Disclaimer: Ein Teil der vorkommenden Namen ist eingetragenes Warenzeichen von Paramount Pictures.

XII

In der Gegenwart...

Mit einem schwachen Lächeln beendete Deanna Troi ihre Erzählung. Der Captain hatte ihr aufmerksam zugehört und war über einige Einzelheiten sehr erstaunt gewesen. "Marie hat es ihr also übersetzt..." murmelte er versonnen. Deanna hatte während ihres Berichtes aufmerksam seine Emotionen verfolgt. Sie hatten von purer Trauer über Nostalgie bis hin zu Überraschung gereicht und spiegelten doch immer seine grenzenlose Verzweiflung über den Tod seiner Frau wider. Deanna nickte kurz und blickte dann nach unten auf ihre Hände mit denen sie nervös an ihrer Uniform spielte. Das Gespräch war nach ihrem Bericht etwas ins Stocken geraten. Eine Weile blieb es still im Raum und keiner sagte ein Wort, dann zerbrach die rauhe Stimme des Captains das Schweigen. "Wissen Sie worüber Robert und ich uns gestritten hatten, damals?" Es war eine rhetorische Frage, auf die er keine Antwort verlangte. Natürlich konnte der Counselor es nicht wissen, trotzdem schüttelte sie leicht den Kopf. Der Captain seufzte leicht. "Er hatte mich sofort durchschaut, er sagte mir auf den Kopf zu, daß mehr hinter meiner Beziehung zu ihr steckte, als Freundschaft. Natürlich stritt ich es ab... Verrückt oder? Ich hatte eigentlich gar keinen Grund dazu und trotzdem. Irgendwie wollte ich es meinem Bruder nicht eingestehen. Ich fürchtete wohl, er würde es ihr erzählen oder Andeutungen machen. Obwohl ich mir nichts sehnlichster wünschte, als ihre Nähe, hätte ich es zu jenem Zeitpunkt als unerträglich angesehen, hätte sie davon erfahren. Ich war so dumm..." Traurig sah Deanna Picard an. Er bewegte sich gedanklich im Kreis. "Ich kann es verstehen," sagte sie aufmunternd, auch wenn es ihr nicht recht gelang. "Sie waren und sind immerhin Captain und wußten nicht, wie sich eine solche Beziehung auf die Crew auswirkt oder auf Ihren eigenen Dienst. Ganz zu schweigen von Jack. Ihre Gründe erscheinen mir nicht allzu abwegig. Dumm waren Sie sicher nicht, nur einfach noch nicht bereit..." "Vielleicht..." murmelte er, "aber im Rückblick kommt es mir doch sehr dumm vor. Immerhin hing ihr Leben von all diesen Dingen ab, auch wenn es auf den ersten Blick überhaupt nicht danach aussah. Ich fällte bereits in La Barre ihr Todesurteil." Deanna holte Luft um ihm zu widersprechen, doch sie konnte es nicht. Resigniert ließ sie die Atemluft entweichen. Sie wußte nicht, was sie ihm sagen sollte, in gewisser Weise hatte er ja Recht, aber anders als er dachte. Vielleicht stimmte es, daß vieles, wäre es zu einem anderen Zeitpunkt geschehen, auch anders verlaufen wäre, doch daran trug er keine Schuld. Um ihn wenigstens ein bißchen zu trösten, legte sie die Hand auf seinen Unterarm. "Captain..." flüsterte sie. Er seufzte und lehnte sich auf der Couch, auf der sie saßen zurück. "Dies ist soweit die Geschichte," sagte er leise. "Den Rest kennen Sie! Ein halbes Jahr später war der Kongreß auf Pallonia IV, auf dem unsere Beziehung offiziell begann..." Sein Kopf sackte nach vorne und er fügte leise hinzu: "Dazwischen gibt es nichts Nennenswertes zu berichten, es sei denn, Sie haben noch etwas..." Sie schüttelte sanft den Kopf. "Nein... ansonsten gibt es von meiner Seite auch nichts mehr zu sagen. Ich habe Ihnen alles gesagt, was ich von Beverly erfahren habe..." "Ich verstehe...!" Seine Stimme klang fast enttäuscht. "Dann will ich Sie nicht länger aufhalten, Counselor. Ich danke Ihnen für Ihr geduldiges Zuhören!" "Keine Ursache... Ich habe es als eine Freundin getan..." Er antwortete nicht und so stand sie langsam auf und ging zur Tür. Sie verließ seinen Bereitschaftsraum mit dem komischen Gefühl, daß dies noch nicht alles war. Sie kannte zwar nun die Geschichte der Entwicklung der Beziehung zwischen dem Captain und ihrer besten Freundin, aber Captain Picard schien immer noch an der Vergangenheit festzuhalten, auch jetzt, da er seine Erinnerungen mitgeteilt hatte. Auf der Brücke wich sie Wills und den Blicken der anderen aus und ging schnurstracks zum Turbolift. Sie ballte die Hände zu Fäusten. So durfte das alles nicht enden! Ihr fiel wieder Admiral Hayes ein und ihr wurde ganz elend zumute. Zwei Tage! Als der Lift kam, stieg sie sofort ein, und ließ sich verzweifelt auf den Boden sinken. Das konnte sie nie im Leben schaffen und sie wollte ihm doch so gerne helfen. "Vergeben Sie mir," murmelte sie.

Ruhelos streifte Captain Jean-Luc Picard an diesem Abend durch die Gänge der Enterprise. Einst war er so stolz auf sein Schiff gewesen. Sein Schiff! Er konnte nicht so gut mit den Maschinen umgehen, wie Geordi, aber auch er hatte spüren können, wenn etwas nicht stimmte. Inzwischen war sein Gespür für solche Dinge abgestumpft, zweitrangig. Er hatte gelernt auf andere Dinge zu achten und das hatte ihn zerrissen. Er hatte noch Madeleine ins Bett gebracht, und war, als ihre Atemzüge die ruhige Gleichmäßigkeit des Schlafes angenommen hatten, aus seinem Quartier gegangen. Schlafen konnte er sowieso nicht. Irgendwie hatte er in den letzten Tagen immer mehr das Gefühl bekommen, daß etwas nicht stimmte. Man verhielt sich ihm gegenüber anders. Er hatte es gemerkt, als seine Nummer Eins ihn an diesem Morgen gegrüßt hatte, er hatte es wieder gemerkt, bei seinem Gespräch mit Counselor Troi, aber er konnte es nicht einordnen. Man verheimlichte ihm etwas, soviel Gespür hatte er noch, aber was? Früher hätte er sich wahrscheinlich darüber aufgeregt und nachgeforscht, bis er es herausgefunden hatte, aber nun war es ihm egal. Sollte man doch... Zu sagen, es interessierte ihn nicht mehr, wäre vielleicht etwas hart, aber eine gewisse Teilnahmslosigkeit brachte er dem Ganzen nun schon entgegen. Er seufzte und erwiderte abwesend den höflich – respektvollen Gruß eines jungen Fähnrichs der Gammaschicht. Seine Gedanken schweiften noch einmal zurück zu seinem Gespräch mit Counselor Troi. Er hatte ihr alles erzählt, was es zu erzählen gab und war froh, daß sie auch noch etwas zu berichten hatte. Abrupt blieb er stehen. Nein, er hatte ihr nicht alles erzählt, etwas gab es, das wollte er für immer in seinem Herzen aufbewahren, denn es ging kein Wesen dieses Universums etwas an, niemandem außer ihm, außer ihm und Beverly.

7 Jahre früher...

Gelangweilt sah Jean-Luc Picard aus dem Sichtfenster des Shuttles und klopfte ohne ersichtlichen Grund in regelmäßigen Abständen an die Scheibe, während seine Augen ab und an über die Anzeigen der Konsolen rasten. Wie erwartet, alles im grünen Bereich! "Wie lange dauert es noch?" hörte er eine fröhliche Stimme aus dem hinteren Teil des Shuttles. Er drehte sich mit seinem Sitz um und blickte sie an. Sie war so wundervoll, wenn sie fröhlich war... Mit der Hand tastete er nach der Konsole und tippte blind darauf herum und warf dann noch einmal einen kurzen Blick auf die Anzeigen. "2 Stunden bei der momentanen Fluggeschwindigkeit von Warp 5!" "Danke!" "Keine Ursache!" Er drehte sich erneut um und begann nach kurzer Zeit wieder damit an die Scheibe zu klopfen, wobei er sich durchaus der Sinnlosigkeit dieser Tätigkeit bewußt war. Doch mit irgend etwas mußte er sich beschäftigen, er mußte es einfach tun. Alleine mit ihr zu sein, war immer das schwerste. Es waren diese intimen Momente, die nur sie beide teilten und aus denen nie mehr wurde, aber was konnte er schon erwarten? Er dachte daran zurück, wie sie sich damals, auf Serga küßten, versuchte sich jedes noch so kleine Detail dieses Moments ins Gedächtnis zu rufen, denn ihm war bewußt, daß es dabei bleiben würde. Verdammt, er liebte diese Frau! Er hatte das Gefühl erfolgreich über lange Zeit verdrängt, allerdings war es dafür bei seiner Rückkehr nur umso stärker gewesen. Tagtäglich versuchte er, es erneut unter Kontrolle zu bekommen, aber ihre bewußte Gegenwart erschwerte es ungemein. Wenn sie nur wüßte was sie in ihm auslöste... Und warum sagst du es ihr nicht? Nein, das konnte er nicht, um nichts in der Welt. Ihre Stimme unterbrach ein weiteres Mal jäh seine Gedanken. "Möchten Sie die gesamten zwei Stunden alleine hier vorne sitzen? Jean-Luc, das ist gar nicht Ihre Art!" Er hörte Schritte auf dem weichen Boden des Shuttles und wußte, daß sie nun direkt hinter ihm stand. Dann spürte er ihre Hände auf seinen Schultern. Langsam ließ er seine eigenen Arme sinken und legte sie auf die Oberschenkel. Er bemerkte, wie seine eigenen Hände schweißfeucht wurden und ballte sie zu Fäusten. Warum nur in aller Welt mußte sie ihm so nahe kommen! Er holte tief Luft. "Ich.. nein natürlich nicht, bitte verzeihen Sie, ich wollte nicht unhöflich wirken. Ich habe mir nur ein wenig Gedanken über den Kongreß gemacht..." Lügner! "Schon gut! Das hab ich genauso getan..." Wenn sie nur ihre Hände von seiner Schulter nehmen würde... Er schluckte. "Aber Sie haben recht, ich stelle das Shuttle auf Autopilot!" Er raste mit den Fingern über ein paar Knöpfe und stand dann langsam auf.

Der Kongreß auf Pallonia IV war ein Treffpunkt verschiedenster Interessen. Für Jean-Luc war das archäologische Symposium von Hauptinteresse gewesen, als er sich vor gut zwei Wochen einschrieb, allerdings hätte er es sich wohl noch einmal durch den Kopf gehen lassen, wenn er gewußt hätte, daß es unter anderem auch eine medizinische Fortbildung gab. Die Situation begann immer paradoxer zu werden, bemerkte er. Auf der einen Seite wünschte er sich nichts sehnlicher als ihre Gegenwart und ihre Nähe. Er brauchte sie zum Leben, wie ein Fisch das Wasser, aber auf der anderen Seite wollte er nur Abstand von ihr gewinnen, in der Hoffnung, daß sich seine Gefühle wieder normalisierten. Zuerst war er erschrocken, als sie ihm freudig erzählt hatte, sie werde ihn begleiten, denn er war sich nicht sich nicht sicher, ob er sich darüber freuen solle. Er hatte mit dem Gedanken gespielt, eine Ausrede zu suchen, um absagen zu können, doch es war bereits zu spät gewesen. Von Anfang hatte er sich vor dem Shuttleflug gefürchtet und sogar versucht, noch andere Führungsoffiziere zu einer Teilnahme an dem besagten Kongreß zu überreden, doch es war erfolglos gewesen. Wahrscheinlich, so hatte er sarkastisch gedacht, freute sich Riker schon darauf für ein paar Tage das Kommando der Enterprise zu bekommen. Je näher der Tag gerückt war umso mehr hatte er sich den Kopf darüber zerbrochen, wie er diesen Flug und erst recht die Tage des Kongresses überstehen konnte, ohne zu einem nervlichen Wrack zu werden, doch die Lösung schien immer eine Handbreit von ihm entfernt. Umso erleichterter war er, als er nach zwei fast unerträglichen und doch so wohltuenden Stunden das Shuttle in den Hangar der über Pallonia schwebenden Raumstation navigierte. Nach einem kurzen Gespräch mit der dortigem OPS hatte man ihm Landeerlaubnis gegeben und ihm die Nummer des Abstellplatzes genannt. Das Shuttle wurde von einem Traktorstrahl erfaßt und nachdem man die Kraftfeldintegrität an der entsprechenden Stelle verringert wurde es, ohne auf Widerstand zu stoßen in den Hangar manövriert. Sanft landete das Schiffchen auf dem metallenen Boden und kam dann zum Stillstand. Kurze Zeit später öffneten sich die Türen und zwei Sternenflottenoffiziere mit umgehängtem Gepäck kletterten heraus. Neugierig sah sich Picard in der Halle um und entdeckte unzählige weitere Shuttles. Dieser Kongreß war wirklich gut besucht und keiner seiner Crew wollte ihn begleiten! Fast keiner... Wehmütig lächelnd sah er zu Beverly, die gerade dabei war ihre schönen roten Haare zusammenzubinden und hochzustecken. Er hätte sie gerne davon abgehalten, denn er mochte ihr Haar lieber offen, doch welche Begründung hätte er vorbringen sollen? Er seufzte und schüttelte den Kopf. Gemeinsam verließen sie den Hangar.

Unglücklich ließ sich Jean-Luc auf das Bett seines Quartiers fallen und schleuderte seinen Koffer in eine der Ecken. Er wußte daß Beverly keine 300 Meter von ihm entfernt, ihr eigenes Quartier hatte und dennoch schien sie ihm hier genauso fern wie auf der Enterprise, nur mit dem Unterschied, daß sie hier nicht allzu bekannt waren. An einer Art Rezeption die zeitgleich auch als Informationsstand diente hatten sie sich alles nötige abgeholt, über die jeweiligen Zeiten der Kongresse bis hin zu den Essenszeiten und Lageplänen auf denen auch ihre Quartiere verzeichnet waren. Und dann hatten sie sich getrennt. Er würde Beverly nun erst zum Abendessen wiedersehen, was dem gesamten archäologischen Symposium einen bitteren Beigeschmack zufügte. Sie war so nah und doch so fern, er wünschte sich, sie wäre nicht mitgekommen. Ein lautes Seufzen entfuhr seinem Mund und er ließ sich nach hinten fallen. In einer Stunde begann die erste Vorlesung, aber er hatte kein Interesse mehr. Seine Gedanken rasten. Unbewußt krallte er sich an der Bettdecke fest. Was sollte er nur tun? Er würde wahrscheinlich hingehen, auch wenn er nicht mehr wollte, es war wenigstens eine Ablenkung, doch ob er den Thesen des vortragenden Wissenschaftlers wirklich lauschen konnte? Er blieb noch eine Weile so liegen, bevor er sich wieder aufrappelte. Es war vielleicht nicht das schlechteste seinen Koffer noch auszupacken, bevor er ging.

Einige Stunden später kam er überwältigt aus der Vorlesung von Dr. Maxwell. Er hatte es nicht für möglich gehalten, aber der Doktor hatte es tatsächlich geschafft ihn mitzureißen mit seinen Berichten über die bisher fast unbeachteten Ruinen der T'Choma Kultur. Schon erstaunlich welche Arbeit und Mühe Maxwell in all diese Dinge gelegt hatte. Er mußte bis ins kleinste Detail recherchiert haben, einzig und allein für seinen Vortrag, der ihm so hervorragend gelungen war. Jean-Luc war ihm dankbar dafür, denn er konnte für einige Zeit seine aufgewühlten Gedanken vergessen und sich ganz seinem Hobby widmen. Wenigstens erschien ihm der Besuch auf diesem Kongreß nicht mehr allzu sinnlos und er war ganz froh, doch gegangen zu sein. Nun war er auf dem Weg in den großen Speisesaal, wo er sich mit Beverly zum Essen verabredet hatte. Er hatte sich noch schnell einige Dinge zurechtgelegt, über die er mit ihr sprechen wollte, damit das Gespräch nicht wieder einen zu intimen Verlauf bekam, wie schon viel zu oft.
Am Speisesaal angekommen, wartete sie schon auf ihn. Er bemerkte erfreut, daß sie ihre Haare wieder offen trug, wagte es aber nicht, sie darauf anzusprechen. "Wie war Ihr Vortrag?" fragte er sie statt dessen wertneutral. Sie lächelte ihn glücklich an. "Ich habe es mir ehrlich gesagt viel trockener vorgestellt, aber dieser Dozent, Professor Mayland ist ein Naturtalent. Er konnte die langweiligsten Tatsachen interessant verpacken." Sie trat einen Schritt näher an ihn heran und fügte flüsternd hinzu: "Und ganz unter uns, er sieht nicht einmal schlecht aus..." Jean-Luc nickte nur betäubt. Er konnte nicht fassen, was er da hörte und ließ es in Gedanken noch einmal Revue passieren. Beverly... Professor Mayland... die offenen Haare... Er rief sich gedanklich zur Räson, nicht gleich Gespenster zu sehen. Es wahr schließlich Beverlys gutes Recht ihren Dozenten gutaussehend zu finden. Er konnte dies zwar von seinem Dr. Maxwell nicht gerade behaupten, aber möglicherweise hatte er darauf auch nicht so geachtet. Dennoch gefiel ihm dieses Glänzen in ihren Augen ganz und gar nicht. Jedenfalls hatte sie sein mühevoll zurechtgelegtes Konzept soeben über den Haufen geworfen. Er hatte sich fest vorgenommen mit ihr die Erkenntnisse der vergangenen Stunden auszutauschen, doch nun war er sich ziemlich sicher, nicht noch mehr über Professor Mayland erfahren zu wollen. Wenn er ehrlich war, wollte er lediglich seine Befürchtungen nicht bestätigt haben. "Ich denke, wir sollten uns um unser Essen kümmern..." murmelte er daher tonlos, während seine Gedanken fieberhaft rasten. Wie sollte er den Abend nur durchstehen ohne eine handfeste Gesprächsgrundlage? Das versprach ja sehr aussichtsreich zu werden...

Wie sich herausstellte, war alles dann doch nicht so schlimm, wie er befürchtet hatte und als er mit Beverly gemeinsam durch die Gänge der Station wanderte, auf dem Weg zu ihrem Quartier, kam es ihm fast so vor, wie in alten Zeiten. Unbewußt hielt er sie an der Hand, als sie noch über das Promenadendeck schlenderten und sich die wenigen Läden besahen, die um diese Uhrzeit noch geöffnet hatten. Überall blinkten bunte Neonreklamen und wiesen auf die von Zivilisten verschiedener Kulturen geführten Restaurants, Bistros und Bars ein Deck über ihnen hin, doch nachdem sie so gut zu Abend gegessen hatten, sahen sie keine Notwendigkeit mehr, dorthin zu gehen. Vor einem kleinen, eher versteckten Geschäft blieben sie stehen. Es wurde von einem dicken, aber freundlich aussehenden Bolianer geführt und glich einem geordneten Chaos. Jean-Luc war sich ziemlich sicher, daß man dort, wenn man nur gut genug suchte, einige ziemlich antike Kostbarkeiten ausgraben konnte, aber er fürchtete, daß er dafür nicht genügend Zeit haben würde... Er blickte zu Beverly und lächelte sie an. "Solche Fundgruben liebe ich..." Sie erwiderte seinen Blick und schielte dann nervös zu dem kleinen Laden und dessen Besitzer, der hinter seine Theke stand und sie beide erwartungsvoll ansah. "Tatsächlich?" hakte sie etwas überrascht nach und er nickte überzeugt. "Als Hobbyarchäologe..." erklärte er ihr schnell. "Ich verstehe..." Sie gingen weiter, wobei sich Jean-Luc vornahm während seines Aufenthaltes unbedingt noch einen näheren Blick auf dieses Geschäft zu werfen. Für den Moment jedoch mußte er einen enttäuschten Ladenbesitzer zurücklassen, der ihnen auch dementsprechend hinterher sah. Irgendwann brachte sie ihr Spaziergang zurück zu ihren Quartieren und schließlich trennten sie sich vor Beverlys Quartier, während Jean-Luc mit einem positiven Gefühl zu seinem eigenen zurückkehrte. Er hatte Professor Mayland fast vergessen und maß ihm auch keine besondere Beachtung mehr zu, dafür dachte er noch einmal an den recht schönen Abend zurück. Sie waren sich so nahe, wie Freunde es nur sein konnten und das machte ihn glücklich. Er zog sein Hemd aus und legte es feinsäuberlich zusammen, bevor er in das angrenzende Bad ging, um sich fertig zu machen. Mehr konnte er sich nicht erhoffen und so war er zufrieden, wie es war. Mit diesen beruhigenden Gedanken legte er sich schlafen.

Die kommenden Tage verliefen für Jean-Luc kaum ereignisreich. Er stand auf, frühstückte mit Beverly, besuchte seinen Vortrag, aß mit ihr zu Mittag, ging wieder in sein Symposium und traf sich dann abends ein letztes Mal mit ihr. Dies war alles in allem ein recht geordneter Tagesablauf und er war sehr zufrieden damit. Doch am vierten Tag wurde er wieder von einem längst vergessenen Phantom eingeholt. Er hatte gerade mit Beverly zu Mittag gegessen und verließ mit ihr den Speisesaal, als ihnen ein recht gutaussehender Herr mittleren Alters über den Weg lief. Er hatte zwar schon graue Haare, die allerdings noch immer sehr voll und gepflegt wirkten. Er blieb vor ihnen stehen und lächelte Beverly mit blendend weißen Zähnen an. "Wie schön, Sie auch einmal außerhalb der regulären Fortbildung zu sehen!" sagte er und streckte ihr die Hand hin. Sie nahm sie an und schüttelte sie. "Ich freue mich auch..." Leichte Röte bedeckte ihre Wangen. "Ich hoffe Sie haben heute abend nicht vergessen?" Jean-Luc spürte, wie Wut in ihm hochstieg und ihm fiel ein Name ein, den ihm Beverly am ersten Abend gesagt hatte. "Nein, das habe ich nicht!" entgegnete sie schnell. "Das ist gut, ich freue mich schon..." er blinzelte ihr zu, bevor er weiterging und fügte noch ein kurzes: "Bis heute abend!" ein. Als er fort war, blickte Jean-Luc Beverly an. "War das Professor Mayland?" fragte er so beiläufig, wie nur möglich. "Ja, das war er..." bekam er zur Antwort, aber ihr Tonfall gefiel ihm ganz und gar nicht. Es kostete ihn einige Mühe, die Hände nicht zu Fäusten zu ballen. Er atmete tief durch und zwang sich, die Arme hängen zu lassen. "Er hat mich für heute zum Essen eingeladen.." erklärte sie ihm und jedes einzelne Wort traf Jean-Luc wie eine Ohrfeige. Er würde alleine essen, während sie mit diesem Schönling... Nein, das ging ihn nichts an... Wie in Trance nickte er ihr zu. "Ich wünsche Ihnen... viel Spaß...!" hörte er sich sagen und setzte ein Lächeln auf. Den Rest des Weges verbrachten sie schweigend.

Unruhig lief Jean-Luc in seinem Quartier hin und her und warf in kurzen Abständen einen Blick auf den Chronometer. Er hatte buchstäblich das Gefühl, wie sich der Teppichboden unter jedem seiner Schritte abnutzte. In einer halben Stunde würde sich Beverly mit diesem... Mayland treffen und er konnte nichts als zusehen. Du hast deine Chance gehabt! flüsterte eine kleine Stimme in seinem Selbst. Aber du warst zu feige! Feige! Feige! Feige! Immer wieder hallten die Worte durch sein Bewußtsein. "Das ist nicht wahr!" schrie er, aber er wußte, daß es nicht stimmte. Er war feige gewesen, er hatte über 20 Jahre jede erdenkliche Möglichkeit verpaßt und das, obwohl er in letzter Zeit genügend davon bekommen hatte. Er hatte seine Gelegenheit sowohl auf Serga VII als auch in La Barre vorüberziehen lassen, wo sie sich beide Male näher als gewöhnlich gekommen waren. Es waren diese Momente gewesen in denen sie in jeder Beziehung auf einer Wellenlänge lagen, wie durch ein imaginäres, kosmisches Band verbunden und jeden einzelnen hatte er ungenutzt verstreichen lassen. Du verdienst es nicht besser! War das wirklich wahr? Er hielt inne. Nein, das konnte nicht alles sein. Er fragte sich, ob er überreagierte. Sie ging schließlich lediglich mit ihm essen. Aber was, wenn mehr daraus wird? Das wäre entsetzlich und er wüßte nicht, wie er damit umgehen sollte. Du kommst zu spät... du hattest 20 Jahre deine Chance! piepte das Stimmchen wieder. Er ballte seine Hand zu Faust und schlug sie in die Luft. "Sei still! Nichts ist zu spät! Noch nicht!" Das mußte ein Ende haben! Instinktiv rannte er auf den Flur, und fand sich kurze Zeit später vor ihrem Quartier wieder. Er sah wie er die Hand hob und den Türsummer betätigte und als er auf ihr "Herein!" eintrat, wußte er, daß es kein Zurück gab.

Das Herz klopfte ihm bis zum Hals, als sich die Tür hinter ihm schloß. Sie stand am Spiegel und war gerade dabei, sich für das kommende Abendessen zurechtzumachen. Sie trug ein weinrotes, weites Kleid, das, typisch für sie, schulterfrei geschnitten war. Es kam durch die Beleuchtung noch einmal besser zur Geltung. Außerdem hatte sie die Haare lose zusammengesteckt. Sie war wohl gerade dabei gewesen, sich um die Frisur zu kümmern, als er sie gestört hatte. "Jean-Luc!" rief sie ein wenig verwirrt. "Was machen Sie denn hier...?" Er sah sie von oben bis unten an, folgte jeder Kurve ihres Körpers mit seinen Augen. Sie war so wunderschön! "Ich will nicht, daß du mit ihm ausgehst!" sagte er laut. Er wußte, wie dumm er sich anhörte und wahrscheinlich würde sie ihn gleich für diese Unverschämtheit hinauswerfen. Sie holte tief Luft und stemmte eine Hand in die Hüfte. "Kannst du mir bitte erklären, was das zu bedeuten hat?" Er konnte sein Glück nicht glauben, sie wollte tatsächlich seine Begründung hören. Jetzt oder nie! Er war schon weiter gekommen, als er erwartet hatte! Langsam trat er einen Schritt auf sie zu und senkte verlegen den Kopf. "Ich liebe dich, Beverly..." murmelte er heiser. Nun hatte er die Worte gesagt, die seine Lippen schon so lange Zeit zurückgehalten hatten. Er hätte nie gedacht, daß es jemals dazu kommen könnte, aber jetzt war es geschehen und er fühlte sich seltsam leicht. Es war totenstill im Raum und er wagte nicht, hochzusehen. Spätestens jetzt würde sie ihn bitten zu gehen, doch wenigstens hatte er sie mit der Wahrheit konfrontiert. Er spürte, wie sie auf ihn zukam und eine warme, weiche Hand auf seine Schulter legte. Unwillkürlich ergriff er diese Hand und blickte nach oben. Sie sah ihn unglaublich ernst an, mit ihren tiefblauen Augen. "Wirklich?" flüsterte sie und er nickte stumm. Eine einzelne Träne rann ihre Wange hinunter. "Ich habe es gewußt... irgendwie habe ich es immer gewußt...!" Er wischte ihr die Träne mit einer zarten Handbewegung fort und legte die Hand dann auf ihren Hinterkopf, strich ihr über die weichen Haare und löste die Haarklammer die sie lose zusammenhielt. Sofort ergossen sie sich, wie ein roter Schwall über ihre Schultern. "Oh Jean-Luc!" Sie umarmte ihn innig und drückte ihn an sich. Eine Zeitlang blieben sie so stehen, doch irgendwann löste er die Umarmung sanft und zog ihren Kopf näher heran, bevor er ihre Lippen sanft mit den seinen berührte. Dann küßte er sie, zum ersten Mal bewußt und er wußte, dieses Mal würde sie ihm nicht wieder davonlaufen, sie würde bleiben, denn sie hatte sich entschieden. Er drückte sie ein wenig fester an sich, bevor er sie fordernder küßte, mit einem Hunger, dessen er sich vorher nicht bewußt gewesen war. Sie erwiderte den Kuß mit einer überraschenden Intensität. Mit seiner Zunge erforschte er ihren Mund und sie tat das selbe bei ihm. Nach all den Jahren hatten sie sich endlich gefunden, von all den Zweifeln, die ihn die lange Zeit geplagt hatten, blieb nichts mehr übrig. Er wußte, er hatte das Richtige getan, diese wundervolle Frau in seinen Armen bewies es. Es dauerte eine Ewigkeit, bis sie sich voneinander lösten und sich tief in die Augen sahen, dennoch waren sie immer noch so nahe beieinander, daß er ihren Herzschlag spüren konnte und ihre Atmung. Keiner sagte ein Wort, vielleicht aus Angst, etwas Kostbares zu zerstören, vielleicht auch nur der Magie des Augenblicks wegen nicht. Er küßte sie ein weiteres Mal zärtlich auf den Mund, glitt dann ihren Hals hinab und blieb vor dem Ansatz ihres Kleides stehen. Er spürte, wie sich ihr Atem beschleunigte und streichelte sie sanft, fast beruhigend über den Rücken, während er mit der anderen Hand das Kleid ein wenig tiefer schob. Nun glitt er mit seinen Küssen bis zu ihrem Schlüsselbein, bevor er wieder inne hielt. Abermals sah er sie an und bemerkte, daß sie die Augen geschlossen hielt und den Kopf ein wenig nach hinten gelegt hatte. Sanft strich er ihr mit einem Finger über die Wange, woraufhin sie die Augen wieder öffnete und lächelte. Sie nahm seine Hände in die ihren und drückte sie leicht, dann beugte sie sich vor und küßte ihn zum ersten Mal von sich aus, wenn auch etwas zögernd. Dieses Zögern verlor sich jedoch recht schnell und wurde von einem ungeheuren Verlangen abgelöst das im Begriff war, unbändige Wellen zu schlagen. Sie küßten sich immer und immer wieder, bis dies irgendwann nicht mehr genug war. Langsam griff sie mit den Händen unter sein Oberteil und erforschte tastend jeden Zentimeter, der darunter lag. Er keuchte überrascht auf. Das fühlte sich unglaublich gut an. Sie hörte auf, zog ihre Arme heraus und streifte ihm das Oberteil mit einer geschickten Bewegung vom Leib. Erneut küßte sie ihn auf den Mund, glitt dann, wie vorher er selbst, seinen Hals hinunter. Bevor sie weitermachen konnte, hob er sie hoch und setzte sie auf den in der Mitte des Quartiers stehenden Tisch. Während er sie mit seinem Mund liebkoste, zog er ihr Kleid so weit nach unten, daß es ihre Brüste freilegte. Zärtlich streichelte er darüber und bemerkte überrascht, daß sie ihre Hand auf die seine gelegt hatte und kaum spürbar an sich drückte. Er wußte, nun gab es keine Fragen mehr und nahm seine Hand langsam hinunter, bevor sein Mund an dieselbe Stelle wanderte. Er bedeckte ihren Oberkörper mit einigen Küssen, bevor seine Zunge vorsichtig mit ihrer Brustwarze spielte. Sie zitterte in seinen Armen, bei jeder seiner Berührungen, was ihn dazu veranlaßte sie fester an sich zu ziehen. Er mochte die Wärme und den Geruch ihrer Haut, er mochte es zu fühlen, wie sie atmete und zu spüren, wie sie auf ihn reagierte. Und er liebte sie. Er wollte ihr auf keinen Fall wehtun, wollte sie zu nichts zwingen. Er sah sie wieder an und strich ihr über die Wange, während er mit seinen Fingern durch ihre Haare rann. "Hat dir jemals jemand gesagt, wie schön du bist?" flüsterte er. Sie lächelte ihn an und nickte. Mit der Fingerspitze stupste sie seine Nase. "Aber noch nicht allzuviele..." fügte sie schnell hinzu. "Niemand mehr, seit Jack..!" Getroffen blickte er zur Seite. Jack! Nun war er doch im Begriff sich an seinem besten Freund zu versündigen, nach allem was er sich geschworen hatte. Ihm fiel seine Schuld wieder ein. Langsam brachte er ihr Kleid wieder an den richtigen Platz. "Beverly, wir müssen miteinander reden!" Sie sah ihn entgeistert an. "Reden? Ist denn nicht schon alles geklärt?" Er seufzte und schüttelte den Kopf. "Ich hatte es gehofft...aber ich war zu voreilig. Ich hätte nie..." Er brach ab und sah sie an. In ihren Augen spiegelte sich Verständnis wider und Liebe. Bevor er sich weiter von ihr entfernte griff sie ihn an der Schulter und zog ihn wieder zu sich heran. Liebevoll küßte sie ihn und strich ihm über den Hinterkopf. "Hör zu, Jean-Luc. Ich möchte, daß du die Vergangenheit ruhen läßt, zumindest für den Augenblick. Wir werden darüber sprechen..., aber nicht jetzt!" Mit einer einzigen Bewegung hatte sie ihr Kleid wieder nach unten gestreift und schlang die Arme um seinen Hals. "Wir haben viel zu lange gewartet, sowohl du, als auch ich..." Sie flüsterte nun fast. "Ich möchte, daß du mich liebst, ohne Vorbehalte..." Er schluckte. "Ich liebe dich.." Sie ergriff seine Hände und legte sie sich auf die wieder entblößten Brüste. "Dann hab keine Angst vor dem Unbekannten!" Er konnte ihren beschleunigten Herzschlag spüren, sah ihren erwartungsvollen Blick, diesen Glanz in ihren Augen. Er küßte sie herausfordernd. "Du weißt genau, daß es meine Aufgabe ist, das Unbekannte zu erforschen, aber du bist einzigartig von allen Frauen, die ich je traf." "Ich weiß!" Er glitt mit seinem Mund an die Stelle zurück, wo er aufgehört hatte und es dauerte nicht lange, bis sich ihre Brustwarzen versteift hatten. Verspielt ließ er seine Zunge darüber tanzen und nahm zugleich abwesend wahr, wie sie seinen Kopf gegen ihren Oberkörper preßte, keuchend und erbebend durch seine Zärtlichkeiten. Kurz bevor er das Gefühl hatte, sie könnte es nicht mehr ertragen, hörte er auf. Inzwischen hatten ihre Augen einen fiebrigen Ausdruck angenommen. Sie hielt ihn nach wie vor an sich gepreßt, doch nun, begann sie seinen Oberkörper mit ihrem Mund zu liebkosen. Er schnappte nach Luft, denn sie war gut. Er konnte dieses unglaubliche Gefühl nicht beschreiben, das sie ihm bescherte, aber es brachte ihn fast um den Verstand. Unbewußt krallte er sich in ihrem Kleid fest und versteifte seinen Rücken. Es kam ihm so vor, als kannte sie ihn seit Jahren, als wäre dies nicht das erste Mal, das sie miteinander teilten. Sie wußte genau an welchen Stellen er am empfindlichsten war und nutzte dieses Wissen. Knapp ehe er glaubte, zu explodieren, brach sie ab, genau im richtigen Moment. Nun war es an der Zeit einen Schritt weiter zu gehen. Er schob den Rock ihres Kleides nach oben und griff darunter, sanft tastend. Schnell streifte er ihre Strumpfhose, gefolgt von der Unterhose ab, während seine Hand unter dem Rock verweilte. Er wußte genau, wonach er zu suchen hatte, dennoch war er ein wenig unsicher. Sein Blick glitt erneut zu ihrem Gesicht und er gab ihr einen sanften Kuß auf die Wange. Fürchte dich nicht vor dem Unbekannten! ... /Wegen der Regeln zensiert.../

Als er in den niemals endenden Wirbel aus Lust und Vergnügen folgte, wußte er, daß er die richtige Entscheidung getroffen hatte. Sie gehörten nun zusammen, für immer und ewig. ... Sie waren verbunden auf immer, vereinigt im Augenblick. Raum und Zeit war bedeutungslos, es gab nur sie beide.
Keuchend und außer Atem sank Jean-Luc in Beverlys Armen zusammen. Er hatte sie nach wie vor fest an sich gedrückt, doch das vorherige, bodenlos erscheinende Begehren war einer tiefen Zufriedenheit gewichen. Langsam strich er ihr über die Haare und küßte sie sanft auf die Stirn, während sie den Mund zu einem warmen Lächeln verzog. "Ich glaube fast du kommst zu spät, zu deinem Treffen mit Mayland..." "Wer ist Mayland?" Er küßte sie sanft. "Ich weiß nicht..." "Ich auch nicht.." Sie hatte den Kopf auf seine Schultern gelegt und sich dicht an ihn geschmiegt. Er fragte sich, wie er es all die Jahre aushalten konnte, ohne ihre Nähe. Es beruhigte ihn, zu wissen, daß er nie wieder diese Qualen in ihrer Gegenwart auszuhalten hatte, nun da er Gewißheit hatte, aber er fragte sich, wie dies alles auf der Enterprise weitergehen sollte. Er war immer noch der Captain des Schiffes und es war fraglich, wie seine Mannschaft diese Liaison auffassen würde. Dennoch wußte er, er konnte den getanen Schritt nicht mehr zurückgehen. Das hatte Beverly nicht verdient und er wollte es auf keinen Fall, dazu war ihm das Erreichte viel zu kostbar. Seine Augen glitten über die weichen Konturen ihres Gesichts und er seufzte auf. "Du sorgst dich, wie sie es auffassen könnten?" Überrascht blickte er sie an. "Woher...?" Sie lächelte. "Ich dürfte dich inzwischen lange genug kennen, Jean-Luc!" "Das tust du..." flüsterte er leise, "aber irgendwie kommt es mir so vor, als hätten wir viel Zeit verschenkt!" "Sag das nicht... ich hatte genauso viele Zweifel, wie du... all die Jahre." Er strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht und küßte sie sanft. Sie erwiderte den Kuß mit einem neuen Hunger, kurz nachdem der alte gestillt worden war. Er spürte, wie ein Gefühl der Wärme durch seinen Körper strömte, ausgelöst durch die in dem Kuß enthaltene Forderung. Langsam legte er die Hände auf ihre Schulter und begann sie behutsam zu streicheln. Die Nacht hatte gerade erst angefangen fiel ihm ein und sie hatten noch so viel nachzuholen. Er hob sie erneut hoch und wollte sie hinüber zum Bett tragen, da ihm der Tisch langsam unbequem erschien, als der Türpieper erklang. Sie blickten sich entgeistert an und er setzte sie sofort auf den Boden ab, damit sie noch Gelegenheit hatte, ihr Kleid wieder zurechtzurücken, während er im Badezimmer verschwand. Er hörte ihre bewundernswert gefaßte Stimme: "Wer ist da?" "Hier ist Professor Mayland!" erscholl es von draußen gedämpft. Jean-Luc konnte ein Grinsen nicht unterdrücken, denn fast tat ihm dieser arme Kerl leid, der die ganze Zeit über vergeblich auf Beverly gewartet hatte, während er, Jean-Luc, mit ihr geschlafen hatte. "Kommen Sie herein!" hörte er sie sagen, und war gespannt, was nun passieren würde.
Die Tür ihres Quartiers öffnete sich mit einem Zischen, was bedeutete, daß er eintrat. "Ich habe mich gefragt, wo sie geblieben sind.." hörte Jean-Luc ihn sagen. "Es tut mir leid, Professor", entgegnete Beverly, "ich wurde aufgehalten." "Das verstehe ich natürlich!" Seine Schritte klangen dumpf auf dem Teppich, er lief wohl hin und her. Siedend heiß kam es Jean-Luc in den Sinn, daß noch das ein oder andere Kleidungsstück auf dem Boden liegen mußte, das sie in der Eile vergessen hatten wegzuräumen. "Haben Sie trotzdem noch Interesse mit mir den Abend zu verbringen?" fuhr Mayland bedauernswert hoffnungsvoll fort. "Ich fürchte, das ist nicht möglich!" mußte Beverly ihn enttäuschen. "Sehen Sie, es ist etwas Unvorhergesehenes eingetreten, das meine volle Aufmerksamkeit erfordert..." Das hatte sie schön gesagt! Nun mußte Jean-Luc vollends grinsen, ja er hatte sogar Mühe nicht loszuprusten. Von seinem Standpunkt aus gesehen, konnte man Beverlys Worte in einem vollkommen anderen Licht sehen, als es der arme Professor je ermessen konnte. "Das ist bedauerlich!" Seine Stimme schwankte, hatte er womöglich die Kleidungsstücke endlich bemerkt? "Nun, dann wünsche ich Ihnen... noch einen schönen Abend!" "Vielen Dank!" Die Tür zischte ein zweites Mal und dann war er fort. Nun konnte Jean-Luc sein Versteck endlich verlassen, was er auch sofort tat. Er ging hinüber zum Bett, setzte sich darauf und wartete. Es dauerte nicht lange, bis Beverly zu ihm kam. Sie hatte sich inzwischen des Kleides entledigt und war nun vollkommen unbekleidet. Jean-Luc fiel auf, daß er sie so noch nicht gesehen und sog die Luft scharf ein. Er konnte es nicht oft genug betonen, wie schön sie war. Sie schüttelte leicht den Kopf, damit ihre Haare weich über die Schultern fielen. "Er hat mir Blumen mitgebracht..." "Wie lieb von ihm! Aber irgendwo tut mir der arme Mann leid." Sie lächelte und setzte sich neben ihn. "Ja, mir auch, aber es mußte sein!" "Wieso? Du hättest ihm doch gar nicht..." Sie unterbrach ihn, indem sie sanft einen Finger auf seine Lippen legte. "Ohne ihn, wären wir beide noch immer einfach gute Freunde!" Er nickte verstehend und drückte sie sanft in die weichen Daunen. Er küßte sanft ihre Hand und glitt langsam weiter nach oben. "Ich hoffe nur, wir werden nicht mehr gestört!" murmelte er. "Das hoffe ich auch..." Er lächelte. Das würde eine lange Nacht werden...