täglich gefrühstückt und uns dabei
über alles Mögliche unterhalten..." Und ehe sie sich
versah, war sie wieder in der Vergangenheit, auf Serga VII, um genau
zu sein, vor Beginn einiger diplomatischer Verhandlungen.
