Disclaimer: Ein Teil der vorkommenden Namen ist eingetragenes Warenzeichen von Paramount Pictures.

XIII

In der Gegenwart...

Überrascht sah Jean-Luc Picard auf. Auf seiner nächtlichen Runde durch das Schiff, bei der er seinen Gedanken nachgehangen war, fand er sich plötzlich vor der Krankenstation wieder. Das Unterbewußtsein konnte einem schon üble Streiche spielen. Wie gebannt starrte er auf die geschlossene Metalltür. Ginge er nur einen oder zwei Schritte nach vorne, würde sie sich automatisch öffnen und ihm Zutritt gewähren, doch wozu? Einst war dies Beverlys Reich gewesen und er hatte ihr gerne einmal den ein oder anderen Besuch abgestattet. Abgesehen von den verhaßten Routineuntersuchungen, die jährlich fällig waren und der dienstlichen Pflicht, wenn zum Beispiel Verletzte, die es zu versorgen galt, dorthin transportiert worden waren. Und nun mied er diesen Ort. Es war vielleicht als eine Art Paranoia anzusehen, doch wenn es nicht unbedingt sein mußte, machte er einen großen Bogen darum. Umso erstaunlicher, daß er genau hier gelandet war, da er nicht einmal auf seine Schritte geachtet hatte. Er brachte es selbst nach all den Jahren nicht fertig, vorurteilsfrei hineingehen zu können. Er senkte den Blick und setzte seinen Weg fort.

Mit gemischten Gefühlen stand Counselor Deanna Troi im Turbolift. Sie war auf dem Weg ins Zehn Vorne, nachdem Will sie über Komm darum gebeten hatte. Sie fragte sich, was er sich davon versprach, denn sie hatte ihm bereits nach Ende ihrer Schicht einen ausführlichen Bericht über ihre Einschätzung zur Verfassung des Captains vorgelegt, der zum ersten Mal nichts beschönigte oder beiseite ließ. Es war ihr sehr schwer gefallen, aber sie wußte, Admiral Hayes würde mit seinen Leuten alles bis ins kleinste Detail überprüfen und dann halfen ihre kleinen Manipulationen auch nicht mehr, was sie all die Jahre getan hatten. Leider hatte Will sich über die Gründe, warum er sie hergebeten hatte, ausgeschwiegen und so blieb ihr nichts anderes übrig als persönlich hinzugehen, wenn sie es erfahren wollte. Sie ging im Geiste noch einmal durch, was ihr der Captain erzählt hatte und vieles war ihr neu gewesen, besonders was die Vorfälle auf Serga VII anging, aber im Nachhinein machte dies alles Sinn. Sie entsann sich, eine Veränderung in Beverlys Gefühlen gespürt zu haben, als sie damals von dem Kongreß heimkehrte, aber dieses Mal war es ihr nicht so leicht gefallen die Ursache aus ihrer Freundin herauszukitzeln. Es hatte noch einen weiteren Monat gedauert, bis Beverlys Beziehung mit dem Captain offiziell war, obwohl Deanna, das mußte sie zugeben, in der vorhergehenden Zeit auch mehrfach durch die Emotionen, die von den beiden, wenn sie gemeinsam in einem Raum waren, ausgingen, darauf gestoßen war. Sie hatte es eigentlich schon die längste Zeit vermutet, insofern war die einen Monat später erfolgte Bekenntnis nur ein bürokratischer Akt gewesen, um Gerüchten endgültig den Nährboden zu entziehen und das Ganze amtlich zu machen. Die Crew hatte im Allgemeinen positiver reagiert, als der Captain wohl geglaubt hatte und so standen von dieser Seite keine Hindernisse mehr im Weg. Wie die beiden miteinander fertig wurden, war nun ihre Privatsache. Die meiste Zeit kamen sie recht gut damit zurecht, doch an einen großen Streit konnte sich Deanna noch gut erinnern. Sie seufzte, denn das Ganze wäre beinahe sehr unerfreulich geendet.

6 Jahre früher...

Voller Langeweile trommelte Deanna Troi auf die Lehne ihres Sessels. In einer halben Stunde endete ihre Schicht und sie konnte die Brücke endlich verlassen. Gelangweilt warf sie einen Blick auf Will, der neben ihr saß und gerade das Kommando über die Brücke hatte, da er Captain sich in seinen Bereitschaftsraum zurückgezogen hatte. Seit Tagen flog die Enterprise ohne große Ereignisse mit Warpgeschwindigkeit ihrem Ziel entgegen: Sternenbasis 31, wo man das Schiff, wie jedes Jahr einer gründlichen Wartung unterziehen würde. Natürlich war es gut, wenn nichts Außergewöhnliches passierte, da man sich so die meiste Zeit entspannen konnte, ohne Angst um sein Leben haben zu müssen, aber es barg auch eine nicht zu leugnende Tristesse in sich. Sie warf einen erneuten Blick auf den Chronometer, der rechts von ihr in der Lehne installiert war: noch 28 Minuten! Die Zeit zog sich, wie Kaugummi. "Sie vergeht einfach nicht!" hörte sie Will sagen und hob den Kopf. "Da haben Sie allerdings recht!" seufzte sie. "Was soll in den paar Minuten noch groß passieren?" "Eine ganze Menge!" Er grinste. "Wir wurden oft genug von Unvorhergesehenem überrascht, wenn wir nicht damit rechneten. Wer weiß?" "Das wäre mir fast das Liebste!" Sie verzog den Mund zu einer Grimasse. "Es muß ja nicht gleich eine elementare Bedrohung für das Schiff darstellen, einfach eine kleine Abwechslung, Sie wissen schon!" Er nickte. "Ich weiß genau, was Sie meinen! Aber wenn ich ehrlich bin, genieße ich die geruhsamen Tage fast, immerhin war unsere letzte Mission kein Pappenstiel!" "Weiß Gott nicht!" Sie rollte mit den Augen. "Aber davon wird mein Herumsitzen hier auch nicht interessanter!" "Sie haben es ja gleich geschafft!" Dankbar nickte sie. "Zum Glück! Dann gehe ich erst einmal zum Turnen und erhole mich!" Vielleicht hatte Will recht? Nach der vergangenen Mission waren ein paar ereignislose Tage eigentlich genau das richtige. Sie hatten tagelang an der cardassianischen Grenze patrouilliert und immer wieder heftige Dispute mit den Cardassianern ausgefochten, die sich nicht unbedingt an die Abmachung der entmilitarisierten Zone hielten. Aber was war anderes zu erwarten gewesen? Das Verhältnis der Sternenflotte zu dieser Spezies bestand sowieso aus einer Reihe von Verträgen und Klauseln die alle Nase lang von beiden Seiten aus irgendeinem Grund gebrochen wurden. Nun hatte man die Enterprise wieder einmal zu der Ausarbeitung eines neuerlichen, sinnlosen Vertrages geschickt und nebenbei die cardassianische Aktivität außerhalb ihres Raumsektors überprüft. Natürlich waren die cardassianischen Diplomaten überaus befremdet gewesen über das ungehörige Verhalten der Schiffe und natürlich konnten die Vertreter Starfleets, also sie, vollkommen verstehen, daß die cardassianische Regierung sich nicht um alle Verfehlungen ihrer Schützlinge kümmern konnte. Selbstverständlich wurde versprochen sofort die nötigen Schritte einzuleiten, gefolgt von zermürbenden Verhandlungen über neue Verträge, bei denen beide Seiten nur auf ihren Vorteil aus waren. Lügen nichts als Lügen, aber so war die Diplomatie nun einmal. Manchmal bedauerte sie es zutiefst, empathisch zu sein. "Alleine?" riß Will sie aus ihren Gedanken. "Bitte was?" fragte sie verwirrt nach. "Gehen Sie alleine Turnen?" "Achso... nein, ich treffe mich Beverly. Sie wissen schon, unser wöchentliches Ritual." Sie schmunzelte. "Frauengespräche... das übliche!" Er nickte. "Natürlich..." Grinsend schielte er zum Bereitschaftsraum das Captains. "Es wundert mich, daß er sie so lange gehen läßt..." "Wie wir bereits erwähnten, es ist ja sehr ruhig momentan. Sie dürften noch genügend Zeit für sich haben..." "Finden Sie nicht auch, daß der Captain aufgeblüht ist, seit er mit Beverly zusammen ist?" "Ich bemerke es jeden Tag. Es tut ihnen beiden gut!" Sie lächelte leicht. "Zumal sie sich schon so lange kennen. Ich gönne es ihnen..." "Glauben Sie, er wird sie jemals heiraten?" "Ich denke eher nicht. Es paßt nicht zu ihm. Eine Beziehung ist etwas anderes als eine Ehe, auch wenn sie sich lieben. Verstehen Sie mich richtig, ich kann mich auch irren, aber eine Hochzeit, das dürfte ihm ein wenig schwerer fallen, zumal er der Captain dieses Schiffes ist." "Er wäre nicht der erste..." "Sicher nicht, aber..." Sie stockte nachdenklich. "Es ist schwer zu erklären, aber ich konnte mir über Jahre ein Bild seines Charakters machen, schon alleine durch meine Arbeit hier und meine Fähigkeiten und es würde nicht zu dem passen, wie ich ihn kenne. Sehen Sie er hat sich schon schwer getan, all die Jahre diesen Schritt zu gehen und jetzt..." Urplötzlich verstummte sie, als der Captain aus seinem Bereitschaftsraum kam. Sie lächelte ihn unsicher an, drehte sich dann zu Will um. "Ich danke Ihnen für den Ratschlag, Commander, ich werde ihn sicher befolgen.!" Dieser blickte Sie erst verwirrt an, bevor er verstand. "Gern geschehen!" Dann nickte er Picard zu. "Captain!" Ein Blick auf den Chronometer verriet Deanna, daß ihre Schicht seit drei Minuten zu Ende war und eilig verließ sie die Brücke. Sie sah noch, wie Picard Will wieder ablöste, bevor sie in den Turbolift stieg. Hoffentlich hatte der Captain nicht allzu viel von ihrem Gespräch mitbekommen. Immerhin hatten sie ziemlich getratscht und das wurde nicht gerade gerne gesehen. Sie schmunzelte leicht. Der Captain und heiraten! Will kam schon auf seltsame Ideen.

Als sie ungefähr eine Viertelstunde später, nachdem sie sich umgezogen hatte, die Turnhalle erreichte, wartete Beverly bereits auf sie. Sie hatte ein Handtuch über die Schultern gelegt und stand an die metallene Wand gelehnt. Deanna kniff die Augen zusammen. Irgendwie sah ihre Freundin erschöpfter aus als sonst. Sie beschloß, sich nichts anmerken zu lassen und begrüßte sie, freundlich lächelnd. "Guten Tag!" "Hallo Deanna, ich habe bereits auf Sie gewartet!" "Hoffentlich nicht allzu lange? Ich habe mich extra beeilt!" "Keine Sorge, ich bin auch eben erst gekommen!" "Dann wollen wir beginnen!" Gemeinsam betraten sie die Turnhalle, wo noch einige Matten von den vorhergehenden Benutzern lagen, was Deanna aber sehr gelegen kam. Sie legte ihre Sachen in eine Ecke und begann mit einigen aufwärmenden Dehnungsübungen. Nach einer Weile bemerkte sie, daß Beverly sich daran nicht beteiligte und sah ihre Freundin fragend an. "Alles in Ordnung?" "Sicher... Ich fühle mich nur etwas müde heute, entschuldigen Sie." "Natürlich!" Deanna lächelte. Aber irgend etwas stimmte nicht. Reine Müdigkeit konnte nicht der Grund sein. Sie öffnete ihren Geist, um möglicherweise empathisch etwas in Erfahrung zu bringen, fand jedoch nichts. Es schien als wäre sich Beverly dessen gar nicht bewußt, sie glaubte tatsächlich nur an Müdigkeit. "Sind Sie sicher? Ich meine, könnte es nicht sein, daß Sie sich etwas eingefangen haben oder so?" "Woher denn?" Beverly lachte leise. "Ich habe während dieser ganzen Zeit das Schiff nicht verlassen." "Wenn das so ist.." Deanna resignierte. Vielleicht irrte sie sich auch. Ganz sicher irrte sie sich. "Machen wir weiter..." Dieses Mal beteiligte Beverly sich an den Dehnungsübungen und nach ein paar Minuten war alles wieder so, wie es die ganze Zeit über gewesen ist. "Haben Sie mir diese Woche auch wieder etwas Interessantes zu erzählen?" fragte Deanna nach einer Weile. "Sie geben nicht auf, oder?" "Es ist meine Aufgabe als Counselor!" "Ich muß Sie enttäuschen..." Sie lächelten sich gegenseitig an. Wie Deanna diese wöchentlichen Turnstunden liebte. Sie zogen sich jedes Mal gegenseitig auf, aber wenn eine von ihnen Probleme hatte, war die andere für sie da – vorausgesetzt man wußte, daß man ein Problem hatte. Seit Beverly mit dem Captain zusammen war, gab es immer wieder neuen Gesprächsstoff und manchmal mußte Deanna sich im Zaum halten, nicht indiskret zu werden. Aber es war auch einfach unglaublich! Sie wies auf eine der Matten. "Ich habe mir für heute einen Handstand vorgenommen, das habe ich seit der Akademie nicht mehr getan und es interessiert mich, ob ich ihn noch kann..." Beverly grinste sie an. "Nur zu! Das medizinische Personal steht bereit!" "Zu liebenswürdig! Das beruhigt mich ja fast..." Sie warf noch einen letzten schelmischen Blick auf ihre Freundin und nahm dann Anlauf. Im Bruchteil einer Sekunde beugte sie ihren Oberkörper nach unten, daß ihre Hände die Matte zu spüren bekamen und schwang ihre Beine in die Luft. Es war ein unglaubliches Gefühl die Welt verkehrt herum zu sehen und sie hatte es jedes Mal genossen. Leider machte sich die Schwerkraft meist viel zu schnell bemerkbar und sie begann zu schwanken. Verzweifelt versuchte sie mit ihren Beinen das fehlende Gleichgewicht herzustellen, aber es gelang nicht. Ehe sie sich versah, lag sie auf der Matte. "Uff!" Ihre Augen suchten das Gesicht von Beverly, um ihre Reaktion zu sehen, doch diese hatte ein Pokerface aufgesetzt. Das Amüsement konnte Deanna nur dank ihrer Fähigkeiten spüren. "Nicht schlecht für den Anfang," war ihr trockener Kommentar. "Danke..." murmelte Deanna während sie sich aufrappelte und den imaginären Schmutz von ihren Kleidern und Händen klopfte. Doch bevor sie sich weiter über ihre sportliche Leistung auslassen konnten, wurden sie jäh in ihren Dienst zurückgeholt. Es schien, als hätte das Schiff einen Notruf aufgefangen und Beverlys medizinische Fähigkeiten wurden nun wirklich gebraucht. Sie sammelten ihre Kleidungsstücke auf und verließen die Turnhalle. Als sie sich trennten, blickte Deanna ihrer Freundin noch hinterher und konnte sich weiterhin des Eindrucks nicht erwehren, daß etwas anders war. Sie schüttelte den Kopf und ging dann in ihr Quartier um sich umzuziehen. Vielleicht war auch ihre Hilfe nun wieder gebraucht. Sie wollte wenigstens vorbereitet sein. Hätte der Notruf nicht in ihrer Dienstschicht stattfinden können, fragte sie sich. So wurde sie einmal mehr in ihren Freizeitaktivitäten unterbrochen. Aber das war wohl Berufsrisiko...

Berufsrisiko! Ha! Erschöpft lehnte Deanna Troi sich an einen riesigen Felsen, und sah hinunter in die Ebene, wo die Verletzten lagen und medizinisch versorgt wurden. Sie war sich nicht mehr sicher, ob sie nicht doch lieber die Geruhsamkeit der Langweile dem vorzog, was sich hier abspielte. Der Notruf hatte seinen Ursprung von einem kleinen Planeten gehabt, der das Pech hatte, genau an der Grenze der entmilitarisierten Zone zu liegen und noch einmal durch reichhaltige Bodenschätze interessant wurde. Die Cardassianer hatten schon seit längerer Zeit größeres Interesse an diesem Ort und die dort lebenden Siedler der Föderation waren ihnen ein Dorn im Auge. So versuchte man diese Leute durch sporadische Überfälle einzuschüchtern und im Idealfall zu vergraulen. Deanna seufzte. Natürlich wurden diese Überfälle nicht von den Cardassianern persönlich ausgeführt sondern von anderen Spezies, die man dafür entlohnte, aber der Effekt war der gleiche: Elend und Leid. Sie verzog das Gesicht und versuchte sich gegen die Pein die sie von all diesen Leuten empfand, abzuschirmen. Seit Stunden waren die Rettungsteams der Enterprise ununterbrochen im Einsatz. Das gesamte medizinische Personal war zusammengetrommelt worden und man hatte außerdem noch andere Leute auf die Oberfläche gebracht, die sich, wie sie, um die Psyche dieser Menschen kümmern konnten, oder zumindest Grundkenntnisse in Erster Hilfe besaßen. Leider war man nicht mehr rechtzeitig gekommen, um den Überfall zu vereiteln, aber die nun angebotene Versorgung, war das Mindeste was sie tun konnten. Deanna schüttelte den Kopf und ging wieder hinab zu den Anderen. Sie erinnerte sich nicht mehr, wie viele Wunden sie schon versorgt hatte und weinende Kinder getröstet, aber es war auch gleichgültig. Um die schwereren Fälle mußte sich sowieso das professionelle Personal kümmern, so wie Beverly oder Dr. Selar. Ein kleines Mädchen stolperte ihr vor die Füße, es mußte wohl um die vier Jahre alt sein. Seine blonden Zöpfe waren schmutzverkrustet und bis vor kurzem hatte es wohl geweint, wie die verquollenen Augen verrieten. Nun war es in resignierte Apathie verfallen und wußte nicht mehr wohin es lief. Als es Deannas Beine berührte, sah es kurz auf, ohne jedoch wirklich zu erkennen, um wen es sich handelte. "Mami?" wimmerte es. Mitleidig nahm Deanna das Mädchen auf den Arm und strich ihm über die Haare. "Wir werden deine Mami bestimmt finden.." flüsterte sie. Was allerdings leichter gesagt als getan war. Wie wollte sie unter all diesem Gewühl eine Frau finden, die sie nie zuvor gesehen hatte? Vielleicht wußte einer der anderen Kolonisten Bescheid, möglichst jemand, der schon versorgt war. Suchend ging sie die Reihen der Verletzten auf und ab, bis sie das Ende erreicht hat, wo diejenigen lagen, die zur Zeit keiner Hilfe mehr bedurften. Ein älterer Mann erregte ihre Aufmerksamkeit, denn er schien, als würde er viele der hier lebenden Menschen kennen. Zielstrebig ging sie auf ihn zu und kniete neben ihm nieder, das Mädchen nach wie vor auf dem Arm. Er drehte langsam den Kopf und blickte sie mit müden Augen an. "Kann ich etwas für Sie tun?" fragte er leise. "Ja.." entgegnete sie. "Kennen Sie dieses Mädchen? Es hat in der allgemeinen Verwirrung wohl seine Mutter verloren..." Er nickte. "Könnten Sie vielleicht auf sie aufpassen, bis wir sie gefunden haben.." "Wenn Sie sie überhaupt finden..." Sie seufzte verstehend. "Ich möchte mein Bestes tun!" "Ich werde so lange auf Talia aufpassen, das verspreche ich Ihnen!" "Vielen Dank!" Sanft setzte Deanna das Kind ab und stand wieder auf. Das alles war so sinnlos, die Massaker ebenso wie die Sturheit der Kolonisten und Kinder, wie Talia waren die Leidtragenden. Hoffentlich fand sie deren Mutter. Aber vielleicht war es besser erst mit der Suche zu beginnen, wenn jeder versorgt worden war. Langsam ging sie hinüber zu Beverly, die gerade mit dem Tricorder einen blutüberströmten Mann scannte, dessen Kleider zerrissen waren. Er zuckte noch das ein oder andere Mal in Agonie, gab ansonsten aber kein Lebenszeichen von sich. Die Emotionen die Deanna von ihm empfand, waren sehr verwirrend und deuteten auf eine schwere Verletzung an. Vielleicht lag er auch bereits im Sterben. Sie wollte Beverly nicht weiter stören, denn es gelang ihr womöglich, ihn zu retten und suchte sich lieber einen Ort an dem sie gebraucht werden konnte.

Mit der Dämmerung kam die Kühle. Deanna fröstelte ein wenig, trotz ihrer Uniform, als sie in den Himmel sah, der sich rosa gefärbt hatte und von dunkelvioletten Wolken durchzogen war. Unter normalen Umständen genoß sie dieses farbenprächtige Naturschauspiel, doch dies hier waren keine normalen Umstände. Sie war wenigstens erleichtert darüber, alles ihr mögliche getan zu haben, dennoch brachte sie es nicht über sich, zur Enterprise zurückzukehren. Sie wollte für den Notfall zur Stelle sein. Zwar waren viele der Verletzten inzwischen kräftig genug in ihre Häuser zurückzukehren, doch diejenigen, deren Häuser beschädigt worden waren, hatten nicht so viel Glück. Man hatte zwar inzwischen einige, sonst für öffentliche Zwecke genutzte Gebäude als notdürftige Krankenlager umfunktioniert, aber es war trotzdem immer noch eine sehr unausgereifte Lösung. Bestimmt wurde das vorhandene Krankenhaus absichtlich dem Erdboden gleichgemacht, auch wenn Deanna solch kalkulierende Bosheit nicht begreifen konnte. Was man diesen Menschen für einige Bodenschätze antat... Sicher könnten sie sich einen anderen Planeten suchen, aber viele fühlten sich hier heimisch und hatten schon zu viel aufgebaut, um einfach zu fliehen. Das konnte Deanna auch verstehen... aber wenn sie dieses Leid sah. Langsam ging sie zu dem größten der Gebäude, in dem sich das meiste Personal der Enterprise nun aufhielt, in der Hoffnung, daß es dort etwas wärmer sein würde. In der Eingangshalle war nach wie vor medizinisches Personal bei der Arbeit, aber langsam schien sich die Lage zu entspannen. Wie schön! Beverly war nach wie vor am Arbeiten und Deanna fragte sich, wie viel ihre Freundin noch verkraftete. Sie hatte sie in den vergangenen Stunden ...wie viele waren es doch gleich?... kein einziges Mal Pause machen sehen, zu sehr war sie in die Arbeit vertieft, aber sie sah nicht gut aus. Besorgt blickte Deanna in ihre Richtung, aber alles was sie von Beverly empfing war wilde Entschlossenheit. Die Stimme des Captains riß sie aus den Gedanken. "Picard an Doktor Crusher!" Deanna verzog leicht den Mund zu einem Lächeln. Jeder auf dem Schiff wußte von ihrer Beziehung und dennoch blieb er so förmlich. Das konnte man ihm wohl bei aller Liebe nicht abgewöhnen. Beverly tippte an ihren Kommunikator. "Was gibt es?" "Wie ist die Lage?" Nachdem sie sich noch einmal umgesehen hatte, gab ihm Beverly die gewünschte Auskunft. "Wir haben soweit alles unter Kontrolle, aber es wurde noch lange nicht jeder Patient versorgt..." "Wieviel Zeit wird die restliche Versorgung noch in Anspruch nehmen?" "Ich weiß es nicht..." Deanna hätte dem Gespräch gerne noch weiter zugehört, aber sie spürte eine warme Hand auf ihrer Schulter. Überrascht drehte sie sich um und blickte dem selben älteren Mann in die Augen, dem sie vor Stunden das kleine Mädchen anvertraut hatte. Ein Schuldgefühl überkam sie. Sie hatte sich nicht einmal die Mühe gemacht, die Mutter von Talia zu suchen, aber zu ihrer Entschuldigung konnte sie sagen, daß sie anderweitig noch hilfreich gewesen war. Zu ihrer Überraschung lächelte er sie freundlich an. "Ich dachte mir fast, daß Sie hier zu finden sind. Ich möchte Ihnen danken!" Sie starrte ihn entgeistert an. "Wofür... ich meine..." "Daß Sie sich so rührend um Talia kümmerten.. Es war das einzig richtige, was Sie tun konnten. Niemand verlangt, daß Sie eine vollkommen unbekannte Person ausfindig machen. Inzwischen ist sie wieder wohlbehalten bei ihrer Mutter.." Ein Stein fiel Deanna vom Herzen, es hätte sie betroffen, wäre die Mutter des Kindes nicht mehr am Leben gewesen. "Das freut mich... wirklich! Aber es war das Mindeste was ich tun konnte..." "Eigentlich gehört Ihnen allen gedankt... auch Ihrem medizinischen Personal, das sich keine ruhige Minute gönnte.. aber erlauben sie wenigstens daß ich mich vorstelle, Dean McDowell!" Sie gab ihm die Hand. "Deanna Troi! Es freut mich, Sie kennenzulernen...!" Wiederum wurde ihr Gespräch unterbrochen, als Beverly entschlossenen Schrittes das Gebäude verließ. Ihre Gesichtszüge waren unbewegt, aber Deanna spürte die Wut, die ihre Freundin empfand, deutlich. Sie fragte sich, was vorgefallen war, wollte aber nicht indiskret erscheinen. Trotzdem war ihr vollkommen unklar, was Beverly in den wenigen Sekunden so in Rage versetzt haben könnte. Sie tauschte mit McDowell einen verwirrten Blick und sah ihrer Freundin nach.

Als Beverly nach zwanzig Minuten nicht zurückgekehrt war, machte sich Deanna ernsthafte Sorgen. Sie gab Dean zu verstehen, daß sie ihre Freundin suchen wollte und verließ das Gebäude. Inzwischen war es draußen noch dunkler geworden und alles war in ein dunkles Grau getaucht, aus dem Konturen wie schwarze Silhouetten hinausragten. Ein leichter Wind umspielte Deannas Haare und zerzauste sie ein wenig. Hektisch blickte sie sich um, konnte aber niemanden sehen. Sie fragte sich allen Ernstes, wohin Beverly gegangen war, denn allzuweit konnte sie sich kaum entfernt haben, alleine der Patienten wegen nicht. Deanna trat einen weiteren Schritt in die Dämmerung hinaus und kniff die Augen zusammen, um die Schemen besser erkennen zu können. Da erkannte sie sie! Es war nur ein dunkler Fleck in der Nähe des Felsens, an dem sie selbst vor einigen Stunden gestanden hatte, aber es handelte sich zweifellos um eine menschliche Gestalt. Eilig lief sie darauf zu, ging das letzte Stück jedoch gemäßigter.
Beverly bemerkte Deanna erst gar nicht, als sie sich langsam näherte. Diese konnte immer noch einen unbeschreiblichen Zorn von ihrer Freundin ausgehend spüren, wagte es daher kaum, näher zu kommen. Die Ärztin stand stocksteif neben dem Felsen und starrte ins Leere, aber sie zitterte, wohl vor Aufregung und Wut. "Alles in Ordnung?" fragte Deanna leise, sich der Unsinnigkeit der Frage durchaus bewußt. Ein Blinder sah, daß nicht alles in Ordnung war. "Ich habe einen direkten Befehl des Captains mißachtet..." sagte Beverly tonlos, ohne sich umzudrehen. "Oh..." Deanna sah zu Boden und einige Zeit herrschte betretenes Schweigen. Zu viele Fragen brannten ihr auf der Zunge, aber sie wagte es nicht sie zu stellen, ihre Freundin sollte es ihr aus freien Stücken erzählen, wenn überhaupt. Nach einer Weile fuhr Beverly mit ihrer Erzählung fort, aber es kam Deanna nicht so vor, als wären ihre Worte direkt an sie gerichtet, es schien, als erzählte es ihre Freundin einem Unbekannten. "Nachdem ich ihm sagte, es sei so weit alles unter Kontrolle, beorderte er mich aufs Schiff zurück, mit der Begründung, ich habe genug geleistet, das restliche Personal habe es im Griff, abgesehen von dem Schichtwechsel, aber ich kann doch all diese Menschen nicht alleine lassen." Zunehmend wurde ihre Stimme lauter. "Als ich mich weigerte, gab er mir den direkten Befehl und ich widersetzte mich." Sie wirbelte herum und blickte Deanna in die Augen. "Wie kann er so etwas tun? Er begreift wohl den Ernst der Lage nicht? Er kann nicht mein Wohl über das der anderen Offiziere stellen, von den armen Kolonisten ganz zu schweigen..." Die Empathin schwieg. Sie wußte nicht, inwieweit sie Beverly recht geben konnte, denn den Verletzten ging es soweit gut und auch viele Angehörige des medizinischen Personals waren inzwischen auf das Schiff zurückgekehrt , nachdem man sich über eine Schichteinteilung unterhalten hatte, die trotz allem noch eine Rund-um-die-Uhr Versorgung gewährleistete, ganz zu schweigen, daß ihre Freundin sich als einzige noch keine nennenswerte Pause gegönnt hatte und noch matter aussah als am Morgen. "Er hat es sicher nur gut gemeint..." sagte sie deshalb wertneutral. "Ich denke, Sie verdienen wirklich eine Pause. Niemand schwebt hier noch in Lebensgefahr, das haben Sie ja zum Glück in den vergangenen Stunden gemeistert. Ich selbst werde auch demnächst auf die Enterprise zurückkehren." "Ich kann hier nicht einfach weggehen. Nicht so lange es immer noch Verletzte gibt, das konnte er nicht verstehen." Deanna nickte einfach nur. In Beverlys aktueller Gemütslage, legte man sich besser nicht mit ihr an, denn was ihre Patienten anging, verstand sie keinen Spaß. Sie bewunderte sie für diese Entschlossenheit sehr, sorgte sich aber trotz allem auch um ihre Gesundheit. Außerdem war die Sache mit dem mißachteten Befehl ebenfalls noch nicht ausgestanden, im Gegenteil, sie fing gerade erst an und Deanna war sich nicht sicher, wieviel Spaß der Captain in dieser Hinsicht verstand. So nickte sie nur langsam und entgegnete: "Ich bin sicher, Sie wissen, was Sie tun, aber denken Sie auch einmal an sich!" "Wenn das alles ausgestanden ist..." Da es nun nichts mehr zu sagen gab, verabschiedete sich Deanna von ihrer Freundin und ließ sich auf das Schiff zurückbeamen. Ungefähr zwei Stunden später brach Beverly zusammen und als Captain Picard sie daraufhin doch an Bord holen ließ, fing der ganze Ärger erst an.

Erste Anzeichen, daß etwas nicht in Ordnung war, machten sich bemerkbar, als Deanna Troi am nächsten Tag ihren Dienst, wie gewöhnlich antrat. Auf der Brücke angekommen, hatte, wie sie inzwischen gewohnt war, Will Riker das Kommando, doch dieses Mal, war etwas anders mit ihm. Er saß bewegungslos auf dem Kommandosessel und sie konnte seine Beunruhigung spüren. Langsam setzte sie sich neben ihn und es dauerte nicht lange, bis sie verstand. Durch die Tür gedämpfte Schreie drangen aus dem Bereitschaftsraum das Captains, auch wenn sie nicht genau verstehen konnte, was gesprochen wurde. "Ungefähr 5 Minuten bevor Sie kamen, wollte Beverly den Captain unter vier Augen sprechen," klärte Will sie leise auf. "Und sie sah nicht sehr kompromißbereit aus.." "Ich weiß..." Deanna seufzte. "Sie war schon gestern nicht allzu kompromißbereit, als ich mit ihr sprach..." "Das schlimme ist, daß der Captain, nur in Härtefällen die Mißachtung seiner Befehle toleriert und er war gestern offensichtlich ebenso wenig erbaut." "So gerne sich die beiden haben, manchmal prallen Welten aufeinander. Ich kann sowohl den Standpunkt des Captains als auch den von Beverly verstehen, das ist das Problem." Riker seufzte ebenfalls. "Hinzu kommt nun leider noch, daß sie zusammenbrach und gegen ihren Willen doch an Bord geholt wurde. So hat jeder eindeutig gegen den Willen des anderen gehandelt..." Deanna lehnte sich zurück. "Ich möchte in der Haut von keinem der beiden stecken. Ich will nicht wissen, wie das weitergeht, da ich sowohl Beverly als auch den Captain als äußerst eigensinnig kenne." Will nickte und schweigend lauschten sie den Schreien die weiterhin gedämpft aus dem Raum des Captains drangen.

Eigentlich war Deanna nur ins Zehn Vorne gekommen, um sich mit einem großen Becher Schokoladeneis zu entspannen, doch der verhaltene Hinweis der weisen Barkeeperin Guinan lenkte ihre Aufmerksamkeit auf etwas anderes. Unauffällig machte sie Deanna auf die einsame Gestalt am Fenster aufmerksam, die apathisch auf ihr Getränk starrte. "Sie sollten mit ihr reden, ich fürchte sie ist dabei einen großen Fehler zu begehen!" Deanna nickte. "Danke für den Hinweis..." Langsam entfernte sie sich von der Theke und ging auf die traurige Frau zu. "Darf ich mich zu Ihnen setzen?" fragte sie Beverly höflich. "Wenn Sie wollen..." kam interesselos die Antwort. Ihre Freundin sah nicht einmal auf und Deanna konnte sich den Grund dafür denken: Beverly hatte geweint. Sie fragte sich, was weiter vorgefallen war, denn ein Streit alleine konnte kaum die Ursache sein. Sanft berührte sie die Hand ihrer Freundin, sagte jedoch keinen Ton, sondern blickte statt dessen auf die Sterne, die in Streifenmustern vorbeiflogen, unbekannte Welten, einfache Sonnen, eine galaktische Vielfalt, durch den Warpflug bis zur Unkenntlichkeit verzerrt. Eine Weile verharrten sie in Schweigen, bis Beverly Deanna über die Ursache ihrer Gemütslage aufklärte – und es war tatsächlich mehr als Streit: "Jean-Luc und ich werden uns trennen!" Es dauerte einige Sekunden bis das volle Ausmaß der Worte an Deannas Ohr gedrungen war und selbst dann brachte sie all ihre Emotionen nur in einem einzigen Wort zum Ausdruck: "WAS!" Das konnte unmöglich Beverlys Ernst sein, nicht nach all dem, was Deanna die vergangenen Monate gefühlt hatte. Diese Beziehung hatte beiden neue Kraft gegeben, war nach all der langen Zeit einfach notwendig gewesen und jetzt das! Aufgrund eines Streites? Es schien als hätte Beverly Deannas Gedanken erahnt. "Es geht um mehr als den simplen Streit... es geht um uns.." "Beverly..." Deanna war zu entsetzt um etwas anderes zu sagen. Sie war so glücklich für ihre Freundin gewesen, die endlich Erfüllung fand und konnte es einfach nicht fassen. "Wir sind zu verschieden... es ginge nicht gut." Zum ersten Mal, seit Deanna sich an ihren Tisch gesetzt hatte blickte Beverly ihr in die Augen und sie hatte tatsächlich geweint. "Unsere Beziehung beeinflußt unsere Arbeit und das könnte unter Umständen ganze Missionen in Gefahr bringen. Es war genauso falsch von mir, seine Befehle zu mißachten, wie es falsch von ihm war, mich bevorzugt zu behandeln. All diese Dinge erwachsen doch aus diesem Verhältnis... Ist es nicht besser einen Schlußstrich zu ziehen bevor es zu spät ist?" Deanna nickte langsam, sie hatte Beverly aufmerksam zugehört. All diese Dinge entbehrten einer gewissen Logik nicht und es stimmte schon, sollten es die beiden nicht in den Griff bekommen, Beruf und Privatleben zu trennen, könnte dies wirklich einmal ganze Missionen gefährden oder aber die Partnerschaft auf lange Sicht durch zermürbende Streits zerstören. Sie spürte noch etwas anderes bei ihrer Freundin, was neu hinzu gekommen schien: Angst. "Und der Captain?" fragte sie bedächtig. "Weiß er davon?" Beverly schüttelte den Kopf und Deanna verstand. "Oh Gott, Deanna ich liebe ihn noch immer und das macht es so schwer." "Vielleicht... wäre es besser, eine Beziehung nicht nach dem Nutzen festzulegen?" In Deannas Gehirn arbeiteten die Gedanken auf Hochtouren. Sie mußte ihre Freundin von ihrem Vorhaben abbringen, aber leider war dies leichter gesagt als getan, denn Beverlys Begründung war rational vollkommen nachvollziehbar und mit ihrem Geständnis, den Captain noch immer zu lieben auch emotional gefestigt. Sie hatte anscheinend lange darüber nachgedacht. "Was wollen Sie damit andeuten?" "Sehen Sie, solange es nicht zum Streit kam, bildeten Sie beide eine perfekte Einheit, zu Schwierigkeiten kam es erst, als es darum ging, den Rang des anderen zu respektieren." "Glauben Sie, das habe ich nicht in Betracht gezogen?" Tränen liefen ihr wieder über das Gesicht. "Aber es ist das Beste für uns beide..." Bevor Deanna etwas hinzufügen konnte, stand sie auf und ging. Troi sah ihr noch eine Weile hinterher und ließ sich das Gesagte durch den Kopf gehen. Sollte es wirklich so endgültig sein? Mußte man diese Beziehung wirklich so rational sehen? Durfte man keine Risiken eingehen? Aber was, wenn es stimmte, wenn die Sorge des Captains um Beverly wirklich irgendwann Menschenleben kostete? Wahrscheinlich hatte sich ihre Freundin all diese Fragen auch gestellt und hatte schließlich eine Entscheidung gefällt, die ihr zwar unendlich schwer fallen mußte, aber irgendwo bewundernswert war. Jetzt war nur noch auf ein Wunder zu hoffen. Manchmal ging das Universum seltsame Wege...

"Sie wollen sich allen Ernstes trennen!" Deanna war außer sich, als sie zurückkehrte zu Guinan, die geduldig an der Theke wartete. Die Barkeeperin nickte langsam. "Wirklich?" "Beverly erschien mir ein wenig zu entschlossen..." "Nicht unsicher?" "Wie meinen Sie das!" "Ich nehme an, Sie hat Ihnen eine logisch problemlos nachvollziehbare Begründung geliefert.." "Das hat sie... aber was wollen Sie damit sagen?" "Sie hat bestimmt lange darüber nachgedacht, aber sie hat Angst. Eine Beziehung in der Sternenflotte ist ein ziemlich fragiles Gebilde und das zwischen dem Captain und einem seiner Offiziere noch einmal. Man hat einfach viel zu schnell Angst, etwas falsch zu machen und Risiken einzugehen, weil die Folgen fatal sein könnten, ich betone könnten . Hinzu kommt das Pflichtbewußtsein, und in diesem Falle wird das potentielle Wohl anderer über das eigene gestellt. Lassen Sie mich es so ausdrücken, die Reaktion von Ihrer Freundin ist vollkommen natürlich." "Natürlich!" Deanna schnaubte. "Sie ruiniert sich freiwillig ihr Glück und ich bin machtlos!" "Sie sind nicht machtlos, Sie sind nur im Moment nicht mehr gefragt." "Ich würde ihr so gerne helfen, aber sie haben alle auf eine gewisse Weise Recht: Beverly, Sie, der Captain. Ich habe das Gefühl, eine Lösung liegt greifbar nahe und ich greife daran vorbei." Guinan lächelte geheimnisvoll. "Manchmal liegt eine Lösung näher als man denkt. Wie dem auch sei, Sie haben Ihre Rolle gut gespielt, was nun folgt, liegt nicht in Ihrer Hand." Deanna dachte noch einmal über die Worte der Barkeeperin nach und mußte ihr schließlich recht geben. Es lag nicht in ihrer Hand, aber sie hoffte das Beste.

Wie es aussah, zog Beverly ihren Entschluß wirklich durch, denn keinen Tag, nachdem Deanna mit ihr gesprochen hatte, war sie dabei, ihre Koffer zu packen. Auch wenn es sie nichts anging, tat es Deanna in der Seele weh, welche Tragödie sich hier abspielte. Die Emotionen, die sie von beiden empfing waren so stark, wie nie zuvor und gleichzeitig voller Trauer. Es schien als gingen sie sich gegenseitig aus dem Weg, aber Deanna fragte sich, wie lange das noch anhalten sollte. Die Tatsache der Trennung hatte nichts an ihren Gefühlen geändert, im Gegenteil und es war keine Lösung auf Dauer, so viel stand fest. Sie befürchtete, daß es nur zwei Möglichkeiten gab: entweder einer der beiden verließ das Schiff, damit man sich nicht mehr über den Weg lief, oder aber sie schafften es, sich wieder zusammenzuraufen, wobei Deanna die zweite Lösung stärker favorisierte. Natürlich barg diese Beziehung eine Menge Probleme und sicher war das Pflichtbewußtsein eine der größten Tugenden eines guten Sternenflottenoffiziers, aber mußte das eine das andere ausschließen? Deanna war sich nicht mehr sicher, wie gut sie die Situation beurteilen konnte, denn aus ihrer Sicht erschien es viel einfacher, als es wohl in Wirklichkeit war, immerhin war ihre Freundin mit niemand geringerem liiert gewesen (?), als mit dem Captain dieses Schiffes, auf dessen Schultern eine große Verantwortung lastete. Tatsache war außerdem, daß beide sehr lange gebraucht hatten, um zueinander zu finden, was ebenfalls auf ihr Pflichtbewußtsein zurückzuführen war, wenn wohl auch eher auf das des Captains. Mit jedem Mal, wenn sie darüber nachdachte, begann sie Guinans Worte besser zu verstehen. Beverlys Reaktion war tatsächlich nur 'natürlich' gewesen, wenn man bedachte, daß praktisch genau das eingetreten war, was sie die ganze Zeit gefürchtet hatten, das passieren würde, wenn sie eine Beziehung eingingen. Aber beide hatten kein so unschönes Ende verdient, weiß Gott nicht, auch wenn Guinan in diesem Punkt genauso recht hatte: es lag nicht mehr in Deannas Hand. Und sie hatte auch verstanden warum: diese Situation konnte sie unmöglich einschätzen, trotzdem fand sie es höchst unbefriedigend, zum Nichtstun verdammt zu sein.

In der Gegenwart...

Die Türen des Turbolifts öffneten sich und entließen Deanna Troi auf Deck zehn, womit sie auch aus ihren Erinnerungen gerissen wurde. Schnell verließ sie den Lift und machte sich auf ins Zehn Vorne, wo Will wohl schon auf sie wartete. Als sich die Türen des kleinen Restaurants öffneten und sie es betrat, dauerte es erst einmal eine Weile, bis sie ihn in all dem Chaos ausgemacht hatte. Er saß an der Theke und unterhielt sich munter mit Guinan, die gerade ein seltsam gewölbtes Glas abtrocknete. Langsam trat sie hinzu und machte mit einem leisen "Guten Abend!" auf sich aufmerksam. Will drehte sich zu ihr um und lächelte sie an. "Guten Abend, Deanna, danke, daß Sie meiner Aufforderung so prompt gefolgt sind..." Er wies auf den freien Barhocker neben sich. "Nehmen Sie Platz!" Deanna nickte und setzte sich hin, wobei sie Guinan begrüßte, bevor sie auf Wills Worte einging: "Das war doch eine Selbstverständlichkeit! Worum handelt es sich?" Er seufzte. "Um Ihre Fortschritte, was den Captain angeht, ich muß wohl nicht auf die drängende Zeit aufmerksam machen..." Sie schüttelte den Kopf. "Weiß Gott nicht, aber ich habe keine guten Neuigkeiten, leider..." Traurig senkte sie den Kopf und starrte auf ihrer Hände. Er berührte sie leicht an der Schulter. "Sie haben Ihr Bestes getan, niemand macht Ihnen einen Vorwurf.." "Ich mache mir selbst einen.." Inzwischen war Guinan näher an die Theke getreten und berührte Deanna ebenfalls tröstend am Arm. "Ein zweites Mal haben Sie ihr Möglichstes getan, aber auch dieses Mal liegt es nicht mehr in Ihrer Hand..." Überrascht hob Deanna den Kopf. "Guinan... ich..." Sie erinnerte sich an das Gespräch, das nun sechs Jahre zurücklag, damals, als Beverly mit dem Gedanken gespielt hatte, sich vom Captain zu trennen. "Wie ist das möglich, daran habe ich auch gerade gedacht?" Riker verfolgte das Gespräch der beiden Frauen etwas ratlos, aber etwas in Deannas Blick lag etwas, das ihm sagte, sie werde ihn demnächst über die Sachlage aufklären. Guinan zuckte lediglich mit den Schultern. "Schicksal?" Sie trat ein wenig näher an Deanna heran und flüsterte fast: "Und? Hatte ich damals unrecht?" Objektiv schüttelte der Counselor den Kopf. "Nein, es hat sich tatsächlich von alleine gelöst, aber ich kam mir dennoch nutzlos vor..." "Das tun wir alle hin und wieder..." Bei diesen Worten schenkte die Barkeeperin Deanna ein Glas mit einer roten Flüssigkeit ein und schob es ihr hin. "Trinken Sie, Johannisbeersaft, geht aufs Haus!" Dankend nahm Deanna das Glas an und nahm einen Schluck. "Aber diese Situation ist ein wenig anders gelagert..." "Ich weiß genau, wie die Situation gelagert ist... Commander Riker sprach von nichts anderem, aber ich verrate Ihnen etwas. Wie auch immer es ausgehen mag, es ist so vorherbestimmt und dient einem bestimmten Zweck, mehr kann ich nicht sagen.." Bevor Deanna noch etwas antworten konnte, hatte sich die dunkelhäutige Frau anderen Kunden zugewandt. Etwas verwirrt nahm sie noch einen Schluck Johannisbeersaft und fühlte sich fatal an die Situation vor sechs Jahren zurückerinnert. "Manchmal werde ich aus ihren Worten nicht schlau...," gestand sie Will, woraufhin dieser nachdenklich erwiderte: "Ja, die tiefere Weisheit, erkennen wir meist erst später, aber trotzdem gibt sie einem das Gefühl, in die richtige Richtung gelenkt zu werden." "Das stimmt allerdings.." "Aber jetzt verraten Sie mir, was es mit diesem ‚damals' auf sich hatte.." Deanna nickte. "Erinnern Sie sich an die Zeit, als Beverly mit dem Gedanken spielte, sich vom Captain zu trennen..." Er seufzte. "Zu gut.." "Damals versuchte ich auch verzweifelt, meine Freundin vom Gegenteil zu überzeugen, bis Guinan mir erklärte, es läge nicht in meiner Hand, genau wie sie es mir heute gesagt hat. Wie wir beide wissen, hat sie recht behalten... Es hat tatsächlich nicht in meiner Hand gelegen, daß sie sich wieder vertrugen.." Riker schüttelte bestätigend den Kopf. "Vielleicht hat sie auch heute recht. Wir haben getan, was wir konnten, vielleicht sollten wir einfach abwarten?" Nachdenklich nahm er ebenfalls einen Schluck seines Getränkes. "Vielleicht... Guinan hat tatsächlich einen siebten Sinn. Wenn Sie damals bereits geahnt hatte, daß..." "Beverly schwanger war..." beendete Deanna den Satz, "dann wird sie auch jetzt eine Vorahnung haben..." Will nickte. "Es macht sogar fast Sinn, aber ganz habe ich es damals nie begriffen..." Deanna lächelte leicht. "Ich auch nicht auf Anhieb, aber wofür bin ich Counselor?"

6 Jahre früher...

Manche Entscheidungen möchte am liebsten rückgängig machen, bevor man sie getroffen hat. Traurig lag Beverly Crusher auf ihrem Bett, in ihrem Quartier und ließ die Zeit vergehen. Sie war sich durchaus bewußt, daß dies keine allzu produktive Betätigung war, aber zu mehr hatte sie in ihrer Freizeit keine Lust und auch keine Kraft. Sie dachte an ihr letztes Gespräch mit Jean-Luc zurück und wieder stiegen ihr Tränen in die Augen. Das alles hatte genau den Verlauf genommen, den sie von Anfang an gefürchtet hatte und seit sie den Entschluß zu ihrer Trennung von ihm gefaßt hatte, wußte sie wirklich nicht mehr, wie es weitergehen sollte. Vielleicht hatte sie es vorher auch schon nicht gewußt, aber nun hatte sie das Gefühl eine entsetzliche Leere wäre an die Stelle getreten, an der es vorher noch so viel mehr gegeben hatte: Liebe, Verständnis. Hatte sie überstürzt gehandelt, dies alles für ihr Pflichtbewußtsein und ihren Beruf aufzugeben? Sie alle hatten von vornherein gewußt, daß es bedeutete Opfer zu bringen, wollte man zu Starfleet angehören, doch waren solch große Opfer notwendig? Sie kannte die Antwort darauf nicht und fragte sich deshalb, ob sie es sich nicht vielleicht ein wenig zu einfach gemacht hatte. Wäre sie eine Vulkanierin gewesen, hätte sie diese Frage alleine mit purer Logik beantworten können und wäre zu der Erkenntnis gekommen, vollkommen vernünftig gehandelt zu haben, aber sie war ein Mensch und ihre Emotionen hatten schon beim ersten Gedanken an eine Trennung aufgeschrien. Dennoch hatte sie diesen Schritt durchgezogen und schon bereut, bevor es soweit gewesen war. Sie sah noch immer den Schmerz in Jean-Lucs Augen, als er ihr bestätigte, sie habe wohl recht, es sei das Beste. In Wahrheit waren sie beide auf emotionaler Ebene ganz anderer Meinung gewesen und wußten dies auch. Sie hatten sich schnell wieder vertragen, aber dies war auch nicht der Punkt, glaubte sie zumindest. Es war nicht ihr erster Streit, aber der erste der solche Ausmaße annahm. Gesetzt den Fall viele der Kolonisten hätten noch in Lebensgefahr geschwebt und er hätte sie alleine aufgrund seiner Sorge an Bord geholt, hätte er dann nicht Menschenleben aufs Spiel gesetzt. Natürlich konnte man entgegen halten, daß dies nicht der Fall gewesen war, aber was wenn es ein nächstes Mal der Fall wäre? Ob er dann anders reagiert hätte, wäre sie erneut zusammengebrochen? Alles Hypothesen, Theorien... Konnte sie sich leisten, deren Wahrscheinlichkeit am eigenen Leibe zu überprüfen... Ihr Verstand sagte nein, ihr Herz ja. Natürlich konnten sie sich zusammenraufen, Jean-Luc mußte lernen, sie ebenfalls, aber wie lange würde es dauern? Wie lange durfte es dauern? Sie konnte all diese Fragen nicht beantworten und hatte aus Angst wohl den einfachsten Weg gewählt, obwohl er noch lange nicht der richtige war. Hinzu kam ein neuerliches Problem, über das sie noch mit niemandem gesprochen hatte: nachdem sie ihre geringe Belastbarkeit in den letzten Tagen irritierend fand, hatte sie sich vor einigen Tagen untersucht und festgestellt, daß sie ein Kind erwartete. Und gerade hatte sie sich vom Vater getrennt! Sie hatte nicht gewußt, ob sie sich darüber freuen sollte oder nicht. Immerhin stellte dies all ihre Pläne und Überlegungen in ein vollkommen anderes Licht. Aber am schwierigsten würde es werden, Jean-Luc mit dieser Tatsache zu konfrontieren, denn das war wohl das Mindeste, was sie tun sollte. Und dann? Sie seufzte.

Einer der schwierigsten Gänge, die Beverly je getätigt hatte, führten zum Quartier des Captains, zu Jean-Luc. In einem Anflug von Sarkasmus fühlte sie sich an ein Geschehnis der terranischen Geschichte erinnert, daß man allgemein als den "Gang nach Canossa" bezeichnete und genau so fühlte sie sich auch. Sie nahm all ihre Kraft zusammen und ging. Je schneller sie es hinter sich gebracht hatte, desto besser. Zuerst hatte sie sich Unmengen von Sätzen und Erklärungen zurechtgelegt, die sie jedoch alle wieder verworfen hatte. Sie wollte einfach nur sie selbst sein. Nun stand sie vor seiner Tür, fühlte sich elend und betätigte den Türdrücker. Es dauerte nicht lange, bis er mit einem etwas überraschten "Herein!" antwortete und sie zögerte keinen Augenblick länger, sondern kam seiner Aufforderung nach. Er saß auf seiner Couch und hatte ein Buch auf dem Oberschenkel liegen. Daraus schloß sie, daß er gerade noch gelesen hatte, oder zumindest so tat. Und er sah überhaupt nicht gut aus. Er blickte verwundert zu ihr hoch, worauf sie den Blick senkte. "Hallo!" war alles, was ihr einfiel und sie kam sich ziemlich albern vor. In Gedanken hatte sie diesen Moment schon so oft durchgespielt, aber sie hatte immer etwas passenderes gesagt, als ‚Hallo'. Es schien ihm nicht aufzufallen, denn er sagte genau dasselbe. Dann herrschte betretenes Schweigen. Sie hatte ihm so viele Dinge zu sagen und doch blieben ihre Lippen verschlossen. Sie sah ihm inzwischen zwar wieder in die Augen, hatte aber die Hände hinter dem Rücken verschränkt. Ihr Herz raste, als sie ihn da sitzen sah. Am liebsten wäre sie zu ihm hingegangen und hätte ihn geküßt und in seinen Armen all das, was sie nun bedrückte, wieder vergessen, aber damit hätte sie sich all ihre Überlegungen zunichte gemacht. "Was... führt dich hierher?" riß er sie mit einer unendlich traurigen Stimme aus den Gedanken. "Ich möchte mit dir sprechen!" entgegnete sie schlicht. "Worüber?" Er klang resigniert. "Wir haben viel zu lange gesprochen und diskutiert. Alle Auswirkungen besprochen und fühlten uns besser. Warum willst du alte Wunden noch einmal aufbrechen? Ich kann wohl nicht darauf hoffen, daß du zu mir zurückkehrst?" Das würde ich so gerne! Sie antwortete nicht, sondern setzte sich stumm neben ihn. Sie hatte ihn noch nie so aufgewühlt und zeitgleich so entmutigt erlebt. Nervös spielte sie mit ihren Fingern, und sah erneut zu Boden, bevor sie tief Luft holte und ihn ansah. "Jean-Luc, ich..." Sie brach ab, konnte seinen Blick nicht mehr ertragen. So hoffnungsvoll und doch abweisend. Sie versuchte es erneut, ihre Stimme war dünn, fast unhörbar. "Ich bekomme ein Kind!" Seine Augen weiteten sich in Überraschung. "Was!" "Ich.. ich dachte, ich sollte es dir sagen..." Er blickte sie immer noch entgeistert an. "Und jetzt! Wie denkst du dir, soll das jetzt weitergehen?" Er klang fast wütend. "Ich... um ehrlich zu sein, habe ich keine Ahnung." Tränen liefen ihr wieder über die Wangen. "Du hast recht, ich breche alte Wunden auf, ich sollte gehen..." Sie wollte aufstehen, doch er hielt sie zurück. "Warte! Bevor du gehst, möchte ich, daß du Folgendes weißt: Ich liebe dich noch immer, vielleicht noch viel mehr als zuvor und ich wäre deinem Kind so gerne auch ein richtiger Vater. Können wir nicht lernen uns zusammenzuraufen?" Sie nickte. "Vielleicht, aber können wir..." Er unterbrach sie, indem er sanft einen Finger auf ihre Lippen legte. Er nahm sie in den Arm und drückte sie fest an sich. "Wir waren beide so nah dran, eine große Dummheit zu begehen, du, weil du dich alleine von deinem Verstand leiten ließest und ich, weil ich es zuließ. Dieses Kind gibt uns eine zweite Chance, wollen wir die wirklich so ungenutzt verstreichen lassen? Willst du es alleine großziehen, wie schon einmal?" Unter Tränen schüttelte sie den Kopf. "Natürlich nicht... Ach, ich bin so durcheinander, ich weiß nicht mehr was ich will, und was nicht..." "Laß uns den Neuanfang wagen und aus unseren Fehlern lernen. Lassen wir uns nicht mehr so schnell einschüchtern!" "Wenn es so einfach wäre..." "Beverly..." Er nahm zärtlich ihr Kinn in die Hand und hob ihr Gesicht etwas an, daß er in die Augen blicken konnte. "Niemand ist vollkommen, auch wir nicht, aber wir können lernen!" "Jean-Luc..." Sie drückte sich noch fester an ihn, verzweifelt, hin und her gerissen, und weinte. Einfach weil es ihr guttat, weil es die Spannungen und all den Kummer der vergangenen Tage löste und er tröstete sie wortlos, streichelte nur ihren Rücken. Sie fühlte sich so geborgen. Als die letzten Tränen versiegt waren, hatte sie ihren Entschluß gefaßt. "Laß uns lernen!" Er sah sie freudig an und dann küßte er sie zärtlich. Es gab für sie keinen Grund mehr, diesen Kuß nicht zu erwidern. Sie hatten einander wieder und dieses Mal gab es mehr, als nur die bloße Zuneigung füreinander, das sie zum Bleiben bewegte. "Beverly, ich möchte, daß du meine Frau wirst!"