Disclaimer: Ein Teil der vorkommenden Namen ist eingetragenes Warenzeichen von Paramount Pictures.
XVIIn der Gegenwart...
Deanna Troi hatte Mühe das Gesicht nicht zu verziehen. Der Schmerz des Mannes, der ihr gegenüber saß hatte Überhand genommen und sie spürte jedes einzelne Bißchen davon. Er hatte ihr die Geschehnisse auf dem Planeten bis ins kleinste Detail berichtet, hatte sich zum ersten Mal seit langem wieder direkt mit der Situation konfrontiert. Auch jetzt glänzten Tränen in seinen Augen. Bekümmert blickte Deanna ihn an, sagte kein Wort. Es war auch nicht wichtig, etwas zu sagen, nein das einzige was wichtig war, war, daß sie zugehört hatte, bedingungslos, daß sie ihm zu verstehen geben konnte, daß es jemanden gab dem er alles erzählen konnte. Er blickte sie intensiv an, bevor er aufstand. "Ich danke Ihnen Counselor!" Ehe sie etwas erwidern konnte, hatte er ihr Quartier verlassen. Nachdenklich blickte sie ihm nach. Sie hatte durch seine Schilderung quasi miterlebt, was vorgefallen war, auf dem Planeten und sie verstand seinen Vorwurf der Sinnlosigkeit. Man hatte den Captain ungefähr eine Stunde nach Beverlys Tod gefunden und mit dem Kind auf die Enterprise gebracht. Er hatte schwere Erfrierungen erlitten und es war nicht allzu einfach gewesen, seinen Zustand zu stabilisieren. Für Beverly jedoch, kam jede Hilfe zu spät. Sämtliche Wiederbelebungsmaßnahmen schlugen fehl, sie hatte einfach zu viel Blut verloren, war bereits zu lange tot. Sie seufzte als sie daran dachte, wie man dem Captain diese Nachricht überbracht hatte. Er hatte sich tagelang in seinem Quartier vergraben, wollte nicht einmal das Kind sehen. Das Schlimmste mußte für ihn gewesen sein, als sich herausstellte, daß an den Vermutungen den Romulanern gegenüber nicht einmal etwas dran gewesen war. Eine Zeitlang hatte Deanna sogar gefürchtet, daß er sich etwas antäte. Glücklicherweise kam es nie soweit. Er hatte sich, vorher wieder gefangen. Von da an hatte seine gesamte Aufmerksamkeit alleine der kleinen Madeleine gegolten, dem einzigen Mensch, für den es sich noch zu leben lohnte. Sie seufzte und schüttelte den Kopf. Das Schicksal konnte ungerecht sein, sehr ungerecht. Übermorgen entschied es über den Ausgang des Tests. Sie jedenfalls würde alle Daumen drücken. Erneut kamen ihr die Worte Guinans in den Sinn. "Wir werden sehen..." murmelte sie.
"... und aus diesem Grunde, entschloß man sich, Sie diesem Test zu unterziehen! Es tut mir leid, Sir!" Will Riker war überhaupt nicht wohl dabei, als er seinen Captain schlußendlich mit jener Tatsache konfrontieren mußte, die er schon tagelang mit sich herumschleppte. Doch nachdem das Schiff, das den Admiral transportierte, die Enterprise gegrüßt hatte, war es nicht mehr länger vermeidbar gewesen. "Ich verstehe..." Der Captain wirkte seltsam entrückt. Er nahm diese Botschaft mit keiner wahrnehmbaren Gefühlsregung wahr, aber möglicherweise konnte Deanna Will später etwas Gegenteiliges berichten. "Ich dachte einfach, das sollten Sie wissen, bevor der Admiral an Bord kommt, auch wenn ich damit gegen seinen direkten Befehl verstoße. Das hätte ich schon viel früher tun sollen..." Picard nickte. "Dann wollen wir unseren Gast einmal begrüßen..." Er stand auf und ging. Will sah ihm etwas entgeistert hinterher, folgte ihm aber dann.
Als Will Riker den Transporterraum betrat, hatte der Admiral bereits materialisiert. Zwar hatte er mit dem Captain Grüße ausgetauscht, schien jedoch eher kurz angebunden zu sein. Als er Will sah, begrüßte er ihn höflich, aber distanziert. "Guten Tag, Commander Riker! Haben Sie alles Nötige vorbereitet?" Will nickte, wagte es nicht zu seinem Captain zu sehen. "Gut, dann brauchen wir uns nicht länger aufhalten zu lassen! Captain?" Zielstrebig verließ Hayes den Transporterraum und nahm Picard mit, während Riker ihnen nur unglücklich nachsah. Er sah seufzend zu Chief O'Brien und murmelte: "Drücken Sie dem Captain alle Daumen!" "Aye Sir!" entgegnete der Chief verwirrt und Riker mußte doch ein wenig schmunzeln. "Machen Sie sich keine Gedanken, Chief!" Mit diesen Worten folgte er auch er den beiden.
Die Tür des Konferenzraumes öffnete sich zischend.
Fragend sah Will Riker auf und erblickte Deanna. Er lehnte an der
Wand davor und hatte nun einige Zeit wartend davor gestanden. "Und?"
Sie schüttelte den Kopf und er seufzte. "Hayes scheint
genau die Schwachstellen des Captains zu kennen. Er hat ihm einige
Bilder gezeigt, die man direkt oder indirekt mit Beverlys Tod in
Verbindung bringen kann und die ihm in dieser Form tatsächlich
tagtäglich begegnen. Inzwischen habe ich wenig Hoffnung..."
"Hätten wir anders reagieren sollen? Hätten wir den
Captain warnen sollen? Hätten wir ihm mehr Hilfe zukommen lassen
sollen?" Will drückte seine Stirn an die Wand. Deanna
zuckte die Achseln. "Ich weiß auch nicht..." Sie
starrte auf den Boden. "Laut Guinan haben wir alles Mögliche
getan und sollten die Dinge ihren Lauf gehen lassen..." Sanft
berührte sie Will am Rücken und sagte leise. "Ich
verstehe nur zu gut, wie Sie fühlen, aber vielleicht ist es
wirklich höhere Gewalt. Außerdem ist der Test noch nicht
zu Ende, wir machen nur eine kurze Pause." Er nickte zögernd,
hatte aber keine Hoffnung mehr und legte die Hand auf die von Deanna.
"Danke..." sagte er, auch wenn er nicht wußte, wofür
er sich bedanken sollte. Sie lächelte ihn matt an und ging
wieder in den Raum hinein.
Zwei Stunden später war die
Entscheidung gefallen. Eine Entscheidung die jeder gefürchtet
und niemand gehofft hatte: Der Captain hatte den Test nicht
bestanden. Er wurde für geistig instabil und kommandounfähig
erklärt. Will Riker sah von dem PADD auf, das ihm Deanna in die
Hand drückte und hatte größte Mühe, seine Wut zu
unterdrücken. Sie befanden sich nach wie vor, vor dem
Konferenzraum. Deanna seufzte und schüttelte den Kopf. "Ich
habe alles versucht, aber Hayes wollte nicht auf mich hören. Er
kümmerte sich nur um seine eigenen Ergebnisse!" "Sie
haben ihr Möglichstes getan... Aber ich kann es immer noch nicht
fassen. Nach allem, was der Captain für die Flotte geleistet
hat, wird er so eiskalt abserviert? Ich habe es von Anfang an
geahnt..." Er seufzte und ließ das PADD sinken. "Das
sagte ich bereits ziemlich oft, nicht wahr?" Deanna sah ihn an,
sagte aber keinen Ton. Sie beide und so ziemlich jeder auf dem Schiff
fühlten sich verwirrt, vor den Kopf gestoßen. Das war das
letzte, womit sie gerechnet hatten. "Mir macht etwas ganz
anderes Angst!" sagte sie schließlich. "Wenn der
Captain mit seinem Posten seine letzte Aufgabe verliert, was wird
dann mit ihm geschehen?" Bevor Will antworten konnte, ging sie
fort und ließ ihn mit seinen möglichen Antworten allein.
